Ich möchte dich fragen: Wofür gibst du dein Geld aus? In was investierst du dich?
Ich möchte unterstellen, dass das, wofür wir unser Geld ausgeben und worin wir uns investieren, etwas darüber aussagt, wo unser Herz ist – wo unsere Liebe liegt. Unsere wahre Liebe wird durch solche Entscheidungen offenbar, denn was wir lieben, das lassen wir uns etwas kosten.
Gottes Liebe als Maßstab für unser Leben
In unserem heutigen Predigttext, mit dem wir die Predigtreihe durch das Buch des Propheten Hosea fortsetzen wollen, werden wir sehen, in was Gott sich investiert.
So wie schon letzte Woche werden wir heute noch einmal Gottes einzigartige Liebe betrachten. Dabei bete ich, dass wir darüber in Staunen geraten und zur Anbetung finden.
Ich möchte uns den Predigttext vorlesen: Hosea 3, ein kurzes Kapitel mit nur fünf Versen.
Und der Herr sprach zu mir: „Geh noch einmal hin und wirb um eine buhlerische und ehebrecherische Frau, wie denn der Herr um die Israeliten wirbt, obgleich sie sich zu fremden Göttern kehren und Traubenkuchen lieben.
Und ich kaufte sie mir für fünfzehn Silberstücke und fünfzehn Scheffel Gerste und sprach zu ihr: Lange Zeit sollst du bleiben, ohne zu huren, ohne einem Mann anzugehören.
Auch ich will nicht zu dir eingehen, denn lange Zeit werden die Israeliten ohne König und ohne Obere bleiben, ohne Opfer, ohne Steinmal, ohne Ephod und ohne Hausgott.
Danach werden sich die Israeliten bekehren und den Herrn, ihren Gott, und ihren König David suchen. Sie werden mit Zittern zu dem Herrn und seiner Gnade kommen in letzter Zeit.
Ich möchte mit uns beten:
Himmlischer Vater, wir danken dir für dein heiliges Wort. Wir danken dir für diese Worte aus dem Buch des Propheten Hosea, aufgeschrieben vor über 2.700 Jahren.
Herr, wir wollen dir danken, dass dieses Wort auch heute noch lebendig und kräftig ist und in unser Leben hineinspricht.
Ich möchte dich bitten, dass du unsere Herzen öffnest, so dass wir Acht geben auf das, was du uns durch dieses Wort heute sagen möchtest.
Und ich bitte dich, dass du meine Gedanken und Worte führst, so dass ich treu das sage, was du sagen möchtest.
So segne die Verkündigung und das Hören deines heiligen Wortes. Amen.
Überblick über die heutige Betrachtung
Diesen kurzen Predigttext möchte ich mit uns in drei Abschnitten betrachten und dabei jeweils einen Satz entfalten.
Gottes gnädiger Plan für seine Erwählten – das ist der erste Vers.
Gottes gnädiger Plan für seine Erwählten wird durch Hoseas Liebe für Gomer offenbart. Das sind die Verse zwei und drei.
Er findet seine Erfüllung in der letzten Zeit durch Jesus Christus. Das sind die Verse vier und fünf.
Lasst uns das wirklich Vers für Vers miteinander betrachten.
Der Auftrag zur Wiederherstellung einer zerbrochenen Beziehung
Wir sehen gleich zu Beginn im ersten Vers, dass Hosea erneut den Auftrag erhält, sich in Bewegung zu setzen und nach Goma zu gehen. „Geh hin, geh!“ So hatte Gott Hosea bereits ganz am Anfang des Buches gesagt, in Kapitel 1. Dort hatte Hosea den Auftrag bekommen, zu gehen und eine Hurenfrau zu nehmen. Damals ging es darum, dass eine Ehe geschlossen werden sollte. Hosea sollte eine Frau heiraten, von der er von Anfang an wusste, dass sie ihm nicht treu sein würde.
In Kapitel 2, Vers 4, im Abschnitt, den wir letzte Woche betrachtet haben, lesen wir zu Beginn, wie sich diese Frau Goma von ihrem Mann, Hosea, getrennt hat. Sie lief ihren Liebhabern hinterher. Wir haben auch gesehen, dass Hosea diese Trennung nicht einfach hingenommen hat. Stattdessen schickte er seiner Frau die Kinder hinterher, um sie zu warnen – zu warnen vor dem, was mit ihr geschehen würde, wenn sie im Ungehorsam und in der Sünde verharrt.
Hier kommen wir nun zur dritten Episode der Geschichte zwischen Hosea und Goma. Nach der Eheschließung und der Trennung soll es nun eine Wiederherstellung der Ehe geben. Hosea soll zu seiner buhlerischen und ehebrecherischen Frau hingehen, um um sie zu werben und sie zurückzugewinnen.
So sehen wir, dass in den drei Predigten – vor zwei Wochen, letzte Woche und in dieser Woche – jeweils unser Predigttext mit einer Geschichte von Hosea und Goma beginnt. Der Startpunkt verschiebt sich ein wenig, doch es beginnt immer wieder mit diesem Beziehungsdrama.
Wir erkennen, dass dieses Beziehungsdrama etwas offenbaren soll von der Beziehung, die Gott zu Israel hat. Dieses viel größere Beziehungsdrama wird durch diese ungewöhnliche Ehe dargestellt. Auch das hatten wir bereits gesehen.
Gottes Erwählung und Israels Untreue
In Kapitel eins dieses Eheschlusses wird letztendlich dargestellt, was Gott mit Israel getan hat. Er hatte sich dieses Volk erwählt – kein besonderes Volk, klein, ursprünglich nur ein Mann, nichts Besonderes daran zu finden. Aber Gott hatte seine besondere Liebe auf dieses Volk gesetzt, obwohl er wusste, dass dieses Volk ihm untreu sein würde.
Er hatte Abraham und seinen Nachkommen große Verheißungen gegeben und diese auch erfüllt. Doch er musste dann das erleben, was Hosea erleben musste: Israel wandte sich immer wieder von Gott ab. Es kam zu einer Trennung. Das Volk Israel ging hin zu anderen Götzen.
Im dritten Akt dieses großen Beziehungstramas sehen wir, wie Gott nun sagt: „Aber ich werde mein Volk nicht gehen lassen, ich werde die Beziehung wiederherstellen.“ Deswegen gibt Gott Hosea den Auftrag, hinzugehen und um diese Frau zu werben, die ihm so untreu war. Damit soll dargestellt werden, was Gott tun wird. So heißt es hier weiter in Vers 1: „Denn der Herr, der Herr, wird um Israel werben, obgleich sie sich zu fremden Göttern kehren und Traubenkuchen lieben.“
Wir werden erst anfangen zu verstehen, wie groß diese Liebe Gottes ist und wie erstaunlich sein gnädiger Plan ist, wenn wir uns noch einmal vor Augen führen, wie untreu Israel wirklich war. Das begann ja schon bei den Stammvätern. Selbst bei Abraham, Isaak und Jakob sehen wir, wie diese drei Stammväter, aus denen das Geschlecht Israel erwachsen sollte, untreu waren. Sie waren immer wieder ungehorsam, vertrauten Gott nicht und glaubten ihm nicht.
Wir haben gesehen, dass sie Feiglinge, Lügner und Betrüger waren und dass sie immer wieder ganz bewusst entgegen der klaren Anweisung Gottes handelten. Dann war ein großes Volk aus ihnen geworden. Gegen alle menschliche Vernunft hatte Gott das Wunder geschenkt und befreite dieses Volk auch noch aus der Knechtschaft in Ägypten.
Was geschieht als Nächstes? Kaum gerettet, hat dieses Volk nichts Besseres zu tun, als immer wieder nur zu klagen und zu murren. Nur weil Gott nicht so schnell handelt, wie sie es gerne hätten, machen sie sich ein goldenes Kalb, beten es an und sagen: „Das ist unser Gott!“
Dieses Volk ist ehebrecherisch und ein götzendienerisches Volk. Weiter sehen wir in der Geschichte Israels, in der Richterzeit, eine große Geschichte, die sich immer und immer wieder wiederholt. Vielleicht kennt man diesen Richterzyklus: Israel tut, was dem Herrn missfällt, sie wenden sich Götzen zu, gehen eigene Wege und vergessen ihren Gott. Sie rebellieren gegen ihn und lösen sich von ihm.
Gott sandte andere Völker, um sein Volk, sein geliebtes Volk, zu disziplinieren. In der großen Not besann sich Israel und rief zum Herrn. Der Herr sandte einen Richter, der das Volk befreite. So hatte das Volk wieder Frieden, die Beziehung war wiederhergestellt – aber nur für eine kurze Zeit. Der Richter starb, und das Volk tat wieder, was dem Herrn missfiel. Immer und immer wieder.
Israel rebelliert, Gott ist treu; Israel rebelliert, Gott ist treu; Israel rebelliert, Gott ist treu – eine ewige Geschichte, die immer so weitergeht.
Nun war es letztendlich so weit gekommen, dass sich die zehn Nordstämme auch noch von Juda, dem Königsgeschlecht, getrennt hatten. Sie hatten gegen den von Gott eingesetzten König rebelliert und sich abgewandt von dem Ort, den Gott gegeben hatte, um dort angebetet zu werden – nämlich dem Tempel in Jerusalem.
Das Nordreich Israel ging seine eigenen Wege und machte sich eigene Götzen. Sie hingen sogar mehr mit ihren Herzen an den Traubenkuchen, wie es hier heißt, den sie wohl als Teil von Götzenopferritualen gebrauchten, als am Herrn.
Israel war wie ein Kind, das eine liebevolle Mutter hat, die sich um dieses Kind kümmert und sorgt. Dieses Kind aber hat nichts anderes zu tun, als ständig die Mutter zu schlagen und anzuschreien. Wenn sie sich liebevoll über das Kind beugt, spuckt es ihr ins Gesicht.
Das ist das, was Israel mit Gott tut. Und seht ihr, was Gott tut? Er liebt weiter! Er hat einen gnädigen Plan für sein auserwähltes Volk. Gottes Liebe hört nicht auf. Deswegen ließ Gott sein Volk nicht gehen.
Wir haben das letzte Woche schon betrachtet, wie er sein Volk gezüchtigt hat, um es zurückzubringen. Wir hatten dann gesehen, dass Gott verheißt, er wird es wirklich tun. Am Ende des zweiten Kapitels hatten wir gesehen, wie Gott angekündigt hatte, dass er sich eines Tages über dieses ehebrecherische, götzendienende Volk erbarmen würde.
Dabei war klar geworden, dass Gott alles tun musste, denn dieses Volk würde nicht von sich aus zu Gott zurückkehren. Das war das Echo im letzten Abschnitt des Predigttextes letzte Woche. Da spricht Gott und sagt: „Ich will, ich will, ich werde, ich will.“
Genau das soll Hosea jetzt hier anhand seiner Beziehung zu Gomer illustrieren. Er wird aktiv; er soll hingehen zu seiner buhlerischen und ehebrecherischen Frau.
Hoseas Liebe als Spiegel von Gottes gnädigem Plan
In den Versen 2 und 3 sehen wir, dass Hosea genau das tut. Durch seine aufopferungsvolle Liebe für Gomer veranschaulicht Hosea Gottes gnädigen Plan für Israel. So heißt es in Vers 2 und 3:
„Und ich kaufte sie mir für fünfzehn Silberstücke und fünfzehn Scheffel Gerste und sprach zu ihr: Lange Zeit sollst du bleiben, ohne zu huren und ohne einem Mann anzugehören, und auch ich will nicht zu dir eingehen.“
Es ist nicht ganz klar, warum Hosea Gomer kaufen musste. Nach unserem Verständnis hatte er bereits einen Brautpreis bezahlt, wie in Kapitel 1 beschrieben. Er hätte sie zur Frau genommen und sie gehörte ihm gewissermaßen schon.
Aber vielleicht hatte sich Gomer nicht nur von ihm getrennt, sondern sich letztendlich so sehr in große Not gebracht, dass sie tatsächlich als Hure lebte. Vielleicht gehörte sie schließlich einem Zuhälter. Sie war auf irgendeine Weise versklavt. Wie auch immer die genaue Situation war: Hosea muss jetzt Kapital einsetzen. Er muss seine rechtmäßige Frau teuer zurückkaufen, damit er sie wieder für sich haben und für sie sorgen kann.
Und das tut Hosea trotz allem, was Gomer getan hat. Stell dir das mal vor: Dein Ehepartner betrügt dich – und zwar nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder. Wir haben bereits darüber nachgedacht, dass wahrscheinlich sogar zwei der drei Kinder gar nicht von Hosea waren, sondern von irgendwelchen Liebhabern.
Irgendwann geht sie weg und gibt sich ganz diesen Liebhabern hin. Sie will nichts mehr von dir wissen, verkennt all das Gute, das du weiterhin für sie tust, und hat nur Spott und Hohn für dich übrig. Schließlich erfährst du, dass sie sich prostituiert hat.
Würdest du zur Bank gehen und einen stattlichen Betrag abheben? Vielleicht reicht das Geld nicht, und du müsstest noch mit Naturalien oder sonstigem Besitz zusätzlich hingehen, um sie freizukaufen. Würdest du das tun?
Genau das fordert Gott hier von Hosea. Das ist ungeheuerlich, oder? Ich finde den Gehorsam Hoseas, hier so zu handeln, absolut erstaunlich! Ich habe mich gefragt, ob ich bereit wäre, das zu tun – ob ich bereit wäre, Gott in einer solchen Situation gehorsam zu sein.
Wie ist das bei dir? Gibt es etwas, das Gott nicht von dir fordern könnte? Vielleicht sogar ganz konkret: Dich einem Ehepartner, mit dem du im Konflikt oder Streit bist, noch einmal wieder zuzuwenden. Einem Menschen, der dir viel Leid angetan hat – vielleicht in deiner Familie, vielleicht im Bekannten- oder Freundeskreis – dich wieder zuzuwenden und es dich richtig etwas kosten zu lassen. Könntest du dir vorstellen, das im Gehorsam gegenüber Gott zu tun?
Eines darf uns ermutigen: Das, wozu Gott uns ruft, dazu befähigt er uns auch. Das sollte uns ermutigen und herausfordern, denn es gibt keine Ausrede. Gott wird uns befähigen, zu tun, wozu er uns ruft. Und wir tun gut daran, dann auch zu handeln.
Hosea tut das. Er lebt hier in erstaunlichem Gehorsam. Aber so sehr wir über Hoseas Gehorsam staunen können, so sehr muss uns doch klar sein, dass sein Gehorsam letztlich nur ein schattenhaftes Abbild der noch viel größeren Liebe ist, die Gott für sein erwähltes Volk hat.
Gottes Liebe und Gnade sind unfassbar groß. Das sehen wir hier, und das soll Hosea darstellen.
In Vers 3 lesen wir weiter, dass Hosea seine Frau dazu aufruft: „Nun sei treu, geh nicht mehr huren, lauf nicht mehr anderen Männern nach.“ Nach all der Hurerei soll Gomer nun für eine lange Zeit enthaltsam leben.
„Lange Zeit sollst du bleiben, ohne zu huren, ohne einem Mann anzugehören, und auch ich will nicht zu dir eingehen.“
Diese lange Zeit der Enthaltsamkeit hat natürlich auch eine symbolische Bedeutung. Das wird im letzten Abschnitt des Predigttextes, vor allem in Vers 4, deutlich. Dort wird klar, dass die lange Zeit, in der Gomer keusch und enthaltsam leben soll, letztlich ein Abbild dessen ist, was Israel bevorsteht.
Die symbolische Bedeutung der Enthaltsamkeit für Israel
Vers 4: Denn lange Zeit werden die Israeliten ohne König und ohne Obrigkeit bleiben, ohne Opfer, ohne Stein, ohne Ephod und ohne Hausgott.
In gewisser Weise ist es so, wie Gomer zuvor immer wieder herumgehurt hatte und zu Liebhabern ging. So wird auch Israel gesagt: Ihr werdet jetzt im Leben nicht mehr in den Hals gehen, ihr werdet keine bösen Könige mehr haben, keine Obrigkeit, und ihr werdet keine Opfer mehr zu euren Götzen bringen.
Was hier angekündigt wird, ist dasselbe, wovon wir bereits in Kapitel 2, in den mittleren Versen 11 bis 15, gelesen haben. Gott hatte seinem Volk angekündigt, dass er es eines Tages in eine Wüste führen würde. Er würde die Tage der Baal- und Räucheropfer über sein Volk bringen. Sie würden aus ihrem Götzendienst herausgenommen werden.
Diese Zeit der Dürre und Enthaltsamkeit bezieht sich letztendlich auf die Zeit nach der Eroberung und Zerstörung Israels durch die Assyrer im Jahr 722 v. Chr. Darüber haben wir in den letzten Wochen bereits nachgedacht. Das Nordreich Israel, dieses ehebrecherische und götzendienende Volk, wurde von Gott, natürlich durch die Assyrer, aber letztlich von Gott selbst, ausgelöscht. Gott hatte es angekündigt.
Man könnte denken, dass das Nordreich Israel nicht mehr existiert und die zehn Stämme nicht mehr als solche vorhanden sind. Was tatsächlich geschehen ist, zeigt sich im Namen des erstgeborenen Sohnes Hoseas. Der erste Sohn hieß Jesreel. Wir haben darüber nachgedacht, dass dieser Name eine Bedeutung hat. Er bedeutet, dass das Volk verstreut wurde. Und genau das ist geschehen: Die zehn Stämme Israels wurden unter die Nationen verstreut.
Das war die Politik der Assyrer: Sie nahmen Völker und vermischten sie miteinander. Sie verschoben sie, brachten einige vom Nordreich Israel in das eine Land und andere an einen anderen Ort. So vermischten sie die Völker, die sie besiegt hatten, damit diese Völker nicht mehr existieren und nicht mehr gegen die assyrische Macht aufbegehren konnten. Das Nordreich wurde unter die Völker verstreut.
Jotham hat in der ersten Predigt dieser Predigtserie deutlich gemacht, dass dieser Name noch eine zweite Bedeutung hat. Israel heißt nicht nur „verstreut“, sondern auch „ausgesät“. Israel wurde unter die Völker gesät.
So sehen wir auch hier, dass es nicht einfach nur Gericht und Ende ist, sondern dass es eine Hoffnung gibt. Vers 5 bringt eine erstaunliche Verheißung, eine Verheißung, wie Gott eines Tages seinen gnädigen Plan vollenden wird.
Wir sehen in allen drei Predigttexten – Hosea 1 bis 2,3; 2,4 bis Ende Kapitel 2; und im heutigen Kapitel 3 – immer die gleiche Struktur. Ich habe versucht, das auf einer Folie grafisch darzustellen. Der Anfangspunkt, den ich gerade beschrieben habe, verschiebt sich von Ehe, Trennung und Wiederherstellung der Ehe.
Wir sehen dann immer, dass dies auf Israel und Gott angewandt wird und dass es uns zu einem Endpunkt führt. Dieser Endpunkt scheint immer relativ weit in der Zukunft zu liegen. Es wird deutlich: Es gibt einen Tag, an dem das, was kein Volk war, ein Volk sein wird. Ein Tag, an dem Gott Großes tun und alles wenden wird. Ein Tag, der in der letzten Zeit liegt – ein Tag der Erlösung, Bekehrung und Errettung.
Genau das lesen wir hier in Kapitel 3, Vers 5. Wir lesen von dieser zukünftigen Hoffnung. Danach werden sich die Israeliten bekehren, den Herrn, ihren Gott, und ihren König David suchen. Sie werden mit Zittern zum Herrn und seiner Gnade kommen in der letzten Zeit.
Die zukünftige Hoffnung auf Erlösung durch den König David
Nach all diesem Drama, nach dieser langen Zeit, in der Israel verstoßen sein wird und quasi nicht mehr existiert, soll ein Tag kommen, an dem sich Israel König David zuwendet. Das klingt verwirrend, oder? Wie soll das funktionieren? Das ist in mehrfacher Hinsicht eigentlich kaum vorstellbar.
Zunächst einmal: König David war der König, bevor sich das Reich geteilt hatte. Zu der Zeit, als Hosea diese Worte sprach, war König David bereits seit zweihundert Jahren tot. Wie sollen sie sich also zu diesem König wenden? Außerdem hatte sich das Nordreich schon lange vorher, nämlich vierzig Jahre nach Davids Tod, vom Geschlecht Davids getrennt. Das Nordreich hatte andere Könige, nicht mehr die aus dem Hause Davids. Und nun existierte dieses Nordreich gar nicht mehr. Ein nicht existentes Volk soll sich also zu einem längst verstorbenen König wenden.
Ganz offensichtlich verwendet Hosea hier symbolische Sprache, wenn er von David und von Israel spricht. Das Neue Testament hilft uns zu verstehen, was damit gemeint ist. In seiner Pfingstpredigt verkündet Petrus den Menschen in Jerusalem, was es mit König David auf sich hat. Er greift die Prophezeiungen eines zukünftigen Königs Davids auf, auf den die Menschen warteten, und predigt darüber in der Apostelgeschichte 2: „Ihr Männer, liebe Brüder, lasst mich freimütig zu euch reden von dem Erzvater David.“ Dann sagt er: „Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag.“
Da David ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid versprochen hatte, dass ein Nachkomme von ihm auf seinem Thron sitzen sollte, spricht David hier quasi von sich, aber nicht von sich selbst. Petrus macht deutlich, dass David vom gekreuzigten und wieder auferstandenen Jesus spricht. Wenn wir wissen wollen, wer David ist, müssen wir sagen: David ist Jesus. Jesus ist der größere und bessere David.
König David wird das Volk eines Tages zurückführen. In christlichen Kreisen wird viel darüber spekuliert, was das genau bedeutet und was das im Hinblick auf die Juden heißt. Diese Spekulationen überlasse ich euch fürs Mittagessen oder so. Ich möchte nur sagen, was uns das Neue Testament dazu mitteilt.
Das Neue Testament sagt uns, dass das, was Hosea 1-3 verheißt – dass das, was nicht sein Volk war, sein Volk heißen soll – sich auf Menschen aus allen Völkern bezieht, auf Menschen aus Juden und Heiden zugleich. Das haben wir gerade in der Textlesung im ersten Petrus 2 gehört. Dort wird deutlich gemacht, wer dieses Volk ist, das sich dem König David zuwenden wird. Es sind Menschen, die zuvor kein Volk waren, die nun aber ein Volk werden, sein Volk werden.
Paulus macht in Römer 9 dasselbe Argument wie Petrus in seinem Brief und sagt: „Denn er hat uns berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden, wie er denn durch den Propheten Hosea spricht: ‚Ich will das mein Volk nennen, das nicht mein Volk war, und meine Geliebte, die nicht meine Geliebte war.‘“
Die Bedeutung für unser persönliches Leben
Ihr Lieben, in gewisser Weise – ich weiß nicht, ob euch dieses Bild hilft – hat Gott das Nordreich genommen, die zehn Stämme im Nordreich, und sie unter die Völker verstreut. Wir können auch sagen, er hat sie unter die Völker gesät. Diese Saat geht jetzt auf, und Menschen aus allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen kommen und bekehren sich zu diesem größeren und besseren David.
So kommen Menschen sowohl aus Gottes Volk als auch aus den Juden, wie auch aus den Heiden zusammen und bilden dieses eine neue Volk, von dem hier die Rede ist. Deswegen, ihr Lieben, ist Hosea 3 kein Kapitel, das nichts mit uns zu tun hat. Wir können uns nicht einfach entspannt zurücklehnen und nur schauen, was mit Israel war. Nein, dieses Kapitel spricht in dein und mein Leben. Denn diese Verheißung gilt allen, die sich dem Herrn im Glauben zuwenden.
Ich möchte dieses Kapitel nun noch einmal mit uns durchgehen – ganz persönlich auf uns angewandt. Das beginnt damit, dass wir uns in Vers 1 noch einmal verorten, dass wir erkennen, wo wir hier in der Geschichte stehen.
Wir lesen hier von einer ehebrecherischen Frau. Wir lesen von einem Volk, das sich Götzen zuwendet. Und wir müssen feststellen: Das trifft auf alle Menschen zu. Gott hat uns Menschen geschaffen, damit wir zu seiner Ehre leben, unter seiner guten Herrschaft leben und in enger Beziehung mit ihm stehen.
Doch was haben die Menschen von Anfang an getan? Sie haben Gott misstraut, sich von ihm abgewandt, wollten selbst der Herr sein, anderen Göttern dienen und ihre Herzen an andere Dinge hängen. Das trifft auf uns alle zu.
Anstatt den einen wahren Gott zu ehren, haben wir uns immer wieder falschen Göttern, Götzen zugewandt. Dort, wo Gott hier wie ein treuer Ehemann beschrieben wird, müssen wir anerkennen: Selbst die Besten unter uns sind oft untreu. Wir hängen unsere Herzen an andere Dinge.
Anstatt Gott zu ehren, hängen wir unsere Herzen an Geld, an Anerkennung, an Dinge, die uns Lust und Gewinn versprechen – so wie Gomer mit ihren Liebhabern. Und Israel mit den fremden Göttern – so leben auch wir oft in Untreue gegenüber Gott.
Wenn du jetzt denkst, ich denke und rede viel zu harsch über dich, dann rede ich erst einmal über mich selbst. Ich weiß, das trifft auf mich zu. Diese Woche habe ich mich gefragt, woran ich erkennen kann, wo mein Herz oft ist. Da habe ich gedacht: Warum tue ich mich oft schwer, beim Bibellesen dran zu bleiben?
Hier redet der heilige Gott. Aber ich muss doch schnell noch mal checken, was bei Olympia gerade abgeht, die neueste COVID-19-Statistik anschauen, sehen, was sonst in der Weltgeschichte passiert ist, oder einfach nochmal mit jemand anderem reden. Anstatt Gott Zeit zu geben, auf ihn zu hören und mich ihm zuzuwenden, damit mein Herr zu mir reden kann, sind meine Gedanken überall sonst.
Gott ruft uns durch sein Wort zu beständigem Gebet. Doch kaum fange ich an zu beten, schwirren meine Gedanken schon wieder woanders hin. Vielleicht bin ich der einzige Herr.
Manche überlegen sich, ob sonntags Gottesdienst dran ist oder nicht und was sonst als Alternativprogramm noch läuft. Manchmal kommen sie, manchmal nicht – obwohl Gott gesagt hat, ihr sollt die Versammlung der Gemeinde nicht versäumen.
Wo ist unser Herz? Sind nicht auch wir oft untreu, ein ehebrecherisches Volk, götzdienerisch? In der Bibel gibt es daran keinen Zweifel. Wir haben uns alle versklavt an die Sünde.
Aber in seiner erstaunlichen Barmherzigkeit und Liebe hat Gott einen Plan gemacht – einen gnädigen Plan, um sündige Menschen wie dich und mich aus der Knechtschaft der Sünde zu befreien. Weil Gott ein gerechter Richter ist, musste die verdiente Strafe bezahlt werden.
So erdachte Gott den perfekten Plan: Er würde seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus in diese Welt senden, um unsere Strafe auf sich zu nehmen. In Jesus kam Gott zu uns und gab sein Leben als Lösegeld für viele.
Das, was Hosea im Gehorsam gegenüber Gott getan hatte, war nur ein schattenhaftes Abbild dessen, was Jesus Christus für uns getan hat. Hosea hat Gomer erkauft für 15 Silberstücke und 15 Scheffel Gerste. Aber Gott hat uns durch Jesus Christus erkauft – durch das kostbare Blut Jesu.
Er hat uns nicht nur Besitz gegeben, er hat sich selbst gegeben. Nicht so, wie Hosea seine ehebrecherische Frau nicht verworfen hat und sie nicht in ihrer selbstverschuldeten Prostitution gelassen hat, in all dem Leid – so hat Gott uns nicht gelassen im selbstverschuldeten Chaos unseres Lebens.
Da, wo wir gestaunt haben über den gehorsamen Hosea...