I. Geteilte Freude
Maria ist sicherlich sehr beeindruckt gewesen von dem Gespräch mit dem Engel Gabriel. Sie soll den erwarteten Messias empfangen und zur Welt bringen! Den König aller Könige, den Herrn aller Herren! Der, durch den die ganze Welt erschaffen ist. Wer wird ihr das Glauben? Wer würde sie ernst nehmen und nicht einfach mitleidig belächeln? Wem kann sie sich anvertrauen, um ihr Erlebnis weiterzuberichten und ihrer Freude Ausdruck zu geben? Sollte sie zu Joseph gehen und ihm alles berichten? Vermutlich sind ihr viele Gedanken durch den Kopf gegangen. Vielleicht musste sie auch nicht lange überlegen und ihr war sofort klar, dass sie zu Elisabeth gehen sollte. Gabriel machte sie ja darauf aufmerksam, dass ihr etwas ähnliches widerfahren ist, denn die als unfruchtbar gilt, hat nun ein Kind empfangen und ist im 6. Monat schwanger. Egal wie Maria zu dem Entschluss gelangte Elisabeth ihre Verwandte im Gebirge Juda zu besuchen. Was wir deutlich sehen, sie hatte es eilige sie zu treffen. Sie hatte das Verlangen sich mitzuteilen. Eine solche Erfahrung kann man doch nicht für sich alleine behalten.
Das ist ein wichtiger Zug unseres menschlichen Wesens. Wir wollen uns mitteilen. D.h. wir wollen mit jemandem teilen. Freude allein ist schön, aber geteilte Freude ist grösser. Trauer allein ist schwer, geteilte Trauer wird leichter. Maria musste einen langen Weg auf sich nehmen, um ihre Freude mit jemandem teilen zu können. Vielleicht ist es dem einen und andern von uns auch so ergangen bei der Bekehrung. Man hat das Leben grundsätzlich verändert. Nun weiss ich, dass mich Gott durch Jesus erlöst hat, aber wo sind nun Menschen die verstehen, was mit mir geschehen ist? Wo sind Menschen, die wissen von was ich rede? und: Wo sind Menschen die sich mit mir freuen und mich stärken können. Hier musste mancher von uns auch einen beschwerlichen Weg zurücklegen. In Gemeinschaften, die ihm bisher unbekannt waren. Aber schön ist doch die Erfahrung mit Menschen zusammenzusein, die den selben Glauben mit mir teilen. Diese Freude merken wir doch ganz besonders, wenn wir einander erzählen, wie wir zum Glauben an Jesus gekommen sind, dann fühlen wir uns richtig zu Hause, denn wir können die Freude darüber teilen. Es gehört zum menschlichen Wesen, dass wir uns mitteilen wollen, wie ich bereits gesagt habe. Als Christen sollten wir diesen Teil unseres Wesens voll ausleben. Ein Nachfragen sollte nicht gleich als ein "gwunderfitzlä" ausgelegt werden. Ich meine nicht das Tratschen, sondern das mitteilen. Gerade diese Erfahrungen, die ein Mensch nicht verstehen kann, der Jesus nicht kennt, sollten wir ob Freud oder Leid miteinander teilen. Paulus schreibt den Römern: Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Rö.12,15. Leider sind wir gerade an diesem Punkt oft sehr gehemmt, was unserem geistlichen Leben gar nicht wohltut. Also nehmen wir uns doch ein Beispiel an Maria, die sich auf den Weg macht und zu Elisabeth eilt.
II. Unerwartete Stärkung
A. Der Gruss
Ich kann mir vorstellen, dass Maria sehr überrascht war als sie zu Elisabeth kam und sie sie grüsste, denn bevor Maria überhaupt etwas sagen konnte rief Elisabeth mit lauter Stimme. Oder man könnte auch sagen, sie schrie auf mit lauter Stimme. Und ohne dass Maria nur etwas von ihrer Begegnung mit dem Engel Gabriel sagen konnte, rühmt sie Maria und das Kind, welches sie bereits in sich trägt. Was war denn geschehen, dass Elisabeth so reagierte? Elisabeth sagt wie es geschah. Als sie den Gruss der Maria hörte, hüpfte ihr Kind vor Freude in ihrem Leib. Aber wieso weiss sie denn, dass ihr Kind aus Freude in ihrem Leib gehüpft ist? Sie wurde mit dem Heiligen Geist erfüllt, in dem Moment, in dem sie die Stimme der Maria hörte, somit zeugte der Heilige Geist durch Sie. Der Heilige Geist gab ihr zur rechten Zeit, die richtigen Worte. So lehrte auch Jesus seine Jünger: Wenn sie euch aber führen werden in die Synagogen und vor die Machthaber und die Obrigkeit, so sorgt nicht, wie oder womit ihr euch verantworten oder was ihr sagen sollt; / denn der heilige Geist wird euch in dieser Stunde lehren, was ihr sagen sollt. Lk.12,11-12.
Hier bei Elisabeth geschieht im Prinzip dasselbe, einfach unter anderen Umständen. Der Heilige Geist spricht durch sie. Elisabeth hatte sich keine Zeit genommen, um zu überlegen wie sie jetzt alles ausgewogen formulieren soll, sondern sie war in sichtlicher Erregung und sie hat Dinge ausgesprochen, die sie nicht von sich aus wissen konnte.
Denn wie sollte sie wissen, dass Maria in Erwartung ist? Und wenn es vielleicht durch die Erscheinung ersichtlich gewesen wäre, woher konnte sie wissen, dass Maria den verheissenen Messias in sich trägt? Denn Elisabeth ist fast beschämt und sagt: Wie geschieht mir das, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Lk.1,43. Elisabeth erkannte durch den Heiligen Geist, dass Maria den König aller Könige in sich trug. Dies war für Maria sicherlich eine grosse Stärkung, denn sie musste Elisabeth gar nichts erzählen, sondern Elisabeth bestätigte ihr sofort, was Maria ihr eigentlich erst erzählen wollte.
B. Die erste Begegnung
Es mutet uns schon etwas komisch an, dass Johannes der Täufer bereits im Leib seiner Mutter, vor Freude gehüpft ist. Wenn uns heute so etwas begegnen würde, würden wir vermutlich mit recht sagen, das ist eine Phantasterei, ein religiöser Übereifer. Hier bei Johannes haben wir es aber mit einem ganz besonderen Kind zu tun, von welchem angekündigt wurde, dass es bereits im Mutterleib mit dem Heiligen Geist erfüllt werde. Wir lesen: Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird schon von Mutterleib an erfüllt werden mit dem heilgen Geist. Lk.1,15. Keiner von uns könnte dies von sich behaupten, er wäre bereits im Mutterleib mit dem Heiligen Geist erfüllt worden, denn keiner von hat die besondere Aufgabe, des Johannes. Er war der Wegbereiter des Herrn. Er ging ihm voran und kündigte ihn an. So begegnen sich im Mutterleib zum ersten Mal auf der Erde, der König und sein Wegbereiter. Und was für die Weihnachstgeschichte und überhaupt für das Handeln Gottes charakteristisch ist: Das Hohe begegnet dem Niederen. Nicht Elisabeth geht zu Maria, sondern Maria zu Elisabeth.
C. Die Neidlose
Neidlos bekennt Elisabeth: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! Und selig bist du, die du geglaubt hast!
Wie grossartig ist diese Aufgabe, die Maria zukommt und sie ist wirklich besonders unter den Frauen. Nur eine Frau konnte diese besondere Aufgaben bekommen. Ist nun Maria gesegneter als wir alle? Hat Maria einen solchen Abstand zu uns, dass wir ihr nicht einmal das Wasser reichen könnten? Jesus hatte eine Begegnung mit einer Frau, die Maria rühmte. Es steht auch im Lukasevangelium: Und es begab sich, als er so redete, da erhob eine Frau im Volk ihre Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, an denen du gesogen hast. Lk.11,27.
Jesus hätte ihr beipflichten können und sagen: in der Tat, selig ist sie, meine Mutter, der besondere Gnade widerfahren ist. Wie wir uns gewohnt sind, so gibt Jesus eine unerwartete Antwort. Er sagt ihr: Er aber sprach: Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Lk.11,28.
Also nicht der Leib der Maria ist heilig. Nicht dass sie die Mutter des Gottessohnes ist zeichnet sie aus. Maria zeichnet sich dadurch aus, dass sie das Wort Gottes gehört und bewahrt hat. Somit macht Jesus deutlich, dass alle die Gnade erfahren können, die Maria erfahren hat, nämlich im Hören auf das Wort Gottes und im bewahren desselben.
Hast Du auf das Wort Gottes gehört und bewahrst du es? Denn wenn du noch nicht ein Kind Gottes bist, also wenn Du um Deine Rettung nicht weisst, dann hast Du vielleicht das Wort Gottes schon gehört, aber du hast es nicht bewahrt. Vielleicht hast du die Worte sogar schön gefunden, aber sie sind an Dir vorüber gegangen wie ein schönes Gedicht, oder eine tiefgründige Ansprache. Wir sollen aber das Wort Gottes: bewahren, beobachten, bewahren, schützen. Es soll also in unserem Leben ständig Bedeutung haben. Wir sollen es beachten und das bedeutet, dass wir es auch tun sollen. Jesus sagte den Juden: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. / Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede. Joh.7,16-17. Hast Du das Wort Gottes getan? Im Johannesevangelium steht: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben. Joh.1,12. Hast Du Jesus aufgenommen?
Maria gehörte zu den Menschen, die Gott beim Wort genommen haben, auch wenn es Sachen waren, die über unsere menschliche Vorstellungskraft hinausgehen. Elisabeth sagt zur Maria: Selig bist du, die du geglaubt hast! V.45. Zacharias ihr Mann hat eben nicht geglaubt, deshalb wurde er stumm. Gabriel sagte zu ihm: Und siehe, du wirst stumm werden und nicht reden können bis zu dem Tag, an dem dies geschehen wird, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die erfüllt werden sollen zu ihrer Zeit. Lk.1,20. Was Gott sagt, das wird erfüllt werden, dieser tiefen Überzeugung ist Elisabeth, wenn sie Maria sagt: Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn. Lk.1,45.
Durch unseren Unglauben können wir den Heilsplan Gottes nicht ins Wanken bringen. Gott wird sein Ziel trotz uns erreichen. Unglaube bringt uns selbst ins Wanken, wir behindern unsere eigene gesunde Entwicklung. Jakobus beschreibt in einem schönen Bild ein Christ, der zweifelt und nicht glaubt:
Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Winde getrieben und bewegt wird. / Ein solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde. / Ein Zweifler ist unbeständig auf allen seinen Wegen. Jak.1,6-8.
Schluß
Gott hat es nicht nötig eine grosse Szene aufzuziehen, um seinen Sohn anzugkündigen. Jesus kommt im Lärm der Welt ganz still zur Welt. Zwei Frauen, die absolut nicht im Rappenlicht der Gesellschaft stehen, werden mit dem Wertvollsten, was es auf der Welt überhaupt je gegeben hat betraut. Gott ist so gross, dass er es sich leisten kann die Geringen der Welt für die grossen Aufgaben einzusetzen. Ganz wie Paulus den Korinthern schreibt:
Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist / und das Geringe vor vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist; / damit sich kein Mensch vor Gott rühme. 1.Kor.1,ö27,29. So etwas kann sich nur der Schöpfer von Himmel und Erde leisten. Wir haben in der Tat einen grossen und wunderbaren Gott, der sich für uns Menschen erreichbar macht! Amen