Darstellung und Opfer im Tempel
Wir lesen weiter in Lukas 2, nach der Weihnachtsgeschichte. Dort wird in Vers 21 die Darstellung Jesu erwähnt, also die Beschneidung Jesu. Anschließend fahren wir bei Vers 22 fort.
Am Sonntag werden wir dann den letzten Teil dieses Abschnitts betrachten, in dem die Hanna das neugeborene Kind sieht – die alte Hanna.
Lukas 2,32-35:
Als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose vorüber waren, brachten sie Jesus nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen. Denn es steht geschrieben im Gesetz des Herrn: „Alles Männliche, das zuerst den Mutterschoß durchbricht, soll dem Herrn geheiligt heißen.“
Um das Opfer darzubringen, wie es im Gesetz des Herrn vorgeschrieben ist, brachten sie ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben dar.
Und siehe, ein Mann war in Jerusalem mit Namen Simeon. Dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels. Der Heilige Geist war mit ihm, und ihm war durch den Heiligen Geist verheißen worden, dass er den Tod nicht sehen werde, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.
Auf Anregung des Geistes kam er in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um nach dem Gesetz mit ihm zu verfahren, wie es Brauch ist, nahm Simeon Jesus auf seine Arme, lobte Gott und sprach:
Simeons Lobpreis und die Bedeutung Jesu
Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast. Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast, vor allen Völkern ein Licht zu erleuchten, die Heiden, und zum Preis deines Volkes.
Sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: „Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird. Auch durch deine Seele wird ein Schwert ringen, damit viele Herzen und Gedanken offenbar werden.“
Die Hirten sind wieder zurückgegangen und hüteten ihre Herden. Auch jene sonderbaren Gestalten, die aus dem Osten gekommen waren und die Planetenbahnen berechnet hatten, kehrten wieder um. Sie waren über die steilen Berghänge hinuntergeritten nach Jericho, um nicht mehr zu Herodes zurückkehren zu müssen.
Die Atmosphäre im Tempel und die Armut der Familie Jesu
Und noch vor der Flucht Jesu vor dem grausamen Kindermord des Herodes kommt es zu jener Begegnung. Jesus wird in den Tempel getragen, und man hält den Atem an. Jetzt kommt Jesus, der Sohn Gottes und Retter, an den Ort, an dem all die großen Verheißungen Gottes lebendig sind. Dort, wo viele Menschen zusammenkommen, um Gott ihr Lob zu singen und wo die Opfer dargebracht werden.
Joseph und Maria sind jedoch nur eingekeilt in große Menschenmassen. Man schätzt, dass an einem Werktag im Tempel bis zu zehntausend Menschen zusammenkamen. Im Vorhof des Tempels herrschte hektisches Treiben. Da blökten Schafe, und Tauben wurden feilgeboten. Außerdem wurde Geld gewechselt, denn die normalen Münzen aus dem Geschäftsleben durften nicht in die Opferbüchsen geworfen werden – sie waren nicht heilig genug.
Kein Mensch beachtet Maria, Joseph und das Kind Jesus. Dort wird Joseph noch die Tauben gekauft haben – die Turteltauben, wilde Tauben, im Gegensatz zu den gezüchteten Tauben. Diese waren das Opfer der armen Leute. Im Gesetz war eigentlich bestimmt, dass bei einer Erstgeburt ein Schaf geopfert werden sollte. Doch Joseph konnte sich das nicht leisten, denn er hatte kaum Geld.
So reiht er sich unter die schäbigen Armen, die Minderbemittelten, ein und bringt sein Opfer dar.
Der Tempelbetrieb und die Bedeutung des Tores
Im Vorhof der Frauen ging man hindurch, und von dort führte eine Treppe mit 15 Stufen nach oben. Dort befand sich ein großes, wunderbares Tor zum Vorhof der Männer, wo die großen Opferaltäre standen. Dieses Tor hatte ein reicher Kaufmann namens Nikanor aus Alexandrien in Ägypten gestiftet.
Eine Besonderheit war, dass dieses kunstvoll geschmiedete Tor von zwanzig Männern geöffnet werden musste. Es muss in den Türaufhängungen gekrätzt haben oder am Boden geschliffen sein, sodass ein durchdringender Krach entstand, wenn morgens dieses Tor geöffnet wurde. Dieser Klang riss den letzten Bürger von Jerusalem aus dem Bett. Es war ein Zeichen: Jetzt beginnt der Tempelbetrieb, jetzt wird Gott angebetet.
Dies ist nur ein Beispiel dafür, was Menschen alles tun, um Gott zu ehren. Zwanzig Männer waren nötig, um das Tor zu öffnen, doch kein einziger von ihnen war da, um Jesus willkommen zu heißen. Doch einer war da – einer.
In dem ganzen großen Betrieb war man blind für das Kommen des verheißenden Messias. All das steht so in der Bibel, weil es uns schockieren kann. Man steckt mitten in dem religiösen Betrieb und spult das immer wieder einfach so ab. Dabei erkennt man eines: Das Notwendige wird nicht erkannt.
Die wenigen, die Jesus erkennen
Da will uns Gott seinen Sohn geben – den Retter, den Heilenden. Doch die Menschen gehen vorüber. So war es nicht nur, als Jesus auf Erden wirkte, sondern so ist es oft bis heute.
Wie viele kennen wir, die gar nicht verstehen, warum wir immer von Jesus reden, warum er uns alles bedeutet und warum wir ohne ihn nichts mehr tun können?
Bevor es die Treppen zum Vorhof der Männer hinaufging, wurden dort die Opfer dargebracht. Genau an dieser Stelle steht der alte Simeon. Es sind nur ganz wenige Menschen, die Jesus erkannten. Besonders waren es die Hirten, die Jesus als Kind sahen, die Magier aus dem Osten sowie Simeon und Hanna im Tempel.
Der alte Simeon – ich weiß nicht, ob die Leute manchmal dachten, er hätte einen Tick oder einen Spleen. Wie er immer dastand, sagten sie vielleicht: „Es ist schon Babynarr, wie er immer guckt, wenn er ein Baby sieht.“ Dann schüttelte er den Kopf und brummelte in sein Bart hinein: „Nein, nein, nein.“
Simeon – ein Sonderling mit Gottes Geist
Es war nicht so, dass er einfach auf der Suche nach dem Messias war, den er finden wollte. Lassen Sie mich zuerst ein paar Worte über diesen sonderbaren Mann Simeon sagen. Er wird uns ja in der Bibel beschrieben.
Siehe, man muss darauf achten: Immer wenn das Wörtchen „siehe“ kommt, bedeutet das, dass jetzt jemand vorgestellt wird, der aus dem Rahmen fällt, der ganz anders ist als die anderen – ein Sonderling. Simeon lebte nicht wie die anderen. Er hat sich früh abgesetzt. Das war kennzeichnend für ihn.
Sein ganzes Leben war nur davon bestimmt, Gott zu dienen. Kommt er Ihnen auch ein bisschen schräg oder komisch vor? Oder war es gerade das erfüllte Leben dieses Simeons, der wusste: Das ist das Einzige, was in meinem Leben groß ist und Bestand hat.
Er will Gott dienen, er will Gott mit seinem Leben suchen. Er hört nur auf das, was Gott ihm zurufen will. Er will Gottes Botschaft lauschen. Es steht da: Er war ein Gerechter, ein Mann, der mit Gott lebt – und das in den täglichen Diensten seines Lebens.
Fromm und verlässlich – Simeons Charakter
Es ist sehr wichtig, dass das, was wir tun – in Gedanken, Worten und Werken – mit Gott übereinstimmt. Wir sollen Gott fürchten, nicht die Menschen. Für ihn war es nicht wichtig, was die Leute dazu sagen.
Er wird mir immer größer als Vorbild, weil er verlässlich und treu Gott dient. Wenn dann das Wort „fromm“ fällt, denken viele an etwas, das sie durch Spott ein wenig verächtlich gemacht haben. Was bedeutet denn „fromm“ wirklich?
Er war ganz fromm – das meint das Wort. Er hat nicht nur einzelne Abschnitte seines Lebens Gott geweiht, sondern sein ganzes Leben war hingegeben und Gott ausgeliefert. Er war berechenbar, durch und durch ehrlich und für Gott da. In all seinen Taten, Gedanken und Worten hat er sich Gott ausgeliefert.
Weil er Gott diente, war er auch für die Menschen verlässlich. Das ist kein Gegensatz. Menschen, die Gott dienen, können erst recht ihren Mitmenschen ein Segen sein.
Der Heilige Geist in Simeon
Und in so einem Mann hatte der Geist Gottes Raum. Das beschäftigt uns heute immer wieder: Wie kann man den Geist Gottes empfangen? Der Geist Gottes kommt nicht in unser Leben, wenn wir der Sünde dienen. Wenn in unserem Leben Unrecht herrscht, müssen wir gereinigt und geheiligt werden.
Von diesem Mann, der noch zum alten Bund gehörte, steht geschrieben, dass er vom Geist Gottes getrieben war. Das ist nicht großartig oder außergewöhnlich. Der Geist Gottes wohnt in sterblichen Menschen und sucht Raum.
Christus ist es wichtig, dass der Geist – sein Geist – bei uns Wohnung nehmen kann. Dieser Geist erfüllte Simeon. Deshalb hatte er Durchblicke und Einblicke. Was ihm ganz wichtig war: Er wartete auf den Trost Israels und wusste, dass der Messias kommen musste.
Das war seine Hoffnung, und so lebte er Tag für Tag. Er ging hinauf in den Tempel und schaute die Kinder an, die dort hergebracht wurden, ob nicht der eine dabei war. Ein sonderbarer Mann.
Wie kann man Jesus erkennen?
Aber jetzt das andere: Er hat einen Durchblick. Darum geht es mir heute in der Predigt: Wie kann man Jesus erkennen?
Es hat uns schon bei den Hirten gewundert: Wie haben denn die Hirten Jesus erkannt? Bei den Magiern aus dem Osten war es ganz sonderbar, dass Gott ihnen sogar entgegenging, obwohl sie diese merkwürdige Lebensanschauung vertraten, dass man manche Dinge aus den Sternen ablesen könnte. Ich bin nicht dieser Meinung. Trotzdem ist Gott ihnen entgegengegangen und hat sie bis zum Kind hingeführt. So erkannten sie das Jesuskind.
Bei Simeon ist es nun ganz anders: Keine äußere Lichterscheinung, keine besondere Führung, durch die irgendetwas erkennbar gewesen wäre. Nur das eine – und das ist wohl der Weg, wie Gott bei den meisten unter uns gewirkt hat: Er hat durch seinen Heiligen Geist im Herzen, im Innersten einen Durchblick geschenkt.
Da sagt ja die Bibel, dass man anders gar nicht glauben kann, ohne durch den Heiligen Geist. Der Glaube ist kein Menschenwerk. Er ist nicht etwas, was man in seinem Kopf irgendwie klärt und durch Anstrengung erreichen kann. Vielmehr ist der Glaube eine Erleuchtung des Heiligen Geistes, ein Licht, das er uns aufsteckt. Und wir sind Empfänger – damit können wir uns nicht hinausreden.
Ich bin überzeugt, dass der Geist Gottes in ihrem Leben drängt und dass er sie oft überführt. Aber viele Menschen bleiben nur da stecken, wo der Geist Gottes erschreckt, und sie kommen nie dorthin, wo sie zur Freude, zum Durchblick kommen.
Simeons Begegnung mit Jesus im Tempel
Und der Geist Gottes hat auch so bei Simeon geredet. Auf Anregen des Geistes kam er in den Tempel, und er wusste: Jetzt ist es so weit.
Und als er dort oben Maria und Joseph sieht, nimmt er der Mutter das Kind aus der Hand, legt es auf seine Arme, hält es hoch und preist Gott.
Wir sind ja trotzdem noch überrascht und fragen: Wie ist das möglich? Das Kind sah doch aus wie jedes andere Kind auch. Ich kann Ihnen nicht genug immer wieder raten, lassen Sie sich nicht beirren von Menschen, die sagen, dass auch der Jesus aus dem Neuen Testament doch nur ein ganz normaler Mensch gewesen sei.
Es kann sein, dass andere nicht erkennen, was in diesem Augenblick der Geist Gottes über dem Jesuskind zeigt. Das ist der verheißene Messias, der Retter, von dem die Propheten geredet haben, der Trost Israels.
Und was heißt denn der Trost Israels? Es sind ja so viele durch alle Generationen der Weltgeschichte, die gehofft haben, dass irgendwann einmal goldene Zeiten anbrechen und die menschlichen Verhältnisse sich bessern, dass doch Frieden über der Welt herrscht.
Wir hoffen es ja auch. Es ist einfach abenteuerlich: Wir leben ja seit 51 Jahren in einer Geschichtsepoche, in der wir keinen Krieg gehabt haben. Ich behaupte immer wieder, das hat es in der ganzen deutschen Geschichte noch nie gegeben.
Da hoffen wir immer, das muss doch so bleiben, jetzt muss doch endlich das wahre Leben beginnen. Aber das gibt es nicht, das gibt es in dieser Welt nicht. Alle Prophetenverheißungen redeten nicht von einem neuen Zeitalter, sondern vom Kommen des Retters.
Und das hat ein Simeon begriffen, weil er ein Bibelleser war: dass die Erneuerung der Welt damit beginnt, dass der eine kommt und auf ihn all die Laster und Sünden geladen werden.
„Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen.“ Da kommt der eine, der leidet für die Übertretungen des Volkes.
Finsternis bedeckt das Erdreich und dunkelt die Völker. Darum hat sich Simeon damit nicht aufgehalten, was alles Schlimmes in der Welt geschieht. Er wartete auf den einen, in dem Trost und Rettung anbricht.
Und dieser Trost – das ist doch großer Trost, wenn einer nicht mehr weiterweiß. Aller Trost und alle Freude ruht in dir, Herr Jesus Christus. Da habe ich doch meine Freude.
Wenn ich vor Angst nicht mehr weiterkann, da klammere ich mich an diesen Heiland hin. Trost, wenn mein Leben zerbricht in Krankheit und Todesnot. Dann hält mich dieser Jesus und lässt mich nicht los, ich bin geborgen. Auf diesen Trost wartete er.
Er hatte ein ganz realistisches Bild von der Welt, mit all ihrem Unglück und mit all ihrem Schweren, das dort geschieht. Aber da kommt der eine Retter. Ob es Simeon besser ordnen konnte als wir, für uns steht es immer wieder neu wie ein Wunder, ein Geheimnis da, bezeugt von den Propheten.
So steht es in der Schrift: Da kommt der eine, der Retter, der Heiland, von der Angst, von der Not, vom Schrecken. Aber ich habe keine Angst mehr, wo ich den einen kenne, der mich bewahrt und der mich behütet.
Und indem ich geborgen sein darf in aller Angst und in aller Not – und das wusste er –, wenn der eine kommt, dann wird er die Herzen bekehren.
Das war schon vom alten Bund her immer die Hauptnot, das Problem der Welt. Das kommt von unserem bösen Menschenherzen her, das von Gott entfremdet ist. Man muss immer wieder sagen: An der Stelle muss der Messias einsetzen mit seiner neuen Gottesherrschaft.
In uns muss eine Bekehrung passieren. Wir müssen erneuerte Menschen werden. Die Liebe Gottes muss in unser Herz ausgeschüttet werden, und das Böse muss weggenommen werden von uns.
Es muss sehr eindrucksvoll gewesen sein im alten Bund, wenn man dort in den Tempel hinaufging. Es war ein riesenhafter Platz, ein Viertelkilometer lang, dieser Tempelplatz. Dort wurden die Opfer dargebracht.
Es waren täglich allein zehn Stiere, die dort verbrannt wurden. Können Sie sich die dunklen, schwarzen Wolken vorstellen, die dort über dem Tempelplatz hingen? Den Gestank? Und das war so spürbar für jeden: Da lastet über uns Schuld, und wir brauchen eine Sühne. Das muss weggenommen werden. Wir sind belastet, und die Hoffnung ist, ob dieses Opfer von Gott angenommen wird, das wir bringen.
Und Simeon, der sieht durch: Da ist das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt.
Aber gleichzeitig sagt er den beiden Eltern auch, dass dem Kommen Jesu widersprochen wird. Es heißt hier nur, wie Maria und Joseph genau darauf hören und wie sie überrascht sind, dass dieser fremde alte Mann sie gleich auf dieses hinweist: Christus bringt Leiden mit. Und wo Christus ist, da ist seine Passion nicht weit.
Sie hatten sicher noch im Ohr, dass ihnen die Magier auch etwas erzählt hatten vom Herodes, der sich für dieses Kind von Bethlehem interessierte. Darum sind ja diese Weisen dann einen anderen Weg in ihr Land heimgeritten.
Sie ahnen schon etwas von dem, was kommt, bevor der Engel Gottes auch Joseph noch darauf hinweist: Sie müssen fliehen, hinunter nach Ägypten.
Und das ist gut so, dass wir immer auch in diesen Christfeiertagen daran denken, dass das Evangelium gehasst wird und dass Christus gehasst wird in dieser Welt. Er ist ein Fremdkörper.
Vielleicht ist Ihnen nicht aufgefallen, dass bei den großen Messiasverheißungen im Alten Testament das häufig schon erwähnt wird. Zum Beispiel, wenn Jesaja sieben erzählt wird, bei Jesaja: Eine Jungfrau wird schwanger sein und ein Kind gebären. Da heißt es gleich in Kapitel 8, Vers 14: „Er wird ein Fallstrick sein und ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses. Viele werden sich an ihm stoßen, fallen, zerschmettern, verstrickt und gefangen werden.“
Und wir leben in einer Welt, in der es uns immer wieder schmerzt, dass so wenige das Messiasgeheimnis Jesu erkennen, bis hinein in unsere Gemeinden. Dass so viele dem Fremden gegenüberstehen und dass immer wieder der Hass durch die Welt geht.
Da hat man manchmal die Hoffnung, ob es nicht vorbei ist, und dann plötzlich bricht es wieder auf, so ganz unheimlich und gespenstisch und so laut und so kräftig – der Hass gegen das Jesusbekenntnis.
Simeon hat schon erkannt, dass weltweit von Jesus erzählt und berichtet werden muss. Das waren schon die alten Prophetenverheißungen: ein Licht zu erleuchten die Heiden, dass es bis zu den fernsten Inseln dringen muss.
Sie können es immer daran erkennen, wie in der Christenheit Mission verspottet, verlacht und verhöhnt wird – nur weil Menschen Christus nicht kennen.
Und deshalb noch ein Letztes: Hoffentlich sehen wir durch. Simeon hat einen klaren Durchblick. Sie können Erkenntnis des Heils nur haben, wenn Sie auf Jesus blicken und wenn der Geist Gottes sie erleuchtet. Sonst stehen Sie vor einem Rätsel, und es bleibt Ihnen dunkel.
Mir ist das bei Simeon deshalb besonders eindrücklich, weil er ein alter Mensch war. Die jungen Leute meinen immer, die Alten würden vielleicht mehr erkennen, weil sie schon die Spuren des Sterbens oft in der Schwachheit des Alters an sich tragen.
Genau das Gegenteil ist richtig. Junge Menschen können leicht über Sterben reden, es ist bei ihnen nicht aktuell. Die tun sich viel schwerer.
Und wenn ein solcher alter Mann wie Simeon Tag für Tag lebt, da liegt vor ihm auch die dunkle Last: Was wird einmal sein, wenn man über den Friedhof schreitet? Wo wird ein Leben einmal sein?
Und bei Simeon bricht seine Jesusfreude, der Durchblick, den er hat im Glauben, auf in der großen Ewigkeitshoffnung.
Und das ist jetzt der Test, ob Sie Weihnachtsfreude begriffen haben: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren.
Haben Sie noch Angst vorm Sterben? Ist Ihr Leben geordnet? Wissen Sie, dass Sie in den Händen Jesu geborgen sind? Das ist ein Kennzeichen.
Mir ist heute Morgen bewusst geworden: Ich habe immer daran gedacht bei diesem Wort vor 25 Jahren. Das war damals ein junger Mann, der vielen von uns im Gottesdienst als Mitarbeiter am Abend bekannt war, Siegbert Wenzelmann.
Er wurde von einem betrunkenen Autofahrer zwischen Fellbach und Cannstatt in den Tod gefahren. Er war mit dem Moped unterwegs und lag aufgebahrt über diese Weihnachtstage dort auf dem Brachfriedhof.
Und das war das Wort bei der Beerdigung – manche unter uns erinnern sich noch daran. Wie uns das bewegt hat: 22 Jahre alt, junger Student mit ungeheuren Gaben.
„Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, ich habe doch den Heiland gesehen, was brauche ich mehr als erfülltes Leben.“
Da wird es noch einmal zum Test, wie das bei uns ist, ob wir den Trost Israels haben – ganz gleich, was Sie jetzt betrifft. Haben Sie den Trost Israels gefunden, so dass Sie sagen können: Mein Herz geht ins Springen und kann nicht traurig sein?
Vor ein paar Tagen haben wir Post bekommen bei uns in unserem Werk. Da hat ein Vater geschrieben, wir sollten noch eine Adresse anders machen von seinem Sohn. Und da war der Name der Schwiegertochter durchgestrichen. Sie sei doch einunddreißigjährig vor anderthalb Jahren gestorben.
Ich habe dann angerufen. Ich habe den Mann vor vielen Jahren einmal getroffen, der Name war mir immer noch im Kopf. Dann erzählte er mir, dass seine Schwiegertochter nach einem ganz schweren fünfjährigen Leiden gestorben sei.
Fünfundzwanzig Jahre alt war sie, als der Herr sie heimrief. Und er schickte dann einen Lebenslauf. Ich kann ihn nicht lesen – es ist immer bewegend, wenn Menschen durchblicken.
Aber das will ich Ihnen nur sagen: Wenn man auch dann, wenn Gott die Gebete scheinbar nicht erhört, schreiben kann, so wie sie selbst niedergeschrieben hat, diese junge Mutter: „Gott macht keine Fehler. Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“
Und sie erzählt von dem, was Jesus ihr bedeutet, was sie an Vergebung und Freude empfangen hat. „Mein größter Wunsch wäre, dass noch viele Menschen Jesus persönlich begegnen und ihm ihr Leben geben.“
Genau so hat Simeon empfunden. Wer das einmal erkannt hat, und die Zeilen, die sie da niedergeschrieben hat, die will ich Ihnen lesen, weil sie das so herrlich ausdrücken, welch eine gewaltige Christushoffnung da ist.
Auf der anderen Seite hat sie es überschrieben: „Das ist nicht der Tod, sondern Herrlichkeit, es ist kein Dunkel, sondern Licht, das ist kein Stolpern, Tasten und Fürwahrhalten, sondern Sehen. Es ist kein Kummer, sondern das Wegwischen meiner letzten Träne, das ist Sonnenaufgang, der Morgen meines ewigen Tages.
Das ist nicht einmal Beten, es ist Reden von Angesicht zu Angesicht, ein Zuhören und Schauen der Wunder seiner Gnade. Es ist das Ende des Bittens um Kraft, meine Schmerzen zu ertragen, nicht einmal die dunklen Erinnerungen an den Schmerzwerte wieder aufleben.
Ich habe dieses Erdenleben ertragen, um ihm, Jesus, gegenüberzustehen, dem einen, der mich gesucht hat, errettet und mich durch seine Gnade erhalten hat.“
Das ist so groß, wenn man plötzlich das Christusgeschehen hineinstellt in den Jammer der Welt.
Und so dürfen Sie es machen: fröhlich auf Jesus blicken und danken, dass er größer ist als alles, was mich bedrückt. Amen.
Der Trost in Jesus als Lebensanker
Und dieser Trost – das ist doch ein großer Trost, wenn jemand nicht mehr weiterweiß. Aller Trost und alle Freude ruhen in dir, Herr Jesus Christus.
Da habe ich meine Freude. Wenn ich vor Angst nicht mehr weiterkann, klammere ich mich an diesen Heiland. Trost finde ich, wenn mein Leben zerbricht – in der Krankheit und in der Todesnot.
Dann hält mich dieser Jesus und lässt mich nicht los. Ich bin geborgen. Auf diesen Trost wartete ich. Er hatte ein ganz realistisches Bild von der Welt, mit all ihrem Unglück und allen schweren Dingen, die dort geschehen.
Aber da kommt der eine Retter. Ob es Simeon besser ordnen konnte als sie – für uns steht es immer wieder neu da wie ein Wunder, ein Geheimnis, bezeugt von den Propheten. So steht es in der Schrift: Da kommt der eine, der Retter, der Heiland, von der Angst, von der Not, vom Schrecken.
Ich habe keine Angst mehr, wenn ich den einen kenne, der mich bewahrt und behütet. Indem ich geborgen sein darf in aller Angst und in aller Not – und das wusste er – wenn der eine kommt, dann wird er die Herzen bekehren.
Die Notwendigkeit der Bekehrung
Das war schon vom Alten Bund her immer die Hauptnot, das Problem der Welt. Es kommt von unserem bösen Menschenherzen, das von Gott entfremdet ist.
Man muss immer wieder sagen: An dieser Stelle muss der Messias einsetzen mit seiner neuen Gottesherrschaft. In uns muss eine Bekehrung geschehen. Wir müssen erneuerte Menschen werden. Die Liebe Gottes muss in unser Herz ausgeschüttet werden, und das Böse muss von uns weggenommen werden.
Die Opfer im Tempel und die Last der Schuld
Es muss sehr eindrucksvoll gewesen sein, im Alten Bund, wenn man zum Tempel hinaufging. Der Tempelplatz war riesig, etwa ein Viertelkilometer lang. Dort wurden die Opfer dargebracht. Allein täglich wurden zehn Stiere verbrannt.
Man kann sich die dunklen, schwarzen Wolken vorstellen, die über dem Tempelplatz hingen, und den dabei entstehenden Gestank. Das war für jeden spürbar.
Da lastete Schuld auf den Menschen, und es bestand das Bedürfnis nach Versöhnung. Diese Schuld musste weggenommen werden. Wir sind belastet und hoffen, dass das Opfer von Gott angenommen wird.
Simeon erkannte in diesem Zusammenhang: „Da ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt.“
Das Leiden und der Widerspruch, den Christus bringt
Gleichzeitig sagt er den beiden Eltern auch, dass dem Kommen Jesu widersprochen wird. Es wird hier nur beschrieben, wie Maria und Joseph genau darauf hören und wie überrascht sie sind, dass dieser fremde alte Mann sie gleich darauf hinweist: Christus bringt Leiden mit sich.
Und wo Christus ist, da ist seine Passion nicht weit. Sie hatten sicher noch im Ohr, dass ihnen die Magier auch etwas vom Herodes erzählten, der sich für dieses Kind aus Bethlehem interessierte. Darum sind die Magier ja auf einem anderen Weg in ihr Land zurückgeritten.
Maria und Joseph ahnen schon etwas von dem, was kommen wird, bevor der Engel Gottes Joseph noch darauf hinweist, dass sie fliehen müssen – hinunter nach Ägypten.
Die Ablehnung des Evangeliums und der Hass gegen Christus
Und das ist gut so, dass wir auch in diesen Christfeiertagen daran denken, dass das Evangelium gehasst wird und dass Christus in dieser Welt gehasst wird. Er ist ein Fremdkörper.
Vielleicht ist Ihnen nicht aufgefallen, dass bei den großen Messiasverheißungen im Alten Testament dieses Thema häufig erwähnt wird. Zum Beispiel, wenn im Buch Jesaja Kapitel sieben erzählt wird: Eine Jungfrau wird schwanger sein und ein Kind gebären. Gleich in Kapitel acht, Vers vierzehn heißt es: Er wird ein Fallstrick sein, ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses. Viele werden sich an ihm stoßen, fallen, zerschmettern, verstrickt und gefangen werden.
Wir leben in einer Welt, in der es uns immer wieder schmerzt, dass so wenige das Messiasgeheimnis Jesu erkennen – bis hinein in unsere Gemeinden. So viele stehen dem Fremden gegenüber. Immer wieder geht der Hass durch die Welt. Manchmal hat man die Hoffnung, dass es vorbei sei, und dann bricht es plötzlich wieder auf. Ganz unheimlich, gespenstisch, laut und kräftig ist der Hass gegen das Jesusbekenntnis.
Die weltweite Mission und der Widerstand
Sie hat Simeon bereits erkannt, dass weltweit von Jesus erzählt und berichtet werden muss. Das waren schon die alten Prophetenverheißungen: Ein Licht zu erleuchten die Heiden, damit es bis zu den fernsten Inseln dringt.
Man kann es immer daran erkennen, wie in der Christenheit Mission verspottet, verlacht und verhöhnt wird. Dies geschieht nur, weil Menschen Christus nicht kennen.
Der Durchblick des Glaubens und die Erkenntnis des Heils
Und deshalb noch ein letztes Mal: Hoffentlich sehen wir durch.
Der Simeon hat einen klaren Durchblick. Erkenntnis des Heils kann man nur haben, wenn man auf Jesus blickt und wenn der Geist Gottes einen erleuchtet. Sonst steht man vor einem Rätsel, und es bleibt dunkel.
Mir ist das bei Simeon deshalb besonders eindrücklich, weil er ein alter Mensch war. Junge Leute meinen oft, die Alten würden vielleicht mehr erkennen, weil sie schon die Spuren des Sterbens oft in der Schwachheit des Alters an sich tragen. Genau das Gegenteil ist richtig.
Junge Menschen können leicht über das Sterben reden, weil es bei ihnen nicht aktuell ist. Für sie ist es viel schwerer, wirklich darüber nachzudenken. Wenn aber ein alter Mann wie Simeon Tag für Tag lebt, dann liegt vor ihm auch die dunkle Last der Frage: Was wird einmal sein, wenn man über den Friedhof schreitet? Wo wird ein Leben einmal sein?
Bei Simeon bricht seine Freude an Jesus durch. Der Durchblick, den er im Glauben hat, öffnet sich zur großen Hoffnung auf die Ewigkeit.
Die Gewissheit des Glaubens im Angesicht des Todes
Und das ist jetzt der Test, ob Sie Weihnachtsfreude wirklich begriffen haben.
„Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren.“ Haben Sie noch Angst vorm Sterben? Ist Ihr Leben geordnet? Wissen Sie, dass Sie in den Händen Jesu geborgen sind? Das ist ein Kennzeichen.
Mir ist heute Morgen bewusst geworden, dass ich immer an dieses Wort gedacht habe – vor 25 Jahren. Damals war ein junger Mann, der vielen von uns im Gottesdienst bekannt war, ein Mitarbeiter am Abend: Siegbert Wenzelmann. Er wurde von einem betrunkenen Autofahrer zwischen Fellbach und Cannstatt in den Tod gefahren.
Er war mit dem Moped unterwegs und lag über die Weihnachtstage aufgebahrt auf dem Brachfriedhof. Bei der Beerdigung war dieses Wort zentral – manche unter uns erinnern sich noch daran, wie sehr uns das bewegt hat. Er war 22 Jahre alt, ein junger Student mit ungeheuren Gaben.
„Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, ich habe doch den Heiland gesehen – was brauche ich mehr als ein erfülltes Leben?“
Das ist noch einmal ein Test, wie es bei uns ist: Haben wir den Trost Israels, ganz gleich, was uns jetzt betrifft? Haben Sie den Trost Israels gefunden, so dass Sie sagen können: Mein Herz geht ins Sprüngen und kann nicht traurig sein?
Zeugnis von Hoffnung und Trost in schwerer Zeit
Vor ein paar Tagen haben wir Post in unserem Werk erhalten. Ein Vater schrieb, dass wir die Adresse seines Sohnes ändern sollten. Dabei war der Name der Schwiegertochter durchgestrichen. Er erklärte, sie sei vor anderthalb Jahren im Alter von einunddreißig Jahren gestorben.
Ich habe daraufhin angerufen. Den Mann hatte ich vor vielen Jahren einmal getroffen, und sein Name war mir noch im Gedächtnis. Er erzählte mir, dass seine Schwiegertochter nach einem sehr schweren, fünfjährigen Leiden gestorben sei. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt, als die Krankheit begann, und einunddreißig Jahre alt, als der Herr sie zu sich holte.
Er schickte mir anschließend einen Lebenslauf. Ich kann ihn kaum lesen, denn es ist immer sehr bewegend, wenn Menschen Einblick in solche Schicksale geben. Doch ich möchte Ihnen nur sagen: Auch wenn Gott scheinbar die Gebete nicht erhört, kann man, so wie sie es selbst niedergeschrieben hat, schreiben und ausdrücken, was man erlebt hat.
Diese junge Mutter schreibt, dass Gott keine Fehler macht. Wir wissen, dass allen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Sie erzählt von dem, was Jesus ihr bedeutet und von der Vergebung und Freude, die sie empfangen hat. Ihr größter Wunsch war, dass noch viele Menschen Jesus persönlich begegnen und ihm ihr Leben geben.
Genau so hat auch Simeon empfunden.
Das Leben nach dem Tod – Hoffnung und Herrlichkeit
Wer das einmal erkannt hat, dem möchte ich die Zeilen vorlesen, die sie dazu niedergeschrieben hat. Denn sie drückt so herrlich aus, welch eine gewaltige Christushoffnung darin liegt.
Auf der anderen Seite hat sie den Text überschrieben mit: „Das ist nicht der Tod, sondern Herrlichkeit.“ Es ist kein Dunkel, sondern Licht. Es ist kein Stolpern, kein Tasten und auch kein Fürwahrhalten, sondern Sehen. Es ist kein Kummer, sondern das Wegwischen meiner letzten Träne. Es ist Sonnenaufgang, der Morgen meines ewigen Tages.
Das ist nicht einmal Beten, es ist Reden von Angesicht zu Angesicht, ein Zuhören und Schauen der Wunder seiner Gnade. Es ist das Ende des Bittens um Kraft, um meine Schmerzen zu ertragen. Nicht einmal die dunklen Erinnerungen an die Schmerzen werden wieder aufleben.
Ich habe dieses Erdenleben ertragen, um ihm, Jesus, gegenüberzustehen – dem Einen, der mich gesucht, errettet und durch seine Gnade erhalten hat.
Das ist so groß, wenn man plötzlich das Christusgeschehen in den Jammer der Welt hineinstellt. So dürfen wir fröhlich auf Jesus blicken und danken, dass er größer ist als alles, was uns bedrückt. Amen.
