Gott ist nicht stur!
Einleitende Gedanken
Ein Matrose berichtet über ein eindrückliches und gefährliches Manöver mit einem Kriegsschiff folgendes:
Nebelschwaden erschwerten die Sicht, deshalb blieb auch der Kapitän auf der Kommandobrücke und überwachte alles. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit meldete der Ausguck: "Licht steuerbord voraus!" "Bleibt es stehen, oder bewegt es sich?" Der Ausguck antwortete: "Es bleibt stehen, Kapitän."
Wir befanden uns also auf gefährlichem Kollisionskurs. Der Kapitän befahl: "Signalisieren sie dem Schiff sofort: Wir sind auf Kollisionskurs, empfehle 20 Grad Kursänderung." Zurück kam die Nachricht: "Empfehle Ihnen, den Kurs um 20 Grad zu ändern."
Der Kapitän sagte: "Melden sie: Ich bin ein Kapitän, Kurs um 20 Grad ändern." "Ich bin ein Unteroffizier", lautete die Antwort. "Sie sollten Ihren Kurs besser um 20 Grad ändern." Inzwischen war der Kapitän ziemlich wütend. Er schimpfte: "Signalisieren Sie, dass ich ein Kriegsschiff bin. Er soll den Kurs um 20 Grad ändern." Prompt wurde eine Antwort zurückgeblinkt: "Ich bin ein Leuchtturm." Wir änderten unseren Kurs.
Die Sturheit und der Stolz dieses Kapitäns, hätte fast dazu geführt, dass sein Schiff aufläuft und stark beschädigt wird.
Sturheit hat schon manchen ins Verderben geführt. Im Duden für sinn- und sachverwandte Wörter werden folgende Synonyme für das Wort stur empfohlen z.B.: planmäßig, unzugänglich, wie ein Bock. Wenn man das Wort stur verstärken will, spricht man vom sturen Bock. Das Synonym, das zum Titel der heutigen Predigt den Ausschlag gab war: unzugänglich. Gott ist nicht stur! Gott ist nicht unzugänglich!
Das möchte ich heute Morgen an einer Begebenheit aus dem Leben des Propheten Jeremia aufzeigen.
Jeremia lebte in einer politisch sehr schwierigen Zeit. Das Nordreich wurde bereits 722 vor Christus vom assyrischen Reich zerstört und die Juden in verschiedene Länder verschleppt worden.
Im 13. Regierungsjahr des Königs Josias, also 627 v.Chr, wurde Jeremia von Gott zum Propheten berufen. Er wehrte sich gegen diese Berufung:
„Ach, Herr, du mein Gott! Ich kann doch nicht reden, ich bin noch zu jung!“
Jeremia 1,6
Das Alter war für Gott jedoch kein Problem. Entscheidend ist nicht das Alter, sondern dass wir uns in den Dienst Gottes stellen. Jeremia hatte schwierige Aufgaben in seinem fast 50 jährigen Dienst zu erfüllen. Die Botschaften, die er im Auftrag Gottes weitergeben musste, waren selten willkommen, deshalb wurde er verspottet, verfolgt, eingesperrt, verleumdet, mit dem Tod bedroht und am Ende seines Lebens nach Ägypten verschleppt. Eine Überlieferung berichtet, dass Jeremia in Ägypten gesteinigt wurde.
Wie stark ihn dieser Dienst belastete wird deutlich durch den Einblick, den er uns in seine Gedanken gibt, die für fromme Ohren fremd und fast gotteslästerlich klingen: „Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde, ausgelöscht der Tag, an dem meine Mutter mich zur Welt brachte!“
Jeremia 20,14
„Warum musste ich den Mutterschoß verlassen, um nichts als Elend und Kummer zu erleben und in Schande zu enden!“
Jeremia 20,18 Mit anderen Worten: Amos liebsten wäre ich überhaupt nicht geboren.
Er hatte sogar erwogen, sich von Gott zu lösen, so sagt er ganz offen: „Aber wenn ich mir sage: ‚Ich will nicht mehr an Gott denken und nicht mehr in seinem Auftrag reden‘, dann brennt dein Wort in meinem Innern wie ein Feuer.“
Jeremia 20,9
Er kann nicht schweigen, selbst wenn er wollte. Gottes Wort ist zu real zu klar, als dass er ihm keine Beachtung schenken könnte. Jeder Versuch sich dagegen zu wehren ist erfolglos: „Ich nehme meine ganze Kraft zusammen, um es zurückzuhalten – ich kann es nicht.“
Jeremia 20,9
Wir werden heute eine Begebenheit im Leben des Jeremia genauer betrachten und erfahren dabei etwas sehr Wichtiges und Faszinierendes über Gott.
Das Wort des Herrn erging an mich, an Jeremia; er sagte zu mir: »Geh hinunter zum Haus des Töpfers! Dort wirst du hören, was ich dir zu sagen habe.« Ich ging hin und fand den Töpfer bei seiner Arbeit an der Töpferscheibe. Wenn ihm ein Gefäß unter den Händen misslang, dann machte er aus dem Ton ein anderes, ganz wie er es für richtig hielt.
Da erging das Wort des Herrn an mich, er sagte: »Kann ich es mit euch Leuten von Israel nicht genauso machen? Wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand. Einmal sage ich zu einem Volk oder Königreich, dass ich es ausreißen oder zerstören will. Wenn dann aber dieses Volk sich ändert und sein böses Treiben lässt, tut es mir Leid und ich führe nicht aus, was ich ihm angedroht habe.
Ein anderes Mal sage ich zu einem Volk oder Königreich, dass ich es aufbauen und fest einpflanzen will. Wenn dann aber dieses Volk tut, was mir missfällt, und mir nicht gehorcht, dann lasse ich nichts von all dem Guten kommen, das ich ihm versprochen hatte.
Sag also zu den Leuten von Juda und den Bewohnern Jerusalems: ‘So spricht der Herr: Ich mache einen Plan gegen euch und bereite das Unglück vor, das ich über euch bringen will. Kommt doch zurück von eurem verkehrten Weg! Ändert euer Leben und Tun!’ Aber sie werden antworten: ‘Daraus wird nichts! Wir werden unsere eigenen Pläne ausführen und so böse und starrsinnig sein, wie es uns gefällt!’«
I. Gott startet noch einmal
Zunächst zeigt uns dieser Abschnitt, wie Gott seine Gedanken weitergibt. Er verkündigt nicht nur durch Worte, sondern gebraucht immer wieder Bilder und wie hier sogar eine Töpferei.
Bevor Gott zu Jeremia spricht, muss er einem Töpfer bei der Arbeit zusehen. Also besucht er einen Töpfer und beobachtet ihn bei der Arbeit. „Wenn ihm ein Gefäß unter den Händen misslang, dann machte er aus dem Ton ein anderes, ganz wie er es für richtig hielt.“
Jeremia 18,4
Wie lange Jeremia dort saß und zusah wissen wir nicht. Doch dann sprach Gott zu ihm: „Kann ich es mit euch Leuten von Israel nicht genauso machen? Wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand.“
Jeremia 18,6
Wie der Töpfer mit dem Ton verfährt, so kann Gott mit seinem Volk verfahren. Er ist souverän und kann so handeln, wie er es für richtig hält. Schließlich ist er der Schöpfer des Himmels und der Erde und kann tun und lassen, was er will und wie er will.
Er könnte, wenn er wollte, doch Gott will nicht willkürlich, d.h. unberechenbar handeln. Eigentlich möchte er aus dem Ton ein schönes Gefäß gestalten.
Jedoch ist das Gefäß Israel im jetzigen Zustand komplett misslungen. Statt Gott zu vertrauen, verehren sie andere Götter. Gott klagt sie an: „Mein Volk aber hat mich vergessen; es opfert Göttern, die keine sind. Von ihnen verführt, begann es, auf seinem Weg zu stolpern, ja, seinen Weg zu verlassen und in die Irre zu gehen.“
Jeremia 18,15
Es ist eine unglaubliche Tragik, was sich im Volk Israel abspielt. Das Gebilde aus Ton, das hier entstanden ist, ist hässlich und unansehnlich. Nun macht Gott etwas ganz unglaubliches klar, nämlich: Selbst wenn das Gefäß so misslungen ist, er will den Ton nicht wegwerfen.
Er will es wie dieser Töpfer machen. Er knetet den Ton zu einem Klumpen und startet noch einmal. Aus demselben Ton kann er ein außerordentlich schönes Gefäß gestalten.
Ein unglaublich starkes Bild, das Gott hier zeigt, deshalb musste Jeremia zum Töpfer, damit er das deutlich sehen kann, wie ernst das Gott ist. Doch an einem Punkt wird das Bild des Töpfers und des Tons gesprengt, denn der Ton, von dem Gott spricht, also das Volk Israel ist nicht durch die Hand Gottes zu einem hässlichen Gefäß geworden, sondern durch ihr eigenes Verschulden.
Der Ton, von dem Gott hier spricht ist lebendig und eigenwillig. Er widersetzt sich dem Töpfer. Er lässt sich nicht formen. Damit Gott aus demselben Ton ein neues schönes Gefäß gestaltet, muss der Ton sich gestalten lassen. Er muss dem Töpfer hinhalten. Er muss bereit werden, sich von Gott formen zu lassen. Der Ton muss umkehren, deshalb sagt Gott: „Kommt doch zurück von eurem verkehrten Weg! Ändert euer Leben und Tun!“
Jeremia 18,11
Würden sie umkehren, dann würde sich ihr Leben und ihr Schicksal fundamental verändern. Gott wünscht sich nichts mehr, als dass es seinem Volk gut geht. Das sagte er auch durch den Propheten Hesekiel: „Meint ihr, ich hätte Freude daran, wenn ein Mensch wegen seiner Vergehen sterben muss?“, sagt Gott, der Herr. „Nein, ich freue mich, wenn er von seinem falschen Weg umkehrt und am Leben bleibt!“
Hesekiel 18,23
Gott möchte heilen und nicht richten. Doch dass er heilen kann, muss der Ton sich vom Töpfer formen lassen.
Eines ist hier ganz klar. Selbst wenn mein Leben komplett verpfuscht, unwürdig, unansehnlich, beschämend ist. Wenn ich mein Leben sozusagen an die Wand gefahren habe.
Gott will mich nicht wegwerfen. Er will mich nicht bestrafen. Er will, dass ich zu ihm komme, damit er mich heilen kann und aus mir etwas zu seiner Ehre wird. Er möchte aus dem kaputten Leben neues und schönes Leben hervorbringen, so wie es Paulus sagt: „Wenn jemand zu Christus gehört, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen; etwas ganz Neues hat begonnen!“
2. Korinther 5,17
Das sind die wahren Absichten Gottes. Er will heilen und retten. Seine Liebe ist so groß, dass er alles daran setzt, um Menschen zu verändern, damit sie für Ihr Leben eine positive Perspektive haben. Für dieses Ziel, hat er seinen eigenen Sohn geopfert: „Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.“
Johannes 3,16
Egal, ob Du Dein Leben an die Wand gefahren hast. Heute ist der Tag, an dem Du zu Gott kommen kannst und er wird Dich neu gestalten. Zu Gott kommen heißt für uns heute, dass Du Dein Leben Jesus anvertraust. Gott wird noch einmal mit Dir starten!
II. Gott ändert seinen Plan
Gott erklärt noch, wie er seine Pläne ausführt und beeinflussen lässt: „Einmal sage ich zu einem Volk oder Königreich, dass ich es ausreißen oder zerstören will.“
Jeremia 18,7
Das kann z.B. sein, weil das Volk reif zum Gericht ist. So kann Gott die Zerstörung planen. Er sagt aber auch: „Ein anderes Mal sage ich zu einem Volk oder Königreich, dass ich es aufbauen und fest einpflanzen will.“
Jeremia 18,9
Warum Gott ein Volk zerstören und ein anderes aufbauen will, können wir in den meisten Fällen nicht erklären. Wir können höchstens Vermutungen anstellen. Aber eines ist sicher: Gott wird seine Gründe für seine Entscheidungen haben. Gottes Urteile und Entscheidungen sind immer gerecht. Wehe dem, der Gott auf die Anklagebank setzen will.
Jesaja warnt uns: „Weh dem Menschen, der seinen Schöpfer zur Rechenschaft zieht! Aus Erde ist er gemacht; vor dem, der ihn geformt hat, ist er nicht mehr als eine Tonscherbe! Sagt vielleicht der Ton zum Töpfer: ‚Was machst du da?‘ Hält er ihm vor: ‚Was du formst, ist misslungen!‘?“
Jesaja 45,9
Gott kann gestalten wie er will und bestimmen, was er will. Doch was Gott über ein Volk bestimmt, muss nicht eintreffen, denn Gott ist bereit seine Entscheidung rückgängig zu machen, denn er ist nicht stur.
Gott ist bereit, Entscheidungen rückgängig zu machen, denn er ist nicht stur.
Gott ist nicht unzugänglich! Sagt er über einem Volk, dass er es ausreißen und zerstören will, so lässt sich Gott umstimmen: „Wenn dann dieses Volk sich ändert und sein böses Treiben lässt, tut es mir Leid und ich führe nicht aus, was ich ihm angedroht habe.“
Jeremia 18,8
Gott hält also an seinem ursprünglichen Entschluss nicht fest. Er ändert seinen ursprünglichen Plan.
Ninive ist dafür ein typisches Beispiel dafür. Jona verkündigt in der Stadt, es werde noch vierzig Tage dauern, dann werde die Stadt untergehen (Jona 3,4). Er verkündigte nur Gericht, keine Gnade. Das Volk nahm ernst, was Jona sagte und sie änderten ihr Leben sofort. Sie fasteten und bekannten ihre Schuld.
Sie sagten: „Vielleicht lässt Gott sich umstimmen. Vielleicht können wir seinen schweren Zorn besänftigen und er lässt uns am Leben.“
Jona 3,9
Und tatsächlich: „Gott sah, dass sie sich von ihrem bösen Treiben abwandten. Da tat es ihm Leid, sie zu vernichten, und er führte seine Drohung nicht aus.“
Jona 3,10
Jona ärgerte sich darüber. Er wusste, dass Gott sich erbarmt, sobald Menschen auf ihn hören. Deshalb wollte er gar nicht nach Ninive reisen. Außer sich vor Zorn sagte er Gott: „Ach Herr, genau das habe ich vermutet, als ich noch zu Hause war! Darum wollte ich ja auch nach Spanien fliehen. Ich wusste es doch: Du bist voll Liebe und Erbarmen, du hast Geduld, deine Güte kennt keine Grenzen. Das Unheil, das du androhst, tut dir hinterher Leid.“
Jona 4,2
Es kann aber auch umgekehrt gehen. Wenn Gott sich entschließt, ein Volk aufzubauen, so kann er auch diesen Plan ändern, denn „Wenn dann dieses Volk tut, was mir missfällt, und mir nicht gehorcht, dann lasse ich nichts von all dem Guten kommen, das ich ihm versprochen hatte.“
Jeremia 18,10
Leider ist das Volk Israel ein Beispiel für diesen Fall. Gott wollte dieses Volk aufbauen. Er wollte es ihnen gut gehen lassen, aber sie wollten nicht auf Gott hören.
Und trotzdem, Gott würde ihnen nochmals eine Chance geben. Er würde nochmals starten – eine Art RESET machen. Er wäre bereit sich noch einmal über Israel zu erbarmen, aber die Reaktion auf Gottes Liebeserklärung ist schockierend: „Daraus wird nichts! Wir werden unsere eigenen Pläne ausführen und so böse und starrsinnig sein, wie es uns gefällt!“
Jeremia 18,12
Schlussgedanke
Ich bin richtig begeistert über unseren Gott! Bei ihm stehen nicht Prinzipien und Gesetze im Vordergrund.
Er will das Beste für uns.
Wenn wir uns von ihm weit entfernt haben, wenn wir vor Gott schuldig geworden sind, so dass er uns richten muss, dann gibt es einen Ausweg!
Es ist der Weg zurück zu Gott. Der einzige Weg, der zu einem guten Resultat führt. Das ist möglich weil Gott nicht stur ist, er ist nicht unzugänglich, sondern er ist sehr zugänglich, er lässt mich sich reden. Er ist bereit, gesprochene Urteile zu verändern und er kann aus einer komplett verfahrenen Situation etwas ganz neues hervor wachsen lassen.
Deshalb lesen wir im Hebräerbrief: „Wir wollen also voll Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten, damit er uns sein Erbarmen schenkt und uns seine Gnade erfahren lässt und wir zur rechten Zeit die Hilfe bekommen, die wir brauchen.“
Hebräer 4,16