Einladung zum Gebet und Dank an Jesus
Wir wollen jetzt mit Jesus reden. Lasst uns beten!
Lieber Herr Jesus, danke, dass du uns den Weg zum Vaterhaus freigemacht hast. Danke, dass du jedem Menschen in dieser Welt die Chance gibst, zu dir zurückzukehren – selbst wenn er sich noch so weit von dir entfernt hat.
Dumm wie wir sind, haben wir uns immer wieder von dir abgekehrt und versucht, eigene Wege zu gehen. Danke, Jesus, dass du uns heute eine neue Chance gibst.
Amen!
Sehnsucht nach Freiheit und die Geschichte eines Ausbruchs
Liebe Freunde,
die Beatles – ich weiß nicht, ob sie heute noch bekannt sind. Das war so eine Boygroup aus meiner Jugendzeit. Sie haben mal ein Lied gesungen von einem Mädchen, das von zu Hause abhaut: "She's Leaving Home".
Mittwoch, als der Tag beginnt, früh um vier, schließt sie leise ihre Schlafzimmertür. Einen Zettel lässt sie liegen, darauf steht der Grund. Sie geht runter zur Küche, das Taschentuch vor dem Mund. Sie hat den Schlüssel zur Tür dabei. Ein Schritt nur hinaus, und sie ist frei.
Freiheit – das ist das, was sie will und wonach sie sich sehnt: Freiheit von Vorwürfen, von Vorurteilen, von Vorschriften, von den spießigen Eltern, vom bürgerlichen Familienleben, von dem stur festgelegten Schema, nach dem sich das Leben Tag um Tag und Woche um Woche abspielt.
Die Woche über geht man in die Schule, Freitagabend baden, am Samstagabend ist dann Familienunterhaltung oder Disco. Am Sonntag gibt es pünktlich mittags um zwölf grüne Klöße mit Rotkraut oder Spätzle oder wie das hier heißt. Anschließend geht es mit Papi und Mami – früher bei uns im Trabi, jetzt im Audi – ins Grüni.
Das kann kein normaler Mensch aushalten. Da gibt es nur eins: abhauen. Nicht jeder hat dazu den Mut und die Möglichkeit. Nicht jeder schafft so einen Ausbruch. Viele Jugendliche ziehen sich deshalb in sich selbst zurück. Sie beschränken sich im Verkehr mit ihren Eltern nur noch auf die Zeichensprache. Sie machen nur noch diesen hier, wenn am Monatsende das Taschengeld fällig ist.
Ansonsten machen sie die Klappe nicht mehr auf, klappen die Tür hinter sich zu, schmeissen sich aufs Bett und dann die Beatles-Schallplatten. Und dann volles Rohr: "She's Leaving Home" oder irgendeins dieser Lieder.
Die Geschichte von Adam und Eva als erster Aufstand gegen Autorität
Das ist ja sowieso immer wieder die alte und gleiche Melodie. Das geht schon so seit Adam und Eva.
Sie waren die ersten Jungprotestler, die gegen die väterliche Autorität aufbegehrten. Gott hatte ihnen die ganze Welt zur Verfügung gestellt und gesagt: Macht euch die Erde untertan. Doch sie sagten, das genügt uns noch nicht.
Es ist zwar schön, dass alles unter uns ist, aber es passt uns nicht, dass da jemand über uns steht und uns Vorschriften macht. Wir wollen selbst über unser Leben bestimmen. Wir wollen unsere Freiheit haben.
Der verlorene Sohn als Beispiel jugendlicher Rebellion
Genauso dachte auch der junge Mann, von dem Jesus einmal eine Geschichte erzählt hat. Diese Geschichte steht im Lukasevangelium Kapitel 15. Es ist genau dieselbe Geschichte wie vorhin bei den Beatles, nur mit dem Unterschied, dass es kein Mädchen ist, sondern ein Junge, der von zuhause abhaut.
Dieser Junge hatte alles, was er brauchte. Nur eins fehlte ihm: Er hatte keine Lust mehr, von seinem Vater abhängig zu sein. Nicht etwa, weil der alte Herr ihn irgendwie kurz gehalten hätte oder so. Der alte Herr war schon in Ordnung, er war nur eben der alte Herr. Und schließlich möchte jeder irgendwann gerne selbst sein eigener Herr sein.
Also ich zum Beispiel: Ich habe lange Zeit meines Lebens in einer starken Abhängigkeit von meinem Vater gelebt. Mein Vater war genauso Pfarrer wie ich, im Reisedienst genau wie ich. Er war in ganz Sachsen bekannt wie so ein gescheckter Hund. Überall, wo ich als junger Pfarrer hinkam, sagten die Leute immer: "Theo Lehmann, Theo Lehmann, ach, da sind Sie wohl der Sohn von Arno Lehmann." Das konnte ich natürlich nicht leugnen.
Aber versteht ihr, das hing mir eines Tages mal zum Hals heraus. Ich wollte nicht immer unter der Firma „Sohn von Arno Lehmann“ laufen. Ich wollte endlich mal selbst als eigene Persönlichkeit anerkannt werden. Das hat sich später dann geändert. Später, wenn der Vater irgendwo hinkam, sagten die Leute: „Arno Lehmann, Arno Lehmann, ach, da sind Sie wohl der Vater vom Theo!“
Jeder von uns möchte irgendwann im Leben selbständig sein. Wir wollen auf eigenen Füßen stehen. Wir wollen nicht immer nur das Abziehbild unserer Eltern sein. Da mögen die alten Herrschaften noch so lieb sein, sie gehen einem ja irgendwann mal auf die Ketten: ewig dieses „Du sollst“ und „Du sollst nicht“, „Nimm dir den Ellenbogen vom Tisch“, „Dreh das Radio leiser“ und „Hast deinen Personalausweis auch nicht vergessen?“
Also dieses Genörgel, diese sogenannten Erziehungsmaßnahmen, die gehen einem eines Tages auf den Docht, bis eben einer mal auf den Tisch haut und sagt: „Jetzt reicht es mir aber, ich hau ab hier.“
Die Illusion der totalen Freiheit und ihre Folgen
Mir schrieb einmal ein junger Mann, der genau das getan hatte und von zu Hause weggelaufen war, hinterher einen Brief. In diesem Brief stand der Satz: „Ich will meine Freiheit haben.“ Das heißt, er wollte machen, was er will. Es hat lange gedauert, bis er begriffen hat, dass das gar nicht geht, dass das eine Illusion ist. Totale Freiheit, also dass man machen kann, was man will, gibt es überhaupt nicht.
Selbst die Vögel, sagt Bob Dylan, sind an den Himmel gekettet. Der junge Mann aus unserer Geschichte lebte in dieser Illusion von totaler Freiheit. Deshalb beschloss er, alle Brücken hinter sich abzubrechen und von zu Hause fortzugehen. Er ging zu seinem Vater und sagte: „Gib mir den Teil der Erbschaft, der mir zusteht.“ Schon das erste Wort, das dieser junge Mann sagte, zeigt die ganze Gefräßigkeit der jungen Generation und die ganze Unreife dieses jungen Menschen: „Gib mir!“
Auf diesem Standpunkt stehen viele junge Menschen, manche sogar ein Leben lang. Sie denken, alle anderen – die Eltern, der Staat, die Gesellschaft – seien dazu da, ihnen etwas zu geben. Reif wird der Mensch erst dann, wenn er begreift, dass es im Leben nicht darum geht, von allen etwas zu verlangen und abzusahnen. Sondern dass auch die anderen von ihm einen Beitrag verlangen, dass er selbst etwas mit beiträgt.
Der junge Mann stand also noch ganz am Anfang dieser jugendlichen Entwicklung: „Gib mir, was mir zusteht!“ Nach ein paar Tagen machte er seinen ganzen Anteil zu Geld und zog in die Fremde. Einen Schritt hinaus – und er ist frei. Jetzt kann er endlich machen, was er will. Jetzt kann er sich alles leisten.
Er sitzt jeden Abend in einer anderen Bar. Hat er jetzt genug Bargeld? Er speist wie Graf Rotz in den vornehmsten Hotels, schläft wie Casanova mit den teuersten Frauen und lässt sich wie der Gütehorn ein paar Silberstiefel mit zwanzig Zentimeter hohem Absatz anfertigen. Er lebt auf großem Fuß, stürzt sich von einer Party in die nächste, hüpft von einem Bett ins andere.
Eines Tages hat es sich ausgehüpft. Die Party ist aus, das Glas ist leer, das Geld ist weg – und damit sind auch die Kumpels weg. Von der großen Freiheit ist nichts mehr zu spüren. Jetzt hat er nur noch die Wahl zwischen Betteln und Arbeiten. Am Ende muss er beides tun.
Zuerst muss er betteln, dass überhaupt irgendeiner von den Herrschaften, mit denen er noch vor ein paar Tagen aus silbernen Schalen Sekt getrunken hat, ihn einstellt. Aber die kennen ihn schon gar nicht mehr. Er stürzt in das Loch der Arbeitslosigkeit. Es geht ihm so wie in dem alten Blues, den Eric Clapton wieder ausgegraben hat, wo es heißt: „Wenn du down and out bist, da kennt dich keiner mehr. Wenn du erst mal rausgeflogen bist, dann vergessen sie dich alle.“
Als er endlich einen Chef gefunden hat, der ihm einen Job verschafft, muss er Schweine hüten. Der schöne Traum von der großen Freiheit endet am Schweinetrog. Jetzt träumt er nur noch davon, wenigstens von dem Schweinefutter etwas mitessen zu dürfen. Selbst das wird ihm noch verboten. Seine Knechtschaft, seine Erniedrigung und seine Pleite sind vollkommen.
Die Erkenntnis und Sehnsucht nach Heimat
Und da erinnert er sich plötzlich an seinen Vater. Es fällt ihm ein, dass er ja mal so etwas wie ein Zuhause gehabt hat, eine Heimat. Dort gab es nicht so einen ekelhaften Saufrass. Beim Essen wurde nicht so gegrunzt, sondern es herrschte Ordnung. Links lag die Gabel, rechts das Messer – die Ordnung, über die er sich als junger Kerl so lustig gemacht hatte. Ein weißes Tischtuch bedeckte den Tisch. Da war es einfach schön, da war Geborgenheit.
Wie er so auf seinem Misthaufen sitzt, überkommt ihn mit aller Gewalt eine tiefe Sehnsucht nach dem Vaterhaus. Ich habe euch vorhin von dem jungen Mann erzählt aus unserer Gemeinde, der von zu Hause abgehauen war und mir schrieb, dass er seine Freiheit haben wollte. Den habe ich ungefähr ein Jahr später wieder getroffen. Da sagte er zu mir: „Jetzt, nachdem ich von zu Hause weg war, weiß ich erst mal, was Heimat bedeutet.“
So ist das nämlich: Viele Dinge, die wir als selbstverständlich ansehen, deren Wert erkennen wir erst, wenn wir sie nicht mehr haben. Das können wir alle bestätigen, besonders die Herrschaften, die eine Zahnprothese tragen. Manche haben ja Zähne wie die Sterne – nachts kommen sie raus. Und manche Leute müssen erst mal ins Plumpsklo fallen und ihr Waterloo erleben, um den Wert eines Wasserklos schätzen zu lernen.
So war es auch bei dem jungen Mann in unserer Geschichte. Als er restlos aufgeschmissen war, erinnerte er sich an seinen Vater. Jahrelang hat er dessen Geld genommen, aber keinen Gedanken an ihn verschwendet. Jetzt, wo es ihm dreckig ging, fiel ihm der alte Herr wieder ein.
Die Bedeutung des Vaters als Symbol für Gott
Und dabei fällt mir ein, dass ich euch das Wichtigste ja noch gar nicht gesagt habe. Ich erzähle euch eine Geschichte, die Jesus einmal erzählt hat. Mit dieser Geschichte will Jesus sagen: Der Vater, das ist Gott. Und der junge Mann, das bist du!
Du lebst auf Gotteskosten und genießt dein Leben in vollen Zügen. Solange es dir gut geht, denkst du nicht an Gott. Aber wenn es dir schlecht geht, fällt er dir plötzlich wieder ein. Dann beschwerst du dich, wie unverschämt Gott doch sein konnte, nicht dafür zu sorgen, dass in deinem Leben alles glatt läuft.
Ich kenne Sechzehnjährige, die ankommen und sich darüber beschweren, dass sie ein Kind bekommen haben und in so einer misslichen Lage sind. Wie finde ich so etwas? Erst fragt ihr nicht nach Gott, dann übertreten ihr sein Gebot. Und wenn dann alles schiefgelaufen ist, fangt ihr an, bei Gott zu meckern.
Wer hat euch denn gesagt, dass ihr mit sechzehn Jahren zusammen ins Bett gehen sollt? Ganz bestimmt nicht Gott. Aber was Gott sagt, ist für euch ja primitive Sklavenmoral. Was der Pfarrer predigt, ist für euch Quatsch. Was die Eltern sagen, ist spießig.
Ihr wollt eure Freiheit haben, auch auf sexuellem Gebiet. Ihr fordert die Pille als Schulspeisung. Na bitte, jetzt habt ihr eure Freiheit. Aber mit dieser Freiheit kommt auch die Verantwortung für das, was dabei herauskommt. Wenn ein Kind dabei herauskommt und ihr in Schwierigkeiten geratet, dann schiebt nicht Gott die Schuld zu.
Das ist nicht nur unfair, das ist auch unverschämt.
Die Einsicht des verlorenen Sohnes und die Verantwortung für das eigene Handeln
Und so unverschämt war der junge Mann aus unserer Geschichte nicht. Er gibt seinem Vater nicht die Schuld an seinem Unglück. Im Gegenteil, er schämt sich, wenn er an seinen Vater denkt. Er schämt sich über seine eigene Dummheit und sagt: „Ich Idiot, wie konnte ich nur so blöde sein, mich vom Vater zu trennen?“
Denn nicht der Vater hatte ihn zu Hause rausgeschmissen, sondern er war freiwillig gegangen. Nicht der Vater hatte ihm befohlen, das Erbe zu verjubeln, das hatte er aus eigenem Willen getan. Nicht der Vater hatte ihn zum Schweinehirten gemacht, er selbst hatte sich diesen Posten gesucht. Er selbst und niemand anders war schuld an seiner Pleite.
Und er verfiel nicht auf die billige Ausrede, mit der heute jeder Verkehrssünder kommt: Die Umstände waren schuld, die Verhältnisse, meine Erbmasse, die Gesellschaft. Wenn du im Kaufhaus erwischt wirst, weil du eine Uhr geklaut hast, brauchst du nur zu sagen: „Mein Psychiater hat festgestellt, ich habe einen Uhrenkomplex. Die Schwarzwälder Kuckucksuhr meines Urgroßvaters hat mich in meiner Jugendzeit immer im Mittagsschlaf gestört.“
Wenn du so etwas vor Gericht vorbringst, wird jedes deutsche Gericht dieses schwere Kinderschicksal verstehen und dir garantiert eine geräuschlose Glashütter Bäckeruhr schenken.
Mit solchen Argumenten und Ausreden kannst du vor Gott aber nicht bestehen. Vor Gott zählen solche Dinge überhaupt nicht. Du kannst mit solchen Ausreden nicht zu Gott kommen. Zu Gott kommst du nur, wenn du deine Schuld bekennst – und zwar ohne jeden Rechtfertigungsversuch.
Also nicht: „Der hat mich verführt“ oder „Die hat mich überredet“, sondern: „Ich, ich habe das und das getan.“ Was dich von Gott trennt, sind nämlich nicht deine intellektuellen Bedenken, sondern deine Sünde. Das ist das, was du Gott gegenüber falsch gemacht hast.
Ich frage dich: Kennst du Dinge, weißt du Dinge aus deinem Leben, bei denen dir ganz genau klar ist, dass sie gegen Gottes Willen waren? Es gibt Dinge, die einem bewusst sind, es gibt aber auch viele Dinge, die man ganz unbewusst tut und gar nicht weiß, wie falsch und gefährlich sie sind.
Zum Beispiel gibt es heutzutage viele, die sich allerlei Vorstellungen über Aberglauben leisten und gar nicht ahnen, wie gefährlich das für ein Kind Gottes ist.
Warnung vor Aberglauben und Okkultismus
Ich staune immer wieder, was sich heute manche Menschen an abergläubischen Vorstellungen leisten. Ich weiß auch, dass es gefährlich ist und Unglück bringt, wenn einem eine schwarze Katze über den Weg läuft. Aber das hängt ja immer davon ab, ob man eine Maus oder ein Mensch ist.
Das Traurige ist doch, dass viele intelligente, gebildete Menschen unserer Zeit sich so eine „Mäusegesinnung“ zugelegt haben, dass sie sich vor schwarzen Katzen fürchten, vor dem Freitag und vor der Dreizehn. Nur beim dreizehnten Monatsgehalt sind sie nicht ganz so pingelig.
Wir lachen jetzt darüber, aber es ist ein ganz ernstes Thema. Denn Menschen, die sich mit Aberglauben beschäftigen oder noch weiter ins Gebiet des Okkultismus gehen, begeben sich auf das Gebiet des Teufels. Selbst wenn man das im Spaß tut – das ist heute ja üblich, in der Pause mal zu pendeln oder auf der Party Gläserrücken zu machen – ich sage dir nur: Der Teufel versteht überhaupt keinen Spaß. Er ist ein absolut humorloser Geselle.
Es ist gefährlich für einen Christen, wenn er so etwas mitmacht. Ich will das an einem Beispiel deutlich machen: Mal angenommen, ein Grenzsoldat steht an der Grenze. Und er geht über die Grenze ins Nachbargebiet und wird dort erwischt. Er kann dann nicht sagen: „Ach, ich bin bloß aus Spaß rübergekommen, wollte mal gucken, ob die Primeln bei euch schon rausgucken.“ So geht das nicht.
Wenn er auf dem Gebiet des Nachbarstaates erwischt wird, untersteht er der Gerichtsbarkeit dieses anderen Staates. Und wenn du als Gotteskind auf dem Gebiet des Teufels erwischt wirst, kommst du unter den Einfluss des Teufels. Du brauchst dich nicht zu wundern, dass du dann Depressionen bekommst und im Glaubensleben nicht weiterkommst.
Ich sage dir: Wenn du mit solchen Dingen irgendetwas zu tun hast, dann geh heute noch zu einem Seelsorger. Es sind ja genug hier auf dem Gelände. Lass dich im Namen von Jesus freisprechen. Jesus ist der Einzige, der dich aus solchen Bindungen herausholen kann. Komm einfach, gib es zu und lass es dir von Gott vergeben.
Die Rückkehr zum Vater als vernünftiger Schritt
So handelt der junge Mann in unserer Geschichte. Er erkennt, dass seine Schuld darin besteht, eigenmächtig gehandelt zu haben, dass er sich von Gott, vom Vater, getrennt hat. Sein ganzes Unglück rührt daher, dass er seine Freiheit in der Loslösung vom Vater gesucht hat.
Er hat sich benommen wie jemand, der sich darüber ärgert, von der Luft abhängig zu sein, und sich im Namen der Freiheit die Nase zuhält. Wer so etwas tut, muss doch verrückt sein. Wer sich von seinem Lebenselement trennt, handelt unvernünftig.
Das Lebenselement für uns Menschen ist Gott. Wir sind zur Gemeinschaft mit Gott bestimmt. Wenn wir uns von Gott trennen, handeln wir gegen unsere eigene Natur und damit unvernünftig. Deshalb ist es das Vernünftigste, an Gott zu glauben und mit ihm zu leben.
Der junge Mann tut also das Einzige, was in seiner Situation noch vernünftig ist: Er sagt, er geht wieder heim, zum Vater. Zwar hat er weder moralisch noch juristisch das Recht, sich zu Hause blicken zu lassen. Aber Gott ist kein Jurist, der gegen uns Strafpunkte sammelt. Gott ist kein Moralist, der mit erhobenem Zeigefinger dasteht. Gott ist unser Vater.
Deshalb erzählt Jesus diese Geschichte, um klarzumachen: Gott ist dein Vater, der dich liebt, der dir nichts Böses will, der auf dich wartet – mit offenen Armen. Er ist bereit, dir zu vergeben und dir ein neues Leben zu schenken, wenn du dein eigenes durch die Sünde bereits kaputt gemacht hast.
Die verborgenen Kämpfe hinter der Fassade
Das mag ja sein, dass du nicht so ein kaputter Typ bist wie der, den Jesus in seiner Geschichte hier schildert.
Vielleicht ist dein polizeiliches Führungszeugnis einwandfrei und nach außen hast du eine total bürgerliche, gute Fassade. Aber, mein lieber Freund, was steckt eigentlich hinter dieser gestylten Fassade? Niemand weiß von dir, welche sexuellen Schweinereien du schon erlebt hast. Keine deiner Klassenkameradinnen ahnt, dass du schon ein Kind abgetrieben hast. Und niemand sieht dir an, wie unsicher, traurig und kaputt du dich fühlst.
Aber du weißt es, und Gott weiß es auch. Ich frage dich: Wie lange willst du so weiterleben? Hast du denn nicht mal Lust, deiner Mutter und deinen Freunden wieder gerade ins Auge schauen zu können? Willst du nicht mal wieder froh sein?
Mensch, dann komm doch! Kehre um! Du musst das Leben und das Rollenspiel, das du bisher gespielt hast, nicht immer weiterspielen. Du brauchst nicht im Dreck liegen zu bleiben, wenn du nun schon mal reingeflogen bist.
Freunde, jeder kann mal in eine dumme Sache geraten – das geht schneller, als man denkt. „Passt auf, ihr Geradlinigen“, hat mal jemand gesagt, „vor allem in den Kurven.“ Es kann jeder fallen, Freunde, es kann jeder fallen. Aber es muss nicht dabei bleiben.
Umkehr als Rückkehr aus der Sackgasse
Was machst du, wenn du mit deinem Fahrzeug in eine Sackgasse gefahren bist? Stellst du den Motor ab, holst ein Taschentuch heraus und sagst: „Oh, das ist das Ende. Ich muss jetzt verdorren und verdringen“? Oder sagst du dir: „Jetzt gebe ich mal Gas, mal sehen, ob das Haus da hinten im letzten Moment noch wegspringt“?
Du wirst keines von beidem tun. Stattdessen legst du den Rückwärtsgang ein oder, wenn genügend Platz ist, machst du eine Wendung von hundertachtzig Grad. Zurückfahren – das ist es, was die Bibel mit Umkehr oder Bekehrung meint.
In einer Sackgasse weiterzufahren bedeutet, dass es einen Crash gibt. Und aus einer Sackgasse gibt es nur einen einzigen Ausweg – den Rückweg. Der Rückweg zu Gott ist dir immer offen, egal wie weit du dich von ihm entfernt hast.
Selbst wenn du eine schwere Schuld auf deinem Gewissen hast, zum Beispiel einen Mord oder eine Abtreibung, ist Gott bereit, dir jede Schuld zu vergeben, die du bereust. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt oder wie jung du bist.
Umkehr ist für alle Altersgruppen möglich
Wir haben hier eine Jugendversammlung, aber es sind auch viele Graue Häupter unter uns. Ich möchte nun ein Wort an die Älteren richten.
Die Älteren müssen nicht einfach nur hier sitzen und zuschauen, wie der Pastor zu den Jugendlichen spricht. Es geht auch um euch. Wenn es für junge Menschen schon schwierig ist, sich zu bekehren und zuzugeben, dass sie in die falsche Richtung gelaufen sind, dann ist es für ältere Menschen wahrscheinlich noch viel schwerer. Nach 50, 60 oder noch mehr Jahren zu sagen: „Ich habe es bisher verkehrt gemacht“, fällt sicher nicht leicht.
Aber es ist nie zu spät – auch nicht für Graue Häupter. Vor vielen Jahren, ich weiß gar nicht mehr genau, wo das war, war ich auf einem frommen Gelände. Dort hieß es, es gebe eine ältere Schwester, die mich sprechen wollte.
Ich kam in das Zimmer und sah eine ältere Diakonisse in ihrem gestärkten Häubchen. Es war eine liebe, weißhaarige, liebenswerte alte Dame. Sie saß am Fenster in ihrem Stuhl, das Gesangbuch lag auf dem Tisch. Sie war in ihrem Leben schon unzählige Male im Gottesdienst gewesen und hatte oft am Abendmahl teilgenommen.
Doch es gab etwas in ihrem Leben, das vor Gott nicht in Ordnung war. Das quälte sie sehr. Sie beichtete es mir, und danach war es für sie okay. So konnte sie die letzten Tage, Wochen und Jahre ihres Lebens in Frieden mit Gott leben.
Freunde, unter mancher Haube, unter manchem Talar, verbergen sich menschliche Probleme. Das schützt uns nicht davor, vor Gott eine Rolle zu spielen. Aber es ist für niemanden zu spät. Gott will alle – egal wie alt wir sind. Jeder hat die Chance, mit dem, was im Leben schiefgelaufen ist, zu Gott zu kommen, es ihm hinzulegen und sich vergeben zu lassen.
Es spielt keine Rolle, wie alt oder jung du bist und was du gemacht hast.
Die Kraft der Zusage Gottes und die Geschichte einer jungen Frau
Als die Karl-Marx-Straße noch so hieß, wurde im Gottesdienst immer ein Lied gesungen. Ich glaube, wir singen das morgen, nein, heute Nachmittag noch einmal. Ja, zweimal am Tag Gottesdienst – das ist für die meisten Menschen ungewohnt.
Dort heißt es nämlich: Gott ist kein Gedanke, Gott ist kein Prinzip, Gott ist dein Vater. Und der Vater hat dich lieb.
In diesem Gottesdienst war ein junges Mädchen, das sich den Liedzettel mitgenommen hat, auf dem dieses Lied stand. Dann kam die Wende, und sie dachte sich, sie haut ab in den Westen, um das schnelle Geld zu machen.
Es wurde aber nichts aus dem schnellen Geld. Es ging ihr so wie dem verlorenen Sohn: Sie fand keine richtige Arbeitsstelle. Am Ende landete sie im Bordell, auf dem Strich.
Wenn sie nachts nach Hause kam in ihr Hotelzimmer und die ganze schlimme Zeit hinter sich hatte, nahm sie aus ihrer Tasche den alten Liedzettel heraus, klappte ihn auf, faltete ihn und las: „Gott ist kein Gedanke! Gott ist kein Prinzip, Gott ist ja dein Vater, Vater hat dich lieb.“
Dann stand dort: „Du bist Gottes Perle, er verliert dich nicht, du bist Gottes Wunschkind.“ Das hat sie gelesen und sich gesagt: Wenn das stimmt, was hier steht, dann muss es doch für mich eine Chance geben.
Später hat sie junge Leute gesehen, die im großen Kreuz unterwegs waren, und hat sich ihnen angeschlossen. So ist sie wirklich aus diesem Elend herausgekommen.
Die Einladung zur Umkehr und die Zusage Gottes
Freunde, egal wie weit sich ein Mensch von Gott entfernt hat – der Rückweg steht immer offen. Auch dir steht dieser Weg offen. Sag niemals: „Ich kann nicht zurück.“ Doch du kannst, wenn du willst. Gott will, dass du zurückkommst. Das hat er ausdrücklich gesagt, und damit hat er sich festgelegt: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden.
Wenn du gerettet werden willst und Freiheit von deiner Schuld suchst, dann sag es bitte Gott und leg dich fest. In dieser Stunde der Entscheidung, vielleicht um halb eins, kannst du deinen Entschluss festmachen.
Der Glaube an Gott hat in erster Linie mit deinem Willen zu tun, nicht mit deinem Gefühl. Natürlich gehört das Gefühl dazu. An so einem Tag wie heute hast du vielleicht das Gefühl, es wäre schön, ohne Schuld zu leben und als Kind Gottes zu leben. Ja, das stimmt – es ist herrlich, als Kind Gottes zu leben.
In diesem Fall ist dein Gefühl völlig richtig, doch es reicht nicht aus. Wenn du morgen wieder in deiner Klasse bist, vielleicht als einziger Christ, oder dich in einer anderen Umgebung befindest, dann wirst du ganz andere Gefühle erleben. Deshalb sage ich dir: Baue deinen Glauben nicht auf Gefühle auf, sondern gib Gott deinen Willen hin. Fäll einen bewussten Willensentschluss.
Du solltest dich hier nicht von irgendeiner religiösen Welle überschwemmen lassen. Stattdessen sollst du einen bewussten Entschluss fassen. Zum Beispiel, dass du sagst: Schluss mit meiner bisherigen Lebensweise! Ich fange jetzt ein neues Leben mit Jesus an. Ich will ab heute zu ihm gehören. Ich will!
So hat der junge Mann am Schweinetrog gesagt: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“ Das ist der entscheidende erste Schritt der Bekehrung – „Ich will mich aufmachen.“
Es macht ihm nichts aus, dass sein bisheriger Herr flucht, weil er einen Knecht verliert. Es stört ihn auch nicht, dass die Schweine blöde grunzen, als er ihren Saustall verlässt. Er haut die Mistgabel in die Ecke, verlässt dieses alte Leben und wendet sich einem neuen Leben zu.
Widerstand bei der Umkehr und die Kraft des Neuanfangs
Und wenn du dich bekehrst, wird der bisherige Boss deines Lebens, der Teufel, genauso verrückt spielen. Noch mehr aber deine Kumpels. Sie werden nicht nur blöde Grunzen und dumme Bemerkungen machen, sondern auch versuchen, dich zurückzuhalten.
Wenn du zu Jesus willst, kann dich überhaupt nichts und niemand aufhalten.
Als der junge Mann am Schweinetrog den Entschluss fasste: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen“, gab es für ihn kein Halten mehr. Für ihn gab es nur noch eins: „Ich gehe wieder heim, ich gehe wieder heim.“
Ich stelle mir vor, wie er sich auf den Weg gemacht hat und sich immer wieder Mut zugesprochen hat: „Ich gehe heim, ich gehe heim, ich gehe heim.“
So wie manche hierher gekommen sind und sagen: „Morgen oder irgendwann gehe ich zum Pfarrer“ oder „Ich bekehre mich.“ Manche nehmen es sich nicht direkt vor, sondern sagen: „Ich tue es, ich tue es.“
Die freudige Aufnahme durch den Vater und das Fest der Versöhnung
Und als er zu Hause ankommt, steht der Vater schon an der Tür. Er läuft ihm entgegen, nimmt ihn in die Arme und gibt ihm einen Kuss.
Der Sohn sagt: „Vater, ich habe gegen den Himmel und vor dir gesündigt, und ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.“
Daraufhin sagt der Vater zu den anderen, die dabei stehen: „Dieser junge Mann hier ist mein Sohn. Er war verloren, jetzt ist er gefunden. Er war tot, und jetzt lebt er wieder.“
Dann heißt es: „Komm, Junge, rein! Jetzt werden wir eine Feier veranstalten.“ Es gibt Pizza, Cola, Tanz auf der Tenne und alles, was zu einer anständigen Feier dazugehört.
Genauso wird es sein, wenn du heute umkehrst und Jesus dein Leben gibst. Dann wird im Himmel ein Fest wegen dir gefeiert, und die Engel werden tanzen, sodass die Wolken Fetzen fliegen.
Denn über einen einzigen Sünder, der umkehrt, freut sich Gott mehr als über tausend Fromme, die der Meinung sind, sie hätten keine Umkehr nötig.
Begegnung mit einem Ausgestoßenen und die Erfahrung von Annahme
Vor vielen Jahren war ich eine Woche lang in Leipzig, in einem Zelt. Jeden Nachmittag, wenn wir gegen fünf Uhr zum Soundcheck kamen, saß bereits jemand vorne in der ersten Reihe. Es war ein Penner, also jemand von den Armen, die aus der Wohlstandsgesellschaft herausgefallen sind und einfach nicht mithalten können. Er trug seinen gesamten Besitz in einer Plastetüte bei sich. Um ihn herum verbreitete sich eine gefährliche Wolke aus Alkohol, Schweiß und Urin. Alle machten einen großen Bogen um ihn, doch er saß immer als Erster ganz vorne.
Am Abend, ich weiß nicht mehr, über was ich gepredigt habe, hing hinter mir an der Bühne ein riesengroßes Bild. Darauf war die Szene gemalt, über die ich heute gepredigt habe: wie der Sohn nach Hause kommt und der Vater ihn umarmt. Ich sage euch, das war echter Kitsch, richtig schön.
Dann kam der Moment, in dem wir Entscheidungen aufriefen. Wer wollte, konnte nach vorne kommen, um im Übergabegebet zu sprechen. Danach sprach ein Mitarbeiter mit denen, die nach vorne gekommen waren. Plötzlich sah ich mit meinen eigenen Augen die Szene, die auf dem Bild gemalt war, live vor der Bühne. Ein Mitarbeiter hatte den Penner, der nach vorne gekommen war, in die Arme genommen. Der Mann sagte nichts, doch ihm liefen Tränen über das Gesicht. Die beiden Männer standen da und umarmten sich. Vielleicht erfuhr dieser Mann zum ersten Mal in seinem Leben, was es bedeutet, angenommen zu sein – von Gott angenommen zu sein.
Ich kann nicht garantieren, dass dich später die Schwestern oder Mitarbeiter in den Arm nehmen und abküssen. Aber eines kann ich garantieren: Gott, der Vater, wartet mit offenen Armen auf dich. Amen.
