Was habe ich hier? Eine Birne. Ja, aber eben keine Birne zum Essen. Also, die Marke müsst ihr mir nicht nennen – das hier ist eine Philips-Birne, also eine Birne im Sinne einer Glühbirne.
Was fällt euch zur Birne ein? Abgesehen von der gesundheitlichen Bedeutung bei der essbaren Birne – was fällt euch noch ein? Licht, ja, genau.
Hier vorne hat jemand „Bundeskanzler“ gesagt. Früher gab es ja Karikaturen, in denen die Birne eine Rolle spielte. Heute ist das nicht mehr so verbreitet.
Es gibt also einige Punkte, über die ich sprechen möchte. Allerdings hat bisher niemand gesagt: „Da erinnert mich das sofort an einen Christen.“ Gut, vielleicht sehen Christen auch nicht direkt so aus. Aber ich hoffe, dass ihr nach der Stunde sagt: Wenn ich eine Birne sehe, wenn ich durch das Haus gehe, dann erinnert mich das öfter an einen Christen.
Warum sollte euch das an einen Christen erinnern? Oder warum könnte es das? Das möchte ich euch anhand eines Textes vorlesen, der uns heute Abend beschäftigen wird. Er steht im Matthäusevangelium, in der sogenannten Bergpredigt Jesu.
Da lese ich im fünften Kapitel, ab Vers dreizehn, in der Bergpredigt, Matthäus Kapitel 5, ab Vers 13:
„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die oben auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter einen Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind.
So lasst nun euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“
Das soll der Text sein, um den es heute Abend geht. Wir wollen uns diesen etwas genauer anschauen.
Die meisten werden ihn wahrscheinlich schon gelesen oder schon häufiger gehört haben. Vielleicht wurde darüber sogar schon an der einen oder anderen Stelle gepredigt. Aber wichtige Wahrheiten in der Bibel reichen nicht aus, wenn wir sie nur irgendwann einmal gehört haben. Vielmehr ist es wichtig, dass wir sie auch in unserem Leben umsetzen.
Dafür ist es sehr hilfreich, bestimmte Dinge einmal zu vertiefen und sich wirklich bewusst zu machen, was Jesus hier an dieser Stelle eigentlich aussagen will.
Also zunächst einmal: Wenn euch jemand als Salz bezeichnet, dann denkt man vielleicht erst einmal an eine Packung Tafelsalz, so wie ich sie hier mitgebracht habe. Wenn Jesus euch als Salz bezeichnet, reagieren manche vielleicht erst einmal etwas überrascht oder seltsam. Salz? Warum soll ich Salz sein? Nehmt einmal eine Handvoll Salz oder gebt es in das Essen – was hat das mit mir zu tun? Warum nennt Jesus uns Salz? Hat das einen bestimmten Hintergrund? Oder ist das rein zufällig? Hätte Jesus auch sagen können: Ihr seid die Blumen dieser Welt, oder ihr seid der Zucker dieser Welt, oder ihr seid irgendetwas anderes? Warum hat er gerade Salz ausgewählt? Gibt es einen Grund dafür, oder ist es nur Zufall?
Ich denke, Jesus hatte einen Grund dafür – sogar mehrere Gründe. Mindestens drei Gründe möchte ich jetzt nennen. Ich meine, dass er mit dem Ausdruck „Ihr seid das Salz der Welt“ uns auf der einen Seite ein großes Kompliment gemacht hat. Auf der anderen Seite hat er uns auch eine Perspektive für unsere Aufgabe in der Welt gegeben.
Diese Perspektive bezieht sich auf mehrere Eigenschaften des Salzes. Jesus hat in seinen Reden und Predigten oft Beispiele aus dem Alltag genommen. Er hat an die Funktionen dieser alltäglichen Dinge angeknüpft. Zum Beispiel die Brautjungfern, die auf den Bräutigam warten – ein Zeichen für unsere Wachsamkeit. Oder die Lampen, die kein Öl mehr haben. Oder das reife Korn zur Erntezeit, wenn man den Herrn der Ernte bittet, weiter in sein Feld zu senden. All diese Beispiele stammen aus dem Alltag.
Auch hier hat Jesus ein Beispiel aus dem Alltag gewählt. Salz war damals wie heute in jeder Küche zu finden. Jeder hatte damit zu tun und konnte sich etwas darunter vorstellen – genauso wie damals.
Allerdings – und hier kommt mein erster Grund, warum ich denke, dass Gott dieses Beispiel gewählt hat:
Der erste Grund ist heute wahrscheinlich nicht mehr so stark präsent. Damals war Salz durchaus verbreitet als Opfergabe. Im Alten Testament finden wir, dass bei manchen Opfern auch Salz zusätzlich dargebracht wurde. Im Umfeld des alten Volkes Israel galt Salz als etwas Heiliges, als etwas besonders Reines.
Die Menschen sagten, dass Salz im Mittelmeerraum nur aus Sonne und Wasser entsteht. Das machte es zu etwas ganz Reinem. Es hatte nichts mit Schmutz zu tun, sondern war, auch optisch betrachtet, ganz weiß. Damals gab es noch nicht die Möglichkeit, Dinge mit weißem Waschmittel zu reinigen. Weiß war etwas ganz Außergewöhnliches, ein Zeichen der totalen Reinheit.
Ich denke, genau das steckt hier dahinter: Heiligkeit, Reinheit, ausgesondert für Gott – Salz war etwas ganz Besonderes. Das ist der erste Grund, warum ich glaube, dass Jesus dieses Bild gewählt hat.
Der zweite Grund, warum Jesus das Salz ausgewählt hat, ist seine Funktion als Konservierungsmittel. Heutzutage können wir durch Homogenisieren, Ultrahocherhitzen und viele weitere Verfahren Lebensmittel konservieren. Früher gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man räucherte die Lebensmittel oder man salzte sie ein. Das Salzen war dabei die häufigste Methode.
Vielleicht erinnern sich einige Ältere noch daran, dass man früher sehr oft Lebensmittel eingesalzen hat. Das galt für Fleisch und Fisch, aber auch heute findet man in vielen Konserven Salz und Zucker, um den Geschmack zu verbessern und gleichzeitig die konservierende Wirkung zu gewährleisten. Gepökelte Lebensmittel sind ein weiteres Beispiel dafür, wie Salz zur Konservierung genutzt wird.
Salz hat also die Funktion, etwas haltbar zu machen. Wenn ich nun sehe, dass Reinheit das Erste ist, dann betrifft uns das als Christen direkt. Jesus sagt zu uns: Ihr seid rein oder ihr sollt rein sein. Ebenso fordert das Salz, das geopfert wird, dass wir bereit sein sollen, ein Opfer für Jesus Christus zu bringen – so wie wir es in Römer 12,1 lesen: „Gibt euren Leib als ein Gott wohlgefälliges Opfer hin.“ Auch diese Opfergabe beinhaltet Reinheit.
In Jakobus 1,17 wird gefordert, dass wir uns der Welt unbefleckt halten sollen – dieses Unbefleckte, Reine, Weiße soll in uns stecken. Beim Konservieren denke ich, dass Jesus darauf hinweisen will, dass wir als Salz im Fleisch verhindern, dass es schnell verwest oder unbrauchbar wird. Lebensmittel, die nicht konserviert werden, verfaulen schnell.
Wenn wir Salz in dieser Welt sein sollen, bedeutet das, dass wir den fortschreitenden Verfall dieser Welt ein Stück weit aufhalten können – sofern wir wirklich salzig sind. Was passiert, wenn wir diese Funktion nicht erfüllen? Das zeigt uns das Alte Testament an verschiedenen Stellen.
Ein Beispiel ist die Geschichte von Noah, aber auch ganz deutlich die von Abraham und Sodom und Gomorra. Abraham handelt mit Gott und sagt: Wenn da hundert Menschen sind, die an dich glauben, wirst du dann die Stadt vernichten? Gott antwortet: Nein, um dieser hundert Willen werde ich sie nicht vernichten. Abraham fragt weiter: Und wenn da fünfzig sind? Und wenn da zehn sind? Gott sagt: Ja, um dieser zehn Willen werde ich die Stadt nicht vernichten.
Das ist eine Art Konservierungsmittel: Obwohl sich die Menschen von Gott entfernen, geht es der Welt noch gut. Gott gibt der Welt noch eine Zukunft, eine Chance zur Umkehr, weil einige Gläubige das Ganze etwas aufhalten. Gott respektiert das. Später sehen wir, dass nicht einmal diese zehn Gläubigen da waren, und so wurde Sodom und Gomorra vernichtet.
Wir haben also eine gewisse reinigende Wirkung auf unsere Umgebung, weil wir Zeugnis für Jesus Christus sind. Wir können Gottgefälligkeit in dieser Welt verwirklichen und weitergeben. In unserem Leben geben wir einen Hinweis auf Gott und verhindern, dass es zu schnell bergab geht.
Oftmals können wir an dem Ort, wo wir in der Minderheit sind – zum Beispiel in einem Staat wie der Bundesrepublik – den Verfall nicht vollständig aufhalten. Aber wir können dazu beitragen, und dazu will Gott uns gebrauchen. Eine dieser Funktionen des Salzes ist es, dass die Fäulnis in der Gesellschaft und im Staat nicht zu schnell voranschreitet.
Ich denke, Jesus hatte einen dritten Grund, und dieser dritte Grund ist wahrscheinlich derjenige, an den wir zuerst denken würden. Denn Salz brauchen wir heute vor allem zum Würzen. Sozusagen verleihen Christen der Welt erst die richtige Würze. Ohne Christen ist die Welt lasch, schlaff und geschmacklos.
Manche würden jetzt vielleicht sagen: „Na ja, Michael, was sagst du da? Ich habe bisher immer gedacht, dass es umgekehrt ist. Wenn man Christ wird, dann wird das Leben schlaff, lasch, würzlos und langweilig.“ Manche Jugendliche sagen das ja auch so. Sie meinen, wenn sie Christ werden, dürfen sie dies nicht mehr und jenes nicht mehr. Das Leben wird langweilig, da fehlt die Würze. Vielleicht sagen manche sogar, die etwas tiefer schauen: „Da fehlt doch die Würze der Sünde. Die Sünde macht doch einen gewissen Reiz aus, das ist doch das, was den Spaß ausmacht. Sonst wäre es doch langweilig.“
Tatsächlich ist es aber so, dass es gerade umgekehrt ist. Dort, wo Christen sind, wird das Leben erst richtig lebenswert. Dort können wir etwas von der Fülle erleben, die Gott uns in unserem Leben gegeben hat. So geht es mir zumindest. Einige Beispiele habe ich euch ja schon erzählt, an dem Abend, als wir darüber gesprochen haben, Gottes Wort gehorsam zu sein.
Ich merke immer wieder: Wenn ich etwas in meinem Leben nach dem Wort Gottes verwirklichen kann, bin ich dadurch bereichert. Wenn ich mich an meine Jugendzeit erinnere – ich hatte keine wilde Jugendzeit, da ich in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen bin – war alles ziemlich ruhig. Aber überall dort, wo ich mit Sünde zu tun hatte, fand ich das vielleicht im Moment besonders reizvoll. Doch im Nachhinein fand ich es gar nicht mehr so toll. Vor allem nach dem ersten oder zweiten Mal wurde es gewöhnlich langweilig.
Nach nunmehr neunzehn Jahren im Glauben muss ich sagen: Ich finde das Leben mit Gott immer noch spannend und herausfordernd. Von daher ist das für mich etwas wie Würze.
Wir finden das unter anderem auch in Epheser 4,29, wo Paulus uns darauf hinweist, dass unsere Rede mit Salz gewürzt sein soll. Hier wird Salz sogar direkt als Beispiel benutzt. Oder wir finden es in Jeremia 24,17. Dort lesen wir: „So spricht Jahwe, der Herrscharen: Siehe, ich sende euch unter das Schwert, den Hunger und die Pest, und will sie machen wie abscheuliche Feigen, die vor der Schlechtigkeit nicht gegessen werden können.“ Er will also das Volk so machen wie Feigen, die schlecht werden und nicht gegessen werden können.
Hier wird die Welt tatsächlich mit etwas verglichen, das anfängt zu faulen. Und da ist eben die Funktion des Salzes: Es gibt entweder Geschmack oder es konserviert, wie ich es schon gesagt habe. Positiv bedeutet Leben mit Jesus Christus, dass das Leben lebenswert wird, gewürzt, lebendig und abwechslungsreich, wenn wir bereit sind, uns auf Gott einzulassen.
Wir können natürlich auch ein langweiliges Leben als Christen haben. Aber dieses langweilige Leben als Christen – das lesen wir genau dort, woher es kommt. In Matthäus 5 habe ich ja angefangen vorzulesen, ab Vers 13. Dort lesen wir: „Wenn das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt so nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.“
Das ist genau die Funktion: Wenn unser Christenleben lasch ist, wenn wir das Nicht-mit-Gott-Erleben haben, wenn wir denken, unser Christenleben sei langweilig geworden, dann fehlt es sowohl an Würze als auch an Konservierung in unserer Umwelt. Wir merken nicht, dass wir auf unsere Umwelt einwirken oder dass wir etwas aufhalten von diesem Abwärtstrend in der Welt. Wir sehen auch keine Reinheit in unserem Leben.
Dann ist das Wort Gottes hier nicht falsch. Vielmehr ist es eine bittere Erkenntnis für uns zu sehen, dass wir vielleicht gar nicht mehr salzig sind. Vielleicht unterscheiden wir uns gar nicht mehr von der Welt, wie wir es tun sollten. Denn das Salz unterscheidet sich von der Speise. Die Speise schmeckt ohne Salz ein wenig lasch. Erst durch das Salz geschieht etwas.
Vielleicht ist es bei uns so, dass wir uns an diese Welt angepasst haben, dass wir gar nicht mehr auffallen. Ich frage: Wofür brauchen wir dann noch das Salz? Stellt euch vor, ihr kauft Salz im Supermarkt. Es kostet zwar nicht viel, aber ihr fangt an, eure Speisen damit zu salzen. Ihr schmeckt, es schmeckt nach nichts. Noch ein bisschen drauf, schmeckt immer noch nach nichts. Schließlich schüttet ihr die ganze Packung auf das Essen. Es knirscht höchstens zwischen den Zähnen, aber es tut sich nichts.
Wärt ihr da froh? Was würdet ihr in dem Moment machen? Ihr würdet sagen: „Weg mit dem Essen und mit dem Salz, das wird in den Müll geworfen.“ Oder derjenige, der auf Genauigkeit achtet, würde sagen: „Ich bringe das zurück ins Geschäft, die müssen mal sehen, was sie hier verkaufen für ein Zeug.“ Und das zu Recht.
Denn Salz, das nicht mehr salzt – wofür soll man das noch benutzen? Physikalisch gesehen kann das bei Salz nicht passieren, das wissen die meisten. Salz salzt immer. Das hängt mehr mit den Gebräuchen der damaligen Zeit zusammen. Salz gewann man damals aus Meersalz oder vom Toten Meer, wo es eine ganze Menge Salz gibt.
Wenn ihr das Salz vom Toten Meer mal probiert habt, schmeckt es nicht so wie unser Salz. Dort sind viele andere Salze und Stoffe, Mineralien mit drin, die etwas bitter schmecken. Das gab es damals ohne Weiteres. Wenn man dieses Salz lange liegen ließ und durch Feuchtigkeit Tag und Nacht beeinflusst wurde, konnte das reine Natriumchlorid herausgelöst werden.
Dann blieb eine Ansammlung von Mineralien und anderen Salzen übrig, die man vielleicht noch als Badesalz benutzen konnte. Aber wenn man das zum Essen würzt, wurde es immer bitterer und salzte immer weniger.
Sehr wahrscheinlich ist es genau das, was Jesus meint, wenn er sagt: „Wenn das Salz nicht mehr salzt, womit soll man es würzen?“ Dann muss man neues Salz haben. Das andere kann man nicht mehr zum Düngen des Ackers verwenden. Im Gegenteil: Der Acker wird unfruchtbar, wenn man zu viel Salz darauf tut. Am besten schüttet man es draußen weg.
Das war sozusagen die Müllabfuhr damals. Niemand kam vorbei, alle Abfälle, die man nicht brauchte, wurden einfach vor die Tür geschüttet oder bei größeren Städten in einem Tal, so wie das Tal um Jerusalem, um sie dort verfaulen zu lassen.
Das ist zu nichts mehr nützlich, man schüttet es weg, die Leute gehen darüber hinweg, man braucht es nicht mehr, es ist unnütz geworden. Genauso ist es bei uns als Christen: Wenn wir nicht mehr die Funktion erfüllen, Salz in dieser Welt zu sein, wenn wir nicht mehr auffallen, wenn wir keine Reinheit symbolisieren, wenn wir uns nicht mehr am Wort Gottes orientieren, wenn unsere Sprache nicht mehr mit Salz gewürzt ist, wenn wir nicht mehr als Konservierungsstoff in dieser Welt wirken und den moralischen Verfall aufhalten, sondern das Wort Gottes an uns vorüberziehen lassen oder sogar mitmachen, dass in der Gesellschaft und im Staat der Verfall weiter voranschreitet.
Oder wenn wir nicht dieses Gewürz in unserem Leben haben, wenn die Welt nicht merkt, dass in unserem Leben etwas anderes, Besonderes ist, etwas, das uns bereichert, das nicht aus uns selbst herauskommt und uns von unserer Umgebung unterscheidet, dann ist das drastische Urteil: Wofür braucht man uns noch?
Das ist sinnlos geworden, wenn wir ungehorsam sind und unseren Zweck als Christen nicht mehr erfüllen. Das heißt so viel wie: Wenn wir uns noch Christen nennen, aber eigentlich gar kein Salz mehr sind. Das wäre, als hätte man ein Auto, das nicht fährt. Wofür braucht man das? Vielleicht noch als Gartenlaube, um sich dort hineinzusetzen oder zum Spielen der Kinder.
Nehmen wir es noch drastischer: Ein Stift, der nicht schreibt. Was macht ihr normalerweise damit? Ihr werft ihn in den Müll. Vielleicht können die Kinder ihn noch benutzen oder ihr steckt Bohnenranken daran hoch. Aber das ist wenig sinnvoll.
Noch radikaler: Klebstoff, der nicht klebt. Ihr habt eine Tube voll Klebstoff, wollt ihn irgendwo auftragen, doch es macht nichts. Dann entsteht nur eine Pampe. Was macht man damit? Wegwerfen, oder?
Genauso ist der Christ, der innerlich eigentlich nicht mehr Christ ist; der Christ, der kein Salz ist; der Christ, der nicht auffällt in seiner Umgebung; der Christ, der sich nicht als Christ zu erkennen gibt; derjenige, der nicht zum Wort Gottes steht; derjenige, der sich nicht nach den Ordnungen Gottes ausrichtet und das auch in seiner Umwelt deutlich macht.
Er ist wie der Klebstoff, der nicht klebt, wie das Salz, das kein Salz mehr ist. Er ist eigentlich kein Christ mehr. Er hat nur äußerlich den Anschein, Christ zu sein. Am besten sagt Jesus hier sogar, man würde ihn aus der Gemeinde hinauswerfen, damit die Leute nicht irritiert werden und hinterher denken: „Na ja, Salz salzt einfach nicht mehr.“ Dann gehört er draußen mit zu der Welt, zu dem Teil dieser Welt, der ebenfalls salzlos ist.
Die Menschen gehen darüber hinweg, kümmern sich nicht darum. Denn dann hat er keine besondere Bedeutung mehr in dieser Welt um uns herum.
Wir merken also: Wenn wir nicht so leben, wie Gott es von uns erwartet und wie Gott es uns ermöglicht, dann hat das drastische Folgen für unser Leben. Das heißt, wir erfüllen unsere Aufgaben nicht, die Gott uns gezeigt hat. Wir setzen uns sogar dem Gericht Gottes aus.
Die Frage ist hier: Geht es um das Verdammungsgericht oder mehr um das Preisgericht, das Jesus anspricht? In jedem Fall sehen wir: Wenn wir uns nicht so verhalten, wie wir eingesetzt worden sind, in die Stellung, die Gott uns gegeben hat, dann werden wir von Gott darüber gerichtet.
Es ist also nicht gleichgültig, was wir in unserem Leben tun. Das zeigt Jesus auch noch an einem anderen Beispiel, nämlich dem Beispiel des Lichtes.
Ich nehme hier einmal das Beispiel, das damals in der Zeit wohl eher zutraf, denn dieses hier hat es ja zu der Zeit noch nicht gegeben, sondern das Licht.
Zuerst spricht Jesus von der Stadt, die auf dem Berge liegt und nicht verborgen ist. Damit meint er, wie wir direkt danach sehen, wo er weiter vom Licht spricht, natürlich am Abend.
Am Abend gab es in Israel keine Straßenlaternen. Auch Wegweiser waren selten. Man wanderte durch die Gegend und konnte auf den Bergeshöhen die Städte sehen. Dort waren noch die Lichter in den Fenstern an. So konnte man sich orientieren: "Aha, da geht es lang, da muss ich mich orientieren, da will ich hin, wenn ich nach Hause kommen will."
Das ist etwas ganz Ähnliches wie beim Licht, ähnlich wie bei dem Seil. Auch hier können wir verschiedene Funktionen erkennen. Wir können hineinschauen und überlegen, warum Jesus wohl dieses Beispiel gewählt hat. Es verdeutlicht, wie Christen sein können, die innerlich eigentlich keine Christen mehr sind.
Es geht um Christen, die zwar äußerlich vielleicht einmal zum Glauben gekommen sind, aber weder in ihrem Leben noch in ihrer innerlichen Einstellung noch etwas davon übrig behalten haben.
Wenn wir es einmal positiv betrachten, ist es eine Art Kompliment und eine herausragende Bezeichnung, wenn Jesus Christus uns als Licht in unserem Leben bezeichnet. In der Bibel finden wir zum Beispiel, dass die Juden als Licht unter den Heiden beschrieben werden. So heißt es in Jesaja 42,6 und Jesaja 49,6, dass die Juden als Licht unter den Heiden sein sollen, damit sie in der Welt leuchten und die Menschen sehen, was Gott aufgerichtet hat. Es geht darum, Ordnung zu erkennen und zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können.
Darüber hinaus wird Gott als Licht für die Frommen bezeichnet, etwa in Psalm 27,1 und Micha 7,8. Außerdem heißt es in Psalm 119,105: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte.“ Hier wird deutlich, dass das Wort Gottes das Licht in unserem Leben ist.
Jesus wird ebenfalls als das Licht für die Menschen gesandt. Er ist das Licht, das in die Welt gekommen ist, die Dunkelheit, aber die Welt wollte es nicht annehmen (Johannes 1,5-9). Jesus wird als das Licht der Welt bezeichnet.
Nun werden wir als Licht bezeichnet. Damit ist keinesfalls gemeint, dass wir unser eigenes Licht leuchten lassen sollen. Man sagt manchmal: „Du bist eine helle Leuchte“ oder „Das ist ein heller Kopf“, aber das ist hier nicht gemeint. Es geht nicht darum, dass wir durch Gedächtnistraining oder besondere Leistungen vor den Menschen glänzen sollen.
Wenn gesagt wird: „Ihr seid das Licht der Welt“, dann kommt dieses Licht nicht aus uns selbst heraus. Vielmehr nehmen wir das Licht Gottes auf, das wir durch das Wort Gottes empfangen haben, weil wir Jesus Christus kennengelernt haben. So scheint das Licht Jesu durch uns hindurch in diese Welt hinein. Das ist damit gemeint.
Was ich hier zunächst hervorheben möchte, ist das Positive, die Hochachtung und die hohe Aufgabe, mit der uns Jesus in dieser Welt betraut. Wenn er sagt: „Ihr seid das Licht der Welt“, vergleicht er uns mit dem Wort Gottes, mit sich selbst und mit dem Volk Israel.
Im Alten Testament finden wir, dass Gott in Licht wohnt, zu dem niemand Zugang hat. Gott wird als Licht dargestellt. Wir finden ihn auch als Feuersäule, zum Beispiel als er das Volk Israel herausführt. Auch der brennende Dornbusch ist ein Bild des Lichtes. Oft wird das Bild des Lichtes gebraucht, wenn es um Gott geht.
Licht steht für Reinheit, und Sünde wird deutlich, wo dieses Licht auftaucht. Ein weiteres Beispiel für das Licht finden wir bei den strahlenden Bräuten, bei dem Licht, das dort leuchtet, wo die Braut Jesus entgegenkommt.
Ein Licht hat in unserem Leben mehrere Funktionen. Zunächst einmal dient es dazu, gesehen zu werden. Niemand zündet ein Licht an, um danach nichts zu sehen, sondern das Licht selbst soll sichtbar sein. Es gibt zum Beispiel schöne Schmuckkerzen, bei denen es nicht darum geht, die ganze Wohnung zu erhellen, sondern einfach das schöne Leuchten und Aussehen im Vordergrund stehen.
Genauso ist es für uns als Christen: Wir sind zunächst einmal ein Licht, damit wir überhaupt wahrgenommen werden. Man soll sehen, dass da jemand Christ ist. Es gibt kein anonymes Christentum, bei dem man sich bekehrt hat, aber niemand in der Umgebung davon weiß. Christen sind dazu da, sichtbar und als solche erkennbar zu sein – ähnlich wie beim Salz, das wir gerade besprochen haben.
Niemand kann sagen: „Ich bin Christ, aber keiner weiß es um mich herum.“ Ein Christ soll Christ sein – auf dem Sportplatz, im Büro, bei der Arbeit, an der Werkbank, als Mutter zu Hause mit den Kindern, natürlich auch im Gottesdienst und im Urlaub. Überall sollen wir als Christen für die Menschen um uns herum deutlich sichtbar sein. Dieses Christsein endet nicht an der Kirchentür oder am Sonntagmittag nach dem Gottesdienst.
Darüber hinaus hat ein Licht oft die Funktion, ein Wegweiser zu sein. Das sehen wir heute noch bei Leuchttürmen oder Leuchtbojen an der Küste. Früher war das noch wichtiger, denn es gab keine Straßenschilder und keine Autos mit Scheinwerfern. Licht diente als Orientierungspunkt.
Auch für uns heute gilt das: Wir haben Straßenlaternen, die uns helfen, den rechten Weg zu finden und wahre Erkenntnis zu erlangen. Wir könnten hier die Übung machen, das Licht im Raum auszuschalten und versuchen, quer durch den Raum zu gehen, um ein Buch aus der letzten Reihe zu holen. Viele würden dabei stolpern, sich stoßen oder sogar schreien. Ohne Licht können wir uns nicht orientieren, außer wir sind geübt oder blind und tasten uns voran. Normalerweise brauchen wir Licht zur Orientierung.
So heißt es auch für uns: Wir sollen Licht sein. Was bedeutet das für uns und die Menschen um uns herum? Durch uns können Menschen zwischen Gut und Böse unterscheiden. Sie können erkennen, wo Sünde ist. Im Neuen Testament hat das Gesetz diese Funktion: Es zeigt zunächst, wo Sünde ist. Genauso zeigt das Licht, dass dort, wo Licht ist, keine Dunkelheit mehr sein kann. Dort erkennen wir unsere Schwächen, unsere Schlechtigkeit und unsere Sünde. Nichts kann mehr im Dunkeln bleiben.
Deshalb lesen wir am Anfang des Johannes-Evangeliums: Die Welt wollte das Licht nicht, weil plötzlich klar wurde: „Ich bin ja schmutzig, ich bin ja dreckig, ich bin von Gott entfernt.“ Lieber bleibt man im Dunkeln, wo alle gleich sind, wo alle Katzen grau sind, wo man nicht merkt, dass man in der Sünde lebt.
Licht in dieser Welt zu sein bedeutet also, Orientierung zu geben und anderen den Weg zum Heil zu zeigen. Es weist darauf hin, dass nur dort der Weg zur Erlösung und Rettung zu finden ist. Licht gibt Orientierungshilfe im Leben, so wie das Licht im Alltag.
Licht zu sein bedeutet auch, in konkreten Entscheidungen klar zu sein. Wenn der Chef zum Beispiel verlangt, dass ich betrüge, Bilanzen fälsche oder lüge, dann soll ich Licht sein und klar zwischen wahr und falsch unterscheiden. Nicht so ein Wischiwaschi, sondern klare Maßstäbe setzen – so wie Jesus sagt: Entweder heiß oder kalt, lau werden die ausgespien.
In einem Dämmerlicht kann man sich nur halbwegs orientieren, aber richtig geht das nicht. Helles Licht soll da sein. Das fällt auf, und man wird bemerkt. Das ist manchmal unangenehm, weil wir merken, dass auch wir noch Sünde haben und daran arbeiten sollten, dass sie weniger Einfluss auf unser Leben hat.
Natürlich setzen wir uns dadurch der Kritik aus. Aber die Leute sollen sehen, dass das, was sie kritisieren, menschlich ist. Das, was sie an uns leuchten sehen, ist das, was Gott uns als Orientierung gegeben hat.
Eine dritte Funktion, die Jesus mit dem Licht verbindet, ist die Warnfunktion. Licht warnt vor Gefahren. Wir können Menschen darauf aufmerksam machen: „Pass auf, wenn du hier noch weitergehst, wirst du scheitern. Deine Ehe, dein Leben oder deine wirtschaftliche Situation wird daran kaputtgehen. Wenn du so weitergehst, wirst du verloren sein und nicht mehr zu Gott finden.“
Dann kann niemand sagen: „Hättest du mich doch noch gewarnt.“ Es gibt viele Menschen, bei denen wir diese Verantwortung tragen. Wenn wir merken, dass jemand sündigt und wir die Möglichkeit haben, ihn zu warnen, es aber nicht tun, weil wir es nicht wagen oder zu bequem sind, dann sind wir in diesem Moment kein Licht.
Lichter sind auch Warnlichter in dieser Welt – sie warnen vor falschen und schlechten Wegen.
Darüber hinaus gibt es noch eine vierte Funktion von Licht: Lichter wärmen auch. Besonders Glühbirnen haben oft einen schlechten Wirkungsgrad, sie geben 80 bis 90 Prozent Wärme und nur zehn Prozent Licht ab. Bei Kerzen und Feuer ist das ähnlich. Energiesparlampen oder LED-Lampen sind etwas effizienter, aber ich würde nicht empfehlen, die Wohnung mit diesen Birnen zu heizen.
Trotzdem strahlt Licht auch Wärme aus. Das habe ich gestern schon erwähnt: Wo Licht und Wärme sind, fühlen sich Menschen wohl. Sie merken dort Verständnis, Geborgenheit und Annahme, nicht nur harten Wettbewerb.
Das ist es, was ich gestern sagte: Wo wir vorbildlich im Glauben leben, sehen Menschen das als erstrebenswert und vorbildlich. Sie wünschen sich eine harmonische Beziehung zu ihrem Partner, so wie wir sie leben.
Wenn wir das verwirklichen, werden wir zu einem Zeugnis in dieser Welt – durch die Harmonie und die Wärme, die nach außen strahlt in der Kälte dieser Welt. Dies ist dann die übertragene Bedeutung von Licht und Wärme in unserem Leben.
Wenn wir diese vier Punkte betrachten und dann noch etwas weiterlesen, wird uns erklärt, wie es mit dem Licht genau funktioniert. Man zündet eine Lampe nicht an, um sie dann unter einen Scheffel zu stellen, sondern man setzt sie auf das Lampengestell, damit sie allen im Haus leuchtet. Das ist ganz klar, denn es wäre widersinnig, eine Kerze anzuzünden und sie dann zu bedecken. Zum einen wissen wir, dass die Kerze mit der Zeit ausgeht, und genau das ist auch das, was Jesus dabei im Sinn hat.
Wenn wir als Christen nicht so leben, wie es unserem Glauben entspricht, kann es sein, dass unser Licht erlischt. Ich weiß nicht genau, was das in diesem Zusammenhang bedeutet, aber es könnte bedeuten, dass wir uns weiter von Gott entfernen und vielleicht sogar ins Gericht kommen – ähnlich wie eine Kerze, die nicht leuchtet und somit ihre eigentliche Aufgabe nicht erfüllt. Vor allem bedeutet es, dass wir Christen sind, aber nicht die Funktion ausüben, die Gott uns in der Welt zugedacht hat.
Ein weiterer wichtiger Punkt folgt: „So lasst nun euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen.“ Hier wird uns klar gesagt, was dieses Licht und das Leuchten im praktischen Alltag bedeutet. Einige dieser Aspekte habe ich bereits angesprochen. Das bedeutet, wenn wir das Licht haben, soll es sichtbar sein. Das betrifft unsere Werke, die Worte, die wir sprechen, und das, was wir in unserer Arbeit, auf dem Sportplatz oder anderswo tun.
Es geht darum, dass wir auf Gottes Ordnung und gute Pläne hinweisen – sei es für die Ehe, das wirtschaftliche Verhalten, den Umgang mit Kindern, das Verhältnis zum Staat oder das Zusammenleben mit Nachbarn. Das alles hat mit Werken und Taten zu tun. Darüber hinaus sind wir auch Warnlichter und sollen Wärme in diese kalte Welt bringen. So sollen unsere guten Werke sein.
Dabei dürfen wir nicht denken, dass wir durch Werke gerecht werden wollen. Das ist richtig, denn Jesus spricht hier nicht von der Errettung. Er sagt: Ihr seid ja schon das Licht, ihr müsst das Licht nicht erst anzünden oder produzieren. Ihr müsst dem Licht nur Raum geben und es nicht unter einen Scheffel stellen. Gott hat euch dieses Licht gegeben, euch die Möglichkeit geschenkt, so zu leben. Er hat euch die Ordnung gezeigt, die ihr erkannt habt. Jetzt müsst ihr das nur noch umsetzen und dem Wirken Gottes in eurem Leben Raum geben. Dann wird es möglich.
Das hat Auswirkungen. Zu den guten Werken können wir noch etwas zum griechischen Wort sagen. Im Neuen Testament wird „gut“ im Griechischen mit „agathos“ oder „kalos“ bezeichnet. „Agathos“ meint etwas von guter Qualität, zum Beispiel echtes Salz. „Kalos“ hat noch eine weitere Bedeutung: Es meint nicht nur gute Qualität, sondern auch etwas, das schön anzuschauen ist. Man könnte es mit einem besonders schönen Kleidungsstück vergleichen, das gut verarbeitet ist und Freude beim Ansehen macht, oder mit einem Kunstwerk.
So sollen unsere guten Werke sein. Sie sollen nicht nur von guter Qualität sein, sondern auch ansprechend und erfreulich für andere. Menschen sollen Freude daran haben und sagen: So wollen wir auch leben. Das ist eine große Herausforderung für uns. Unsere guten Werke sollen anziehend für Menschen sein, sie sollen Freude bereiten und sichtbar sein, sodass andere ihnen nachstreben.
Das Wort „Werk“ kommt vom griechischen Wort „ergon“. Es bedeutet nicht nur eine einzelne Tat, sondern das gesamte Tun eines Menschen. Es umfasst das tägliche Handeln, die Arbeit, den Beruf, die Freizeit, das Reden und Handeln – alles gehört dazu.
Man könnte jetzt sagen: „Michael, du hast doch vorher gesagt, wir sollten immer über den Glauben sprechen, aber hier steht doch nur etwas von Werken, und dass sie leuchten.“ Doch dieses „ergon“ umfasst auch das, was wir sprechen. Alles, was wir nach außen hin tun und äußern – sowohl das Handeln als auch das Sprechen – ist mitgemeint.
Es geht also nicht nur darum zu sagen: „Ich lebe jetzt gut, und dann kommen die Leute von selbst und fragen mich danach.“ So ist es hier nicht gemeint. Diese guten Werke sollen anziehend sein und von Menschen wahrgenommen werden.
Was passiert dann? Die Menschen sollen unsere guten Werke sehen und dadurch unseren Vater im Himmel verherrlichen. Unsere guten Werke sind also nicht dazu da, dass die Leute uns bewundern und sagen: „Eugen, was du gemacht hast, finden wir toll, und du bist ein super Kerl, so will ich auch sein.“ Nein, durch das, was wir tun und sagen, soll ganz klar werden, worauf wir hinweisen.
Wir haben die Kraft, das Licht und die Salzkraft nicht aus uns selbst, sondern von Jesus Christus, von Gott, durch die Erlösung erhalten. Unsere Taten, Worte und Werke sollen auf Jesus Christus hinweisen, sodass die Menschen, wenn sie uns sehen und mit uns sprechen, Jesus durch uns erkennen.
Etwas, das Schüler damals benutzt hatten, als ich am Gymnasium war, um mich zu sticheln. Im Nachhinein war ich darüber sogar ganz froh, als ich darüber nachgedacht habe, weil ich es dann gar nicht mehr als Stichelei aufgenommen habe.
Wir haben Abitur gemacht, und es gab eine Abiturzeitung, in der alles Mögliche zusammengetragen wurde. Jeder bekam auch einen Spitznamen. Mir hatten sie den Spitznamen „Jesus“ gegeben. Anfangs dachte ich, sie wollen sich über mich lustig machen. Später habe ich mir gedacht: Na ja, eigentlich ist das ja gar nicht so schlimm. Wenn ihnen wirklich deutlich geworden ist, dass das, was ich sage und tue, auf Jesus hinweist, dann ist das wunderbar – in diesem Fall.
Ich denke, so ähnlich sollte es in unserem Leben sein: Die Leute sollen sagen, dass sie durch diesen Menschen etwas von Gott erkennen, etwas von Jesus, was er will. Es soll nicht auf uns selbst hinweisen, nicht so, als müssten wir aus eigener Kraft leuchten.
Ich möchte zwei Verse vorlesen, die uns deutlich vor Augen führen, wie diese Werke aussehen können, wie dieses Handeln in unserem Leben aussehen kann.
Zuerst aus Römer Kapitel 12. Ihr könnt mitlesen, ich werde nur vorlesen und nicht viel dazu sagen. Ich lese ab Vers 9:
„Die Liebe sei ungeheuchelt. Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten. In der Bruderliebe seid herzlich gegeneinander. In Ehrerbietung einer dem anderen vorangehen. Im Fleiß nicht säumig, inbrünstig im Geist, dem Herrn dienend. In Hoffnung fröhlich, in Trübsal geduldig, im Gebet beharrlich. Nehmt Anteil an den Bedürfnissen der Heiligen. Übt Gastfreundschaft.“
Es folgen weitere Beispiele, wie etwa: „Segnet, die euch verfolgen, segnet und verflucht nicht.“ Das sind ganz konkrete Beispiele. Es geht nicht darum, hier irgendwelche guten Taten zu sammeln. Wir können das nachlesen und finden viele solcher Punkte. Auch in unserer Umgebung werden Menschen merken, wenn wir so leben, weil das total anders ist als das, was sonst üblich ist. Dann sind wir Salz, dann sind wir Licht.
Ich möchte auch noch aus 2. Timotheus 2, Verse 22-24 vorlesen. Ihr könnt mit mir aufschlagen. Dort steht:
„Wenn nun jemand sich von diesen Dingen reinigt, wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn zu jedem guten Werk. Die jugendlichen Lüste aber fliehe. Strebe nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden, mit denen, die aus reinem Herzen den Herrn anrufen. Die törichten und ungelehrten Streitfragen weise ab, denn du weißt, dass sie Streitigkeiten erzeugen.“
Auch hier werden ganz konkrete Punkte genannt, was zu tun ist. Wir sollen nicht streiten.
Zum Schluss möchte ich noch einen Abschnitt aus dem Galaterbrief vorlesen, Kapitel 5, ab Vers 19:
„Offenbar sind aber die Werke des Fleisches: Unzucht, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streitigkeiten, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Neid, Trunkenheit, Völlerei und dergleichen. Von diesen sage ich euch im Voraus, wie ich auch zuvor gesagt habe: Die, die so etwas tun, werden das Reich Gottes nicht ererben.“
Weiter heißt es:
„Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. Gegen solche gibt es kein Gesetz.“
Wir finden darin Hinweise, dass wir mit Eintracht mit unseren Mitmenschen leben sollen, und weitere Punkte, die uns ganz deutlich zeigen, welche guten Werke Gott von uns erwartet. Diese guten Werke erfinden wir nicht selbst, sondern Jesus hat sie uns schon gezeigt. Er will, dass wir sie in unserem Leben verwirklichen.
Jesus sagt uns auch, dass wir gute Werke tun sollen. Doch er hat diese Werke schon vorbereitet. Er schenkt uns das Wollen und das Vollbringen. Wir sollen sie also nicht aus eigener Kraft produzieren, sondern auf die Kraft Gottes vertrauen. Dabei sollen wir das anstreben und bereit sein, nicht aus Eigensucht, Trägheit, Bequemlichkeit oder Menschenfurcht zu versinken, sondern Licht zu sein.
Ich möchte noch einmal kurz auf das eingehen, was wir heute Abend gehört haben: Wir sollen Salz sein.
Salz hat mehrere Funktionen. Im Alten Testament steht Salz für das Heilige, für das, was Gott geweiht wurde. Es symbolisiert Reinheit, die nach außen strahlt. Salz konserviert und bewahrt. So heißt es beispielsweise, dass Gott die Stadt Sodom um des Salzes willen retten wollte. Wir können den Fäulnisprozess dieser Welt ein Stück weit aufhalten. Gott will uns dazu gebrauchen.
Darüber hinaus hat Salz die Funktion zu würzen. Wir sollen also Würze in diese Welt bringen, etwas Besonderes sein, ein Widerstand gegen den Zeitgeist. Wir haben darüber gesprochen, dass wir gegen den Zeitgeist stehen sollen, damit die Menschen merken, dass nicht alle mitgehen und nicht alle gleich sind. Nicht alle sind so, wie es die Gesellschaft fordert.
Wenn das Salz nicht mehr salzig ist, wenn wir als Christen nicht mehr Christen sind, also nicht mehr so leben, wie wir es sollten, dann werden wir weggeschmissen. Wir sind dann unnütz, wie Klebstoff, der nicht klebt, wie Stifte, die nicht schreiben, oder wie Stühle, auf denen man nicht sitzen kann.
Dann haben wir über das Licht gesprochen. Licht hat verschiedene Funktionen: Es will selbst gesehen werden, es gibt Orientierung für die Menschen um uns herum, es warnt diejenigen, die sich auf dem falschen Weg befinden, und es gibt Wärme ab.
So sollen wir das Licht sein: die Stadt auf einem Berg, die man gut sieht, die Lampe auf einem Leuchter. Wir sollen uns nicht selbst verdunkeln, sondern das, was Gott uns durch den Heiligen Geist gegeben hat, leuchten lassen und nicht in die Ecke stellen.
Aus diesem Licht sollen gute Werke folgen. Das ist die Definition dessen, was Licht ausmacht – dass die Menschen es sehen. Werke bedeuten hier nicht nur das, was wir tun, sondern auch das, was wir sagen und wie wir uns verhalten. All das sollen die Menschen sehen, damit sie auf Jesus Christus hingewiesen werden.
Dadurch sollen sie Gott, den Vater im Himmel, loben und Zugang zu ihm finden. So heißt es: „Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“
Lasst uns einander herausfordern und vorangehen. Wenn wir nicht mehr leuchten oder nicht mehr salzig sind, wie wir es sein sollten, dann lasst uns danach streben, wieder Salzkraft zu gewinnen, zu Jesus und zu Gott zu kommen und unser Licht wieder auf den Leuchter zu stellen. So sollen die Menschen in unserer Umgebung sehen, dass in uns etwas anderes ist, etwas, das Gott geschaffen hat.
Lasst uns beten!