Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode einundsechzig: Johannes der Täufer, Teil drei.
Einführung in den Dienst Johannes des Täufers
Wir sind gerade dabei, den Dienst von Johannes dem Täufer zu betrachten. Er ist ein Mann, der jahrelang in der Wüste darauf wartet, als Vorläufer des Messias das Volk Israel auf das Erscheinen ihres Messias vorzubereiten.
Johannes predigt und tauft. Auch wenn wir nicht genau wissen, warum er die Taufe als äußeres Zeichen der Buße wählt, haben wir in diesem Zusammenhang an Naaman gedacht. In der Septuaginta wird in 2. Könige 5,14 das Untertauchen Naamans im Jordan mit demselben Wort, baptizo, wiedergegeben, das im Neuen Testament für die Taufe des Johannes verwendet wird.
Ganz ehrlich wissen wir nicht mit letzter Sicherheit, warum Johannes eine Wassertaufe als Zeichen wählte. Es kann auch einfach sein, dass er Bezug nimmt auf die zeremoniellen Waschungen, die zu seiner Zeit in Israel hoch im Kurs standen. Vielleicht sollte die Taufe als Waschung nur zum Ausdruck bringen, dass durch die Buße die Sünden abgewaschen wurden.
Klar ist eines: Hier reagieren Menschen zutiefst berührt auf die Predigt von Johannes in der Wüste. Schauen wir uns deshalb seinen Auftrag noch genauer an.
Der Auftrag Johannes des Täufers im Licht der Schrift
Markus 1, Verse 1-3:
Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Wie im Propheten Jesaja geschrieben steht: „Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg bereiten soll. Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade gerade.“
Bevor wir uns inhaltlich mit dem Text beschäftigen, ein Wort zu dem Zitat. Hier heißt es: „Wie im Propheten Jesaja geschrieben steht.“ Wer genau hinschaut und seine Bibel kennt, wird sofort feststellen, dass es sich hier um zwei Zitate von zwei verschiedenen Autoren handelt.
„Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg bereiten wird“ stammt aus Maleachi 3,1.
Das Zitat „Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade gerade“ hingegen stammt aus Jesaja 40,3.
Die jüdische Praxis der Zitatanordnung
Frage: Warum wird das Zitat von Maleachi Jesaja zugeschrieben? In Vers zwei heißt es ja: „wie in dem Propheten Jesaja geschrieben steht“.
Die Antwort darauf ist typisch jüdisch. Damit meine ich, sie stammt aus dem Umgang des Judentums mit seinen Heiligen Schriften. Bis heute gibt es hier einfach Unterschiede. Einen Artikel dazu verlinke ich in den Fußnoten im Skript.
Warum kann ich also in einer Auflistung von zwei Zitaten – eines von Maleachi und eines von Jesaja – das Maleachi-Zitat Jesaja unterschieben?
Die Antwort lautet: Es ist im Judentum eine akzeptierte Praxis, bei einer Sammlung von Zitaten den Autor hervorzuheben, der am meisten Ehre verdient. Das geschieht deshalb, weil dieser Autor zu dem Thema, um das es geht, den größeren Beitrag geleistet hat.
Ja, wir würden das heute anders machen. Aber es zeigt schön, dass unsere Autoren Kinder ihrer Zeit waren.
Johannes der Täufer als Erfüllung der Jesaja-Prophezeiung
Wenn Jesaja also im Hinblick auf den Dienst von Johannes den eigentlichen Punkt herausstellt, auf den es ankommt, dann wollen wir noch Lukas Kapitel 3 hinzuziehen. Lukas 3,3-6 beschreibt Johannes den Täufer so:
„Er kam in die ganze Landschaft am Jordan und predigte die Taufe zur Buße zur Vergebung der Sünden. Wie geschrieben steht im Buch der Worte Jesajas, des Propheten: Stimme eines Rufenden in der Wüste, bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade gerade! Jedes Tal wird ausgefüllt, und jeder Berg und Hügel wird erniedrigt. Das Krumme wird zum geraden Weg und die holperigen Wege werden eben. Und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen.“
Dies ist das ausführliche Jesajazitat aus Jesaja 40,3-5, so wie Johannes der Täufer es wiedergegeben hat. Es ist gewissermaßen der Arbeitsauftrag von Jesaja für Johannes. Auch Johannes selbst hat dies so verstanden.
Als Boten aus Jerusalem kommen, um ihn zu fragen, wer er sei, antwortet Johannes wie folgt:
Johannes 1,23: „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht gerade den Weg des Herrn!“, wie Jesaja, der Prophet, gesagt hat.
Johannes der Täufer sieht sich also selbst als die Erfüllung der Prophezeiung aus Jesaja 40.
Die Erfüllung der Prophezeiung in drei Punkten
Frage: Wie erfüllt sich die Prophezeiung? Drei Punkte.
Punkt Nummer eins: Er ist definitiv die Stimme eines Rufenden in der Wüste. Das erkennt man einfach daran, dass er in der Wüste predigte.
Punkt Nummer zwei: Er fordert seine Zuhörer auf, und jetzt kommt ein Bild, den Weg des Herrn zu bereiten, Pfade gerade zu machen, Täler auszufüllen, Berge und Hügel abzutragen, damit die krummen Wege gerade und die holprigen Wege eben werden. Dieses Bild stammt von Jesaja und beschreibt, was normal war für die Ankunft eines Königs. Wenn ein König mit seinem Gefolge irgendwohin reisen wollte, wurden vorher Boten ausgesandt. Diese Boten sollten dafür sorgen, dass die Reise des Königs möglichst angenehm und komfortabel verläuft. Schlaglöcher, steile Anstiege oder holprige Wege mit vielen engen Kurven, die das Vorankommen behinderten, gehörten nicht dazu. Kam der König, wurde alles schön gemacht. Es sollte bequem für ihn sein.
Dieses Bild überträgt Johannes auf sich und seinen Dienst. Allerdings ebnet Johannes nicht im wörtlichen Sinn Wege für den Herrn Jesus oder füllt Schlaglöcher auf. Stattdessen bereitet er mit seiner Predigt die Herzen vor. Dabei sollten wir die Erfüllung der Verheißung ruhig im Ohr behalten, wenn wir an anderen Stellen im Alten Testament auf prophetische Texte stoßen, die davon sprechen, dass sich die Topographie Israels ändern wird. Auch dort kann es sich um ein Bild handeln, so wie hier, wenn wir Jesaja 40 auf den Predigtdienst von Johannes dem Täufer übertragen.
Zurück zur Frage, wie Johannes die Prophezeiung aus Jesaja 40 erfüllt:
Punkt eins: Er predigt in der Wüste – die Stimme eines Rufenden in der Wüste.
Punkt zwei: Im übertragenen Sinn bereitet er die Herzen der Menschen auf die Begegnung mit ihrem Messias vor.
Punkt drei: Es heißt in Lukas, dass alles Fleisch das Heil Gottes sehen wird.
Die Bedeutung von Heil und Herrlichkeit Gottes
Schauen wir uns das Zitat bei Jesaja an, dann steht dort in Vers 5: „Und die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird es sehen.“
Hier werden die Begriffe Heil, also Rettung, und Herrlichkeit synonym, also austauschbar, verwendet. Die Frage ist: Warum ist das so?
Die Antwort lautet: Dort, wo Gottes Herrlichkeit in der Person des Herrn Jesus erscheint, sieht man in dieser Herrlichkeit auch die Rettung Gottes.
Auf diese Rettung Gottes weist Johannes der Täufer hin, wenn er immer wieder betont, dass der Eigentliche erst noch kommen wird. Wenn es nach Johannes geht, dann soll nicht er, der Täufer, im Mittelpunkt stehen, sondern Jesus, der Messias.
Und wer ist Jesus? Ein weiterer Prophet, wie es schon so viele vor ihm gab? Nein. Der, der da kommt als Personifizierung der Herrlichkeit und der Errettung Gottes, ist niemand anders als Gott selbst.
Die Ankündigung des kommenden Gottes in Jesaja 40
Gott wird Mensch, und bereits Jesaja schreibt davon, wenn wir in Jesaja Kapitel 40 weiterlesen.
Ich möchte unsere heutige Episode mit Jesaja 40,9-11 beenden:
„Auf einen hohen Berg steig hinauf, du Freudenbotin Zion! Erhebe mit Macht deine Stimme, du Freudenbotin Jerusalem! Erhebe sie, fürchte dich nicht! Sprich zu den Städten Judas: Siehe da, euer Gott! Siehe, der Herr, der Herr, kommt als Starker, und sein Arm übt die Herrschaft für ihn aus. Siehe, sein Lohn ist bei ihm, und seine Belohnung geht vor ihm her. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Gewandbausch tragen. Die säugenden Muttertiere wird er fürsorglich leiten.“
Der gute Hirte als Bild für Jesus
Versteht ihr jetzt, warum Jesus sich als den „guten Hirten“ bezeichnet? Was könntest du jetzt tun?
Lies dir Jesaja 40 zweimal durch und denke über das Gelesene nach.
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Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.