Leben in einer gefährlichen Zeit und die Kraft des Südens
Wir leben heute alle hier gefährlich, das ist inzwischen klar. Ich habe deshalb immer eine Jacke an, damit man den Stöpsel nicht so schnell hier oben rausziehen kann.
Aber man muss zur Ehrenrettung der Frauen sagen, dass sie einem ja nicht nur diesen Stöpsel rausziehen, damit er in der Luft rausgeht. Wenn wir in Depressionen versinken und einen Platten haben, blasen wir uns auch wieder auf. Das ist ja auch gut und etwas Schönes.
Wir leben insgesamt gefährlich in diesen Tagen. Ich weiß nicht, wir freuen uns, dass Johannes Nitsch hier abends überhaupt bei uns sein kann, denn er hätte genauso gut im Gefängnis sitzen können.
Ich meine, das vermutet man bei Musikern, aber er ahnte nicht, als er nach Schwäbisch Gmünd gekommen ist, dass er hier das erste Mal öffentlich per Zeitungsartikel und Polizei auf der Fahndungsliste stehen würde.
Wir haben uns ja auch ein bisschen verschwiegen, Sie haben ja auch gut mitgespielt. Aber gestern oder vorgestern – erste Seite, wie heißt die Zeitung hier? Genau, Rems Zeitung, ja, erste Seite und hinten im Lokalteil mit richtigem Bericht. Da war doch oben so eine Brandstiftung bei einem Weißen im Supermarkt.
Gesucht und dringend verdächtigt wurde ein blauer VW-Bus mit dem Kennzeichen LDK. Dreimal dürfen Sie raten, wie viele von solchen blauen VW-Bussen mit LDK-Kennzeichen im Augenblick in Schwäbisch Gmünd herumfahren. Der einzige ist von Johannes Nitsch.
Er und der Arno waren als Erste am Brandort, haben das gesehen und die Polizei gerufen. Als er dann den Wagen weggesetzt hat, damit die Feuerwehr auch rankommt, haben sie ihn beobachtet und gedacht: „Siehst du, da flieht der Brandschifter her.“
Am nächsten Tag stand groß in der Zeitung, dass sie nach ihm suchten, wie er oben am schönen Blick fuhr. Die Anrufe kamen, und ich weiß nicht, ob Johannes sich zwischendurch schminken ging, weil er so bleich aussah um die Nüstern.
Wenn die Anrufe kamen, war er froh, dass er nicht allein da gewesen war. Also, man lebt gefährlich hier im wilden Süden.
Ob das die Kraft des Südens ist, die wir dauernd hier so plakatiert sehen – das ist jetzt hochinteressant bei euch.
Man braucht gar kein Fernsehen zu gucken, man ist mittendrin im Krimi.
Die Unterscheidung von Lebenssinn und Lebenszweck
Jetzt müssen wir uns entscheiden, über welches Thema wir heute Abend sprechen wollen. Es gibt ja zwei Themen, und manche halten sie für dasselbe. Doch das ist sehr gefährlich.
Die beiden Themen, die wir haben, sind eigentlich zwei verschiedene. Sie zu verwechseln, ist lebensgefährlich. Das eine Thema heißt „Leben mit Sinn“, das andere „Wozu bin ich da?“
Es ist zwar sehr hilfreich und sinnvoll, diese beiden Themen miteinander zu verbinden – das hoffe ich zumindest zeigen zu können. Aber es ist nahezu lebensgefährlich, nein, es ist sicher lebensgefährlich, diese beiden Themen zu verwechseln.
Das heißt, zu glauben, „Leben mit Sinn“ sei dasselbe wie die Frage „Wozu bin ich da?“ oder zu denken, wenn ich die Frage „Wozu bin ich da?“ beantworten könnte, hätte ich auch das Leben mit Sinn gefunden.
Das muss ich natürlich erklären. Sinn des Lebens ist absolut nicht dasselbe wie Zweck oder Nutzen meines Lebens.
Unterschied zwischen Sinn und Zweck am Beispiel eines Handys
Ein Handy ist dazu da, um damit zu telefonieren. Man kann damit auch SMS verschicken, rechnen, sich wecken lassen und Musik hören. Ich habe so ein Handy bekommen und musste lange ausprobieren, welches Anrufsignal ich haben wollte. Dabei hört man die ganze Musikgeschichte rauf und runter, als ob Johannes Nitsch Klavier spielt. Nur „Hänschenklein“ ist bei mir nicht dabei. Alles ist möglich, das muss man aus dem Internet herunterladen, vielleicht gibt es das ja auch dort.
Man kann mit einem Handy also vieles machen, zum Beispiel als Rechner verwenden. Doch das hat einen Nutzen und einen Zweck. Für uns Männer ist das besonders wichtig, denn wir brauchen das zur Stabilisierung unseres Selbstwertgefühls. Was ist der Mensch ohne Handy und so weiter?
Bei so einem Gerät sind Sinn und Zweck der Existenz ein und dasselbe. Weil wir es gewohnt sind, dass bei der Kaffeemaschine und beim Auto Sinn und Zweck zusammenfallen, schließen wir vom Apparat auf den Menschen und denken, es wäre bei Menschen auch so. Aber das ist natürlich überhaupt nicht der Fall.
Die Bedeutung von Liebe für den Lebenssinn
Menschen, die voller Energie sind und sich absolut sicher sind, dass ihr Leben sinnvoll ist, beschäftigen sich meist gar nicht mit Begriffen wie Nutzen oder Zweck. Ein Kind zum Beispiel empfindet sein eigenes Leben als völlig sinnvoll, solange es wirklich geliebt wird.
Zweifel daran, ob das Leben richtig ist oder ob alles einen Sinn hat, treten erst dann auf, wenn diese Geborgenheit – das Gefühl, geliebt zu sein – zerbricht. Ich habe noch nie erlebt, dass zwei Verliebte sich gefragt haben, wozu sie überhaupt auf der Welt sind oder ob das Leben überhaupt einen Sinn hat.
Wenn man geliebt wird, weiß man: Ich bin wertvoll, ich bin wichtig, mein Leben hat Sinn. Deshalb brauchen wir Liebe. Sie ist lebenswichtig. Freundschaft und Ehe sind Ausdruck dessen. Wir alle brauchen dieses Grundnahrungsmittel der Liebe.
Die Begrenztheit menschlicher Liebe und die Notwendigkeit göttlicher Liebe
Nun weiß eigentlich jeder, dass das nur bedingt tragfähig ist. Unsere menschliche Liebe ist begrenzt – nicht nur durch unsere Leistungsfähigkeit, also wie lange wir einen Menschen lieben können, selbst wenn er uns auf die Nerven geht oder uns schwerfällt und sich nicht mehr so liebenswürdig benimmt. Wir sind auch sterblich.
Die Tragödie unseres Lebens beginnt dort, wo ein Mensch, der mich liebt, stirbt und ich ohne seine Liebe auskommen muss. Oder wenn ein Mensch, den ich liebe, erleben muss, dass ich sterbe. In solchen Momenten möchten wir in unserer Liebe wirklich alles für den anderen sein. Doch selbst wenn wir es wollen, können wir es nicht, weil wir vergänglich sind.
Deshalb ist jeder schlecht beraten, der den Sinn seines Lebens völlig auf die Liebe eines anderen Menschen stellt – auch wenn wir das unwillkürlich tun. Wir brauchen diese Liebe, und dennoch trägt sie nicht wirklich, kann nicht wirklich alles durchtragen.
Ich gehe gar nicht davon aus, dass Liebe von Menschen unbeständig sein kann und mal da ist und dann vielleicht vergeht. Ich gehe nur davon aus, dass auch dort, wo die Liebe bleibt und treu ist, ein Mensch stirbt und diese Liebe dann nicht mehr als tragende Kraft für mich da ist.
Deshalb ist das wichtigste Lebensmittel, das wir als Geschöpf Gottes brauchen, um leben zu können, dass wir leben unter der Bestätigung, unter dem kräftigen, starken, unerschütterlichen Ja-Wort Gottes.
Das Kreuz als Zentrum der Gottesgeschichte und Quelle des Lebenssinns
Die ganze Gottesgeschichte mit der Welt und mit jedem Menschen konzentriert sich deshalb auf einen einzigen geschichtlichen Punkt: das Kreuz, an dem Jesus stirbt. Dieses Kreuz wird zum Koordinatenkreuz unseres Lebens.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die ihm vertrauen, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.
Ewiges Leben ist kein Zeitbegriff, der sich wie Kaugummi endlos in die Länge zieht. Es ist nicht einfach etwas, das immer dauert. Das wäre überhaupt nicht verführerisch. Die schönste Sache, die einfach immer nur weitergeht, wäre langweilig.
Ewigkeit ist vor allem kein Zeitbegriff, sondern ein Qualitätsbegriff. Es ist ein bestätigtes, gültiges, schöpferisches Leben, das Kraft in sich trägt, das blüht, reich ist und die Vielfalt des Schöpfers in sich trägt. Kurz gesagt: Es trägt wirklich Gottes Qualität in sich.
Ewiges Leben und der Orientierungspunkt, an dem ich es sehen und kennenlernen kann, von woher ich es empfangen kann, ist das Kreuz. So sehr hat Gott die Welt geliebt.
Die Notwendigkeit des Kreuzes in einer brutalen Welt
Da fragen Sie sich vielleicht: Warum muss dieses Kreuz sein, dieses schreckliche Kreuz, das man so schwer versteht und das im Grunde ein blutiger, grausamer Gegenstand ist? Ein Hinrichtungswerkzeug, ein Galgen – warum muss das sein, um Liebe zu erfahren?
Es muss offensichtlich sein, weil die Welt so ist, wie sie ist. Es ist eine brutale Welt. Eine Welt, in der Menschen so mies niedergemacht, so verletzt, so verächtlich behandelt und in den Dreck gezogen werden, dass Lyrik allein nicht mehr überzeugt.
Da brauche ich kein Prophet zu sein, um zu sagen, dass sicherlich die meisten aus dieser Versammlung traurige und dunkle Geschichten aus ihrem eigenen Leben erzählen könnten. Geschichten davon, wie ihre Seele und ihr Körper in den Schmutz getreten und erniedrigt worden sind.
Diese Welt ist nicht so, dass man mit dem Fingerschnipsen und ein paar netten Versen jemandem mit Überzeugung Liebe nahebringen kann. Es gibt so viele zerstörerische Kräfte, die das infrage stellen und kaputtmachen.
Und Gott hat doch gewusst, dass man mit ein paar leichtfertigen Redensarten in dieser Welt nichts mehr bewegen kann – in dieser Welt der Folter, der Menschenquälerei, der Ausbeutung, des sexuellen Missbrauchs, der Habgier, der Verlogenheit, der Verkommenheit.
Deshalb geht er ganz tief hinab, der ewige Gott, in seiner Liebe. Weil er auf die Liebe schwört und weil er die Liebe ist, geht er ganz tief in den Dreck, in Blut und Kot, in Stöhnen und Sterben – ganz tief hinunter ans Kreuz.
Damit niemand auf diesem Globus mehr sagen kann: „Gott ist für die Guten, Gott ist für die Großen, Gott ist für die Frommen, aber er ist nicht für mich im Dreck, für meine beschmutzte Seele, für mein niedergetretenes Ich, für mich ist er nicht.“
Doch Gott ist am Kreuz und sagt ein entschlossenes Ja.
Und dann weckt Gott ihn auf, den Gekreuzigten, um zu sagen: Dieses Ja ist nicht das Ja der Ohnmacht, das an der Mauer des Todes noch ein letztes Echo hat, zerbricht und stirbt.
Sondern es ist das ewige Ja Gottes, das aus der Ewigkeit des Schöpfers kommt, den Tod besiegt und bis in Ewigkeit gilt.
Und er sagt Ja zu dir: So sehr habe ich dich geliebt, so wertvoll bist du mir.
Die unermessliche Liebe Gottes und unsere Bedeutung
Wem soll das Wunder gelten, das in unseren kleinen Köpfen kaum zu fassen ist? Es gibt sechs Milliarden Menschen auf der Welt, und keiner, wirklich keiner ist aus den Augen Gottes verloren. Niemand. Auch hier in dieser Versammlung nicht.
Auch wenn sich manche so fühlen und denken: „Ich sitze hier irgendwo, wer kennt mich schon? Ich habe meine Sorgen mitgebracht, niemand hat mich danach gefragt, ich werde niemandem davon erzählen können. Ich werde rausgehen, und niemand wird sie mir abgenommen haben. Wer bin ich schon?“ – niemand ist aus Gottes Blick verschwunden. Er sieht uns mit den Augen der Liebe an.
Weil wir das oft nicht glauben können, hat Gott sich ans Kreuz nageln lassen. Er hat sich im wörtlichsten Sinne an das Wort seiner Liebe festnageln lassen. So sehr hat Gott dich lieb.
Jeder weiß das doch. Jede Mutter weiß das, jeder Vater weiß das, jeder Freund und jede Freundin weiß das. Liebe zeigt sich nicht in schönen Stimmungen oder in Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken. Liebe beweist sich im Opfer, in den Schmerzen, die ich bereit bin für den anderen zu ertragen, weil ich ihn liebe. Das ist der Beweis der Liebe.
Darum heißt es in der Heiligen Schrift: „Darinnen beweist Gott seine Liebe zu uns, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Als wir ihn wie einen Feind behandelt haben, als wir ihm die kalte Schulter gezeigt haben, als wir Gott wie Dreck behandelt haben und unsere eigenen Wege in Selbstherrlichkeit gegangen sind.
Gott hat uns geliebt, und er hat das bewiesen, indem Christus für uns gestorben ist. Er sagt Ja.
Die Erfahrung des Paulus mit der Liebe Gottes
Einer, der sich wahnsinnig dagegen gesträubt hat, war Paulus. Er war so klug, so entschlossen, so charakterstark und so religiös, dass er es für eine Zumutung hielt, die Jesus-Geschichte auf sein eigenes Leben zu beziehen. Nach Gnade zu winseln – das wäre noch das Letzte, was er brauchte, dachte er. Man muss sein Leben selbst gestalten! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Er wollte Gott folgen, denn er war durchaus religiös und lebte mit einem ethisch hohen Anspruch. Doch er hatte alles in sich, er brauchte nichts, er war reich. Das änderte sich, als er dem auferstandenen Jesus begegnete – dem, den er zuvor verfolgt hatte und dessen Nachfolger er mundtot machen wollte.
Diese Begegnung geschah mitten am helllichten Tag, heller als tausend Sonnen. Paulus stürzte im wörtlichen Sinne vom hohen Ross, aber auch im übertragenen Sinne. Er fiel auf den Boden und wurde blind. Er wusste nichts mehr, sah nichts mehr. Dieser Alleswisser und Besserwisser sah nichts mehr.
Als gebrochener Mann brachten sie ihn in ein Hinterzimmer in Damaskus. Dort saß er drei Tage lang, unfähig, Essen oder Trinken zu sich zu nehmen. Er suchte nach dem Leben und fragte sich, ob Gott ihn annimmt.
Dann erkannte er, wie Gott ihn durch die Hände eines furchtsamen Christen zu sich rief: Ananias. Dieser kam zu ihm, obwohl er wusste, mit wem er es zu tun hatte – einem Mörder, einem Schergen, einem bestialischen Intellektuellen, an dessen Händen bereits Blut klebte. Ananias legte ihm zitternd die Hände auf und sagte: „Bruder Saul, der Herr schickt mich.“ Er sprach ihm die Vergebung der Sünden zu.
Da gingen Paulus die Augen auf. Er spürte: Ich bin geliebt. Gott sagt Ja zu mir, selbst zu mir sagt Gott Ja.
Jahre später schrieb Paulus in einem großen Brief an die Christen, die Gemeinde in der Hafenstadt Korinth in Griechenland, noch einmal von dieser Schlüsselerfahrung mit dem Auferstandenen. Ihm wurde klar, dass das Kreuz plötzlich im Licht der Auferstehung steht. Er erkannte, dass das der Beweis der Liebe Gottes ist. Hier rettet Gott sein Leben, hier sagt Gott Ja.
Dann schreibt Paulus: Durch Gottes Gnade, durch sein Geschenk, durch seine Begnadung bin ich, was ich bin. Und seine Gnade ist nicht vergeblich gewesen an mir. Ich bin, und das nenne ich gesundes Selbstbewusstsein.
Gesundes Selbstbewusstsein und seine Quelle
Aufrechter Gang, ich bin wer – nicht weil ich etwas tue, nicht aufgrund von Leistung. Das ist ein sehr krankes Selbstbewusstsein, wenn jemand stolz ist und Selbstbewusstsein hat, nur weil er etwas besitzt oder etwas leisten kann.
Warum ist das krankes Selbstbewusstsein? Weil niemand garantieren kann, dass er es morgen noch leisten kann oder dass er es morgen noch besitzt. Deshalb ist dieses Selbstbewusstsein immer von Furcht begleitet. Die Mäuse untergraben den Deich, und irgendwann kommt die Sturmflut, der Deich bricht. Das spürt man. Deshalb klingt dieser Ton von ungesundem Selbstbewusstsein immer zu schrill, weil er nicht gesund ist.
Gesundes Selbstbewusstsein muss außerhalb von mir begründet sein. Es muss sich aus einer Quelle nähren können, die fließt, auch wenn ich krank bin, alt werde, keinen Applaus der Menschen mehr bekomme oder nicht mehr leisten kann, was mir so wichtig war. Was ist dann? Bin ich dann Schrott?
Wer den Sinn seines Lebens aus seiner Leistung ableitet, programmiert einen Schrotthaufen. Er wird im Laufe seines Lebens erfahren, was es heißt, nur noch Sozialschrott zu sein. Das ist gnadenlos in einer Leistungsgesellschaft. Wer sich gesund fühlt, wer auf der Karriereleiter nach oben steigt, wer genug Geld hat, lebt im Moment im Saft und fühlt sich auf der sicheren Seite.
Kein Respekt: Dieses Selbstbewusstsein ist krank, es trägt nicht, es trägt nicht. Sinnvoll wird unser Leben nicht durch das, was wir tun. Sonst werden wir zu einem Apparat. Wenn Sie sein wollen wie ein Handy, ein Rasierapparat, eine Kaffeemaschine oder ein Auto, dann leiten Sie bitte den Sinn Ihres Lebens aus dem ab, was Sie tun. Das ist Nützlichkeit, aber kein Sinn.
Sinnvoll wird unser Leben, wenn es geliebt ist. Unverlierbarer Sinn kommt in unser Leben hinein, wenn wir aus der Liebe Gottes leben, der uns gesundes Selbstbewusstsein schenkt. Ich bin geliebt.
Die Bedeutung von biblischen Worten und Selbstannahme
Es gibt Bibelworte, die im Leben eine besondere Bedeutung gewinnen. Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt, wenn Sie mit der Bibel leben. Manche Worte erhalten eine ganz eigene Wichtigkeit.
Ein Satz aus Psalm 34 hat für mich eine besondere Bedeutung: „Die auf ihn sehen, auf ihn, den Herrn, den lebendigen Gott, den Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, die werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht wird nicht schamrot werden.“
Ich habe in meinem Leben gelernt: Wenn man nur auf sich selbst schaut, sich selbst analysiert und den Puls fühlt, wird man entweder arrogant oder depressiv und voller Zweifel – je nach innerem Zustand.
Wenn ich jedoch meinen Blick weg von mir selbst auf den gekreuzigten und auferstandenen Christus richte, weiß ich: Ich bin jemand, ich bin geliebt. Und zwar so, wie ich bin, mit meiner einzigartigen Besonderheit. Von sechs Milliarden Menschen gibt es niemanden, der exakt so ist wie ich. Dieses Wunder, diese Faszination muss man erst einmal spüren. Dann beginnt man zu leben und zu staunen.
Der griechische Philosoph Platon sagte: „Mit dem Staunen beginnt das Denken.“ Erst dann fängt man wirklich an zu denken.
Wir brauchen ein gesundes Selbstbewusstsein. Das ist die Voraussetzung für einen wichtigen Lebensvollzug, den wir heute Selbstannahme nennen. Obwohl das so selbstverständlich klingt, ist es das oft nicht. Es ist kaum vorstellbar, dass ein Mensch innerlich wirklich ein Ja zu sich selbst sagen kann.
Es gibt Lebensweisen, die nie im Hier und Jetzt stattfinden. Man sagt immer: „Wenn ich das geschafft habe, wenn ich die Prüfung bestanden habe, wenn ich das Haus gebaut habe, wenn ich ein Auto besitze, wenn ich das habe, dann wird es sein.“ Immer dieses „dann, dann, dann“.
Doch das eigentliche Leben beginnt immer erst, wenn ich das habe. Wer so lebt, lebt eigentlich nie. Es wird nie wirklich stattfinden.
Selbstannahme bedeutet, dass ich Ja zu mir sagen kann, so wie ich bin. Dass ich beten kann, wie der Beter in Psalm 139: „Ich danke dir, Herr, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das sieht meine Seele wohl.“
Haben Sie diesen Satz schon einmal bewusst gesprochen und dabei in den Spiegel geschaut? „Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin.“ Mit der Seele das eigene Leben gesehen: „Wunderbar sind deine Werke, das sieht meine Seele wohl.“
Das ist Gesundheit. Spüren Sie jetzt, wie weit wir davon entfernt sind, wie viel Krankheit in uns ist, wie viel Kriech gegen uns selbst, wie viel Distanz zu uns selbst.
Können Sie Ja zu sich sagen?
Die Verwechslung von Lebenssinn und Lifestyle
Je mehr man auf Leistung setzt und je stärker man Sinngebung durch das Outfit sucht, desto mehr wird Lebenssinn durch Lifestyle ersetzt. Dies ist der eigentliche Trend der letzten fünfzehn Jahre. Der Ausdruck „Lebenssinn“ wirkt heute altmodisch und spielt kaum noch eine Rolle. Hingegen ist der Begriff „Lifestyle“ einer der bestimmenden Begriffe unserer Zeit.
Als wir nicht mehr wussten, was der Sinn unseres Lebens ist, konzentrierten wir uns auf unser Outfit. Was ziehe ich an? Wie frisiere ich mich? Wie ist mein Make-up? Wie wirke ich? Wie ist mein Auftritt? Fragen, die sich um Lifestyle drehen. Wohin fährt man in den Urlaub? Wohin reist man? Was kauft man? Was raucht man? Was trinkt man? Wohin geht man? In welchem Lebensalter? Welche In-Szene muss man dazugehören?
Jede Altersgruppe hat dabei ihre eigenen Präferenzen. Die Vierzigjährigen machen etwas anderes als die Vierzehnjährigen oder die Fünfzigjährigen. Jede Altersgruppe ist in Deutschland stark in viele verschiedene Lifestyle-Szenen gesplittet.
Lifestyle ersetzt jedoch nicht Lebenssinn. Das ist die wichtigste Botschaft, die ich heute Abend vermitteln möchte. Bitte verwechseln Sie diese beiden Themen nicht.
Vorsicht vor der Sinnsuche im sozialen Engagement
Ich möchte im zweiten Teil auch noch darauf eingehen: Wozu bin ich eigentlich da? Was ist der Zweck meines Lebens? Und was soll ich tun?
Wer jedoch den Sinn seines Lebens daraus ableitet, auch im sozialen Bereich, der läuft Gefahr, daran zu scheitern. Es gibt Menschen, die sagen, dass alles, was sie beruflich tun, sinnlos sei. Sie engagieren sich sozial und finden darin den Sinn ihres Lebens. Das mag auf den ersten Blick wunderbar erscheinen.
Doch ich warne vorsichtig: Achtung vor denen, die ihren Sinn ausschließlich im sozialen Engagement finden. Sie bereichern sich oft an der Not anderer. Sie nutzen die Not anderer, um ihren eigenen Selbstwert aufzupolstern. Und wehe, sie erhalten nicht genug Dankbarkeit dafür. Dann wird es bitter. Dann sagen sie: „Was habe ich alles geopfert – und das ist der Dank?“
Kennen Sie diesen Groll und diese Bitterkeit, die man bei älteren Menschen manchmal sieht? Im Blick auf die Kinder, die Familie und das, was sie getan haben, hören sie oft: „Nie habe ich mir eine Zeit für mich genommen. Nie habe ich gefragt, was ich brauche. Ich habe mir selbst nichts gegönnt.“
Und wer sich selbst nichts gönnt, der gönnt auch anderen nichts. Das ist eine ganz bittere Rechnung. „Ich habe mir nie etwas gegönnt, und jetzt ist das der Dank?“
Man hat investiert, investiert und investiert – in der Hoffnung auf eine „Rendite“, eine Rückversicherung. Man will sich vor der Angst vor Einsamkeit schützen und sich eines Tages auf diejenigen stützen können, denen man sich in Dankbarkeit verpflichtet fühlt. Doch wenn diese Menschen sich dann nicht so verhalten, wie man es erwartet, ist die Enttäuschung groß.
Es ist ein gefährliches Spiel, den Sinn seines Lebens daraus abzuleiten, was man tut. Dieses Spiel erscheint harmlos, fast wie ein Gesellschaftsspiel. Doch es kann sich auf sehr schmerzhafte und zerstörerische Weise auswirken.
Die befreiende Botschaft Gottes und die wahre Bedeutung von Christsein
Deshalb sage ich das so deutlich: Was für eine befreiende Botschaft ist es, dass Gott in diese Welt kommt, in Jesus uns nahekommt und sagt: „Ich sage ja zu dir! Begreife das doch endlich. Hör den inneren Kampf auf!“
Wenn ich die Leute frage, wer Jesus ist und ob sie Christen sind, dann weiß ich oft nicht, was sie unter einem Christen verstehen. Viele sagen, ein Christ sei jemand, der sich bemüht, Gottes Gebote zu halten. Diese Definition trifft meiner Meinung nach eher auf einen Muslim zu. Ein Muslim erfüllt die Gebote Gottes wirklich.
Aber das ist überhaupt nicht typisch für einen Christen. Ein Christ ist ein Mensch, der davon lebt, dass Christus sich ihm geschenkt hat. Mit Jesus kommt die ganze Liebe Gottes zu ihm – ein dickes, fettes, rundes, starkes, ewiges Ja: „Ich bin wer.“ Davon lebe ich, von diesem Geschenk lebe ich.
Ob ich moralisch gut oder schlecht abgeschnitten habe, ob ich charakterstark oder schwach bin, ob ich religiös war oder nicht, ob ich aus einer frommen Familie stamme oder Atheist bin – das spielt überhaupt keine Rolle. Gott sagt Ja, und ich nehme das an. So bin ich wer: angenommen bei Gott, angesehen bei ihm, geliebt, bedingungslos geliebt.
Unter dieser Annahme darf mein Leben aufblühen und wachsen.
Die Bedeutung der bewussten Öffnung für Gottes Liebe
Sie merken, dass es mir schwerfällt, weiterzugehen, weil ich die Sorge habe, dass, wenn ich jetzt den nächsten Schritt mache und sage: „Vergessen Sie alles, was ich bisher gesagt habe“, wir total umkippen und den alten Trott weiterführen, der uns ruiniert.
Vergessen Sie nie: Das ist das Wichtigste – dieses Angenommensein bei Gott am gekreuzigten Sehnen. Die Liebe wird einem ja nicht einfach nachgeschmissen. Wir sind keine Ausverkaufsware. Liebe kann man nur empfangen, indem man sich hier öffnet.
Es ist unmöglich, jemandem Liebe nachzuschmeißen, der sie nicht will. Damit Liebe ankommt und sich auswirkt, ist es unbedingt nötig, dass ein Mensch sich bewusst der angebotenen Liebe, der erklärten Liebe öffnet, sie hineinlässt, bejaht und so heilend und verändernd wirken lässt.
Ohne eine solche bewusste Öffnung kommt die Liebe, die auf mich einströmt, nicht zur Wirkung in meinem Leben. Liebe ist ein Beziehungsgeschehen. Wenn ich diese Beziehung verweigere oder blockiere, hat die Liebe keine heilende Wirkung in meinem Leben.
Die Einladung zur Antwort auf Gottes Liebeserklärung
Deshalb werde ich zum Schluss dieses Abends die entscheidende Frage so formulieren: Wollen Sie sich das heute gefallen lassen? Ich bitte Sie darum, sich wirklich zu öffnen und auf diese Liebeserklärung Gottes zu antworten. Gott sagt Ihnen: „Ich liebe dich.“
Sie wissen, dass, wenn man jemandem seine Liebe erklärt, man sehnsüchtig auf eine Antwort wartet. Es interessiert einen nicht, wenn die andere Person sagt: „Das ist ein interessanter Vorschlag, können wir darüber diskutieren?“ Das beeindruckt einen nicht, sondern verwirrt nur. Man wartet darauf, dass der andere haucht: „Ich dich auch.“
Dann ist die Tür geöffnet, und eine Beziehung kann entstehen. Natürlich weiß ich, dass es einen Unterschied gibt zwischen menschlichen Beziehungen und der Beziehung zwischen Gott und uns. Doch die Inbrunst und Leidenschaft der Liebe Gottes ist stärker als jede Liebe, zu der Menschen fähig sind.
Liebe beinhaltet immer die Sehnsucht, auf eine Antwort zu warten. Deshalb sehnt sich Gott nach nichts anderem als Ihrer Antwort. Er möchte, dass Sie sagen: „Ja, ich lasse mir das gefallen, dass du mich so sehr liebst. Das tut mir so gut. Ich liebe dich auch, ich möchte mich dir öffnen.“
Dann kann eine Beziehung beginnen, die wir den Glauben an Christus nennen – ein Leben mit Gott. Es ist eine Wegstrecke, auf der es nicht aufhört, Tag für Tag neue Erfahrungen mit dieser Wirklichkeit Gottes zu machen, mit diesem lebendigen Jesus, der sich uns zuwendet und mit uns geht.
Vom Geschenk zum Tun: Lebenszweck und sinnvolles Handeln
Wenn sie das angenommen haben, macht es Sinn, die Frage weiterzuführen: Wozu lebe ich? Was ist jetzt der Zweck meines Lebens? Gibt es etwas, das ich eigentlich tun soll? Nicht, damit mein Leben sinnvoll wird, sondern weil es sinnvoll ist. Ich bin geliebt.
Darum darf ich mich jetzt auch sinnvoll, sinnstiftend und sinngebend verhalten. Ich darf etwas tun, das hilft, und auch etwas, das nützt. Jetzt brauche ich keine Angst mehr davor zu haben, dass ich, wenn ich etwas Nützliches tue, zu einer Maschine werde, die nur ihre Existenzberechtigung und ihren Sinn in ihrer Nützlichkeit hat und die weggeworfen oder verschrottet wird, wenn sie diesen Nutzen nicht mehr erbringt.
Jetzt darf ich auch nach Zweck und Nutzen fragen: Was darf ich Sinnvolles tun? Dabei gibt es mehrere Fakten und Faktoren, die ich bedenken möchte, wenn ich anfange, nicht nur Ja zu mir selbst zu sagen, sondern auch zu fragen, was ich sinnvoll tun kann.
Danach drängt die Liebe. Daran erkennen sie: Liebe ist nicht narzisstisch, also nicht, indem sie sich selbst verliebt, mit lauter Selbstmitleid nur sich den Puls fühlt, sich nur um sich selbst dreht und genießt, wie gut es ihr geht und wie gut sie sich fühlt, weil Gott sie doch liebt.
Liebe ist die Energie der Liebe Gottes, die Menschen sucht. Gott ist ein Gott der Liebe, der leidet, solange noch ein Mensch da ist, der ihm den Rücken kehrt und noch nicht begriffen hat, dass er gesund und heil werden kann.
Solange sucht Gott und rennt den Menschen nach, bis in diesen Abend hinein. Er bietet, lockt und wirbt in allen Tonarten, möchte man sagen. Wenn Menschen in Verbindung mit Jesus kommen, werden sie mit hineingezogen in diesen Sog der Liebe Gottes.
So hat der alte Bischof Augustinus aus dem fünften Jahrhundert das beschrieben: Es gibt einen Sog der Liebe Gottes, der aus der Ewigkeit kommt, im Kreuz und in der Auferstehung seine höchste Verdichtung und den tiefen Höhepunkt erreicht. Dieser Sog reißt mich hinein und nimmt mein Leben mit in diesen Sog der Retterliebe, der suchenden Liebe Gottes, die die Menschen nicht aufgibt.
Bis in Ewigkeit, bis zum letzten Tag der Weltgeschichte, wenn Gott Gericht halten und den neuen Himmel und die neue Erde schaffen wird, lässt Gott nicht locker und sucht uns.
Den eigenen Platz im Dienst entdecken
Was kann ich tun? Was ist mein Platz?
Ich werde die Augen öffnen, mich in meiner Umwelt umsehen und fragen: Was ist nötig? Wo besteht Not? Wo kann ich helfen? Was muss getan werden? Wo liegen die Herausforderungen, welche Aufgaben kann ich angehen?
Das kann einen schon überfordern, wenn man all das sieht. Dann fragt man sich: Kann ich das überhaupt schaffen? Ich kann nicht alles machen. Deshalb ist es wichtig, den Blick wieder auf sich selbst zu richten und zu fragen: Welche Begabungen hat Gott mir gegeben?
Die Besonderheit meines Lebens besteht aus den Fähigkeiten, die er mir geschenkt hat, und aus den Begrenzungen, die er mir auferlegt hat. Diese Mischung aus dem, was ich kann, und dem, was ich nicht kann – und was andere können – macht die Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen aus.
Deshalb ist die Entdeckungsreise so wichtig. Wir müssen nicht alle dasselbe tun. Wir alle haben sozusagen ein Rahmenprogramm, das Gott für uns vorgesehen hat. Wir sollen angenommen leben, geliebt von ihm, und sinnvoll leben durch Jesus.
Das, was wir tun, soll diese Liebe Gottes widerspiegeln. Wir sollen den Menschen helfen und Gott ehren. Das ist das gemeinsame Programm, das für Sie und mich gilt.
Unser Leben und unser Tun sollen etwas sein, das Menschen hilft und Gott ehrt. Diese beiden Koordinaten sind entscheidend für unser Handeln: Was tue ich Hilfreiches, Nützliches, Sinnvolles? Was hilft den Menschen, und was ehrt Gott?
Die Individualität der Berufung und Begabungen
So, damit ist auch schon das Ende erreicht. Dies ist der gemeinsame Rahmen. Wie dieses Rahmenprogramm konkretisiert wird, sieht bei jedem Menschen ganz individuell anders aus.
Man muss sich erst einmal klarmachen, dass das so ist. Es ist verheerend, sogar in einer christlichen Gemeinde, wenn alles nach einem festen Schema abläuft. Dann werden Menschen plattgebügelt, weil gleiche Erwartungen an unterschiedliche Personen gestellt werden. Unter diesem Druck entsteht das Gefühl: Ich bin nicht wie der andere oder die andere, ich kann nicht, was der andere kann. Und ich werde an dem gemessen, was andere leisten. Doch das ist nicht der Punkt.
Ich bin unmittelbar zu Gott, und Sie sind es auch. Er hat Ihnen besondere Gaben gegeben. Er möchte, dass diese Begabungen entdeckt werden. Anfangs sind sie ja alle nicht voll ausgeprägt.
Meine Gaben und Begabungen erkennt man nicht daran, dass jemand etwas von Anfang an perfekt kann. Begabungen sind wie im Keim angelegt. Sie müssen entdeckt und dann geübt werden.
Begabungen entdecken und entwickeln
Johannes Nitsch hat ja vorhin erzählt, wie seine musikalische Karriere etwas heitergegangen ist. Ich habe eine entscheidende Phase mitbekommen, die mir damals sehr imponiert hat. Das war lange, lange her. Jetzt verrate ich doch, dass er schon steinalt ist – er stammt ja aus dem letzten Jahrtausend.
Jedenfalls, ich weiß noch genau: Es war 1977. Damals war ich Jugendpfarrer in Essen, und Johannes hatte sein Examen an der Folkwang-Musikhochschule in Essen als Pianist. Wir hatten eine große Veranstaltungsreihe, ganz ähnlich wie diese mit dem argentinischen Pastor Luis Palau. In der Krügerhalle war Johannes auf der Bühne für die Musik am Piano zuständig.
Tagsüber übte er für sein Pianistenexamen. Ich sehe ihn noch immer vor mir, weil ich das so absolut witzig fand: Er zog sich Glattlederhandschuhe an und spielte die Läufe mit Handschuhen auf dem Klavier. Dass er nicht noch Gummistiefel dabei angezogen hat, war alles. Aber man läuft ja auch nicht – das Klavier macht ja wenig Sinn mit Gummistiefeln.
Er hat sich gequält. Wenn er die Läufe in diesen Handschuhen hinkriegte, wusste er offensichtlich: Dann schaffe ich sie ohne erst recht. Was war das für eine Methode! Ich habe gehört, dass Konzertpianisten sechs bis acht Stunden pro Tag üben. Talent allein reicht nicht. Wer faul ist und die Läufe nicht übt, wird trotz Talent nie wirklich Klavier spielen können.
Der Gedanke, dass Begabungen dadurch zu erkennen sind, dass man etwas ohne Anstrengung einfach kann, ist völlig abwegig. Gaben sind Begabungen, die wie Anlagen oder Keime in uns sind, die entdeckt werden müssen. Erstens müssen sie entdeckt werden, dann müssen sie trainiert und gefördert werden.
Jeder weiß, dass das Training eine Qual sein kann. Man geht immer an die Schmerzgrenze und sagt: „Ich habe keine Lust mehr, es tut weh, ich kann nicht mehr.“ Dann muss jemand da sein, so ein Coach, der sagt: „Und jetzt fangen wir wieder an!“ Und dann wird die Grenze noch ein bisschen höher gesetzt.
Die Begabung ist ein Geschenk. Wenn ich mich am Klavier quälen würde, hätte das keinen Sinn, wenn ich kein Talent hätte. Das Talent ist eine Gabe, die ich nicht selbst erarbeiten kann, das ist ein Geschenk. Nicht jeder muss das Talent haben, wie Johannes Nitsch Klavier zu spielen.
Sie sind vielleicht Mathematiker, haben die Fähigkeit zu kochen wie eine Weltmeisterin oder ein Weltmeister. Sie haben Gaben, zuzuhören und Gespräche zu führen. Sie können sich um Kinder in ihrem Kindergarten kümmern, Autos reparieren oder wissen, wie ein Computer funktioniert.
Wenn ich vor meinem Rechner sitze und die Kiste geht wieder mal nicht, möchte ich manchmal ein Beil nehmen und sie erschlagen. Dann frage ich die Fachleute. Die wissen es auch nicht, schauen aber ein bisschen stierer als ich. Und plötzlich geht das Ding wieder. Diese Form von technischer Magie, die heute bei Informatikern als Berufsgeheimnis gehütet wird, ist doch unglaublich, oder?
Das kann einen wahnsinnig machen, wenn man das miterlebt und denkt: „Das habe ich alles nicht.“ Aber gut, dass es die gibt, die werden dementsprechend hoch bezahlt.
Jeder hat etwas, und jetzt geht es nicht darum, auf das zu schauen, was andere haben. Gott hat das so wunderbar eingerichtet. Wenn ich erzähle, wie ich in meinem Leben zu den Dingen gekommen bin, die ich tue, könnte ich den ganzen Abend darüber sprechen. Ich habe fast nur Dinge getan, die ich mir nicht selbst gesucht habe. Andere haben gesagt: „Mach das mal, weil wir denken, dass du eine Begabung dafür hast.“
Ich bin gescheitert, war frustriert, und dann haben sie gesagt: „Nächste Woche machst du weiter.“ Wie ein Trainer, der einen treibt, ermutigt und fordert. Sie dachten: „Das probieren wir aus.“ Und dann ging es, und ich konnte es plötzlich. Das ist zwanzig Prozent Geschenk und der Rest Schweiß, Blutschweiß und Tränen.
Dann muss man das entwickeln. Es ist so wichtig, dass man nicht alleine bleibt. Alleine neigt man dazu, sich zu überschätzen und unrealistische Träume zu träumen, wer man wirklich sein möchte. Oder man unterschätzt sich. Manche tun nur das eine, andere nur das andere, manchmal wechseln sie zwischen beidem.
Eine realistische Einschätzung können oft die anderen geben, die einen lieben. Deshalb: Wenn wir Jesus kennenlernen und mit ihm verbunden werden, dann werden wir hineingefügt in die Gemeinschaft des Leibes Christi, des Körpers von Jesus Christus.
Das hat vorhin Stephan hier gesagt. Es ist ein merkwürdiges, starkes Bild in der Bibel, dass ich ein Körperteil am Leib Christi bin. Er ist das Haupt, der Christus bestimmt alles. Ich muss nicht alles sein, sondern diese Hand wird bewegt, weil die Nervenstränge funktionieren, die Durchblutung, weil die Lunge pumpt.
Sie sehen das gar nicht, wenn ich die Hand bewege. Sie denken nicht daran, dass das nur geht, weil das Herz pumpt und die Lunge atmet. Auch die Niere funktioniert. Das ist alles im Verborgenen. Wenn das alles nicht funktionierte, könnte sich die Hand nicht bewegen.
Es ist total abhängig, eins hängt am anderen. Wenn da eine Störung ist, geht es nicht mehr. Es ist alles so begrenzt und so ergänzungsfähig. Jedes Körperteil hat seine besonderen Gaben. Wenn das nach innen zusammenspielt, kann der ganze Körper nach außen hilfreich tätig sein.
Wenn im Innendienst des Organismus das Zusammenspiel der Körperteile nicht richtig funktioniert, liegt der Körper im Bett, weil er krank ist und sich nur mit sich selbst beschäftigen muss, wie er wieder auf die Beine kommt.
Aber wenn der Innendienst der Körperteile untereinander gut funktioniert, jeder mit seiner speziellen Begabung, dann kann der Körper wirken. Ich erwarte nicht von meinem Magen, dass er Tore schießt beim Fußballspielen. Aber wenn er nicht mitmacht, schießen auch die Beine keine Tore – das ist ganz klar.
Dieses Zusammenspiel wird in der Bibel mehrfach geschildert, zum Beispiel im Römerbrief Kapitel 12 und im 1. Korintherbrief Kapitel 12. Diese Stellen kann man sich gut merken. Ich empfehle, sie mal nachzulesen, um zu verstehen, wie dieses organische Zusammenspiel funktioniert.
In dieser Gemeinschaft der Christen ist es so wichtig, dass man das versteht. Wenn Sie sagen: „Ich möchte Christus folgen“, lade ich Sie ein, das zu erkennen und sich anderen anzuschließen, die diesen Weg gehen.
Denn ohne Gemeinschaft, ohne das Leben im Leib Jesu Christi, sind Sie wie eine Hand, die vom Körper abgeschnitten ist. Sie hat alle Bestandteile einer Hand, kann aber nichts tragen, niemanden grüßen, sich nicht bewegen. Sie kann nur verwesen.
Manche vermuten, dass deshalb der Verwesungsgeruch über dem christlichen Abendland liegt. Es gibt zwar viele Leute, die irgendwo in christlichen Kartei stehen und Christen sind oder sein wollen, aber da sie die Gemeinschaft weder mit Christus noch mit anderen Christen leben, sind sie keine lebendigen Glieder im Leib Christi.
Sie sind abgeschnittene, amputierte Körperteile, die vielleicht in einem christlichen Formalin aufbewahrt werden, um langsamer zu verwesen. Das ist doch kein Leben.
Wir müssen einander helfen und ermutigen. Dem einen muss man sagen: „Nun, wach mal auf!“ Dem anderen, der eine große Klappe hat, sagt man: „Komm, mach mal halblang. Das ist nicht dein Ding. Sei treu in den anderen Dingen, lerne Regelmäßigkeit.“
Das Einzige, was wir üben können, ist Treue. Die Entwicklung unserer Gaben geschieht dadurch, dass wir die Dinge treu und regelmäßig tun. Das ist das Kennzeichen jedes Trainings.
Es nützt nichts, wenn ich einmal im Jahr zwölf Stunden wie ein Wilder trainiere. Das bringt mir keine Kondition. Ich brauche es regelmäßig in verdaubaren Portionen, sodass meine Muskulatur, Sehnen und Kreislauf entsprechend gestärkt werden. Dann werde ich belastbarer, dann entwickeln sich die Fähigkeiten.
Also: Entdecken, die anderen helfen mir dabei und sagen: „Wenn entdeckt, dann üben!“ Dabei brauche ich Ermutigung, weil ich alleine viel zu schnell aufgebe. Vielleicht sind Sie charakterstark, aber ich hätte aufgegeben.
Ich brauchte diese Coaches, diese Trainer, die sagen: „Komm, du kannst das, wir glauben an dich, wir brauchen dich!“ Und auch manchmal ein bisschen kritisch in die Rippen treten und sagen: „Schlamperei!“
Es ärgert mich immer, wenn ich in der Jugendarbeit sehe, dass jemand eine Jugendgruppe macht und unpünktlich oder schlecht vorbereitet ist. Das ärgert mich schwarz, weil diese Leute, die die Welt verbessern wollen und irgendwelche Flausen im Kopf haben, nicht den Preis der Regelmäßigkeit zahlen.
Die Liebe zeigt sich in der Treue, in den kleinen Dingen. Da trainiert man seine Gaben. Das kostet Kraft, natürlich kostet das Kraft. Aber Gott hat sie uns gegeben. Er hat uns beschenkt, damit wir die Gaben, die er uns gegeben hat, trainieren und entwickeln.
Und vor allem: Genießen Sie, dass wir ergänzungsbedürftig und ergänzungsfähig sind und dass Gott viele, viele andere Menschen hat.
Ich bin befreit, dass ich nicht alles tun muss. Ich habe in meinem Leben so viele Gegensätze erlebt und bin so froh darüber, dass ich manchem Menschen helfen konnte, besser zu verstehen, was die Liebe Gottes ist.
Ich weiß aber auch, dass meine Art für manche Brechmittel ist. Ich habe eine Zeit gehabt, da habe ich furchtbar darunter gelitten, dass Menschen mich innerlich ablehnten und ich ihnen nicht helfen konnte.
Bis ich kapiert habe: Wer bin ich denn eigentlich? Ich muss nicht allen Menschen helfen können. Es gibt so viele andere, die eine hilfreichere Art haben. Die sollen ihren Dienst tun.
Ich mache mein Paket, mein Puzzleteilchen in dem großen Bild, das Gott hat. Das gibt eine solche Freiheit und neue Freude. Auch eine Konzentration auf das Bruchstückhafte, das man tut.
Jeder kann in seinem Leben nur ein kleines Puzzleteilchen des Bildes machen. Das will ich mit Leidenschaft tun: die halben Sachen mit ganzem Herzen tun. Das ist das Geheimnis eines hoffnungsvollen Lebens, wo Gott Ja gesagt hat.
Mir nicht dauernd den Spaß an der Freude verderben lassen, indem ich sage: „Was kann ich denn schon tun? Was ist das schon, was ich tue? Ich müsste alles tun.“ Das ist Quatsch. Kann doch keiner alles.
Der Bundeskanzler könnte keinen Tag regieren, wenn ihm nicht jemand die Brötchen holt oder ihm Hemden einkauft – wenn er nicht mal Zeit hätte, das Normale zu tun, was jeder gerne mal tut.
Das sind alle hilflose Kreaturen, die ergänzungsbedürftig sind. Je einflussreicher man ist, desto größer braucht man einen Assistenzapparat, eine Gehirnprothese sozusagen.
Es gibt Leute, die reden unaufhörlich und haben Ghostwriter, die nicht mal mehr Zeit und Kraft haben, ihre Reden selbst zu schreiben. Die beneide ich nicht, denn ich trage lieber Reden vor, für die ich selbst stehe, mit Überzeugung.
Arbeit und Lebensphasen: Erwerbsarbeit, Freizeit und Engagement
Arbeit und Praxis
Es gibt verschiedene Arbeitsfelder. Zuerst sehe ich, was notwendig ist und wo die Aufgaben liegen. Dann frage ich mich, welche Begabungen ich habe, wie ich sie entdecken und entwickeln kann. So kann ich Aufgaben und Gaben zusammenbringen und finde meinen Platz.
Es gibt unterschiedliche Aufgabenfelder und Arbeitszeiten. Zum Beispiel die Zeit in der Kindheit, in der man das Spielen lernt. Das ist sehr wichtig, denn wer nicht richtig spielen kann, entwickelt seine Kreativkräfte nicht. Dann gibt es die Zeit, in der man lernt.
An euch Schüler und Studenten möchte ich sagen: Lasst euch nicht vom Ehrgeiz treiben, eines Tages viel Geld zu verdienen. In Deutschland ist das oft das einzige Motiv, das Menschen zu Leistungen antreibt. Lasst euer Herz von der Liebe des gekreuzigten Jesus entflammen. Dann werdet ihr eine Leidenschaft haben – die Kraft, das Beste zu sein.
Ich möchte das Beste tun, zur Ehre Gottes. Er hat mich begabt, mich wertvoll geschätzt und mir bestimmte Begabungen gegeben. Ich will diese entdecken, hegen und pflegen. Dort, wo ich etwas kann, möchte ich es wirklich exzellent tun. Es soll wirklich gut sein!
Die Probleme dieser Welt können nicht von Faulpelzen gelöst werden. Sie sind so schwierig, dass wir Menschen mit Fleiß, Verstand und Talent brauchen. Menschen, die sich in ihrem Lernen geschunden haben: gute Mathematiker, Techniker, Kaufleute, Pädagogen, Ärzte. Menschen, die die Gaben, die Gott ihnen gegeben hat, zur Ehre Gottes und zum Dienst an den Menschen entwickelt haben.
Wer diese Kraft nicht kennt, kennt nur den Ehrgeiz. Er wird von Selbstvergötzung, Geltungssucht und Habgier getrieben, um noch etwas zu leisten. Arme Menschen! Wenn es keine anderen Motive gibt, die uns bewegen, dann ist das kein erfülltes Leben.
Nach der Ausbildungszeit folgt die Berufsarbeit – Gott sei Dank, wenn man sie hat. In der Bibel schreibt Paulus an eine Gemeinde, die kurz davor war, religiös abzuheben, weil sie sich für etwas Besseres hielt: "Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen." (2. Thessalonicher 3,10)
Das bedeutet nicht, dass Menschen, die gerne arbeiten möchten, aber keine Arbeit finden, verurteilt werden. Erwerbsarbeit hat den Zweck, Geld zu verdienen. Das ist wichtig vor Gott: um den Lebensunterhalt zu sichern, andere zu ernähren und Geld für soziale Arbeit abzugeben. Das ist der Sinn der Erwerbsarbeit.
Wer als Christ sagt: "Die Arbeit, die ich habe, ist doch nichts wert", hat nicht verstanden, worum es im Leben geht. Gott hat uns zur Arbeit geschaffen. Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Deshalb danken Sie Gott jeden Tag, wenn Sie Arbeit und Einkommen haben.
Lebensunterhalt zu verdienen ist wichtig – für sich selbst, für Familie und andere, für die man Verantwortung trägt. Noch mehr soll Gott danken, wer eine Erwerbsarbeit hat, die ihm sinnvoll erscheint. Es muss nicht immer so sein, dass man das spürt, aber viele sehnen sich danach, dass ihre Arbeit Sinn macht und Freude bereitet.
Das ist ein besonderer Anspruch, aber schon hilfreich ist es, wenn man spürt, dass das, was man tut, sinnvoll ist und man sich nicht auf Kosten anderer ernährt.
Dann gibt es die Freizeit. Was ist das eigentlich? Das Leben ist ein Schaffensprozess, ein kreativer Prozess. Es gibt Zeiten für Erwerbsarbeit, aber auch Zeiten, in denen Kräfte frei sind. Was tue ich dann? Was ist meine Verantwortung? Wo kann ich meine Gaben in der Gemeinde, in der Stadt, in der Region einsetzen? In bürgerschaftlicher Verantwortung, in der Schulpflegschaft, in der Kommunalpolitik, in pädagogischer Arbeit, in sozialen Initiativen, in der Seelsorge, in musikalischer oder künstlerischer Arbeit?
Arbeit ist nicht nur Erwerbsarbeit. Das müssen wir in Deutschland erst lernen. Sinnvolles Tun hat unterschiedliche Arbeitszeiten und Arbeitsfelder.
Paulus hatte auch eine Arbeit: Er wollte die Botschaft der Liebe Gottes den Menschen sagen. Gleichzeitig arbeitete er als Zeltmacher, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. So machte er sich unabhängig.
Ich war kürzlich in Kroatien und lernte dort einen Pastor in Csakowetz kennen. Er wurde nicht von seiner Gemeinde bezahlt, sondern betrieb zusammen mit seinen Söhnen eine Reinigung in der Stadt. Sie waren erfolgreiche, geschätzte Geschäftsleute und zugleich Leiter der Gemeinde. Sie finanzierten Teile der Gemeindearbeit mit.
Der Pastor war gelernter Schneidermeister, hatte Theologie studiert und war nun Pastor. Seine Reinigungsfirma betrieb er mit wenig Begeisterung, aber es war sein Broterwerb. Er hatte ein schönes Haus, fuhr ein gutes Auto, aß gut mit seiner Familie und investierte in die Gemeinde. Er wusste, wie verschiedene Arbeitszeiten und Arbeitsbereiche zusammenpassen.
Heute werden manche Menschen verurteilt, ihre Erwerbsarbeit schon früh, mit 55 oder später mit 60 oder 65 aufgeben zu müssen. Die Lebenserwartung steigt jedoch immer weiter. Was bedeutet das?
Es gibt in jeder Lebensphase angemessene Tätigkeiten. Alte Menschen können vor allem auch durch andere ältere Menschen unterstützt werden. Aber viele mögen es nicht, wenn sie von berufsmäßigen Betreuern behandelt werden, als wären sie im Kindergarten. Sie wollen ernst genommen werden.
Man braucht Menschen, die kreative Aufgaben übernehmen, bei denen Altersweisheit zum Zuge kommt. Menschen, die ihr Wissen weitergeben und sich gegenseitig in Lebensnöten helfen.
Man muss im Leben beweglich sein. Die Liebe Gottes macht uns beweglich, in neuen Lebensabschnitten neu zu fragen: Als Single muss ich anders fragen als Verheiratete, mit Kindern anders als ohne. Was ist jetzt sinnvoll zu tun?
Mein Leben ist sinnvoll, weil ich geliebt bin. Aber was darf ich jetzt Sinnvolles tun? Behalten Sie das zur Ehre Gottes und zur Hilfe für Menschen im Blick.
Nicht damit ich sinnvoll werde, sondern weil mein Leben geliebt und sinnvoll ist. Das ist das Konzept, das Jesus anbietet.
Vergessen Sie nicht: Alles beginnt mit dem Geschenk. Wir leben durch das Geschenk des großen Gottes.
Wenn Sie das spüren oder zum ersten Mal so hören, vielleicht nach vielen Jahren im christlichen Umfeld, dann dürfen Sie es heute annehmen.
Ich lade Sie ein, aufzustehen, nach vorne zu kommen und sich mit mir hier zusammenzustellen. Wir wollen beten und ausdrücklich Gottes Liebeserklärung beantworten.
Wir sagen: "Ich danke dir, Jesus, dass du mich so sehr liebst." Das ist die Antwort. "Ich öffne dir mein Leben."
Wir wollen ihn bitten: "Ich bekenne dir meine Sünden und bitte dich um Vergebung."
Anschließend halte ich eine längere Zeit der Stille, damit jeder bewusst auch mit Namen das nennen kann, was zwischen Gott und ihm steht: Schuld, Unrecht, Versäumnis, Blockierung – alles, was bewusst ist. Sagen Sie das in der Stille zu Gott. Er nimmt auch das, was Ihnen nicht bewusst ist. Er nimmt Sie ganz, er vergibt alles, was trennt.
Dann sagen wir ausdrücklich: "Dir soll mein Leben gehören. Ich verdanke es dir. Du sagst ja zu mir. Ich möchte dir gehören. Du bist der Herr. Ich möchte lernen, zu tun, was du willst, zu deiner Ehre und zur Hilfe für die Menschen zu leben. Das möchte ich lernen."
Wenn Sie das so sagen wollen als Antwort auf Jesu Liebeserklärung, dann stehen Sie auf und kommen nach vorne. Genieren Sie sich nicht, es gibt keinen Grund dazu. Wir freuen uns mit Ihnen.
Nehmen Sie sich selbst so wichtig, wie Gott Sie wichtig nimmt. Wir müssen nicht im Schaufenster herumturnen, wir dürfen zum Kern unseres Lebens kommen, das Leben genießen und feiern. Und wir dürfen es lernen.
Vielleicht sagt jemand: "Das Erste habe ich schon begriffen, dass das ein Geschenk ist, ich habe es angenommen. Aber bisher war ich faul, ein Konsumentenchrist. Ich habe noch nicht begriffen, dass ich etwas Hilfreiches für Menschen und zu Gottes Ehre tun soll. Trotz meiner frommen Tour habe ich nur meiner Habgier und meinem Ehrgeiz gelebt. Da will ich umkehren, Vergebung erbitten und Jesus sagen, ich stehe dir ab heute als Mitarbeiterin, als Mitarbeiter zur Verfügung. Du hast mir Gaben gegeben, jetzt zeig mir, wie ich sie zur Hilfe für Menschen und zu deiner Ehre einsetzen kann."
Das kann auch eine Erneuerung, eine Umkehr sein. Wenn Sie an diesem Punkt sind, bitte ich Sie ebenfalls, nach vorne zu kommen und mit uns gemeinsam zu beten.
Jesus sagt: "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer die Tür seines Lebenshauses öffnet, dem will ich hineingehen und Mahlgemeinschaft, Lebensgemeinschaft halten. Komm!"
Der Chor wird jetzt das Lied singen, das uns in diesen Tagen so wichtig ist:
"Jesus, zu dir darf ich so kommen, wie ich bin."
Und so ist es. Sie dürfen sich in dieses Gebet hineingeben und seiner Einladung folgen. Wir warten auf Sie.
Wir müssen nicht erst beweisen, dass wir besser werden können. Was uns besser macht vor Gott, hat er längst getan. Er ist unser Richter und kennt uns schon lange. Er sieht, was uns zu ihm zieht und was uns noch trennt.
So legen wir Licht und Schatten unseres Lebens vor ihn hin. Bei ihm dürfen wir leben, wie wir sind. Jesus, bei dir muss ich nicht bleiben, wie ich bin. Nimm fort, was dich und andere zerstört. Du willst einen Menschen aus mir machen, wie er dir gefällt. Du bist ein Brief deiner Voller Liebe für die Welt. Du hast schon lange nur das Beste mit mir vor.
Darum kommt, kommt gern noch mit dazu. Die Einladung gilt euch allen. Kommt ein bisschen näher, damit die Scheu vergeht.
Ich bin froh, dass Gott einen langen Atem mit uns hat. Er hat wirklich Geduld. Ich wünsche uns allen, dass Gott uns großen, weiten Spielraum gibt.
Wenn ich auf mein Leben schaue, sehe ich, wie viel Geduld Gott hatte und wie oft er mich zurückgeführt hat von falschen Wegen.
Ich bete darum, dass Gott uns viel Raum gibt. Aber es ist auch gut, wenn er unser Gewissen berührt und seine Stimme uns im Herzen erreicht. Wenn er anklopft an unser Lebenshaus, dann sollen wir nicht anderen Stimmen zuhören, sondern ihm allein und sagen: "Ja, jetzt komme ich."
Ich freue mich, dass ihr gekommen seid, und lade euch ein, gemeinsam zu beten.
Ich spreche euch das Gebet Satz für Satz vor und bitte euch, es persönlich und laut als euer Gebet zu sprechen:
Jesus, ich danke dir, dass du mich so sehr liebst.
Ich habe deine Einladung gehört und öffne dir mein Leben.
Ich bekenne dir meine Sünden und bitte dich um Vergebung.
Ich danke dir, dass du am Kreuz für mich gestorben bist und mir alle meine Sünden vergeben hast.
Mein ganzes Leben soll dir gehören, du bist der Herr.
Hilf mir, dass ich nach deinem Willen leben kann, zu deiner Ehre und zur Hilfe für die Menschen.
Ich danke dir, dass du mich angenommen hast. Amen.
Im Namen von Jesus will ich Ihnen zusprechen: Er sagt, wer zu mir kommt, den werde ich nicht wegstoßen. Der Herr spricht: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Das gilt Ihnen.
Ich wünsche euch den Segen Gottes auf diesem neuen Weg, für jeden Tag neue Erfahrungen seiner Gegenwart und eine Lernbereitschaft, auf das zu hören, was der Herr sagt.
Lernt, mit der Bibel zu leben, sucht die Gemeinschaft anderer Christen – dieses Trainingscamp in der Welt der Hoffnungsarbeiter. Lebt Gemeinschaft mit anderen Christen, damit ihr wachst und eure Gaben an den richtigen Plätzen einsetzen könnt.
Vielleicht sagen viele hier: "Ich würde so gerne, aber ich habe noch ein paar Fragen, die ich vorher klären möchte." Gut, dafür sind wir heute Abend da. Es sind Gesprächspartner da. Nehmt euch Zeit.
Im Bistro draußen kann man einen Kühldrink trinken und ein gutes Gespräch führen. Viele haben ein offenes Ohr für Sie. Gehen Sie nicht weg.
Morgen Vormittag um Viertel nach neun gibt es ein gutes Frühstück auf dem Schönblick für alle, die das ermöglichen können. Ab zehn Uhr findet dort eine weitere Veranstaltung zum Thema Gemeinde statt, wo der Glaube Heimat findet.