Wir sind immer noch im Römerbrief unterwegs, und heute Morgen geht es um ein Thema, das ich mal etwas unkonventionell benannt habe: Fleischesser und Gemüseesser, die Stress miteinander haben.
In der Gemeinde in Rom ist deswegen ein emotionales Feuer ausgebrochen. Paulus versucht, dieses Feuer in Kapitel 14 zu löschen. Wir tauchen gleich direkt in den Text ein und hören einfach mal zu, um was es dort genau geht. Da es 23 Verse sind, habe ich sie jetzt nicht auf dem Rechner mitlaufen lassen – ihr würdet sie ohnehin nicht sehen. Ich versuche später, dort einzusteigen.
Wir lesen also Römer 14, Verse 1 bis 23, das ganze Kapitel:
„Den Schwachen im Glauben aber nehmt auf, doch nicht zur Entscheidung zweifelhafter Fragen. Einer glaubt, er dürfe alles essen, der Schwache aber isst Gemüse. Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst, und wer nicht isst, richte den nicht, der isst; denn Gott hat ihn aufgenommen. Wer bist du, der du den Hausknecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt dem eigenen Herrn; er wird aber aufrecht gehalten werden, denn der Herr vermag ihn aufrecht zu halten.
Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich; jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt. Wer den Tag beachtet, der beachtet ihn dem Herrn, und wer isst, isst dem Herrn, denn er sagt Gott Dank. Und wer nicht isst, isst dem Herrn nicht und sagt Gott Dank.
Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst. Sei es auch, dass wir leben, wir leben dem Herrn; und sei es, dass wir sterben, wir sterben dem Herrn. Sei es nun, dass wir leben, sei es auch, dass wir sterben, wir sind des Herrn. Denn hierzu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er herrsche sowohl über Tote als auch über Lebende.
Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verachtest du deinen Bruder? Denn wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes gestellt werden. Es steht geschrieben: ‚So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir wird sich jedes Knie beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.‘ Also wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.
Lasst uns nun nicht mehr einander richten, sondern haltet vielmehr das für Recht, dem Bruder keinen Anstoß und kein Ärgernis zu geben. Ich weiß, ich bin überzeugt in dem Herrn Jesus, dass nichts an sich unrein ist, nur dem, der etwas als gemein ansieht; denn dem ist es unrein.
Denn wenn dein Bruder wegen deiner Speise betrübt wird, so wandelst du nicht mehr nach der Liebe. Verdirb nicht mit deiner Speise den, für den Christus gestorben ist. Lasst nun euer Gut nicht verlästert werden, denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.
Denn wer in diesem dem Christus dient, ist Gott wohlgefällig und den Menschen bewährt. So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden dient und dem, was der gegenseitigen Erbauung dient. Zerstöre nicht um einer Speise wegen das Werk Gottes.
Alles zwar ist rein, aber es ist böse für den Menschen, der mit Anstoß isst. Es ist gut, kein Fleisch zu essen, noch Wein zu trinken, noch etwas zu tun, woran dein Bruder sich stößt. Hast du Glauben, habe ihn für dich selbst vor Gott.
Glückselig ist, wer sich selbst nicht richtet in dem, was er gutheißt. Wer aber zweifelt, wenn er isst, der ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.“
Also, so weit der Text, um den es heute Morgen geht. Jetzt schauen wir mal, ob wir den Text so rüberbekommen. Okay, er kriegt es nicht hin von der Auflösung her. Schade eigentlich. Ja, das ist mir jetzt zu kompliziert. Er hat es eigentlich sonst immer gemacht, aber jetzt kriegt er es nicht hin, okay. Gut für euch.
Also, darum geht es: Gemüse- und Fleischesser im Stress. In Rom war das nicht anders als in Korinth. Das Fleisch, das man auf dem Markt kaufen konnte, war den Götzen geweiht. Wenn du also in Rom eine Lammkeule gekauft hast, dann wusstest du, der Verkäufer war mit dieser Lammkeule und manchem anderen Fleisch beim Götzenpriester, und der hat das Fleisch ganz bewusst den Göttern geweiht. Und jetzt sollst du es kaufen.
Wir haben im Korintherbrief genau die parallele Situation. In 1. Korinther 8,7 heißt es: „Weil manche von euch an die Götzen gewöhnt waren, sehen sie dieses Fleisch als Götzenopferfleisch an, und ihr Gewissen, da es schwach ist, wird befleckt.“ Also hatten manche Christen in Korinth genauso wie hier in Rom extreme Schwierigkeiten damit, dieses Fleisch zu kaufen.
Und ich muss euch ganz ehrlich sagen, ich hätte es auch. Ich würde es nicht ohne Weiteres kaufen. Ich würde zum Beispiel auch heute kein Gemüse oder Fleisch von Demeter kaufen. Das Label steht für biologisch-dynamisch. Das heißt, hier stehen übersinnliche, kosmische Kräfte im Mittelpunkt – also Kräfte, die ich nach der Lehre Rudolf Steiners in Nahrungsmittel hineinbringen kann. Das kannst du bei Wikipedia nachlesen. Es geht also nicht in erster Linie darum, unbelastete Lebensmittel zu schaffen, sondern vor allem darum, die dynamische Kraft in das Fleisch hineinzubringen.
Und genau so war es damals auch in Rom. Das Biofleisch und das Demeterfleisch sehen von außen völlig gleich aus, aber du weißt als jemand, der daran glaubt: Hier sind anscheinend irgendwelche dynamischen Kräfte drin, und deswegen kaufst du es. Und das wussten die Römer auch, dass das üblich war. Nur im Gegensatz zu uns hatten sie nicht die Möglichkeit zu entscheiden, was sie kaufen. Alles Fleisch, das du gekauft hast, war mehr oder weniger den Göttern geweiht. Das hast du immer gleich mitbekommen. Die Götterweihe gehörte dazu.
Deshalb haben einige Christen gesagt: „Weißt du was, wir werden überhaupt kein Fleisch mehr kaufen. Wir wollen mit Götzendienst nichts zu tun haben.“ Und wenn die anderen in der Taverne sitzen und ihr Fleisch genüsslich in sich reinschieben, dann sage ich: „Ich folge Jesus nach und ich knabbere an meinem Salatblatt und fühle mich gut dabei.“ Das war die Situation. Ich kann die Entscheidung sehr gut nachvollziehen.
Auch wenn es nicht um Fleisch geht, sehen Christen bestimmte Dinge immer wieder unterschiedlich. Das ist heute sehr aktuell.
Ich saß kürzlich in einer Diskussionsrunde, und jemand stellte uns, die wir auf der Bühne saßen, die Frage, ob man eine bestimmte Art von Filmen sehen kann. Die Frage an mich lautete: „Wie stehst du dazu?“ Ich antwortete, dass ich nicht glaube, dass diese Art von Filmen mein geistliches Leben fördert.
Ein anderer Christ, den der Herr sehr gebraucht und der in vielen Punkten seines Lebens vorbildlich ist, sagte: „Ich schaue mir diese Filme immer wieder gern zur Entspannung an. Ich finde es cool, wenn jemand 15 Meter von einem Haus herunterfällt und einfach weiterläuft. So realistische Sachen könnte ich mir nicht angucken, aber das schaue ich mir gerne an.“
Darf ich das jetzt oder darf ich das nicht? Hier waren zwei Leute ganz unterschiedlicher Meinung.
Wenn ich das auf das Thema Fleisch übertrage, könnte ich sagen: Darf ein Christ einen Fernseher zu Hause haben? Die einen sagen natürlich, die anderen sagen auf keinen Fall.
Es gibt noch spannendere Fragen: Darf ein Christ Whisky trinken? Die einen sagen, das ist der erste Schritt weg von Jesus, und die anderen sagen: Natürlich darf er das. Warum sollte er es nicht dürfen, wenn er es in Maßen tut?
Jemand hat mal ausführlich jemand anderem erklärt, wie grausam Thunfische ermordet werden. Dann sagte er: „Und du isst Thunfisch und nennst dich Christ, obwohl du Thunfisch isst?“ Hier wollte jemand seine Erkenntnis dem anderen überstülpen.
Es gibt natürlich auch die andere Seite: Kann ich die Bibel kommunikativ lesen? Kann ich Übersetzungen oder Übertragungen lesen, oder ist das nicht vom Bösen? Für manche Christen ist das völlig undenkbar, andere sagen: „Wo ist das Problem?“
Ganz spannend ist natürlich die Frage: Welche Musik kann ich als Christ hören? Hier dachte ich heute Morgen: Werde ich nicht konkreter. Weißt du warum? Weil du an der Predigt dann hängen bleibst und überhaupt nicht weiterkommst.
Deshalb sage ich dazu nichts.
Also halten wir mal fest: Die Situation hier in Rom ist sehr gespannt, und das gilt bis in unsere Zeit hinein.
In der Gemeinde Jesu gibt es unterschiedliche Überzeugungen. Das war damals so, und das ist auch heute noch so. Dabei sollten wir nicht übersehen, wenn wir über dieses Kapitel sprechen – und falls es unklar ist, werde ich es noch einmal erklären –, dass es hier nicht um Fragen geht wie: Ist Jesus Gottes Sohn oder nicht?
Ebenso geht es nicht um die Frage, ob ich neben meinem Vertrauen auf den Herrn Jesus noch andere Dinge in meinem Leben tun muss, um das Heil zu erreichen. Diese Punkte sind nicht verhandelbar. Sie sind vom Wort Gottes her ganz klar.
Vielmehr geht es hier um Fragen, die meine praktische Nachfolge des Herrn Jesus betreffen. Und dabei gibt es anscheinend nicht immer eine eindeutige Lösung. In manchen Bereichen kannst du sagen: Klar, so ist es, da steht es schwarz auf weiß. Aber in anderen Bereichen ist das nicht so genau festzulegen.
Manche Christen denken sehr schwarz-weiß. Wenn es dann plötzlich nicht schwarz-weiß ist, führt das zu Schwierigkeiten. Genau das war auch bei unseren Freunden in Rom der Fall.
Deswegen versuche ich jetzt, diesen Text nach Sinneinheiten aufzuteilen. Ich glaube, so lässt er sich besser verstehen. Das heißt, ihr habt nicht nur Verse in numerisch aufsteigender Reihenfolge, sondern manchmal auch Verse, die zu bestimmten Abschnitten zusammengefasst sind.
Die erste Überschrift lautet: Nur Gemüseesser gefallen Gott.
Wenn wir uns den Vers genau anschauen, stimmt die Überschrift eigentlich nicht ganz, denn hier geht es um Gemüse und auch um Fleischesser. Unser Text beginnt mit der Feststellung: Der Schwache isst Gemüse. Die Schwachen, wenn wir sie so nennen, haben sich aufgrund ihrer Überzeugung etwas kosten lassen. Sie sind nicht wie die Fleischesser, die einfach sagen: „Egal, ich kaufe mir jetzt Fleisch.“ Stattdessen haben sie gar kein Fleisch mehr gekauft.
Das Problem ist jedoch, dass sie sich hier zu Richtern über die Fleischesser gemacht haben. Sie sagen zu den Fleischessern: „Und wenn du noch Fleisch isst, dann ist das Götzendienst. Wie kannst du Fleisch essen und Christ sein, wenn dieses Fleisch den Göttern geweiht ist?“ Möglicherweise — ich weiß es nicht, aber ich kann es mir vorstellen — haben sie Daniel 1 zitiert. Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich mit der Tafelkost des Königs nicht unrein zu machen.
Siehst du, das sagt die Schrift, und du isst Fleisch? Schlag mal den Propheten Daniel auf. Ihr merkt, das Thema verändert sich, aber das Muster bleibt gleich. Es gibt Fragen, die nicht eindeutig zu klären sind. Doch diejenigen, die eine Lösung für sich gefunden haben, versuchen diese biblisch abzusichern.
Denn falls die Christen wirklich Daniel zitiert hätten — das weiß ich nicht —, hätten sie damit Unrecht gehabt. Denn es geht bei Daniel gar nicht um Götzenopferfleisch, sondern um Vorschriften des Essens, die er aus dem Gesetz Gottes hatte. Deshalb ist er diesem Gesetz treu geblieben.
Also diese Stelle aus Daniel belegt nicht wirklich, dass ich kein Götzenopferfleisch essen darf, auch wenn man das bei oberflächlichem Lesen meinen könnte. Das ist immer problematisch, wenn ich zu Dingen, zu denen die Bibel sich nicht eindeutig äußert, Bibelstellen nehme, um meine Erkenntnis zu stützen und sie anderen aufzudrücken. Das gibt mir nämlich eine scheinbare Sicherheit.
Ich beurteile dann anhand äußerer Dinge, wo ich auf der geistlichen Leiter stehe. Und ich denke: Wenn ich kein Götzenopferfleisch esse, dann bin ich geistlicher als jemand, der es tut. Das ist ja das, was dahintersteht.
Wenn ich kein Auto der gehobenen Klasse fahre, dann bin ich ein besserer Christ, wenn ich das mal übertrage. Wenn ich regelmäßig zur Gebetstunde komme, kann man daran sehen, wie hingegeben ich bin. Und das Tückische ist: Das kann durchaus ein Indikator für meine Hingabe sein, muss es aber nicht. Ich kann auch so regelmäßig zur Gebetstunde kommen und trotzdem ganz weit weg sein.
Ich glaube, gerade im konservativen, evangelikalen Flügel, in dem wir uns bewegen, stehen wir in der Gefahr, so eine Überschrift zu unserem Lebensmotto zu machen: „Gemüseesser kommen in den Himmel, nur Gemüseesser kommen in den Himmel, alle anderen — seien wir mal ehrlich — sind sowieso schon abgefallen. Wir sind die einzige Bastion hier in Stuttgart, die die Fahne noch hochhält.“
So denken wir, und wie ein Lehrer von mir mal unter meiner Arbeit schrieb: „Wir irren darin.“
Paulus kommt zum nächsten Thema: Auch Fleischesser kommen in den Himmel. Man sollte das nicht für möglich halten, obwohl Paulus in Apostelgeschichte 15,20 doch eindeutig sagt: „Hütet euch vor der Verunreinigung durch Götzenessen.“
Sie essen trotzdem Götzenopferfleisch und scheinen in den Himmel zu kommen. Jetzt fragst du mich natürlich bewusst: Wie kannst du denn behaupten, dass Fleischesser je im Himmel sein werden?
Weil Gott die Fleischesser hier verteidigt. Gott sagt den Gemüseessern: „Hey, wer bist du eigentlich, dass du meine Kinder richtest? Was bildest du dir überhaupt ein, Gemüseesser?“
„Ich habe die Fleischesser angenommen und ich werde sie zum Ziel bringen. Und wenn einer ihr Leben beurteilt, dann ich und nicht du.“
Wow, das sind scharfe Worte. Dabei denkt der Gemüseesser doch, er ist völlig im Recht. Hier heißt es: „Ich, Gott, werde den Fleischesser aufrechterhalten, den, der die Dinge tut, die du überhaupt nicht verstehen kannst und die du für Sünde hältst.“
Ich muss euch sagen, ich finde die Verse gar nicht so einfach. Natürlich kann und darf ich mit diesen Versen nicht jede Ermahnung aushebeln. Es gibt genug Bereiche, wo ich in der Nachfolge sagen muss: Stopp, das ist nicht in Ordnung.
Aber es passiert doch sehr schnell, dass ich, wenn ich eine Überzeugung an einem Punkt habe, denke: Das muss der andere doch ganz genau so sehen. Und dann fühle ich mich berufen, den anderen ordentlich zu richten.
Die Verse 3 und 4, die wir hier lesen, sind – das unterstreiche ich – ein sehr ernster Zwischenruf Gottes in mein Leben hinein. Er sagt mir: „Thomas, pass auf, was du tust!“
Dabei fühle ich mich doch so im Recht, so über dem anderen stehend. Pass auf, was du tust, wenn du dich zum Richter über den anderen berufen fühlst.
Aber Gott spricht hier auch sehr deutlich zu den Fleischessern. Er ermahnt sie und sagt: „Nimm den Schwachen auf, streite nicht über Gewissensfragen.“ Diese Übersetzung stammt aus Schlachter 2000, die ich hier als sehr gut empfinde.
Das bedeutet, dass du deine Erkenntnis dem anderen nicht aufzwingen sollst. Um auf Vers 1 zurückzukommen: Der Fleischesser soll den Gemüseesser nicht verachten. Du sollst ihn nicht geringer achten als dich selbst, nur weil er bestimmte Dinge anders sieht als du.
Wenn er bestimmte Lieder nicht singen möchte, ist es nicht deine Aufgabe, ihn mit Argumenten zu überreden. Streite nicht über Gewissensfragen. Und wenn manche Gemeinden kein Weihnachten feiern, weil sie Schwierigkeiten mit dem heidnischen Ursprung haben, dann kannst du nicht sagen: „Jetzt sei nicht so eng und stell dir deinen Tannenbaum ins Zimmer.“
Das ist die Ermahnung Gottes an den Fleischesser. In der Gemeinde gibt es Menschen mit einem engeren Gewissen und solche mit einem weiteren Gewissen. Wir müssen lernen, miteinander auszukommen.
Wichtig ist dabei, dass du ein gutes Gewissen hast bei dem, was du tust.
Wir lesen hier in Vers 22 einen interessanten Satz: „Was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.“ Was bedeutet das?
Ich finde es besonders schön, dass die Teenies hier vorne sitzen. Ich brauche mal zwei von euch, wer kommt freiwillig nach vorne? Ihr müsst wirklich nicht viel machen, euch nur hier hinstellen, damit die Leute eine Gedächtnisstütze haben.
Also, wir sind jetzt auf dem Weg des Lebens. Da vorne hat jemand eine Entscheidung für Jesus getroffen, und da hinten ist der Weg zu Ende. Hier haben wir eine Grenze. Diese Grenze ist wie eine Mauer, die ich mir selbst setze – viel enger als Gott es tut. Hier habe ich eine Grenze, und dort werde ich immer weiter, immer weiter gehen. Irgendwann fängt hier die Sünde an.
Ihr seid als Leute unterwegs, die Jesus lieben, die ihn kennen und Entscheidungen aufgrund des Wortes Gottes treffen. Diese Entscheidungen trefft ihr klar.
Luca, du kannst jetzt mal hierher kommen und dich hinstellen. Du kannst da stehen bleiben. Luca hat überhaupt kein Problem damit, an der Seite des Weges zu stehen. Ich habe hier so einen breiten Weg, und er sagt: „Das ist völlig in Ordnung, ich bin im grünen Bereich.“ Joel sagt: „Da könnte ich nicht stehen. Das wäre mir zu nah an der Sünde.“ Deshalb steht er mehr in diesem Bereich.
Was ihr jetzt einfach mal machen könnt, ist, die Arme ein bisschen auszustrecken. Ihr müsst das nicht perfekt machen, es ist nur eine Vorstellung. So sieht das Gewissen von Luca aus: Es fängt hier an und hört hier auf. Ihr seht auch das Gewissen von Joel. Ihr könnt die Arme wieder runternehmen.
Wenn jemand etwas tut, was seinem Gewissen widerspricht, dann handelt er nicht aus Glauben. Dann ist das für ihn Sünde. Das heißt, ich könnte zum Beispiel hier stehen und meine Arme ausstrecken – das wäre mein Gewissen. Ich könnte denken: „Hey, Luca steht da drüben, da stelle ich mich jetzt auch hin.“ Aber so weit reicht mein Gewissen nicht. Ich würde dann etwas tun, das dem Wort Gottes widerspricht.
Ich danke euch, das war gar nicht schlimm und hat nicht wehgetan. Mir ging es zum Beispiel mal so: Um das praktisch zu machen, traf ich auf Christen, hingegebene Leute, die sagten: „Wir wollen Jesus folgen.“ Ich kam aus einer anderen Erziehung. Sie gingen ins Kino – das gibt es ja, Christen gehen ins Kino, unglaublich! Ich habe überlegt, ob ich mitgehe, und habe dann gesagt: Nein.
Ich glaube, wenn ich mitgegangen wäre, hätte mich genau dieses Wort erreicht. Ich hätte dort gesessen mit einem schlechten Gewissen und dem Wissen: Was ich jetzt tue, ist gegen Gottes Willen in meinem Leben. Und ich hätte es trotzdem gemacht. Deshalb gilt: Was nicht aus Glauben getan wird, ist Sünde.
Das, was du tust, muss wirklich aus deinem Herzen kommen. Du hast einen gewissen Bereich deines Gewissens, und den darfst du nicht überschreiten. Dieser Bereich verändert sich manchmal im Leben, er bleibt nicht immer gleich.
Es ist ganz verschieden. Manche Menschen haben ein sehr strenges Gewissen, ein „Briefmarkengewissen“ oder „Nanowage“. Zum Beispiel: „Ich bin zehn Kilometer zu schnell durch die Ortschaft gefahren – muss ich mich jetzt selbst anzeigen oder nicht?“ Wenn du so ein Gewissen hast, kann das ziemlich stressig werden.
Dann gebe ich immer wieder den Tipp: Such dir jemanden, von dem du weißt, dass er ernsthaft mit Jesus lebt. Mach sein Gewissen ein Stück weit zu deinem Gewissen. Wenn du in solche Nöte kommst, kannst du sagen: „Wie würdest du das beurteilen?“ Wenn er oder sie dann sagt: „Ich würde das nicht so sehen“, darfst du auch eine andere Entscheidung treffen. Das ist ein seelsorgerlicher Rat.
Das ist spannend, aber ich glaube, es betrifft nicht so viele von uns. Das Problem ist eher, dass ich die Grundlage meines Gewissens überschreite – und das darf ich nicht.
Erinnere dich an Römer 14: „Was nicht aus Glauben ist, das ist Sünde.“ Gott geht es darum, dass das, was ich tue, aus Überzeugung geschieht – nicht, um die Anerkennung der anderen zu bekommen. Das ist oft das Motiv, dem wir hinterherlaufen.
Wie kommen wir jetzt miteinander klar? Ich habe das mal „Knigge für Gemüse- und Fleischesser“ genannt. Das ist es, was Paulus hier macht. Darum geht es in den nächsten Abschnitten.
Dieser Knigge soll uns helfen, miteinander auszukommen – auch wenn wir bestimmte Dinge unterschiedlich sehen. Je größer die Gemeinde ist, desto stärker wird die Diskrepanz. Eine Antwort, die Paulus uns hier gibt – und ich finde es so schön, dass er sie uns gibt – lautet: Schau auf Jesus und nicht auf den Teller des anderen.
Denn oft fragt man sich: Was hat der da auf seinem Teller? Warum hat der die Freiheit, Soja oder so etwas zu essen? Es geht ja schon in Richtung Fleisch, oder? Paulus greift in diesen Versen ein anderes Problem auf, das bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat: Soll man den Sabbat halten oder nicht? Ein ganz spannendes Thema.
Soll man christliche Feiertage arbeitsfrei halten oder nicht? Als ich mich mit diesem Text beschäftigt habe, fiel mir auf, dass Paulus hier deutlich entspannter ist als ich – muss ich euch ganz ehrlich sagen. Er sagt: Wichtig ist, dass du völlig überzeugt bist von dem, was du tust. Und wichtig ist, dass du es für Jesus tust, nicht für die anderen und schon gar nicht für dein frommes Image.
Alles, was du tust – ob du isst oder trinkst – sollst du zur Ehre Gottes tun, so sagt Paulus es in 1. Korinther 10,31. Das ist eine Stelle, die ich hier noch mit dazugenommen habe. Und hier in Vers 6 sagt Paulus: Sage Gott danke für das, was du tust. Und wenn du es nicht kannst, dann lass es sein, dann tu es nicht. Wenn du Gott für einen bestimmten Film nicht danken kannst, dann schau ihn nicht an. Wenn du Gott für ein bestimmtes Urlaubsziel nicht danken kannst, dann fahr nicht dahin.
Das ist genau das, was er hier deutlich machen will. Kommen wir zu Vers 7 bis 9. Es geht nicht zuerst um diese äußeren Dinge, an denen ich mich so gerne festhalte und aufhalte. Es geht darum, ob ich für Jesus lebe, ob mein Herz für ihn schlägt. Das betont Paulus hier: Wir leben dem Herrn. Gott geht es darum, dass ich ihn von ganzem Herzen liebe und dass ich von der Sehnsucht bestimmt bin, ihm im Gebet zu begegnen und mich von seinem Geist verändern zu lassen.
Damit kommen wir zu Vers 10 bis 12. Das Wesentliche ist, dass ich mich von Gottes Geist verändern lasse, dass ich für ihn lebe und mich nicht in diesen Nebenschauplätzen verliere. Gott warnt hier noch einmal: Richten den anderen nicht! Begreife, du wirst für dein Leben Gott Rechenschaft ablegen und nicht für das Leben des anderen.
Das, was ich hier unten gelb geschrieben habe, ist ein ganz entscheidender Satz, der uns manchmal aus dem Blickfeld gerät: Ich werde für mich selbst Rechenschaft ablegen und nicht für den anderen. Dieser Satz stimmt in seinem Kontext, aber nicht als grundsätzliche Aussage. Denn wenn du eine Gemeinde leitest oder einen Kreis in der Gemeinde, dann wartet auf dich eine verschärfte Beurteilung. Das wissen wir aus anderen Stellen. Dann legst du nicht nur für dein Leben vor Gott Rechenschaft ab.
Aber es geht hier darum: Bei dieser Thematik denke daran, du musst vor Gott stehen und aufpassen, anderen nicht etwas vorzuschreiben, was Gott ihnen nicht vorschreibt – sofern es ihr persönliches Leben betrifft. Auch da muss ich wieder differenzieren: In einer Gemeinde gibt es Ordnungen wie in jeder anderen Gesellschaft. Und wenn die Ordnung zweckdienlich ist, dann ist es gut, wenn man zum Beispiel bei dem Lied noch einmal aufsteht vor der Predigt, damit das Blut ordentlich durch den Organismus gepumpt wird und man sich besser konzentrieren kann. Das machen wir so.
Wenn andere Gemeinden das nicht so machen, ist das nicht biblischer oder unbiblischer, es ist nur anders. Aber ich darf eine Gemeindeordnung nicht plötzlich biblisch ableiten und sagen: Nur so ein Gottesdienstablauf ist biblisch, alles andere nicht. Da muss man ehrlich bleiben und sagen: Das ist eine Ordnung, die zweckdienlich ist.
Richtig dramatisch wird es jetzt beim nächsten Thema, beim nächsten Knigge. Paulus sagt hier: Sei kein Stolperstein für deine Mitchristen. Er sagt es mit Nachdruck: Lass das sein, dich damit zu beschäftigen, den anderen zu richten und einzutaxieren, wie geistlich er ist, um herauszufinden, wie viel höher du in der Skala stehst. Denn wenn du den anderen einstufst, passiert es ganz selten, dass du unter ihm stehst. Normalerweise greifst du die Kriterien heraus, bei denen du richtig gut bist. Die, die nicht so gut sind, sind für die Geistlichkeit nicht so wichtig, entscheidest du.
Paulus ermahnt hier und sagt: Pass auf, dass du dem anderen keinen Anstoß und kein Ärgernis gibst. Das ist ja ein evangelikaler Sprachgebrauch: Wenn ich nicht biblisch begründen kann, was der andere meiner Meinung nach nicht machen oder lassen soll, sage ich: Es ist mir ein Anstoß. Mit ernster Miene sage ich: Es ist mir ein Anstoß, dass du dich für Fußball begeisterst. Es ist mir ein Anstoß, dass du Romane liest. Es ist mir ein Anstoß, dass du mit Markenklamotten herumläufst – all diese Dinge tun es auch.
Wenn wir solche Sätze formulieren, müssen wir verstehen, was es bedeutet, ein Anstoß zu sein. Ich habe es hier schon übersetzt: Ein Anstoß ist ein Stolperstein, und ein Ärgernis ist ein Skandalon, schreibt Paulus, es ist ein Skandal. Die Elberfelder Bibel nimmt in der Fußnote auf, dass es ein Anlass zur Sünde ist. Das ist also der ursprüngliche Wortsinn.
Das heißt: Ich werde für den anderen hier so ein Stolperstein, so ein Anstoß. Ich lege mich mit all meinen Dingen, die ich da vor Augen habe, auf seinem Weg mit Jesus hin. Er ist in dieser Bahn, läuft da einfach lang, ich bin der Stolperstein, und er fällt hin und bleibt liegen. Das ist das Problem: Dass Leute liegen bleiben und nicht mehr aufstehen. Deswegen hat Paulus hier sehr großen Nachdruck in diesen Sätzen.
Jemandem ein Stolperstein zu sein, bedeutet, ich bringe ihn vom Glauben an Jesus weg. Wenn also jemand zu dir sagt: Das ist mir ein Anstoß, dann frag nach: Bringt dich das vom Glauben an Jesus weg? Und wenn ja, dann lass es auf jeden Fall sein. Aber wenn der andere mit Anstoß nur meint, das passt mir nicht, was du tust, dann sollte er das bitte auch ehrlich formulieren und so sagen: Es passt mir nicht, was du tust.
Sei kein Stolperstein für deine Mitchristen. Paulus sagt, und das fand ich hier einen dramatischen Vers: Es ist möglich, das Werk Gottes mit einem Steak und einem Glas Wein zu zerstören. Ich kann als Mensch das Werk Gottes im anderen zerstören durch mein Verhalten.
Da ist jemand von Spielsucht befreit, und ich habe nichts Besseres zu tun, als mit ihm in eine Gastwirtschaft zu gehen und zu sagen: Komm, wir stellen uns mal locker vor diesen Spielautomaten, das ist doch nett, wenn die verschiedenen Dinge an dem einarmigen Banditen rauf und runter gehen. Mir macht das nichts, aber er ist wieder voll drin. Ich habe die Verantwortung, den anderen nicht vom Glauben wegzuführen, vor allem dann, wenn er die ersten wackeligen Schritte mit Jesus geht.
Vielleicht hat er seine Accounts bei Twitter und Facebook gelöscht, weil sie ihm ein Tor zur Sünde waren, und du hast nichts Besseres zu tun, als zu sagen: So eng war ich damals auch, als ich zu Jesus fand, aber heute habe ich die Freiheit, das ist gar kein Problem. Für mich stimmt’s. Vielleicht. Aber für den jungen Christen kann das zu einem Stolperstein werden, zu einem Anstoß.
Wenn du in den Netzwerken bist, musst du nicht raus, weil ein junger Christ damit Probleme hat. Aber es ist auch falsch, mit ihm zusammen oder vor seinen Augen dort zu sein. Das ist keine Heuchelei, sondern genau das, was Paulus hier sagt. Dann nehme ich ernst, was er in Vers 15 sagt: Verdirb nicht den, für den Christus gestorben ist!
Das heißt nicht, dass ich da nicht sein darf. Aber ich sage es noch einmal: Ich kann den anderen verderben. Ich habe nachgeschaut, was das Wort bedeutet: Es heißt zerstören! Du kannst den Glauben eines jungen Christen zerstören, für den Christus gestorben ist.
Oder Vers 21 habe ich hier noch mit draufgeschrieben: Es ist gut, nichts zu tun, woran dein Bruder sich stößt oder fällt. Das ist ein geistliches Prinzip, zu dem Paulus uns ermahnt.
Von diesem geistlichen Prinzip her leite ich zum nächsten Kniggetipp für Gemüse- und Fleischesser über: Sei kein Lästerungsgrund für Nichtchristen. Das Evangelium heißt: Jesus ist für meine Schuld gestorben, er ist auferstanden. Ich darf ihm vertrauen, dass er mir alle meine Schuld vergibt, und ich weiß, er wird mich ans Ziel bringen, er wird mich in den Himmel führen. Das ist das Evangelium.
Das muss meine Kernbotschaft bleiben. Die Menschen müssen sehen: Jesus hat mein Leben neu gemacht. Sie sollen euer Leben sehen und den Vater im Himmel preisen. Ich habe, glaube ich, im vorletzten Gottesdienst hier den Vers von Herrn Jesus zitiert: Sie sollen verstehen, ich lebe aus einer Quelle, die sie nicht kennen.
Paulus sagt hier ein sehr interessantes Wort in Vers 16: Du hast ein Gut. Bist du dir dessen bewusst? Du hältst mit dem Evangelium etwas unheimlich Kostbares in deiner Hand. Paulus beschreibt dieses kostbare Gut mit drei Schlagworten: Gerechtigkeit, Friede und Freude.
Jesus hat mir Gerechtigkeit geschenkt. Ich stehe vor Gott in einem weißen Kleid, ohne Sünde, und deswegen habe ich Frieden mit Gott. Gott ist nicht mehr mein Feind, er ist mein Vater. Ich darf den lebendigen Gott als Vater ansprechen. Deswegen ist es so dramatisch, wenn Paulus im Galaterbrief zum Beispiel „Abba“ schreibt, „Vater“. Das war einem Juden unerlaubt, so etwas auszusprechen. Das darf ich als Christ.
Kein Wunder, dass Paulus hier von der Freude redet. Sie soll Kennzeichen meines Lebens sein: die Freude im Heiligen Geist. Die Freude ist auch da, wenn alle anderen Umstände alles andere als freudig sind, auch wenn mein Alltag mich deprimieren will. Das Reich Gottes ist Freude – und dann kommt der Zusatz „im Heiligen Geist“. Nicht immer Freude, weil die Umstände so freudig sind.
Und darin darf ich Gott dienen. Gott gibt mir seinen Geist, gibt mir die Ausrüstung, dass ich ihm dienen darf, und er freut sich darüber, dass ich es tue. Das heißt: Gott gibt mir ein Glaubensauto, und er freut sich darüber, dass ich damit fahre und zum Ziel komme, zu dem Ziel, das Gott sich für mein Leben gedacht hat.
Das Evangelium ist eine so gewaltige Botschaft. Manchmal sehen Leute von außen das besser als wir Christen. Ich bringe euch mal ein Zitat von Mahatma Gandhi. Er war nun wirklich kein Christ und steht auch nicht in der Gefahr, in diese Schublade gepackt zu werden.
Er hat gesagt: „Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument“ – damit meint er die Bibel – „mit genug Dynamit, um die gesamte Zivilisation in Stücke zu sprengen, die Welt auf den Kopf zu stellen und dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen. Aber ihr geht damit um, als ob es bloß ein Stück guter Literatur wäre, sonst nichts.“
Das sagt jemand, der etwas kapiert hat, von außen. Das sagt Gandhi hier von der Bibel. Das könnte er vielleicht auch über unser Leben sagen: Mensch, wir kennen Gott als Vater, wir wissen, was Vergebung und Erlösung ist, wir haben eine unvergleichbare Hoffnung – und wir streiten uns über Dinge, bei denen Nichtchristen nur danebenstehen, sich am Kopf fassen und fragen, wie man darüber überhaupt diskutieren kann.
Und darum geht es Paulus: Nicht zu Unrecht ärgert er sich darüber, über was Christen sich streiten können. Das sind sehr ernste Worte des Paulus. Er sagt: Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken. Das Reich Gottes ist nicht: Darf ich rote Hosen tragen oder nicht? Kann ich meine Haare färben oder nicht? Darf ich meine Beine rasieren oder nicht? Oder was weiß ich, was alles in christlichen Kreisen diskutiert wird.
Manche dieser Fragen können durchaus wichtig sein, das will ich nicht kleinreden. Ich möchte den Punkt aber hier mitnehmen: Das ist nicht das Zentrum des Evangeliums.
Wenn man deinen Arbeitskollegen interviewen würde: Was denkt er, was ist der Mittelpunkt dieses Christen, mit dem er zusammenarbeitet, der da in die Zuckerfabrik für „Evangelium für alle“ läuft? Was würde er sagen? Vielleicht: Schön, dass du mir das sagst, ich habe es gar nicht gewusst. Würde er anfangen, vom Evangelium zu reden? Würde er sagen, es ist ihm wichtig, dass er in einem tiefen inneren Verhältnis zu Gott steht? Oder würde er sagen: Weißt du, sein Glaube besteht im Grunde genommen darin, dass er versucht, mir ständig irgendwelche Sachen zu verbieten, und ich habe den Eindruck, diese Vermeidungsmentalität macht ihn selber nicht wirklich glücklich. So bringt er für mich das Christsein rüber.
Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken. Sei kein Lästerungsgrund für Nichtchristen, indem du Dinge betonst, die für Gott zweitrangig sind, und Dinge verschweigst, die für Gott sehr wichtig sind.
Damit kommen wir zur letzten Kniggeregel: Sei ein Mutmacher und kämpfe für die Einheit der Gemeinde. Paulus sagt hier: Strebe dem nach, was dem Frieden dient und der gegenseitigen Erbauung. Darauf kommt es an, das ist Gott wichtig.
Es gibt Dinge in der Gemeinde, die kann man unterschiedlich sehen. Halte dich nicht daran auf! Es wird auch bei deiner Arbeit so sein, dass du manche Dinge anders siehst als dein Chef. Deswegen hältst du dich nicht daran auf, sondern gehst weiter.
Wichtig ist, dass du deine Überzeugung lebst. Wenn du als Frau sagst: Ich bin überzeugt, ich sollte beim Beten ein Kopftuch tragen, dann tu es! Und sag nicht: Aber die neben mir hat keins, deswegen mache ich es nicht. Und wenn du als Frau sagst: Ich kann das nicht sehen, dann lass es und versuch nicht, dein Image aufzupolieren. Es geht darum, diese Überzeugung zu leben und vor dem Herrn zu stehen. Das betont Paulus hier.
Versuche nicht krampfhaft, den anderen von deiner Meinung zu überzeugen. Es ist viel effektiver, dafür zu beten – aber nicht dafür zu beten, dass der andere genau deine Meinung annimmt, sondern für die Einheit in der Gemeinde, auf der Grundlage von Liebe und Wahrheit. Das ist klar. Es geht nicht um Einheit um jeden Preis.
Die Kirchengeschichte zeigt: Wenn Satan die Einheit der Gemeinde angegriffen hat, dann hat er es meist mit einer Masche versucht, mit der er bis heute sehr erfolgreich ist. Er sagt nämlich: Du hast eine ganz wichtige biblische Erkenntnis, die müssen alle anderen übernehmen. Wenn sie das nicht tun, beweist das, dass sie es nicht so ernst meinen wie du. Dann musst du dir die Siebentausend suchen, die ihre Knie nicht vor dem Baal beugen, und dann musst du einfach gehen: „Sieh aus von ihr, bleibe nicht.“
Ich sage noch einmal: Es geht hier nicht um Fragen, die existenziell von der Bibel sind. Es geht manchmal um Dinge, da musst du kämpfen und sagen: Stopp, hier haben wir eine Linie überschritten. Das sehen wir auch in der Bibel.
Aber wenn wir uns Gemeindespaltungen anschauen, dann geschehen sie meist deshalb, weil andere nicht das denken, was ich denke, und das kann ich nicht aushalten. Dann zieht man es pseudobiblisch an, um eine Begründung zu haben. Im Grunde genommen ist es aber der Stolz auf meine Erkenntnis, der es unmöglich macht, die anderen stehen zu lassen.
Der Friede in einer Gemeinde auf Grundlage von Wahrheit und Liebe ist ein kostbares Gut. Strebe danach, kämpfe darum! Paulus geht hier sogar noch weiter. Er sagt: Strebe danach, was der Erbauung dient. Sei ein Mutmacher für andere. Überlege, wie du dem anderen Mut machen kannst auf seinem Weg mit Jesus – vielleicht indem du für ihn betest, ihn besuchst, ihm praktisch hilfst, in schwierigen Zeiten beistehst und an seiner Last mitträgst.
Das muss mich immer wieder beschäftigen: Wie kann ich dem Frieden und der gegenseitigen Erbauung nachstreben? Darauf sollte ich meine ganze Energie richten.
Oh, jetzt ist es wieder ausgestiegen – macht nichts, es geht jetzt nur noch um die Zusammenfassung.
Ihr habt es heute Morgen gemerkt: Es ging um Gemüse- und Fleischesser, die Stress miteinander hatten. Sie meinten, der andere müsse sich meiner Überzeugung anschließen. Und ich weiß nicht, wie es euch geht – mir hat Paulus jedenfalls geholfen zu verstehen: Nicht nur Gemüseesser gefallen Gott, auch Fleischesser kommen in den Himmel.
Und die Gemüseesser sollen aufhören, sich als Richter über die Fleischesser zu stellen, und die Fleischesser sollen aufhören, die Gemüseesser zu verachten. Paulus gibt den beiden Parteien hier Kniggeunterricht, um ihnen zu helfen, miteinander auszukommen.
Er macht klar: Es gibt Fragen, die kann ich nicht eindeutig entscheiden. Es sind Fragen des eigenen Gewissens, die ich vor Gott prüfen muss. Das Ergebnis kann verschieden sein. Wichtig ist aber, dass ich auf Jesus schaue und nicht auf den Teller des anderen.
Ich soll darauf achten, kein Stolperstein für Mitchristen zu sein und kein Lästerungsgrund für Nichtchristen. Vor allem soll ich auf der Hut sein, dass diese zweitrangigen Fragen niemals das Evangelium verdunkeln und mich so gefangen nehmen, dass ich vergesse, dem nachzujagen, was dem Frieden in der Gemeinde dient und der gegenseitigen Motivation im Glauben.
Amen.
Richtig dramatisch wird es jetzt beim nächsten Thema, beim nächsten Knigge. Paulus sagt hier: Sei kein Stolperstein für deine Mitchristen. Er betont es mit Nachdruck: Lass es sein, dich damit zu beschäftigen, den anderen zu richten und einzuschätzen, wie geistlich er ist, um herauszufinden, wie viel höher du in der Skala stehst. Denn wenn du den anderen beurteilst, mal ehrlich, passiert es ganz selten, dass du unter ihm stehst.
Normalerweise greifst du die Kriterien heraus, bei denen du richtig gut bist. Die, die nicht so gut sind, entscheidest du dann auch nicht wirklich für die Geistlichkeit als wichtig. Paulus ermahnt hier und sagt: Pass auf, dass du dem anderen keinen Anstoß und kein Ärgernis gibst.
Das ist ja ein evangelikaler Sprachgebrauch. Wenn ich das, was der andere meiner Meinung nach jetzt nicht machen oder lassen soll, nicht biblisch begründen kann, dann sage ich: Es ist mir ein Anstoß – mit ganz ernster Miene. Es ist mir ein Anstoß, dass du dich für Fußball begeistern kannst. Es ist mir ein Anstoß, dass du Romane liest. Es ist mir ein Anstoß, dass du mit Markenklamotten durch die Gegend läufst. All die Klamotten tun es auch.
Wenn wir solche Sätze formulieren, dann müssen wir verstehen, was es eigentlich bedeutet, ein Anstoß zu sein. Ich habe es hier schon auf der Folie übersetzt. Das ist die bessere Übersetzung: Ein Anstoß ist ein Stolperstein, und ein Ärgernis ist ein Skandalon. Paulus schreibt, es ist ein Skandal. Die Elberfelder Bibel nimmt in der Fußnote oder schreibt in die Fußnote: Es ist ein Anlass zur Sünde. Das ist also ein sehr guter Wortsinn.
Das heißt, ich werde für den anderen so ein Stolperstein, so ein Anstoß. Ich lege mich mit all meinen Dingen, die ich vor Augen habe, auf seinem Weg mit Jesus hin. Er ist in dieser Bahn, er läuft da einfach lang, und ich bin der Stolperstein. Dann fällt er hin und bleibt liegen. Das ist das Problem: Leute bleiben liegen und kommen nicht mehr auf.
Deswegen hat Paulus hier sehr großen Nachdruck in diesen Sätzen. Jemandem ein Stolperstein zu sein, ein Anstoß zu sein, bedeutet: Ich bringe ihn vom Glauben an Jesus weg. Wenn also jemand zu dir sagt: Das ist mir ein Anstoß, dann frag nach: Bringt dich das vom Glauben an Jesus weg? Und wenn es ihn wirklich vom Glauben an Jesus wegbringt, dann lass es auf jeden Fall sein.
Aber wenn der andere mit Anstoß nur meint, das passt mir nicht, was du tust, dann sollte er das bitte auch ehrlich formulieren. Dann sollte er sagen: Es passt mir nicht, was du tust. Sei kein Stolperstein für deine Mitchristen. Paulus sagt, und das fand ich hier einen dramatischen Vers: Es ist möglich, das Werk Gottes mit einem Steak und mit einem Glas Wein zu zerstören.
Ich kann als Mensch das Werk Gottes im anderen zerstören durch mein Verhalten. Da ist jemand von Spielsucht befreit, und ich habe nichts Besseres zu tun, als mit ihm in irgendeine Gastwirtschaft zu gehen und zu sagen: Komm, wir stellen uns mal locker vor diesen Spielautomaten. Ist doch nett, wenn diese verschiedenen Dinge da am einarmigen Banditen immer rauf und runter gehen.
Mir macht das nichts. Aber er ist wieder voll drin. Ich habe die Verantwortung, den anderen nicht vom Glauben wegzuführen, vor allem dann, wenn er die ersten wackeligen Schritte mit Jesus geht. Vielleicht hat er seine Accounts bei Twitter und Facebook gelöscht, weil es ihm ein Tor zur Sünde war. Und du hast nichts Besseres zu tun, als zu sagen: So eng war ich damals auch, als ich zu Jesus fand, aber heute, weißt du, habe ich die Freiheit, gar kein Problem. Für mich stimmt’s. Vielleicht.
Aber für den jungen Christen kann es zu einem Stolperstein werden, zu einem Anstoß. Wenn du in den Netzwerken bist, dann musst du nicht raus, weil ein junger Christ damit Probleme hat. Aber es ist auch falsch, mit ihm zusammen oder vor seinen Augen drin zu sein. Das ist keine Heuchelei, sondern genau das Gelebte, was Paulus hier sagt.
Dann nehme ich ernst, was er in Vers 15 sagt: Verdirbt nicht mit Facebook den, für den Christus starb! Das heißt nicht, dass ich da nicht sein darf. Aber ich sage es noch einmal: Ich kann den anderen verderben. Ich habe nachgeschaut, was das Wort bedeutet – es heißt zerstören! Du kannst den anderen zerstören! Du kannst den Glauben eines jungen Christen zerstören, für den, so sagt Paulus hier, Christus doch gestorben ist.
Oder Vers 21 habe ich hier noch mit draufgeschrieben: Es ist gut, nichts zu tun, woran dein Bruder sich stößt oder fällt. Das ist ein geistliches Prinzip, zu dem Paulus uns ermahnt.
Von diesem geistlichen Prinzip ausgehend, leite ich zum nächsten Kniggetipp über: Für Gemüse und Fleisch esse er, sei kein Lästerungsgrund für Nichtchristen.
Das Evangelium heißt: Jesus ist für meine Schuld gestorben und er ist auferstanden. Ich darf ihm vertrauen, dass er mir alle meine Schuld vergibt. Ich weiß, er wird mich ans Ziel bringen, er wird mich in den Himmel führen. Das ist das Evangelium. Das muss meine Kernbotschaft bleiben.
Die Menschen müssen sehen, dass Jesus mein Leben neu gemacht hat. Sie sollen euer Leben sehen und den Vater im Himmel preisen. Das habe ich, glaube ich, im vorletzten Gottesdienst hier zitiert, den Vers von Herrn Jesus. Sie sollen verstehen: Ich lebe aus einer Quelle, die sie nicht kennen.
Paulus sagt hier ein sehr interessantes Wort in Vers 16: Er sagt, du hast ein Gut. Bist du dir dessen bewusst? Du hältst mit dem Evangelium etwas unheimlich Kostbares in deiner Hand. Paulus beschreibt dieses kostbare Gut mit drei Schlagworten: Gerechtigkeit, Friede und Freude.
Jesus hat mir Gerechtigkeit geschenkt. Ich stehe vor Gott in einem weißen Kleid, ohne Sünde. Deswegen habe ich Frieden mit Gott. Gott ist nicht mehr mein Feind, er ist mein Vater. Ich darf den lebendigen Gott als Vater ansprechen.
Deshalb ist es so dramatisch, wenn Paulus im Galaterbrief zum Beispiel „Abba“, Vater, schreibt. Das war einem Juden unerlaubt, so etwas je auszusprechen. Das darf ich als Christ. Ich darf zu Gott „Vater“ sagen.
Kein Wunder, dass Paulus hier von der Freude redet. Sie soll Kennzeichen meines Lebens sein: die Freude im Heiligen Geist. Die Freude ist auch da, wenn alle anderen Umstände alles andere als freudig sind, auch wenn mein Alltag mich deprimieren will. Das Reich Gottes ist Freude.
Und dann kommt der Zusatz: im Heiligen Geist. Nicht immer Freude, weil die Umstände so freudig sind. Und darin darf ich Gott dienen. Gott gibt mir seinen Geist, gibt mir die Ausrüstung, dass ich ihm dienen darf. Er freut sich dann darüber, dass ich es tue.
Das heißt: Gott gibt mir ein Glaubensauto, und er freut sich darüber, dass ich auch damit fahre und dass ich auch zum Ziel komme – zu dem Ziel, das Gott sich für mein Leben gedacht hat.
Das Evangelium ist eine so gewaltige Botschaft. Manchmal sehen Menschen von außen das besser als wir Christen selbst. Ich möchte euch ein Zitat von Mahatma Gandhi bringen. Er war nun wirklich kein Christ und steht auch nicht in der Gefahr, in diese Schublade gepackt zu werden.
Gandhi sagte: „Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument“ – damit meint er die Bibel – „mit genug Dynamit, um die gesamte Zivilisation in Stücke zu sprengen, die Welt auf den Kopf zu stellen und dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen.“ Doch er geht damit so um, als ob es bloß ein Stück guter Literatur sei, sonst nichts.
Das sagt jemand, der etwas verstanden hat, von außen. Das sagt Gandhi hier über die Bibel. Vielleicht könnte er das auch über unser Leben sagen: Wir kennen Gott als Vater. Wir wissen, was Vergebung und Erlösung sind. Wir haben eine unvergleichliche Hoffnung. Und doch streiten wir uns über Dinge, bei denen Nichtchristen nur danebenstehen, sich am Kopf fassen und fragen, wie man über solche Dinge überhaupt diskutieren kann.
Darum geht es Paulus. Nicht zu Unrecht warnt er davor, über solche Dinge zu lästern, über die man sich als Christ dann streiten kann. Das sind sehr ernste Worte des Paulus. Er sagt: „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken.“ Das Reich Gottes ist nicht die Frage, ob ich rote Hosen tragen darf oder nicht, ob ich meine Haare färben darf oder nicht, ob ich meine Beine rasieren soll oder nicht – oder was auch immer in christlichen Kreisen diskutiert wird.
Manche dieser Fragen können durchaus wichtig sein, das will ich nicht kleinreden. Aber ich möchte den Punkt mitnehmen: Das ist nicht das Zentrum des Evangeliums. Das Evangelium ist etwas anderes.
Wenn man deinen Arbeitskollegen fragen würde: „Was denkst du, was der Mittelpunkt dieses Christen ist, mit dem du zusammenarbeitest, der da in die Zuckerfabrik nach ‚Evangelium für alle‘ läuft?“ – was würde dein Arbeitskollege sagen? Vielleicht würde er sagen: „Schön, dass du mir das sagst, ich habe es gar nicht gewusst.“ Würde er anfangen, vom Evangelium zu reden? Würde er sagen, dass es ihm wichtig ist, in einem tiefen inneren Verhältnis zu Gott zu stehen? Oder würde er sagen: „Weißt du, sein Glaube besteht im Grunde darin, dass er versucht, mir ständig irgendwelche Sachen zu verbieten. Ich habe den Eindruck, dass diese Vermeidungsmentalität ihn selbst nicht wirklich glücklich macht. So bringt er für mich das Christsein rüber.“
Paulus sagt: Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken. Sei kein Lästerungsgrund für Nichtchristen, indem du Dinge betonst, die für Gott zweitrangig sind, und Dinge verschweigst, die für Gott sehr wichtig sind.
Und damit kommen wir zur letzten Kniggeregel: Sei ein Mutmacher und kämpfe für die Einheit der Gemeinde.
Paulus sagt hier: „Strebe dem nach, was dem Frieden dient und der gegenseitigen Erbauung. Darauf kommt es an, das ist gottwichtig.“ Es gibt also Dinge in der Gemeinde, die man verschieden sehen kann. Halte dich nicht daran auf.
Es wird auch bei deiner Arbeit so sein, dass du manche Dinge anders siehst als dein Chef. Deshalb solltest du dich nicht daran aufhalten, sondern weitergehen. Wichtig ist, dass du deine Überzeugung lebst.
Wenn du als Frau sagst: Ich bin davon überzeugt, ich sollte beim Beten ein Kopftuch tragen, dann tu es! Und sag nicht: „Aber die neben mir hat es nicht, deswegen mache ich es nicht.“ Wenn du als Frau sagst: „Ich kann das nicht sehen“, dann lass es und versuche nicht, dein Image aufzupolieren. Es geht darum, diese Überzeugung zu leben und vor dem Herrn zu stehen.
Das ist, was Paulus hier betont. Versuche nicht krampfhaft, den anderen von deiner Meinung zu überzeugen. Es ist viel effektiver, dafür zu beten – aber nicht dafür zu beten: „Herr, hilf, dass der andere genau meine Meinung annimmt.“ Sondern für die Einheit in der Gemeinde zu beten, auf der Grundlage von Liebe und Wahrheit. Das ist klar.
Es geht nicht um Einheit um jeden Preis. Die Kirchengeschichte zeigt: Wenn Satan die Einheit der Gemeinde angegriffen hat, dann hat er es in der Regel mit einer Masche versucht, die bis heute sehr erfolgreich ist. Er sagt nämlich: Du hast eine ganz wichtige biblische Erkenntnis, und die müssen alle anderen übernehmen. Wenn sie das nicht tun, dann beweist das, dass sie es nicht so ernst meinen wie du. Dann musst du dir die Siebentausend suchen, die ihre Knie nicht vor dem Baal beugen, und dann musst du einfach gehen, dich von ihnen lossagen und nicht bleiben.
Ich sage noch einmal: Es geht hier nicht um Fragen, die existenziell von der Bibel sind. Manchmal musst du kämpfen und sagen: „Stopp, hier haben wir eine Linie überschritten.“ Das sehen wir auch in der Bibel. Aber wenn wir uns Gemeindespaltungen anschauen, dann geschehen sie in der Regel deshalb, weil andere nicht das denken, was ich denke – und das kann ich dann nicht aushalten.
Dann zieht man es pseudobiblisch an, um irgendeine Begründung zu haben. Im Grunde genommen ist es der Stolz auf meine Erkenntnis, der es unmöglich macht, die anderen stehen zu lassen.
Der Friede in einer Gemeinde auf Grundlage von Wahrheit und Liebe ist ein kostbares Gut. Strebe danach, kämpfe darum!
Paulus geht hier sogar noch weiter. Er sagt: „Strebe danach, was der Erbauung dient.“ Sei also ein Mutmacher für andere. Überlege dir, wie du dem anderen Mut machen kannst auf seinem Weg mit Jesus. Vielleicht indem du für ihn betest, ihn besuchst, ihm praktisch hilfst oder in schwierigen Zeiten beistehst. Trage mit an seiner Last.
Das muss mich immer wieder beschäftigen: Wie kann ich dem Frieden und dem, was zur gegenseitigen Erbauung dient, nachstreben? Darauf sollte ich meine ganze Energie richten.
Oh, jetzt ist es wieder ausgestiegen. Macht nichts, es geht jetzt nur noch um die Zusammenfassung.
Ihr habt es heute Morgen gemerkt: Es ging um Gemüse- und Fleischesser, die Stress miteinander hatten. Sie meinten, der andere müsse sich ihrer Überzeugung anschließen.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir hat Paulus jedenfalls geholfen zu verstehen, dass nicht nur Gemüseesser Gott gefallen, sondern auch Fleischesser in den Himmel kommen. Die Gemüseesser sollen aufhören, sich als Richter über die Fleischesser zu stellen, und die Fleischesser sollen aufhören, die Gemüseesser zu verachten.
Paulus gibt den beiden Parteien hier Kniggeunterricht, um ihnen zu helfen, miteinander auszukommen. Er macht klar: Es gibt Fragen, die kann ich nicht eindeutig entscheiden. Es sind Fragen des eigenen Gewissens, die ich vor Gott prüfen muss. Und das Ergebnis kann verschieden sein.
Wichtig ist aber, dass ich auf Jesus schaue, nicht auf den Teller des Anderen. Ich soll darauf achten, kein Stolperstein für Mitchristen zu sein und kein Lästerungsgrund für Nichtchristen.
Vor allem soll ich auf der Hut sein, dass diese zweitrangigen Fragen niemals, niemals das Evangelium verdunkeln und mich so gefangen nehmen, dass ich vergesse, demnach zu streben, was dem Frieden in der Gemeinde dient und der gegenseitigen Motivation im Glauben.
Amen.