Einführung und Bezug zu Matthäus 12
Es gibt hier noch einige Fragen. Eine davon stammt aus Matthäus 12, Vers 20. Sie hat auch etwas mit unserem Thema zu tun, deshalb möchte ich schon jetzt darauf eingehen.
Ich lese aus Matthäus 12, Vers 19-20: „Er wird nicht streiten, noch schreien, noch wird jemand auf den Straßen seine Stimme hören. Ein geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen, und einen glimmenden Docht wird er nicht löschen, bis er das Gericht mit Kraft hinausführe zum Sieg. Und in seinem Namen werden die von den Völkern hoffen.“
Es geht hier um den Herrn Jesus. Die Frage war, ob diese Stelle auch aussagt, dass der Herr Jesus, wenn er irgendwo einen Glauben findet, diesen Glauben nicht auslöschen wird. Ich kann das nicht so eindeutig sagen. Der Zusammenhang des Textes spricht von den Heilungen Jesu.
In Vers 15 ist davon die Rede, dass der Herr Jesus am Ende zahlreiche Mengen heilte. Dort steht: „Es folgten ihm zahlreiche Mengen, und er heilte sie alle.“ Dann heißt es weiter: „Und er gebot ihnen, dass sie ihn nicht bekannt machen sollten.“ Außerdem wird erklärt, dass damit erfüllt werde, was durch Jesaja, den Propheten, gesagt wurde, als er sagte: „Siehe, mein Knecht.“
Jesu Kommen als Erfüllung der Prophezeiung
Und dann kommt diese Stelle: „Ich werde meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Völkern Gericht künden, und er wird nicht streiten und nicht schreien.“ Gemeint ist, dass hier das Kommen Jesu Christi in Jesaja 42 verheißen wird. Diese alttestamentliche Stelle ist die Grundlage für die Aussage.
Wenn er kommt, dann kommt er in Niedrigkeit und erbarmt sich über die Geringen. Wo nur ein bisschen glimmendes Dornloch ist, dort wird er kommen und das blasende Feuer wieder entfachen. Wo ein geknicktes Rohr ist, wird er es nicht ganz abreißen. Nein, er wird versuchen, es wieder aufzurichten. Das heißt, er kommt als der Heiland, als der Retter.
Wo er irgendwo noch ein bisschen etwas findet, das bereit ist für Leben, dort wird er hineinkommen und stärken und kräftigen. Er wird nicht kommen, um alles auszureißen und kaputtzumachen. Nein, er kommt, um zu retten, um zu helfen.
Der Herr Jesus tat dies schon in seinem Heilungsdienst und dann natürlich vor allem in seinem Dienst auf Golgatha. Er kam für die Schwachen, aber er kommt nicht zum Gericht, nein, er kommt zum Helfen. Das Gerichtskommen ist erst später.
Das ist hier gemeint. Mehr kann man eigentlich nicht zum Text sagen. Grundsätzlich erbarmt sich der Herr über die Geringen, nimmt sie an, und sie dürfen sich von ihm stärken lassen, zum Leben kommen und zum Heil gelangen. So viel.
Fragen zum Dispensationalismus und Calvinismus
Dann gab es hier noch eine andere Frage, die jetzt nicht direkt unser Thema betrifft. Ich werde darauf eingehen, falls wir am Ende noch Zeit haben.
Jetzt aber sind hier noch ein paar Fragen, die ich beantworten möchte. Oder haben Sie jetzt auch mündliche Fragen?
Jemand hat gesagt, ich soll kurz etwas zum Dispensationalismus sagen. Das ist ein kompliziertes Wort. Vielleicht haben Sie das schon einmal gehört und fragen sich, was das ist und ob es dasselbe ist wie der Calvinismus.
Wenn Sie den Begriff Dispensationalismus schon kennen: Er hat mit der Lehre von den Haushaltungen zu tun. Er beinhaltet eine eigene Endzeitlehre. Diese Lehre stammt aus der Brüderbewegung von John Nelson Darby, etwa aus den Jahren 1830 bis 1840. Heute ist sie sehr weit verbreitet. Der Dispensationalismus hat eine ganz besondere Endzeitlehre mit einem genauen Heilsplan, der beschreibt, was alles in der Zukunft geschehen wird.
Ich kann nur so viel dazu sagen: Es wäre besser, wenn man die Bibel liest. Die Bibel ist klarer als der Dispensationalismus. Ich habe mich lange mit dem Dispensationalismus beschäftigt, denn ich komme ja aus der Brüderbewegung und kenne diese Lehre sehr gut.
Ich habe jetzt keine Zeit, ausführlich darüber zu reden, aber der Dispensationalismus ist nicht dasselbe wie der Calvinismus. Es gibt nur einen Punkt, in dem die meisten aus der Brüderbewegung wahrscheinlich mit den Calvinisten einer Meinung sind: Sie meinen, wenn jemand einmal zum Glauben gekommen ist, kann er nie mehr abfallen. Das glauben normalerweise die Dispensationalisten. Nur an diesem Punkt sind sie also auch calvinistisch, aber ansonsten nicht.
Mehr kann ich jetzt nicht dazu sagen, denn das würde zu weit führen. Ich glaube aber nicht, dass sie mit ihrer Endzeitlehre richtig liegen. Sie haben eine eigene Endzeitlehre, die sehr detailliert ausgeführt ist. Man kann sie im Bibelpanorama und in all den Büchern lesen, die sie dort veröffentlichen.
Ich glaube nicht, dass das die biblische Lehre ist, aber ich möchte nicht weiter darauf eingehen.
Der Hebräerbrief und die Frage nach den Mitläufern
Dann sind hier noch Fragen, die ein wenig übrig geblieben sind. Eine Frage war: Waren bei den Hebräern nicht viele nur Mitläufer? Das heißt, richtet sich der Hebräerbrief nicht an solche, die einfach nur Juden waren, aber nicht wirklich gläubig?
Der Hebräerbrief selbst gibt darauf die Antwort. Wenn man den ganzen Brief liest, findet man viele Stellen, in denen die Hebräer als Brüder angesprochen werden – als heilige Brüder, als Mitteilhaber des himmlischen Rufes. Sie werden sogar als solche beschrieben, die mit dem Apostel mitgelitten haben, als solche, die einmal erleuchtet waren. Als sie erleuchtet waren, haben sie den Apostel im Gefängnis besucht.
Das heißt, es geht hier um Christen. Der Apostel bittet sie zum Schluss sogar, für ihn zu beten. Wenn es Mitläufer wären, warum sollte man diese bitten zu beten? Mitläufer sind nicht gläubig, die braucht man nicht zu bitten, dass sie beten sollen.
Eine Stelle dazu ist Hebräer 10, Vers 19: "Da wir also, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eingang in das Allerheiligste durch das Blut Jesu, auf einem neuen und lebendigen Weg, den er uns eingeweiht hat durch den Vorhang, das heißt durch sein Fleisch, und einen großen Priester über das Haus Gottes haben, lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen!"
Weiter heißt es: "In voller Zuversicht des Glaubens die Herzen besprengt und so los vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser." Das sind Christen, die vom bösen Gewissen gereinigt sind. Es geht um Christen.
Weiter heißt es: "Lasst uns festhalten das Bekenntnis der Hoffnung." Es geht um Christen. Das Bekenntnis der Hoffnung ist ein nicht wankendes, denn der, der die Verheißung gegeben hat, ist treu. Und: "Lasst uns einander beachten, um anzuspornen zur Liebe und zu guten Werken." Es geht um Christen, die sich gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken.
In Vers 25 heißt es: "Dabei aber unser Zusammenkommen nicht aufgeben, so wie es bei etlichen Sitte ist, sondern einander ermahnen – und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht." Um wen geht es? Es geht um Christen.
Vers 26 erklärt weiter: "Denn wenn wir vorsätzlich sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Opfer für Sünden mehr übrig."
Wenn wir zurückgehen ins Judentum, wenn wir abfallen und mit der Faust gegen Gott sündigen, das heißt, wir wollen nicht mehr mit Gott, wir wollen nicht mehr mit Christus, wir wollen jetzt zurück zum Judentum, wenn wir abfallen – es geht um Christen –, wenn wir sündigen, dann bleibt kein Opfer für Sünden mehr übrig.
Das heißt, wenn ich das Opfer Jesu Christi verlasse, habe ich kein anderes mehr, sondern ein gar furchtbares Erwarten des Gerichtes und einen Eifer des Feuers, das im Begriff ist, die Widersacher zu fressen.
Weiter heißt es: "Setzt jemand das Gesetz Mose beiseite, stirbt er ohne Erbarmen auf zwei oder drei Zeugen hin." Wie viel schlimmere Strafe meint ihr, wird der wertgeachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten hat und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war, für unrein achtete und den Geist der Gnade schmählich misshandelte?
Denn wir wissen um den, der sagte: "Die Vergeltung ist meine Sache, und ich werde vergelten", spricht der Herr. Und wieder: "Der Herr wird sein Volk richten." Das Volk ist übrigens hier das Volk Israel.
Ich habe heute Morgen über diese Stelle gesprochen. Es sind die Christen aus Vers 23 und Vers 19, die alle zur selben Gruppe gehören. Es geht also nicht um eine andere Gruppe von Menschen. Sie waren geheiligt durch das Blut, also es geht um Gläubige.
Die Frage nach der Busse der Abgefallenen im Hebräerbrief
Und noch eine Frage: Was würde es bedeuten, dass die Abgefallenen, die Buße tun wollen, nicht mehr angenommen werden? Sagt nicht Hebräer 6, dass sie nicht mehr zur Buße erneuert werden können?
Nun, was sagt Hebräer 6? Hebräer 6,1: „Lassen wir darum das Anfangswort des Christus, und begeben wir uns hin zur Reife, legen wir somit nicht wieder einen Grund mit Buße über tote Werke und mit Glauben an Gott und mit der Lehre von Waschungen und von Händeauflegen, auch von der Auferstehung der Toten und vom ewigen Gericht. Und dieses werden wir tun, wenn Gott es nur erlaubt.“
Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet wurden, und die himmlische Gabe schmeckten und Teilhabende des Heiligen Geistes wurden, und das edle Wort Gottes sowie die Kräfte der bevorstehenden Weltzeit schmeckten, und abfielen, wieder zur Buße zu erneuern, als solche, die sich selbst den Sohn Gottes wieder ans Kreuz schlagen und ihn an den Pranger stellen.
Bis hierher: Der Text ist gar nicht so kompliziert. Er sagt, wir wollen doch jetzt weiterfahren, aber Gott lässt uns nur weiterfahren, wenn wir in der richtigen Situation sind. Er will mit der Lehre weiterkommen, er will ihnen noch tiefere Wahrheiten sagen, aber er sagt, wir können das nur, wenn Gott es erlaubt. Unter gewissen Umständen erlaubt Gott es nicht.
Was sind die Umstände, wenn Gott es nicht erlaubt? Vers 3 sagt: „Dieses werden wir tun, wenn Gott es erlaubt.“ Vers 4: „Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet wurden, versechs und abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern.“
Es ist unmöglich für diese Leute, die die Erleuchtung hatten, die die Gabe schmeckten, die den Heiligen Geist hatten, Teilhabende des Heiligen Geistes. Das heißt, sie hatten Teil am Geist, sie hatten den Geist bekommen. Sie waren Anteilhaber des Heiligen Geistes, die das Wort Gottes geschmeckt hatten, die die Kräfte der zukünftigen Welt geschmeckt haben und dann abgefallen sind.
Er spricht hier von einer Gruppe von Menschen, die all das schon erlebt haben, die den Heiligen Geist hatten. Was sind das für Leute, die den Heiligen Geist hatten? Das sind Christen. Und er sagt, wenn es jetzt solche Christen gibt, die dann abgefallen sind, dann hat Gott keine anderen Mittel mehr in der Hand, um sie zur Buße zu lenken.
Was heißt das? Das heißt, was sollte Gott dann noch mehr machen? Noch mehr Licht, damit sie noch mehr erleuchtet werden? Sie waren ja schon erleuchtet. Noch mehr Heiligen Geist? Sie hatten ja schon den Heiligen Geist, den wollten sie nicht mehr. Noch mehr Wort Gottes? Sie haben schon das Wort Gottes geschmeckt. Noch mehr Kräfte und Wunder? Sie haben die Wunder schon gesehen.
Noch mehr von all diesen Dingen? Gott hat schon in seinen Karten ausgespielt, er hat seine besten Sachen ausgespielt, die er hat: Gabe Gottes, also wahrscheinlich ist das hier Christus, die Gabe, den Heiligen Geist, das Wort Gottes, die Wunderkräfte, all diese Dinge, das Licht, die Erleuchtung – er hat alles ausgespielt.
Was soll er ihnen jetzt noch mehr geben? Es gibt kein Land, das trotz Regen keine Frucht bringt. Was soll Gott tun? Soll er noch mehr Regen draufschütten? Wenn trotz Regen schon keine Frucht kommt, dann wird noch mehr Regen nichts helfen.
Das heißt, Gott hat in Israel seine Gaben ausgegossen. Gott hat in Israel den Heiligen Geist gegeben, das Licht gegeben, das Wort Gottes verkündigen lassen, hat in Israel Wunder und Zeichen getan, und dann kamen diese Menschen zum Glauben. Und jetzt gehen sie wieder zurück ins Judentum.
Ja, was will denn Gott jetzt noch tun, um sie zu überzeugen? Er hat schon alles getan, um sie zu überzeugen. Er hat nichts mehr, womit er sie überzeugen kann. Das ist gemeint.
Gott kann sie nicht mehr zur Umkehr führen, weil sie schon alles durchgemacht haben. Sie haben das alles schon hinter sich. Jetzt sind sie trotz Wunder und Zeichen und trotz Heiligem Geist und trotz Licht zurückgegangen ins Judentum. Was will Gott mit ihnen machen?
Das ist der Gedanke. Jetzt kreuzigen sie den Herrn Jesus noch einmal, den, den sie als Sohn Gottes erkannt hatten. Jetzt sagen sie, der gehört ans Kreuz, das war ein Verbrecher.
Wenn jemand ins Judentum zurückkehrt, sagt er damit, Jesus war ein Verbrecher, und er ist zu Recht gestorben. Was will Gott jetzt tun? Das ist der Gedanke.
Es heißt nicht im Text – beachten Sie, was steht und was nicht steht – es steht nicht im Text, dass einer, der Buße tun möchte, nicht mehr Buße tun kann. Das sagt der Text nicht.
Es geht darum, dass Gott sie nicht zum Umdenken bringen kann. Er hat keine Mittel mehr in der Hand, sie zum Umdenken zu bringen.
Wenn jetzt aber einer da wäre, der erkennt: „Oh, was habe ich für eine Dummheit gemacht, ich hätte lieber nicht zum Judentum zurückgehen sollen, ich will doch wieder Christ werden“, darauf wartet Gott ja. Das ist ja sein größter Wunsch, dass sie wieder zurückkehren.
Sollte Gott jetzt sagen: „Nein, du darfst nicht mehr zurückkommen, es ist zu spät für dich“? Natürlich nicht. Was ist denn das für ein Gottesbild? Was wäre das für ein Gott? Läuft jemand davon und will wieder zurück und sagt: „Zurück darfst du nicht mehr“? So geht es nicht, das sagt auch der Text nicht.
Es geht hier um Menschen, die ins Judentum zurückgegangen sind oder zurück darauf, ja, die jetzt im theoretischen Fall zurückgegangen sind, und sagt: Wenn welche zurückgegangen sind, Gott kann nichts mehr machen.
Hier geht es um einen konkreten Fall, damals, das Israel von damals, knapp vor dem Gericht. Der Brief wurde knapp vor dem Gericht geschrieben, und er sagte, es wartet nur noch das Gericht, Vers 7:
„Denn ein Land, das den Regen, der sich oft darüber ergoss, getrunken hat und nützliches Pflanzengewächs hervorbringt für die, deretwegen es auch bearbeitet wird, wird des Segens von Gott teilhaftig. Aber wenn es Dornen und Disteln trägt, ist es verwerflich und dem Fluch nahe, dessen Ende zum Verbrennen führt.“
Es ist dem Fluch nahe. Was ist der Fluch? Siebzig nach Christus, das Gericht. Das Gericht war nahe, und das Ende war Feuer, Feuer und nur Feuer in ganz Israel.
Ein Land Israel, das sich dem Evangelium verschlossen hat, auf das wartet nur noch Gericht. Das heißt nicht, dass sich kein Israelit mehr hätte bekehren können oder kein Abgefallener mehr hätte zurückkommen können. Natürlich!
Aber Gott sagt nur: Ich habe keine Mittel mehr in der Hand, was sollte ich noch mehr tun, um sie zu überzeugen?
Wenn jetzt einer aus irgendeinem Grund erkennt: „Oh, ich habe eine Dummheit gemacht“, darf er natürlich zurückkehren.
Und dazu gehört noch die Stelle in Hebräer 12, Vers 17.
Die Geschichte Esaus als Warnung
Hebräer 12, Vers 17: Ich lese schon ab Vers 15: Hütet euch, dass nicht jemand von der Gnade Gottes abkomme und dass nicht irgendeine giftige Wurzel der Bitterkeit emporwachse und Schwierigkeiten bereite. Viele werden durch diese verunreinigt. Hütet euch auch, dass nicht irgendein Unzüchtiger oder ein Unheiliger wie Esau da sei, der für eine Mahlzeit seine Erstgeburt weggegeben hat.
Denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen empfangen wollte, abgelehnt wurde, weil er keinen Raum für eine Sinnesänderung fand, obwohl er ihn mit Tränen ernsthaft suchte.
Worum geht es also? Esau kommt zum Vater und sagt: „Papa, segne mich auch, segne mich auch.“ Jakob hat den Segen gestohlen, aber Esau hat den Segen ursprünglich verkauft. Die Geschichte ist bekannt, ich brauche sie nicht zu erklären.
Esau, der ältere Bruder, war ursprünglich der Besitzer des Erstgeburtsrechts. Jakob war clever und sagte: „Kauf mir dein Erstgeburtsrecht.“ Esau antwortete: „Was brauche ich das Erstgeburtsrecht?“ und verkaufte es für wenig Geld, für eine Suppe.
Als dann der Vater Esau segnen wollte, betrog Jakob den Vater, verkleidete sich und erhielt den Segen. Esau kam zu spät und sagte: „Papa, segne mich.“ Doch der Vater antwortete: „Es ist zu spät, ich habe den Falschen gesegnet.“ Esau schrie und tobte und bat: „Segne mich auch, segne mich auch.“ Er suchte die Sinnesänderung des Vaters mit Tränen, ernsthaft.
Doch es war zu spät, der Segen war vergeben. Esau fand keinen Raum für eine Sinnesänderung des Vaters. Das ist, was der Hebräer-Schreiber hier sagt.
Noch einmal Vers 17: „Denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen empfangen wollte, abgelehnt wurde, weil er keinen Raum für eine Sinnesänderung fand.“ Das heißt, er konnte den Sinn des Vaters nicht mehr ändern. Es gab keine Möglichkeit mehr für eine Sinnesänderung des Vaters.
Welchen Sinn hätte der Vater ändern sollen? Dass er Esau auch noch segnet? Esau bat: „Vater, komm, mach das, das kannst du doch nicht machen.“ Der Vater antwortete: „Es geht nicht, es ist Schluss. Was ich getan habe, habe ich getan. Ich habe den Falschen gesegnet. Pech gehabt.“ Das heißt, Esau kam zu spät.
Obwohl er den Raum der Sinnesänderung des Vaters mit Ernst suchte, gab es keine Änderung mehr. Es gibt ein „zu spät“. Man kann zu spät kommen. Das ist die Botschaft.
Wann ist es zu spät? Wenn unsere Zeit abgelaufen ist. Es gibt ein „zu spät“, bei dem man den Segen nicht mehr bekommt, wenn man ihn zuerst verwirft und dann zum Schluss doch noch auf die Idee kommt, ihn vielleicht doch noch bekommen zu wollen.
In der Ewigkeit gibt es einen Schnitt. Es gibt keine Möglichkeit mehr, den himmlischen Segen, den Segen der Erstgeborenen, zu erhalten. Das Volk der Erstgeborenen ist die Gemeinde, wie sie später im Hebräerbrief genannt wird.
Die Gemeinde der Erstgeborenen hat nichts damit zu tun, dass ein Gläubiger oder ein Mensch, der abgefallen ist, nicht mehr Buße tun kann. Nein, hier ist die Rede von einem Ungläubigen, der zu spät kommt, und da geht nichts mehr.
Was heißt „zu spät“? Dann, wenn die Zeit abgelaufen ist. Es gibt ein „zu spät“ und das hat nichts damit zu tun, dass ein Gläubiger nicht umkehren darf oder nicht umkehren kann.
Die Schrift sagt ganz deutlich, dass Gott ein Gott ist, der seine Hände ausgestreckt hat und wartet, bis die Menschen umkehren.
„Wollt ihr sterben, Volk Israel? Wollt ihr sterben?“ Er hat seine Hände ausgestreckt zu einem unbußfertigen Volk (Römer 10,21). Er hat seine Hände ausgestreckt zu einem Volk, das im Unglauben und Ungehorsam lebt.
Was heißt „ausgestreckte Hände“? Es ist eine Bitte: „Kommt doch noch, kommt doch noch zurück.“ Das hat nichts mit Vorherbestimmung zu tun, nichts von Vorherbestimmung.
Gott bittet, fleht sie an: „Kommt doch bitte zurück.“ Dann sagt mir einer, das sei nur eine moralische Verpflichtung gewesen, so zu tun, als ob er sie noch zurückhaben wollte, aber er wusste ja sowieso, dass sie nicht zurückkommen würden.
Denn er hätte sie ja bestimmt, dass sie nicht zurückkommen, sondern in die Hölle laufen. Welch ein Gott wäre das? Welch ein schrecklicher Gott lässt die Leute in die Hölle laufen und denkt dabei: „Ich habe sie ja vorher dazu bestimmt.“
Welch ein Gottesbild, Geschwister! Da ist ein Gott, der die Menschen liebt und sie retten möchte, aber er kann sie nicht zwingen. Das macht Gott nicht. Denn Liebe kann nur freiwillig entstehen.
Darüber haben wir gestern gesprochen.
Fragen zu Kopfbedeckung und Kleidung bei Christen
Gibt es noch Fragen? Ich habe hier noch zwei Fragen, die nicht direkt unser Thema betreffen. Ich werde sie ganz kurz ansprechen, denn ich möchte jetzt keine anderen Themen vertiefen. Aber sind zu diesem Thema noch Fragen?
Wie wichtig ist die Kopfbedeckung und die Kleidung der Frau bei uns Christen? Ich fasse mich kurz: sehr, sehr wichtig. Warum? Erstens ist das Äußere ein Zeugnis, und zweitens drückt das Äußere die innere Haltung aus. Übrigens gilt das nicht nur für die Frau, auch für den Mann ist die Kleidung wichtig.
Dass der Mann ohne bedecktes Haupt betet, ist ebenfalls von Bedeutung. Das ist wichtig, weil die Engel nicht in unser Herz hineinschauen können. Ich kann hier nicht den ganzen ersten Korintherbrief Kapitel elf erklären, aber dort steht, dass es wegen der Engel so ist. Die Engel können nicht ins Herz sehen, aber wenn wir beten, wenn wir vor Gott treten, dann zeigen wir, dass es eine Schöpfungsordnung gibt.
Diese Schöpfungsordnung besagt, dass Gott zuerst Adam geschaffen hat und danach Eva. Deshalb ist der Mann das Haupt der Frau, und das gilt nicht nur in der Ehe. Hier wird oft gesagt, es betrifft nicht nur die Ehe, sondern generell die Beziehung zwischen Mann und Frau. Es geht also nicht darum, dass jeder Mann über jede Frau herrscht, sondern es geht grundsätzlich um die Kategorien Mann und Frau.
Der Mann ist nicht aus der Frau genommen, sondern die Frau ist aus dem Mann genommen. Es geht um die Schöpfung, nicht um die Ehe. Aus dieser Schöpfungsordnung heraus hat der Mann die Haupt- und Führungsaufgabe, und die Frau ist in dieser Hinsicht nicht das Haupt. Sie kann durchaus das Haupt über die Kinder sein oder im Haus regieren, also in ihrem Bereich.
Sie kann auch Frauen und Kinder lehren und so weiter. Aber es gibt eine Schöpfungsordnung, die sich unter anderem darin äußert, dass die Frau sich beim Beten bedeckt, während der Mann seine Bedeckung abnimmt. Auch die Kleidung hat damit zu tun. Das hängt tatsächlich mit der Schöpfungsordnung zusammen, denn Mann und Frau kleiden sich unterschiedlich.
Die Unterscheidung von Mann und Frau zeigt sich auch an der Kleidung. Darüber hinaus gebietet die Keuschheit, dass wir uns verhüllen. Das steht in 1. Mose 3. Kleidung dient zur Verhüllung und gilt auch für Männer, nicht nur für Frauen. Wir verhüllen uns, denn auf das, was nicht verhüllt ist, richten wir unsere Aufmerksamkeit.
Deshalb trägt die Frau keinen großen Ausschnitt, weil sonst die Aufmerksamkeit auf die Hautpartien gelenkt wird, die sichtbar sind. Was normalerweise sichtbar ist, sind das Gesicht und die Hände, und dort soll man auch hinschauen. Das hat alles seinen Sinn. Es hat nichts mit Tradition zu tun. Manche meinen, das sei nur Tradition, aber nein, das hat einen tieferen Sinn.
Es geht einerseits wegen der Engel um die Bedeckung, und andererseits um die Kleidung, damit man erkennen kann, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Außerdem ist die Keuschheit wichtig, denn Ehe und Geschlechtlichkeit sind etwas Heiliges. Gott will, dass das heilig gehalten wird.
Wir entblößen uns nicht. Auch Männer entblößen sich nicht vor Frauen, auch nicht den Oberkörper. Das gehört sich nicht. Wir bedecken auch unseren Oberkörper, zumindest wenn Frauen anwesend sind. Das ist zumindest üblich und angemessen.
Die Söhne Gottes und die Riesen in 1. Mose 6
Und die andere Frage kann ich nur ganz kurz beantworten. Ich lese aus meiner Übersetzung 1. Mose 6,4: „In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch danach, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren. Das sind die Helden, die in der Vorzeit waren, die berühmten Männer.“
Nun stellt sich die Frage: Wer waren diese Gottessöhne und wer waren die Riesen?
Die Riesen sind leichter zu erklären. Es gab Riesen aufgrund dieser Ehen, und es gab Riesen schon vorher. Riesen waren also große Menschen. Nicht zehnmal so groß wie wir, sondern vielleicht einen Meter größer. Goliath war etwa einen Meter größer als die übrigen, aber er war nicht dreißig Meter größer. Riesen sind hier einfach große Menschen.
Im Hebräischen heißt das Wort Nephilim. Man weiß nicht genau, wie man es übersetzen soll. Nephilim könnte „Riesen“ bedeuten, könnte aber auch „gewalttätige Männer“ heißen, also irgendwie starke Männer. Man ist sich nicht ganz sicher.
Wer waren diese Menschen? Sie waren einfach große, starke und auch böse Leute. Sie haben ihre Kräfte ausgespielt und Böses getan. Woher kamen sie? Ich denke, das ist genetisch so veranlagt. Gott hat es so gemacht, dass einige größere Kinder bekamen als sonst.
Dann stellt sich die Frage: Was ist mit der Ehe zwischen den Söhnen Gottes und den Töchtern der Menschen? Manche meinen, dass es Ehen zwischen Dämonen und Menschentöchtern waren. Das kann es nicht sein. Denn Dämonen werden in der Bibel nie Söhne Gottes genannt, auch der Teufel nicht. Selbst in Hiob wird der Teufel nicht als Sohn Gottes bezeichnet.
In Hiob sind die Söhne Gottes tatsächlich Engel, aber gute Engel. Der Teufel war kein guter Engel. Die Söhne Gottes können niemals Dämonen sein, also waren es keine Dämonen.
Was waren sie dann? Das ist ein bisschen schwierig. Es kann sich nicht um Engel handeln, denn von Engeln war bisher überhaupt nicht die Rede in 1. Mose 1–5. Dort wird von Adam gesprochen, der im Bilde Gottes geschaffen wurde. In einem gewissen Sinn war Adam ein Sohn Gottes, weil er Gott ähnlich war. Wie war er ähnlich? Er war im Bilde Gottes geschaffen. In diesem Sinn kann Adam als Sohn Gottes bezeichnet werden.
Adam hatte zwei Kinder: Abel und Kain. Kain wurde weggeschickt, Abel blieb bei Adam. Abel wurde getötet, aber der Same, das Ersatzkind für Abel, blieb bei Adam und bekam weitere Kinder. Auch Kain bekam weitere Kinder. Die einen lebten weit weg, die anderen hier.
Die Linie über Adam wird uns in 1. Mose 5 gezeigt, von Adam bis zu Noah. In Kapitel 6 heißt es: „Als die Menschen sich begannen zu vermehren auf der Erde und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Söhne Gottes die Töchter der Menschen.“ Alle bekamen Töchter, sowohl die Nachkommen Kains als auch die Nachkommen Sets. Es waren viele Töchter.
Die Söhne Gottes waren die Männer aus der Linie über Adam, über Seth bis Noah. Das war die göttliche Linie im Gegensatz zur kainitischen Linie. Nun schauten sich die Männer aus dieser göttlichen Linie um und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. Einige von der einen Seite, einige von der anderen.
Hier heirateten sie irgendwelche Töchter, was sie nicht hätten tun dürfen. Sie hätten nur die heiraten dürfen, die von der eigenen Linie waren. Sie hätten nicht die Töchter Kains heiraten dürfen. Doch sie nahmen sich Töchter nach ihrem Belieben.
Deshalb vermehrte sich die Bosheit auf Erden. Die Bosheit der Söhne Kains wurde größer, weil sie sich einfach vermischten durch diese Ehen.
Meines Erachtens handelt es sich nicht um Ehen mit Dämonen. Ich glaube, dass die Bibel das absolut nicht belegt. Außerdem können Engel ja nicht heiraten. Wären es Engel gewesen, müssten sie einen Körper bekommen haben und ihr ganzes Leben lang auf der Erde bleiben.
Doch wie kann ein Engel sterben? Haben Sie schon einmal Engel sterben sehen? Ich nicht. Wenn Engel also mit Menschen gelebt hätten, wäre das fantastisch und märchenhaft. Wenn das so wäre, hätte die Bibel das gesagt. Hat sie aber nicht.
Wahrscheinlich geht es um die Linie von Seth und die Linie von Kain. Die Männer von Seth schauten sich um und nahmen Töchter von hier oder dort, heirateten wahllos irgendwelche Frauen und vermischten so die zwei Linien. Dadurch vermehrte sich die Bosheit.
So weit.
Abschluss und Dank
Ja, wir sind zum Ende gekommen. Gibt es noch Fragen? Wir haben in diesen Tagen ziemlich viel behandelt. Dabei sind wir auch müde geworden. Wenn jedoch noch wichtige Fragen offen sind, können Sie gerne noch die eine oder andere Frage stellen. Ob ich darauf eine Antwort geben kann, weiß ich nicht.
Von meiner Seite aus möchte ich mich für diese Tage bedanken. Ich weiß, es war sehr viel verlangt. Wir haben schwierige Themen behandelt und viele Bibelstellen angeschaut. Meine Bitte ist, dass Sie das alles prüfen. Ich bin kein Guru, der Ihnen sagt, was richtig ist. Ich bin selbst ein fehlbarer, sündiger Mensch.
Aber ich habe versucht, uns aufmerksam zu machen, in die Bibel hineinzuschauen und aus der Bibel heraus unsere Antworten zu suchen. Dabei sollten wir immer darauf achten, was der Text wirklich sagt. Was steht tatsächlich im Text geschrieben? Bitte bleiben Sie bei dem, was der Text sagt, und reden Sie nicht über Dinge, zu denen Gott geschwiegen hat. Wo Gott schweigt, sollten auch wir schweigen. Und wo Gott redet, sollten wir reden. Nicht mehr. So bleiben wir in guten Bahnen.
Soweit dazu. Ich hoffe, Sie haben verstanden, dass wir nicht einfach Menschen verurteilen wollen. Es ging mir hier um eine Lehre, konkret um bestimmte Punkte aus der Lehre des Calvinismus. Ich meine die Lehre über Erwählung und Vorherbestimmung, so wie Calvin sie verstand. Ich halte diese Lehre für falsch, und wir sollten uns davor hüten.
Der Herr möge Sie segnen. Ich denke, wir könnten mit einer kurzen Gebetsgemeinschaft schließen. Vielleicht stehen wir dazu auf.