Die Herausforderung des Dienstes für Jesus und die Kraft, die er schenkt
Wo gibt es denn solch eine grandiose Veranstaltung? Ich war schon das letzte Mal total sprachlos, so etwas in diesem riesigen Saal zu erleben. Und dann, woher ihr alle überall kommt! Und dass wir einfach das Wort Gottes miteinander lesen.
Heute Abend geht es um das wichtige Thema, das Martin Frasch ja schon gerade angesprochen hat: den Dienst für Jesus. Aber heute Abend ganz besonders darum, dass wir die Kraft von Jesus erleben.
Die Kraft von Jesus erleben – das ist so wichtig, denn viele Menschen im Dienst für Jesus sind müde, erschöpft, ausgebrannt, erdrückt. Man macht sie gerade fertig. Überall gibt es Anforderungen, und man kann einfach nicht mehr. Dazu kommen die vielen Lasten, die man in den Aufgaben zu tragen hat.
Wir lesen dazu aus dem 1. Korinther 4,1-5:
„Dafür halte uns jeder für Diener von Christus und als die Diener von Christus und die Haushalter über Gottes Geheimnisse, also das Bedienungspersonal Gottes über seine Geheimnisse. Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, von den Ökonomen, von den Verwaltern, als dass sie für treu befunden werden. Mir aber ist es gering, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht. Auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt. Der Herr aber ist es, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und die heimlichen Regungen der Herzen offenbar machen wird. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden.“
Es gibt eine Anfechtung, die besonders die Leute bekümmert, die tätig sind für den Herrn und mit ihrem Leben Gott dienen wollen. Sie sagen: „Jetzt diene ich schon so lange meinem Herrn und habe so viel für ihn getan. Was kriege ich denn dafür?“
Ganz am Ende vom Alten Testament, im Büchlein Maleachi, nimmt der Prophet die Stimme aus der Gemeinde auf. Dort sagt er, dass es eine ganze Reihe von Leuten gibt, die meinen, es sei umsonst, dem Herrn zu dienen. „Warum machen wir denn das Ganze überhaupt? Es ist umsonst, ein Frust, es kommt nichts dabei heraus.“
Dann sagt Maleachi: „Ach, wenn ihr merken würdet, dass alles sichtbar werden wird, wer dem Herrn dient und wer gottlos lebt! Wisst ihr nicht, dass ich euch des Himmels Fenster auftun könnte und Segen herabschütten in Fülle? Euch, die ihr meinen Namen fürchtet, soll die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und Heil unter ihren Flügeln. Ihr sollt aus- und eingehen und hüpfen wie die Mastkälber in ausgelassener Freude.“
Normalerweise sieht man bei den Dienern Jesu ganz wenig von dieser Freude. Ganz wenig sieht man, dass sie herumhüpfen wie Mastkälber oder dass sie die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen sehen.
Aber darüber wollen wir heute sprechen: Dass es der schönste Stand überhaupt ist, wenn man Jesus von ganzem Herzen dient. Dass wir die beschenktesten und glücklichsten Menschen werden im Dienst für unseren Herrn Jesus. Und dass wir das erst noch entdecken dürfen.
Lebensbilder und Zeugnisse von Dienern Jesu
Der Garve war ein Zinsendorfmann aus der Herrnhuter Brüdergemeinde. In seinem Leben hat er viele schwere Zeiten durchlebt. Er hätte so gern Lehrer werden wollen, doch im Lehrberuf wurde er gemobbt. Seine Vorgesetzten hörten auf die bösen Stimmen und versetzten ihn schließlich in eine Bibliothek.
Dieser Garve hat sehr unter seiner Lebensführung gelitten. Dennoch hat er uns ein herrliches Lied geschenkt, in dem er besingt, wie großartig es ist, Jesus zu dienen. Welch ein Herr, ihm zu dienen, welch ein Stand! Wenn wir seinen Dienst tun, belohnt er unsere schwachen Hände, unser armes Werk, mit reichem Segen.
Wissen Sie, wenn Jesus anfängt, uns zu segnen, sind wir oft blind dafür. Vielleicht haben viele von uns heute gar keine Ahnung davon, wie Jesus schon einen großen Segen in ihr Leben gelegt hat. Ich habe das schon in der Jungschar gelernt, als der Leiter sagte: Gott lässt sich nicht schenken. Das ist wirklich wahr. Es ist so herrlich, wenn man sagen kann, das, was einen nie reut, ist das, was man für den Herrn eingesetzt hat.
Ich muss ehrlich gestehen: Wenn bei uns ein harter Sonntag war in der Ludwig-Hofacker-Gemeinde, mit zwei großen, vollen Gottesdiensten und all den Vorbereitungen und den nachfolgenden Gesprächen, dann habe ich gesagt: So, jetzt ist mein Bedarf gedeckt. Meine Frau sagte dann: Jetzt gehen wir noch ins Altenheim. Ich dachte: Jetzt reicht es, ich kann nicht mehr, es ist wirklich so.
Doch wenn wir heimgekommen sind, sagte ich zu meiner Frau: Vielen Dank, wie wurden wir beschenkt! Von jedem Besuch. Wie oft ist es uns schon so gegangen bei Straßeneinsätzen! Ach, das ist so furchtbar, jetzt der Straßeneinsatz in der Fußgängerzone und dann die schwierigen Leute in der Königstraße. Ich sage immer, wir haben gebetet, dass es regnet, damit wir nicht rausgehen müssen. Aber dann sind wir doch rausgegangen, und der Himmel war offen. Was für Gespräche wir führen konnten!
Zuerst, das sage ich ganz ehrlich, hat man immer Vorbehalte: Muss das jetzt auch noch sein? Doch wenn man loszieht, wird man an jedem Krankenbett beschenkt.
Ich will das an einem Lebensbild zeigen, von einem Mann, den Sie wahrscheinlich gar nicht kennen. Es war ein großer alttestamentlicher Professor, Dozent für das Alte Testament in Leipzig. Er war 24 Jahre schwer krank. Sein Name war Friedrich Schmidt. Er hatte Typhus, Lungenentzündungen und damals auch noch Tuberkulose. Mit jungen Jahren war er ein Sieches Wrack.
Wie hat Gott diesen Mann gebraucht? Zuerst schickte man ihn nach Davos, damit er in der guten Luft Heilung von seiner Lungentuberkulose bekommen sollte. Doch wegen des Klimas zog er nach Cannes. Er war immer gefährdet, die kleinste Erkältung konnte ihm den Tod bringen.
36 Jahre lang war er Kurpastor in Cannes. Schon das Sprechen strengte ihn an, das Schreiben ebenso. Jede Bewegung erschöpfte ihn. Nach jedem Predigen war er völlig fertig, nach jedem Krankenbesuch konnte er kaum noch. Doch er war der Mann, der die Hotel- und Gaststättenmission gründete.
Ausgerechnet dieser todkranke Mann, der Kellner-Pastor Schmidt, sah, wie sich niemand um die Hotelangestellten kümmerte. Das war im vorletzten Jahrhundert. Diese Menschen waren den Launen des Publikums ausgeliefert und hatten keine geistliche Betreuung. Sie waren gehetzt und junge Leute auch den Versuchungen ausgesetzt, denen man als Mann kaum widerstehen konnte.
Er litt mit den Jungen und gründete überall diese Gaststättenkreise der christlichen Kellner. Er reiste durch ganz Europa, mit der Schlummerrolle und dem Inhalationsapparat, in der Kraft von Jesus, mit einer neu geschenkten Kraft. Er organisierte die Gaststättenmission und Gottesdienste für Kellner, die nachts um zwei stattfanden, wenn diese erst Feierabend hatten.
Sein einziges Ziel war: Durch eine Bekehrung zu Jesus, durch das Sammeln aller Lebenskräfte ganz auf Gott, können Menschen gerettet werden. Er warb überall und sagte: Tut doch was, macht doch was! Er gewann Evangelisten, Pastoren und Seelsorger dafür. Er sagte: Tun Sie es, es lohnt sich! Über seinem Bett hing der Spruch: Ich muss wirken, solange es Tag ist.
36 Jahre lang lebte er mit einem Siechenleid, immer am Rand des Todes. Das Geheimnis unserer Kraft – das haben wir nicht. Es ist ein Gnadengeschenk Gottes. Wie viel mehr sollten wir als die Gesunden und Kräftigen mit diesem Gnadengeschenk Gottes rechnen und damit umgehen?
Die Berufung als Diener Christi und die Freiheit im Dienst
Deshalb will ich jetzt den ersten Vers auslegen: „Haltet uns jedermann für Diener von Christus und Haushalter über seine Geheimnisse.“ Das ist schön. Wir sind als Christen Diener von Jesus.
Achten Sie bitte darauf: Wir sind keiner Organisation verpflichtet, auch keiner noch so christlichen Organisation. Auch keiner noch so frommen Kirche, wie wir sie haben – sei es Freikirche, Landeskirche oder eine andere Konfession. In unserem Leben muss es heißen: von Jesus gerufen, von Jesus in Dienst gestellt und ihm allein dienend, mit allem, was ich bin. So lebe ich nun, und Christus lebt in mir. Was ich im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes.
Viele meinen, nur wenn man einen Hauptberuf in irgendeiner christlichen Organisation hätte, sei das Dienst. Nein, nein, davon steht kein Wort in der Bibel. Mit all deinen Lebensaufgaben, ob du Polizist bist oder Friseur, ob du Ingenieur, Lehrer, Pfarrer oder Diakon bist – ganz gleich, wo du bist, an jedem Platz, an dem du in der Welt lebst, in deinen Familienverpflichtungen, in deinem Freundeskreis – du bist in allem ein Diener von Jesus. Und du kannst dich nie aus dieser Position beurlauben lassen. Überall, wo du bist, dienst du Jesus.
Das ist die größte Ehre unseres Lebens. Obwohl wir doch so schwierige, sündige, schmutzige und fehlbare Menschen sind – bis zur Todesstunde. Man kann sich ja manchmal grün und blau ärgern über seine eigene Dummheit, über seine Glaubenslosigkeit und Mutlosigkeit. Aber Jesus hat so bestimmt, dass wir seine Zeugen sein sollten und mit allem, was wir sind, ihm dienen.
Da lag wieder bei der Post die große Werbung: „Bei Ihnen auch 500 Euro gewinnen, ganz besondere Gelegenheit, ein tolles Auto gewinnen.“ Wir werden ja überall immer wieder an große Ziele erinnert, was man mit seinem Leben machen kann. Dabei ist das der größte Bluff: Die Wahrscheinlichkeit, dass man da etwas gewinnt, ist kleiner als null. Aber Menschen sind fasziniert von irgendeinem Glück, das vor ihnen vorüberzieht.
Ich muss immer wieder lachen, wenn man heute uns Senioren solche Lebensziele vorsetzt. Ich bin ja immer dankbar, dass man bei euch kein Interview macht. Das finde ich so albern und so doof. Immer wenn die Fragen geschrieben werden, kommt mir immer die dümmste Frage: „Wie fühlen Sie sich im Ruhestand?“ Es gibt ja von Christen keinen Ruhestand. Was soll es im Ruhestand geben? Von Christen gibt es keinen Ruhestand.
Ich bin immer im Dienst, und wo mich der Herr gebraucht – ob ich im Altenheim oder im Pflegeheim bin oder zu Hause – ich diene meinem Herrn mit den Gaben, die ich habe, und wie ihr mich braucht, mit allem, was ich bin.
Deshalb ist die Idee, dass wir irgendwo in der Südsee am Strand Muscheln sammeln, Softball spielen oder mit dem Motorboot herumfahren – was man sagt, das sei das Ziel, was man im Alter alles machen kann, Träume und Sehnsüchte, was mein Leben sein soll – es gibt nichts Erfüllenderes, als an dem Platz, wo Gott mich hingestellt hat, nicht den Menschen zu dienen, sondern meinem Herrn Jesus.
Das beginnt in der Ehe, mit den Kindern und Enkeln – wir haben schon Urenkel – und dass ich Jesus dienen darf, mit den Menschen, denen ich begegne, und wo mich der Herr noch braucht und ruft.
Die Gefahr der Eitelkeit und das Vorbild Jesu als Diener
Es gab damals in Korinth eine ganz besondere Not in der Gemeinde. Was in der ganzen Welt üblich war, wurde dort zur Mode: Man suchte seinen Ruhm.
Das ist unter Christen teilweise eine schlimme Sache – diese Ruhmsucht, das Streben nach Anerkennung und Ehre, die sogenannte Ehrenkäserei. Man fragt: Wer ist der Beste? Wer macht es noch besser? Wer ist der flotteste Prediger?
Interessanterweise hat der Herr Jesus oft gerade die Schwächsten der Schwachen benutzt, um seine wirksamsten Werkzeuge zu sein. Das sollten wir Württemberger niemals vergessen. Ausgerechnet Ludwig Hofacker, der körperlich sehr schwach war, kaum laut sprechen konnte und am Rande des Todes stand, wurde durch die Kraft Gottes ein solches Werkzeug, das viele Menschen erreichte.
Mein Großvater Sef Buch, der hier den CVJM gegründet hat, wurde im Alter von dreizehn Jahren im CVJM bei Elsässer in Stuttgart tief angeregt. Damals war Elsässer der erste Heilsarmee-Soldat in Stuttgart. Der Oberkirchenrat sorgte sogar dafür, dass mein Großvater auf der Königstraße verhaftet wurde, weil er Traktate verteilte. Man hatte Angst vor solchen Aktivitäten.
Kurz darauf kam William Booth selbst nach Stuttgart. Er war eigentlich nur ein Kaufmannslehrling gewesen, wurde aber von Jesus ergriffen. William Booth, dieser feurige Mann, war der Gründer der Heilsarmee. Mein Großvater traf mit dreizehn Jahren die Entscheidung für Jesus nach der Predigt „Das ist nur ein Schritt zwischen dir und dem Tod“.
Ich bin dankbar, dass William Booth damals nach Stuttgart ging und sich nicht von den Widerständen abschrecken ließ. Gott benutzte ihn. Für meinen Großvater war es wichtig, Jesus in seinem Kaufmannsberuf zu dienen. Von der Hansegemeinschaft über den CVJM bis in den Kirchengemeinderat hinein wollte er Jesus dienen und ein Zeuge für ihn sein – sein ganzes Leben lang.
Dabei fragt Gott gar nicht so sehr nach Gaben. Ich weiß, dass ich damit vielen auf die Füße trete, wenn ich das immer wieder betone. Ich habe eine etwas andere Meinung, als sie heute oft vertreten wird. Gabentests sind ja sehr beliebt.
Ich finde es gut, wenn Menschen ihre Gaben testen. Es ist schwierig, wenn jemand nicht singen kann und dann doch einen Chor leiten muss – das stimmt. Man muss seine Gaben kennen. Wenn jemand keine Zahlen mag, kann er auch nicht auf der Bank tätig sein. Das ist richtig.
Aber das Tolle im Reich Gottes ist, dass Gott immer mit den Schwachen angefangen hat. Zum Beispiel mit einem namenlosen Beduinen namens Abraham, der irgendwo umherwanderte und keinen festen Wohnsitz auf der Erde hatte. Trotzdem rief Gott ihn und sagte: „Ich will etwas aus dir machen.“
Das Wichtigste ist, dass Gott etwas aus uns machen will. Später berief er einen Mann, der eine Karriere hinter sich hatte wie kaum jemand anders: Mose. Er hatte alle damals in Ägypten möglichen Universitätsstudien mit Bravour abgeschlossen. Er war Adoptivsohn der Tochter Pharaos und beherrschte die Diplomatensprache perfekt.
Doch so konnte Gott ihn nicht gebrauchen, trotz all seiner Begabungen. Das wird in der Rede von Stephanus erwähnt (Apostelgeschichte 7). Dort steht, dass Mose zwar redegewandt war, aber Hebräisch schlecht konnte. Deshalb hielt Gott ihn nicht für geeignet, die Juden zu führen. Er konnte ägyptisch, aber das reichte nicht.
Gott berief ihn erst, als er für die Ägypter ein Gräuel geworden war – ein Viehhirte. Mose stand barfuß am Sinai und durfte sich nicht mehr in Ägypten zeigen, weil er als Mörder galt. Dann sprach Gott zu ihm: „Ich werde sein, der ich sein werde.“
Diese Erfahrung wird jeder von euch machen: Gott offenbart sich denen, die nichts sind, damit sie sein können. Ich würde sogar behaupten, das größte Hindernis heute ist, dass viele Menschen sich zu viel auf sich einbilden. Sie stehen Gott nur im Weg.
Sie sind nicht offen dafür, was Gott aus ihnen machen will. Sie sinken nicht auf die Knie und sagen: „Herr, ich brauche deine Zurüstung.“ Wir haben sicher zu viele gekonnte Prediger, die alles perfekt aus dem Effeff beherrschen.
Darum, mein Herr, gib mir jetzt das Wort, das heute nötig ist.
So ist es großartig, dass die Kraft, die wir als Diener für Christus brauchen, von ihm kommt. Diese Kraft schenkt er uns. Das ist das Wunderbare an diesem Thema.
Überlastung im Dienst und der Wert der Freude am Dienst
Ich erinnere mich noch, wie wir in der ersten Gemeinde im Schwarzwald angefangen haben. Gleich zu Beginn begegnete uns der Mesner und sagte: „Also wissen Sie, ich muss alles ganz allein machen. Alles liegt auf mir.“ Sie kennen ja das Klagen: „Ich bin der Einzige und ich muss alles machen.“
Schon damals merkten wir, dass dieses Gefühl der Überlastung die ganze Gemeinde durchzog. Alle klagten. Das Erste, was wir daraufhin sagten, war: „Jetzt dürfen alle weggehen, die überlastet sind.“ Zuerst lösten wir die Chöre auf. Alle sagten: „Wir sind bloß noch so wenige und müssen immer da sein.“ Doch wir sagten, jeder darf heimgehen, niemand muss mehr. Es soll nur noch der kommen, dem es Freude macht.
Plötzlich wurde es schön, wenn man etwas aus Lust und Freude tut und nicht mehr aus Zwang. Immer wieder hört man: „Ich muss dabei sein und die Stange halten, damit es nicht aufhört.“ Aber so hat der Dienst keinen Sinn. Der Dienst für unseren Herrn muss Freude machen.
Wir helfen einander auch, indem wir die letzten müden Sänger nicht zwingen, weiterzumachen. Wenn jemand sagt: „Du darfst jetzt nicht aufhören“, dann sagen wir: „Doch, du darfst gehen.“ Das ist schön. Es gehört auch noch in die Reihe der Unbegabten, die Gott berufen hat, wie Gideon.
Gideon versteckte sich ganz verborgen auf der Tenne, damit die Midianiter ihm nicht die kleine Ernte stehlen. Dann sprach der Herr durch den Engel zu ihm: „Der Herr ist mit dir.“ Da antwortete Gideon: „Wo ist denn der Herr? Ich sehe doch gar nichts. Wir sind ja bedroht von unseren Feinden.“
Gott sagte ihm: „Du, Gott beruft dich.“ Und Gideon entgegnete: „Mir? Ich bin doch aus einem ganz kleinen Stamm, aus einer unbedeutenden Familie.“ Gott erwiderte: „In deiner Kraft hast du gar keine Kraft. In deiner Ohnmacht hat dich Gott berufen.“
Gott will alles bei dir ausfüllen. Er will dir die Gaben geben. Das Wunderbare ist, dass Gott die Unbegabten begabt. Das haben alle vor dir schon so erlebt. Das Schlimmste ist nur bei den Könnern, bei denen alles über die Lippen kommt, aber nichts dahintersteckt. Das wissen die Salbatern.
Das muss der Herr schenken, das muss man erbitten. Oft haben Leute zu mir gesagt: „Was soll ich denn sagen beim Krankenbesuch?“ Das weiß ich auch nicht. Mir geht es oft noch so, dass ich bis zum Krankenbesuch viele schöne Worte habe, aber dann bete ich: „Herr, das, was ich jetzt sage, muss von dir kommen.“ Und der Herr gibt dann ein Wort von ihm.
So haben sie beim Trauerbesuch das richtige Wort. „Herr, ich will dir jetzt dienen, gib mir das Wort, segne du!“ Man braucht nicht einmal einen sichtbaren Erfolg. Denn sonst würde man am Ende stolz werden und meinen, man sei ein großer Verkündiger.
Ganz genug ist es, dass der Herr es selbst weiß. Wir sind Diener von Christus, Diener von Christus, seine Diener, ihm gehörend. Diener sind Leute, die gerne arbeiten! Übrigens: Arbeit ist das Allerschönste.
Für mich war es die schwerste Stunde in meinem Leben, als man mir erklärte: „Jetzt brauchen wir dich nicht mehr, bis 62.“ Gott sei Dank hatte Gott noch Aufgaben für mich bereitgehalten. Aber es war eine schwere Stunde.
Vorher muss man jede Minute abknapsen, um überall Dienst tun zu können, und dann heißt es plötzlich: „Wir brauchen dich nicht mehr.“ Wissen manche Rentner, wie das ist? „Wir brauchen dich nicht mehr.“
Gott braucht dich immer. Du bist nie unnütz in einer Organisation, aber sie sagen: „Wir brauchen dich nicht mehr.“ Er braucht dich, er will dich gebrauchen, will dich zum Dienst nehmen. Du bist ein Diener von Christus.
Christus gibt dir deinen Wert. Dass du tüchtig bist, das ist von Gott. Du bist ein Diener von Christus – das ist der Adel deines Lebens.
Die Gefahr des selbstsüchtigen Ichs und die Demut im Dienst
Jetzt muss ich noch einmal sagen, was die schlimmste Bremse in unserem Dienst für Jesus ist. Die schlimmste Bremse und die größte Gefährdung unseres Dienstes – was ist das überhaupt?
Die schlimmste Bremse ist mein selbstsüchtiges Ich, mein eitles Ich, mein ehrgeiziges Ich. Dieses Ich, das gestreichelt und gepinselt sein will, das die Ehre von den Menschen sucht. Ich will doch nicht den Dreck für die anderen wegputzen.
Aber ich finde es immer wieder so schön in den Gemeinden, wenn man viel unterwegs ist und dort etwas erlebt. Dann sage ich mir: Die besten Leute stehen immer in der Küche. Das sind die, die lautlos hinten arbeiten, die nicht viele Worte machen, sondern dem Herrn Jesus dort dienen. Dann sage ich immer: Wissen Sie, wo der Herr Jesus gewesen wäre? Er wäre auch in der Küche gestanden. Dort, wo man gar nicht viele Worte macht, sondern in der Demut dient.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir auch von diesen Gefühlen freikommen, die sich manchmal bei uns regen. Kriege ich auch die richtige Ehre, die richtige Anerkennung und die richtige Würde? Das ist doch gar nicht wichtig. Vielmehr ist wichtig, dass alles groß ist, dass der Herr Jesus am Kreuz für mich gestorben ist.
Das ist der Angelpunkt, der Dreh- und Angelpunkt. Er hat sein Leben für mich gegeben. Ohne dass man das begriffen hat, kann man gar kein Diener für Jesus sein.
In der ganzen Welt ist es so: Das Herrschenwollen, das Befehlen, die Machtpositionen und das Regieren haben in allen christlichen Organisationen einen riesigen Raum eingenommen. Dort sind lauter Leute, die nach menschlicher Art herrschen wollen.
Der Jesus hatte das schon in seinem Jüngerkreis, wo sie herrschen wollten. Aber der Herr Jesus gebraucht uns als Diener. Er selbst war das Modell davon, der Diener. Er entäußerte sich und nahm Knechtsgestalt an. Er band sich die Schürze um, weil das in der Welt nichts gilt, aber bei Jesus ist es groß.
Jetzt ist interessant, dass Leute, die in dieser Spur von Jesus gegangen sind, ungeheuer viel in der Welt gewirkt haben. Sie hatten selbst in ihrem Leben schon Menschen, die so gedient haben.
Zeugnis von Dienern in der Welt und die Kraft der Liebe
Wir sind in diesen Tagen sehr erschüttert über das, was gerade in Ägypten geschieht. Es herrscht große Not. Maggie Gopran, eine gute Freundin unseres Werkes, ist uns sehr verbunden. Sie kümmert sich um Kinderarbeit und besonders um die Kinder, die im Schlamm und Müll leben. Diese Kinder hat sie in Ägypten aufgenommen und leistet dort wunderbare Arbeit.
Maggie stammt aus einer reichen Familie, die im Luxus und Überfluss lebte. Kürzlich ist eine Tante von ihr gestorben, die viel für die Armen getan hat. Nach ihrem Tod sagte Maggie: „Sie fuhren einen Mercedes, hatten viel Geld und trugen ihren Goldschmuck. Wer übernimmt jetzt die Arbeit für die Elenden?“
Daraufhin fühlte sie sich von Jesus gerufen. Sie legte ihren Goldschmuck ab und fuhr nur noch eine alte Rostlaube. Ihre Familie gab ihr die Freiheit, diesen Weg zu gehen. Sie hat ein großes Liebeswerk aufgebaut. Anfangs konnte sie die Kinder wegen der Krätze und des Gestanks kaum anfassen. Es war furchtbar, wie sie rochen. Doch dann durfte sie sie in die Arme nehmen und ihnen die Liebe von Jesus zeigen.
Was Maggie heute in Kairo bewirkt, ist von großer Bedeutung. Solch eine Frau mit einem Liebeswerk im Namen Jesu – das ist zunächst unscheinbar. Es ist schlichte Diensterliebe. Maggie selbst sagt, sie habe es bei ihrer Tante gelernt. Sie hat erkannt, dass das wirklich Große in der Welt nicht das ist, was in den Zeitungen steht oder was die großen Leute über Rekorde und Erfolg sagen. Es ist der kleine Dienst der Liebe, den wir tun.
Ich habe großen Respekt vor all denen, die in aller Stille ihre Angehörigen pflegen, die auf vieles verzichten und jahrelang keinen Urlaub genommen haben. Das ist ein Jesusdienst, ohne zu fragen: „Was bekomme ich dafür?“ Das ist ein großer Segen.
Wie kann man es schaffen, sein selbstsüchtiges Ich und den Egoismus zu überwinden? Das gelingt nur, wenn man weiß, dass Jesus sein Leben für uns gegeben hat. Das haben wir so gelernt im Glaubensbekenntnis und in der Erklärung Martin Luthers: Jesus hat mich, den verlorenen und verdammten Menschen, erlöst, erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels, damit ich sein Eigen sei.
Ich möchte Jesus gehören und mit jedem Tag meines Lebens diesen Jesusdienst weiterführen, wo immer er mich braucht. Ich will nichts Großes mehr, keinen großen Namen. Ich möchte nur in der Spur Jesu gebraucht werden.
Zeugnis aus Nairobi und die Bedeutung des bleibenden Werks
Ich kannte in Nairobi einen Mann, der aus einer wohlhabenden Familie stammte. Als Schüler war er in sehr kriminelle Dinge verwickelt gewesen. Fast zufällig hörte er durch einen Evangelisten, dass es im Glauben an Jesus Vergebung und Befreiung vom Einfluss des Teufels gibt.
Daraufhin griff er zu und machte sein Leben mit Jesus fest. Das Erstaunliche war: In dem Moment, als sein Leben neu wurde, sah er plötzlich die vielen heimatlosen Kinder in den Slums von Nairobi.
Er begann daraufhin, ein Kinderdorf zu gründen. Er besorgte ihnen Betten und kümmerte sich um sie. Jesus segnete dieses Werk, und daraus entstand eine bedeutende Einrichtung.
Doch das Wichtige ist nicht, dass daraus ein Werk wurde, sondern dass es Bestand hat und bleibt. Die großen Dinge, die Jesus wirkt, erkennt man oft nicht sofort. Sie werden zu Lebzeiten häufig nicht gewürdigt, aber in Ewigkeit werden sie anerkannt.
Was mich bei den Missionaren aller Zeiten immer sehr beeindruckt hat, ist, dass sie kaum von dem Erfolg sprachen, den sie sehen wollten. Sie wussten vielmehr: Wir sind von Jesus gebraucht in dem Dienst, in dem wir stehen. Wir dienen ihm mit unserem ganzen Leben und wollen von ihm gebraucht werden.
Warum tun wir das? Wir sind Christi Diener aus Dankbarkeit für sein Blut, das er für uns vergossen hat, und weil er mich liebt. Auf keine andere Weise kann ich ihm diese Dankbarkeit ausdrücken.
Die wahre Berufung und der Dienst aus Dankbarkeit
Heute gibt es ja den Lobpreis, aber der Lobpreis findet oft nur mit dem Mund statt. Die richtige Antwort ist jedoch, dass ich mein Leben hingegeben und gesagt habe: Jesus, jetzt kannst du über mein Leben verfügen.
Es ist schön, wenn man älter ist, dann kann man immer wieder zurückblicken und sagen: Ich habe mein Leben ganz anders vorgestellt. Ich wäre gern Missionar geworden, doch alle Türen waren verschlossen, es war sehr schwierig. Man hat ja manchmal unrealistische Träume, aber Gott denkt anders.
Als ich 22 Jahre alt war und das Studium abgeschlossen hatte, gab es kaum noch Missionen, die Leute ausgesandt haben. Alle Türen waren verschlossen. Ich wäre gern Evangelist geworden, aber der Oberkirchenarzt sagte, dass ich nicht frei im Land herumreisen dürfe, das sei viel zu gefährlich.
Schließlich kam ich nach Schwarzwaldorf und erkannte: Wo Jesus dich hinsendet, da benutzt er dich. Das ist so herrlich. Die Platzanweisung von Jesus – manche meinen, man müsse dafür eine besondere Berufung haben. Doch ich brauche nur die Berufung von Jesus durch seinen Opfertod.
Herr Jesus, dir lebe ich, dir leide ich, dir sterbe ich. So bin ich tot und lebendig zugleich. Mach mich, oh Jesus, ewig selbst. Das ist meine Berufung.
Aber die Platzanweisung, also wo er mich jetzt einsetzen will, da bin ich bereit. Wo er mich braucht, Herr Jesus, du kannst über mich verfügen. Ich bin bereit, mich von dir senden zu lassen, in deinem Dienst.
Das ist so wichtig: Ich lebe für dich, und das ist der schönste Lebensinhalt, den ich haben darf – mich ganz für dich zu verströmen.
Das Beispiel David Livingstone und die Perspektive Gottes
Es gibt Menschen, die für Jesus bereits Großes geleistet haben. Für mich ist der berühmte Afrikaforscher David Livingstone immer ein beeindruckendes Lebensbild. Besonders interessant ist, dass er ursprünglich immer Missionar in China werden wollte.
Doch als er bereit zur Aussendung war, war China verschlossen, und es war überhaupt nicht möglich, dorthin zu gehen. Gott hat ihm dann gesagt, dass er nach Afrika gehen solle. Einen besseren Platz für ihn hätte es kaum geben können.
Ich glaube, Gott hat immer eine viel bessere Perspektive darauf, wo er uns braucht. Am Ende seines Lebens sagte Livingstone vor den Studenten von Cambridge: „Denkt nie, ich hätte ein Opfer gebracht.“
Dieser Mann, der 50 oder 60 Mal schwer an Malaria erkrankt war, der seine ganze Ehe aufs Spiel gesetzt hatte und unzählige Risiken einging, sagte: „Ich habe nie ein Opfer für Gott gebracht. Ich wurde überreich beschenkt.“
Er konnte sich ein Leben ohne diesen Dienst gar nicht vorstellen. Er forderte dazu auf, mit dem Gedanken aufzuräumen, dass der Dienst für Gott ein Opfer sei. Gott schenkt immer viel mehr, als wir ihm geben können.
Das ist so wichtig: Wir sind Diener für Christus und dienen ihm aus Dankbarkeit für alles, was wir von ihm erhalten haben.
Die Bedeutung des Dienens in der Gemeinschaft und Geschichte
Hier in der Nähe befindet sich die Brücke von Könggen. Sie kennen die historische Bedeutung, die diese Brücke durch Wilhelm Hauf erhalten hat.
Im Aufstand des armen Konrad gab es den Pfeifer Hans von Hart, auch Pfeifer von Hart genannt. Er gehörte zu den Aufrührern, von denen zwölf in Schorndorf gehängt werden sollten. Der Herzog erlaubte sich einen makabren Spaß und sagte: „Ihr dürft würfeln, und wer drei Sechser hat, wird nicht gehängt.“
Als der Pfeifer von Hart an der Reihe war, sagte er: „Ich mache da nicht mit, mit so einem makabren Spinner. Herzog, ich würfle für dich.“ Er würfelte und hatte tatsächlich drei Sechser. So konnte Wilhelm Hauf diese Geschichte im Liechtenstein erzählen.
Der Pfeifer von Hart wich fortan nicht mehr von der Seite des Herzogs. Er war kein Aufrührer mehr, sondern einer der Treuesten. Als dem Herzog das Leben an der Brücke von Köngnisch-Ehr in Gefahr war, sprang der Pfeifer mit dem Gaul von der Brücke hinunter und rettete so das Leben des Herzogs.
Dieses Ereignis ist ein Bild für uns Christen. Es zeigt, was es bedeutet, Jesus zu dienen. Aus Dankbarkeit, solange er mir Leben gibt, möchte ich mich von ihm gebrauchen lassen. Ich möchte ein Diener Christi sein, aus großer Dankbarkeit für das, was er mir geschenkt hat. Die große Kraft seiner Liebe soll mich erfüllen.
Dafür hält uns jedermann für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse (1. Korinther 4,1).
Die Verwaltung der Geheimnisse Gottes und die Gnade als Grundlage
Jetzt müssen wir noch weitermachen. Was sind denn eigentlich diese Haushalter über die Geheimnisse? Das sind die Ökonomen, die Verwalter, die die Geheimnisse Gottes verwalten.
Was ist denn die Ökonomie Gottes? Die Wirtschaft Gottes ist – Gott sei Lob und Dank – ein bisschen anders als unsere Weltwirtschaft. Auch unsere Wirtschaft funktioniert anders als die Bankenwirtschaften.
Was ist also die Wirtschaft Gottes? In der Wirtschaft Gottes läuft alles nie über Leistung, nie über Können oder Vermögen, sondern alles geschieht durch Gnade und Barmherzigkeit. Sonst wären wir alle verlorene Leute. In der Ökonomie Gottes, in der Verwaltung Gottes, ist alles nur Gnade.
Darum ist es jetzt so wichtig, dass wir merken: Jesus hat uns gerufen, weil er die Hoffnung hat, dass wir seiner Gnade Raum geben. Nicht, dass wir uns auf unser Können etwas einbilden. Wisst ihr, woran das Reich Gottes heute am meisten leidet? Am Können der Menschen.
Die Menschen errichten überall Mauern, bauen ihre Imperien auf – ihre frommen Imperien. Lassen sie überhaupt noch Raum, wo Gott wirken kann? Ich habe in unseren Tagen manchmal den Eindruck, dass Gott sein Reich baut – nicht wir Menschen. Wir herrschen, wir planen, wir haben Methoden.
Öffnet euch ein bisschen, wenn da einer von euch sagt: Herr, ich will mich von dir gebrauchen lassen, wo und wie auch immer. Das freut den Himmel. Der Herr will durch seine Gnade in deinem Leben ganz viel durch dich hindurch tun. Du bist ein Haushalter, ein Verwalter über die Geheimnisse Gottes.
Was sind denn diese Geheimnisse? Dass du Menschen in den Dienst rufen darfst. Du darfst ein Evangelist sein mit deinen Gaben, so wie du bist, mit deinem Mund. Du darfst morgen Leute zu Jesus führen, weil es durch Gnade geht und nicht durch Können, sondern durch Treue. Leute, die mit Jesus rechnen und auf ihn warten.
Du darfst das probieren, du darfst Leute aufrichten, Seelsorge tun. Ich will jetzt niemandem zu nahe treten, aber wenn man bei Wikipedia im Internet mal nachschaut, was Coaching ist, ist das interessant. Dort steht ein Beitrag eines amerikanischen Psychologen, der sagt: Eigentlich kann jeder coachen, aber die meisten wollen es nicht hören, weil sie viel Geld bezahlt haben.
Eigentlich ist das, was jeder mit gesundem Menschenverstand kann, Coaching, nämlich dem anderen einen guten Rat geben. Da muss man gar nichts dazulernen. Jetzt würde ich dazu sagen: Noch viel mehr fehlt heute der geistliche Rat.
Ich halte nicht viel von Coaching, für das man viel zahlen muss – das ist ja schrecklich. Vielmehr sollte man wieder zuhören. Nur verzweifelte, seelisch zusammengebrochene Menschen brauchen Hilfe. Sie dürfen Menschen aus der Depression herausführen, da bin ich überzeugt. Sie dürfen seelische Heilung bringen, weil Jesus heilen will – durch sie, durch ihr Zuhören.
Es gibt ja kaum noch Hausbesuche in der Gemeinde. Macht es doch! Hört bei der Nachbarin zu, wenn sie eine Ehekrise hat, betet mit ihr. Ihr werdet erstaunt sein, dass auf einmal eine Ehe neu wird, weil Jesus durch euch wirken will. Weil ihr Verwalter der göttlichen Geheimnisse seid.
Denn Jesus macht das so. Er hat es früher auch nie anders getan als durch seinen schlichten Dienst, durch seinen ganz einfachen Dienst. Die große Mission, aus der die großen Kirchen der Welt entstanden sind – auch bis nach China und Indien – wurde immer von ganz kleinen Leuten mit wenig Geld getragen.
Gott hat nie viel Geld gebraucht, sondern die Gaben gesegnet – die kleinen Gaben. Es ist ein Geheimnis, dass man gar nicht viel Trara drum machen muss. Ich darf mithelfen an seinem Werk, an seinem Herrn Jesus. Segne auch du die Witwe, die nur ein paar Schärflein hat, und lass etwas daraus werden.
Aber benutze auch meinen Mund, mein Zeugnis, meinen kleinen Dienst, den ich dir geben kann mit meinen kleinen Möglichkeiten. Ich will ein Verwalter im Haushalt Gottes sein, in der Ökonomie Gottes, in der Verwaltungswirtschaft Gottes.
Die Bedeutung der Lammesart Jesu und die Kraft in menschlicher Schwachheit
So, jetzt machen wir mal eine Pause. Sie haben jetzt so viel gehört, dass ich mich wundere, wie Sie das alles aufnehmen konnten. Sie müssen ja fast Hornhaut in den Ohren haben, wenn Sie so viel hören und trotzdem aufmerksam bleiben. Aber jetzt machen wir wirklich eine Pause – zehn Minuten.
Schön, dass Martin Frasch dieses Lied ausgesucht hat. In unserem Gesangbuch ist erfreulicherweise das Lied aufgenommen worden. Allerdings hat die Gesangbuchkommission den Text von Helga Winkel einfach verändert, ohne sie zu informieren. Sie haben den zweiten Vers umgedichtet. Dort heißt es jetzt nicht mehr „Präg tief in mich, Herr, deine Lammesart“, sondern „Präg deines Leiden Sinn“. Das ist zwar auch schön, aber es ist nicht der ursprüngliche Text. So etwas darf man eigentlich nicht tun. Es ist sogar schlimmer als ein Plagiat, wenn man den Originaltext eines anderen verändert. Bei Christen scheint das aber offenbar möglich zu sein.
Dabei ist es ganz wichtig, dass der Herr Jesus in uns seine Lammesart einprägt. Wir müssen immer wieder aufpassen. Heute imponiert uns oft, wie die Welt mit Macht Geschäfte macht. Von der Welt können wir natürlich viel lernen. Die Kinder der Welt sind in vielem sehr viel vernünftiger. Aber sie verstehen nichts von der Ökonomie Gottes. Und die Ökonomie Gottes ist, dass Gott seine größten Siege durch ein Lamm vollbringt.
In der Offenbarung 5 steht, dass das Buch mit den sieben Siegeln nicht mehr gelöst werden kann. Johannes weint und fragt: „Wer kann die sieben Siegel öffnen?“ Dann sagt er: „Der Löwe aus dem Stamm Juda.“ Johannes schaut, wo der Löwe aus Juda ist, und dann sieht er, dass der Löwe aus Juda ein Lamm ist, das geschlachtet wurde. Die Stärke Gottes ist also das Lamm, das Kreuz.
Das größte, was Gott in dieser Welt als Sieg hat, ist das Kreuz – menschliche Ohnmacht. Gott wirkt durch menschliche Ohnmacht, und das muss jeder von uns wissen.
Ich habe in meinem Leben Stunden gehabt, in denen ich aufhören wollte. Gerade mit Kurt Ostertag habe ich darüber gesprochen. Wir hatten eine schöne Jugendkonferenz für die Weltmission auf der Messe mit fünf jungen Leuten. Vor vielen Jahren, in einem Moment, in dem wir aufhören wollten, hat Charlie Moore vom Bodensee gesagt: „Man hört nicht auf.“ Wir waren so wenige, dass wir uns nur noch trafen. Damals waren es 5.000 oder mehr, und wir waren in der Ludwig-Hofacker-Gemeinde nur noch 150 Leute. Doch Gott hat uns herausgeführt.
Dann weiß man, wer das fertig gemacht hat. Auf der Messe hatten wir keine Musikband, aber 25 Vorträge, die man im Internet finden kann. Klare Jesusbotschaften, 14 Minuten lang, ohne Musik. Die jungen Leute sagen: „Alles so wunderschön, wollen wir haben.“ Am 6. Januar sind diese Vorträge auf Sermon online zu finden.
So meine ich, so wirkt Jesus aus menschlicher Schwachheit. Das darfst du in deinem Leben erfahren. Du kannst sagen: „Ich habe für meine Enkel nur noch beten können.“ Und im Himmel wirst du staunen, wie dein Gebet erfüllt wurde. Alle Erweckungen, die passiert sind, wurden in großer Schwachheit erbeten.
Das große Jugendtreffen in Bobengrün hat mit einem querschnittsgelähmten jungen Mann begonnen. Einige Freunde haben sich um ihn gesammelt, am Pfingsten. Dort war ein Bäckermeister, der immer auf seiner Wiese gebetet hat – an dem Ort, wo heute die großen Zeltlager sind, an Pfingsten, wenn bis zu zehntausend Leute zusammenkommen.
Gott wirkt aus unserer Schwachheit durch die Lammesart. Wir brauchen kein Geld, wir brauchen keine großen Werbeworte. Was wir brauchen, ist Treue zum Herrn und ihm zu dienen. Dieses Geheimnis ist heute in vielen Gruppen verloren gegangen: Besuche machen, beten, dem Wort von Jesus vertrauen, verkündigen und treu bleiben.
Unser Sinn muss sich ändern, damit wir diese Lammesart, diese Jesusart haben. Denn in der Welt will man durch Stärke siegen. Wer ist Klitschko mit seinem Boxkampf? So will man stark sein! Die Jesusart ist eine andere Art, wie er seine Siege vollbringt.
Deshalb wollen wir Diener sein und Haushalter über die Geheimnisse Gottes.
Leiden und Treue im Dienst trotz Schwierigkeiten
Was war es für den Apostel Paulus, das so schwierig war, dass er mit dieser Krankheit leben musste und so viele Jahre seines Lebens zu Unrecht eingesperrt war? Er hat nie einen Abend erlebt wie wir heute. Es waren immer nur kleine Krüppel, aber er war trotzdem der größte Missionar aller Zeiten.
Und als er gestorben ist, gab es im ganzen Römischen Reich keine Stadt mehr, in der es keine Jesusgemeinde gab. Es kommt nicht auf das Äußere an, auch nicht darauf, was die Leute sagen. Ich bin doch nicht von Menschen zu richten. Wir schauen viel zu sehr darauf, was andere Menschen sagen. Mir ist es gleichgültig, dass ich von euch gerichtet werde, von einem menschlichen Gericht. Ich bin doch nicht dem Urteil der Menschen unterworfen.
Und das meiste von dem, was in der Gemeinde steht, ist in zwei Jahren sowieso verbrannt und vorbei. Das bleibt doch gar nicht. Ihr kennt das doch: Was haben wir in unserem Leben schon, das bleibt und nicht vergeht? Im Reich Gottes herrscht eine ganz andere Ordnung.
Wenn ihr dem einmal nachgeht, werdet ihr verstehen, warum es so viel geistliches Leben gibt. Das ist doch wunderschön und groß. Im Südwesten Äthiopiens gibt es eine große Erweckung unter den muslimischen Naturvölkern, den Stammesvölkern. Wir hatten selbst Kontakt mit den Murschi, die noch nackt herumlaufen – Steinzeitmenschen mit den Lippen, die Wülste haben, in die sie Teller hineinschieben. Dort gibt es viele verschiedene Völker.
Dort war ein australischer Missionar, Dick Maclellan, und ich habe jetzt zwei Bücher von ihm bekommen. Darin stehen viele interessante Geschichten von Bekehrungen. Es ist faszinierend, wie in einem dieser Stämme plötzlich das Evangelium Einzug gehalten hat. Das war enorm. Dort war nur ein Zeuge, ein Evangelist, der sagte: Jesus ist der Herr, du darfst Satan nicht mehr folgen. Und plötzlich gibt es eine Wirkung des Geistes Gottes.
Anders geht es ja nie. Bei jedem Menschen, der zum Glauben kommt, ist es noch nie anders gewesen als durch ein direktes Eingreifen des lebendigen Herrn Christus durch den Heiligen Geist. Noch nie ist ein Mensch durch menschliche Beredung zum Glauben gekommen. Das funktioniert gar nicht. Er wird gläubig, es entsteht eine Gemeinde, eine lebendige Gemeinde.
Doch im Bus, dort unten in dem abgelegenen Gebiet Südwestäthiopiens, ganz fernab, leben wilde Menschen, die mit der Kalaschnikow herumhängen und kriegerisch sind. Dann kommt der Kommunismus, die kommunistische Militärregierung, und beginnt sofort, in all diesen Stämmen einzugreifen. Die ganze Kirche wird einer schlimmen Verwaltung unterworfen.
Der Leiter, der Prediger dieser Gemeinde, wird plötzlich gegenübergestellt: Zehn Gemeindeglieder, die von den Kommunisten umgetrieben wurden, sagen, er sei schuld, er sei der Verführer. Es wird ein großer Prozess gemacht, ein Schauprozess auf dem Marktplatz. Er sagt: „Ich werde verrückt. Meine eigenen Brüder beklagen mich und werfen mir Dinge vor, die ich nicht getan habe. Kein Wort davon ist wahr!“ Und er hadert mit Gott.
Er wird ins Gefängnis gesteckt, fünf Jahre lang unschuldig im Straflager. Er bäumt sich auf und sagt zu Gott: „Du musst mir doch Recht geben!“ Er sagt, er sei sehr verzweifelt geworden. Zweimal hat er zu Gott geschrien, ist auf die Knie gefallen und hat gesagt: „Herr, räche doch dieses Unrecht!“
Es war ein Neffe von ihm selbst, der bei den Kommunisten mitgemacht hat und gegen ihn diese ganze Sache ersonnen hat. Erst nach dem zweiten Mal hat er Halt gemacht und gesagt: „Wir hatten Paulus das angetan, als er zu Unrecht eingesperrt war. Wir hatten Jesus das angetan.“
Dann hat er verstanden: Das ist ein Weg von Jesus, dass ich hier im Straflager bin, unschuldig. Jetzt möchte ich diesen Platz nutzen und Zeuge für Jesus sein. Er sagt: „Jetzt will ich ein paar Leute suchen, mit denen ich Bibelverse auswendig lernen kann. Dann treffen wir uns zum Beten.“ Und er will nicht mehr hadern über sein Schicksal.
Als er nach fünf Jahren aus dem Lager freikommt, ist eine riesige Gemeinde entstanden. Er sagt: „Das Geheimnis war, dass ich mein Leben begreifen musste: Ich bin Christusdiener. Es geht nicht darum, ob ich Recht bekomme, sondern ob ich Christus dienen kann, egal unter welchen Umständen.“
Das ist in unserem Leben oft eine Bremse: Wir ärgern uns über Unrecht, das uns widerfährt, oder über Leiden, die wir tragen müssen. Wir begreifen nicht, dass Gott uns genau dort hingestellt hat.
Zeugnis eines Missionsleiters im Krankenhaus und die Haltung im Dienst
Ich erzähle eine neue Geschichte von einem Missionsleiter, der ins Krankenhaus kam und sagte: Meine erste Frage war, wie kann ich meinem Zimmernachbarn zum Nächsten werden? Dann hat er gesagt: Herr, warum bin ich jetzt krank? Sondern wenn du mich ins Krankenhaus schickst, möchte ich dir dort dienen.
Und da hat er etwas ganz Tolles erlebt. Sein Zimmernachbar hatte zuerst Freude, wenn er mit ihm gebetet hat. Dann hat er gespottet und schließlich heulend erzählt, was er alles erlebt hat. Am Ende durfte er diesen Menschen zu Jesus führen.
Nimm deine Lebenssituation an, auch die unbequemen, und sei ein Jesuszeuger, ein Haushalter der Ökonomie Gottes.
Das Wort „Haushalter“ kennen wir aus der Wirtschaft, aus Kneipen, Gasthäusern und Restaurants. Dort gibt es Bedienungen, die sich freuen, wenn es den Gästen schmeckt. So müssen auch wir es machen: Wir wollen aus den großen Schätzen Gottes die Leute bedienen. Wir wollen anbieten, was Gott alles hat. Wir können davon reichlich geben, weil wir uns auskennen.
Mein Vater hat mir immer mitgegeben: Wenn man unterwegs ist und fragt, wo man gut essen kann, bekommt man oft den falschen Rat. Man muss die Leute fragen, wo sie selbst essen gehen. Dann sagen die meist: Geh ins Rössle. Na gut, dann gehe ich eben ins Rössle.
Genauso müssen wir es machen: Wir wollen den Leuten weitergeben, was wir im Glauben empfangen haben.
Manchmal wundere ich mich über die Reden in Hauskreisen über die schwierigsten theoretischen Fragen des Glaubens. Da komme ich schon mit. Ja, die Dreieinigkeit habe ich noch nie verstanden, aber ich weiß, dass sie stimmt. Verstehen konnte ich sie nie. Ich kann Gott mit meinen menschlichen Gedanken gar nicht erfassen. Ich kann auch nicht verstehen, dass Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch war. Verstehen kann man da nur wenig. Darüber sollte man sich gar nicht zu sehr beschäftigen.
Aber ich verstehe, dass er mich liebt, dass er mich sucht und bei mir ist. Das will ich weitergeben, was ich empfangen habe: die Stärkung, die Erquickung. Ich will mit Menschen beten, mit Menschen die Bibel lesen und die Worte, die ich begriffen habe, weitergeben. Ich will ein Verwalter der Geheimnisse Gottes sein.
Nicht über Dinge reden, die ich nicht verstehe, sondern über das, was ich verstehe, will ich weitergeben. Haushalter über Gottes Geheimnisse – das sind gar keine geheimnisvollen Dinge, aber sie sind anders, als unser menschliches Denken läuft. Gott ist ganz anders, als wir ihn verstehen. Aber wir haben erlebt, wie er mit uns ist – von einer Güte und einer unbegreiflichen Liebe, von einer Barmherzigkeit ohne Ende und von einer Treue. Darum darf ich ihm dienen.
Jetzt ist es so schön, dass mein ganzes Leben in Dienst genommen wird. Unser Auto darf man mitnehmen, heute Abend jemanden zur Abendbibelschule mitnehmen und heimfahren. Auch unser Haus darf man mitnehmen, auch wenn es im Winter manchmal ein bisschen Splitt auf dem Teppich gibt. Aber dass man Hauskreis macht, Bibellese, Gebetsversammlung – alles öffnen.
Alles, was ich bin, nimm hin! Es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seele und Mut. Nimm alles hin und lass dir’s wohlgefallen! Mein ganzes Leben soll Gott dienen!
Jetzt fällt auf, dass es schon im Alten Bund im Mosebuch dauernd stand: Wir sollen Gott dienen! Aber wir machen daraus oft so feierliche Gottesdienste mit ganz weltfremden Worten und überhöht.
Nein, der Gottesdienst ist doch wie wir beim Essen sagen: Herr, vielen Dank, wir freuen uns vor dir. Und das soll jetzt dazu dienen, dass Gott unsere Familien gebraucht, unsere Ehen, unser Leben, unser Geld und alles für seinen Dienst. Damit er etwas Ewiges für sein Reich macht.
Und dass wir alles im Namen von Jesus tun und alles, was wir tun – mit Worten oder mit Werken – im Namen des Herrn Jesus tun. Und Gott dem Vater dafür danken durch ihn, dass sein ganzes Leben ihm dienen soll.
Die neue Lebensordnung durch die Gnade Gottes
Im Römerbrief steht ein schönes Wort: Wie wir bisher der Sünde gedient haben – ah, das ist schlimm. Die Sünde sitzt so tief in uns drin, in allen Regungen unseres Kopfes. Doch nun soll die Gnade Gottes uns regieren. Die Liebe, die Güte, die Sanftmut, die Keuschheit und die Reinheit – das ist doch wunderbar. Die Wahrheit soll uns leiten.
Herr, ergreife uns ganz, damit wir dir dienen können und du uns gebrauchen kannst. Auf dass ich dein Eigentum bin und dir dienen kann. Der Herr ist es, der mich richtet. Davor brauche ich keine Angst zu haben, denn ich muss mich nur vor dem Herrn verantworten.
Vor dem Herrn kann man immer nur sagen: Herr Jesus, du weißt, wie wenig ich dir bringen kann, aber ich gebe es aus ganzem, freiem Sinn. Es ist so schön, wenn unsere Kinder das mit einfacher, kindlicher Liebe tun: Mama, Baba, dir schenke ich etwas, Opa, Oma – in dieser ganzen Liebe. Herr, ich darf dir dienen, mein ganzes Leben soll nur dir gehören.
Gibt es eine größere Erfüllung als diese? Manchmal denkt man natürlich darüber nach, wie jemand wie Porsche-Manager Wiedeking mit 90 Millionen Euro in einem Jahr umgeht. Wenn er beim Metzger oder im Kaufland einkauft, wie macht er das mit seinem Geld? Doch er bekommt kaum noch die Augen zu, weil er nicht weiß, wie er es besser bei der Bank anlegen soll. Alles, was Menschen haben, ist vergänglich.
Die Leute erleiden schwere Krankheiten und haben keine ewige Hoffnung. Wie wunderbar ist es dagegen, wenn jeder Atemzug deines Lebens, jeder Tag, den dir Gott noch schenkt, in großer Dankbarkeit zurückgegeben wird.
Am morgigen Tag, Herr, schenkst du mir diesen Tag. Sicher im Schatten des Todes, aber im Schatten deiner großen Ewigkeit. Ach, das ist doch so wunderbar mit dieser kraftvollen Jahreslosung. Kann man es grandios sagen? Natürlich ist das eine vergehende Welt, in der wir leben. Die Fasnachtsnarren singen es ja auch: Wir leben immer lang – und was heißt das? Immer heile, heile Gänse. In hundert Jahren ist alles weg, Mäusetreck.
Die Fahnen wehen im Wind, und alles geht vorüber, alles geht vorüber, alles geht vorüber. Nein, bei uns nicht. Bei uns hat jeder Tag einen Sinn zum Lobe Gottes. Wir wollen etwas daraus machen, damit Garben in der Ewigkeit gefunden werden.
Das war immer das Größte für Richard Wurmbrand, der in Rumänien so gelitten hat. Er war vor dem Zweiten Weltkrieg für den Geheimdienst von Belgien ausgebildet und sollte die Untergrundzelle der Kommunisten in Belgien leiten. Einmal ging er mit seiner Frau in den Karpaten spazieren, als ein schreckliches Unwetter kam.
Dort war ein Schuhmacher schwer tuberkulosekrank. Der Arzt sagte, er habe nur noch wenige Wochen zu leben. Der Schuhmacher sagte: Es ist gut, wenn ich noch ein paar Wochen lebe. Herr Jesus, ich möchte noch einen zu dir führen, und wenn du es mir schenkst, einen von deinem Volk Israel.
Während des Unwetters suchten Richard Wurmbrand, ein Jude von Haus aus, und seine Frau Zuflucht in der Hütte des Schuhmachers. Es entwickelte sich ein dreistündiges Gespräch, und am Ende bekehrte sich Richard Wurmbrand.
So etwas darf man nicht durch sein eigenes Können tun. Noch nie ist ein Mensch durch seine Gaben zum Glauben gekommen – weder Ulrich Parzany, noch Corrie ten Boom, noch Billy Graham. Es war immer der Heilige Geist. Niemand ist anders zum Glauben gekommen.
Du darfst ein Zeuge für Jesus sein – mit der Hand, mit tatkräftiger Liebe, mit gutem Tun. Fang an bei den Türken, mit dem türkischen Nachbarskind. Lege ihm den Samen des Wortes Gottes und den Namen Jesus ins Herz, in großer Liebe!
Alle, die Jesus gefunden haben, hatten einmal auf ihrem Weg jemanden, der sie dorthin geführt hat. Wunderbar, wenn man verfolgt, was alles durch ganz schlichte Zeugnisse geschehen ist.
Der Pastor von Ischmier, der Mesud, der von Hochdorf und die Eidlinger Schwester, die mitgenommen wurden, der Zeller Stift zur Bibel. Heute sind Pastoren mehr. Fünfzig Jahre Türkenjunge in einer Familie und er hat Jesus gefunden.
Und wenn du irgendwo bist, wo du mich brauchst, ich will mich nur von dir gebrauchen lassen. Nimm mich und nimm mein Leben. Es muss nicht groß sein, ich will mich nicht von dir beurteilen lassen, Herr Jesus. Du weißt, was ich kann, und ich tue das für dich – so wie sie es bisher schon getan haben.
Frei vom Urteil der Menschen will ich für dich leben, bei dir sein, Herr, und dir treu dienen.
Die Freiheit vom Egoismus und die Hingabe an Jesus
In unserer Welt herrscht eine große Versklavung. Wir sind versklavt unter der Macht des Teufels. Oft meinen wir, gewinnen zu müssen oder unserem Namen Ehre zu geben. Das erscheint uns als etwas Großartiges. Doch es ist viel wichtiger zu sagen: „Nein, Herr Jesus, es geht nur noch um dich.“ Du bist das Allerwichtigste, und für dich will ich leben. Alles soll dir gehören. Du hast das Eigentumsrecht an meinem Leben, dir will ich dienen.
Während meiner Zeit bei Licht im Osten, als ich in der Tschechei tätig war, befand ich mich auf dem Höhepunkt des Kommunismus. Die Verhältnisse waren sehr schwierig, und es gab nur kleine Christengruppen und Gemeinden. Am äußersten Ende Böhmens trafen wir einen Mann namens Tom Kaufall. Er kam auf uns zu und sagte, er habe ein Liederbuch für den Chor gemacht. Es war wahnsinnig gemalt, mit alten vierstimmigen Chorsätzen, und es enthielt bereits etwa 200 Lieder. Er bat uns, das Buch zu drucken, da es für die Chöre sehr wertvoll wäre.
Ich musste ihm erklären, dass wir nicht genügend Spendengelder hätten, um das zu finanzieren. Es war lieb von ihm, dass er das gemacht hatte. Nachträglich tut es mir leid, dass ich ihm das so offen gesagt habe. Doch wir haben das Liederbuch schließlich doch gedruckt, und es wurde ein wunderbarer Dienst für uns.
Tom Kaufall sagte daraufhin: „Ach, das ist gar nicht so schlimm.“ Die Arbeit am Malen der Noten dauerte dreiviertel Jahr und war feinste Handarbeit. Früher brauchte er dicke Brillengläser, doch während des Malens wurden seine Augen so gut, dass er heute keine Brille mehr braucht. So ist es manchmal im Dienst für Jesus. Es ist kein Gesetz, sondern der Herr Jesus beschenkt.
Das Schönste daran ist, dass kein kleiner Dienst unvergolten bleibt. Er gibt dafür die ganze Segensflut. Der Herr ist gut, in dessen Dienst wir stehen.
Ein schönes Lied von Rambach, das wir Württemberger sehr lieben und das uns viel bedeutet, sagt: „Wir dürfen ihn in Demut Vater nennen.“ Wir sind nicht die Gutsherren über das Reich Gottes. Es ist eigentlich eine Tragik, dass wir christliche Kirchen nach Namen von Menschen benennen – eine lutherische Kirche, eine calvinistische Kirche. Unsere ganzen Namen sind eigentlich Unsinn. Wir sind allesamt Jesusleute und eine Jesusgemeinde.
Sicher trifft man sich dort, wo man gerade zusammenkommt. Das ist unsere Art, und das dürfen wir auch. Doch wir wissen, dass wir alle dem Herrn Jesus dienen und einander helfen wollen, so gut wir können. Wir wollen seinen Namen in unserer Welt ausbreiten.
Beeindruckend ist auch, wie wir weltweit den Geschwistern in verschiedenen Kirchen helfen dürfen und ihnen in ihren Nöten beistehen. Heute verfolgen wir, wie es den Christen in Laos, Kambodscha, der Mandschurei, Usbekistan, Kuba und Libyen geht. Wenn man das im Fernsehen sieht, erkennt man: Das sind überall deine Kinder, du hast dort deine Leute. In Saudi-Arabien, wo keine Gemeinde erlaubt ist, hast du deine Leute. In Nordkorea hast du deine Leute. Du benutzt sie, gebrauchen sie und segnest sie.
Es ist wunderbar, dass wir Anteil an diesen großen Gnadengaben Gottes haben dürfen.
Gestern Abend lief im ERF ein Gespräch mit Hugo Danker, dem Superintendenten bei den Nazarenern. Diese Freikirche hat methodistischen Ursprung und ist eine sehr gute Gemeinschaft. Hugo Danker erzählte von einem Menschen, den ich sehr schätze. Er hat im Evangeliumsrundfunk die Bibelsendungen von McGee übersetzt und gelesen – tief eindrücklich. Ich schätze diese Sendungen sehr: McGee, durch die Bibel.
Er berichtete, wie es bei ihm war. Er wuchs in Guatemala auf. Sein Vater war ein großer Autoverkäufer, reiste viel in der Welt, in der Türkei und im Nahen Osten. Doch er geriet schwer in den Sog des Alkohols und hatte nie eine Begegnung mit Christen. Der Vater trennte sich von ihm, verlor jegliches Vertrauen. Er wusste keinen Ausweg mehr.
Eines Abends, als er seine Glastür öffnen wollte, stand ein Mann draußen und sagte: „Ich möchte Herrn Danker besuchen.“ Er fragte: „Wer sind Sie?“ Der Mann antwortete: „Ich bin Missionar der Nazarenerkirche.“ Er fragte weiter: „Was ist das?“ Der Missionar sagte: „In Guatemala gibt es eine 92-jährige Missionarin, die seit vielen Jahren für Sie betet.“ Er dachte: „Für mich? Die kannte ihn noch wie Sinking Bam.“ Sie hatte ihm einen Brief geschrieben, warum sie ihn besuchen wolle, und seine Adresse gefunden.
In diesem Abendgespräch bekehrte sich Hugo Danker und wurde Pastor – wobei man nicht unbedingt Pastor werden muss. Ich will nur sagen, dass das Gebet einer 92-jährigen Missionarin so viel bewirken konnte. Hugo Danker wirkte durch seine 30 Jahre Sendungen im ERF, „McGee durch die Bibel“, eine große Wirkung.
Er war ein ganz wunderbar demütiger Mensch, der sein ganzes Leben sagte: „Von dem Abend an habe ich nie mehr einen Tropfen Alkohol trinken müssen.“ Was Jesus kann, ist unbeschreiblich.
Was Jesus durch uns tun kann, erkennen wir oft viel zu wenig, weil er der Herr ist. Deshalb sollten wir viel mehr Mut haben für Einzelarbeit. Darum heißt es in 1. Korinther 4: Wir sind nicht abhängig vom Urteil der Leute. Der Herr richtet nicht vor, sondern er bringt alles ans Licht. Dann wird das Dichten und Trachten des Herzens offenbar werden, auch dein ganzes heimliches Sehnen.
Die großen Wirkungen des Reiches Gottes, die von deinem Leben ausgehen, wirst du gebraucht. Das ist etwas ganz Wunderbares. Jeder wird von Gott sein Lob erhalten, wenn er sagt: „Herr, wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig sind.“
Das Herrlichste ist, dass der Herr Jesus sagt, er wird sie zu Tisch setzen, sich umgürten und seine Knechte bedienen. Dann verstehen wir erst, dass in der Bibel sogar der größte Ehrenname „Knecht“ ist.
Es gibt in ganz Weilheim keinen Knecht mehr, auch in Notzingen nicht. Aber bei Jesus gibt es Knechte, die sich ganz ihm verschreiben – es sei nur für dich, für dich alles. Es geht nicht um mich, sondern um dich. Ich will dein Leibeigener sein.
Mose war ein Knecht Gottes. Der höchste Ehrenname ist der „Knecht Gottes“ in Jesaja, der Gottesknecht. Dass wir auch Knechte für den Herrn Jesus sein dürfen, ist ganz wunderbar, und er segnet uns.
Wir wollen noch beten: Lieber Herr, vielen Dank, dass wir in deinem Dienst stehen dürfen und dass du die Kraft in unserem Dienst bist. Wir leiden oft, wenn alles so langweilig und fruchtlos erscheint. Doch wir sind nicht daran interessiert, was Menschen bieten.
Wir wollen dir begegnen im Dienst an Menschen, und andere sollen auch in unserem Dienst dir begegnen. In Wort, Werk und Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen.
Darum bitten wir dich: Gebrauche jeden von uns. Du hast uns ganz verschiedene Plätze gegeben. Super, dass wir dort dir dienen dürfen – ob wir Schüler sind, Studenten, im Büro, in Fabriken oder Handwerksbetrieben, wo auch immer wir sind. Herr, gebrauche uns, auch in Altenheimen und in unserem Familienkreis. Setze uns zum Segen, auch für Kinder, Enkel, Freunde, Verwandte und Nachbarn. Amen.
