Herzlich willkommen zum Podcast der IFA Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann.
Unser Podcast möchte dazu anregen, praktisch christlich zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken herausfordern.
In diesem Podcast geht es um eine Person: Jesus Christus. Jesus hatte nie militärischen oder politischen Einfluss. Die führenden Persönlichkeiten seiner Zeit waren gegen ihn und ließen ihn aufgrund fadenscheiniger Anklagen hinrichten. Seine engsten Freunde flohen.
Trotzdem folgen Jesus Christus heute Millionen Menschen nach. Sie bezeugen, dass dieser Jesus ihr Leben grundlegend verändert hat. Viele haben aus Liebe zu Jesus sogar Verfolgung erlitten oder sind getötet worden.
Jörg, warum beginnen wir unsere Podcast-Reihe gerade mit Jesus? Was ist an Jesus so besonders?
Das Besondere an ihm ist, um es vorwegzunehmen: Er ist Gott und das Zentrum der Bibel. Wenn du verstehst, wer Jesus ist, verstehst du die ganze Bibel. Deshalb beschäftigen wir uns heute als erstes Thema mit Jesus.
Das ist sehr interessant, dass du das sagst, Jörg. Man kann mit Leuten ja über Gott reden, aber sobald Jesus zur Sprache kommt, ist das Gespräch oft beendet. Viele ziehen sich zurück. Bei einem Gespräch über Buddha oder Mohammed ist das nicht so.
Warum denkst du, dass es so ist, dass Menschen sich zurückziehen oder Schwierigkeiten haben, wenn es darum geht, dass Jesus Gott sein soll?
Er unterscheidet sich dabei von den anderen Religionsgründern. Mohammed hat nie behauptet, dass er Gott sei; er ist lediglich ein Prophet. Buddha ist erleuchtet. Im Hinduismus gibt es viele Götter, was eine ganz andere Thematik darstellt. Konfuzius und andere waren alle Menschen, die auf Gott hingewiesen haben, aber keiner von ihnen hat gesagt, dass er selbst Gott sei. Das ist natürlich ein großer Unterschied.
Gott anzuerkennen ist, denke ich, für sehr viele Menschen auf dieser Welt kein Problem. Ich habe eine Definition von Gott gelesen, die wirklich die meisten unterschreiben können. Ich lese sie mal vor: Gott wird dort beschrieben als ein unendlicher, vollkommener Geist, in dem alle Dinge ihren Ursprung, Halt und ihr Ende haben.
Das kann ein Moslem, ein Jude und auch ein Christ unterschreiben. Bei den Christen gibt es jedoch einen großen Unterschied: Sie sagen, dass dieser Gott in Jesus von Nazareth Mensch geworden ist. Das unterscheidet Jesus von allen anderen.
Er hat behauptet, dass er selbst Gott ist. Das birgt natürlich ein anderes Konfliktpotenzial als bei den anderen Religionsgründern, die ganz klar nur Menschen waren.
Ich meine, das ist ja schon eine zentrale Frage: Ist Jesus Gott oder ist er es nicht? Viele sagen heute, dass Jesus nie behauptet hat, Gott zu sein, und dass seine Jünger ihm nur diesen Titel gegeben haben. Solche Einwände kennst du sicher auch.
Was kann man darauf antworten? Ich würde sagen, wir schauen doch einfach mal in die Bibel. Was steht dort wirklich? Man kann natürlich behaupten, dass Jesus das nicht gesagt hat. Aber stimmt das auch? Oder lesen wir vielleicht etwas ganz anderes?
Wir können zum Beispiel in Johannes 20 schauen. Jesus war bereits gekreuzigt worden, ist wieder auferstanden und einigen Jüngern sowie den Frauen schon erschienen. Dieses Ereignis nimmt einen sehr breiten Platz in den Evangelien ein.
Einer der zwölf Jünger, die jahrelang mit ihm zusammen waren, dein Namensvetter Thomas, war bei einem Treffen nicht dabei. Später kam er wieder hinzu. Das lese ich mal vor:
Johannes 20,24: „Thomas, aber einer von den Zwölfen, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.“
Ein paar Tage zuvor hatten die anderen Jünger ihm gesagt: „Wir haben den Herrn gesehen.“ Doch Thomas antwortete: „Wenn ich nicht an seinen Händen das Nägelmal sehe und meine Finger in das Nägelmal lege und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich es niemals glauben.“
Das Erste, was hier manche vielleicht überrascht, ist, dass die Bibel so ehrlich ist. Hier sind nämlich wirklich Zweifel enthalten. Thomas sagte, er müsse die Wunden an den Händen sehen, wo die Nägel bei der Kreuzigung durchkamen, oder an die Seite, in die der römische Legionär nach Jesu Tod mit einem Speer gestochen hatte, um sicherzugehen, dass er wirklich tot war. Wenn er das nicht sehe, werde er nicht glauben.
Solche Zweifel lesen wir bei den anderen Auferstehungsberichten nicht. Es waren also nicht einfach Leute, die alles sofort geglaubt haben. Das waren Menschen, die erst überzeugt werden mussten. Heute herrscht oft die Vorstellung, sie seien leichtgläubig gewesen und die Geschichten später nur dazu gedichtet worden. Die Bibel berichtet jedoch ganz anders. Sie zeigt viele Zweifel.
Thomas zweifelte und sagte, wenn er das nicht selbst sehe – ein Naturwissenschaftler wäre heute vielleicht von Beruf – dann könne er nicht glauben.
In Vers 26 steht: „Und nach acht Tagen waren seine Jünger wiederum drinnen, und Thomas war bei ihnen.“ Diesmal war er also nicht verhindert wie beim letzten Mal. Jesus kam, obwohl die Türen verschlossen waren, trat in ihre Mitte und sprach: „Friede sei mit euch.“
Dann sprach er zu Thomas: „Reiche deine Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite. Sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“
Thomas antwortete und sprach zu ihm: „Mein Herr und mein Gott!“
Jesus sagte zu ihm: „Thomas, du glaubst, weil du mich gesehen hast. Glückselig sind die, die nicht sehen und doch glauben.“
Es ist mir auch schon aufgefallen, dass die Jünger zu den stärksten Zweiflern gehörten. Sie ließen sich nicht so einfach überzeugen. Thomas, wie du sagst, könnte Naturwissenschaftler gewesen sein – wie auch immer. Aber die Frage ist natürlich: Hat Jesus das selbst irgendwo auch deutlich gesagt?
Wir sind hier immer noch bei dem Komplex, dass die Jünger ihm etwas untergeschoben haben. Du sagst, die Jünger wurden überzeugt, aber hat Jesus selbst gesagt: „Ich bin Gott“? So direkt findet sich dieser Satz nicht in der Bibel. Das wird etwas anders ausgedrückt.
In Johannes 10 zum Beispiel, an einer anderen Stelle, redet Jesus von sich als dem Hirten. Das ist ein bekanntes Bild: Er ist der Hirte, der die Menschen zu sich ruft und sie errettet – eine Tat, die nur Gott vollbringen kann. Er sagt auch: „Ich bin die Tür, durch die man ins ewige Leben hineingeht.“ Die Juden glauben das nicht und fragen ihn: „Bist du jetzt Christus oder nicht?“ Jesus diskutiert mit ihnen und sagt: „Ich bin es. Ich habe euch das alles schon gezeigt, aber ihr wollt es nicht hören.“
Nachdem diese Diskussion im Gange war, steigen wir mitten hinein. Die Juden fragen also: Wer bist du eigentlich? Jesus sagt dann in Johannes 10, Vers 30: „Ich und der Vater sind eins.“
Das reißt uns als westliche Hörer vielleicht nicht vom Hocker, nehme ich an. Interessant ist aber, wie die Juden damals darauf reagierten und wie sie das verstanden haben. Die Reaktion sehen wir gleich im nächsten Vers: Da hoben die Juden Steine auf, um ihn zu steinigen.
Jesus antwortete ihnen: „Viele gute Werke habe ich euch gezeigt von meinem Vater. Um welches dieser Werke wollt ihr mich steinigen?“ Die Juden antworteten: „Nicht wegen eines guten Werkes wollen wir dich steinigen, sondern wegen Gotteslästerung, weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst.“
Sie haben diesen Vers also so verstanden, dass Jesus mit „Ich und der Vater sind eins“ meint, sie seien wesensgleich. Der Vater ist Gott, und wenn Jesus mit Gott wesensgleich ist, dann behauptet er, selbst Gott zu sein. Deshalb wollten sie ihn steinigen.
Im Alten Testament war auf Gotteslästerung die Steinigung als Strafe vorgesehen. Die Juden wollten genau diese Strafe anwenden, wie es dort steht. Für sie war das das Schlimmste, was passieren konnte.
Heute erleben wir das im Christentum weniger, aber in anderen Religionen kann eine solche Behauptung großen Zorn hervorrufen. Die Juden damals waren so erbost über diese Aussage, dass sie sagten: „Du, der du ein Mensch bist, hast viele gute Werke getan – darüber wollen wir nicht reden. Aber du bist ein Mensch und behauptest, du bist Gott.“
Sie haben also ganz klar verstanden, dass Jesus sagt: „Ich bin Gott.“ Allerdings nicht mit den heutigen Worten, sondern durch die Aussage „Ich und der Vater sind eins.“ Für sie war das dieselbe Aussage.
Man könnte natürlich sagen: Ja, das ist Johannes, der Jünger, der Jesus immer als Gott darstellt. In den anderen Evangelien findet man solche Aussagen nicht. Solche Bemerkungen hört man ja öfter mal.
Deshalb schauen wir jetzt ins Markus-Evangelium, und zwar etwas früher in seiner Schaffenszeit. In Markus 2,5 heißt es: Da hat Jesus viele Menschen geheilt. Vier Freunde bringen einen Gelähmten in ein Haus. Die Bibel berichtet, dass sie das Flachdach abdecken – das war damals einfacher als heute, aber trotzdem viel Arbeit. Denn durch die Tür kamen sie nicht hinein. Es waren so viele Menschen im Haus, dass es kein Durchkommen gab.
Also sind sie übers Dach gegangen, haben es aufgebrochen. Jesus predigte unten im Haus. Plötzlich öffnet sich oben das Dach, einige Leute schauen herunter, und mit Seilen wird der Gelähmte herabgelassen.
Jetzt setzt der Text ein: „Als aber Jesus ihren Glauben sah“, also den Glauben des Gelähmten und seiner Freunde, sprach er zu dem Gelähmten: „Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“
Was hat das mit Gottsein zu tun? Schauen wir uns die Reaktion an: Dort saßen etliche Schriftgelehrte, die in ihrem Herzen, also nur innerlich und nicht ausgesprochen, dachten: „Was redet der für eine Lästerung? Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein?“
Sie nahmen das als Gotteslästerung wahr und wussten, dass niemand sonst als Gott das Recht hat, Sünden zu vergeben. Natürlich kann man jemandem Sünden vergeben, wenn er sich an einem selbst versündigt hat. Wenn jemand dich beleidigt, kannst du seine Entschuldigung annehmen, und dann ist die Sünde vergeben. Aber einem Fremden die Sünden vergeben – das kann ein Mensch nicht. Dafür hat nur Gott das Recht.
Die Schriftgelehrten sagen also: Warum lästert er? Nur Gott kann Sünden vergeben, und Jesus hat gesagt: „Gelähmter, dir sind deine Sünden vergeben.“
Sogleich erkannte Jesus in seinem Geist, was sie dachten – es war ja nur gedacht, nicht ausgesprochen – und sprach zu ihnen: „Warum denkt ihr dies in euren Herzen?“
Dann fragt er: „Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: ‚Dir sind die Sünden vergeben‘, oder zu sagen: ‚Steh auf, nimm deine Matte und geh umher‘?“
Leichter ist natürlich zu sagen: „Steh auf und nimm deine Matte“, denn Sündenvergebung kann nur Gott. Aber wenn Jesus ein Betrüger wäre, könnte er leicht behaupten: „Deine Sünden sind dir vergeben“, denn das kann niemand überprüfen.
Wer soll das bitte überprüfen? Wenn es um etwas Nachprüfbares geht, ist es schwieriger. Jetzt soll der Gelähmte plötzlich laufen, obwohl er das vorher nicht konnte.
Jesus sagt: „Nimm deine Matte und geh!“ Und der Mann konnte laufen. Damit bewies Jesus, dass er nicht nur behauptet, die Sünden seien vergeben, sondern dass es wahr ist.
Damit hat Jesus letztlich gesagt, dass er Gott ist, denn nur Gott kann Sünden vergeben – und das hat er durch seine Tat bewiesen.
Wir können jetzt noch eine Stelle nehmen, die etwas ausführlicher ist. Jesus war in Jerusalem an dem berühmten Teich Bethesda. Viele Krankenhäuser heißen heute so, weil an diesem Teich Menschen geheilt wurden. Deshalb haben christliche Krankenhäuser diesen Namen gern übernommen. In Stuttgart gibt es zum Beispiel ein Krankenhaus an der Weinsteige, das so heißt.
Jesus heilte dort wieder einen Gelähmten. Er vollbrachte viele andere Heilungen, aber hier geht es erneut um einen Gelähmten, der geheilt wurde. Danach entstand eine Diskussion: Aus welcher Kraft vollbringt Jesus diese Heilung? Dass er heilen konnte, sah jeder. Die Frage war jedoch, ob er dies aus göttlicher oder widergöttlicher Kraft tat.
Für viele Juden war klar: Das kann nicht von Gott sein, denn das passt nicht zu ihrem Gottesbild. Hier setzt die Diskussion ein, wie sie in Johannes 5,17 beschrieben wird: Jesus antwortete ihnen: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke auch.“
Diese Formulierung mit dem Vater, wie schon zuvor, führte dazu, dass die Juden noch mehr versuchten, ihn zu töten. Denn Jesus brach nicht nur den Sabbat – die Heilung fand an einem Sabbat statt, an dem eigentlich keine Arbeit erlaubt war –, sondern er nannte Gott auch seinen eigenen Vater. Damit machte er sich selbst Gott gleich.
Man muss dazu sagen: Wir beten ja „Vater unser im Himmel“. Man könnte also sagen, wir machen uns auch gottgleich, weil wir Gott als Vater ansprechen. Aber wir sagen „unser Vater im Himmel“. Ein Jude würde das immer so ausdrücken. Er würde niemals „mein Vater“ sagen. Wenn überhaupt, dann „mein Vater im Himmel“. Aber „mein Vater“ allein hat ein Jude damals nie gesagt.
Das war in der damaligen Kultur so. Heute sind wir im Christsein etwas freier, wie wir Gott anreden, denn er ist ja unser Vater. Damals aber war das anders. Die Reaktion der Juden war eindeutig: Sie wollten Jesus töten, weil er sich damit Gott gleichmachte. Er stellte sich auf dieselbe Ebene wie Gott. Für sie war das so, als würde er heute in klaren Worten sagen: „Ich bin Gott.“
Sie suchten wahrscheinlich Steine, um ihn zu steinigen. Das steht hier zwar noch nicht, aber das war damals die übliche Tötungsart. Vielleicht haben sie das Steinewerfen auch später verschoben, weil gerade viele Führer von Jesus dabei waren.
Jetzt geht es noch weiter. Die Juden wollten ihn töten, weil sie wieder sagten, dass er sich Gott gleichmacht. Das könne gar nicht sein.
Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der Sohn kann nichts von sich selbst tun, sondern nur das, was er den Vater tun sieht. Denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.
Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er selbst tut. Er wird ihm noch größere Werke zeigen als diese, so dass ihr euch wundern werdet. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will.
Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn übertragen, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren.“
Wenn man das mal sacken lässt, sind das natürlich wahnsinnige Aussagen. Der Vater erweckt Menschen vom Tod, das kann nur Gott. Oder mit Gottes Hilfe kann das jemand tun, wie Elija im Alten Testament. Aber hier erweckt der Sohn auch Menschen vom Tod.
Und der Vater richtet später niemanden im Jüngsten Gericht, sondern der Sohn, also Jesus Christus selbst, wird später einmal richten. Warum? Damit er geehrt wird – Vers 23 in Johannes 5 – damit der Sohn geehrt wird, wie sie den Vater ehren.
Und wie ehren wir den Vater? Indem wir ihn anbeten, wie Thomas, der ja auch sagte: „Mein Herr und mein Gott.“ Indem wir ihn als Gott anerkennen. Das ist ganz klar.
Jesus sagt hier: Ich muss geehrt werden wie Gott, ich bin Gott. Ich bin derjenige, der zum Gericht wiederkommt. Ich bin derjenige, der Menschen auferweckt. Ich bin mit dem Vater eins. Das sind alles Begriffe, die zeigen, dass er von sich behauptet, Gott zu sein.
Die Bibel behauptet das auf jeden Fall. Ob das jetzt stimmt, ist eine andere Frage. Da muss man schauen, ob die Bibel zuverlässig ist. Aber wir können schon mal feststellen: Die Bibel behauptet sehr wohl, dass er Gott ist.
Auch wenn er nicht explizit gesagt hat: „Ich bin Gott“, ist diese Stelle, die du da vorgelesen hast, eine entscheidende. Denn wer wird schließlich auf dem Richterstuhl Gottes sitzen, wenn nicht Gott selbst?
Und Jesus sagt: Ich werde schließlich dort sitzen und euch richten. Dann müssen wir als Menschen vielleicht erklären, warum er uns nicht richten darf, wenn wir meinen, dass er nicht Gott sei.
Diese Erklärungen muss ich jetzt nicht vorlesen. Man kann die einfach selbst lesen, in die Texte hineingehen – nicht nur, was behauptet wird, sondern schauen, was dort wirklich steht.
Und wie gesagt, eins muss ich zugeben: Ich hätte das gerne ein bisschen anders. Natürlich hätte ich gern diesen einen knackigen Satz: „Ich bin Gott“ – und dann schreibst du da Johannes x, Vers x hin und plakatierst das überall. So wurde es aber nicht gesagt. Da bin ich mir auch nicht ganz sicher, warum das nicht ganz so direkt gesagt wird.
Manchmal, zum Beispiel bei seiner Verhandlung, wurde er gefragt: „Bist du der Christus?“ Da sagt er: „Ich bin’s.“ Und er sagt auch noch: „Ihr werdet mich sehen zur Rechten der Macht“, also beim Thron Gottes, und „ich komme in den Wolken wieder.“ Er ist gestorben und wird später wiederkommen. Er wird ewig leben. Er kommt wieder – erst zur Rechten Gottes. Das sind alles schon wahnsinnige Aussagen. Dieses Direkte findet man aber nicht so einfach.
Wenn man aber mal schaut, auch auf die Reaktionen oder darauf, was andere über ihn sagen, wie sich Menschen vor ihm hinwerfen und ihn anbeten – auch solche Verse finden wir. Oder wenn man in die Briefe schaut, sieht man eindeutig, dass überall steht, er ist Gott, und das wird über ihn gesagt.
Wenn man diese Aussagen alle anschaut, merkt man, dass er kein großer Lehrer oder Prophet sein kann. Ich glaube, das ist ganz entscheidend, das auch zu begreifen: Jesus, wie du es am Anfang gesagt hast, ist viel, viel mehr als ein Religionsstifter. Das haben wir ihm oft angehängt, dass wir gesagt haben, er sei ein Religionsstifter. Aber er selbst hat das definitiv nie gesagt. Er ist weit darüber hinausgegangen, wie die Bibelverse zeigen, die du auch zitiert hast.
Er hat ja einmal die Jünger gefragt, später auch andere Menschen: „Was sagen die Leute über mich?“ Einige sagten, er sei Elia oder Jeremia. Da bin ich mir gar nicht sicher, aber auf jeden Fall wurde er als Prophet oder großer Lehrer gern genannt. Das ist relativ bequem: Einen Propheten kannst du dir anhören oder nicht, einem Lehrer auch. Aber wenn er Gott dir gegenüber ist, hat das eine ganz andere Qualität und eine ganz andere Relevanz für unser Leben.
Was er aber definitiv nicht sein kann, wie gesagt, ist ein großer Lehrer. Denn er hat gesagt: „Ihr müsst an mich glauben, um errettet zu werden.“ Wenn er jetzt aber nicht Gott ist, dann ist er kein guter Lehrer, weil er die Leute ja in die Irre führt. Er kann auch kein Prophet sein, wenn er nicht Gott ist. Denn dann hätte er gesagt: „Ich führe euch zu Gott.“ Aber in der wesentlichen Sache führt er die Leute ja über sich zu Gott, indem er die Sünden der Menschen auf sich nimmt und für die Menschen stirbt.
Wenn er nicht Gott ist, hätte er gelogen. Dann ist er auch kein guter Prophet. Heute sagen wir gern: Religionsstifter, wunderbarer Lehrer, Prophet, Vorbild, was weiß ich. Das kann so nicht sein, weil das zu seinen Lehren im Widerspruch steht. Er ist entweder ein Betrüger, ein Wahnsinniger oder Gott.
Vielleicht kann ich da mal einhaken. Lass uns das noch einmal im Einzelnen anschauen. Du sagst, er sei entweder ein Betrüger. Kannst du das ein bisschen ausführen?
Ja, also die Juden haben so reagiert, dass sie gesagt haben: Wir haben gesehen, du hast Menschen geheilt, du hast Worte gesprochen, aber trotzdem haben sie Steine in die Hand genommen. Warum? Weil sie gesagt haben, du bist nicht Gott. Und dann mussten sie ihn natürlich steinigen, aus ihrem Verständnis heraus.
Wenn er wusste, dass er nicht Gott ist – wenn er es bewusst wusste – dann ist er ein Betrüger. Denn er hat behauptet: Ich bin Gott, ihr müsst an mich glauben, ich werde später zum Gericht kommen, ich werde euch auferwecken, ich werde euch Leben geben. Das ist so ziemlich das Schlimmste, was du einem Menschen antun kannst, wenn du das behauptest und es nicht ausführst.
Du hast es vorhin in der Einleitung gesagt: Menschen sind dafür gestorben. Sie haben ihr ganzes Leben hingegeben, sie wurden verfolgt, waren im Gefängnis. Und das, wenn er ganz bewusst nicht Gott ist, wäre das das Schlimmste, was du einem Menschen antun kannst.
Dumm wäre es auch noch, weil er deswegen am Kreuz gestorben ist. Ihm hat es nichts gebracht, außer vielleicht ein bisschen Ruhm oder so.
Aber die Frage steht jetzt im Raum: Was ist er nun? Ist er Gott oder nicht? Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Er ist Betrüger, weil er es nämlich weiß, oder er weiß es nicht. Und dann wäre er wahnsinnig. Das muss man jetzt überlegen.
Das habe ich übrigens auch aus dem Buch von Joschmel Daul, weil er das in einem Kapitel ein bisschen näher ausführt.
Nehmen wir mal den Betrüger. Wenn er Betrüger wäre, dann wäre das schon ein sehr interessantes Zusammentreffen. Denn er hat zum Beispiel die Bergpredigt geschrieben, die ja auch für Gandhi, Martin Luther King oder andere zum Vorbild wurde. Weil sie so hohe ethische Maßstäbe hat, selbst nach 2000 Jahren noch.
Viele Schriften von damals sind längst vergessen, und die Werte haben sich geändert. Aber das ist geblieben. Das erkennen viele an und wollen danach leben.
Und jetzt müsste er ein Betrüger sein – auf der einen Seite also einer, der nur etwas für sich selbst macht, Vorteile für sich selbst rausholen will, meinetwegen Ruhm oder was auch immer. Aber gleichzeitig hat er den reinsten und edelsten Charakter praktisch erfunden und die größten ethischen Maßstäbe gesetzt, die man sich überhaupt vorstellen kann, in der Bergpredigt. Und das mit einem niederträchtigen Charakter zu verbinden, ist eine Spannung, die sich für mich nicht auflöst.
Das passt für mich nicht zu dem, was ich sonst in seinem Leben finde. Denn er hat die Menschen dazu gebracht, ihr Leben zu ändern, zum Besseren zu wenden, dass sie sich wieder Gott zuwenden. Das passt für mich nicht zu dem Bild, das ich von einem Betrüger habe.
Ja, und schon gar nicht von einem Wahnsinnigen, oder?
Ja, also das wäre ja so, als wenn ich behaupte, ich bin Napoleon, bin zu groß. Nee, ich habe auch ein paar andere Qualitäten nicht, die er hatte, also die positiven Qualitäten von ihm jetzt genommen, ja, die Führungskraft oder andere Dinge.
Nein, wenn er gedacht oder geglaubt hätte, er wäre Gott, dann macht das ja etwas mit deiner Persönlichkeit. Und dafür ist er für mein Verständnis viel zu ausgeglichen.
Und wenn ich wieder auf die Bergpredigt komme: Das ist so nüchtern, so klar, auch wie er die Menschen sieht, diese Selbsterkenntnis. Das passt einfach nicht zu einem Wahnsinnigen dazu. Die haben ja dann doch eher ein abnormes oder exzentrisches Verhalten. Wenigstens ab und zu bricht das aus.
Aber das heißt, es bleibt nur noch die letzte These: Jesus ist wirklich der Herr. Und das ist ja das, was du denkst.
Das denke ich. Habe ich früher ja nicht, ich war ja nicht Christ. Und ich habe dann begonnen, das Johannesevangelium durchzulesen, und zwar mit der Fragestellung: Ist das nun Gott oder nicht?
Nach ein paar Seiten habe ich gemerkt, er soll Brot für zwanzigtausend Menschen machen – also fünftausend stehen drin, aber nur Männer. Also kommen die Frauen dazu, und sagen wir mal, zwei Kinder haben mindestens 20 Menschen. Er hat Brot für 20 Menschen gemacht, aus fünf Broten und zwei Fischen.
Er hat Geheilte geheilt, er hat Menschen vom Tod auferweckt, andere Dinge. Er hat behauptet: Ich und der Vater sind eins, ich bin die Auferstehung, ich bin das Leben. Wir haben Leben, aber ich bin ja nicht das Leben, ich kann ihnen das andere Leben geben. Lauter so Aussagen.
Und dann habe ich im Laufe des Lesens gemerkt: Entweder stimmt das oder nicht.
Ich habe dann zu Gott gebetet. Das war eines meiner ersten Gebete, die ich überhaupt hatte, weil wir sind ja nie in die Kirche gegangen, nicht mal an Weihnachten, weil wir waren richtig hardcore.
Ich habe gebetet: Wenn es dich gibt, dann zeig dich mir. Und dann habe ich da weitergelesen.
Und heute sage ich, jetzt falle ich mal in fromme Sprache, hat der Heilige Geist mir gezeigt, dass er wirklich Gott ist.
Oh, das ist jetzt schrecklich fromm, ja, aber so war es halt. Wie soll man es anders beschreiben?
Also ich habe gemerkt, er ist wirklich Gott und habe das gesagt, was Thomas gesagt hat: Mein Gott und mein Herr.
Denn wenn er Gott ist, dann ist er natürlich auch bestimmt mein Leben, weil er hat ja alles gemacht – worüber ich übrigens sehr froh bin.
Und das habe ich durch das Lesen der Bibel gemerkt, deswegen bin ich auch immer so darauf aus, dass ich sage: Einfach an der Bibel prüfen, da mal gucken.
Wir können viel diskutieren: Ist er wahnsinnig, ist er Betrüger, ist er Gott? Da werden wir nicht übereinkommen mit jemandem, der nicht glaubt.
Ich würde sagen, lies einfach mal selber. Und wenn du das liest, dann wirst du merken: Die Bibel hat eine Kraft, wenn du dranbleibst. Und diese Kraft wird dich letztendlich überzeugen, da bin ich sicher.
Da fällt mir zu dem, was du eben gesagt hast, noch ein Bibelvers in Johannes ein. Jesus sagt dort selbst: „Meine Lehre ist nicht meine, sondern dessen, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich von mir selbst rede.“
Ja, das hat er selbst gesagt. Wenn man also über Jesus nachdenkt, so wie du es gerade getan hast, ist es am wahrscheinlichsten, dass Jesus Gott ist.
Ich glaube jedoch, dass man mit Argumenten allein niemanden überzeugen kann. Aber ich kann darum beten, dass Gott mir selbst die Überzeugung schenkt – so wie du es auch erlebt hast, wenn du die Bibel liest. Jesus ist tatsächlich Gott.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und vor allem die Überzeugung, dass Jesus tatsächlich Gott ist.