Gott hält Wort

Jürg Birnstiel

Einleitung

Hans Müller, Chefpilot der Lufthansa, plauderte in einem Zeitungsinterview: “Die eiserne Ration in den Rettungsbooten der Lufthansa-Jets enthielten u.a. ein Abschreckungsmittel gegen Haie und eine Bibel.” Im Liniendienst gehört die Bibel nicht zum Service. An Bord gibt es Zeitungen, Illustrierte und einen Werbeprospekt der Luftfahrtgesellschaft.

Tatsächlich. Zum Leben brauchen viele die Bibel nicht. Aber vielleicht ist sie zum Sterben gut. Mancher betrachtet sie nur als eine Art Notstromaggregat in Krisenzeiten. Liebe Luzia und Daniel. Mit dem Bibelvers, mit dem Ihr uns zur Hochzeit eingeladen habt sagt ihr uns ganz deutlich, dass die Bibel in Eurem Leben nicht einfach ein Buch ist, das man bei der Trauung bekommt und dann für die nächsten Jahre im Bücherregal deponiert. Sozusagen für die Zeit falls man es vielleicht doch noch einmal nötig haben könnte darin zu lesen. Nein. – Euch ist die Bibel wichtig und so steht auf eurer Einladung: Das Wort des Herrn ist Wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss. Psalm 33, 4.

Was Ihr hier ausgewählt habt, ist ja sehr provokativ. Das Wort Gottes, die Bibel, ist wahr, was Gott sagt, das wird er auch tun. Heute, wo alles relativ ist. Alles nur vorläufig. Es darf keine absolute Wahrheit geben. Ihr, die Ihr beide studiert habt, und gewohnt seid wissenschaftlich zu arbeiten, stellt uns dieses Wort in den Raum. Lesen wir aber noch einige Verse, aus diesem Psalm: Text lesen: Psalm 33, 1-5 Zwei Gedanken möchte ich für Euch hervorheben:

  • Gott ist zuverlässig
  • Seid Täter des Wortes

I. Gott ist zuverlässig

Der Schreiber dieses Psalms ist ein Mensch, der uns auffordert Gott den Schöpfer zu rühmen. Gott dem Schöpfer sollen wir uns dankbar zeigen. Mit Liedern sollen wir ihn loben. Der Grund zu solchem tun liegt eben darin, dass Gott ein zuverlässiger Gott ist: Denn das Wort des Herrn ist Wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss. Psalm 33, 4. Dieser Schreiber hat schon einiges erkannt und erfahren, so kann er mit Überzeugung alle die Gott kennen zu diesem Lob herausfordern. Es ist die Freude über die Zuverlässigkeit Gottes. Wenn alles in der Welt wankt, wenn gar die Welt vergehen würde, was Gott sagt, wird bestehen und den Untergang der Welt überdauern. Wie Jesus sagt: Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht. Lukas 21, 33.

Gott ist zuverlässig. Was er sagt, auf das kann man sich verlassen. Und was er sagt, das können wir in erster Linie aus der Bibel entnehmen, die man eigentlich in jedem Buchladen der Schweiz bestellen und kaufen kann. Ihr wollt mit diesem Vers ausdrücken, dass Ihr Eure Ehe, auf dieses ewig gültige Wort ausrichten wollt. Ihr vertraut dem, was in der Bibel steht. Das ist bei Euch, für einige vielleicht besonders erstaunlich, weil man den Glauben an die Bibel oft nicht mit Menschen in Verbindung bringt, die intellektuell sehr begabt sind. Viele sind Opfer der gängigen Meinung, der Glaube an die Bibel und damit an Jesus Christus, sei etwas für alte, kranke und minderbemittelte Menschen. Sicherlich nichts für junge Menschen des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Aber Intelligenz macht das Leben nicht aus. Intelligenz beantwortet die wirklichen Fragen des Lebens eben nicht. Denn echte Weisheit orientiert sich am Schöpfer, so lesen wir in der Bibel: Die Weisen müssen zuschanden, erschreckt und gefangen werden, denn was können sie Weises lehren, wenn sie des HERRN Wort verwerfen. Jeremia 8, 9.

Evangelisation

Die Bibel hat Euer beider Leben grundsätzlich verändert, denn die Bibel berichtet von Jesus, der für unsere Sünden gestorben ist. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit dem Sinn und dem Ziel unseres Lebens. Sie stellt uns eine Diagnose über unseren Zustand, den wir – wenn wir mit uns selbst ehrlich sind – kennen. Sie zeigt uns unser Problem auf, so schreibt Paulus: Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, Römer 3, 22b-23. Im Johannesevangelium steht: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm. Johannes 3, 36. Euch ist die Dringlichkeit dieser Botschaft bewusst. Ihr selber habt Euer Leben durch Jesus erneuern lassen, Ihr habt Euch darauf verlassen, was die Bibel von Jesus berichtet. Ihr glaubt an Jesus so wie die Schrift sagt, denn Jesus sagt: Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Johannes 7, 38.

Und um dieses Leben geht es. Sind Sie wirklich Christ und wissen Sie, was mit Ihnen nach dem Tod sein wird? Ich möchte Sie einladen, diesen Jesus in der Schrift kennenzulernen, indem Sie wieder die Bibel zur Hand nehmen. Lesen Sie z.B. das Johannesevangelium durch. Luzia und Daniel. Ihr habt die Bibel zur Hand genommen und verstanden, dass das, was darin steht wahr ist und man sich darauf verlassen kann. Heute wollte ihr mit diesem Vers besonderen Nachdruck darauf legen.

II. Seid Täter des Wortes

Das Gottes Wort wahr und zuverlässig ist, hat aber auch eine ganz praktische Seite. Denn gerade im Bereich Beziehungen sagt uns die Bibel viel Hilfreiches. Und lassen wir uns bei diesem schönen Fest nicht darüber täuschen, als ob eine Ehe eine leichte und einfache Sache sei. Die vierjährige Susi hatte gerade zum ersten Mal in ihrem Leben die Geschichte von Schneewittchen und den sieben Zwergen gehört. Sie konnte kaum das Ende der Zeit im Kindergarten abwarten, um ihrer Mutter davon zu erzählen. Voller Aufregung berichtete sie der Mutter. Nachdem sie erzählt hatte, wie der Prinz auf seinem schönen weissen Pferd zurückgekehrt war und Schneewittchen durch einen Kuss wieder zum Leben erweckte hatte, fragte Susi laut: “Und weisst du, was dann geschah?” – “Ja”, antwortete ihre Mutter. “Sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende” – “Nein”, antwortete Susi mit einem Stirnrunzeln, “…sie heirateten.” Mit kindhafter Unschuld hatte dieses kleine Mädchen eine tiefe Wahrheit ausgesprochen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Heiraten und Glück sind nicht unbedingt dasselbe.(Charles Swindoll) Davon zeugt natürlich auch die hohe Scheidungsrate in unserem Land, die wiederum gestiegen ist. Und viele wagen diesen Schritt zur Ehe gar nicht mehr. Ehe zu leben, ist offenbar nicht so einfach. Umso wichtiger ist, dass wir ein gutes Fundament haben. Zwei Dinge möchte ich nochmals betonen.

Achtet einander, so wie ihr seid

In einer Beziehung durchläuft man verschiedene Phasen. Ich möchte etwas vereinfacht drei Phasen aufzeigen.

Phase 1: Faszination die Andersartigkeit zieht mich an und fasziniert mich.

Phase 2: Ernüchterung die Andersartigkeit beginnt mich zu ärgern ich kann mich mit der Art des anderen nicht abfinden. So versuche ich ihn zu erziehen. Paulus schreibt: Wenn ihr euch aber untereinander beisst und fresst, so seht zu, dass ihr nicht einer vom andern aufgefressen werdet. Galater 5, 15. Fresst Euch nicht auf. Erspart Euch diese Zeit. Vielmehr haltet Euch an die Anweisungen, die uns die Bibel gibt, wo es heisst:

Phase 3: Reichtum Ich entdecke, dass die Andersartigkeit meines Partners eine Bereicherung ist. Um diese dritte Phase ohne grosse Schäden zu erreichen, gibt uns die Bibel ganz praktische Hinweise, die eben wahr sind und die funktionieren:

Achtet einander

Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, / und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auf das, was dem andern dient. Philipper 2, 3-4. Lebt in einer gesunden Toleranz miteinander, die von der Liebe geprägt ist und nicht von Rechthaberei und Selbstverwirklichung.

Von dem bekannten elsässischen Pfarrer Oberlin wird erzählt, er habe über seinem Schreibtisch ein Bild hängen gehabt, das von rechts gesehen bläulich und von links rötlich schimmerte. Kam nun ein Brautpaar zu ihm, um die Trauung zu bestellen, dann liess er den Bräutigam das Bild von rechts betrachten und die Braut von links, oder umgekehrt. Dann fragte er die beiden, welche Farbtönung das Bild habe, und die Antwort fiel natürlich verschieden aus.
Dann sagte Oberlin: „Wechselt nun die Plätze!“ Und wenn das geschehen war, stellte er noch einmal die gleiche Frage und erhielt darauf von jedem der Brautleute die der vorigen entgegengesetzte Antwort. Daran knüpfte der Pfarrer die Lehre: „Wenn ihr einmal in eurer Ehe eine Meinungsverschiedenheit oder einen Streit habt, so tut dasselbe, was ich euch vorhin vor dem Bild geraten habe. Wechselt die Plätze, stellt euch in Gedanken auf die andere Seite, versetzt euch in seine Lage und beurteilt von hier aus das, worüber ihr gestritten habt.“
Jedes Ding hat mindestens zwei Seiten. In der Regel sehen wir nur eine, und unser Urteil ist fertig. Diese Einseitigkeit schafft Spannungen, Streit und verhärtet die Herzen. Versetzen wir uns mal in die Lage des anderen. Sehen wir mal das Problem durch die Brille des anderen. Aber es erfordert Selbstverleugnung und Nächstenliebe. Wir müssen herunter vom Sockel unserer Selbstgerechtigkeit. Betrachtet den anderen als ein zu erforschenden Wesen. Wie Ihr das in der wissenschaftlichen Arbeit gewohnt seid. Versucht zuerst zu verstehen und nicht zu verändern.

Tragt einander

Vielmehr haltet Euch an die Anweisungen, die uns die Bibel gibt, wo es heisst: Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Galater 6, 2. Und weiter heisst es: Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Römer 12, 10. Wenn Ihr Euch vornehmt, einander in dieser Haltung zu begegnen, dann werdet Ihr Eure Krisenzeiten positiv überstehen. Das heisst nicht, dass Ihr über nichts sprechen dürft, was Euch aneinander nicht gefällt. Ihr werdet Euch hoffentlich in den kommenden Jahren verändern und zueinander wachsen, aber bitte erzieht Euch nicht gegenseitig. Vielmehr setzt Euch zum Ziel, den anderen kennen und schätzen zu lernen, so wie er ist. Für Euch beginnt nun eine Entdeckungsreise. Die Männer werden oft besonders ermahnt, so schreibt Petrus den Männern. Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben. Epheser 5, 21. Deine Aufgabe Daniel besteht nicht darin, über Deine Frau zu herrschen, sondern Dich für Deine Frau zu investieren - mit Leib und Leben, koste es Kopf und Kragen.

Betet miteinander

Jeder von Euch hat den Wunsch mit und für Jesus zu leben. Ihr wollt ganz bewusst Jesus in Eurer Ehe Raum geben. Und es gibt viele christliche Ehepaare, die diese ernste Absicht haben, aber - warum auch immer - bringen sie es nicht fertig miteinander zu beten. Dabei ist es überhaupt nicht schwierig. Es ist ein Geschenk, dass wir Gott unseren Dank, unser Lob, unsere Bitten gemeinsam bringen dürfen. Es ist am Anfang vielleicht etwas ungewohnt, aber lasst nicht locker, bis es bei Euch eine Gewohnheit ist. Petrus sagt den Ehepaaren: Desgleichen, ihr Männer, wohnt vernünftig mit ihnen zusammen und gebt dem weiblichen Geschlecht als dem schwächeren seine Ehre. Denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens, und euer gemeinsames Gebet soll nicht behindert werden. 1. Petrus 3, 7. Das aufrichtige Gebet bindet Euch fest an Euren lebendigen Gott, der über Euch wacht und Euch segnet. Der nicht möchte, dass Ihr in unnötige Schwierigkeiten kommt. Ihr werdet erkennen, wie gross der Segen ist, wenn Ihr gemeinsam Eure Anliegen vor Gott bringt. Wir werden dazu aufgefordert unsere Sorgen auf Jesus zu werfen: Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch. 1. Petrus 5, 7.

Schluss

Unsre Seele harrt auf den Herrn; er ist uns Hilfe und Schild. / Denn unser Herz freut sich seiner, und wir trauen auf seinen heiligen Namen. / Deine Güte, Herr, sei über uns, wie wir auf dich hoffen. Psalm 33, 20-22. Amen