Liebe Schwestern und Brüder,
wir haben seit 30 Jahren kein Klassentreffen mehr gehabt. Es handelt sich um die Jahrgangsstufe, die im Jahr 1949 das Abitur gemacht hat. Sie können sich ausrechnen, wie alt ich inzwischen bin.
Doch je älter wir werden, desto häufiger treffen wir uns in der alten Kameradschaft – inzwischen sogar zweimal im Jahr. Bei vielen muss man heute fragen: Wer bist du? Wir haben uns schließlich ein wenig verändert.
Ich weiß aber noch sehr genau, wer aus unserer Klassengemeinschaft eigentlich die Gottgläubigen waren. So wurden im Dritten Reich, bis 1945, diejenigen bezeichnet, die offiziell, also standesamtlich, aus der Kirche ausgetreten waren – aus der evangelischen oder der katholischen Kirche.
Natürlich sind wir gottgläubig, wir sind ja keine Heiden. Es war eine Sprachregelung, die die junge Generation heute kaum noch kennt. Sie war dem damaligen Führer Adolf Hitler nachempfunden, der gelegentlich in seinen Reden einstreute, dass es den Allmächtigen gibt oder eine Vorsehung.
Natürlich glauben wir an Gott, wir sind ja keine Atheisten. Den Zugang zu Gott, wie Paulus hier schreibt, haben wir. Wir haben Zugang zu Gott – no problem, würden wir heute sagen, kein Problem.
Die Bedeutung des Gottesnamens und der Respekt vor Gott
Manchmal beschleicht mich die Sorge, dass in unserer heutigen Christenheit der Name „Vater“ zu selbstverständlich und zu leichtfertig ausgesprochen wird. Vater, wir preisen dich. Vater, deine Ehre. Wir werfen uns nieder vor dem Thron deiner Majestät, Vater.
Immer wieder denke ich an meinen Freund Rudolf Bäumer, der jahrzehntelang das Haupt der Bekenntnisbewegung war. Er hat mir einmal gesagt: „Rolf, wenn ich in der Sakristei stehe, bevor ich auf die Kanzel gehe, und mich im Spiegel sehe, ob das Päffchen richtig sitzt, denke ich weniger an das Päffchen, als daran: Wer bist du denn, Rudolf, mit deinen dreckigen Lippen, dass du überhaupt wagst, den Namen Gottes in den Mund zu nehmen?“
Wir könnten etwas lernen vom letzten Indianerstamm am Amazonas. Die haben einen heiligen Respekt vor Gott. Wenn man den Hebräerbrief liest, wo steht: „Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“, würden sie sagen: Ja, so ist es. Wenn man liest, wie schrecklich es ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen, würde man sagen: So ist es genau.
Mit Gott steht man nicht einfach auf Du und Du. Heute Morgen beim Frühstück sprachen wir mit Doktor Lülling darüber, dass schon in Israel, im Psalm 46, steht: Wenn der Herr redet, muss das Erdreich vergehen, die Könige stürzen. Wenn Gott redet, dann hat das Gewicht.
Nehmen wir nicht viel zu selbstverständlich den Namen Gottes. Sind wir gottgläubig? No problem. Doch da sitzt der Apostel Paulus und sagt: „Da habe ich auch etwas dazu zu sagen.“ Er erinnert uns daran, dass am Sinai, als Gott seinem geliebten Volk begegnen wollte, Gott dem Mose geboten hat, ein Gehege, einen Zaun um den Berg zu machen. Kein einziges Tier, keine Katze soll zu Gott durchbrechen, kein Schaf, aber auch nicht die heiligen Priester, die sonst in Gottes Gegenwart gehen dürfen.
Macht also ein Gehege, macht einen Zaun! In Epheser 2 findet sich das Stichwort vom Zaun. Das Erdreich muss vergehen, wenn Gott sich hören lässt. Selbst die heiligen, geheiligten Priester müssen vergehen in seiner Gegenwart.
Daran erinnert Paulus. Er schreibt ja nach Ephesus, wo es manche Leute gab, die meinten: „Wir kennen uns mit der Heiligen Schrift Israels aus, aber das mit dem Zaun ist uns nicht bekannt.“ Paulus sagt dann: „Ja, dann erkläre ich es euch.“ Ich lese gerade noch einmal diesen Abschnitt.
Die Überwindung der Feindschaft durch Christus
Er hat den Zaun abgetan, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft.
Man könnte sagen, das ist ein sehr drastisches Wort – aber viele behaupten, sie hätten keine Feindschaft. Neuerdings hat mir ein Patensohn, der inzwischen erwachsen ist, gesagt: „Ich habe nichts gegen Gott, und vielleicht hat Gott auch nichts gegen mich. Aber wenn ich ihm mal begegnen sollte, habe ich keinen Plan, wie ich mit ihm reden soll.“ So denken viele Menschen.
Paulus sagt jedoch, dass tatsächlich Feindschaft dazwischensteht. Er erklärt das mit Begriffen, die er aus seiner Bibel, dem Alten Testament, kennt. Gott sagt sogar zu seinem geliebten Volk Israel: „Was habe ich dir angetan? Bin ich etwa eine Mücke, die dich stört?“ Beim Propheten Hosea heißt es, Gott sei eine Made, die man abschüttelt. Dort wurde der Zaun gebaut – am Berg Sinai.
Gott wollte seinem Volk begegnen und mit ihm sprechen: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Land der Sklaverei.“ Aber das Volk Israel sagte: „Im Moment können wir deine Stimme nicht hören.“ Sie zogen Leine und gingen weg. Sie baten Mose: „Rede lieber du mit uns, mit Gott, denn wir wollen nichts damit zu tun haben.“
Der Zaun, die Feindschaft, ist später auch bei den Propheten Thema. Im Auftrag Gottes heißt es: „Ihr habt mir so oft den Rücken zugekehrt. Nun will auch ich euch den Rücken zukehren.“ Wie oft in meinem Leben habe ich dem lebendigen Gott den Rücken zugewandt! Lieber Gott, es wäre mir lieber, wenn du jetzt nicht zusehen würdest.
Und wenn dann Gott sagt: „Nun kehre ich euch auch den Rücken zu!“ – manchmal haben wir den Eindruck, er habe unserem ganzen Volk den Rücken gekehrt. Das ist furchtbar.
Im Jahr 1952 habe ich in Bonn studiert. Der ehrwürdige, greise Professor Günther Dehn war damals 15 Jahre jünger als ich heute bin. Doch er kam uns vor wie ein uralter Geist. Er fragte: „Was können wir tun, um die Kirche zu beleben?“ Wir machten munter Vorschläge, wie man die Kirche attraktiver machen könnte. Da sagte er: „Habt ihr nicht gemerkt, dass der Geist Gottes die Christenheit verlassen hat?“
Es ist Feindschaft, wenn Gott uns den Rücken kehrt.
Aber das ist nicht alles, was der Apostel Paulus über den Zaun, über die Feindschaft, sagt. Nun will ich euch etwas Wichtigeres sagen: Alles kann anders werden – auch für Menschen, für die Gott eigentlich der Feind sein müsste. Wir haben Zugang zum Vater.
Der Weg zum Vater durch Jesus Christus
In diesem Bekenntnis sind zwei Worte von Jesus aufgenommen. Zum einen hat Jesus gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Damit wird deutlich, dass der Zugang zum Vater nur über Jesus möglich ist.
Das zweite Wort betrifft den heiligen Gott, den Vater. Der Herr Jesus hat mit der Geschichte vom verlorenen Sohn verdeutlicht, was es bedeutet, Vater zu sein. Als der verlorene Sohn noch weit entfernt war, stand der Vater auf und lief ihm entgegen.
Paulus hat diese Aussagen nicht einfach aus dem Bauch heraus gemacht. Vielmehr können wir darauf vertrauen, wie der Apostel Paulus selbst sagt: „Wir haben...“ oder „Wir wissen...“. Wenn man genauer hinschaut, entdeckt man oft ein Wort Jesu darin. Paulus hat nie willkürlich Dinge behauptet. Die paulinische Theologie basiert darauf, dass er das Wort des Herrn Jesus auf Erden aufgenommen hat.
Es heißt: „Lasst das Wort des Christus reichlich bei euch wohnen.“ Zuerst ist da das Wort: „Mit mir kommt man zum Vater. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Es gibt also einen klaren Zugang zum Vater durch Jesus.
Ein historisches Ereignis als Symbol für den Zugang zu Gott
Es gibt Tage, die die Weltgeschichte verändern. Am 9. und 10. November 1989 tagte die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Badenweiler, Grotzingen. Wir hatten eine interessante Tagesordnung, die lange vorbereitet war. Doch als die Nachricht aus Berlin kam – die Schlagbäume sind offen, der eiserne Vorhang ist gefallen, Menschen strömen durch die Mauer von Ost nach West und von West nach Ost – konnten wir uns vor Freude kaum fassen.
Damals sagte der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Kruse: „Vielleicht sollte ich in Berlin sein.“ Daraufhin sind wir alle aufgestanden und haben geklatscht. „Du musst nach Berlin, die EKD-Synode ist nebensächlich. Dort, wo die Mauer offen ist, da musst du sein.“
In seinem Sprengel, in seinem Bischofsbereich, ist es bis heute eigentlich ein Wunder, das uns den Atem nimmt: Der eiserne Vorhang, der die Welt zwischen West und Ost geteilt hatte, ist ohne Krieg, ohne Revolution und ohne eine einzige abgeschossene Rakete aufgegangen.
Noch viel größer aber ist das Wunder, dass es einen Zugang zu dem Heiligen Gott gibt. Von ihm wusste man bisher aus Israel, dass er in einem Licht wohnt, zu dem niemand kommen kann – wirklich niemand. Doch jetzt hat Jesus die Mauer geöffnet und sich dabei mit seinem Leib blutig geschrammt.
Die Mauer der Aversion, die zwischen Gott und den Menschen stand, hat er mit seinem Leib geöffnet – mit dem Opfer seines Leibes –, damit es einen Durchgang gibt. So hat Jesus selbst gesagt: „Gibt mit mir einen Zugang zum Vater.“ Das ist Anlass zum Staunen und zur Anbetung.
Und es gibt wirklich einen Zugang zum Vater.
Das Bild des Vaters in der Beziehung zu Gott
Ach, wie töricht war in den vergangenen Jahrzehnten der Vorwurf, dass ein paternalistischer Begriff durch „Gott unsere Mutter“ ergänzt werden müsste. „Ach, Jesus spricht doch nicht von uns Vätern.“ Doch Herr Jesus hat gesagt: „Ihr Väter, die böse seid, arg seid.“ Denn wir sind nicht ideal. Was habe ich an meinen Kindern versäumt?
Nach der Auferstehung hat Jesus gesagt: „Mein Vater ist auch euer Vater.“ So wie ich weiß, wenn ihr alle mich verlassen werdet, der Vater ist bei mir. So wie ich weiß, wenn die ganze Welt mich hasst, ruht das Wohlgefallen des Vaters auf mir, sein Angesicht strahlt über mir. Der Vater ist alle Zeit bei mir, er hört mich alle Zeit, hat er auf dem Friedhof von Bethanien gesagt. Dieser Vater ist auch euer Vater.
So hört euch alle Zeit, dass das Wohlgefallen, das auf mir ruht, auch auf euch strahlt, wenn ihr zu mir gehört. Das, was Paulus mitzuteilen hat: Er hat den Zaun durchbrochen, die Mauer durchbrochen, die Feindschaft abgetan.
Aber der Apostel Paulus wusste, er kann das noch so eindrücklich sagen, sodass es noch nach zweitausend Jahren auf der La Höhe gelesen wird. Er kann das unterfüttern mit Beispielen aus dem Alten Testament, er kann versuchen, es anschaulich zu machen, und trotzdem kommt nichts bei uns an.
Persönliche Erfahrungen im Glauben und der Umgang mit Gott
Der Vater – ich habe den Begriff „theologisch“ oft erklärt und in vielen Artikeln beschrieben. Aber ich muss Ihnen gestehen: Mir ging es wie der Großnichte Frieda in Hannover. Mit dieser kleinen sechsjährigen Frieda hat die Mutter über Gott gesprochen. Frieda sagte: „Den mag ich nicht, ich mag lieber den Kleinen.“
Da fragte die Mutter: „Wen meinst du mit dem Kleinen?“ Frieda antwortete: „Den Jesus, den mag ich, aber den anderen nicht.“ Ich habe Verständnis für Frieda, denn sie hat nur ein elementares Gespür. Jesus hat gesagt, das höchste und vornehmste Gebot sei: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von all deinen Kräften.“
Ich habe Jesus lieb, ich habe mit Jesus gelebt und Erfahrungen mit ihm gemacht. Aber bei Gott blieb immer eine gehörige Portion Respekt. Wenn Gott wirklich Gott ist, dann weiß er doch auch von den vielen Situationen, in denen er traurig war – über das, was in meiner Phantasie war, was ich gedacht und gesagt habe, und was ich versäumt habe.
Das ist doch eine ganze eklige Müllkippe, wenn man alles zusammennimmt: „Schlick und Schlamm im Innersten meiner Seele.“ Wenn das einmal am Tag des Gerichts offenbar wird – und wenn Gott Gott ist, dann wird er es offenbar machen.
Es war dieser Respekt vor Gott. Und jedes Mal, wenn ich in Römer gelesen habe, dass der Heilige Geist mich treibt, zu rufen: „Abba, lieber Vater“, bekam ich einen roten Kopf, weil das nicht so aus vollem Herzen kam: „Lieber Vater.“
Und erst recht, wenn ich im ersten Johannesbrief gelesen habe: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“ Darin besteht die Liebe, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts.
Die Kraft des Heiligen Geistes im Glaubensleben
In meinem Christenleben und auch in meinem Theologenleben hat der Heilige Geist ein großes Wunder gewirkt. Schon vor Jahren, in deinen Bibelarbeiten, wurde erklärt, dass der Heilige Geist uns versiegelt.
Bis dahin habe ich es immer so verstanden: Wenn ich vor dem heiligen Gott stehe, wird er sagen, dass in meinem Leben vieles schiefgelaufen ist. Eigentlich müsste er sagen: „Ich muss dich aus meinen Büchern streichen, du hast keinen Platz in der Ewigkeit.“ Doch dann wird Jesus sagen: „Vater im Himmel, ich trete für diesen Menschen ein. Ich komme für ihn auf, ich bin für ihn gestorben. Du musst ihn durchlassen, komm!“
Da steht der zornige Vater, der die Sünden sieht, und Jesus, der für mich eintritt. Plötzlich öffnete mir der Heilige Geist den Blick: Selbst am Endgericht wird der Vater voller Freude auf mich schauen – mit strahlendem Angesicht.
Bei diesem Menschen ist mein Rettungsplan zum Ziel gekommen. Für ihn habe ich doch Jesus gesandt. Das ist großartig, herrlicher als der strahlende Pfingstmontagmorgen, als die Souveränität der Alpen, als die Weite des Meeres – herrlicher als alle Werke der Schöpfung.
Gott wird strahlend darüber sein, wenn sein Rettungsplan mit Jesus zum Ziel gekommen ist. Es gibt also nichts von dem harten, erbarmungslosen Vater, der nur meine Sünden sieht, sondern den liebenden Jesus.
Lesen Sie den Vers des Apostels Paulus: „Ganz durch Jesus haben wir in einem Geist Zugang zum Vater.“ Seitdem sage ich: „Vater, ich danke dir, dass du mir Jesus geschickt hast. Vater, es ist herrlich, dass du Erbarmen mit mir hast. Ich habe es nötig. Vielen, vielen Dank, Vater.“
Die Bedeutung des Heiligen Geistes für die Einheit der Christenheit
Aber jetzt habe ich in diesem kurzen Satz bis jetzt etwas unterschlagen: Durch Jesus haben wir alle in einem Geist Zugang zum Vater, in einem Geist.
Unsere Welt hungert danach nach Einheit. Wo man auch die Zeitung aufschlägt oder die Tagesschau und Heute hört – immer wieder zeigt sich diese Sehnsucht. Das muss doch in Myanmar möglich sein, das muss doch bei der Welthungerkrise möglich sein, das muss doch bei Aids möglich sein. Wir müssen doch zusammenkommen, wir müssen zusammenhelfen. Wir sind doch die eine Welt. Da kommt die Globalisierung und all die Ausdrücke.
Doch dort, wo man Jesus nicht ernst nimmt, ist man schnell bereit, zwischen allen Religionen zu sagen: Wir sind letztlich alle eins, wir glauben alle denselben Gott. Schon Johann Albrecht Bengel hat gesagt: Wo der Glaube an Jesus nicht mehr lebendig ist, wird man sogar bereit sein, mit dem Türken eins zu werden im Glauben, da auch sie an denselben Gott glauben.
Nein, Paulus beantwortet diese Menschheitsfrage nach der Einheit, diese Sehnsucht nach der Einheit: In einem Geist haben wir alle Zugang zum Vater.
Der Respekt vor dem heiligen Namen Gottes und die Nähe zu Gott durch den Geist
Ich erinnere mich noch, dass wir beim Konvent der schwäbischen Jugendreferenten einmal das Thema Israel und Judentum hatten. Wir hatten den Kantor der Stuttgarter Synagogengemeinde eingeladen.
Ich wollte ihm entgegenkommen und sagte „Jave hat gesagt...“, doch er unterbrach mich und erklärte: „Wir sprechen diesen Namen nicht aus.“ Immer wenn in der Bibel von Yahweh oder Jehova die Rede ist, sagt man stattdessen Adonai, was ‚der Herr‘ bedeutet. Das ist ein Ausdruck heiliger Ehrfurcht, um den Namen Gottes, den er offenbart hat, nicht einfach auszusprechen.
Paulus sagt, dass es natürlich einen Unterschied zwischen Israel und den Heiden gibt. Bildlich gesprochen stand Israel ganz nah am Zaun, also ganz nah bei Gott. Israel ist das von Gott geliebte Volk. Die Heiden hingegen standen kilometerweit entfernt. Aber das gilt für uns alle.
Wenn uns der Heilige Geist ergreift – Parther, Meder, Elamiter, wir aus Syrien und Kappadokien – dann heißt es in Apostelgeschichte 2, dass all diese Völker aufstehen. Wir alle sind in dem einen Geist vereint. Wenn uns der Heilige Geist den Durchblick schenkt, erkennen wir den heiligen, unnahbaren Gott, vor dem das Erdreich vergeht, wenn er sich hören lässt. Niemand kann in seinem Licht zu ihm kommen.
Er ist der Vater, auch für die, die noch fern sind. Er sah den Sohn, stand auf und lief ihm entgegen. Der Apostel Paulus schreibt, dass wir alle durch den einen Geist Zugang zum Vater haben. Dabei vertraut Paulus nicht auf seine Redekunst oder seine Theologie, sondern möchte mit einem Satz nahelegen: „Du, ich vertraue auf den Heiligen Geist.“
Der Heilige Geist öffnet plötzlich die Augen. Durch Jesus dürfen wir im Heiligen Geist Zugang zum Vater haben.
Die Dreieinigkeit als gelebte Erfahrung
Ach, wenn gesagt wird, die Trinitätslehre, die Dreieinigkeit, sei eine Erfindung von Theologen, die im Jahr 381 dogmatisiert wurde – diese spröde Lehre, wie Paulus sie nennt –, das ist die Wirklichkeit, die ich erlebt habe.
Ich, der ich eigentlich vom heiligen Gott ausgeschlossen sein müsste, habe durch Jesus den Durchblick bekommen. Ich darf zum Vater kommen. So höre ich es von Paulus her: Wir sollen aus der Vordergründigkeit des „Du, Vater, du Vater im Himmel“ zu einem großen, dankbaren Staunen kommen.
Durch den Heiligen Geist haben wir vollen Zugang zum Vater, der uns durch Jesus geöffnet wurde. Wir wollen aufstehen und mit diesem Vater reden: Du ewiger heiliger Gott, der du uns in Jesus begegnet bist als der Vater.
Wir sehen es an deinem Sohn Jesus, was es bedeutet, dich zum Vater zu haben. Du hörst uns allezeit, bist uns in großer Liebe zugetan und hast das große Rettungswerk in Gang gesetzt.
Lass uns doch nicht innerlich verschlossen bleiben, nicht so kleingläubig und nicht so zufrieden mit unserem bisherigen Christenstand. Lass uns nach vorne schauen und in Bewegung kommen, wenn wir Zugang zu dir, dem Vater, haben.
Bei dir wollen wir all das Heil, die Kraft, die Zuversicht und die große ewige Hoffnung abrufen, die du uns gewährst. Erhalte uns im Staunen. Lass es uns nicht selbstverständlich nehmen, dass du durch deinen Sohn das Rettungswerk in Gang gesetzt hast, das jetzt im Heiligen Geist vollendet wird.
Du, Vater, lass uns ewig geborgen sein bei dir. Amen.