Einführung ins Thema Heiligung
Ja, ich möchte zu Beginn mit uns beten.
Himmlischer Vater, danke, dass wir wissen dürfen, dass Du ein Gott bist, der uns liebt und uns direkt ins Leben ansprichst. Wir wollen Dich bitten, dass Du uns hilfst, diese Worte als die Worte eines Vaters zu hören, der seine Kinder liebt und nur ihr Bestes will. Herr, wirke in unseren Herzen und mach uns bereit, auf Dich zu hören. Amen.
Wir haben gerade den Text aus 1. Thessalonicher 4 gehört. Die, die regelmäßig kommen, wissen, dass wir schon seit einigen Wochen eine Predigtreihe durch den ersten Thessalonicherbrief haben. Diese Predigtreihe setzen wir heute einfach fort. Damit kommen wir heute zu diesem Abschnitt.
Dieser Abschnitt markiert auch den Beginn eines neuen Themas im ersten Thessalonicherbrief. Er ist überschrieben mit den Worten „Ermahnung zu einem Leben in Heiligung“. Die Predigt haben wir auch so genannt. Auf dem Predigtflyer, den ihr vielleicht kennt und der unten ausliegt, könnt ihr euch schon darauf vorbereiten, was euch hier erwartet.
Wir haben die Predigt überschrieben mit „Leben in der Heiligung“. Markus hat ja zu Beginn gefragt, wie ihr dieses Wort versteht und was es für euch bedeutet. Dabei hat er einige leicht verängstigte Gesichter gesehen. Ich kann mir vorstellen, dass es manchen vielleicht auch so geht, wenn das Predigtthema so heißt.
Man hört dann auch, dass in der Schlachterübersetzung der Abschnitt sogar als „Ermahnung zu einem Leben in der Heiligung“ bezeichnet wird. Was ist das? Ist das etwas ganz Anstrengendes, etwas eher Freudloses? Ist das etwas nur für besonders engagierte Christen? Befürchtest du vielleicht eine gesetzliche Predigt statt der Freiheit, die wir doch als Kinder Gottes haben?
Ich habe gerade für uns gebetet. Und das ist wirklich mein Wunsch für uns: dass Gott uns bereit macht und unsere Herzen öffnet, damit wir auf ihn, auf sein Wort, hören können. So können wir genau erleben, dass der Aufruf, den wir hier lesen, ein Weg ist, über den Gott seinen geliebten Kindern zeigen möchte, wie sie ein wahrhaft frohes und erfülltes Leben führen können.
Gottes Rettung und der Beginn eines neuen Lebens
Es ist wichtig zu verstehen: Diese Worte sind gesprochen von einem Gott, der unser Gott ist – dein Gott, wenn du heute als Christ hier bist. Denn er hat Großes in deinem Leben gewirkt.
Gott hat Menschen, die ihm einst feindlich gegenüberstanden, die nichts von ihm wissen wollten und sich nur um sich selbst drehten, herausgerufen. Er hat Menschen wie dich und mich aus dieser Selbstzentriertheit und aus einem Leben in der Verlorenheit befreit.
Oft nehmen wir das gar nicht wahr. Von Natur aus ist es so, als säßen wir in einem tiefen, dunklen Abgrund voller Dreck. Wir denken, das ist alles, was es gibt – perspektivlos. Irgendwann ist alles vorbei, und das war es.
Doch Gott ist in seiner großen Liebe in diese Welt gekommen, um unsere Augen für mehr zu öffnen. Er hat in dieses tiefe Dreckloch hineingereicht, um Menschen wie dich und mich herauszuziehen. Das nennen wir Rettung oder Erlösung. Man beschreibt es auch als Wiedergeburt, weil hier ein ganz neues Leben beginnt – ein Leben nicht mehr in der Verlorenheit, sondern in wirklicher Freiheit.
Was Gott dann tut, ist, dass er den Menschen, die er gerettet hat, also den Christen, sagt, wie sie nun als Christen leben sollen.
Wenn du nicht wirklich sagen kannst, dass du Rettung in deinem Leben erlebt hast, wenn du nicht wirklich sagen kannst, dass Jesus Christus ganz persönlich in dein Leben hineingesprochen hat, wenn du noch nichts sagen kannst, wenn du nicht weißt, dass das, was wir vorhin gesungen haben, für dich auch stimmt – dass allein durch sein Blut du gerettet bist, dass er alle Schuld, die wir alle auf uns laden, immer wieder auf sich genommen hat am Kreuz von Golgatha –, wenn du das alles noch nicht weißt, dann möchte ich dich einladen: Lerne diesen Jesus kennen.
Wir haben viele Möglichkeiten dazu, unter anderem am Dienstagabend einen Kurs, um Christen zu entdecken. Wir haben letzte Woche schon angefangen, aber du kannst noch einsteigen. Es ist noch ein bisschen Platz.
Dienstag um 19:39 Uhr gibt es Essen. Du kannst dazukommen, musst nichts bezahlen, kannst dich einfach satt essen und dann mehr über Jesus lernen. In der Hoffnung, dass du verstehst und erlebst, was es bedeutet, wirklich befreit zu sein aus einer Verlorenheit und aus einer Gottferne.
Heiligung als geistliche Schönheitskur und Fitnessprogramm
Sie, die Gott jetzt herausgerufen hat – und ich denke, das sind die allermeisten unter uns – möchte er auf etwas Wunderbares vorbereiten, das er für sie bereithält. Denn Gott ist noch nicht fertig mit uns.
Der Prozess der Heiligung, um den es heute geht, ist ein bisschen wie eine geistliche Schönheitskur oder ein geistliches Fitnessprogramm. Gott möchte dich schön und fit machen. Für eine Hochzeit, für ein großes Hochzeitsfest. Darauf zielt die ganze Bibel ab: dass wir eines Tages, wir, die wir einst in dem größten Dreckloch gesessen haben, in der strahlenden Herrlichkeit Gottes sein werden. Jesus Christus wird zu uns Menschen wiederkommen und die Gemeinde als seine Braut zu sich nehmen.
Damit wir auf diesen Tag vorbereitet sind, möchte Gott uns vorher fit und schön machen. Wer schon einmal im Fitnessstudio war oder ein bisschen Sport gemacht hat, weiß, dass es nicht nur um das Ergebnis geht. Es macht auch ein bisschen Spaß, oder? Mal Sport zu machen.
Oder die Frauen unter uns wissen, dass ein Besuch im Spa nicht unbedingt nur anstrengend ist. Das Ergebnis kann sich typischerweise sehen lassen, aber der Prozess selbst ist auch nicht so schlecht, oder? Ich weiß nicht, wovon ich rede, aber ihr wisst das.
Liebe, ich hoffe, wir verstehen, dass dies das ist, was Gott uns hier sagen möchte. So spricht Gottes Wort uns nun an: Wir, die wir ihn kennen, die wir einst Gottes Feinde waren und ihn abgelehnt haben, sind nun seine geliebten Kinder.
Paulus’ Ermahnung an die neuen Christen
Das ist, was Paulus gleich in den ersten Versen tut. Wir lesen, dass er weiterschreibt: „Nun ihr Brüder.“ Paulus schreibt an Christen in Thessaloniki, die früher nicht seine Brüder waren. Sie waren alles andere als seine Brüder.
Er war einst in diese Stadt gekommen, in der Menschen lebten, die nichts von Gott wissen wollten. Sie führten ihr Leben so, wie sie es für richtig hielten, jagten Götzen nach und waren völlig verloren.
Diesen Christen hatte er verkündet, dass Jesus – diesen Nichtchristen, diesen Verlorenen – gekommen war. Jesus Christus, Gott selbst. Er, der vollkommen Gott und zugleich vollkommen Mensch war, hat das vollkommene Leben gelebt.
Jesus Christus war der Einzige, der keine Heiligung mehr brauchte, weil er vollkommen heilig war. Er tat immer das Richtige, war stets voller Liebe und gehorchte seinem Vater in allem. Er tat genau das, was er mit seinem Vater vor Grundlegung der Welt geplant hatte.
So lebte er das perfekte Leben. Dann starb er den Tod, den wir verdient hätten.
Paulus hatte das den Thessalonichern verkündigt, und viele glaubten daran. Aus diesen Feinden Gottes wurden seine Brüder, seine Glaubensbrüder.
Diesen Brüdern sagt er nun, wie sie weiterleben sollen, nachdem sie Rettung erlebt haben.
Gottes Gebet für Wachstum in Liebe und Heiligkeit
Bevor er diese Verse schreibt, hat er am Ende von Kapitel drei gebetet. Die Bibel in ihrer ursprünglichen Schrift hat keine Kapitel- und Verseinteilung. Diese Einteilung dient uns lediglich dazu, einen Vers leichter zu finden, wenn ich etwas zitiere.
Direkt davor steht, dass Paulus für diese Christen betet. Er bittet für sie und spricht ihnen Folgendes zu: "Euch aber lasse der Herr, also Gott, wachsen und immer reicher werden in der Liebe untereinander und zu jedermann, wie auch wir sie zu euch haben. Damit eure Herzen gestärkt werden und untadelig sind in Heiligkeit vor Gott, unserem Vater, wenn unser Herr Jesus kommt mit allen seinen Heiligen."
Das ist das Ziel, auf das sie zuleben sollen: die Heiligkeit. Paulus betet und bittet Gott darum, weil er weiß, dass es ein Werk Gottes ist. Gott ist derjenige, der uns reinigt. Gott ist derjenige, der uns fit macht. Gott ist derjenige, der unsere Herzen verändert.
Dann macht Paulus deutlich: Das heißt nicht, dass wir das einfach nur passiv über uns ergehen lassen. Heiligung ist zugleich unser Auftrag. So hören wir hier nun einen Aufruf zur Heiligung.
Aufruf zur Heiligung und deren Bedeutung
Weiter nun, ihr Brüder, bitten und ermahnen wir euch im Herrn Jesus, dass ihr in dem noch zunimmt, was ihr von uns empfangen habt, nämlich wie ihr wandeln und Gott gefallen sollt. Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch im Auftrag des Herrn Jesus gegeben haben. Das ist der Wille Gottes: eure Heiligung.
Ein paar Dinge, die wir vielleicht verstehen sollten, damit wir noch besser begreifen, was Heiligung ist: Heiligung ist offensichtlich ein Prozess. Es ist etwas, das schon begonnen hat, und Paulus sagt, sie sollen darin noch weiter zunehmen. Es ist ein fortlaufender Prozess. Früher wurde das schön und ganz richtig beschrieben von Jonathan und einem anderen, der gesagt hat, dass wir Gott ähnlicher werden, Christus ähnlicher. Das ist ein Prozess, und mit dem wären wir nie fertig.
Wenn du heute hier sitzt und sagst, die Predigt ist für alle anderen, ich brauche das nicht mehr, dann hast du es nötiger, als du denkst. Wir alle sind in diesem Prozess und werden in diesem Prozess bleiben – immer weiter zunehmend darin.
Das Zweite, was Paulus dann erklärt, ist, dass Heiligung ein Leben ist. Nicht nur, dass wir Christus ähnlicher werden, sondern dass wir Gott gefallen. Es ist ein Wachsen in einem Leben, in einem Wandel, wie es hier so schön heißt: der Gott gefällt, etwas, das Gott gefallen soll. Das heißt, wer nach Heiligung strebt, der fragt nicht nach Grenzen.
Diese Frage ist leider unter Christen viel zu oft zu hören: Wie weit kann ich gehen? Was darf ich noch tun, bevor es Sünde ist? Vielleicht eine Frage, die wir beim Oktoberfest gehört haben: Wie viel Alkohol ist okay, bevor es Trunkenheit und damit eindeutig Sünde ist? Wie viele Nacktszenen in einem Film sind noch okay, bevor es Pornografie und damit wohl eher Sünde ist? Wie stark darf ich übertreiben oder wie selektiv darf ich Dinge erzählen, bevor es eine Lüge und damit eindeutig Sünde ist? Wo beginnt ein Wort plötzlich zu Lästerung zu werden? Wo beginnt sündiger Geiz? Wann ist etwas sündige Lieblosigkeit? Oder auch mal anders herum gefragt: Wie viel muss ich denn leisten im Beruf, in der Familie, in der Gemeinde, um ein guter Christ zu sein?
Das sind alles Fragen, die die Grenzen ausloten wollen, die letztendlich ein Gesetz haben. Das ist eine Gesetzlichkeit, die der Heiligung entgegensteht und uns letztendlich daran hindert, so zu leben, wie Gott es will. Denn die Frage sollte nicht sein: Wie weit darf ich gehen? Oder: Was muss ich tun? Sondern die Frage eines Menschen, der nach Heiligung strebt, ist immer: Was gefällt Gott? Wie kann ich Gott in dieser Situation gefallen?
Heiligung ist dabei nichts Optionales für besonders Engagierte oder ehrgeizige Christen. Paulus bittet und ermahnt im Herrn Jesus. Er tut das mit der Autorität Jesu. Das ist kein Vorschlag, sondern er sagt, es ist ein Gebot, das sie empfangen haben – ein Gebot, das von Jesus selbst gekommen ist, ein göttliches Gebot. Es ist nicht einfach ein frommer Wunsch. Heiligung ist der Wille Gottes.
In Vers 7 und 8 ergänzt Paulus noch weiter: Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung. Deshalb wer dies verwirft, der verwirft nicht Menschen, sondern Gott, der doch seinen Heiligen Geist in uns gegeben hat.
Lieber Christ, weißt du, was die Berufung für dein Leben ist? Nicht Unreinheit, sondern Heiligung. Es ist deine Berufung. Und weißt du, dass Gott dir alles gegeben hat, was du brauchst, um dieser Berufung nachzukommen? Er hat dir seinen Heiligen Geist gegeben, er hat seinen Heiligen Geist in uns gegeben. Dieser Heilige Geist wirkt in uns Heiligung.
Er tut das, indem der Heilige Geist uns von Sünde überführt, indem er uns hinleitet zur Buße, das heißt zur Umkehr, indem er uns immer mehr hilft zu verstehen, was Gott uns zu sagen hat. Und er ist eine Kraft Gottes, wie es in der Bibel auch heißt, eine Kraft Gottes, die uns befähigt, immer mehr so zu leben.
Aber der Heilige Geist wirkt nicht plötzlich und irgendwie „boom“, sondern immer in Verbindung mit dem Wort Gottes. Der Heilige Geist will uns von Sünde überführen, indem er unsere Augen öffnet für das, was wir in der Bibel lesen. Er hilft uns, Gottes Willen zu verstehen, gerade wenn wir uns Gottes Willen zuwenden. So wirkt der Geist.
Lasst uns eine Gemeinde sein, die dem Geist Gottes Raum gibt, dem Heiligen Geist, denn so möchte Gott uns immer mehr verändern.
Nun ist das erst einmal sehr allgemein, aber Paulus wird nun konkret. Er spricht drei ganz konkrete Lebensbereiche an, in denen wir nach Heiligung streben sollen. Zuerst der Bereich der Sexualität – ein Bereich, der vielleicht typischerweise in Gemeinden nicht so oft angesprochen wird, aber Paulus tut es hier. Ich denke, es ist gut, dass wir uns damit beschäftigen. Ich lese uns diese Verse noch einmal:
Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr euch der Unzucht enthaltet. Unzucht (porneia) ist jede Form von sexueller Unreinheit, von sexueller Sünde. Dass jeder von euch versteht, sein eigenes Gefäß in Heiligung und Ehrbarkeit in Besitz zu nehmen, nicht mit leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen. Dass niemand zu weit geht und seinen Bruder in dieser Angelegenheit übervorteilt, denn der Herr ist ein Rächer für alle diese Dinge, wie wir euch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung. Deshalb wer dies verwirft, der verwirft nicht Menschen, sondern Gott, der doch seinen Heiligen Geist in uns gegeben hat.
Was Gott gefällt, was Gott für seine geliebten Kinder möchte, ist, dass sie sich von Unzucht, von jeder Form sexueller Sünde – man könnte auch sagen von jeder praktizierten Sexualität außerhalb des Schutzraums der Ehe – enthalten.
Die Thessalonicher mussten das hören. In Thessalonich war sexuelle Sünde ein großes Problem. Dort gab es kultische Prostitution, verschiedene Formen von Tempelprostitution. Prostitution war überall, und es war gang und gäbe, dass zumindest die Männer dem nachgingen. Thessalonich war vielleicht gar nicht so anders, als wir es in unserer Gesellschaft heute erleben.
In unserer Gesellschaft ist Sex omnipräsent. Wir können ihm nicht entgehen. Die Werbung agiert nach dem Motto „Sex sells“. Kaum ein Werbeplakat kommt ohne knapp bekleidete Frauen aus, egal ob es um Handyverträge, Traumreisen oder Kleidung geht, obwohl die fast nichts anhaben. In der Filmindustrie ist es genau dasselbe. Du kannst dir eigentlich anschauen, was du willst: Krimi, Komödie, Drama oder Historienfilm – fast nichts kommt ohne Sexszenen aus. Und das sind dann nicht Szenen, in denen eheliche sexuelle Gemeinschaft gutgeheißen wird, sondern fast immer Sex außerhalb des Schutzraums der Ehe zwischen Mann und Frau.
Ihr Lieben, die Versuchung ist omnipräsent. Ich kann mir kaum vorstellen, dass hier viele unter uns sitzen, die sagen, das betrifft mich nicht. Ganz ehrlich, ist das nicht ein Bereich, in dem wir fast alle angefochten sind? Wir leben in einer Zeit, die nicht so anders ist als die, in die Paulus dort hineinspricht.
Deshalb ist diese Ermahnung und Belehrung so hilfreich. Wir alle werden visuell stimuliert, uns wird ständig eingeredet, es sei alles gut und okay, ja, wir bräuchten es sogar, und wir hätten es verdient.
Paulus schreibt hier in Vers 4 und 5, und das klingt vielleicht im ersten Moment etwas seltsam, dass es jeder von euch versteht, sein eigenes Gefäß in Heiligung und Ehrbarkeit in Besitz zu nehmen, nicht mit leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen.
Ich habe bewusst heute die Schlachterübersetzung genommen, weil die Lutherübersetzung hier nicht nur übersetzt, sondern interpretiert. Luther sagt bei „Gefäß“, dass es sich um die Ehefrau handelt. Das könnte sein. Gefäß ist typischerweise ein Ausdruck für den Körper, und es könnte ein anderer Körper sein, nämlich der der Ehefrau. Dann würde es immer noch Sinn machen. Aber ich bleibe erst einmal dabei zu sagen, Gefäß ist wahrscheinlich einfach Körper. Nimm deinen eigenen Körper unter Kontrolle, bring deine sexuelle Begierde unter Kontrolle und strebe danach, mit deinem Körper, mit deinem ganzen Sein, Gott zu gefallen – anstatt, wenn ich das mal frei übersetzen darf, triebgesteuert zu sündigen, so wie es die Welt um uns herum tut.
Das sind die Heiden, von denen hier die Rede ist. Über die Heiden heißt es, dass sie Gott nicht kennen. Und wir Christen sollten nicht so leben wie die Welt, denn wir kennen Gott. Wir kennen den Gott, der uns geschaffen hat und genau weiß, was wir brauchen.
Wir kennen Gott als unseren Vater, der uns nichts vorenthält. Wenn Gott sagt, dass Sexualität in den Schutzraum der Ehe gehört und wir aus welchen Gründen auch immer in diesem Raum nicht leben können, dann dürfen wir wissen: Gott enthält uns nichts vor, was wir jetzt bräuchten. Gott weiß, was wir brauchen.
Als Christen wissen wir darüber hinaus, dass unsere größten Sehnsüchte niemals durch Sex gestillt werden können. Das ist es, was die Welt uns einreden will: „Wenn ich doch nur das hätte, dann wäre ich glücklich.“ Wenn du unverheiratet bist und dieser Lüge bisher glaubst, dann sprich mal mit ein paar verheirateten Leuten. Das ist eine Lüge, eine teuflische Lüge, die uns in eine Abhängigkeit treiben will, die uns in Sünde verstrickt.
Wenn wir tatsächlich noch so leben wie die Heiden, die Gott nicht kennen, dann sollten wir uns fragen, ob wir Gott wirklich kennen. Ob wir den Gott kennen, der uns wirklich liebt, der wirklich weiß, was wir brauchen.
Lasst uns diesem Gott vertrauen, diesem Gott, der sich für uns dahingegeben hat, der uns so sehr liebt, dass Jesus sein eigenes Gefäß nicht nur kontrolliert hat, sondern für uns ans Kreuz hat nageln lassen. Er weiß, was wir brauchen, und er wird es uns geben.
Lasst uns eine Gemeinde sein, die sich eben nicht dieser Welt anpasst. Vielleicht gehen wir ein paar Schritte hinterher, was die Welt tut, sagen, wir sind ein bisschen besser, ein bisschen anders, aber nicht so ganz anders. Dann lasst uns eine echte Gegenkultur fördern, eine Gegenkultur, in der wir Sexualität nicht zum Götzen werden lassen.
Dabei ist mir wichtig zu sagen: Wir Christen sind nicht sexfeindlich, überhaupt nicht. Sex ist Gottes Erfindung. Er hat uns so gemacht. Das war nicht die Idee von Beate Uhse oder Hugh Hefner. Gott ist für die Sexualität im Schutzraum der Ehe, und dort gebraucht er sie. So entstehen Kinder, die wir heute früh gesegnet haben, und das ist alles wunderbar – aber eben nur dort.
Herr, lass uns darauf bedacht sein, der Unzucht zu fliehen und uns ihr zu enthalten.
Paulus erklärt dann weiter, warum Unzucht, warum Sexualität außerhalb des Schutzraums der Ehe etwas so Schlimmes ist. Es ist klar: Es gefällt Gott nicht, es ist nicht heilig, so wie es sein sollte. Es ist nicht nur eine Sünde gegenüber Gott, sondern immer auch ein Übervorteilen des Bruders, wie es hier heißt.
Luther übersetzt das wieder ganz seltsam. Luther hat sich gefragt, was das wohl bedeuten kann, „Übervorteilen des Bruders in dieser Angelegenheit“. Er hat dann das Wort „Handel“ eingefügt. Deswegen habe ich die Luther-Übersetzung heute gleich zur Seite gelegt.
Es geht hier nicht um Handel. Mach dir keine Gedanken über deinen letzten Ebay-Deal, darum geht es hier nicht. Nein, es geht um das Thema Unzucht.
Jede Form von Geschlechtsverkehr außerhalb des Schutzraums der Ehe – entweder durch Ehebruch oder auch vor der Ehe – ist ein Übervorteil, ein Diebstahl an jemand anderem.
Beim Ehebruch geschieht das ganz offensichtlich dadurch, dass jemand in den Schutzraum der Ehe einbricht und einem Ehepartner etwas nimmt, was dort nicht hingehört. Der Betrogene ist derjenige, dem etwas geraubt wird, der übervorteilt wird. Ich glaube, das ist völlig klar.
Ich hoffe, wenn du verheiratet bist, weißt du, dass das ein Schutzraum ist, innerhalb dessen du dich bewegen sollst und nicht außerhalb.
Aber auch wenn du noch nicht verheiratet bist: Bitte erkenne diesen Schutzraum an, der von Gott gegeben ist. Denn wenn du diesen Schutzraum missachtest und Sexualität vor der Ehe lebst, dann tust du letztendlich so etwas, als würdest du in den Supermarkt gehen, eine Pralinenschachtel finden und sagen: „Oh, die sehen gut aus.“ Bevor du zur Kasse gehst, nimmst du sie heraus und fängst an, sie zu essen. Du hast noch nicht dafür bezahlt, sie gehört dir noch nicht, du übervorteilst hier jemanden – den Partner, weil er dir noch nicht gehört.
Geh zur Kasse, geh zum Standesamt, lass dich trauen, und dann Praline gerne – vorher nicht.
Das Schlimmste ist, dass in den allermeisten Fällen die Praline genommen, genossen und dann die Schachtel wieder zurückgelegt wird. Dann übervorteilst du nicht nur den Partner, sondern auch denjenigen, der später diese Pralinenschachtel kaufen wird. Das ist eine Übervorteilung.
Ich möchte ganz deutlich sagen: Gott ist ein Gott der Gnade. Da, wo sexueller Verkehr vor der Ehe geschehen ist, heilt Gott Wunden. Ich stehe hier als jemand, der das ganz persönlich erlebt hat, und ich preise meinen gnädigen Gott. Ich preise meinen gnädigen Gott.
Aber ich weiß, dass ich meiner Frau etwas geraubt habe, was nur ihr gehört. Ich bin dankbar für Gottes Gnade. Aber lasst uns nicht vormachen, dass hier keine Übervorteilung von jemand anderem stattfindet.
Lasst uns nach Heiligung streben, gerade im Bereich der Sexualität, weil es Sünde ist – gegenüber anderen Menschen und gegenüber Gott. Gott lässt sich das nicht bieten, und das klingt hier weiter durch:
Der Herr ist ein Rächer für alle diese Dinge, und das hat Paulus ernstlich bezeugt.
Auch das ist wichtig, dass wir das verstehen: Gott ist das nicht egal. Gott kümmert sich um diese Dinge. Gott möchte, dass wir ihm vertrauen, dass wir unter seiner guten Herrschaft leben und tun, was er sagt, weil er es gut mit uns meint.
Wenn wir meinen, wir müssten in dem Bereich anders leben, dann sagen wir: Wir vertrauen dir nicht, Gott. Wir glauben nicht, dass du mich wirklich liebst, dass du es gut mit mir meinst.
Die Ermahnung ist streng. Wir dürfen uns hier nichts vormachen. Wer keine Buße tut und weiter in der Sünde verharrt, der kann sich nicht auf Gottes Gnade verlassen.
Paulus ermahnt an einer anderen Stelle im ersten Korintherbrief Menschen, die in diesem Bereich sehr leichtfertig leben, mit folgenden Worten:
„Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht erben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes erben“ (1. Korinther 6,9-10).
Jetzt könnte man sagen, das ist die Meinung der Freien Wähler Gemeinde München Mitte, die ist ohnehin so theologisch konservativ. Aber in Vers 8 sagt uns Paulus, wessen Meinung das wirklich ist:
„Deshalb, wer dies verwirft, der verwirft nicht Menschen, sondern Gott.“
Ihr Lieben, lasst uns lernen, unserem himmlischen Vater immer mehr zu vertrauen. Er weiß, was gut für dich ist. Lasst uns der Unzucht enthalten und so leben, wie es Gott gefällt – gerade auch im Bereich der Sexualität.
Und das Beste, was wir dabei tun können, ist, dieses omnipräsente Thema unter Christen nicht zu einem Tabuthema zu machen. Lasst uns offen darüber reden.
Mal ganz ehrlich: Wir sind doch alle versucht, wir sind doch alle in diesem Kampf. Warum tun wir als Christen ständig so, als ob das kein Problem für uns wäre? Fast jeder, den ich mal darauf anspreche, sagt mir: „Ja, ich weiß, für viele ist das ein Problem, aber bei mir geht es schon.“
Echt? Bei mir nicht? Ganz ehrlich, die Versuchung ist doch da. Und das Beste, was wir als Christen tun können, ist zu sagen: Es ist kein Tabu. Ja, für mich ist das eine Versuchung. Ja, ich werde ständig visuell stimuliert, und das ist doof. Ich weiß, das ist falsch, und ich will das nicht. Kannst du für mich beten? Kannst du mir helfen, darüber nachzudenken, wie ich an dem Punkt weiterkommen kann? Ich möchte wachsen, ich möchte in der Heiligung vorankommen.
Lasst uns so füreinander da sein!
Das ist der erste und mit Abstand ausführlichste Bereich, den Paulus hier behandelt. Wir kommen noch auf zwei andere Bereiche kurz zu sprechen.
In Vers 9 und 10 ruft Paulus zur Heiligung im Bereich der Bruderliebe auf. Paulus schreibt:
„Über die Bruderliebe braucht man euch nicht zu schreiben, denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, einander zu lieben. Und das tut ihr auch an allen Brüdern, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, ihr Brüder, dass ihr darin noch mehr zunehmt.“
Wäre das nicht wunderbar, wenn Paulus solche Worte an uns schreiben könnte?
Liebe Gemeinde der Freien Wähler Gemeinde München Mitte, über die Bruderliebe muss ich euch nichts sagen, ihr wisst Bescheid und lebt auch so.
Ganz ehrlich, ich freue mich regelmäßig über Kommentare von Geschwistern, die relativ neu hier sind und sagen: „Ich habe diese Gemeinde als sehr herzlich, als sehr liebevoll empfunden.“ Gerade heute früh nach dem Gottesdienst hatte ich so ein Gespräch mit jemandem, der mir ein Echo von dem gegeben hat, was hier steht. Ich habe mich echt darüber gefreut.
Ich glaube, es ist wirklich schön zu sehen, dass hier in dieser Gemeinde viel Geschwisterliebe gelebt wird.
Aber natürlich weiß ich auch, dass es andere Seiten in dieser Gemeinde gibt, Bereiche, in denen wir noch wachsen können. Bei uns kommt es schon mal vor, dass manchmal schlecht über andere geredet wird, dass vielleicht Geschwister bewusst geschnitten werden, man sich für andere gar nicht interessiert, sein eigenes Ding macht, vielleicht sogar unversöhnlichem Ärger oder Bitterkeit Raum gibt.
Das kommt auch in Gemeinden vor. Vielleicht gab es das auch in Thessalonich, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall gibt es auch in diesem Bereich eine Option für uns.
Wenn ihr wollt, dann habt noch mehr Liebe. Paulus erinnert die Christen daran, dass das ein Gebot ist – ein Gebot, das Jesus selbst gegeben hat.
So kennen wir diese Worte aus dem Johannesevangelium:
„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebt“ (Johannes 13,34).
Das sind Worte von Jesus an seine Jünger, seine Nachfolger.
Interessant ist hier auch wieder die Reihenfolge: Wir sollen einander lieben, so wie Christus uns geliebt hat. Er hat uns geliebt, damit wir auch einander lieben können. Das ist das, was uns zur Liebe bewegt.
Das heißt, es beginnt damit, dass wir verstehen, wie sehr wir von Gott geliebt sind.
Wir, die wir einst dort in diesem Dreckloch saßen, die einst von Gott nichts wissen wollten. Wir, die wir einst im weiteren Sinne Teil der Menschen waren, die Christus verspottet haben, die geschrien haben: „Kreuzige ihn!“, die nichts mit ihm zu tun haben wollten.
Für diese Menschen hat Christus sich hingegeben am Kreuz. Er hat sie so sehr geliebt, dass er sich in keinster Weise verschont hat. Menschen, die nicht sonderlich liebenswert waren – Menschen wie dich und mich.
So sehr hat er uns geliebt.
Und dann hat er uns durch seinen Heiligen Geist die Liebe, seine Liebe, in unsere Herzen hineingegeben. Das ist Teil dessen, was wir geschenkt bekommen in dem Moment, in dem wir zum Glauben kommen.
Gott gießt seine Liebe, diese einzigartige Liebe, in unsere Herzen.
Unsere Berufung ist es nun, dieser Liebe Raum zu geben. Das ist der Ruf, den wir hier hören.
Prüfe dein Herz: Wo ist noch Bitterkeit? Wo hat noch Lieblosigkeit in deinem Herzen Raum? Wo kannst du deine Geschwister, andere in der Gemeinde, noch mehr lieben – noch aktiver, noch tätiger?
Dann fang an! Es ist leichter, als du denkst. Es ist viel leichter, als du denkst.
Finde den Bruder oder die Schwester hier in der Gemeinde, bei dem oder der du denkst: „Mit dem oder der will ich eigentlich nichts zu tun haben.“ Und dann hast du etwas mit ihm oder ihr zu tun.
Geh einfach mal auf sie zu, sag ein nettes Wort, zeig ein bisschen Liebe, und dann tu es nochmal und nochmal.
Du wirst merken, das ist gar nicht so schwer. Im Gegenteil, es ist wunderschön. Das befreit.
So ist das mit allen Geboten Gottes: Wenn wir anfangen, darin zu wandeln, dann erleben wir, dass es nicht nur gut für andere ist, sondern befreiend für uns selbst.
Auch da weiß ich, wovon ich rede. Ich bin ganz gut darin, manche mehr zu mögen als andere. Aber wenn ich dann mal auf die schwierigen Leute zugehe …
Heute früh habe ich einen Test bekommen. Da kam jemand, der mit mir reden wollte, und ich dachte: „Okay, das hat gar nicht wehgetan.“ Im Gegenteil, danach habe ich gedacht: „Mensch, das ist eigentlich schön.“ Auch mit Leuten, wenn man ihnen zuhört, merkt man, das sind eigentlich auch Kinder Gottes. Und wenn man ihnen Wertschätzung zeigt, entspannt sich so vieles. Gesichtszüge werden weicher, und so sollen wir leben.
Ich hoffe, du lachst darüber, weil du es selbst schon erlebt hast. Dann mach weiter damit, denn es ist etwas, mit dem du nicht fertig bist.
Auch hier heißt es wieder: „Wir ermahnen euch aber, ihr Brüder, dass ihr darin noch mehr zunehmt.“
Und dann ein dritter und letzter Bereich: Gott ruft uns zur Heiligung im Bereich der Arbeit.
In Vers 11 heißt es:
„Das ist der Auftrag: Eure Ehre soll darin sein, dass ihr ein stilles Leben führt, eure eigenen Angelegenheiten besorgt und mit euren eigenen Händen arbeitet, so wie wir es euch geboten haben, damit ihr anständig wandelt gegenüber denen außerhalb der Gemeinde und niemanden nötig habt.“
Wir wissen nicht ganz genau, warum Paulus hier genau diese Dinge anspricht. Sicherlich könnte man im Bereich der Heiligung viele andere Lebensbereiche ansprechen.
Das hat sicherlich auch etwas mit der Situation in Thessalonich zu tun. Wir werden ab dem nächsten Abschnitt sehen – und wir haben es eigentlich schon gesehen –, dass es in diesem Brief immer wieder darum geht, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird. Es geht um ein Leben mit Perspektive Ewigkeit, wie wir auch diese Predigtserie genannt haben.
Es war wohl so, dass manche in Thessalon nicht sehr unmittelbar mit der Wiederkunft Jesu rechneten und aufgehört hatten zu arbeiten. Sie verbrachten ihre ganze Zeit damit, auf Jesus zu warten und erklärten allen anderen, wie sie leben sollten.
Paulus sagt jetzt den Thessalonichern, die in dieser Weise gefährdet sind: Seid keine faulen Besserwisser! Seid still, tut euren Job, seid fleißig, lebt vorbildlich.
Statt faule Besserwisser zu sein, solltet ihr fleißige Bessermacher sein. Das gilt auch für uns.
Christen sollten fleißig sein.
Hier heißt es, sie sollen so leben, dass sie nicht auf andere angewiesen sind. Das gilt für jeden Einzelnen von uns.
Es kann sein, dass jemand sagt: „Ich bin in einer christlichen Gemeinde, dann müssen die ja für mich sorgen.“ Und er zieht sich darauf zurück.
Ja, wir sind eine Gemeinde, in der wir einander lieben wollen, und das heißt auch ganz praktisch, dass wir einander in unseren Nöten helfen wollen. Es ist gut, seine Nöte kundzutun und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das wollen wir, das wünschen wir uns.
Aber wir sollten keine Versammlung von Menschen sein, die sich darauf zurückziehen und jeder einfach nur von anderen erwartet, dass sie für ihn etwas Gutes tun.
Nein, wir sollten bestrebt sein, so wenig Hilfe wie möglich nötig zu haben, weil wir selbst fleißig genug sind und tun, was wir können, um für uns selbst zu sorgen.
Wenn die Lebensumstände oder die Situation das nicht hergeben, dann dürfen wir genießen, dass wir in einer Gemeinschaft leben, in der wir füreinander da sind. Das sollten wir dann auch tun, damit wir für die da draußen keine Last sind.
Wir Christen sollten eine Gemeinde sein, eine Gemeinschaft, in der wir so füreinander sorgen, dass die Welt außerhalb der Gemeinde nicht schlecht über uns reden kann, sondern im Gegenteil sagen muss: Die Christen sind vorbildlich, weil sie füreinander Sorge tragen.
Lasst uns solche Christen sein!
Das kann ganz praktisch hier im Gemeindekontext beginnen.
Ich denke, das fängt damit an, dass wir unsere Angelegenheiten hier in Ordnung halten, dass unser Gemeindehaus von außen und innen manierlich aussieht, und wir können alle einen Anteil daran haben.
Ich staune immer, wenn ich ins Bad komme nach dem Abendgottesdienstteam, dass dort eigentlich immer mindestens ein Plastikbecher auf dem Boden liegt. Ist das irgendwie so gewollt? Ist das Teil der Deko? Oder heißt das, dass jemand beim Becher herausziehen einen zu viel herunterfallen lässt und denkt: „Der räumt sich schon von alleine auf“?
Da fängt es schon an, dass wir unsere Angelegenheiten in Ordnung halten und füreinander Sorge tragen, damit Gäste reinkommen und sagen: „Hier, das sind Leute, denen ist das wichtig, denen ist Gemeinde wichtig, denen dient die Gemeinschaft.“
Das ist ein Bereich.
Und natürlich auch, wenn wir rausgehen, wenn wir morgen zur Arbeit oder zum Studium gehen, ist das der Bereich, wo wir arbeiten und fleißig sein sollen.
Wir Christen sollten Menschen sein, die bekannt sind dafür, dass sie nicht faul sind und nicht lästern oder andere schlechte Dinge tun, sondern wir sollten diejenigen sein, die ihre Arbeit immer als Erstes fertig haben.
Christen sollten Menschen sein, die fleißig ihrer Arbeit nachgehen.
Wenn morgen irgendwo im Kaffeebereich die Lästerrunde beginnt, schalte aus, mach nicht mit. Sei bekannt dafür, dass du da nicht mitmachst. Geh an deinen Schreibtisch und erledige deine Arbeit.
Das Schlechteste, was die Leute über dich sagen können, ist: „Der lästert nicht und arbeitet viel zu fleißig.“
Das ist Teil unserer Heiligung, Teil unseres Zeugnisses in der Welt.
In allen Dingen sollten wir also danach streben, immer mehr so zu leben, wie es Gott gefällt. Das heißt, Jesus ähnlicher werden.
Jesus hat uns das alles vorgelebt. Er war ehelos, und Unzucht gab es in seinem Leben nicht. Er war die Liebe in Person, und er war treu seinem Vater gegenüber. Er hat das Werk, das der Vater für ihn bestimmt hatte, ohne Wenn und Aber ausgeführt.
Nur deshalb, weil er frei von aller Sünde war, weil er uns unendlich liebt und treu das Werk des Vaters vollendet hat am Kreuz von Golgatha, sind wir heute hier und dürfen weiter wachsen und ihm ähnlicher werden.
Ist das dein Anliegen?
Dafür möchte ich beten:
Himmlischer Vater, danke, dass du in deinem Wort sagst, wie wir gerettet werden können, dass du ein Rettergott bist. Danke, dass du die allermeisten hier aus einem Leben herausgerufen hast, das sich um sich selbst dreht, das in der Sünde verfangen ist.
Danke, dass wir schon deine geliebten Kinder sind. Danke, dass du all das für uns getan hast und uns deinen Heiligen Geist gegeben hast, der in uns wirkt.
Herr, vergib uns, dass wir deinem Geist oft nicht viel Raum geben in unserem Leben. Ich weiß das aus meinem eigenen Leben, ich weiß, wie oft ich Versuchungen nachgebe. Herr, vergib mir.
Danke, dass deine Gnade immer größer ist als alle unsere Sünden.
Hilf uns auch, einander anzuspornen, voranzugehen auf diesem guten Weg der Heiligung.
Danke, dass du uns sagst, wie wir leben sollen, und danke, dass du uns sagst, dass ein solches Leben vollkommene Freude bringt, bis wir eines Tages vollkommen heilig sein werden und in deine Herrlichkeit einziehen.
Dann werden wir erleben, dass Heiligkeit und vollkommene Freude zusammengehören.
Hilf uns, dieser Freude entgegenzustreben in der Heiligung!
Danke, dass wir dich darum im Gebet bitten dürfen, und danke, dass du uns dazu aufrufst, auch selbst tätig zu werden.
So beten wir mit der Bitte, dass du in uns wirkst und uns neu motivierst, selbst voranzugehen.
Wir beten im Namen dessen, der uns geliebt hat von Anfang an, im Namen Jesu, Amen.
Wir wollen aufstehen und miteinander drei Lieder singen und auch eine Gebetsgemeinschaft haben. Matthias und sein Team werden uns anleiten.
Diese drei Lieder greifen noch einmal zwei Aspekte der Predigt auf.
Das erste Lied ist ein sehr direkter Aufruf, wirklich in dieser Heiligung zu leben und das nicht nur scheinheilig zu tun, sondern wirklich ehrlich zu werden.
Die anderen beiden Lieder sind gewissermaßen ein Gebet, dass Gott uns wirklich die Möglichkeit schenkt, dass er unser Herz reinigt und uns die Liebe schenkt, die wir brauchen, um in der Heiligung zu leben.
Konkrete Lebensbereiche der Heiligung: Sexualität
Nun ist das erst einmal sehr allgemein, aber Paulus wird nun konkret. Er spricht drei ganz konkrete Lebensbereiche an, in denen wir nach Heiligung streben sollen. Zunächst sollen die Thessalonicher nach Heiligung in diesen Bereichen streben.
Der erste Bereich ist die Sexualität. Das ist ein Thema, das in Gemeinden vielleicht nicht so oft angesprochen wird. Paulus tut es hier jedoch, und ich denke, es ist gut, dass wir uns damit beschäftigen.
Ich lese uns diese Verse noch einmal vor: „Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr euch der Unzucht enthaltet.“ Unzucht (porneia) ist jede Form von sexueller Unreinheit, von sexueller Sünde. Jeder soll verstehen, sein eigenes Gefäß in Heiligung und Ehrbarkeit in Besitz zu nehmen, nicht mit leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen. Niemand soll zu weit gehen und seinen Bruder in dieser Angelegenheit übervorteilen, denn der Herr ist ein Rächer für alle diese Dinge, wie wir euch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung. Wer dies verwirft, verwirft nicht Menschen, sondern Gott, der doch seinen Heiligen Geist in uns gegeben hat.
Was Gott gefällt, was Gott für seine geliebten Kinder möchte, ist, dass sie sich von Unzucht, von jeder Form sexueller Sünde – man könnte auch sagen von jeder praktizierten Sexualität außerhalb des Schutzraums der Ehe – enthalten. Die Thessalonicher mussten das hören.
In Thessalonich war sexuelle Sünde ein großes Problem. Dort gab es kultische Prostitution, verschiedene Formen von Tempelprostitution, Prostitution war überall. Es war gang und gäbe, dass zumindest die Männer dem nachgingen. Thessalonich war vielleicht gar nicht so anders, als wir es heute in unserer Gesellschaft erleben.
In unserer Gesellschaft ist Sex ebenfalls omnipräsent. Wir können ihm kaum entgehen. Die Werbung agiert nach dem Motto „Sex sells“. Kaum ein Werbeplakat kommt ohne knapp bekleidete Frauen aus, egal ob es um Handyverträge, Traumreisen oder Kleidung geht – obwohl die oft kaum etwas anhaben. In der Filmindustrie ist es genauso. Egal ob Krimi, Komödie, Drama oder Historienfilm – fast nichts kommt ohne Sexszenen aus. Und das sind selten Szenen, in denen eheliche sexuelle Gemeinschaft gutgeheißen wird. Fast immer handelt es sich um Sex außerhalb des Schutzraums der Ehe zwischen Mann und Frau.
Die Versuchung ist omnipräsent. Ich kann mir kaum vorstellen, dass hier viele sitzen, die sagen, das betrifft mich nicht. Ganz ehrlich: Ist das nicht ein Bereich, in dem wir fast alle angefochten sind? Wir leben in einer Zeit, die nicht so anders ist als die, in die Paulus dort hineinspricht. Deswegen ist diese Ermahnung und Belehrung so hilfreich.
Wir alle werden visuell stimuliert. Uns wird ständig eingeredet, dass alles gut und okay ist, dass wir es sogar brauchen und verdienen. Paulus schreibt nun in Vers 4 und 5, und das klingt vielleicht im ersten Moment etwas seltsam: „dass jeder von euch versteht, sein eigenes Gefäß in Heiligung und Ehrbarkeit in Besitz zu nehmen, nicht mit leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen.“
Ich habe bewusst heute die Schlachterübersetzung gewählt, weil die Lutherübersetzung hier nicht nur übersetzt, sondern interpretiert. Luther sagt bei „Gefäß“, dass es sich um die Ehefrau handelt. Das könnte sein. Gefäß ist typischerweise ein Ausdruck für den Körper, und es könnte ein anderer Körper sein, nämlich der der Ehefrau. Das würde immer noch Sinn machen. Aber ich bleibe erst einmal dabei zu sagen, Gefäß ist wahrscheinlich einfach Körper. Nimm deinen eigenen Körper.
Bring deinen Körper unter Kontrolle, lerne deine sexuelle Begierde zu kontrollieren und strebe danach, mit deinem Körper, mit deinem ganzen Sein Gott zu gefallen. Anstatt, wenn ich das mal frei übersetzen darf, triebgesteuert zu sündigen, so wie es die Welt um uns herum tut.
Das sind die Heiden, von denen hier die Rede ist. Über die Heiden heißt es, dass sie Gott nicht kennen. Wir Christen sollten nicht so leben wie die Welt, denn wir kennen Gott. Wir kennen den Gott, der uns geschaffen hat und genau weiß, was wir brauchen. Wir kennen Gott als unseren Vater, der uns nichts vorenthält.
Wenn Gott sagt, dass Sexualität in den Schutzraum der Ehe gehört und wir aus welchen Gründen auch immer in diesem Raum nicht leben können, dann dürfen wir wissen: Gott enthält uns nichts vor, was wir jetzt bräuchten. Gott weiß, was wir brauchen.
Als Christen wissen wir darüber hinaus, dass unsere größten Sehnsüchte niemals durch Sex gestillt werden können. Das ist das, was die Welt uns einreden will: „Wenn ich doch nur das hätte, dann wäre ich glücklich.“ Wenn du unverheiratet bist und dieser Lüge bisher glaubst, dann rede mal mit ein paar verheirateten Leuten. Das ist eine Lüge, eine teuflische Lüge, die uns in eine Abhängigkeit treiben und in Sünde verstricken will.
Wenn wir tatsächlich noch so leben wie die Heiden, die Gott nicht kennen, dann sollten wir uns fragen, ob wir Gott wirklich kennen. Ob wir den Gott kennen, der uns wirklich liebt und genau weiß, was wir brauchen.
Lasst uns diesem Gott vertrauen, diesem Gott, der sich für uns dahingegeben hat. Der uns so sehr liebt, dass Jesus sein eigenes Gefäß nicht nur kontrolliert hat, sondern für uns ans Kreuz hat nageln lassen. Er weiß, was wir brauchen, und er wird es uns geben.
Lasst uns eine Gemeinde sein, die sich nicht dieser Welt anpasst. Vielleicht geht sie ein paar Schritte hinterher, was die Welt tut, sagt, wir sind ein bisschen besser, ein bisschen anders, aber nicht ganz anders. Nein, lasst uns eine echte Gegenkultur fördern. Eine Gegenkultur, in der wir Sexualität nicht zum Götzen werden lassen.
Dabei ist es mir wichtig zu sagen: Wir Christen sind nicht sexfeindlich, überhaupt nicht. Sex ist Gottes Erfindung. Er hat uns so gemacht. Das war nicht die Idee von Beate Uhse oder Hugh Hefner. Gott ist für die Sexualität im Schutzraum der Ehe, und dann gebraucht er sie. So entstehen Kinder, die wir heute früh gesegnet haben. Das ist alles wunderbar – aber eben nur dort.
Herr, lass uns darauf bedacht sein, der Unzucht zu fliehen und uns ihr zu enthalten.
Die Folgen von Unzucht und die Bedeutung von Treue
Paulus erklärt dann weiter, warum Unzucht, also Sexualität außerhalb des Schutzraums der Ehe, etwas so Schlimmes ist. Es ist klar, dass es Gott nicht gefällt. Es ist nicht heilig, so wie es sein sollte. Und es ist nicht nur eine Sünde gegenüber Gott, sondern immer auch ein Übervorteilen des Bruders, wie es hier heißt.
Luther übersetzt das wieder ganz seltsam. Er hat sich gefragt, was wohl mit „Übervorteilen des Bruders“ in dieser Angelegenheit gemeint sein könnte. Luther nahm dann an, dass es sich wahrscheinlich um ein ganz anderes Thema handelt und fügte das Wort „Handel“ ein. Deshalb habe ich die Luther-Übersetzung heute gleich zur Seite gelegt.
Es geht hier nicht um Handel. Mach dir keine Gedanken über deinen letzten Ebay-Deal, darum geht es hier nicht. Nein, es geht um das Thema Unzucht. Jede Form von Geschlechtsverkehr außerhalb des Schutzraums der Ehe, sei es durch Ehebruch oder vor der Ehe, ist ein Übervorteil, ein Diebstahl an jemand anderem.
Beim Ehebruch geschieht das ganz offensichtlich dadurch, dass jemand in den Schutzraum der Ehe eindringt und einem Ehepartner den anderen raubt. Er nimmt sich etwas, was dort nicht hingehört, und lässt sich etwas geben. Der Betrogene ist derjenige, dem etwas geraubt wird, der übervorteilt wird. Ich glaube, das ist völlig klar.
Ich hoffe, wenn du verheiratet bist, weißt du, dass die Ehe ein Schutzraum ist, in dem du dich bewegen sollst – und nicht außerhalb davon. Aber auch wenn du noch nicht verheiratet bist, erkenne bitte diesen Schutzraum an, den Gott gegeben hat. Wenn du diesen Schutzraum missachtest und Sexualität vor der Ehe lebst, dann tust du letztlich so etwas, als würdest du in den Supermarkt gehen, eine Pralinenschachtel finden und sagen: „Oh, die sehen gut aus.“ Bevor du zur Kasse gehst, nimmst du sie heraus und fängst an, sie zu essen. Du hast noch nicht dafür bezahlt, sie gehört dir noch nicht. Du übervorteilst hier jemanden – deinen Partner, weil er dir noch nicht gehört.
Geh zur Kasse, geh zum Standesamt, lass dich trauen, und dann kannst du die Praline gerne nehmen – aber vorher nicht.
Das Schlimmste ist, dass in den allermeisten Fällen die Praline genommen, genossen und dann die Schachtel wieder zurückgelegt wird. Dann übervorteilst du nicht nur den Partner, sondern auch denjenigen, der später diese Pralinenschachtel kaufen wird. Das ist eine Übervorteilung.
Ich möchte ganz deutlich sagen: Gott ist ein Gott der Gnade. Dort, wo Sex vor der Ehe geschehen ist, da heilt Gott Wunden. Ich stehe hier als jemand, der das ganz persönlich erlebt hat, und ich preise meinen gnädigen Gott. Aber ich weiß, dass ich meiner Frau etwas geraubt habe, was nur ihr gehört.
Ich bin dankbar für Gottes Gnade, aber lasst uns nicht vormachen, dass hier keine Übervorteilung von jemand anderem stattfindet. Lasst uns nach Heiligung streben, gerade im Bereich der Sexualität, weil es Sünde ist – sowohl gegenüber anderen Menschen als auch gegenüber Gott. Und Gott lässt sich das nicht bieten. Das klingt hier weiter durch.
Der Herr ist ein Rächer für all diese Dinge, und das hat Paulus ernstlich bezeugt. Auch das ist wichtig zu verstehen: Gott ist das nicht egal. Gott kümmert sich um diese Dinge. Er möchte, dass wir ihm vertrauen und unter seiner guten Herrschaft leben, indem wir tun, was er sagt, weil er es gut mit uns meint.
Wenn wir meinen, wir müssten in diesem Bereich anders leben, dann sagen wir: „Wir vertrauen dir nicht, Gott. Wir glauben nicht, dass du mich wirklich liebst und es gut mit mir meinst.“
Die Ermahnung ist streng. Wir dürfen uns hier nichts vormachen. Wer keine Buße tut und weiter in der Sünde verharrt, kann sich nicht auf Gottes Gnade verlassen.
Paulus ermahnt an einer anderen Stelle im ersten Korintherbrief die Menschen, die gerade in diesem Bereich sehr leichtfertig leben, mit folgenden Worten: „Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben.“
Jetzt könnte man es sich leicht machen und sagen: „Na ja, das ist die Meinung in der Freien evangelischen Gemeinde München Mitte, die ist ohnehin so theologisch konservativ.“ Aber in Vers 8 sagt uns Paulus, wessen Meinung das wirklich ist: „Wer dies verwirft, der verwirft nicht Menschen, sondern Gott.“
Ihr Lieben, lasst uns lernen, unserem himmlischen Vater immer mehr zu vertrauen. Er weiß, was gut für dich ist. Lasst uns der Unzucht enthalten und so leben, wie es Gott gefällt – gerade auch im Bereich der Sexualität.
Offenheit und Gemeinschaft im Umgang mit Versuchungen
Und das Beste, was wir dabei tun können, ist, dieses allgegenwärtige Thema unter Christen nicht zu einem Tabuthema zu machen. Lasst uns offen darüber sprechen. Mal ganz ehrlich: Wir sind doch alle versucht, wir kämpfen doch alle damit. Warum tun wir als Christen ständig so, als wäre das kein Problem für uns?
Fast jeder, den ich darauf anspreche, sagt: „Ja, ich weiß, für viele ist das ein Problem, aber bei mir geht es schon.“ Echt, bei mir nicht? Ganz ehrlich, die Versuchung ist doch da. Und das Beste, was wir als Christen tun können, ist zu sagen: „Es ist kein Tabu. Ja, für mich ist das eine Versuchung. Ja, ich werde ständig visuell stimuliert, und das ist doof. Ich weiß, es ist falsch, und ich will das nicht. Kannst du für mich beten? Kannst du mir helfen, darüber nachzudenken, wie ich an diesem Punkt weiterkommen kann? Ich möchte wachsen, ich möchte in der Heiligung vorankommen.“
Lasst uns so füreinander da sein! Das ist der erste Bereich und mit Abstand der ausführlichste, den Paulus hier behandelt.
Bruderliebe als weiterer Bereich der Heiligung
Wir kommen noch ganz kurz auf zwei andere Punkte zu sprechen. In den Versen 9 und 10 ruft Paulus zur Heiligung im Bereich der Bruderliebe auf. Er schreibt hier über die Bruderliebe, doch er braucht euch nicht zu schreiben, denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, einander zu lieben. Und das tut ihr auch an allen Brüdern, die in ganz Mazedonien sind.
Wir ermahnen euch aber, ihr Brüder, dass ihr darin noch mehr zunehmt. Wäre das nicht wunderbar, wenn Paulus solche Worte an uns schreiben könnte? Liebe FWG München Mitte, über die Bruderliebe muss ich euch nichts sagen. Ihr wisst Bescheid und lebt auch so. Ganz ehrlich, ich freue mich regelmäßig über Kommentare von Geschwistern, die relativ neu in der Gemeinde sind und sagen: „Ich habe diese Gemeinde als sehr herzlich, als sehr liebevoll empfunden.“
Gerade heute früh nach dem Gottesdienst hatte ich noch so ein Gespräch mit jemandem. Diese Person hat gar nicht gemerkt, wie sehr sie mir ein Echo gegeben hat von dem, was hier steht. Ich habe mich echt darüber gefreut. Ich glaube, es ist wirklich schön zu sehen, dass hier in dieser Gemeinde viel Geschwisterliebe gelebt wird.
Aber natürlich weiß ich auch, dass es andere Seiten in dieser Gemeinde gibt. Es gibt Bereiche, in denen wir noch wachsen können. Bei uns kommt es schon mal vor, dass manchmal schlecht über andere geredet wird, dass vielleicht Geschwister bewusst geschnitten werden, man sich einfach für andere gar nicht interessiert, sein eigenes Ding macht oder vielleicht sogar unversöhnlichem Ärger oder Bitterkeit Raum gibt. Das kommt auch in Gemeinden vor.
Vielleicht gab es das auch in Thessalonich, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist es so, dass auch in diesem Bereich Gott eine Option gibt: Wenn ihr wollt, dann habt noch ein bisschen mehr Liebe. Dann erinnert die Christen daran, dass das ein Gebot ist, ein Gebot, das Jesus selbst gegeben hat. So kennen wir diese Worte aus dem Johannesevangelium: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebt.“
Das sind Worte von Jesus an seine Jünger, seine Nachfolger. Interessant ist hier auch wieder die Reihenfolge: Wir sollen einander lieben, so wie Christus uns geliebt hat. Und er hat uns geliebt, damit wir dann auch wieder einander lieben können. Das ist es, was uns zur Liebe bewegt.
Das heißt, es beginnt damit, dass wir verstehen, wie sehr wir von Gott geliebt sind. Wir, die wir einst dort in diesem Dreckloch saßen, die einst von Gott nichts wissen wollten. Wir, die wir einst im weiteren Sinne Teil der Menschen waren, die Christus verspottet haben, die geschrien haben „Kreuzige ihn“, die nichts mit ihm zu tun haben wollten. Für diese Menschen hat Christus sich hingegeben am Kreuz. Er hat sie so sehr geliebt, dass er sich in keinster Weise verschont hat. Menschen, die nicht sonderlich liebenswert waren – Menschen wie dich und mich. So geliebt hat er uns.
Und dann hat er uns durch seinen Heiligen Geist, durch seinen Geist die Liebe, seine Liebe, in unsere Herzen hineingegeben. Das ist Teil dessen, was wir geschenkt bekommen in dem Moment, in dem wir zum Glauben kommen. Gott gießt seine Liebe, diese einzigartige Liebe, in unsere Herzen. Und unsere Berufung ist es nun, dieser Liebe Raum zu geben.
Das ist der Ruf, den wir hier hören: Prüf dein Herz! Wo ist noch Bitterkeit? Wo hat noch Lieblosigkeit in deinem Herzen Raum? Wo kannst du deine Geschwister, andere in der Gemeinde, noch mehr lieben – noch aktiver, noch tätiger lieben? Und dann fang an! Es ist leichter, als du denkst. Es ist viel leichter, als du denkst.
Finde den Bruder oder die Schwester hier in der Gemeinde, bei dem oder der du sagst: „Mit dem will ich eigentlich nichts zu tun haben.“ Und dann habe Kontakt mit ihm oder ihr. Geh einfach mal auf sie zu, sag ihm mal ein nettes Wort, zeig ein bisschen Liebe. Und dann tu es nochmal und nochmal. Du wirst merken, das ist gar nicht so schwer. Im Gegenteil, es ist wunderschön und es befreit.
So ist das mit allen Geboten Gottes: Wenn wir anfangen, darin zu wandeln, dann erleben wir, dass es nicht nur gut für andere ist, sondern auch befreiend für uns selbst. Auch da weiß ich, wovon ich rede. Ich bin ganz gut darin, manche mehr zu mögen als andere. Aber wenn ich dann mal auf die schwierigen Leute zugehe... Heute früh habe ich einen Test bekommen. Da kam jemand, der wollte mit mir reden, und ich dachte: Okay, das hat gar nicht wehgetan. Im Gegenteil, danach habe ich gedacht: Mensch, das ist eigentlich schön.
Es ist schön, auch mit Leuten zu sprechen, wenn man ihnen ein bisschen zuhört. Dann merkt man, das sind eigentlich auch Kinder Gottes. Und wenn man ihnen eine gewisse Wertschätzung zeigt, dann entspannt sich so vieles gleich. Die Gesichtszüge werden weicher. So sollen wir leben.
Ich hoffe, du lachst darüber, weil du es selbst schon erlebt hast. Dann mach weiter damit, denn es ist etwas, mit dem du nicht fertig bist. Auch hier heißt es wieder: Wir ermahnen euch aber, ihr Brüder, dass ihr darin noch mehr zunehmt.
Heiligung im Bereich der Arbeit
Und dann ein dritter und letzter Bereich: Gott ruft uns zur Heiligung im Bereich der Arbeit.
Ja, in Vers elf heißt es: Das ist der Auftrag. Das eine war die Liebe, und eure Ehre sollt ihr darin suchen, dass ihr ein stilles Leben führt, eure eigenen Angelegenheiten besorgt und mit euren eigenen Händen arbeitet, so wie wir es euch geboten haben. Damit sollt ihr anständig wandeln gegenüber denen außerhalb der Gemeinde und niemanden nötig haben.
Wir wissen nicht ganz genau, warum Paulus hier gerade diese Dinge anspricht. Man könnte sicherlich im Bereich der Heiligung viele andere Lebensbereiche ebenfalls ansprechen. Das hat sicherlich auch etwas mit der Situation in Thessalonich zu tun.
Wir werden ab dem nächsten Abschnitt sehen – und wir haben es eigentlich auch schon gesehen –, dass es in diesem Brief immer wieder darum geht, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird. Es geht um ein Leben mit Perspektive Ewigkeit, wie wir auch diese Predigtserie genannt haben.
Es war wohl so, dass manche in Thessalonich nicht sehr unmittelbar mit der Wiederkunft von Jesus rechneten und aufgehört hatten zu arbeiten. Sie verbrachten all ihre Zeit damit, auf Jesus zu warten und erklärten dabei allen anderen, wie sie dann auch leben sollten.
Paulus sagt jetzt den Thessalonichern, die in dieser Weise gefährdet sind: Seid keine faulen Besserwisser, seid still, tut euren Job, seid fleißig, lebt vorbildlich. Also statt faule Besserwisser zu sein, solltet ihr fleißige Bessertuer sein. Und das gilt auch für uns.
Christen sollten fleißig sein. Hier heißt es, sie sollen so leben, dass sie nicht auf andere angewiesen sind. Das gilt einmal für jeden Einzelnen von uns. Es kann sein, dass ich sage: Ich bin in einer christlichen Gemeinde, dann müssen die einen ja für mich sorgen, und ich ziehe mich darauf zurück.
Ja, wir sind eine Gemeinde, in der wir einander lieben wollen. Das heißt auch ganz praktisch, dass wir einander in unseren Nöten helfen wollen. Es ist gut, seine Nöte kundzutun und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das wollen wir, das wünschen wir uns.
Aber wir sollten keine Versammlung von Menschen sein, die sich darauf zurückziehen und jeder einfach nur von dem anderen erwartet, dass er jetzt für ihn etwas Gutes tut. Nein, wir sollten eigentlich darum bestrebt sein, so wenig Hilfe wie möglich nötig zu haben, weil wir selbst fleißig genug sind und tun, was wir können, um für uns selber zu sorgen.
Und wenn die Lebensumstände, wenn die Situation das nicht hergibt, dann dürfen wir genießen, dass wir in einer Gemeinschaft leben, wo wir füreinander da sind. Das sollten wir dann auch tun. Dann sollten wir so füreinander da sein, damit wir für die da draußen keine Last sind.
Wir Christen sollten eine Gemeinde sein, wir sollten eine Gemeinschaft sein, in der wir so füreinander sorgen, dass die Welt, die außerhalb der Gemeinde ist, nicht schlecht über uns reden kann. Sondern im Gegenteil sagen muss: Die Christen sind vorbildlich, indem sie füreinander Sorge tragen.
Lasst uns solche Christen sein! Und das kann ganz praktisch hier im Gemeindekontext sein. Ich denke, das fängt damit an, dass wir unsere Angelegenheiten hier in Ordnung halten, dass unser Gemeindehaus von außen und von innen manierlich aussieht. Wir können alle einen Anteil daran haben.
Ich staune immer, dass, wenn ich ins Bad komme vom Abendgottesdienstteam, eigentlich – ich glaube, es ist ein Gesetz – da liegt immer mindestens ein Plastikbecher auf dem Boden. Ist das irgendwie so gewollt? Ist das Teil der Deko? Oder heißt das, dass jemand beim Becher rausziehen einen zu viel herunterfallen lässt und einfach gedacht hat: Der räumt sich schon von alleine auf?
Da fängt schon an, dass wir unsere Angelegenheiten in Ordnung halten, dass wir füreinander Sorge tragen. Dass die Gäste reinkommen und sagen: Hier sind Leute, denen ist das wichtig, denen ist Gemeinde wichtig, denen dient die Gemeinschaft.
Das ist ein Bereich. Und dann aber natürlich auch, wenn wir rausgehen, wenn wir morgen zur Arbeit gehen oder zum Studium, das ist der Bereich, wo wir arbeiten und wo wir fleißig sein sollen.
Wir Christen sollten Menschen sein, die bekannt sind dafür, dass wir eben nicht faul sind und lästern und alle möglichen anderen Dinge tun. Sondern wir sollten die sein, die ihre Arbeit immer als Erstes fertig haben.
Christen sollten Menschen sein, die fleißig ihrer Arbeit nachgehen. Also wenn morgen wieder irgendwo im Kaffeebereich die Lästerrunde beginnt: Kling dich aus, mach nicht mit, sei bekannt dafür, dass du da nicht mitmachst, geh an deinen Schreibtisch und krieg deine Arbeit fertig.
Dass die Leute das Schlechteste, was sie über dich sagen können, ist: „Der lästert nicht und der arbeitet viel zu fleißig.“ Das ist Teil unserer Heiligung, das ist Teil unseres Zeugnisses in der Welt.
Nachfolge Jesu als Vorbild für Heiligung
In allen Dingen sollten wir also danach streben, immer mehr so zu leben, wie es Gott gefällt. Das bedeutet, Jesus ähnlicher zu werden. Jesus hat uns das alles vorgelebt.
Er war ehelos, und Unzucht gab es in seinem Leben nicht. Er war die Liebe in Person und treu seinem Vater gegenüber. Er hat das Werk, das der Vater für ihn bestimmt hatte, ohne Wenn und Aber ausgeführt.
Nur deshalb, weil er frei von aller Sünde war, uns unendlich liebt und treu das Werk des Vaters am Kreuz von Golgatha vollendet hat, sind wir heute hier. So dürfen wir weiter wachsen und ihm ähnlicher werden.
Ist das dein Anliegen?
Schlussgebet und Ausblick
Dafür möchte ich beten. Himmlischer Vater, danke, dass du in deinem Wort sagst, wie wir gerettet werden können, und dass du ein Rettergott bist. Danke, dass du die allermeisten hier unter uns aus einem Leben herausgerufen hast, das sich um sich selbst dreht und in der Sünde gefangen ist.
Danke, dass wir schon deine geliebten Kinder sind. Danke, dass du all das für uns getan hast und uns deinen Heiligen Geist gegeben hast, der in uns wirkt.
Herr, vergib uns, dass wir deinem Geist oft nicht genug Raum in unserem Leben geben. Ich weiß das aus meinem eigenen Leben. Ich weiß, wie oft ich Versuchungen nachgebe. Herr, vergib mir. Danke, dass deine Gnade immer größer ist als alle unsere Sünden.
Hilf uns dann auch, einander anzuspornen und voranzugehen auf diesem guten Weg der Heiligung. Danke, dass du uns sagst, wie wir leben sollen, und danke, dass du uns versprichst, dass ein solches Leben vollkommene Freude bringt.
Bis wir eines Tages vollkommen heilig sein werden, in deine Herrlichkeit einziehen und erleben, dass Heiligkeit und vollkommene Freude zusammengehören. Hilf uns, dieser Freude entgegenzustreben in der Heiligung!
Danke, dass wir dich darum bitten dürfen im Gebet. Danke, dass du uns dazu aufrufst, auch selbst tätig zu werden.
So beten wir mit der Bitte, dass du in uns wirkst und uns neu motivierst, selbst voranzugehen. Wir beten im Namen dessen, der uns geliebt hat, von Anfang der Welt an, im Namen Jesu. Amen.
Gemeinsames Singen und Gebet
Wir wollen aufstehen, drei Lieder miteinander singen und anschließend eine Gebetsgemeinschaft bilden. Matthias und sein Team werden uns dabei anleiten.
Diese drei Lieder greifen zwei Aspekte der Predigt auf. Das erste Lied ist ein sehr direkter Aufruf, wirklich in der Heiligung zu leben. Es fordert dazu auf, dies nicht scheinheilig zu tun, sondern ehrlich zu werden.
Die anderen beiden Lieder sind gewissermaßen ein Gebet. Sie bitten Gott darum, uns die Möglichkeit zu schenken, unser Herz zu reinigen. Außerdem beten sie darum, dass Gott uns die Liebe schenkt, die wir brauchen, um in der Heiligung zu leben.
Wie?