Einführung und persönliche Lebensgeschichte
Jesus bietet dir mehr – so lautet heute Abend unser Thema: Jesus bietet dir mehr, das unüberbietbare Angebot. Mein Predigttext für heute Abend steht in Matthäus Kapitel 19. Doch bevor ich den Text lese, möchte ich gern etwas aus meinem Leben erzählen.
Manchmal gehen meine Gedanken zurück. Je älter ich werde, desto mehr denke ich über mein Leben nach. Ich war ein sehr neugieriger junger Mensch. Ich wollte mein Leben genießen. Mit 15 Jahren habe ich bereits das Elternhaus verlassen, und dann begann eine Entdeckungsreise. Manchmal war sie schön, manchmal ganz schrecklich.
Ich wollte nichts verpassen. Ich kannte jeden Schlager, konnte jeden Tanz, hatte eine hübsche Freundin, spielte Trompete in einer Blasmusik. Mit sechzehn Jahren hatte ich mein erstes Motorrad, mit siebzehn Jahren trat ich einem Motorsportclub bei. Mit neunzehn Jahren war ich endlich mit der Lehre, mit der Ausbildung fertig. Dann zog ich wieder zu meinen Eltern zurück, hauptsächlich, weil ich da kein Kostgeld bezahlen musste.
Mit neunzehn Jahren hatte ich das schnellste Motorrad in der ganzen Gegend. Es dauerte nicht lange, da kaufte ich mir noch einen Seitenwagen und hatte ein Gespann. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein verrückter Motorradfahrer ich war. Die Leute hassten mich, sie nannten mich den wilden Pals. Abends sagten die Mütter: „Holt die Kinder von der Straße, der wilde Pals muss jeden Augenblick kommen.“ Und dann kam er – ich – von der Arbeit.
Einmal fuhr ich durchs Dorf, und wir waren mit sieben Personen auf dem Gespann, Motorrad und Seitenwagen, nur um die Leute zu ärgern. Sie schlugen sich die Hände über dem Kopf zusammen. Aber mir hat das Spaß gemacht.
Ich hatte damals eine ganz furchtbare Fotoleidenschaft. Ich glaube, ich hatte die erste Spiegelreflexkamera überhaupt in der Gegend, im Vogtland. Ich glaube, ich hatte das erste Elektronenblitzgerät von der Firma Metz. Das war damals alles völlig neu. Wahrscheinlich hatte ich auch das erste Tonbandgerät in der ganzen Gegend. Es kam gerade auf den Markt von der Firma Grundig, und ich kaufte es mir. Das war so interessant für die Leute: ins Mikrofon zu sprechen und dann nachher die eigene Stimme vom Band zu hören – das war alles ganz neu.
Ich richtete mir zu Hause eine Dunkelkammer ein, zum Leidwesen meiner Mutter. Das Badezimmer konnte man manchmal gar nicht benutzen, weil ich meine ganzen Chemikalien dort hatte. Ich wollte die Abzüge meiner Bilder selbst machen. Ich wollte alles haben, alles, was es damals gab.
Goethe sagt einmal: „Je mehr er hat, je mehr er will, nie schweigen seine Sinne still.“ Ich hatte alles Mögliche, und doch war ich so unzufrieden. Alles, was ich mir kaufte – damals kaufte ich auch auf Abzahlung, denn mein Geld reichte gar nicht so weit –, ein Paar Schuhe fünf Mark Anzahlung, Rest in vier Monatsraten, ein Sakko und Hose achtzig Mark, zwanzig Anzahlung, Rest in sechs Monatsraten. Ich hatte mehr Raten monatlich abzuzahlen, als ich verdiente.
Ich lieh mir Geld von meiner Schwester, von meiner Mutter, nahm Vorschüsse, und das alles reichte nicht. Ich war immer auf der Suche, ich wollte nichts verpassen.
Mit sechzehn Jahren war ich das erste Mal betrunken, mit achtzehn Jahren fing ich an zu rauchen, mit neunzehn Jahren war ich einmal so betrunken, dass ich mein Motorrad beim Schützenfest morgens nicht mehr finden konnte. Andere halfen mir schließlich, und wir fanden es. Doch ich war nicht in der Lage, das Motorrad anzutreten. Ich kam auch nicht allein rauf. Sie halfen mir, auf mein Motorrad zu kommen, und jemand trat es an. Dann riefen sie noch: „Pass auf, fahr vorsichtig!“ Und dann ging es los. Volltrunken fuhr ich heim – dass ich heil ankam, ist ein Wunder Gottes.
Aber ich hatte den Haustürschlüssel vergessen. So stand ich an der Haustür, drückte den Klingelknopf, und meine Mutter kam heraus. Sie sah mich in diesem Zustand und fing an zu weinen. „Junge, mit dem großen Motorrad!“ Sie weinte. Was manche Eltern für Kummer mit ihren Kindern haben, was manche Eltern an ihren Kindern leiden – so war es auch bei uns. Aber ich wollte nichts verpassen.
Das ist ja ein großes Problem bei vielen: Die Jahre zwischen 15 und 25 sind für viele junge Menschen die schwierigsten. Sie sind so klug, sie wissen alles, sie kommen sich vor wie das Rathaus Gottes. Sie wissen alles – so war das auch bei mir. Ich wusste alles, ich wusste alles besser und habe dabei alles verkehrt gemacht.
In einem Lied heißt es: „Sie suchen, was sie nicht finden, in Liebe und Ehre und Glück, und sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück.“ Gott hatte mich lieb, Gott hatte einen Plan für mein Leben. Gott schenkte, dass durch eine alte Bauersfrau ein Buch von dem Radioprediger Werner Heukelbach in unser Haus kam. Und das Buch kam in meine Hände. Ich las es, und es öffnete mir die Augen. Ich kam zur Bekehrung und zur Wiedergeburt, wie die Bibel das nennt.
So radikal, wie ich bis dahin in der Sünde gelebt hatte, so radikal übergab ich mein Leben Jesus. Ein halbes Jahr nach meiner Bekehrung hielt ich meine erste Predigt. Es bekehrte sich sogar jemand, obwohl das fast alles von Werner Heukelbach abgeschrieben war, was ich da predigte. Aber Gott gebrauchte es. Bald folgten die zweite Predigt, die dritte und viele weitere. Es dauerte nicht lange, da war ich im evangelistischen Dienst, und das sind jetzt schon viele, viele Jahre her.
Ich habe vorhin gesagt: Vor siebenundfünfzig Jahren hielt ich meine erste Predigt und danach Tausende in vielen verschiedenen Ländern. Einige Male durfte ich auch Gast hier in Bielefeld sein.
Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte des Suchens, des Forschens, des Fragens. Wir sind alle mehr oder weniger auf Entdeckungsreise, immer in der Meinung, dass wir irgendwann das ganz große Glück finden. Manche meinen, Gesundheit sei das größte Gut. Das kann nicht stimmen, denn dann müssten ja alle Gesunden sehr glücklich sein. Es gibt aber viele kerngesunde Menschen, die todunglücklich sind.
Andere sagen, man müsste Geld haben. „Wenn ich nur mehr Geld hätte, dann wäre alles in Ordnung.“ Es gibt so viele steinreiche Leute, die freiwillig aus dem Leben scheiden und einen Abschiedsbrief hinterlassen mit dem Inhalt: „Das Leben hatte mir nichts mehr zu bieten.“
Andere meinen, man müsste angesehen sein, einflussreich, Arbeitgeber oder Minister sein, man müsste etwas zu sagen haben. Manche denken, wenn sie eine bessere Bildung hätten, wäre alles in Ordnung.
Ihr Lieben, ich will euch heute Abend einen jungen Mann vorstellen, der all das hatte – alles, was man sich damals so wünschen konnte. Aber alles ließ ihn unbefriedigt. Ich zitiere noch einmal Goethe: „Je mehr er hat, je mehr er will, nie schweigen seine Sinne still.“
Ich hatte einmal eine Evangelisation in der Schweiz und ein schönes Gästezimmer mit einem Bücherregal. Ich schaute gern hinein, was die Leute lesen. Manchmal nahm ich mir etwas zum Lesen mit. Da sah ich zum ersten Mal Goethes Faust. Darüber hatte ich einiges gehört und nahm das Buch mit. In den folgenden Tagen las ich einiges daraus.
Dann kam ich an eine Stelle, die mich so beeindruckte, dass ich sie gleich auswendig lernte:
„Habe nun, ach, Philosophie, Juristerei und Medizin und leider auch Theologie studiert mit heißem Bemühen, da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.“
Augustinus hat gesagt: „Zu dir, zu Gott hin sind wir geschaffen, und unser Herz bleibt unruhig, bis es in Gott ruht.“ In einer Kinderstunde würde ich es etwa so erklären: Der Mensch hat da innen drin einen leeren Raum, und diesen leeren Raum kann nur Gott stillen.
Oh, wie viele Menschen haben ihre Herzen an den trüben und vergifteten Quellen weltlicher Lust berauscht und sind eines Tages heimgekehrt mit dem Bekenntnis: „Es ist alles Trug.“ Das Scheinglück dieser Welt ist wie eine Seifenblase.
Ich war einmal zu Hause im Büro, unsere Kinder spielten im Garten und auf der Terrasse. Plötzlich hörte ich ein furchtbares Geschrei. Unsere Christa schrie so laut sie konnte: „Vati, Vati, Vati, komm!“ Ich rannte los, so schnell bin ich noch nie die Treppe runtergerannt. Als ich zur Terrasse kam, war nichts zu sehen. Ich fragte, was los sei. Christa sagte: „Wenn du so langsam kommst...“ Ich hatte mich fast überschlagen und fragte: „Was war denn?“ Sie antwortete: „Eine Seifenblase! So eine hast du noch nie gesehen, so groß und so schön. Aber wenn du so langsam kommst...“
Das war für mich damals eine richtige Predigt. So ist das oft mit dem Glück dieser Welt: Wie eine wunderschöne Seifenblase, und dann zerplatzt sie, und es bleibt nichts Gutes übrig.
Jetzt aber zu dem Bibeltext, den ich vorhin erwähnt habe. Er steht im Matthäusevangelium Kapitel 19. Die Überschrift in den meisten Bibeln lautet: „Der reiche Jüngling.“
Und siehe, einer trat zu Jesus und fragte: „Meister, was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?“
Er aber sagte zu ihm: „Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.“
Da fragte er ihn: „Welche?“
Jesus aber sprach: „Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, du sollst keine falsche Anklage erheben, ehre Vater und Mutter, und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Da sagte der junge Mann zu ihm: „Das habe ich alles gehalten.“ Eigentlich müsste es heißen: „Das habe ich alles beobachtet. Was fehlt mir noch?“
Jesus antwortete ihm: „Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, dann wirst du einen Schatz im Himmel haben. Und dann komm und folge mir nach.“
Fünf Tatsachen aus dieser Geschichte haben mich sehr beeindruckt, und damit habe ich mich beschäftigt. Darüber möchte ich jetzt etwas sagen: Erstens seine Überzeugung, zweitens seine Sehnsucht, drittens seine Gelegenheit, viertens seine Entscheidung, fünftens seine Zukunft.
Zum ersten Punkt: seine Überzeugung. Dieser junge Mann war kein Christ, kein Atheist, kein Moslem, kein Hinduist. Er war ein frommer Jude. Und dieser fromme Jude hatte seine Überzeugungen. Die eine hatte er schon immer, die andere kam, nachdem er Jesus gehört hatte.
Die eine Überzeugung hatte er schon immer, nämlich: Mit dem Tode ist nicht alles aus. Nachdem er Jesus gehört hatte, kam eine zweite Überzeugung dazu: In meinem natürlichen Zustand habe ich kein himmlisches Leben.
Die Predigten Jesu haben ihn wachgerüttelt. Jesus sprach immer wieder über Sünde und Gnade, über Gericht, über Errettung, über Bekehrung, über Wiedergeburt, über das Reich Gottes – das ist ja überhaupt das Thema des Neuen Testaments.
Wie viele Menschen gehen gedankenlos darüber hinweg! Was gibt es nur für gottlose Sprüche, die wir immer wieder zu hören bekommen: „Man lebt doch nur einmal.“ Da sagt jemand: „Mit dem Tode ist alles aus. Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot. Macht euch das Leben nur recht schön, kein Jenseits gibt’s, kein Wiedersehen.“
Ihr Lieben, das ist das Evangelium des Teufels. Das sind ganz, ganz gemeine Lügen. Dieser junge Mann hatte andere Überzeugungen. Er glaubte, es gibt einen Gott. Wenn es einen Gott gibt, dann gibt es eine Ewigkeit. Und wenn Gott ein gerechter Gott ist, dann gibt es eine Abrechnung.
Er glaubte, dass alle auferstehen – das war seine Überzeugung. Aber nachdem er Jesus gehört hatte, kam eine zweite Überzeugung dazu: Im natürlichen Zustand habe ich kein ewiges Leben. Es gibt eine Auferstehung, es gibt eine Abrechnung, und darum diese Frage in Vers 16: „Was muss ich tun?“
Was muss ich tun, um das ewige Leben, das himmlische Leben zu haben? Ich möchte gerade einmal fragen, lieber Zuhörer: Hast du auch schon einmal so gefragt? „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu haben?“
Ich glaube, Jesus war der beste Seelsorger. Jesus fiel nicht mit der Tür ins Haus. Jesus ging sehr behutsam vor. Er sprach diesen jungen Mann erst einmal an der Stelle an, wo er zu Hause war.
Ich will mal ein Beispiel sagen, wie ich das erlebt habe. Ich hatte irgendwo eine Evangelisation, und an einem Abend bekehrte sich eine Bäuerin. Im Gespräch erfuhr ich, dass sie einen großen Bauernhof hatten, viele Kühe, Milchwirtschaft. Ich sagte der Frau: „Ich komme auch von einem Bauernhof. Früher, als ich noch zu Hause war, gab es noch keine Melkmaschinen. Da musste man mit der Hand melken. Wie viele tausend Liter Milch habe ich mit diesen beiden Händen ausgemolken, schon als Schuljunge.“
Der Bauernhof besteht immer noch, den hat mein Bruder übernommen, das habe ich der Frau nicht gesagt, das sage ich euch jetzt. Inzwischen hat mein Bruder den Hof schon an seinen Sohn übergeben, ein großer Bauernhof, ich glaube, er hat sechshundert Kühe.
Ich erzählte der Frau etwas von zu Hause, und sie sagte: „Oh, Sie müssten mal mit meinem Mann sprechen. Mein Mann will ja nicht hierher kommen, der hält nichts davon. Aber wenn Sie mal mit meinem Mann sprechen könnten, glaube ich, das würde ihm gefallen, und vielleicht würde er dann kommen.“
Ich machte einen Termin aus und fuhr hin. Dort traf ich den Mann auf dem Bauernhof und sagte: „Wahrscheinlich hat Ihre Frau Ihnen etwas von der Evangelisation erzählt, vielleicht auch von mir. Das interessiert mich sehr. Ich komme auch von einem Bauernhof. Erzählen Sie mir mal etwas, zeigen Sie mir mal etwas!“
Das tat er gern. Er hatte eine neue, moderne Melkanlage eingerichtet und erklärte mir alles. Ich stellte Fragen: „Wie viele Liter gibt eine Kuh im Durchschnitt? Wie viel Prozent Fett?“ Das gefiel ihm. Irgendwann merkte ich: Jetzt habe ich sein Herz erreicht, ich habe ihn gewonnen.
Ich sagte kein Wort von Gott oder Bibel. Nach einiger Zeit sagte ich: „Ich war jetzt eine ganze Zeit hier bei Ihnen, Sie haben mir viel erzählt, ich habe viel gelernt. Heute Abend kommen Sie mal zu mir, dann erzähle ich Ihnen etwas.“ Er versprach es.
Am Abend kam der Mann, blieb nach der Predigt zurück, kam in die Seelsorge und übergab sein Leben Jesus. Ich hatte den richtigen Einstieg gewählt.
Das wollte ich nur sagen: Jesus fiel nicht mit der Tür ins Haus, sondern wählte den richtigen Einstieg. Er sagte zu diesem jungen Mann: „Probier es doch mal mit den Geboten.“ Jesus wusste, dass er sie gut kannte. „Versuch es doch mal mit den Geboten: Du sollst, du sollst, du sollst...“
Der junge Mann antwortete: „Das habe ich alles gehalten. Das ist nichts Neues für mich, das haben meine Eltern mir gesagt, das habe ich immer in der Synagoge gehört, das habe ich alles beobachtet.“
Ihr Lieben, ich glaube, das ist eine wahre Geschichte, kein Gleichnis. Ich glaube, dieser junge Mann führte ein sehr sauberes Leben, soweit Menschenmöglich ist. Ich glaube, er war moralisch einwandfrei, ein großes Vorbild. Solche Menschen gibt es heute noch.
Es gibt Leute, die nie fluchen, für so etwas geben sie sich nicht her. Es gibt Leute, die nicht stehlen – wir haben genug. Es gibt Leute, die nicht ehebrechen, auch nicht in Gedanken. Sie sind so glücklich verheiratet, dass sie nichts anderes wollen. Es gibt Leute, die ein sehr vorbildliches Leben führen, das gibt es heute auch noch. Und dieser junge Mann war so.
Ihr Lieben, aber das alles reicht nicht aus für den Himmel. Im Galaterbrief 2,16 steht: „Durch Gesetzeswerke, also durch gute Werke, wird kein Mensch selig.“
Ich sage dir: Wenn du von heute Abend an nie mehr eine Sünde tun würdest, schaffst du es sowieso nicht. Aber angenommen, du würdest es schaffen, wenn du von heute Abend an nie mehr sündigen würdest, würdest du Gott keinen Millimeter näherkommen.
Was nützt es, wenn jemand eine gute Gabe gibt mit schmutzigen Händen? Wenn jemand fromme Lieder singt mit schmutzigen Lippen? Ihr Lieben, wir sind unrein von der Fußsohle bis zum Scheitel, und darum reicht alles, was wir produzieren, nicht aus, um sich dadurch den Himmel zu verdienen.
Durch Gesetzeswerke wird kein Mensch selig, nicht um der Werke willen, die wir getan haben. Jesus sagt: „Nun, wenn du alles getan hast, was man dir aufgetragen hat, dann kannst du nur sagen: Wir sind geringe Knechte, wir sind unnütze Knechte.“
Ein schottischer Prediger sagt: „Unsere Rechtschaffenheit ist nicht mehr wert als die prunkvollen Verzierungen eines prächtigen Sarges, in dem eine Leiche liegt.“
Das hatte er verstanden: Mir fehlt etwas. Es fehlt etwas ganz Entscheidendes, mir fehlt etwas ganz Wichtiges.
Jetzt komme ich zum zweiten Punkt: sein Verlangen. Ich habe lange darüber nachgedacht, ihr Lieben, der wollte nicht gesund werden. Jesus heilte damals viele Menschen, aber der wollte nicht gesund werden, denn er war ja gesund. Er wollte auch kein Geld, er hatte so viel davon, mehr als alle, die da standen.
Er hatte ein anderes Verlangen, etwas, das man für Geld nicht kaufen kann. Hört mal: Ein Bett, aber kein Schlaf, Schmuck, aber keine Schönheit, ein Haus, aber kein Heim, Medikamente, aber keine Gesundheit, Vergnügen, aber kein Glück, Esswaren, aber kein Appetit, Luxusartikel, aber keine Kultur, Bücher, aber keine Intelligenz, ein Kreuz, aber kein Heiland, eine Mitgliedskarte, aber nicht den Eingang in den Himmel.
Dorthin wollte er – ewiges Leben, himmlisches Leben. Er war ein Gottsucher, sehr religiös, darum ging er immer in die Kirche oder Synagoge. Er ging sogar in die Evangelisation, wahrscheinlich mehrmals. Er blieb nach der Predigt zurück, ging in die Seelsorge, hatte ein persönliches Gespräch mit Jesus. Er hatte ein großes Verlangen.
Jetzt zum dritten Punkt: seine Gelegenheit. Denkt gut nach: Der, der ihm da gegenüberstand, war Jesus Christus – nicht irgendeiner, sondern der Sohn Gottes, der einzige Erretter, der gekommen war, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Einige Wochen später würde er sein Leben am Kreuz geben für eine verlorene Welt. Diesem Heiland stand er gegenüber, nur einen Schritt von Jesus entfernt.
Vielleicht hast du das auch schon erlebt. Ich weiß von Leuten, die mir das gesagt haben: Sie waren bei einer Beerdigung, hatten sich nie mit Gott und Ewigkeit beschäftigt. Aber als der Sarg ihres Arbeitskollegen gesenkt wurde, lief es ihnen eiskalt über den Rücken. Plötzlich war es, als ob jemand fragte: „Wenn du das wärst, wenn du da drin liegen würdest, wo würdest du hingehen?“
Ihr Lieben, solche Momente gibt es, in denen Gott einem Menschen so nahekommt wie sonst nie. So war es hier: Einen Schritt von Jesus entfernt.
Es gibt andere Beispiele in der Bibel. In der Apostelgeschichte lesen wir von einer Gerichtsverhandlung. Der Apostel Paulus stand vor Gericht, und man hatte den König Agrippa eingeladen. Er war eigentlich nur da zum Zuhören, man wollte seine Meinung über diesen Gefangenen wissen.
Paulus nutzte die Gelegenheit und wandte sich an Agrippa, redete mit ihm über das Evangelium. Dann fragte er ihn im Gerichtssaal vor allen anderen: „König Agrippa, glaubst du das?“ Der König war schockiert und sagte: „Es fehlt nicht viel, Paulus, es fehlt nicht viel, und du überredest mich noch, ein Christ zu werden.“ Es fehlte nur ein Schritt, aber den tat er nicht.
Jesus hatte einmal ein Gespräch mit einem anderen Mann, der ihm so gefiel, dass er ihn gern als Jünger gewonnen hätte. Doch der Mann konnte sich nicht entscheiden und ging weg. Jesus sagte zu den anderen: „Der Mann war nicht ferne vom Reich Gottes.“ Das heißt, er war ganz nah dran, aber er konnte sich nicht durchringen und ging weg.
Dieser junge Mann aus der Geschichte fragt: „Was fehlt mir? Was soll ich tun?“ Er meint es ehrlich. Die Antwort gibt Jesus jedem, wenn auch mit etwas anderen Worten. Wenn ein Mensch gerettet werden will, muss er zwei Dinge tun. Jesus sagt: Erstens, gehe hin, zweitens, komm.
Gehe hin, trenne dich von dem, was zwischen dir und Gott steht, und dann komm. Du hast gefragt: „Was fehlt mir?“ Dir fehlt Jesus. Du brauchst ihn – seine Gelegenheit. Welch eine Gelegenheit! Ihr Lieben, für diese Stunde hatte er gelebt. Das war die größte Stunde seines Lebens.
Vielleicht wäre er, wenn er ja gesagt hätte, der größte Apostel geworden. Es gibt Stunden, die sind wichtiger als das ganze übrige Leben. In einer Stunde kann man alles gewinnen, in einer Stunde alles verlieren.
Wie hat er sich entschieden? Ich komme zum vierten Punkt: seine Entscheidung.
In Vers 22 steht: „Als der junge Mann das hörte, ging er betrübt davon, denn er hatte viele Güter.“ Er ging betrübt davon. Noch nie ist ein Mensch von Jesus weggegangen mit Freuden. Wer von Jesus weggeht, dem geht es nie gut.
Er ging betrübt davon. Zu Jesu Füßen traf er seine Wahl. Nur einen Schritt von Jesus entfernt traf er seine Wahl. Moralisch einwandfrei und angesehen ging er zu seinen Freunden, zu seinen Besitztümern, zu seinen Aufgaben zurück – aber ohne Jesus.
Ich sage es noch einmal: moralisch einwandfrei ging er zurück zu seinen Freunden, zu seinem Besitz, zu seinen Aufgaben – ohne Jesus.
Unser Thema heute Abend: Jesus bietet dir mehr. Er hat es nicht angenommen.
Warum hat er sich nicht bekehrt? Auch darüber habe ich lange nachgedacht. Warum eigentlich nicht? Er wollte doch, er meinte es ernst. Er war doch in einem Gottesdienst, ein Gottsucher, in der Evangelisation beim besten Prediger aller Zeiten – bei Jesus. Er blieb sogar zurück, ging in die Seelsorge und fragte: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?“
Warum hat er sich nicht bekehrt? Was war sein Problem? Er war doch auf der Suche. Sein Problem war nicht große Sünde. Ich glaube, es waren zwei andere Gründe. Erstens die Liebe zum Geld. Jesus nennt das Götzendienst, wenn jemand das Geld mehr liebt als Gott. Jesus sagt: „Hütet euch vor dem Geiz.“ Geiz ist eine Wurzel allen Übels.
Der andere Grund war wahrscheinlich die Angst vor der Kritik, die Angst vor der Kritik seiner Freunde. Das ist heute auch noch so. Leute sind fast alle in einem Verein. Sie sitzen in einer Versammlung, haben alles verstanden, sind eigentlich einverstanden. Sie merken: „Das stimmt, was der sagt. Ich brauche Jesus, ich sollte mich entscheiden.“
Und schon ist der Teufel da und flüstert ins Ohr: „Mensch, wenn du das machst, werden das deine Sportskollegen mitkriegen, deine Familie erfährt es, das spricht sich herum, die werden dich auslachen, verspotten, das hält keiner aus.“
Dann beginnt der innere Kampf. Die Bibel sagt: Menschenfurcht ist ein Fallstrick. Menschenfurcht ist ein Fallstrick. Du brauchst Gottesfurcht, aber nicht Menschenfurcht. Wie viele hat der Teufel an diesem Strick in die Hölle gezogen?
Lieber Zuhörer, wie ist es bei dir? Heute Abend sitzen Leute hier, die ganz dicht bei Jesus sind. Jesus ist hier, er redet zu dir, er streckt seine Hand nach dir aus. Er möchte, dass du deine Hand in seine legst. Er möchte dich zu sich ziehen.
Was machst du aus diesem Abend? Was machst du aus dieser Stunde? Was machst du mit dem Angebot, das Jesus dir macht?
Vielleicht gehörst du zu einer Kirche, vielleicht gehst du hin, bist getauft, konfirmiert oder gefirmt, vielleicht nimmst du manchmal am Abendmahl teil. Vielleicht bist du Muslim, vielleicht Jude, vielleicht hast du einen ganz anderen Hintergrund. Aber du kommst dir eigentlich in Ordnung vor. In deinen Augen bist du fast so gut wie der reiche Jüngling – aber ohne Jesus.
Ihr Lieben, das ist das Problem. Egal, was du anzubieten hast – ohne Jesus, ohne wirkliche Entscheidung für ihn, ohne Bekehrung, ohne Wiedergeburt – Jesus sagt: „Wenn du dich nicht bekehrst, wirst du umkommen.“ Jesus sagt: „Wer nicht von neuem geboren ist, kann das Reich Gottes nicht sehen.“
Wenn du das nicht hast, bist du ein verlorener, ein betrogener Mensch.
Damit komme ich zum letzten Punkt: noch einmal zurück zu diesem jungen Mann – seine Zukunft, seine Ewigkeit.
Ich glaube, das habe ich heute Nachmittag, als ich mich lange damit beschäftigt habe, gedacht: Diese Geschichte ist eine der traurigsten im Neuen Testament oder in der ganzen Bibel. Das ist eine wahre Geschichte. Jesus hat manchmal Gleichnisse gebraucht, um etwas zu erklären, aber dies ist eine wahre Begebenheit.
Ihr Lieben, dieser Mann lebte damals wirklich. Er war in der Versammlung und hörte Jesus. Dieser reiche Jüngling war kein Atheist, nein, er glaubte an Gott. Er war sehr religiös, darum ging er in den Gottesdienst. Er kannte die Prophezeiungen in der Bibel und glaubte daran. Er glaubte an die Auferstehung, an das Gericht. Er wusste, dass es eine Stunde der Abrechnung gibt.
Wie wird das sein, wenn Gott Gericht hält? In der Bibel steht, dass der Vater das ganze Gericht seinem Sohn übergeben hat. Am Jüngsten Tag, beim Endgericht, wird nicht der Vater, sondern Jesus Christus auf dem großen weißen Thron sitzen. Er wird der Weltenrichter sein.
Die Stunde der Abrechnung kommt, und dann kommt der Zeitpunkt, an dem auch dieser einst reiche Jüngling erscheinen muss. Alle müssen erscheinen, die keine Bekehrung, keine Wiedergeburt erlebt haben, müssen an diesem Tag erscheinen.
Die, die Bekehrung und Wiedergeburt erlebt haben, kommen nicht ins Endgericht, steht in der Bibel. Aber alle, die ohne Bekehrung und ohne Wiedergeburt gestorben sind, müssen am Jüngsten Tag vor dem Richter erscheinen.
Dann kommt der Zeitpunkt, an dem auch dieser reiche Jüngling vor Jesus steht. Ich kann mir vorstellen – wir wissen nicht genau, wie das abläuft –, aber ich kann mir vorstellen, dass dieser einst reiche Jüngling Jesus ansehen wird und darauf wartet, dass Jesus ihn wiedererkennt. Und Jesus schweigt.
Vielleicht fragt der Meister: „Kennst du mich nicht?“ Nun, ich lese, wie es sein wird.
In Offenbarung 20 steht, wie es am Jüngsten Tag zugehen wird. Jesus hat seinem Jünger Johannes in einer Vision gezeigt, wie es abläuft, und Johannes hat es niedergeschrieben, sodass wir uns hineindenken können.
Johannes sah Folgendes: „Ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß. Vor seinem Angesicht floh die Erde und der Himmel, und ihr Platz fand sich nicht mehr. Ich sah die Toten, große und kleine, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch wurde aufgetan – das Buch des Lebens. Die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken. Das Meer gab die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus, die darin waren. Sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken. Der Tod und die Totenwelt wurden in den feurigen Pfuhl geworfen – das ist der zweite Tod. Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens gefunden wurde, wurde er in den feurigen Pfuhl geworfen. Alle, die nicht im Buch des Lebens geschrieben sind, werden gerichtet nach dem, was in den anderen, den Gerichtsbüchern geschrieben ist.“
Das ganze Leben eines jeden Menschen ist festgehalten. Ihr Lieben, stellt euch vor: Jetzt stehe ich hier und predige, und alles, was ich sage, wird aufgenommen. Wenn ich längst tot bin, kann man das alles noch wortwörtlich hören von einer CD. Ich bin gar nicht mehr da, aber alles ist festgehalten. Man kann den Abend sogar filmen, und es gibt ein Video. Wenn ich schon lange nicht mehr da bin, kann man die Predigt hören und sehen, wie ich stehe und mich bewege.
Ihr Lieben, wenn wir kleinen Menschen schon in der Lage sind, so einen Abend festzuhalten in Bild und Ton, wie viel mehr wird der lebendige Gott in der Lage sein, das Leben eines Menschen aufzuzeichnen? Das steht in der Bibel: Gott hat jeden Gedanken, jedes Wort und jede Handlung, die auf der Erde geschehen ist, festgehalten. Wir werden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht.
Dann wird die Seite aufgeschlagen, wo dieser reiche Jüngling verzeichnet ist. Vielleicht wird der reiche Jüngling fragen: „Meister, kennst du mich wirklich nicht? Ich war damals in deiner Versammlung, du bist doch allwissend, guter Meister. Ich weiß sogar noch, über was du gepredigt hast. Ich bin sogar noch zurückgeblieben, war bei dir in der Seelsorge, und du hast mir so einen guten Rat gegeben. Ich habe das wirklich ernst genommen. Ich bin dann damit nach Hause gegangen. Es ging alles so schnell, und ein paar Wochen später haben sie dich getötet. Ich hätte dich gern noch einmal gesehen, aber du warst nicht mehr da. Guter Meister, du kennst mich noch!“
Und Jesus sagt: „Gehe von mir, du Verfluchter, ich habe dich nie erkannt!“
Ihr Lieben, Gott ist kein Hampelmann. Wenn Gott uns ruft, hat er die richtige Stunde ausgesucht. Wenn Gott seine Hand nach uns ausstreckt, dann, weil er uns liebt, uns retten möchte und nicht will, dass wir verloren gehen.
Wie gern hätte Jesus diesen jungen Mann gerettet! Aber der hatte einen Götzen, der ihm wichtiger war als Jesus. Er hatte seine Freunde, deren Urteil ihm wichtiger war als das Urteil Gottes.
Was wird das einmal für ein Erwachen in der Ewigkeit geben?
In Lukas Kapitel 13 steht Folgendes. Ich lese Verse 25 ff.:
„Wenn der Hausherr aufgestanden ist“ – das ist das Jüngste Gericht –, „und die Tür abgeschlossen ist, dann werden sie draußen stehen und an der Tür klopfen und rufen: ‚Herr, mach uns auf!‘ Dann wird er ihnen antworten: ‚Ich weiß nicht, woher ihr seid.‘ Er wird sagen: ‚Ich weiß nicht, wer ihr seid, weicht von mir, ihr Übeltäter!‘“
Das wird ein Staunen geben, ein Kopfschütteln. „Weichet von mir, ihr Übeltäter!“
Ihr Lieben, dieser junge Mann hatte alles: Geld, Gesundheit, Ansehen, die beste Religion, die es damals gab. Er hörte das Evangelium, ging sogar in eine Evangelisation und hörte den Vortrag. Er merkte: „Mir fehlt etwas.“ Er hatte sogar ein Seelsorgegespräch mit Jesus und ging dann weg – ohne Entscheidung für Jesus. Direkt vor der Tür drehte er sich um.
Ohne Entscheidung für Jesus geht er in die Ewigkeit.
Ich erzähle euch noch ein Erlebnis. Es war auch in der Schweiz. Die Evangelisation war zu Ende, dreizehn Abende hatten wir, am Dienstag begonnen, dann die Woche durch, über den Sonntag bis zum nächsten Sonntag. Der letzte Abend war vorbei, es war spät geworden, ich war bei meinen Gastgebern, einem älteren Ehepaar, und war gerade zu Bett gegangen.
Da hörte ich, dass jemand an der Haustür klingelte. „Oh, was mag das sein?“ Dann hörte ich Schritte und Stimmen. Der Mann kam die Treppe hoch, klopfte, trat ein und sagte: „Bruder Pals, da unten steht an der Tür die Lehrerin aus unserem Dorf, weinend. Sie fragt, ob sie dich noch sprechen kann.“
Da zog ich mich wieder an, ging runter. Sie saß im Wohnzimmer und weinte. So etwas vergisst man nie mehr.
Die Frau konnte kaum sprechen, vor Weinen. Sie sagte: „Ich war fast jeden Abend in der Evangelisation. Ich glaube das alles, ich möchte das eigentlich. Seit einigen Abenden weiß ich, ich muss mich bekehren. Ein paar Mal hatte ich vor, heute Abend mache ich es. Und immer, wenn es so weit war, stand da jemand, den ich gut kannte. Ein paar Mal wurde ich abgelenkt, und jedes Mal die Angst: Morgen spricht das ganze Dorf darüber. Ich habe es nicht geschafft. Heute Abend bin ich wieder nach Hause gegangen. Ich habe es einfach nicht geschafft, bin zu Bett gegangen, aber ich konnte nicht schlafen. Ich bin verloren. Ich weiß, ich bin verloren.“
Ich erklärte ihr noch einmal den Heilsweg. Dann knieten wir uns zusammen im Wohnzimmer an der Couch nieder und beteten gemeinsam. Diese Lehrerin brachte ihr altes Leben Jesus mit der Bitte um Vergebung und nahm Jesus als ihren Heiland und Retter auf.
Strahlend verließ sie weit nach Mitternacht das Haus meiner Gastgeber.
Ihr Lieben, solche Erlebnisse habe ich oft, und das könnte heute Abend hier passieren. Nicht, dass du mich um Mitternacht noch aus dem Bett holst, sondern dass du diesen Abend nutzt und heute Abend nicht nach Hause gehst, sondern in den Seelsorgeraum kommst.
Da oben, wo der rote Punkt an der Wand ist, darunter ist eine Tür. Da geht es zum Seelsorgeraum.
Hab den Mut! Die anderen mögen sich auf den Heimweg begeben, aber bitte komm. Komm nach vorn, komm die paar Stufen hoch, komm da, wo der rote Punkt ist, durch die Tür in den Seelsorgeraum.
Wir setzen uns zusammen. Ich verspreche dir, ich werde keine peinlichen Fragen stellen, dich nicht in Verlegenheit bringen. Vielleicht kommen viele, vielleicht bist du nicht der Einzige.
Ich sitze am Tisch, du sitzt mir gegenüber, hoffentlich noch viele andere. Ich erkläre den Heilsweg, frage dich, ob du es verstanden hast. Du auch? Du auch? Möchtest du das erleben? Ja? Wenn ich den Eindruck habe, es ist alles klar, beten wir.
Ich bete laut ein Gebet, so als wäre ich an deiner Stelle, und du sagst das Gebet laut nach, alle gleichzeitig. Wir wollen ganz fest glauben, dass Jesus das Gebet erhört, und er wird es erhören.
Dein Gebet, wenn du es ehrlich mitbetest, ist dein Gebet, und dieser Abend wird der größte deines Lebens.
Oh, der Herr möge dir Mut geben zu dieser Entscheidung. Sag Ja zu Jesus, gib ihm heute Abend dein Ja, dein Herz.
Gott segne euch. Amen.
Der reiche Jüngling und seine Suche
Ihr Lieben, ich möchte euch heute Abend einen jungen Mann vorstellen, der alles hatte. Er besaß alles, was man sich damals nur wünschen konnte. Doch alles blieb unbefriedigend. Ich zitiere noch einmal Goethe: Je mehr er hat, desto mehr will er, und seine Sinne schweigen nie.
Ich hatte einmal eine Evangelisation in der Schweiz und ein schönes Gästezimmer. Dort stand auch ein Bücherregal. Ich schaue mir gern an, was die Leute lesen, und nehme mir manchmal etwas zum Lesen heraus. Zum ersten Mal sah ich dort Goethes Faust. Darüber hatte ich einiges gehört. Also nahm ich das Buch heraus und las in den folgenden Tagen einiges daraus.
Dann stieß ich auf eine Stelle, die mich damals so beeindruckte, dass ich sie gleich auswendig lernte. Dort steht:
"Habe nun, ach, Philosophie, Juristerei und Medizin
und leider auch Theologie, studiert mit heißem Bemühen,
da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor."
Augustinus hat gesagt: "Zu dir, zu Gott hin, sind wir geschaffen, und unser Herz bleibt unruhig, bis es in Gott ruht."
In einer Kinderstunde würde ich es ungefähr so erklären: Der Mensch hat in seinem Inneren einen leeren Raum. Diesen leeren Raum kann nur Gott füllen.
Oh, wie viele Menschen haben ihre Herzen an den trüben und vergifteten Quellen weltlicher Lust berauscht! Eines Tages kehren sie zurück mit dem Bekenntnis: Es ist alles Trug. Das Scheinglück dieser Welt ist wie eine Seifenblase.
Ich war einmal zu Hause im Büro, während unsere Kinder im Garten und auf der Terrasse spielten. Plötzlich hörte ich ein furchtbares Geschrei. Unsere Christa schrie so laut sie konnte: "Vati, Vati, Vati, komm!" Ich bin losgerannt. Ich glaube, so schnell bin ich noch nie die Treppe heruntergelaufen.
Als ich auf der Terrasse ankam, war nichts zu sehen. Ich fragte: "Was ist denn passiert?" Christa antwortete: "Ja, wenn du so langsam kommst..." Ich hatte mich fast überschlagen und fragte: "Ja, was war denn?" Sie sagte: "Eine Seifenblase. So eine hast du noch nie gesehen, so groß und so schön. Aber wenn du so langsam kommst..."
Das war für mich damals eine richtige Predigt. So ist es oft mit dem Glück dieser Welt: Wie eine wunderschöne Seifenblase, die zerplatzt, und nichts Gutes bleibt übrig.
Der biblische Text: Der reiche Jüngling
Aber jetzt zu dem Bibeltext, den ich vorhin erwähnt habe. Er steht im Matthäusevangelium, Kapitel 19. Die Überschrift in den meisten Bibeln lautet „Der reiche Jüngling“.
Und siehe, einer trat zu Jesus und fragte: „Meister, was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?“
Er aber sagte zu ihm: „Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.“
Da fragte er ihn: „Welche?“
Jesus aber sprach: „Du sollst nicht töten, du sollst nicht Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst keine falsche Anklage erheben, ehre Vater und Mutter, und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Da sagte der junge Mann zu ihm: „Das habe ich alles gehalten.“ Eigentlich müsste es heißen: „Das habe ich alles beobachtet. Was fehlt mir noch?“
Jesus antwortete ihm: „Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, dann wirst du einen Schatz im Himmel haben. Und dann komm und folge mir nach.“
Fünf Tatsachen aus dieser Geschichte haben mich sehr, sehr beeindruckt, und damit habe ich mich beschäftigt. Darüber möchte ich jetzt etwas sagen:
Erstens seine Überzeugung, zweitens seine Sehnsucht, drittens seine Gelegenheit, viertens seine Entscheidung, fünftens seine Zukunft.
Zum ersten Punkt: seine Überzeugung.
Seine Überzeugung
Dieser junge Mann war kein Christ, kein Atheist, kein Moslem und kein Hinduist – er war ein frommer Jude. Und dieser fromme Jude hatte seine Überzeugungen. Die eine hatte er schon immer, die andere kam hinzu, nachdem er Jesus gehört hatte.
Die eine Überzeugung war: Mit dem Tode ist nicht alles aus. Nachdem er Jesus gehört hatte, kam eine zweite Überzeugung dazu: In meinem natürlichen Zustand habe ich kein himmlisches Leben.
Die Predigten Jesu hatten ihn wachgerüttelt. Jesus sprach immer wieder über Sünde und Gnade, über Gericht, Errettung, Bekehrung und Wiedergeburt. Über das Reich Gottes – das ist ja überhaupt das Thema des Neuen Testaments. Wie viele Menschen gehen gedankenlos darüber hinweg!
Was gibt es nur für gottlose Sprüche, die wir immer wieder zu hören bekommen: "Man lebt doch nur einmal." Da sagt jemand: "Mit dem Tode ist alles aus." Oder: "Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot." "Mach dir das Leben nur recht schön, kein Jenseits gibt’s, kein Wiedersehen."
Ihr Lieben, das ist das Evangelium des Teufels. Das sind ganz, ganz gemeine Lügen.
Dieser junge Mann hatte andere Überzeugungen. Er glaubte, es gibt einen Gott. Wenn es einen Gott gibt, dann gibt es eine Ewigkeit. Und wenn Gott ein gerechter Gott ist, dann gibt es eine Abrechnung. Er glaubte, dass alle auferstehen – das war seine Überzeugung. Aber nachdem er Jesus gehört hatte, kam eine zweite Überzeugung dazu: Im natürlichen Zustand habe ich kein ewiges Leben.
Es gibt eine Auferstehung, es gibt eine Abrechnung, und darum stellt er in Vers 16 die Frage: Was muss ich tun? Was muss ich tun, um das ewige Leben, das himmlische Leben, zu haben?
Ich möchte gerade einmal fragen: Hast du auch schon einmal so gefragt? Was muss ich tun, um das ewige Leben zu haben?
Ich glaube, Jesus war der beste Seelsorger. Jesus fiel nicht mit der Tür ins Haus. Er ging sehr behutsam vor. Er sprach diesen jungen Mann erst einmal an einer Stelle an, wo er zu Hause war.
Ich will mal ein Beispiel erzählen, wie ich das erlebt habe: Ich hatte irgendwo eine Evangelisation, und an einem Abend bekehrte sich eine Bäuerin. Im Gespräch erfuhr ich, dass sie einen großen Bauernhof hatten, viele Kühe, Milchwirtschaft. Dann sagte ich der Frau, dass ich auch von einem Bauernhof komme.
Früher, als ich noch zu Hause war, als Schuljunge, gab es noch keine Melkmaschinen. Da musste man mit der Hand melken. Wie viele Tausend Liter Milch ich mit diesen beiden Händen ausgemolken habe, schon als Schuljunge! Der Bauernhof besteht immer noch, den hat mein Bruder übernommen – das habe ich der Frau nicht gesagt, das sage ich euch jetzt. Inzwischen hat mein Bruder den Hof schon an seinen Sohn übergeben, ein großer Bauernhof, ich glaube, er hat sechshundert Kühe.
Nun, ich habe der Frau etwas von zu Hause erzählt, und dann sagte sie: "Oh, Sie müssten mal mit meinem Mann sprechen. Mein Mann will ja nicht hierher kommen, der hält nichts davon. Aber wenn Sie mal mit meinem Mann sprechen könnten, glaube ich, das würde ihm gefallen, und vielleicht würde er dann kommen."
Ich habe einen Termin abgemacht und bin dann dorthin gefahren. Dort habe ich den Mann auf dem Bauernhof getroffen und gesagt: "Wahrscheinlich hat Ihre Frau Ihnen etwas von der Evangelisation erzählt, vielleicht auch etwas von mir. Das interessiert mich sehr. Ich komme auch von einem Bauernhof. Erzählen Sie mir mal etwas, zeigen Sie mir mal etwas."
Das hat er richtig gern getan. Er hat eine neue, ganz moderne Melkanlage eingerichtet und mir alles erklärt. Ich habe Fragen gestellt: "Wie viele Liter gibt denn eine Kuh so im Durchschnitt? Und wie viel Prozent Fett?" Das hat ihm alles so gefallen, er hat mir alles erklärt. Irgendwann habe ich gemerkt: Jetzt habe ich sein Herz erreicht. Ich habe ihn irgendwie gewonnen.
Ich habe ihm kein Wort von Gott oder von der Bibel gesagt. Ich habe ihm dann nur gesagt: "Ich war jetzt eine ganze Zeit hier bei Ihnen, und Sie haben mir viel erzählt, ich habe viel gelernt. Heute Abend kommen Sie mal zu mir, und dann erzähle ich Ihnen etwas." Er hat versprochen zu kommen, und das tat er auch.
Am Abend kam der Mann, blieb nach der Predigt zurück, kam in die Seelsorge und übergab sein Leben Jesus. Ich hatte den richtigen Einstieg gewählt.
Das wollte ich nur damit sagen: Jesus fiel nicht mit der Tür ins Haus, sondern wählte den richtigen Einstieg.
Er sagte zu diesem jungen Mann: "Probier es doch mal mit den Geboten." Jesus wusste, dass er die gut kannte. "Versuch es doch mal mit den Geboten: Du sollst, du sollst, du sollst, du sollst."
Und dann sagt dieser junge Mann: "Das habe ich alles gehalten. Das ist nichts Neues für mich. Das haben meine Eltern mir schon gesagt, das habe ich immer in der Synagoge gehört. Das habe ich alles beobachtet."
Ihr Lieben, ich glaube, das ist eine wahre Geschichte, kein Gleichnis. Ich glaube, dieser junge Mann hat ein sehr sauberes Leben geführt, soweit das Menschenmöglich ist. Ich glaube, dieser Mann war moralisch einwandfrei, ein großes Vorbild.
Solche Leute gibt es heute auch noch. Es gibt Menschen, die nie fluchen – für so etwas geben sie sich einfach nicht her. Es gibt Leute, die nicht stehlen. Wir haben genug. Es gibt Menschen, die nicht Ehe brechen, auch nicht in ihren Gedanken. Sie sind so glücklich verheiratet, sie möchten gar nichts anderes. Es gibt Leute, die ein sehr vorbildliches Leben führen – das gibt es heute auch noch. Und dieser junge Mann war so.
Ihr Lieben, aber das alles reicht nicht aus für den Himmel.
Im Galaterbrief 2,16 steht: "Durch Gesetzeswerke, also durch gute Werke, wird kein Mensch selig."
Ich sage dir: Wenn du von heute Abend an nie mehr eine Sünde tun würdest, schaffst du es sowieso nicht. Aber angenommen, du würdest es schaffen – wenn du von heute Abend an nie mehr eine Sünde tun würdest, würdest du Gott keinen Millimeter näherkommen.
Was nützt es denn, wenn jemand eine gute Gabe gibt mit schmutzigen Händen? Wenn jemand fromme Lieder singt mit schmutzigen Lippen?
Ihr Lieben, wir sind unrein, von der Fußsohle bis zum Scheitel. Darum reicht alles, was wir produzieren, nicht aus, um uns dadurch den Himmel zu verdienen.
Durch Gesetzeswerke wird kein Mensch selig, nicht um der Werke willen, die wir getan haben.
Jesus sagt: "Nun, wenn du alles getan hast, was man dir aufgetragen hat, dann kannst du nur sagen: Wir sind geringe Knechte, wir sind unnütze Knechte."
Ein schottischer Prediger sagt: "Unsere Rechtschaffenheit ist nicht mehr wert als die prunkvollen Verzierungen eines prächtigen Sarges, in dem eine Leiche liegt."
Das hatte er verstanden: Mir fehlt etwas. Es fehlt etwas ganz Entscheidendes, mir fehlt etwas ganz Wichtiges.
Sein Verlangen
Jetzt komme ich zum zweiten Punkt: sein Verlangen, sein Verlangen. Ich habe lange darüber nachgedacht, ihr Lieben. Er wollte nicht gesund werden. Jesus hat damals viele Menschen geheilt, aber er wollte nicht gesund werden, denn er war ja gesund.
Er wollte auch kein Geld. Er hatte so viel davon – mehr als alle, die da herumstanden. Er hatte ein anderes Verlangen, etwas, das man nicht für Geld kaufen kann. Hört mal: ein Bett, aber kein Schlaf; Schmuck, aber keine Schönheit; ein Haus, aber kein Heim; Medikamente, aber keine Gesundheit; Vergnügen, aber kein Glück; Esswaren, aber keinen Appetit; Luxusartikel, aber keine Kultur; Bücher, aber keine Intelligenz; ein Kreuz, aber keinen Heiland; eine Mitgliedskarte, aber nicht den Eingang in den Himmel.
Dorthin wollte er, dorthin wollte er hin. Er wollte ewiges Leben, himmlisches Leben. Er war ein Gottsucher, sehr religiös. Darum ging er immer in die Kirche oder in die Synagoge. Er besuchte sogar Evangelisationen. Wahrscheinlich war er einige Male dabei – vielleicht noch öfter.
Er blieb nach der Predigt zurück und suchte das Gespräch in der Seelsorge. Er hatte ein persönliches Gespräch mit Jesus. Er hatte ein großes Verlangen.
Seine Gelegenheit
Jetzt komme ich zum dritten Punkt: seine Gelegenheit, seine Gelegenheit. Denkt gut nach: Derjenige, der ihm gegenüberstand, war Jesus Christus – nicht irgendeiner, sondern der Sohn Gottes, der einzige Erretter. Er war gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Einige Wochen später würde er sein Leben am Kreuz geben für eine verlorene Welt. Diesem Heiland stand er gegenüber, nur einen Schritt von Jesus entfernt.
Vielleicht hast du so etwas auch schon erlebt. Ich weiß von Leuten, die mir das erzählt haben. Jemand sagte: „Ich war bei einer Beerdigung und habe mich nie mit Gott und Ewigkeit beschäftigt. Aber als der Sarg meines Arbeitskollegen hinabgelassen wurde, lief es mir eiskalt über den Rücken.“ Plötzlich war es, als ob jemand ihn fragte: „Wenn du das wärst, wenn du da drin liegen würdest, wo würdest du hingehen?“
Ihr Lieben, solche Momente gibt es, in denen Gott einem Menschen plötzlich so nahekommt wie sonst nie. So war es hier – nur einen Schritt von Jesus entfernt.
Es gibt weitere Beispiele in der Bibel. Wir lesen in der Apostelgeschichte von einer Gerichtsverhandlung. Der Apostel Paulus stand vor Gericht, und man hatte den König Agrippa eingeladen. Dieser war eigentlich nur zum Zuschauen und Zuhören da. Man wollte hinterher seine Meinung über den Gefangenen hören. Paulus nutzte diese Gelegenheit und wandte sich an Agrippa. Er sprach mit ihm über das Evangelium und fragte ihn dann im Gerichtssaal vor allen anderen: „König Agrippa, glaubst du das?“
Der König Agrippa zögerte, war schockiert und sagte: „Es fehlt nicht viel, Paulus, es fehlt nicht viel, und du überredest mich noch, ein Christ zu werden.“ Es fehlte nur ein Schritt, aber den tat er nicht. Es fehlte nicht viel.
Jesus hatte einmal ein Gespräch mit einem anderen Mann. Jesus bemühte sich um diesen Mann, der ihm sehr gefiel. Er hätte ihn gern als Jünger gewonnen, doch der Mann konnte sich nicht entscheiden und ging weg. Jesus sagte zu den anderen: „Der Mann war nicht fern vom Reich Gottes.“ Das heißt, er war ganz nah dran, er war drauf und dran, Ja zu sagen, doch er konnte sich nicht durchringen und ging weg.
Dieser junge Mann aus der Geschichte fragte: „Was fehlt mir? Was fehlt mir?“ Er wollte es wirklich wissen. Dann kam die Antwort. Diese Antwort gibt Jesus jedem, wenn auch mit etwas anderen Worten. Wenn ein Mensch gerettet werden will, muss er zwei Dinge tun – das gilt immer und in jedem Fall.
Jesus gab ihm diese Antwort: Erstens, „Gehe hin!“ und zweitens, „Komm!“ Gehe hin und trenne dich von dem, was zwischen dir und Gott steht. Dann komm zu mir. Du hast gefragt: „Was fehlt mir?“ Dir fehlt Jesus. Du brauchst ihn.
Welche Gelegenheit! Ihr Lieben, für diese Stunde hatte er gelebt. Das war die größte Stunde seines Lebens. Vielleicht wäre er, wenn er Ja gesagt hätte, der größte Apostel geworden.
Es gibt Stunden, die sind wichtiger als das ganze übrige Leben. In einer Stunde kann man alles gewinnen. In einer Stunde kann man alles verlieren.
Seine Entscheidung
Wie hat er sich entschieden? Ich komme zum vierten Punkt: seine Entscheidung. In Vers 22 steht: „Als der junge Mann das hörte, ging er betrübt davon. Denn er hatte viele Güter.“
Er ging betrübt davon. Noch nie ist ein Mensch von Jesus mit Freuden weggegangen. Wer von Jesus weggeht, dem geht es nie gut. Er ging betrübt davon. Zu Jesu Füßen traf er seine Wahl. Nur einen Schritt von Jesus entfernt entschied er sich.
Moralisch einwandfrei und angesehen kehrte er zu seinen Freunden, zu seinen Besitztümern und zu seinen Aufgaben zurück. Aber ohne Jesus. Ich sage es noch einmal: Moralisch einwandfrei ging er zurück zu seinen Freunden, zu seinem Besitz, zu seinen Aufgaben – ja, aber ohne Jesus.
Unser Thema heute Abend lautet: Jesus bietet dir mehr. Er hat es nicht angenommen.
Warum hat er sich nicht bekehrt? Auch darüber habe ich lange nachgedacht. Warum eigentlich nicht? Er wollte doch. Er meinte es doch ernst. Er war doch in einem Gottesdienst, ein Gottsucher. Er war bei der Evangelisation, beim besten Prediger aller Zeiten, bei Jesus. Er blieb sogar zurück, ging in die Seelsorge und fragte: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?“
Warum hat er sich nicht bekehrt? Was war sein Problem? Er war doch auf der Suche. Sein Problem war nicht große Sünde. Ich glaube, es waren zwei andere Gründe.
Erstens: die Liebe zum Geld. Jesus nennt das Götzendienst, wenn jemand das Geld mehr liebt als Gott. Jesus sagt: „Hütet euch vor dem Geiz.“ Geiz ist eine Wurzel aller Übel.
Der andere Grund war wahrscheinlich die Angst vor der Kritik, die Angst vor der Kritik seiner Freunde. Das ist heute auch noch so. Viele Menschen sind in irgendeinem Verein. Dann sitzen sie in einer Versammlung, haben alles verstanden, sind eigentlich einverstanden. Sie merken: Das stimmt, was der da sagt. Ich brauche Jesus, ich sollte mich für Jesus entscheiden.
Und schon ist der Teufel da und flüstert ihm etwas ins Ohr: „Mensch, wenn du das machst, werden das doch deine Sportskollegen mitbekommen. Das wird doch deine Familie erfahren. Das spricht sich doch herum. Sag mal, die werden dich auslachen. Die werden dich verspotten. Das hält doch kein Mensch aus.“
Dann beginnt dieser innere Kampf. Die Bibel sagt: Menschenfurcht ist ein Fallstrick. Menschenfurcht ist ein Fallstrick! Du brauchst Gottesfurcht, aber nicht Menschenfurcht. Wie viele hat der Teufel an diesem Strick in die Hölle gezogen?
Lieber Zuhörer, wie ist es bei dir? Heute Abend sitzen hier Menschen, die ganz dicht bei Jesus sind. Jesus ist hier, er redet zu dir, er streckt seine Hand nach dir aus. Er möchte, dass du deine Hand in seine legst. Er möchte dich zu sich ziehen.
Was machst du aus diesem Abend? Was machst du aus dieser Stunde? Was machst du mit dem Angebot, das Jesus dir macht?
Vielleicht gehörst du zu einer Kirche, vielleicht gehst du auch hin. Vielleicht bist du getauft, konfirmiert oder gefirmt. Vielleicht nimmst du manchmal am Abendmahl in deiner Kirche teil. Vielleicht bist du auch Muslim. Vielleicht bist du Jude. Vielleicht hast du einen ganz anderen Hintergrund. Aber du hältst dich für in Ordnung.
In deinen Augen bist du fast so gut wie der reiche Jüngling – aber ohne Jesus. Ihr Lieben, das ist das Problem. Egal, was du alles anzubieten hast: ohne Jesus, ohne eine wirkliche Entscheidung für ihn, ohne Bekehrung, ohne Wiedergeburt – Jesus sagt, wenn du dich nicht bekehrst, wirst du umkommen.
Jesus sagt: Wer nicht von neuem geboren ist, kann das Reich Gottes nicht sehen. Wenn du das nicht hast, bist du ein verlorener, ein betrogener Mensch.
Seine Zukunft
Und damit komme ich zum letzten Punkt – noch einmal zurück zu diesem jungen Mann, seiner Zukunft und seiner Ewigkeit. Ich glaube, ich habe heute Nachmittag, als ich mich lange mit dieser Geschichte beschäftigt habe, gedacht: Diese Geschichte ist eine der traurigsten im Neuen Testament oder sogar in der ganzen Bibel.
Das ist eine wahre Geschichte. Jesus hat ja manchmal Gleichnisse gebraucht, um etwas zu erklären. Aber dies ist eine wahre Begebenheit. Ihr Lieben, dieser Mann hat wirklich damals gelebt. Dieser Mann, genau wie Petrus oder jemand anderes, lebte damals. Er war in der Versammlung und hat Jesus gehört.
Dieser reiche Jüngling war kein Atheist, nein, er glaubte an Gott. Er war sehr religiös, darum ging er ja in den Gottesdienst. Er kannte die Prophezeiungen, die in der Bibel stehen, und er glaubte daran. Er glaubte, dass es eine Auferstehung gibt, er glaubte, dass es ein Gericht gibt. Er wusste, dass es eine Stunde der Abrechnung gibt.
Wie wird das sein? Wie wird es sein, wenn Gott Gericht hält? In der Bibel steht, dass der Vater das ganze Gericht seinem Sohn übergeben hat. Am jüngsten Tag, beim Endgericht, wird nicht der Vater, sondern Jesus Christus auf dem großen weißen Thron sitzen. Er wird der Weltenrichter sein.
Die Stunde der Abrechnung kommt, und dann kommt der Zeitpunkt, an dem auch dieser einst reiche Jüngling erscheinen muss. Alle müssen erscheinen, alle, die keine Bekehrung und keine Wiedergeburt erlebt haben, müssen an diesem Tag erscheinen. Die, die eine Bekehrung und Wiedergeburt erlebt haben, kommen nicht ins Endgericht, das steht in der Bibel.
Aber alle, die ohne Bekehrung und ohne Wiedergeburt gestorben sind, müssen am jüngsten Tag vor dem Richter erscheinen. Und dann kommt der Zeitpunkt, an dem auch dieser reiche Jüngling vor Jesus steht.
Ich kann mir vorstellen – wir wissen ja nicht genau, wie das dann abläuft – aber ich kann mir vorstellen, dass dieser einst reiche Jüngling Jesus ansehen wird. Er wartet darauf, dass Jesus ihn wiedererkennt, aber Jesus schweigt. Vielleicht fragt der Meister: „Kennst du mich nicht?“
Nun, ich lese mal, wie das sein wird. In Offenbarung Kapitel 20 steht, wie es am jüngsten Tag zugehen wird. Jesus hat seinem Jünger Johannes in einer Vision gezeigt, wie es am jüngsten Tag abläuft. Johannes hat es niedergeschrieben, sodass wir uns schon etwas in das Geschehen hineinversetzen können.
In dieser Vision sah Johannes Folgendes: „Ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß. Vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und ihr Platz fand sich nicht mehr. Und ich sah die Toten, große und kleine, vor dem Thron stehen. Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch wurde aufgetan, das ist das Buch des Lebens.
Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus, die darin waren. Sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken.
Und der Tod und die Totenwelt wurden in den feurigen Pfuhl geworfen, das ist der andere Tod. Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens gefunden wurde, wurde er in den feurigen Pfuhl geworfen.“
Alle, die nicht im Buch des Lebens geschrieben sind, werden gerichtet nach dem, was in den anderen Gerichtsbüchern geschrieben steht. Das ganze Leben eines jeden Menschen ist festgehalten.
Ihr Lieben, stellt euch mal vor: Jetzt stehe ich hier und predige, und alles, was ich hier sage, wird aufgenommen. Wenn ich längst tot bin, kann man das alles noch wortwörtlich hören, zum Beispiel von einer CD. Ich bin gar nicht mehr da, aber das ist alles festgehalten, man kann es hören.
Ja, man kann so einen Abend sogar filmen, und dann gibt es ein Video. Wenn ich schon lange nicht mehr da bin, kann man die Predigt hören und sogar sehen, wie ich da stehe und mich bewege.
Ihr Lieben, wenn wir kleinen Menschen schon in der Lage sind, so einen Abend im Bild und Ton festzuhalten, wie viel mehr wird der lebendige Gott in der Lage sein, das Leben eines Menschen aufzuzeichnen? Und das steht in der Bibel.
In der Bibel steht, dass Gott jeden Gedanken, jedes Wort und jede Handlung, die auf der Erde geschehen ist, festgehalten hat. Und wir werden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht.
Dann wird die Seite aufgeschlagen, auf der dieser reiche Jüngling festgehalten wurde. Vielleicht wird der reiche Jüngling fragen: „Meister, kennst du mich wirklich nicht? Ich war doch damals in deiner Versammlung. Du bist doch allwissend, guter Meister. Ich weiß sogar noch, worüber du gepredigt hast.
Ich bin sogar noch zurückgeblieben danach, ich war bei dir in der Seelsorge, und du hast mir so einen guten Rat gegeben. Ich habe das wirklich, wirklich ernst genommen. Ich bin dann damit nach Hause gegangen. Das ging alles so schnell, und ein paar Wochen später haben sie dich ja getötet.
Ich hätte dich gern noch einmal wiedergesehen, aber du warst dann gar nicht mehr da. Guter Meister, du kennst mich noch!“ Und Jesus sagt: „Gehe von mir!“
„Du Verfluchter, ich habe dich nie erkannt!“
Ihr Lieben, Gott ist doch kein Hampelmann. Wenn Gott uns ruft, dann hat er auch die richtige Stunde ausgesucht. Wenn Gott seine Hand nach uns ausstreckt, dann weil er uns lieb hat, weil er uns retten möchte, weil er nicht möchte, dass wir verloren gehen.
Wie gern hätte Jesus diesen jungen Mann gerettet! Aber der hatte einen Götzen, der ihm wichtiger war als Jesus. Er hatte seine Freunde, deren Urteil ihm wichtiger war als das Urteil Gottes.
Was wird das einmal für ein Erwachen geben in der Ewigkeit?
Die Warnung und der Aufruf zur Entscheidung
In Lukas Kapitel 13 steht Folgendes, was Jesus gesagt hat. Ich lese mal die Verse 25:
"Wenn der Hausherr aufgestanden ist" – damit ist das Jüngste Gericht gemeint – "und die Tür abgeschlossen ist, dann werden sie draußen stehen und an der Tür klopfen und rufen: Herr, mach uns auf! Dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid." Er wird zu euch sagen: "Ich weiß nicht, wer ihr seid, weicht von mir, ihr Übeltäter."
Das wird ein Staunen auslösen, einen Köpfe verdrehen. "Weichet von mir, ihr Übeltäter."
Ihr Lieben, dieser junge Mann hatte alles. Er hatte Geld, Gesundheit, Ansehen und die beste Religion, die es damals gab. Er hörte das Evangelium, ging sogar zu einer Evangelisation und hörte den Vortrag. Er merkte, dass ihm etwas fehlte. Er hatte sogar ein Seelsorgegespräch mit Jesus.
Doch dann ging er weg und folgte seinem eigenen Weg, ohne eine Entscheidung für Jesus zu treffen. Direkt vor der Tür drehte er um. Ohne diese Entscheidung für Jesus geht er in die Ewigkeit.
Ich erzähle euch noch ein Erlebnis, das ebenfalls in der Schweiz stattfand. Die Evangelisation war zu Ende. Dreizehn Abende hatten wir, begonnen am Dienstag, dann die Woche hindurch, über den Sonntag bis zum nächsten Sonntag.
Der letzte Abend war vorbei, es war spät geworden. Ich war bei meinen Gastgebern angekommen, einem älteren Ehepaar, und war gerade zu Bett gegangen, als ich hörte, dass jemand an der Haustür klingelte. "Oh, was mag das sein?" Dann hörte ich Schritte und Stimmen.
Der Mann kam die Treppe hoch, klopfte an meine Tür, trat ein und sagte: "Bruder Pals, da unten steht an der Tür die Lehrerin aus unserem Dorf, weinend und bittet, ob sie dich noch sprechen kann."
Da zog ich mich wieder an und ging runter. Inzwischen saß sie im Wohnzimmer und weinte. Ich setzte mich zu ihr. So etwas vergisst man nie mehr.
Die Frau konnte kaum sprechen, so sehr weinte sie. Sie sagte: "Ich war fast jeden Abend in der Evangelisation. Ich glaube das alles, ich möchte das eigentlich. Seit einigen Abenden weiß ich, dass ich mich bekehren muss. Mehrmals hatte ich vor, heute Abend mache ich es. Doch immer, wenn es so weit war, stand jemand da, den ich gut kannte. Mehrmals wurde ich abgelenkt. Und jedes Mal hatte ich Angst, dass morgen das ganze Dorf darüber spricht. Ich habe es nicht geschafft."
"Und heute Abend bin ich wieder nach Hause gegangen. Ich habe es einfach nicht geschafft, bin ins Bett gegangen, konnte aber nicht schlafen. Ich bin verloren. Ich weiß, ich bin verloren."
Ich erklärte ihr noch einmal den Heilsweg. Dann knieten wir uns beide im Wohnzimmer an die Couch und beteten zusammen. Diese Lehrerin brachte ihr altes Leben Jesus mit der Bitte um Vergebung. Sie nahm Jesus als ihren Heiland und Retter auf.
Strahlend verließ sie dann weit nach Mitternacht das Haus meiner Gastgeber.
Ihr Lieben, solche Erlebnisse habe ich öfter. Und das könnte heute Abend hier passieren. Nicht, dass du mich um Mitternacht noch aus dem Bett holst, sondern dass du diesen Abend nutzt und heute Abend nicht nach Hause gehst, sondern in den Seelsorgeraum kommst.
Dort oben, wo der rote Punkt an der Wand ist, darunter ist eine Tür. Dort geht es zum Seelsorgeraum.
Hab den Mut! Die anderen mögen sich auf den Heimweg begeben, aber bitte komm! Komm nach vorn, komm die paar Stufen hoch, komm da, wo der rote Punkt ist, durch die Tür in den Seelsorgeraum.
Wir setzen uns zusammen. Ich verspreche dir, ich werde keine peinlichen Fragen stellen und dich nicht in Verlegenheit bringen. Vielleicht kommen viele, vielleicht bist du nicht der Einzige.
Ich sitze am Tisch, du sitzt mir gegenüber, hoffentlich noch viele andere. Ich erkläre den Heilsweg. Ich frage dich: Hast du das verstanden? Du auch? Du auch? Möchtest du das erleben?
Wenn ich den Eindruck habe, dass alles klar ist, dann beten wir. Ich bete laut ein Gebet, so als wäre ich an deiner Stelle. Du sagst das Gebet laut nach, alle gleichzeitig.
Wir wollen ganz fest glauben, dass Jesus das Gebet erhört. Und er wird es erhören.
Dein Gebet, wenn du es ehrlich mitbetest, ist dein Gebet. Dieser Abend wird der größte Abend deines Lebens sein.
Oh, der Herr möge dir Mut geben zu dieser Entscheidung. Sag Ja zu Jesus! Gib ihm heute Abend dein Ja, dein Herz.
Gott segne euch. Amen.