Herr Präsident! Wir haben uns ja gestern bereits eine Reihe von Bibelstellen angeschaut. Dabei habe ich noch einige Gedanken, die ich gerne ergänzen möchte.
Es wurde die Frage gestellt: Gibt es ein Beispiel von jemandem, der ganz klar wiedergeboren war und dann zu einem Widersacher oder Abgefallenen wurde, also zu einem Nichtchristen?
Da denke ich an Hymenäus in 1. Timotheus 1,18. Dort sagt der Apostel Paulus zu Timotheus: „Diese Anweisung vertraue ich dir an, Kind Timotheus, gemäß den vorangehenden Weissagungen über dich“ (1. Timotheus 1,18). Paulus fährt fort: „Damit du in ihnen den edlen Kampf kämpfen möchtest, Glauben hast und ein gutes Gewissen, das etliche von sich stießen und am Glauben Schiffbruch erlitten.“ Unter denen sind Hymenäus und auch Alexander, die ich dem Satan übergab, damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.
Wir erfahren hier einiges über Hymenäus. Er hat am Glauben Schiffbruch erlitten. Außerdem hatte er ein gutes Gewissen, das er von sich stieß, wie in Vers 19 steht: „etliche von sich stießen, unter denen ist Hymenäus“. Weiter erfahren wir, dass er dem Satan zur Züchtigung übergeben wurde.
All diese drei Punkte zeigen, dass Hymenäus wiedergeboren war. Personen, die nicht wiedergeboren sind, übergibt der Apostel Paulus nicht dem Satan zur Züchtigung. Gott züchtigt nur seine Kinder. Schiffbruch am Glauben erleidet jemand, der glaubt oder geglaubt hat.
Ein gutes Gewissen in Verbindung mit dem Glauben, wie es in Vers 19 erwähnt wird, kann man nicht haben, ohne wiedergeboren zu sein – und zwar nach Pfingsten.
Das Beispiel von Hymenäus: Abfall trotz Wiedergeburt
Von diesem Hymenäus heißt es dann in 2. Timotheus 2,17: „Ihr Wort wird um sich fressen.“ Hier geht es um Menschen, die zu immer größerer Ehrfurchtslosigkeit oder Gottlosigkeit fortschreiten. In Vers 16 steht: „Am Ende wird ihr Wort um sich fressen wie eine krebsartige Krankheit.“
Von ihnen sind Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit und vom Ziel abirrten. Im Griechischen steht hier das Wort „von der Wahrheit weg und vom Ziel abirrten“. Ich weiß nicht genau, wie das bei der Schlachter-Übersetzung wiedergegeben wird. Es wäre zu wenig, wenn nur stünde „die von der Wahrheit abirrten“. Das Wort „Ziel“ ist hier ebenfalls enthalten, also „von der Wahrheit weg und so vom Ziel abirrten“.
Hymenäus ist einer von den beiden, die hier genannt werden. Er ist von der Wahrheit weg abgeirrt und vom Ziel abgeirrt. Das bedeutet, dass er das Ziel nicht erreicht, es sei denn, er würde noch einmal Buße tun. So wie er jetzt aussieht, ist er vom Ziel abgeirrt.
Sie behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen, und bringen den Glauben etlicher zum Umsturz. Sie zerstören also nicht nur ihren eigenen Glauben, sondern auch den Glauben anderer. Das ist ein Beispiel von jemandem, der ganz klar vorher wiedergeboren war. Dann wurde er gezüchtigt, doch die Züchtigung zeigte keine Wirkung. Er ließ sich nicht zur Umkehr züchtigen und ging weiter. Schlussendlich ist er von der Wahrheit und somit vom Ziel abgeirrt.
Warnung vor vorsätzlichem Sündigen und Abfall
Und Hebräer 10,26 ist eine weitere wichtige Stelle. Ich lese ab Vers 23: „Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung als einem nicht wankenden, denn der, der die Verheißung gegeben hat, ist treu. Und lasst uns aufeinander achten, um uns zur Liebe und zu edlen Werken anzuspornen. Dabei sollen wir unser Zusammenkommen nicht aufgeben, so wie es bei manchen Sitte ist, sondern einander ermahnen – und das umso mehr, je näher der Tag heranrückt.“
Wir sind uns wohl einig, dass sich dieser Text an wiedergeborene Christen richtet. Sie sollen am Bekenntnis der Hoffnung festhalten, einander achten, zur Liebe und zu guten Werken anspornen. Der gesamte Hebräerbrief ist an wiedergeborene Christen gerichtet, also gilt dieses Wort ebenfalls für sie.
Dann heißt es weiter in Vers 26: „Denn wenn wir vorsätzlich sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Opfer für Sünden mehr übrig.“ Das Wort „denn“ ist ein erklärendes Bindewort, das den vorherigen Satz mit dem folgenden verbindet. Jetzt achten wir genau darauf, was der Text sagt: Wenn wir vorsätzlich sündigen, nachdem wir die Wahrheit erkannt haben, gibt es kein Opfer mehr, das unsere Sünden bedecken könnte.
Der Verfasser schließt sich selbst und die Empfänger ein. Er warnt: Es gibt eine Gefahr, wenn wir vorsätzlich sündigen. Nun muss man das Wort „vorsätzlich sündigen“ erklären. Es stammt aus 4. Mose 15, wo es heißt, dass jemand mit erhobener Hand sündigt. Das bedeutet, bewusst und absichtlich gegen Gottes Gebot zu handeln.
Zum Beispiel gab es das Sabbatgebot: „Du sollst den Sabbat heiligen und nicht arbeiten.“ Wenn jemand gerade am Sabbat Holz sammelt, gilt das als Sünde mit erhobener Hand. Die Gemeinde fragte damals Gott, wie mit einem solchen Menschen zu verfahren sei. Die Antwort war, dass er gesteinigt werden muss – ohne Erbarmen. Es gab keine Möglichkeit zur Entschuldigung oder Gnade, selbst wenn er später Reue zeigte. Die Aussage von zwei oder drei Zeugen reichte aus.
Das bedeutet, mit erhobener Hand zu sündigen ist eine besondere, bewusste Rebellion gegen Gott, ein herausfordernder Akt.
Im Hebräerbrief ist dieses „vorsätzliche Sündigen“ das Abwenden vom lebendigen Gott, von Jesus Christus. Schon in Kapitel 3 wird davon gesprochen. Dort heißt es in Vers 12: „Seht zu, dass nicht jemand von euch ein böses Herz des Unglaubens habe, im Abfall begriffen von dem lebendigen Gott.“ Es geht um Abfall, um bewussten Abfall von Gott.
In Kapitel 3, Vers 17, wird berichtet, dass Gott über jene entrüstet war, die sündigten – das sind die Abgefallenen. Sündigen bedeutet hier, Gott bewusst zu verlassen.
Gehen wir zurück zu Hebräer 10: „Denn wenn wir vorsätzlich sündigen“ – hier ist die Sünde das einmalige, absolute Abwenden von Gott, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben. Dann bleibt kein Opfer für Sünden mehr übrig.
Das bedeutet: Wenn jemand von uns zum Judentum zurückkehrt und sagt: „Nein, ich will lieber die Opfer bringen, ich will das Opfer Jesu Christi nicht annehmen“, dann gibt es kein gültiges Opfer mehr für ihn. Die jüdischen Opfer gelten nicht mehr, und das eine gültige Opfer, das Opfer Christi, lehnt er ab. Somit bleibt kein Opfer für seine Sünden übrig.
Weiter heißt es: „Es bleibt kein Opfer für Sünden mehr übrig, sondern ein furchtbares Erwarten des Gerichts und ein Eifer des Feuers, das die Widersacher verzehren wird.“ Dieses Gericht kam wenige Jahre später, nämlich im Jahr 70 nach Christus, als Jerusalem zerstört wurde.
Vers 28 sagt: „Setzt jemand das Gesetz Mose beiseite, stirbt er ohne Erbarmen auf Zeugnis von zwei oder drei Zeugen.“ Wie viel schlimmer wird dann die Strafe sein für den, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt, das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war, für unrein hält und den Geist der Gnade schmählich misshandelt?
Denn wir wissen, wer sagte: „Die Vergeltung ist mein, ich werde vergelten“, spricht der Herr. Und erneut wird der Herr sein Volk richten – hier ist das Volk Israel gemeint.
Das Gericht kam im Jahr 70 nach Christus, ebenso das Feuer. Hier geht es um ein Gericht, das diejenigen treffen wird, die jetzt zum Judentum zurückkehren. Das ist die viel schwerere Strafe.
Geheiligte und wiedergeborene Christen im Hebräerbrief
Jetzt hat mir jemand gesagt: „Na, der war nicht wiedergeboren.“ Ich entgegnete: In Vers 26 steht nämlich: „Wenn wir sündigen.“ Das heißt, es wird die Möglichkeit eingeräumt, dass einer von uns sündigen könnte. Das „wenn“ bezieht sich auf die vorherigen Verse. Es zeigt, dass es um dieselbe Gruppe geht, die zuvor aufgerufen wurde, das Bekenntnis festzuhalten, aufeinander zu achten und sich zur Liebe und zu guten Werken anzuspornen. Das sind alles gläubige Menschen, also wiedergeborene Menschen.
Dann sagte mir jemand: „Ja, aber hier steht, der das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war, für unrein achtete.“ Darauf antwortete ich: „Geheiligt heißt nicht unbedingt wiedergeboren.“ Er war zwar geheiligt, aber nicht wiedergeboren. Das Wort „geheiligt“ muss immer im Zusammenhang erklärt werden. Geheiligt kann einfach „abgesondert“ bedeuten. Doch im Zusammenhang mit dem Blut des Bundes erklärt der Hebräerbrief selbst, was damit gemeint ist.
Wir brauchen nur zwei Kapitel zurückzuschauen. Was bedeutet „geheiligt“ im Zusammenhang mit dem Blut des Bundes? In Kapitel 9, Vers 14 heißt es: „Wie viel mehr wird das Blut Christi, der durch einen ewigen Geist sich ohne Tadel Gott darbrachte, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen.“ Hier wird gezeigt, dass durch das Blut das Gewissen gereinigt wird.
Auch in Kapitel 10, Vers 2 geht es um das Reinigen des Gewissens dieser Priester. Das Blut der Tiere kann die Sünden nicht hinwegnehmen. In Vers 9 steht: „Siehe, ich komme, deinen Willen zu tun, o Gott.“ Dadurch hebt er das Erste auf und setzt das Zweite ein. In diesem Willen sind wir geheiligt durch das einmalige Darbringen des Leibes Jesu Christi.
Was heißt also „geheiligt“? Die Gläubigen sind durch das Blut des Herrn Jesus geheiligt, der sein Opfer und seinen Leib ein für allemal dargebracht hat. Geheiligt bedeutet genau dasselbe wie im Paulusbrief: „Ihr seid geheiligt, ihr seid gewaschen durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.“ Dort steht in 1. Korinther 6,11: „Ihr seid gerechtfertigt, ihr seid geheiligt, ihr seid gewaschen durch das Blut, durch den Namen des Herrn Jesus und durch den Geist Gottes.“
Geheiligt in diesem Zusammenhang bedeutet eindeutig, dass sie durch den Heiligen Geist Gott zugeordnet sind. Jetzt gehören sie Gott. Das heißt: Sie sind wiedergeboren. Diese Geheilten sind wiedergeboren. Nach Pfingsten wird jeder, der durch das Blut Christi geheiligt ist, auch wiedergeboren. In dem Moment, in dem er glaubt, ist er wiedergeboren.
Es geht also um Menschen, die durch das Blut des Bundes geheiligt sind.
Die Warnung vor Abfall und die Konsequenzen
Nochmal zurück zu Kapitel 10, Vers 29: Wie viel schlimmere Strafe, meint ihr, wird der Wert geachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen trat? Das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war und gewaschen, gereinigt, gerechtfertigt und wiedergeboren wurde, schmähte er für Unreine und den Geist der Gnade.
Verstehen Sie, es geht hier um Leute, die durch das Blut geheiligt waren, das heißt, sie waren wiedergeboren. Und es wird hier als Warnung gesagt: Wie viel schlimmere Strafe bekommen diejenigen, die jetzt zurückgegangen sind ins Judentum und sich dadurch dem jüdischen Opferkult wieder zuwenden statt Christus. Für sie gibt es kein anderes Opfer.
Weiter geht es in Vers 38 und Vers 39: „Der Gerechte wird vom Glauben her leben, und wenn er zurückweicht, hat meine Seele nicht Wohlgefallen an ihm.“ Wer ist er? Vers 38 sagt: „Aber der Gerechte wird vom Glauben her leben. Wenn er zurückweicht, hat meine Seele nicht Wohlgefallen an ihm.“ Das heißt nicht allgemein „Wenn man zurückweicht“, sondern es ist eindeutig: „Wenn er zurückweicht“, also der Gerechte, dann hat meine Seele kein Wohlgefallen an ihm.
Was bedeutet das? Vers 39 sagt: „Verderben! Wir sind nicht des Zurückweichens zum Verderben, sondern des Glaubens zum Gewinnen der Seele.“ Wir, die wir glauben, weichen nicht zurück. Würden wir zurückweichen, würden wir die Seele verderben. Wir glauben und gewinnen unsere Seele.
Aber es wird auch gesagt in Vers 38: „Der Gerechte wird vom Glauben her leben. Wenn er, der Gerechte, zurückweicht, dann hat Gott kein Wohlgefallen an ihm“, das heißt, er wird verderben. Das zeigt auch, dass es schon solche Fälle gibt, wo Menschen tatsächlich zurückgehen.
Das war der Nachtrag zu gestern. Gibt es dazu noch Fragen, oder wollen wir mit dem heutigen Thema weitermachen?
Einführung in das Thema Erwählung
Das heutige Thema ist Erwählung. Eine weitere passende Stelle dazu findet sich in Hebräer 6, Vers 4.
Hier wird derselbe Gedanke aufgegriffen wie in Kapitel 10. Es geht um Menschen, die abgefallen sind. In Vers 6 heißt es, dass solche nicht mehr zur Buße erneuert werden können. Das bedeutet, Gott hat bereits alle seine Karten ausgespielt.
Was könnte er jetzt noch für eine Karte ausspielen? Diese Menschen haben bereits die Wunder geschmeckt, sie haben den Heiligen Geist empfangen und die Kräfte der kommenden Zeit erfahren. Gott hat ihnen alles gegeben.
Sie haben den Sohn Gottes erneut für sich persönlich ans Kreuz geschlagen. Das heißt, sie sind auf die Seite der Juden getreten und haben gesagt: „Dort gehört er hin, das ist ein Verbrecher, der gehört ans Kreuz.“
Gott hat keine Möglichkeit mehr, sie zu überzeugen. Er hat bereits alle seine Karten ausgespielt. Genau das ist hier gemeint.
Grundlegendes Verständnis der Erwählung im Alten und Neuen Testament
Ja, jetzt zum Thema Erwählung. Für manche ist das ein sehr schwieriges Thema. Ich habe darüber ein Buch geschrieben. Wenn Sie es haben möchten, können Sie es gern mitnehmen. Allerdings mit einer Bedingung: Sie müssen es auch lesen, sagen wir mindestens 80 bis 90 Prozent davon. Ich gebe es gerne weiter, solange eines da ist.
Nachdem ich das Buch geschrieben hatte, kam mir ein Gedanke – schade, jetzt ist das Buch schon geschrieben, zu spät, um das noch einzubauen. Diesen Gedanken möchte ich jetzt mit Ihnen teilen.
Es gibt zwei Arten von Erwählung, und zwar im Alten und im Neuen Testament. Im Alten Testament wird das Volk Gottes erwählt in Abraham. Im Neuen Testament wird das Volk Gottes erwählt in Christus. Als ich das verstand, ging mir ein Licht auf. Der Gedanke war: Mensch, so einfach ist es! Genau so einfach ist es.
Im Alten Testament wollte Gott ein Volk haben. Er nahm einen Mann, Abraham, und wählte ihn souverän aus. Dann sagte er: Die Nachkommen Abrahams, über Isaak und Jakob, sollen das Volk Gottes werden. Dieses Volk sollte das geschichtliche Volk sein, durch das der Messias auf die Welt kommen würde.
Abraham war auch treu, aber das Entscheidende ist: Gott sagte, der Messias werde in Abrahams Samen kommen. In seinem Samen werde die ganze Welt gesegnet werden. Das war Gottes Verheißung. Abraham konnte daran nichts ändern; es war Gottes freier Wille.
Jeder Israelit, der aus dem Hause Jakob geboren wurde, war per Geburt erwählt. Sobald das Baby geboren war, war es erwählt. Es konnte nichts dafür tun, es wurde in die Familie Jakobs hineingeboren. Das heißt, die Erwählung war von Gott geplant. Sein erwähltes Volk stammt von Abraham, Isaak und Jakob ab.
Das hat nichts mit Himmel oder Hölle zu tun. Es geht um ein Volk, das ein Zeugnis in der Welt sein sollte. Durch dieses Volk sollte schließlich der Messias kommen. Und der Messias ist die entscheidende Rettung für die Welt.
Dieser Gedanke ist wichtig: Bei der Erwählung geht es um ein Volk, um einen Plan und um ein Volk, das eine wichtige Rolle spielt.
Im Neuen Testament ist es genau dasselbe, genau das Gleiche. Jetzt läuft alles auf einen Kanal zusammen: Jesus Christus. Jesus Christus stirbt für unsere Sünden, fährt in den Himmel auf, setzt sich zur Rechten Gottes und gießt den Heiligen Geist aus.
Dieser Jesus Christus wird durch seine Heilstat das Haupt eines neuen Volkes. Dieses Volk ist eigentlich die Fortsetzung des alten Volkes. Denn wer waren die Menschen, die sich an Pfingsten bekehrten? Juden. Für wen kam Jesus? Für Israel. Er wählte seine Jünger aus Israel, und Johannes der Täufer bereitete sie vor.
Diese zwölf Jünger, die hundertzwanzig und die fünfhundert, die den Messias annahmen und den Heiligen Geist empfingen, bildeten das neue Volk Gottes. Sie waren jetzt erwählt in Christus.
Warum? Weil Christus der Erwählte war. So wie jeder Israelit in Abraham erwählt war, weil Abraham der Erwählte war, so sind alle, die in Christus sind, erwählt, weil sie in Christus sind.
Die einen waren in Abraham in seinem Land und kamen durch ihn in die Welt – durch Geburt. Die anderen sind in Christus und kommen durch ihn in die geistliche Welt – durch geistliche Geburt, nicht durch physische Geburt.
Jeder, der jetzt geboren wird und in Christus hineingesetzt wird durch diese geistliche Geburt, gilt als Erwählter.
Die Frage ist nicht, wer sich bekehrt und ob Gott vorherbestimmt, wer sich bekehrt, oder ob Gott erwählt, wer sich bekehrt. Das ist nicht die Frage der Erwählung.
Die Frage der Erwählung ist die Frage des Volkes.
Erwählung als kollektives Volk Gottes im Neuen Testament
Das neue Volk ist das erwählte Volk. Lesen wir einige Stellen dazu.
1. Petrus 2,9 sagt: „Aber ihr seid ein erwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, ein Volk zum erworbenen Eigentum, damit ihr die lobenswerten Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat.“
Früher wart ihr kein Volk, jetzt aber seid ihr Gottes Volk. Früher habt ihr keine Barmherzigkeit empfangen, jetzt aber habt ihr Barmherzigkeit erfahren.
Vorher waren sie außerhalb von Christus, jetzt sind sie in Christus. Und in Christus sind sie ein erwähltes Geschlecht, eine Priesterschaft, ein Königtum von Priestern, ein heiliges Volk und so weiter. Es geht um das Volk, nicht um einzelne Christen.
Manche Christen fragen sich: Bin ich erwählt oder nicht? Manchmal hört man auch bei der Evangelisation jemanden sagen: „Ich weiß nicht, ob ich erwählt bin.“ Das ist die falsche Frage!
Man ist nicht einfach so erwählt, keiner ist von sich aus erwählt. Erst im Moment, in dem jemand in Christus ist, wird er erwählt. Das heißt, man kann dazu beitragen, erwählt zu werden oder nicht.
Was muss man dafür tun? Man muss in Christus kommen. Aber in Christus hineinkommen kann nur Gott bewirken. Was muss man tun? Das haben wir gestern schon gesagt: Man muss glauben. Man muss echte Buße tun und glauben. Das ist es, was Gott von den Menschen fordert.
Dann versetzt Gott den Menschen in Christus. Sobald er in Christus versetzt ist, gehört er zum Erwählten. Wenn er zum Erwählten gehört, ist er Teil des erwählten Geschlechts, nämlich des Geschlechts Christi.
Dazu gehört er jetzt, und er erhält alle Segnungen Christi. Alles kommt in einem Paket. Das ist herrlich. Er ist der Erwählte.
Wir sind immer noch im gleichen Kapitel, 1. Petrus 2,4: „Kommt zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber bei Gott erwählt und kostbar ist.“
Erwählt hat auch mit Kostbarkeit zu tun. Erwählt ist ein Ausdruck der Liebe. Wenn ich meine Frau vorstellen würde und sagen würde: „Das ist meine Erwählte“, würde sie sich freuen, weil das ein besonderer Ausdruck von Kostbarkeit ist.
Hier wird der Sohn Gottes, der Messias, als erwählt und kostbar bezeichnet.
Weiter in Vers 6 heißt es: „Deshalb steht in der Schrift: Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein, einen erwählten, kostbaren Stein, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“
Für euch, die ihr glaubt, ist er die Kostbarkeit. Sie kamen zum Glauben, und dann sind sie ein erwähltes Geschlecht.
Das neue Gottesvolk als Fortsetzung des alttestamentlichen Volkes
1. Petrus 1, Vers 1
Man erkennt, dass Petrus eine Vorliebe dafür hat, alle alttestamentlichen Titel des Gottesvolkes auf das neutestamentliche Gottesvolk anzuwenden. Er weiß, dass das neutestamentliche Volk die Fortsetzung des alttestamentlichen Volkes ist. Sie haben auch etwas Neues: Sie sind nicht in Abraham, sondern in Christus. Dennoch gibt es in gewissem Sinne auch eine Fortsetzung.
Nun lesen wir, dass Petrus, Apostel Jesu Christi, den erwählten Fremden der Zerstreuung in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien schreibt. Diese sind erwählt gemäß der Vorauskenntnis Gottes des Vaters, in Heiligung des Geistes, zum Gehorsam gegenüber Jesus Christus und zur Besprengung mit seinem Blut.
Was sagt er über dieses neue Volk Gottes? Petrus schreibt über das neue Volk kollektiv, nicht individuell. Er schreibt über das gesamte neue Gottesvolk, und der Brief richtet sich an erwählte Fremde der Zerstreuung. Sie gehören zur Schar des neuen Volkes Gottes, und diese sind erwählte Fremde. Sie gehören zum erwählten Volk, und sie sind Fremdlinge und zerstreut.
Sie sind alle zerstreut, irgendwo. Die Juden waren auch zerstreut, in Babylon und überall. Sie waren in der Fremde, also auch Fremde, und sie waren das erwählte Volk. Alle diese Titel wendet Petrus nun auf das neue Gottesvolk an. Ihr seid erwählte in Christus, ihr seid Fremde, eure Heimat ist im Himmel, ihr seid in der Zerstreuung, überall seid ihr zerstreut. Eines Tages werdet ihr gesammelt und im Himmel sein.
Dann sagt er, in Vers 2, dass sie erwählt sind gemäß der Vorauskenntnis Gottes des Vaters. Das Wort „Vorauskenntnis“ ist eigentlich ein Liebesausdruck. Adam kannte Eva – das war ein Liebesausdruck. Es bedeutete nicht nur, dass er von Eva gehört hatte, sondern dass er eine Liebesgemeinschaft mit ihr hatte. Das Wort „kennen“ hat hier einen besonderen Sinn, auch an anderen Stellen. Zum Beispiel heißt es: „Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“ Das ist ein besonderer Liebesausdruck.
Oder es wird gesagt zu denen, die eines Tages vor ihm stehen: „Ich habe euch nie gekannt.“ Bedeutet das, dass er nichts von ihnen wusste? Nein, er wusste genug. Es fehlte das Erkennen der Liebe, die persönliche Erkenntnisgemeinschaft war nicht vorhanden. Es geht also um ein Liebesvorauskennen, das mit einem Plan verbunden ist.
Was war der Plan? Gott plante voraus, dass das neue Gottesvolk in Christus sein sollte, und er freute sich schon auf dieses Volk, mit dem er eine ganz besondere Beziehung eingehen würde. Diese Menschen sind das Volk Gottes, sie sind erwählte Fremde. Sie sind erwählt gemäß einem Plan der Liebe. Gott hatte sie schon in seinen Gedanken geplant. Es wird ein Volk geben, das sich in Christus hineinversetzt, und dieses Volk wird das Volk der Ewigkeit ausmachen.
Das ist nicht nur so wie die Erwählten in Abraham, die auf der Erde ein irdisches Volk sein werden, sondern sie sind ein besonderes Volk, das für den Himmel bestimmt ist. Sie sind also in Christus erwählte als Volk, sie sind Fremde als Volk, sie sind zerstreut als Volk und sie sind vorausgekannt gemäß einem liebenden Plan als Volk.
Verstehen wir? Es geht nicht um das Individuum, nicht um einzelne Personen, sondern um das ganze Volk als solches. Gemäß dieser Vorauskenntnis Gottes des Vaters, in Heiligung des Geistes – das war der Plan. Der Heilige Geist sollte sie heiligen, das heißt absondern. Zum Gehorsam gegenüber Christus, so dass sie in eine Gehorsamsbeziehung zu Christus gestellt werden.
Das ist das Christenleben: eine Gehorsamsbeziehung zu Christus. Sie sind besprengt mit seinem Blut. Sie sind solche, auf die das Blut Jesu Christi gesprengt ist und gesprengt bleibt. Das heißt, Gott wird ihre Sünden nicht anrechnen. Sie stehen unter dem Blut Christi. Sie haben eine liebevolle und gehorsame Beziehung zu Christus.
Sind diese Ausführungen zu kompliziert oder zu spät am Abend? Ich hätte noch eine Frage: In den Untersuchungen wird häufig die Apostelgeschichte 13,40 herangezogen, wo Paulus zuerst den Juden predigt, diese sich dann abwenden, und er sagt, dass sie sich nun den Heiden zuwenden werden.
In dieser Geschichte ist nicht von Erwählung die Rede. Dort geht es um etwas anderes. Das Wort „Erwählung“ kommt dort nicht vor. Es geht um zweierlei: Die einen haben sich nicht würdig geachtet, obwohl Gott ihnen das ewige Leben geben wollte, nämlich dem Volk Israel. Sie haben sich des ewigen Lebens nicht würdig geachtet (Vers 46): „Nachdem ihr es aber von euch stoßt und euch selbst des ewigen Lebens nicht würdig achtet, siehe, so wenden wir uns zu denen von den Völkern.“
Denn so hat uns der Herr geboten: „Ich habe dich zum Licht gesetzt für die von den Völkern, damit du zur Rettung seist bis an das Ende der Erde.“ Als die von den Völkern es hörten, freuten sie sich, verherrlichten das Wort des Herrn und glaubten – so viele wurden zum ewigen Leben eingestellt oder gestimmt.
Hier haben wir ein Übersetzungsproblem: Schlachter übersetzt „verordnet“, und „verordnet“ klingt fast so wie „bestimmt“. Aber das griechische Wort „tasso“ wird in verschiedenster Weise verwendet. Es heißt eigentlich „ordnen“ oder auch „stimmen“, nicht unbedingt „bestimmen“.
Zum Beispiel kommt das Wort in 1. Korinther 16, Vers 15 noch einmal vor. Dort geht es um das Haus des Stephanas, das eine Erstlingsfrucht Achaias war. Sie ordneten sich selbst oder verordneten sich selbst zum Dienst an den Heiligen, das heißt, sie stellten sich zur Verfügung zum Dienst an den Heiligen.
In diesem Sinne ist das Wort auch in Apostelgeschichte 13 zu verstehen: Sie waren eingestellt, sie stellten sich ein, sie stimmten sich. Ich finde die Übersetzung „Sie waren gestimmt zum ewigen Leben“ am besten, nicht „bestimmt“. So wie ein Klavier gestimmt ist, das heißt gerichtet.
Diese Leute – man muss schon eine falsche Vorstellung von Prädestination oder Erwählung haben, um etwas anderes hineinzulesen. Interessant ist, dass selbst ein Vertreter der Prädestination, Calvin, der diese Lehre stark gefördert hat, diese Stelle nicht für seine Lehre anführte. Er wusste, dass sie zu unsicher ist.
Calvin hatte seine Lehre übrigens von Augustinus. Augustinus war früher Manichäer und Philosoph, bekehrte sich zu Christus und entwickelte viele grundlegende Lehren der Kirche. Die katholische Kirche übernahm vieles von Augustinus, vor allem von ihm und Thomas von Aquin als den zwei großen Kirchenlehrern.
Die Lehre von der Vorherbestimmung, dass Menschen zur Bekehrung vorherbestimmt seien, haben sie von diesen übernommen. Calvin war ein Schüler davon, eigentlich auch Luther, aber Luther ging in diesen Fragen nicht ganz mit. Luther glaubte nicht dasselbe wie Calvin.
Die Stelle an sich ist zu schwach, um das zu belegen, was manche gerne darin sehen wollen. Es geht darum, dass die einen es von sich gestoßen haben, und die anderen waren bereitwillig, darauf gerichtet, darauf gestimmt. Wer sie gestimmt hat, bleibt offen. Ob Gott sie gestimmt hat oder sie sich selbst durch eine gewisse Bereitschaft gestimmt haben, sagt der Text nicht.
Ich bespreche hier das Wort „Erwählung“. Dort, wo das Wort „Erwählung“ vorkommt, geht es tatsächlich um das Volk Gottes.
Erwählung und Vorherbestimmung im Neuen Testament
Nehmen wir noch eine Stelle: In Epheser 1, Vers 4 geht es um dieselbe Sache, denselben Plan, dasselbe Volk. Vers 3: „Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns in Christus mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen Bereichen segnete, entsprechend dem, dass er uns vor Gründung der Welt in ihm sich erwählte, dass wir seien heilig und tadellos vor ihm in Liebe.“
Hier sagt Paulus sehr oft „uns“ und „wir“. Er spricht kollektiv. Es geht nicht um einen Einzelnen, er sagt nicht „mich“ oder „dich“. Er spricht von einer Gruppe. Diese Gruppe ist dieselbe, die begnadigt wurde in dem Geliebten (Vers 6), die die Erlösung hat durch Vergebung der Sünden, dieselben, die in Christus zu einem Erbe gekommen sind (Vers 11): „in dem wir auch zu einem Erbe kamen.“
Wer sind denn die, die zu einem Erbe kamen? Das ist das neutestamentliche Gottesvolk. Im Alten Testament kam auch ein Volk zu einem Erbe. Es kam zu einem Erbe durch Josua, wurde ins Land eingeführt und nahm das Erbe in Besitz. Hier ist es das neue Volk. Es geht also wiederum um die Erwählung des neutestamentlichen Gottesvolkes in ihm. Das war der Plan vor Gründung der Welt.
Nicht, dass Gott einzelne erwählt hätte, damit sie sich bekehren. Von der Bekehrung ist hier gar nicht die Rede. Es geht um den herrlichen Heilsstand dieses Gottesvolkes und was sie alles haben.
Dasselbe trifft übrigens auch auf die Vorherbestimmung zu. Das Wort „Vorherbestimmung“ wird oft mit „Erwählung“ gleichgesetzt. Das ist jedoch nicht dasselbe, es sind zwei verschiedene Dinge, aber sie stehen in Verbindung miteinander.
Die Schar des neuen Gottesvolkes, die er in Christus erwählte, zu einem erwählten Volk gemacht hat, ist dieselbe Schar, die vorherbestimmt ist. Wofür hat er sie vorherbestimmt? Nicht zur Bekehrung. Es steht nirgends, dass Gott Menschen vorherbestimmt hätte zum Glauben oder zur Bekehrung.
Nein, er hat sie zu einem herrlichen zukünftigen Heil vorherbestimmt. Ein Heil wartet auf sie, eine Rettung. Mit dieser Rettung verbunden ist eine Stellung – die Sohnesstellung. Er hat sie nicht zu Engeln, nicht zu Knechten oder zu sonstigen Geschöpfen vorherbestimmt, sondern zu Söhnen.
Gott wollte, dass das neue Gottesvolk ein Volk von Söhnen sein wird. Er gab ihnen die Sohnesstellung. Das lesen wir in Epheser 1, Vers 5: „Und er bestimmte uns nämlich im Voraus für sich zur Sohnesstellung durch Jesus Christus.“
Dieselbe Gruppe, die in Christus erwählt ist, hat in ihm die Sohnesstellung erhalten. Das hat nichts mit persönlicher Bekehrung zu tun. Wie man persönlich zu dieser Gruppe kommt, hat Paulus im Römerbrief ausführlich erklärt. Er spricht an verschiedenen Stellen davon, dass es eine Erkenntnis der Sünde, eine Umkehr und Glauben braucht.
Wir müssen also aufpassen, dass wir die Lehre von Vorherbestimmung und Erwählung nicht falsch verstehen. Diese Lehre ist sehr alt und hat sich in manchen Kreisen festgesetzt. Sie basiert oft auf philosophischem Gedankengut. Mit dieser Brille liest man dann die Bibelstellen und läuft Gefahr, den Kontext zu übersehen.
Wir dürfen die Bibel nicht mit einer Brille lesen, sondern müssen immer wieder den Kontext prüfen: Worum geht es hier eigentlich?
Eine weitere Stelle zum Thema Vorherbestimmung finden wir in Römer 8. Ich nehme nur einen Vers heraus: Vers 29. Denn „die er im Voraus kannte, bestimmte er auch im Voraus, seinem Ebenbild, dem Sohne, gleichgestaltet zu sein, so dass er der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei.“
Worum geht es bei der Vorherbestimmung? Was hat er vorherbestimmt? Der Text sagt, dass sie dem Ebenbild des Sohnes gleichgestaltet werden sollen, also die Sohnesstellung. Das ist derselbe Gedanke wie in Epheser 1, Vers 5.
Die Vorherbestimmung war, dass das neue Gottesvolk Sohn werden soll. Das ist gewaltig: gleichgestaltet zu sein, so dass Christus der Erstgeborene unter vielen Brüdern ist.
Bitte beachten Sie: Es geht immer um dieselbe Gruppe. Paulus spricht hier nicht von einzelnen Menschen. Er sagt nicht „so viele er im Voraus bestimmte, diese rief er“ – diese Worte stehen nicht im Text.
Lesen wir den ganzen Satz: Vers 28 – „Wir wissen aber, denen, die Gott lieben, wirkt alles zusammen zum Guten.“ Wer sind die, die Gott lieben? Das ist eine bestimmte Gruppe von Menschen, alle, die in Christus sind.
„Die Gottliebenden“ ist ein Ausdruck für die gesamte Schar der Gläubigen. Um diese geht es.
Im Römerbrief spricht Paulus viel über das herrliche Heil, das wir in Christus haben. Er behandelt verschiedene Themen. Zum Schluss, ab Vers 28, kommt er zum großen Thema Zukunft: Welches herrliche Heil wartet auf die Gläubigen?
Er sagt: „Alle Dinge wirken zusammen zum Guten denen, die Gott lieben, denen, die nach einem Vorsatz berufen sind.“ Wer sind die Gerufenen, die nach Vorsatz berufen sind? Welche hat er geplant und eingeladen?
Es geht nicht um einzelne Personen, sondern um eine Schar – nicht die Israeliten. Im Römerbrief stehen zwei Gruppen gegenüber: Israel als altes Volk und das neue Israel, das neue Volk, die Gemeinde des Herrn Jesus.
Er hat gerufen – alles geht auf einen Ruf Gottes zurück. Der Ruf ist eine Einladung. Der Herr lädt zu Christus ein.
Diese Gruppe von Menschen, die diesem Ruf folgten, ist gemeint. Was sagt Paulus von ihnen? Vers 29: „Die er im Voraus kannte, bestimmte er auch im Voraus, seinem Ebenbild, dem Sohne gleichgestaltet zu sein.“
Die Gemeinde soll dem Ebenbild des Sohnes gleichgestaltet werden, so dass Christus, der Erstgeborene, unter vielen Brüdern ist. Die Gemeinde sind die Brüder, er ist der Erstgeborene.
Welche bestimmte er im Voraus? Die Gemeinde. Diese rief er auch. Das war ein Ruf in der Zeit.
Die Gemeinde ist eine gerufene Gemeinde. Welche er rief, die rechtfertigte er auch. Die Gemeinde ist gerechtfertigt.
Welche er rechtfertigte, die verherrlichte er auch. Die Gemeinde ist verherrlicht.
Wussten Sie das? Vergangenheit! Hier steht nicht, dass er sie verherrlichen wird, sondern in der Vergangenheit: „die verherrlichte er auch.“
Ich habe heute Epheser 5 gelesen, wo die Gemeinde als herrliche Gemeinde dargestellt wird. Deshalb ist Christus gestorben.
Lesen wir die Textstelle Epheser 5, Vers 25: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde liebte und sich selbst für sie hingab, damit er sie, nachdem er sie durch das Wasserbad im Wort gereinigt hatte, heiligte.“
Wozu hat er sie geheiligt? Warum hat er sie schön gemacht? Damit er sie sich selbst darstelle als die herrliche Gemeinde.
Die herrliche Gemeinde ist gewaschen im Blut Jesu, sie ist geheiligt und Gott zugeordnet – als die herrliche Gemeinde.
Das ist die himmlische Schau. Wenn wir uns anschauen, sagen wir: So herrlich bin ich nicht, wenn ich meine Sünden sehe. Es geht hier nicht um das Thema der eigenen Sünden.
Es geht um das, was Gott uns in Christus getan hat und durch das Werk Jesu Christi an uns getan hat. Diese Gemeinde hat keinen Flecken oder Runzel oder Ähnliches, sondern sie ist heilig und tadellos.
Kann es sein, dass Gott die Gemeinde als tadellos betrachtet? Ja, denn sie ist in Christus. In Christus betrachtet er sie als tadellos.
Ist das nicht herrlich? Das ist seine Gemeinde, an ihrer Schönheit freut er sich.
Es geht um das, was Christus aus dieser Gemeinde gemacht hat. Es geht nicht um den einzelnen Wandel. Was den Wandel betrifft, da gibt es noch einiges zu verbessern.
Fragen dazu?
Die Gefahr der Individualisierung von Erwählung und Vorherbestimmung
Sobald wir das Thema Erwählung und Vorherbestimmung individualisieren, das heißt, auf einzelne Personen und auf die Bekehrung beziehen, entsteht ein großes Durcheinander.
Spurgeon war sich der Schwierigkeit bewusst. Wissen Sie, was er sagte? Er meinte, ja, das mit der Erwählung ist so: Gott ruft dich, und an der Tür steht draußen „Komm, lass dich retten.“ Dann gehst du durch die Tür hindurch. Nachdem du durchgegangen bist, steht auf der Rückseite der Tür: „Du bist von Ewigkeit her erwählt gewesen.“
Ist das die Lösung? Nein, es ist keine Lösung. Es ist gut gemeint von Spurgeon, und ich schätze ihn sehr. Er war Calvinist und hatte gute Absichten. Dennoch gab es für ihn eine gedankliche Schwierigkeit, die er nicht auflösen konnte. Warum? Weil er das Thema individuell auffasste. Er meinte, es gäbe einzelne Menschen, die von Ewigkeit her vorherbestimmt sind, aber bevor sie sich bekehren, dürfe man ihnen nichts sagen. Nach ihrer Bekehrung würden sie dann zurückblicken und sagen: „Ah ja, ich war von Ewigkeit her vorherbestimmt, mich zu bekehren.“
Das ist eine falsche Auffassung, gut gemeint, aber falsch verstanden. Damit schafft er einen Widerspruch, den die Bibel gar nicht kennt. Verstehen wir? Wenn wir der Bibel nicht das sagen lassen, was sie tatsächlich sagt, sondern unsere eigenen Gedanken hineinlesen, entstehen Widersprüche, die es eigentlich nicht gibt.
Die reformierte Theologie meinen es sehr ernst. Sie ist eine lange geschichtliche Theologie, die viele Theologen hervorgebracht hat und breite gesellschaftliche Bereiche angesprochen hat. Gerade in Amerika hat sich die reformierte Theologie stark durchgesetzt, auch in der Schweiz, wo das helvetische Bekenntnis ebenfalls reformierte Theologie ist.
Es ist viel Gutes daraus hervorgegangen, aber nicht alles war gut. Die Theologie ist dadurch nicht optimal oder unfehlbar. Wir dürfen nicht sagen: „John Piper ist so ein guter Prediger, und es ist so erbaulich, was er schreibt.“ Das stimmt, ich habe auch Predigten von John Piper gehört. Aber das bedeutet nicht, dass er in allem, was er in seiner Theologie vertritt, deshalb richtig liegt, nur weil der Herr ihn gebraucht hat und er ein guter Prediger ist.
Das gilt auch für uns. Der Herr gebraucht uns, obwohl wir unvollkommene Menschen sind und in mancher Hinsicht Verbesserung und Korrektur brauchen.
John MacArthur, ein sehr bekannter Prediger, hat Europa regelrecht überflutet. Man kann von einer John-MacArthur-Invasion sprechen, die wir heutzutage erleben. Das Gute, was er sagt, ist wunderbar. Aber das bedeutet nicht, dass seine Theologie, die ebenfalls reformierte und calvinistische Theologie ist, deshalb automatisch richtig ist.
Wir müssen also unterscheiden zwischen dem Guten, was Menschen sagen und was wir von ihnen übernehmen können, aber wir dürfen nicht bei den Menschen stehen bleiben.
Arthur Pink, Don Carson, den ich sehr gerne lese, Gregory Beale und viele andere Calvinisten – ich lese sie und liebe sie. Aber ich übernehme nicht ihre Theologie vollständig. Man muss das klar unterscheiden.
Gibt es noch Fragen?
Unterschied zwischen Vorherbestimmung und Erwählung
Wo liegt der Unterschied zwischen vorherbestimmt und verheißen?
Vorherbestimmung bezieht sich auf etwas innerhalb des Heils, das Gott im Voraus festlegt. Dabei geht es darum, wozu er sein Volk bestimmt, also was er konkret mit diesem Volk plant.
Ich erzähle eine Geschichte: Meine Tochter war damals noch nicht verheiratet, sondern verlobt. Eines Tages kam sie nach Hause mit einem schönen Kleidchen und sagte: „Das ist für meine Tochter.“ Damit hat sie ihr Kind vorherbestimmt, dieses Kleidchen zu tragen. Sie hat entschieden, dass ihr Kind, wenn sie einmal eines hat, dieses Kleid tragen wird. So wurde ihr Kind vorherbestimmt, dieses Kleid zu tragen.
Hat sie dadurch vorherbestimmt, wer das Kind sein wird? Nein. Sie hat nur geplant, was das Kind später bekommen wird.
Genauso hat Gott geplant, was jeder bekommen wird und in welche Stellung er gebracht werden wird, sobald er sich bekehrt. Alle, die in Christus hineinkommen, haben das, was sie bekommen, vorherbestimmt. Nicht jedoch die Bekehrung und das Gläubigwerden sind vorherbestimmt.
Ausblick auf weitere Bibelstellen und Abschluss
Auch die Stelle in 2. Thessalonicher 2,13 nicht. Diese wird ja oft zum Schluss angeführt, oder wir können sie für morgen aufnehmen. Schauen Sie sich die Stelle für morgen an, dann können wir sie morgen besprechen.
Machen wir jetzt Schluss, oder reichen dir noch fünf Minuten? Nein, wir machen das morgen. Dann schließen wir hier und beten zum Abschluss.