Einleitung: Die Herausforderung der Aussage Jesu
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, spricht Jesus Christus. Das ist eigentlich eine großartige Aussage. Das Ganze klingt fast schon richtig philosophisch, denn viele wichtige Begriffe sind darin enthalten: Leben, Wahrheit.
Auf der anderen Seite würde ich sagen, dass diese Aussage auch etwas seltsam klingt. Stellt euch einmal vor, ihr fahrt zur Konferenz nach Brake und kennt den Weg dorthin noch nicht so gut. Ihr fragt in Lemgo jemanden: „Wo ist der Weg zur Bibelschule?“ Und die Antwort lautet: „Ich bin der Weg.“ Wahrscheinlich würdet ihr die Person erst einmal seltsam anschauen und sagen: „Ja, bitte schön, wo geht es jetzt lang? Was soll ich tun?“
Aber genau so ähnlich antwortet Jesus hier auch. Wir sind vielleicht daran gewöhnt, dass wir diesen Bibelvers schon häufiger gehört haben, vielleicht sogar auswendig gelernt. Doch eigentlich klingt es doch merkwürdig, wenn jemand auf die Frage nach dem Weg sagt: „Ich bin der Weg.“
Denn das, was wir direkt vorher lesen – und das haben wir ja vorhin auch schon gehört – ist, dass Jesus in den Versen zuvor mit seinen Jüngern zusammen ist. Er kündigt ihnen an, dass er leiden wird, dass er bald sterben wird. Und dann, zu Beginn von Kapitel 14, weist er darauf hin, dass er zum himmlischen Vater geht, um dort Wohnungen vorzubereiten.
Dann sagt er zu den Jüngern – eigentlich fragt er sie nicht direkt, sondern setzt es fast voraus –, dass sie den Weg kennen, dass sie wissen, wo es langgeht. Das ist eine schwierige Situation. Stellt euch vor, ihr wärt unter den Jüngern, und Jesus würde so etwas sagen: eine schwerwiegende Aussage, und dann fügt er hinzu: „Ihr wisst doch Bescheid, oder?“ Wahrscheinlich würden wir alle schon denken: „Na ja, ich muss ja Bescheid wissen.“ Ist es nicht peinlich, wenn man dann sagt: „Nein“?
Wir merken, dass scheinbar der Einzige, der nicht nur genickt hat, Thomas war. Von ihm lesen wir später im Evangelium. Er wird der „ungläubige Thomas“ genannt, der kein Blatt vor den Mund genommen hat, auch wenn er Zweifel hatte. Er sagte, als Jesus den anderen Jüngern erschienen war: „Wenn ich nicht die Hände in die Wunden Jesu legen kann, dann glaube ich nicht, dass Jesus auferstanden ist.“
So ähnlich ist Thomas auch an dieser Stelle. Er sagt nämlich: „Nein, den Weg wissen wir nicht“ oder zumindest: „Nein, den Weg weiß ich nicht.“
Ich glaube, dass auch dieser kleine Aspekt – dieser erste Teil, diese erste Hinführung zu der Aussage Jesu – schon ein Trost für uns sein kann. Denn der beste Christ ist nicht derjenige, der immer Ja und Amen sagt. Es ist durchaus möglich, bei Gott nachzufragen, Zweifel zu äußern und Fragen zu stellen. Genau das tut dieser ungläubige Thomas an dieser Stelle.
Und bei Jesus fällt derjenige nicht durch wie in einem Examen. Jesus gibt darauf eine Antwort – und gerade diese Antwort wäre schade, wenn wir sie im Neuen Testament nicht hätten.
Die Bedeutung von „Ich bin der Weg“
Wenn wir die Antwort Jesu betrachten: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich“, dann fällt auf, dass diese Aussage genau so im Text steht. Sie steht dort, weil jemand eine Frage gestellt hat und gesagt hat: „Nein, mir ist das nicht klar.“ Natürlich frage ich mich auch, ob ihm danach die Sache klar geworden ist, denn so ganz deutlich und klar ist die Antwort Jesu vielleicht nicht.
Wir wollen uns diese Antwort im Detail noch einmal anschauen. Zuerst sagt Jesus von sich: „Ich bin der Weg.“ Das ist eine Aussage, die eigentlich nicht so richtig zu einer Persönlichkeit passt. Wir können sagen: „Ich bin der Lehrer“, „Ich bin der Vater“ oder „Ich bin etwas Bestimmtes“ – das geht. Aber „Ich bin der Weg“? Wie bitte kann ein Mensch ein Weg sein?
Uns ist sicherlich klar, dass hier nicht von einem Weg aus Steinen oder Beton die Rede ist. Es muss sich um eine andere Art von Weg handeln, einen Weg, auf dem man leben kann. Wir kennen im Deutschen ja auch den Begriff „Lebensweg“. Wahrscheinlich ist das viel eher gemeint. Aber selbst wenn es der Lebensweg ist, dann müssten wir Jesus doch auch fragen: „Du bist der Weg, ja, wohin denn?“ Einfach nur loszugehen oder so, wie es das buddhistische Stichwort sagt: „Der Weg ist das Ziel.“ Das hat, glaube ich, auch eine große deutsche Automarke als Motto gewählt und damit geworben: „Der Weg ist das Ziel.“
Aber da müssten wir sagen: So für den Alltag ist das nicht unbedingt sehr hilfreich. Stellt euch vor, ihr wollt nach Brake fahren – nein, ihr wollt ja gar nicht nach Brake fahren, ihr wisst gar nicht, wohin ihr fahren wollt. Ihr setzt euch einfach ins Auto und fahrt. Und während ihr fahrt, seid ihr da – jawohl, vielleicht im Stau auf der Autobahn. Dann könnt ihr euch zurücklehnen und sagen: „Der Weg ist das Ziel.“ Ich atme die Autoabgase ein, das Auto wird langsam warm, und da merken wir irgendwo: Das liegt uns nicht so.
Normalerweise, wenn wir uns auf einen Weg begeben, dann wollen wir irgendwohin. Wir wollen ein Ziel erreichen. Wenn Jesus sagt, er ist der Weg, dann meint das wohl auch den Weg zu einem bestimmten Ziel. Nur ist hier die Frage: Der Weg wohin? Der Weg in den Abgrund? Oder vielleicht der Weg zum Erfolg oder der Weg zum Vergnügen? Manche Leute suchen das ja in ihrem Leben. Dabei geht es darum, die Freizeit zu optimieren und möglichst viel Spaß und Vergnügen in der begrenzten Lebenszeit unterzubringen.
Hier müsste man allerdings sagen: Vielleicht enttäuschend für den einen oder anderen – Jesus ist nicht der Weg zum optimalen Genuss des Lebens hier auf der Erde. Es gibt manche Situationen, da meint man, Dinge kurzfristig mehr genießen zu können. Man empfindet es sogar als ärgerlich, wenn man dann mit Jesus zu tun hat und er einem deutlich macht: „Das ist eigentlich falsch, was du hier tust.“
Es gibt ja manche Leute, die früher ein Armband um den Arm getragen haben – ihr kennt das vielleicht noch nicht – mit der Aufschrift „WWJD“ – „What Would Jesus Do?“ – zu Deutsch: „Was würde Jesus tun?“ Das kann manchmal dazu führen, dass man Dinge tut oder Dinge nicht tut, die einem sonst vielleicht Spaß gemacht hätten.
Also: Jesus ist nicht der Weg zu Erfolg und Vergnügen, jedenfalls nicht in jedem Fall. Sondern er ist der Weg zu einem erfüllten Leben, zu einem Leben, das zielgerichtet ist. Ein Leben, in dem man zu jedem Zeitpunkt und vor allem am Ende sagen kann: „Das hat sich gelohnt, ich war an der richtigen Stelle.“
Der Weg zu Gott als Lebensziel
Den Juden des Alten Testaments war das bereits klar. So lesen wir im Alten Testament, dass Gott zu Mose sagt: „Weich nicht weder zur rechten noch zur linken, sondern wandelt auf allen Wegen, die euch der Herr, euer Gott, geboten hat“ (5. Mose 5,32-33). Oder in Psalm 27,11 lesen wir: „Herr, weise mir deine Wege.“
Wenn wir diese beiden Verse einmal heranziehen, merken wir mehr, was in der Bibel mit dem Ausdruck „Ich bin der Weg“ gemeint ist. Es geht nicht um irgendeinen irdischen Weg, nicht um einen Weg zu einem Ziel, das wir aus eigenem Wunsch oder Wohlgefühl erreichen wollen. Vielmehr ist gemeint: der Weg zu Gott, der Weg zu unserem Schöpfer.
Das Besondere ist, dass Jesus nicht nur ein Weg ist, der nichts tut, sondern dass Jesus lebendig ist. Man könnte eher sagen, er ist ein Wegweiser oder Bergführer – oder wie man es sonst ausdrücken möchte. Jesus geht auf diesem Weg mit. Wir laufen also nicht einfach über Jesus oder durch ihn hindurch, sondern er ist an unserer Seite als derjenige, der der Weg ist.
Er ist ein Vorbild für unseren Lebensweg, so könnten wir es sicherlich sagen. So wie er gelebt hat, so sieht ein erfülltes, zielgerichtetes Leben aus. Aber es ist noch viel mehr: Er ist nicht nur Vorbild, sondern letztlich ganz persönlich der Weg zu Gott.
Dieser Weg ist nicht wie ein irdischer Weg, denn wir wissen alle: Wir können nur zu Gott kommen, weil Jesus Christus für uns gestorben ist – daran erinnern wir uns zu Ostern. Jesus ist gestorben und auferstanden. Ich glaube, gerade das macht ihn zum Weg zu Gott.
Es gibt viele Angebote, wie Menschen zu Gott kommen können. Jede Religion bietet einen Weg zu Gott an. Doch die Aussage Jesu macht deutlich: Diese anderen Wege sehen vollkommen anders aus und haben eine andere Qualität.
Das ist so, als würdet ihr im Internet bei Google oder Amazon.de nach Büchern über Lebenshilfe suchen. Dort gibt es massenhaft Bücher. Immer wieder, wenn ich mit Verlagsleitern in Deutschland zu tun habe, sagen sie mir, dass gerade Romane und Lebenshilfebücher sehr beliebt sind.
Bei den Lebenshilfebüchern gibt es alles Mögliche: angefangen von „Wie koche ich gut?“ oder „Wie putze ich das Haus richtig?“ bis hin zu „Wie bringe ich meinem Hund das ABC bei?“ Es gibt heute Ratgeber für alles und nichts.
Diese Ratgeber sind meist distanziert. Man hat ein Buch vor sich, muss selbst nachlesen und tun. Ob es klappt, weiß man vorher nicht. Oft wird viel versprochen, doch ob es wirklich funktioniert, ist ungewiss.
Bei Jesus ist das ganz anders. Bei ihm ist es nicht so, dass man nur ein Versprechen oder einen Ratgeber bekommt. Er geht selbst mit. Er hat den Weg zu Gott vorgelebt und vorbereitet, damit wir überhaupt zu Gott kommen können.
Das geschieht dadurch, dass er gestorben ist. So haben wir gewissermaßen die Eintrittskarte in den Himmel. Ohne Jesus würden wir an der Grenze zum Himmel stehen, und es würde heißen: „Was ist mit deiner Sünde? Deine Sünde muss vergeben werden, sonst kannst du nicht zu Gott kommen. Bei Gott können nur sündlose Menschen sein.“
Aber sündlos werden wir nie. Der andere Weg ist, dass für unsere Sünde bezahlt wird – und das hat Jesus getan. Dann können wir in den Himmel hineingehen, in die Gegenwart Gottes, die Wohnungen einnehmen, von denen Jesus kurz vorher gesagt hat, dass er sie für seine Jünger und auch für uns vorbereitet hat.
Jesus als personifizierte Wahrheit
Die nächste Eigenschaft, mit der Jesus sich beschreibt, ist die Aussage: „Ich bin die Wahrheit.“ Eigentlich ist das keine Eigenschaft einer Person im üblichen Sinn, denn Wahrheit ist normalerweise etwas, das wir formulieren können. Zum Beispiel könnten wir sagen, der Satz des Pythagoras ist Wahrheit oder die Relativitätstheorie Albert Einsteins ist Wahrheit. Aber inwiefern können wir von einer Person sagen, sie ist Wahrheit?
Jesus ist die personifizierte Wahrheit, weil er als Gott allwissend ist. Tatsächlich ist er auch im rein kognitiven, verständnismäßigen Sinne die Wahrheit. Alles, was es zu wissen gibt, ist in ihm enthalten. Er hat den totalen Überblick – nicht nur über unser Leben, sondern über alles, was in der Welt geschieht. Er kennt alle Naturwissenschaften und damit natürlich auch den Satz des Pythagoras, denn er hat ihn ja schließlich erfunden.
Im Gegensatz zu irgendeinem Wissenschaftler, der ihm nachreden kann, ist es Jesus Christus, von dem wir am Anfang des Johannesevangeliums lesen, dass alles durch ihn geworden ist. Also auch alles, was wir an Wissen haben und was Wissenschaftler erforschen können, an Naturgesetzen, ist durch Jesus Christus erst erfunden und eingesetzt worden. Deshalb müssen wir sagen: Er ist tatsächlich die personifizierte Wahrheit.
Und nicht nur im Bereich der Naturwissenschaft, sondern auch im Bereich der Geschichte, der Psychologie, der Theologie oder überhaupt in allem, was wir als Wahrheit formulieren können. Er ist die Wahrheit. Aber er ist noch viel mehr als das Wissen über die Weltformel, nach der Physiker schon seit Jahren vergeblich suchen. Er ist auch mehr als das Wissen der Alchemisten, die versuchten, aus Blei Gold zu machen. Das wäre ja alles interessantes Wissen, das Menschen heute noch nicht besitzen.
Jesus ist weit mehr als nur dieses verstandesmäßige Wissen. Die Wahrheit der Griechen, wie man sie manchmal nennt, fand im Kopf statt – Logik, Wissen, Weisheit. Und wir sollten das nicht verachten. Wir leben alle davon und sind froh, dass die Wissenschaft die Natur Gottes erforscht hat.
Die Wahrheit, die hier an dieser Stelle in der Bibel gemeint ist, ist aber eine Wahrheit höherer Ordnung. So könnten wir es sagen: eine Wahrheit, die vor allem unser Leben betrifft. Albert Einstein weist in seinem autobiographischen Buch „Mein Weltbild“ darauf hin, dass er als einer der bedeutendsten Physiker und Naturwissenschaftler des zwanzigsten Jahrhunderts sagte, die Naturwissenschaft habe viele Probleme gelöst. Aber er drückt es so aus: Die wesentlichen Lebensfragen seien durch alle Forschungen der Physik noch nicht einmal berührt.
Und da müssen wir zustimmen, das stimmt. Wenn du in Physik promoviert hast oder in Biologie, Chemie, Mathematik oder einem anderen Fach, wird dir das nicht unbedingt helfen, deine Ehekrise zu bewältigen. Du könntest zu deiner Ehefrau gehen und sagen: Eins plus Eins ist zwei. Dafür musst du nicht einmal Doktor der Mathematik sein, aber es ist eine Wahrheit. Und dann sagt deine Frau: „Okay, jetzt ist alles in Ordnung.“ Wahrscheinlich nicht.
Oder du erklärst ihr die Heisenbergsche Unschärferelation. Dafür muss man zumindest Abitur gemacht und aufgepasst haben. Danach wird deine Frau oder dein Kind, dein pubertierender Jugendlicher, dann sagen: „Okay, alles klar, ich betrinke mich nicht mehr.“ Wahrscheinlich eben nicht.
Da merken wir, dass all diese Wahrheiten zwar wichtig sind, aber die Wahrheit, für die Jesus an dieser Stelle steht, ist eine Lebenswahrheit. Eine Wahrheit, die nach dem Alten Testament schon mit Zuverlässigkeit, Echtheit und Glaubwürdigkeit zu tun hat. Das ist eine Wahrheit, die man nicht nur intellektuell wissen kann, sondern die man spüren, erfahren und intuitiv feststellen kann. Sie zeigt sich im Leben, wenn Gott plötzlich Lebenswege verändert, wenn er uns einen Weg weist für Zukunftsentscheidungen, bei denen wir noch nicht wissen, wie es ausgeht.
Wir sind verunsichert und denken: Nach allem Wissen, das ich mir ansammeln kann, gibt es keine Zukunft. Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Ich weiß nicht, wie ich meine Ehe retten kann. Ich weiß nicht, wie ich mit meinen Kindern umgehen soll. Ich weiß nicht, wie ich meinem Arbeitskollegen begegnen soll, der mich dauernd mobbt.
Hier ist das Wissen Jesu noch viel mehr. Diese Wahrheit Jesu ist viel mehr als nur ein paar psychologische Tricks. Im Psalm 96,11 lesen wir: „Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit.“ Genau das ist gemeint: „Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit.“
Jesus ist diese Wahrheit. Er soll uns zum Vorbild dienen, zum Modell. Lebe so wie Jesus. Das wirkt zwar in der Welt manchmal ganz verrückt, aber du wirst merken, dass dein Leben dann gelingt.
Das ist ja so verrückt, wie Jesus in der Bergpredigt sagt: „Wenn einer dich auf die eine Wange schlägt, halte ihm auch die andere hin.“ Das ist gar nicht, wie wir es in dieser Welt kennen. Da heißt es eher: „Wenn einer dich auf die andere Wange schlägt, schlag möglichst stark zurück, damit er nicht wieder aufsteht.“ Das ist eher die Wahrheit dieser Welt.
Setz dich durch, das ist Sozialdarwinismus. Der Stärkste setzt sich durch – aber nicht die Wahrheit, die Jesus Christus vertritt. Wir lesen in Psalm 26,3: „Denn deine Güte ist mir vor Augen, und ich wandle in deiner Wahrheit.“ Wenn ich die Güte und Vergebung Gottes vor Augen habe, dann kann ich in Wahrheit wandeln, also leben.
Das ist eine Wahrheit, die nicht nur im Kopf ist, sondern eine, die im Leben ist. Derjenige, der sagt, er habe christliche Wahrheit in seinem Leben, eben Jesus auch im Leben, kann nicht nur auf dogmatische Fragen die richtige Antwort geben. Bei ihm sieht man das im Leben.
Es gibt kein Christsein, das sich nur im Glaubensbekenntnis äußert. Es gibt nur ein Christsein, das sich im Leben zeigt, so wie es gerade vorgelesen wurde: „Denn deine Güte ist mir vor Augen, und ich wandle in deiner Wahrheit.“ Ich lebe darin.
Es ist keine Wahrheit nur für den Kopf und auch keine Wahrheit nur fürs Examen. Vielleicht als kleine Klammerbemerkung tröstend für diejenigen, die als Bibelschüler hier sitzen und sich vielleicht schon Sorgen machen, ob sie ihre Examen bestanden haben: Das ist durchaus ein Grund, sich Sorgen zu machen. Nicht, dass ich jetzt meine, ihr seid alle durchgefallen – so nicht. Aber natürlich ist das schon von Bedeutung.
Viel wichtiger ist es aber, dass ihr in der Wahrheit Jesu lebt. Das wird sich hoffentlich bei euch jetzt im Praktikum zeigen, für diejenigen, die hier in Brake bleiben werden, bei den Freizeiten und für diejenigen, die irgendwo in die Welt gehen, um Menschen zu dienen, ihnen weiterzuhelfen, sie auf Jesus Christus hinzuweisen und ihnen in praktischen Dingen zu helfen.
Da muss sich diese Wahrheit beweisen: Wahrheit fürs Leben, Wahrheit, die sich zeigt im Handeln, im Reden und letztendlich auch im Sterben. Denn wenn es ans Sterben geht, dann ist wirklich die Frage: Nicht nur, ob ich etwas auswendig gelernt habe, sondern ob ich von dieser Wahrheit weiß. Weiß ich von Jesus Christus? Weiß ich, dass Jesus der Weg zu Gott ist?
Wenn das nicht der Fall ist, dann werde ich einsam und verzweifelt sterben. Dann werde ich auf mein Leben zurückblicken und sagen: Egal wann ich sterbe, es war zu kurz. Ich hätte noch dies oder jenes tun wollen.
Jesus als das Leben und die Grundlage allen Lebens
Zu Weihnachten hatte ich meiner Frau ein Buch geschenkt, das heißt irgendwie „Tausend Plätze, die ich besuchen sollte, bevor ich sterbe“ oder so ähnlich. Ich weiß nicht, ob ihr das Buch kennt. Ich habe es durchgeblättert und festgestellt, dass ich einige dieser Plätze schon gesehen habe. Aber ich weiß nicht, ob ich für den Rest meines Lebens die anderen, was weiß ich, 51 Plätze noch besuchen kann.
Aber darauf kommt es ja letztendlich nicht an. Die Wahrheit, die Jesus gibt, ist dann in uns drin. Sie bestimmt unser Denken und beeinflusst, wie ich einem anderen Menschen gegenübertrete, wie ich rede. Lasse ich mich da prägen von dem Denken Jesu, von den Hinweisen, die er gibt, wie ich reden, denken und mich verhalten sollte?
Jesus lebte auch das, was er sagte. Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern und Gründern anderer Religionen ist Jesus derjenige, der nicht nur geredet hat, sondern der auch so lebte, wie er es gesagt hat. Wenn ihm einer auf die eine Wange geschlagen hat, hielt er die andere hin. Da, wo sie sagen: „Steig doch herunter vom Kreuz, wenn du der Sohn Gottes bist“, betet er: „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Das ist eine glaubwürdige Wahrheit, die wir dort haben.
Der letzte Hinweis, den Jesus gibt, ist: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit“, und dann sagt er: „Ich bin das Leben.“ Damit ist hier nicht gemeint, dass Jesus sagt, er sei lebendig – das könnte jeder von uns auch sagen. Sondern er ist das Leben personifiziert. Jeder Mensch will ja leben, also nicht nur weiterleben auf der Erde, sondern wirklich leben.
Manche Menschen wollen auch Wahrheit, und manche wollen den richtigen Weg in ihrem Leben. Aber leben will jeder. Und ich glaube, hier können wir sagen: Jesus ist buchstäblich das Leben. Er ist die Grundlage und der Ausgangspunkt jedes Lebens.
Warum? Weil wir in der Bibel lesen, dass Jesus der Schöpfer ist. Jesus ist derjenige, dem wir erst einmal unsere Existenz, unser Leben überhaupt verdanken. Insofern ist er der Ausgangspunkt jeden Lebens. Alles Leben kommt letztendlich von ihm.
Nicht nur, weil er am Anfang stand, sondern durch ihn können wir überhaupt erst heute Abend, heute Nachmittag hier sein. Durch ihn können wir überhaupt leben – nicht nur, weil wir gezeugt und geboren sind, sondern weil wir heute da sind. Er ist derjenige, der uns Nahrung gibt, der uns unser Leben gegeben hat, der uns die Sonne gibt, der uns all das gibt, was wir brauchen.
Letztendlich ist das Leben ja, wenn wir Mediziner und Biologen fragen, sowieso ein Rätsel. Keiner kann uns sagen, was Leben eigentlich ist. Von daher können wir wahrscheinlich im wörtlichen Sinne sagen: Jesus ist das Leben.
Wenn ich hier mal etwas spekuliere, dann müsste ich sogar oder könnte sagen: Ganz zu Anfang der Bibel, im ersten Buch Mose, lesen wir: „Gott sprach, und es wurde“. Also die Erde entstand, das Universum entstand, und da merken wir, dass alles, was ist, unmittelbar von Gott ausgeht. Das Wort als Energie und als Information ging von Jesus aus, wie wir im Kolosserbrief lesen: Jesus, der die Schöpfung vollbracht hat, Gott, wie es in der Genesis steht.
Insofern ist alles, jedes Atom, jeder Superstring – wie heute die Physiker sagen, die ja noch kleiner als die Quarks sind, die kleinsten Teile der Materie, die kleinsten Teile der Existenz – eine Art schwingende Energiefäden. Und die kommen alle einmal von Gott. Insofern müssten wir sagen: Ja, dann kommt auch alles Leben von Gott, denn ohne die Schöpfung gäbe es kein Leben.
Insofern ist Jesus tatsächlich das Leben, und Jesus ist in gewisser Weise die Voraussetzung für alles um uns herum. Ohne ihn ist nichts anderes denkbar. Aber er ist mehr als das biologische Leben, mehr als die Herztätigkeit oder die Hirnaktivität, die wir messen können. Er ist das echte Leben.
Er ist kein Lebensersatz, dem viele Menschen nachstreben, indem sie einfach so dahinvegetieren. Das ermerken wir ja in unserer Umgebung häufig. Man muss wahrscheinlich nur zu irgendeinem Zeitpunkt des Tages das Fernsehen anstellen, und dort wird das Leben präsentiert, wie viele Menschen den Eindruck haben, so sei das Leben.
Man kann sich das eine Zeit lang anschauen, man braucht es auch nicht. Aber das, was dort geboten wird, ist meistens nur ein Lebensersatz nach dem biblischen Motto: „Lass uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ Vielleicht gehört neben dem Essen und Trinken auch noch das Feiern, Urlaub machen und ein bisschen Arbeiten dazu, damit ich das Geld habe, um weiter essen, trinken, feiern und Urlaub machen zu können.
Aber wer das eine Zeit lang gemacht hat, wird merken, dass er leer zurückbleibt. Dass das eben nicht das eigentliche Leben ist, dass man sich mehr und mehr den Eindruck hat: Ich werde ja nur gelebt, da ist nichts Besonderes mehr dran.
Wer das erste Mal, was weiß ich, irgendein besonderes Gericht, vielleicht Hummer, isst, mag das vielleicht ganz nett finden. Aber wer das dann jeden Tag isst, nicht mehr.
Ich erinnere mich: Vor ein paar Jahren hatte ich eine Reiseleitung nach Norwegen. Ich war im Fischereimuseum, und dort wurde der Lachsfang beschrieben. Es gab von der Fischereigewerkschaft so uralte Gesetze, und darauf stand unter anderem: „Nicht mehr als zweimal in der Woche darf es Lachs geben.“ Also nicht umgekehrt zu sagen, mindestens zweimal. Wahrscheinlich, wenn es euch so geht wie mir, gehört Lachs nicht zum täglichen Essen, sondern ist mal etwas Außergewöhnliches. Und dann schätzt man es auch besonders.
Hingegen, wenn ihr Sachen immer habt, werden sie öde. Warum? Weil es eben nur solche Dinge sind, die uns nebenher mal guten Geschmack geben können, mal eine kleine Freude. Aber du lebst ja nicht fürs Essen, du lebst nicht fürs Trinken, du lebst nicht für den Urlaub, du lebst nicht fürs Feiern.
Und hier ist die Frage: Wofür denn dann? Genau darauf will Jesus eine Antwort geben, all den Menschen, deren Leben sich sonst hohl und leer anfühlt.
Da lesen wir schon im Alten Testament in Sprüche 6,23: „Denn das Gebot ist eine Leuchte und eine Weisung, ein Licht und eine Vermahnung ist der Weg des Lebens.“ Hier soll gesagt werden: Die Ordnungen Gottes sollten uns nicht einschränken. Gott sagt nicht nur: Du darfst oder du darfst nicht, du musst oder du musst nicht, sodass wir den Eindruck haben, Gott will nur, dass wir irgendeine Leistung bringen. Und wenn wir diese Leistung gebracht haben, klopft er uns irgendwann vielleicht auf die Schulter und sagt: „Okay, du hast es gerade noch geschafft.“
Nein. Hier steht: Diese Ordnungen Gottes sind ein Weg des Lebens. Das heißt, richtige Lebensfülle erfährst du erst, wenn du dein Leben nach den Regeln Gottes lebst. Sonst ist das eben frustrierend.
So ähnlich wie jemand, der sich ans Klavier setzt und sagt: „Ich will aber nicht die Regeln der Musik akzeptieren, der Harmonie und all so etwas, sondern ich will Klavier spielen, wie es mir einfällt.“ Vielleicht nimmt er dann seine Vorschlaghammer aus der Werkstatt, haut drauf und sagt: „Dann kommen die Töne doch erst richtig.“
Oder du willst dein Auto fahren nach deinen Regeln, die dir gut passen. Dann sagst du: „Das Benzin ist wieder mal zu teuer, ich tanke es mit dem Gartenschlauch.“ Du tankst voll, bezahlst nur ein paar Cent, und gehst zum Nachbarn und sagst: „Wie blöd ist der denn, der gibt so viel aus, das kann man doch viel günstiger haben.“ Dann startest du dein Auto und fährst los. Ein paar Meter macht es vielleicht noch, denn die Benzinschläuche sind noch voll. Wenn dann das Wasser drin ist, merkst du: Das kann man zwar machen, aber Autofahren funktioniert so halt nicht.
Genauso ist es auch mit dem Leben. Die Regeln Gottes sind keine Erschwernisse unseres Lebens, wo Gott uns etwas wegnehmen will. Sondern sie sind die Regeln, nach denen Leben überhaupt erst möglich ist – erfülltes Leben.
Alles andere Leben wird sich mit der Zeit als hohl und leer erweisen.
Im Psalm 16,11 lesen wir: „Du tust mir kund den Weg des Lebens.“ Wieder genau derselbe Gedanke. Gott will uns mitteilen, wie wir eigentlich erfülltes, zielgerichtetes Leben führen und leben können.
Eigentlich will Jesus hiermit so viel sagen wie: Ich zeige dir, wie du wirklich leben kannst – lohnend und zielgerichtet.
Denn der Mensch ohne Gott, sagt uns die Bibel, ist geistlich tot. Na ja, er lebt zwar äußerlich, er bewegt sich, er lebt irgendwie sein Leben. Aber die Bibelseite ist geistlich tot. Seine Empfangsinstanz zu Gott ist ausgeschaltet. Er weiß scheinbar nichts von dem eigentlichen Ziel, das wir im Leben haben, von der Existenz Gottes, vom Reden des Heiligen Geistes im Leben des Christen.
Und dann führt man sein Leben, und irgendwann ist man tot. Dann hat man den Eindruck: Jetzt ist es vorbei.
Nur dadurch, dass wir einen Bezug zu Jesus Christus haben, dass wir Kontakt zu ihm aufnehmen, indem wir zu ihm sprechen, indem wir ihn einladen: „Jesus, ich will mein Leben mit dir führen, vergib du mir, was ich falsch gemacht habe, ich will jetzt auf dich hören, ich will mit dir leben.“ Wenn wir ihn dazu einladen, hat er verheißen, dass er ein Leben mit uns leben will.
Plötzlich werden wir auch geistlich lebendig. Plötzlich erkennen wir manche Dinge, von denen wir vorher nie etwas geahnt haben.
Ich habe es so erlebt, als ich zum Glauben gekommen bin. Ich habe vorher auch schon viel in der Bibel gelesen, aber danach habe ich in der Bibel gelesen und plötzlich gemerkt: Da spricht Gott zu mir. Ich habe gemerkt, wie Gott im Alltag da gewesen ist und das bis heute noch ist. Wie ich mit ihm sprechen kann, da, wo mich Dinge bewegen. Und er antwortet darauf – nicht immer akustisch hörbar, manchmal innerlich, manchmal durch die Bibel, manchmal indem er eine Situation einfach verändert.
Das ist damit gemeint: Gott führt uns in unserem Leben, er gibt uns ewiges Leben, und deshalb ist er das Leben.
Der Absolutheitsanspruch Jesu und seine Konsequenzen
Und dann kommt noch der Schlusssatz dieses Verses, der lautet: Niemand kommt zum Vater als nur durch mich. Im Grunde ist damit schon alles gesagt. Denn vorher steht dort nicht, Jesus sei irgendein Weg, sondern er ist der Weg. Er ist nicht irgendeine Wahrheit, sondern die Wahrheit, und er ist nicht nur irgendwie lebendig, sondern das Leben.
Auch in den drei vorherigen Aussagen liegt ein starker Absolutheitsanspruch. Es wird gesagt, er ist der Weg, die Wahrheit, das Leben. Diese Aussage wird hier am Ende noch einmal bestätigt. Es gibt keinen anderen Weg zum Vater, zu Gott, zum Schöpfer, zum Herrn des Universums als nur über Jesus Christus.
Diese Aussage ist heute natürlich sehr umstritten. Sie klingt sehr intolerant, wenn jemand so etwas sagt. Denn damit wird ja gleichzeitig ausgesagt: Wenn du nicht an Jesus Christus glaubst, ihm dein Leben nicht anvertraust und seinen Aussagen nicht folgst, dann wirst du nicht zu Gott kommen.
In gewisser Weise kann man sagen, ja, das ist intolerant. Allerdings muss man auch sagen: Jeder, der eine Aussage macht und deren Wahrheitsanspruch erhebt, ist intolerant. Denn er sagt damit, dass das Gegenteil falsch ist.
Wenn ich euch zum Beispiel sage: Wenn ihr einen Liter Benzin trinkt, werdet ihr sterben, dann ist das intolerant. Es könnte ja jemand sagen: Warum bist du so eingebildet? Es könnte doch auch sein, dass mir nichts passiert, wenn ich Benzin trinke. Also lass das offen, jeder hat seine Wahrheit: Du trinkst kein Benzin, und ich trinke Benzin. So funktioniert das eben nicht.
Oder wenn ihr zu eurem Arzt geht und der sagt: Du hast Krebs, dann könnt ihr sagen: Das ist aber intolerant. Ich glaube, ich habe gar keinen Krebs, ich fühle nichts, also habe ich keinen Krebs. Da sagt der Arzt doch: Sie haben Krebs. Nein, ich habe keinen, lassen Sie mir doch meine Wahrheit.
Natürlich ist Wahrheit immer intolerant, weil Wahrheit das Gegenteil ausschließt. Insofern ist die Idee, dass man alles gültig stehen lassen sollte, eigentlich eine vollkommen intolerante Idee. Denn dahinter steckt die Vorstellung, dass es im Bereich der Religion gar keine Wahrheit gibt.
Dann kannst du nämlich jede Aussage treffen, die du willst. Du kannst sagen: Das ist wahr, das ist wahr, das ist wahr. Das ist nicht gefährlich, weil es diese Wahrheit gar nicht gibt.
So ähnlich war es lange Zeit bei den Naturheilmitteln. Der Staat sagte, Naturheilmittel müssen nicht geprüft werden, zumindest nicht die, in denen nichts drin ist, wie Homöopathika. Homöopathika müssen nicht von der Arzneimittelprüfung geprüft werden, weil ja nichts drin ist.
Dann sagt man: Na ja, dann kann ja jeder tolerant nehmen, was er will. Es schadet nichts, materiell hilft es auch nicht. Aber dann kann es jeder so nehmen, wie er will.
Wenn wir den Glauben auf dieser Ebene erniedrigen, dann können wir ihn gleich ganz sein lassen. Wenn wir aber um den Glauben ringen, wenn wir nach Gott suchen und ihn finden wollen, dann müssen wir irgendeine Wahrheit finden. Diese Wahrheit wird automatisch etwas anderes ausschließen.
Übrigens ist diese Meinung nicht nur die, die wir vertreten. Jeder, der ernsthaft nach Gott sucht, vertritt diese Meinung. Denn wenn es einen Gott gibt, dann gibt es eben nur einen Gott und nicht einen Gott, wie ich ihn mir erfinde.
Heute meinen manche, jeder könne seinen eigenen Gott haben, seinen eigenen Entwurf von Gott. So wie Ludwig Feuerbach vor 150 Jahren kritisierte: Gott oder Religion sei eine Projektion menschlicher Wünsche. Er hat damit gut charakterisiert, wie viele heute Gott vorstellen.
Viele Menschen erfinden sich ihren persönlichen Gott. Und da müsse man tolerant sein, denn diesen Gott gibt es ja nicht wirklich, man erfindet ihn nur.
In dem nicht empfehlenswerten Buch von Richard Dawkins über den Gotteswahn gibt es ein ganzes Kapitel, in dem er davon spricht, es könnte ja auch das himmlische Spaghettimonster als Gott geben. Die Idee fand ich lustig. Man könnte sagen: Aha, das himmlische fliegende Spaghettimonster ist also der Gott von Richard Dawkins.
Bei diesem Gott würde ich sagen: Seid tolerant, denn diesen Gott gibt es nicht. An ihn muss man nicht glauben. Es könnte auch jemand den fliegenden Pizza- oder Bier-Gott haben, wenn er das lieber mag. Aber diese Götter gibt es alle nicht.
Wenn es aber um einen Gott geht, der wirklich existiert und wirklich eingreift, dann muss ich natürlich diesen Absolutheitsanspruch haben, so wie ihn Jesus vertritt. Das ist dann nicht intolerant, sondern wahrhaftig, ernsthaft und entspricht der Realität.
Reaktionen auf den Anspruch Jesu
Der Anspruch Jesu: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich“ – auf diesen Anspruch können wir auf verschiedene Weise reagieren. Genau das stellt uns heute Nachmittag vor eine Herausforderung.
Wir können uns ärgern und den Anspruch Jesu ablehnen. So könnte man sagen: „Ach Jesus, was fällt dir eigentlich ein? Das bringt doch nur Unfriede in die Welt. Lass mir doch meinen persönlichen Gott.“ Und Gott ist in dieser Hinsicht tolerant – er lässt jedem seinen persönlichen Gott.
Doch man muss dann auch mit den Konsequenzen leben. Wenn du dir einen Gott selbst erfindest, wird dieser Gott dich nicht retten können. Er wird dir keine Schuld vergeben und dir auch kein Leben nach dem Tod schenken. Wenn du deinen Gott selbst erfinden willst, kannst du das tun. Dann kannst du dich über Jesus ärgern und ihn zurückstoßen – zumindest für eine Zeit lang. Bis du nämlich einmal in der Ewigkeit vor ihm stehst. Dann wirst du anerkennen müssen, dass er Gott ist und dass es keinen anderen gibt. Diese Möglichkeit lässt Gott offen.
Die zweite Möglichkeit ist: Du stellst fest, dass der Anspruch Jesu stimmt. Du kannst das intellektuell nachvollziehen. Ja, Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es gibt keinen anderen Weg zu Gott. Du erkennst das an und bist vielleicht in einem christlichen Elternhaus groß geworden. Dort wurde dir das schon häufig gesagt, und du glaubst es auch.
Doch du tust nichts und unternimmst nichts. Du gehst nicht den Weg, den Jesus aufzeigt. Du akzeptierst nicht die Wahrheit, die er dir geoffenbart hat, und übernimmst nicht das Leben, das er dir geben will. Dann ist es zwar schön, dass du eine Wahrheit erkannt hast, aber sie wird dir nicht weiterhelfen. Du wirst weiterhin nach deiner Fasson selig. Du wirst ein leeres, oberflächliches Leben führen – nur ohne Jesus.
Die dritte und, wie ich glaube, die beste Möglichkeit ist: Du lässt dich darauf ein. Du erkennst, dass es wahr ist, und nimmst den Anspruch Jesu auf. Aber das bleibt nicht nur im Kopf, sondern geht in deinen Willen über. Du sagst: „Ja, ich will das. Ich will mit diesem Jesus leben.“
Du lässt dich darauf ein, dass dieser Jesus die Grundlage deines Lebens wird – deines Denkens, deines Redens, deines Planens, deines Lebens und deiner Zukunft. Genau das will Jesus eigentlich. Deshalb hat er den Jüngern diesen Anspruch gesagt und ihnen dieses Angebot gemacht. Die Jünger damals sind alle diesen Weg gegangen.
Weil sie Jesus kennengelernt hatten, merkten sie: Es gibt niemanden, der so Leben bieten kann wie Jesus. Als Jesus die Leute gehen lassen wollte, kam Petrus später auf ihn zu und sagte: „Wohin sollen wir denn gehen? Du bist der Einzige, du hast Worte des ewigen Lebens; die finden wir sonst nirgends.“ Die Jünger sind diesen Weg gegangen.
Ich hoffe, dass auch jeder, der heute Nachmittag hier ist, und der das bisher entweder abgelehnt hat, sich noch nicht damit auseinandergesetzt hat oder es zwar weiß, aber nicht lebt, nicht einfach so wieder nach Hause geht. Sondern dass er die ganze Sache ernst nimmt. Dass er vom nur äußerlichen Leben zum wirklichen Leben kommt.
Zu Jesus Christus, dem wahren Leben, kommst. Ihm dein Leben anvertraust und ihn bittest, dir Schuld zu vergeben, dein Leben, dein Denken und dein Reden zu verändern. Dann wirst du merken, dass eine ganz neue Instanz in dein Leben kommt.
Plötzlich redet Gott lebendig durch sein Wort. Du merkst, er antwortet auf dein Gebet. Du weißt auch, wohin du gehen wirst. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Jesus ist nicht nur irgendein Weg. Er ist der Weg zu Gott, den wir in unserem Lebensweg nachvollziehen können.
Er ist die Wahrheit, in der alle Weisheit und Wahrheit der Welt vereint sind – alle physikalischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnisse. Aber noch viel mehr: Er hat eine Lebensweisheit und Wahrheit, die er nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt hat. Wenn wir das Leben Jesu kennenlernen, merken wir: Er ist glaubwürdig.
Diese Wahrheit will er uns vermitteln, damit unser Leben gelingt. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben – und zwar deshalb, weil er derjenige ist, der uns das Leben gegeben hat, derjenige, der uns das Leben erhält und der uns ewiges Leben geben will. Er will uns wirkliches Leben schenken, nicht nur biologisches Existieren, sondern wirkliches Leben.
Schlussgebet
Ich möchte an dieser Stelle kurz mit euch beten und bitte euch, dazu aufzustehen.
Herr Jesus Christus, vielen Dank, dass du uns diese Worte weitergegeben hast. Ich möchte dich bitten, für uns alle, dass wir diese Worte mit nach Hause nehmen können. Mögen sie uns motivieren, dich im Alltag nicht zu vergessen oder beiseitezustellen.
Ich danke dir für all diejenigen, die deine Kinder sind, die Christen sind und mit dir leben. Ich danke dir, dass sie erfahren durften, dass du ihren Lebensweg vorzeichnest und ihr Weg bist. Du bist die Wahrheit, nach der sie leben, und das Leben, das bis in die Ewigkeit reicht.
Ich möchte dich bitten für die, die zweifelnd sind, noch suchen oder unsicher sind. Komm ihnen nahe und zeige ihnen, dass sie innerlich merken, spüren, erfahren und intuitiv wissen, dass das stimmt. Dass es sich nur so lohnt, zu sprechen und zu leben. Nur dieses Leben ist wirklich erfüllend, und alles andere ist nur ein Abklatsch von dem, was du uns eigentlich geben willst.
Danke, dass du Weg, Wahrheit und Leben bist – der Weg zu Gott, unserem Schöpfer und Vater. Amen.
