Guten Morgen. Wir beginnen mit dem Lied 494, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unsere Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Wir wollen beten. Wir danken dir, Herr, dass du uns nicht aufgibst, dass du diese deine Welt nicht aufgibst und dass dein Suchen kein Ende hat. Lass uns in diesem Gottesdienst erfahren, dass du uns aufsuchst – in unseren Nöten, in den Schuldverstrickungen, in den Verzweiflungen, in den Sorgen und in den Freuden unseres Lebens.
Rede mit uns, leite uns, schaffe du Neues! Wir beten weiter in der Stille.
Danke, dass du uns hörst, Herr. Nun gib uns deinen Geist, damit wir deine Stimme hören können. Amen.
Einführung in die Geschichte und ihre Bedeutung
Wir wollen in diesem Sommerhalbjahr einzelne kurze Texte aus der Geschichte Davids besprechen. Die Geschichte vom Kampf zwischen David und Goliath gehört wohl zu den bekanntesten Erzählungen überhaupt. Dabei sind wir uns oft nicht bewusst, dass es ursprünglich gar nicht um den Kampf zwischen David und Goliath geht, sondern vielmehr um einen Kampf zwischen David und Israel.
Diesen Teil des Kampfes wollen wir heute genauer betrachten. Dazu muss ich Ihnen den Zusammenhang erzählen, bevor wir uns auf das Wort konzentrieren, das uns heute besonders interessiert.
David war noch sehr jung, etwa „drei Käse hoch“. In dieser kriegerischen Auseinandersetzung war er eher mit frischem Käse beschäftigt als mit Kriegshandlungen. Sein Vater Isai schickte ihn ins Lager der israelischen Armee, beladen unter anderem mit zehn frischen Käselaiben für den Kompaniechef. Die älteren Söhne Isais waren dort eingezogen. Wahrscheinlich wusste der Kompaniechef, warum er frischen Käse brauchte – vielleicht zur allgemeinen Aufrechterhaltung der Stimmung oder Ähnlichem.
David trug also zehn frische Käselaibe für den Kompaniechef und einen Sack voll Kaugummi und Chips für die Söhne Isais. Damals gab es natürlich noch kein Kaugummi und Chips, aber sinngemäß waren das geröstete Körner. Die Araber nennen das Biser. Es ist eine raffinierte Kunst, diese Körner zu knacken, die Schalen in die Gegend zu spucken und den Rest zu essen. Das war ein kulinarischer Zeitvertreib, vergleichbar mit Chips und Kaugummi.
So zog David also mit einer ganzen Ladung davon sowie Brot ins Lager.
Die Situation im Lager und die Herausforderung des Glaubens
Nun wollte ich nicht über die zehn frischen Käsesorten sprechen, auch nicht über Chips und Kaugummi. Aber als David ins Lager kam, fand er etwas, das wirklich auch Käse war – allerdings keine frische Sorte, sondern eine ganz andere Art.
Er fand das Volk Gottes in einer Situation vor, die unserer heute in vielen Bereichen durchaus ähnelt: eine Situation großer Entmutigung. Resignation breitete sich aus wie lähmendes Giftgas. Die Herausforderung durch den Vorkämpfer Goliath machte die Menschen kaputt, obwohl die Idee dahinter eigentlich vernünftig war.
Goliath hatte gesagt: „Stellt einen von euch als Vorkämpfer, und wir beide kämpfen hier zwischen den Fronten. Wer gewinnt, dessen Armee hat gewonnen.“ Die Soldaten dachten dabei auch an ihre Kinder, die zu Hause warteten. Wenn alle Soldaten nach Hause kämen, sei es egal, wer gewonnen oder verloren habe. Das regelt sich über die Jahrzehnte sowieso wieder.
Meist müssen die Sieger den Wiederaufbau finanzieren, und den Kindern und Frauen war es ohnehin lieber, wenn die Soldaten als Verlierer gesund nach Hause kommen, als als Sieger auf dem Schlachtfeld für Vaterlands Ehre zu sterben.
Also war es gar keine so schlechte Idee, dass nicht Tausende sich gegenseitig abschlachten, sondern nur zwei gegeneinander kämpfen, um dann zu entscheiden, wer gewonnen oder verloren hat.
Doch dieser Goliath fand keinen, der bereit war, gegen ihn anzutreten. So breitete sich die lähmende Resignation aus.
David hörte das und mischte sich ein. Der älteste Bruder fuhr ihm daraufhin übers Maul und sagte: „Willst du dich einmischen? Du hast doch keine Ahnung davon, oder?“
David antwortete etwas motzig: „Ich wollte ja nur mal fragen“, so steht es wörtlich in der Bibel. Und dann machte er weiter und brachte so richtig positive Subversion ins Volk Gottes.
Wörtlich heißt es: David sagt zum König Saul: „Seinetwegen lasse keiner den Mut sinken. Dein Sohn wird hingehen und gegen diesen Philister kämpfen.“
Das kleine Einmaleins des Glaubens: Grundelemente und Herausforderungen
Nun interessiert uns heute der Predigttext, genauer gesagt die Begründung, warum David das war.
Dort heißt es in 1. Samuel 17,37: „Der Herr, der mich von den Löwen und Bären errettet hat, der wird mich auch erretten von diesem Philister.“
In Israel gab es tiefe Gelehrsamkeit und eine reiche Tradition. Wahrscheinlich herrschte in dieser Situation auch ein hervorragendes Problembewusstsein.
Doch was sie verlernt hatte und was David ihr nun lehrt, ist das kleine Einmaleins des Glaubens. Hier geht es nicht um die großen, weiten, tiefen, schwierigen und komplexen Zusammenhänge. Es geht um das Einmaleins des Glaubens.
So wollen wir Text und Predigt überschreiben: Das Einmaleins des Glaubens ist David, das Volk Gottes lehrt und uns lehrt.
Ich werde drei Dinge ansprechen, die aus diesem Einmaleins des Glaubens deutlich werden.
1. Die einfache Übertragung und ihre Grenzen
Das Erste: Eine einfache Übertragung, die oft nicht klappt.
Was ist die Begründung Davids für seinen Glaubensmut? Eine ganz einfache Übertragung: Er stützt sich schlicht auf seine bisherigen Erfahrungen mit Gott als Hirtenjunge bei den Schafen und Ziegen. Er hatte es mit Löwen und Bären zu tun, die kamen, um die Herde zu reißen.
Erzähl doch vorher: Wenn einer kam und schon hatte, bin ich hinterhergelaufen und habe so lange draufgedroschen, bis er mir das wieder abgab. Und wenn er mich angriff, packte ich ihn beim Bart, heißt es da. Damals trugen also Löwen und Bären vor allem Bart. Packte ihn beim Bart und schlug ihn tot.
Wo sich so ein Bart nicht alles eignet, kann man einen reinpacken. Und diese naive Situation eines etwas abenteuerlichen Hirtenlebens – wie gesagt, das waren also nicht diese versonnenen Dichterjünglinge, die das alternative Leben suchten, das waren die israelischen Rocker. Und so betrug er sich ja auch. Er hielt das Gleiche aber auch noch für eine Glaubensbewährung.
Aus einem lebendigen Glauben an den lebendigen Gott prügelte er sich da so mit diesem Raubzeug. Meine Hausbesuche waren in der Wüste nicht zu machen, Traktate konnte man auch nicht verteilen, Bibeln gab es noch nicht. Was sollte er denn machen? Für ihn war die Glaubenserfahrung mit dem lebendigen Gott, sich im Interesse seiner Schafe mit dem Raubzeug zu prügeln.
So war seine Glaubenserfahrung. Er hat erfahren, wie Gott ihn schützt und wie er Dinge wagen konnte, die er eigentlich nicht wagen konnte. Und dass der lebendige Gott sie bestätigte.
Nun übersetzte er diese Jugenderfahrung des Glaubens schlicht und naiv in die Wirklichkeit dieses grauenhaften Krieges. Daran wird natürlich jeder nachdenklich, und vernünftige Leute sagen die Dummheit deutlich, denn Meilen liegen zwischen diesen jugendlichen Glaubenserfahrungen und der Schwierigkeit, was hätte ich gesagt, eines ernsthaften Berufslebens.
Die schwierige politische Verzwicktheit einer hochbrisanten militärischen Expedition – da kann man doch nicht so einfach übertragen. Und das tut er. Das tut er, was alle im Volk Gottes nicht wagen. David schließt von der Hilfe bei den Bären und Löwen auf die Hilfe gegenüber Goliath.
Damit hat er eigentlich die Grundlegung im kleinen Einmaleins des Glaubens deutlich gemacht. Gott lässt uns Basiserfahrungen des Vertrauens machen, wo wir sein Wort ernst nehmen und etwas wagen, von dem wir nicht wissen, wie es ausgeht. Und wir machen die Erfahrung, dass er lebt und dass er errettet. So wie David es hier sagt: Er rettet aus der Todesnot.
Gott lässt uns solche Erfahrungen machen, nicht, damit wir darauf sitzenbleiben wie auf einem Sofa, sondern damit wir von da aus aufbrechen zu neuen Wagnissen des Vertrauens und des Gehorsams. So dass die Kette der Erfahrungen mit der Wirklichkeit Gottes nicht abreißt. Oder dass wir vorwärtsgehen im Wolken Gottes auf dem Weg, den Gott uns zeigt.
Jetzt kann ich das nur anreißen, wo das Problem liegt. Es gab ja wahrscheinlich viele in Israel, die ähnliche Anfangserfahrungen des Glaubens mit Gott gemacht hatten wie David. Die einen redeten von ihren Glaubenserfahrungen wie von kostbaren Museumsstücken, aber in ihrem Leben war alles erstarrt. Es war eben vor zwanzig Jahren passiert oder gar vor vierzig, aber nicht mehr heute. Da wartet keiner mehr.
Was diese Direktheit auf Gottes Wort hingegen die Schwierigkeit ist. Oder sie redeten von den vergangenen Jugenderfahrungen des Glaubens ein bisschen nachsichtig lächelnd: „Ja, ja, damals meinten wir noch, man müsste so essen, wie man kocht, nicht?“ Inzwischen aber hatten sie sich im Glauben vielfach den Mund verbrannt. Nun wurde nichts mehr so heiß gegessen, wie gekocht.
Der abgekühlte Glaube war das Eigentliche. Darf ich Sie einfach so fragen – wann darf ich die Frage weitergeben, die er ans Volk Gottes stellt mit seiner schlichten Naivität, der Übertragung seiner Glaubenserfahrung aus den kleinen Anfangserfahrungen hinein in die große komplizierte Schicksalsentscheidung des Volkes Gottes?
Da müssen Sie einfach fragen: Was wagen Sie? Was wagen Sie mit Jesus? Ein Glaube, ein Vertrauen, der auf das Wort Jesu hin nichts mehr wagt, nicht mehr mit seiner Wirklichkeit, ist zu einer weltanschaulichen Verwaltung von alten Klamotten geworden.
Das gibt es ganz schnell: Man geht einem ordentlichen Leben nach, auch christlich geordnet, aber es ist kein Wagnis mehr drin. Man traut Jesus nichts mehr zu. Man geht seinen Weg so weit, wie die Dinge kalkulierbar sind, und wenn sie nicht mehr kalkulierbar sind, geht man eben keinen Schritt weiter.
Wann werden in unserem Leben noch Wagnisse der Ehrlichkeit eingegangen, auch um den Preis, dass man finanzielle Nachteile hat? Wann wagen wir gehorsame Schritte der Feindesliebe und der Selbstlosigkeit, auch wenn wir es mit Nachteilen, mit Übervorteilung durch unsere Umwelt bezahlen müssen?
Fragen Sie sich, ich frage mich auch: Wann haben wir eigentlich zum letzten Mal mit Bezug auf Gottes Verheißung, auf Jesu Wort etwas getan, dessen Ausgang wir nicht vorher voll übersehen konnten? Da muss ich weiter zurückfragen: Hat es das überhaupt je gegeben in unserem Leben, das doch von Jesus Christus her bestimmt sein sollte?
Ich stehe nicht an, ganz offen zu sagen: Wo in unserem Leben nie und nirgendwo das Wagnis des Vertrauens und Gehorsams gewesen ist, haben wir überhaupt noch nicht angefangen, mit Jesus wirklich zu leben. Da ist er immer noch bestenfalls die religiöse Tapete.
„Auf dein Wort, Herr, will ich es tun“ – so fängt die Geschichte beim Petrus an. Gehen Sie durch das Neue Testament: Leben sind so verschieden, dass nicht eins dem anderen gleicht. Aber dieses Grundelement ist das Kennzeichnende für jedes Leben in der Gemeinschaft, der Vertrauensgemeinschaft mit dem lebendigen Gott.
Er ruft uns heraus in Schritte auf Wege, die wir nicht überschauen können in ihren Konsequenzen. Wo wir etwas wagen und sagen: Herr, du sagst es, ich weiß nicht, wie es ausgeht, aber ich will dir jetzt ehrlich werden, ich will dir jetzt die Hand der Versöhnung reichen, ich will jetzt viel Zeit und Kraft in die Mitarbeit investieren.
Ich weiß nicht, wie das ausgeht, aber auf dein Wort wage ich es jetzt. Ein Element des kleinen Einmaleins des Glaubens: die Basiserfahrung des Wagnisses und Vertrauens. Jesus schenkt uns diese Erfahrungen, nicht damit wir sagen: Nun, das gibt es, sondern damit wir von da aus Rückschlüsse ziehen und die Übertragungen in die neuen Lebenssituationen schaffen.
Er gibt uns solche Erfahrungen im Glauben, damit wir ermutigt werden, einen Anstoß bekommen, jetzt in allen Fragen unseres alltäglichen und familiären Lebens, unseres beruflichen Lebens, unseres gemeindlichen Lebens Neues und Neues zu wagen mit seiner Gegenwart.
Wage es mit Jesus, was deine Not auch sei! Wage es mit Jesus, er macht dich frei! Das ist ein Lied, das wir seit vielen Jahren in der Jugend singen. Das ist das kleine Einmaleins des Glaubens.
2. Glaube als Antrieb zum Handeln
Der erste Teil behandelt einfache Übertragungen und Tragungen, die oft nicht gelingen. Der zweite Teil zeigt, dass Vertrauen aktiv macht.
Es gibt ein weit verbreitetes Vorurteil. Das zeigt sich etwa, wenn wir sagen: Wer mit Gottvertrauen handelt, macht es sich sehr leicht und einfach. Er denkt dann oft, er müsse nichts selbst tun, könne es auch nicht, und Gott werde es schon richten. Darin steckt die Annahme, dass Glaube den Menschen passiv macht und ihn davon abhält, selbst aktiv zu werden.
Ich möchte jedoch deutlich sagen, dass es Lebenssituationen gibt – auch im Verhältnis zu Gott – in denen wir tatsächlich nichts anderes tun können, als zu warten, dass Gott handelt. Ein Beispiel dafür ist das Wort, das Gott durch Mose dem Volk Israel nach der Flucht aus Ägypten sagt: „In einer furchtbaren Not seid ihr. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ (2. Mose 14,14).
In solchen Situationen ist das Stillhalten besonders schwer, weil Panik uns zu Handlungen treibt. Doch das entscheidende, rettende Tun in unserem Leben vollbringt Jesus an uns. Dabei können wir nichts tun, außer stillzuhalten – und das fällt uns sehr schwer.
Bei David hingegen sind wir in einer ganz anderen Lage. Glaube macht nicht passiv. David hätte auch sagen können: „Ich habe oft erlebt, dass Gott hilft und sich um uns sorgt. Er kann uns schon aus der Hand der Philister retten. Da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, und Gott braucht auch nicht unsere Beteiligung. Das schafft er schon alleine. Jetzt wollen wir beten und Gemeinschaft halten, und dann wird alles gut.“
Er hätte also auch sagen können: „Herr, du kannst es auch ohne mich. Ich gehe jetzt nach Hause und schaue, wie es läuft. Rette dein Volk, tschüss!“ Stattdessen handelt es anders. Er zieht aus dem Vertrauen zur Wirklichkeit Gottes einen anderen Schluss: Weil Gott ihn schon errettet hat und auch aus der Hand des Philisters retten kann, darf David jetzt etwas wagen, was er sonst nicht tun würde. Er darf über seinen Schatten springen.
Ganz im Gegenteil: Vertrauen macht nicht passiv. Vertrauen zu Gott lähmt nicht, sondern befreit uns aus lähmender Angst. Es macht uns aktiv, fleißig und mutig. Jetzt geht es nicht mehr darum, um jeden Preis das eigene Leben zu sichern und darauf zu achten, dass einem nichts zustößt. Solange uns nichts passiert, die Berufschancen nicht beeinträchtigt sind, die finanziellen Möglichkeiten erhalten bleiben und der gute Ruf sowie der Respekt in der Umwelt nicht leiden, sind viele im Glauben mit dabei.
Die wirkliche Frage beginnt erst, wenn Jesus uns auf einen Weg führt, der in den genannten Bereichen etwas von uns fordert. Dort dürfen wir im kleinen Rahmen des Glaubens lernen, mit der Wirklichkeit des auferstandenen Herrn zu rechnen. Dann brauchen wir nie mehr die letzte Angst, uns selbst zu verlieren. Wir dürfen etwas tun, was wir sonst aus Angst nicht wagen würden. Wir dürfen jetzt zupacken.
Deshalb sind feige und faule Christen ein Widerspruch in sich. Nicht weil es eine Charakterstärke wäre, sondern weil sie einfach nicht fleißig und mutig sind. Sie rechnen nicht mit Jesus. Wo wir faul sind, träge und die Hände in den Schoß legen, rechnen wir nur mit unseren eigenen Möglichkeiten. Wir haben nicht mehr mit Jesus gerechnet.
Die Liebe Gottes macht uns fleißig und lässt uns zupacken, wo wir sonst vielleicht nie handeln würden. Sie lässt uns Aufgaben übernehmen. Wenn sich jemand irgendwo meldet, hat er oft gleich Arbeit. Das Gesetz des Handelns gilt auch in unseren Gemeinschaften: Wenn jemand etwas anpackt, kommt schnell die Aufforderung, doch bitte mitzuhelfen, damit wir nicht zu sehr in Deckung bleiben und nichts von uns zeigen.
So war es auch bei David. Er drängte sich vor und schon war er in einer lebensgefährlichen Situation. Das darf man erwarten! Christen sind nicht arbeitsscheu und nicht feige. Beides gehört zum kleinen Einmaleins des Glaubens.
Wenn ich das so sage, weiß ich auch, dass der Satz nicht immer stimmt, dass Christen nicht arbeitsscheu und nicht feige sind. Das trifft nur zu, wenn Jesus wirklich die Mitte unseres Lebens ist. Es ist kein Geheimnis, dass Jesus im Leben eines Christen auch aus der Mitte rutschen kann und andere Faktoren uns prägen.
Wenn Jesus nur eine Randexistenz führt, werden wir vorsichtig, distanziert, nicht sehr mutig und nicht übermäßig fleißig in seiner Sache sein.
Was ist eigentlich Glaube an Jesus in unserem Leben? Was ist er uns wert? Was bewirkt er mit der Kraft seiner Auferstehung? Ein kleines Einmaleins des Glaubens ist fällig – und noch kurz ein drittes Thema folgt.
3. Die besondere Gabe des Glaubens als Dienstgabe
Wir sagten einmal, dass es zum einen die einfache Übertragung ist, die doch so oft nicht klappt, und zum anderen, dass der Glaube aktiv macht. Drittens gibt es hier die besondere Gabe des Glaubens.
Dazu möchte ich auf eine merkwürdige Tatsache in der Bibel aufmerksam machen, die vielleicht etwas am Rande steht, aber für das Volk Gottes von großer Bedeutung ist. Paulus spricht an einigen Stellen in seinen Briefen davon, dass es eine Dienstgabe des Glaubens gibt. So wie manche Menschen vom Heiligen Geist die Begabung erhalten, Seelsorge zu üben, oder andere die Fähigkeit bekommen, Leitungsaufgaben wahrzunehmen, so schenkt der Heilige Geist auch andere Gaben. Diese werden oft zusätzlich zu den natürlichen Voraussetzungen, die jemand mitbringt, als Gaben Gottes durch den Heiligen Geist eingepflanzt.
Zu diesen Dienstgaben, die der Heilige Geist gibt, gehört laut Paulus auch der Glaube. Dabei meint er nicht den Glauben im Sinne des Vertrauens auf Jesus, der für jeden Menschen wichtig ist, der gerettet werden will. Es geht nicht darum, Vergebung der Schuld anzunehmen, sein Leben Jesus anzuvertrauen und in der Vertrauensgemeinschaft mit ihm zu leben.
Die Dienstgabe des Glaubens ist im Neuen Testament vielmehr die Gabe, die Fähigkeit, besonders etwas zu wagen – und das gegen große Widerstände und in irrsinnigen Schwierigkeiten. Es geht darum, auf das Wort Gottes hin etwas Risikoreiches zu tun, gegen allen Augenschein und gegen alle scheinbar gut begründeten Erfahrungen. Nicht eigenmächtig und abenteuerlich, sondern auf eine klare Wegweisung Gottes hin, auf sein Wort hin. Wenn alle Umstände dagegen sprechen, will ich es trotzdem tun!
Diese Gabe ist ganz wichtig: Es ist ein Vertrauen, das pionierhaft ist, das vorstößt in neue Bereiche und Brücken baut – so wie Pioniere Brücken bauen, über die die Armee nachziehen kann.
Gott hat seinem Volk alle Gaben gegeben, die nötig sind, damit Menschen gerettet werden, Hilfe bekommen und die Gemeinde Jesu, das Volk Gottes, aufgebaut wird. Dazu gehören die Gaben der Diakonie, der Krankenpflege, der Lehre, der Organisation und der Verkündigung in vielfältiger Form. Aber es gibt auch die Dienstgabe des Glaubens – des wagenden Vertrauens, ich möchte es so nennen – des pionierhaften Vertrauens und Glaubensgehorsams.
David zeigt uns einerseits in seinem Glauben die Grundelemente des Glaubens, das kleine Einmaleins des Glaubens: das Übertragen der Glaubenserfahrung von einer Situation in die nächste und das aktive Vertrauen.
Doch ich muss auch sagen, dass sich in der Situation des resignierten Volkes Gottes, in der sie statt zu fragen, was Gottes Wille ist und zu wagen, was Gottes Weg ist, ängstlich rechnen, sorgen, abschätzen und Hochrechnungen machen – wie stabil ist die Kirche? Wer geht noch in die Kirche? Wer liest noch die Bibel? Wer glaubt noch an Gott? – eine Art Weltuntergangsstimmung herrscht. Sie fühlen sich mit dem Rücken zur Wand. So war es in Israel, und so ist es heute. Das Klima in der Kirche und unter den Christen ist ähnlich.
In dieser Situation war David ein Mitarbeiter, dem Gott in besonderer Weise die Gabe des Glaubens gegeben hatte. Er zog das Volk Gottes nach vorne, baute Brücken über den Fluss, so dass die anderen nachfolgen konnten.
Wir brauchen solche Menschen. Übrigens sind solche Dienstgaben Gottes nicht einfach schicksalhaft da. Wir dürfen sie erbitten, entdecken und in seiner Gemeinde entwickeln.
In einer menschlichen und gesellschaftlichen Situation, in der mehr und mehr Menschen sagen, dass Resignation, Müdigkeit oder Frustration zur großen Wetterlage werden, sind Menschen mit der Gabe des wagenden Vertrauens und des pionierhaften Glaubensgehorsams sehr wichtig.
Auch die Gemeinde Jesu Christi in unserer Zeit ist von diesem lähmenden Gift der Resignation angesteckt. Vielleicht sind manche unter uns, die Gott mit der Gabe des Glaubens ausgestattet hat, dazu berufen, wie David auf schlichte Weise voranzugehen, sich nicht irremachen zu lassen.
Von denen, die immer schon wissen, dass man die Erfahrungen mit Bären und Löwen, mit Herden nicht einfach auf unsere Zeit übertragen kann – nicht die Erfahrungen aus dem Neuen Testament, nicht die aus dem zwanzigsten Jahrhundert, wo alles so kompliziert war, nicht die Naivität der Jugendarbeit, die man in die Ernsthaftigkeit des Berufs- und Familienlebens übertragen kann. So reden die klugen Rechner der Resignation.
Gott beruft neue Menschen, die es aushalten wie David, mit Pionierglauben, die etwas wagen – nicht eigenmächtig und ohne Phantasie, sondern gehorsam im Glauben, weil sie Gottes Stimme gehört haben und vorwärts gehen.
In dem Lied, das ich eben zitierte, heißt es: „Jesus schafft Persönlichkeiten, die das Salz der Erde sind.“
Wag es mit Jesus, was deine Not auch sei!
Schlussgebet und Bitte um Erneuerung
Lass uns beten!
Vergib uns, Herr, wenn wir in unserem Alltag nicht mehr mit dir gerechnet haben. Wenn wir uns in unseren Sorgen und Ängsten haben einpferchen lassen. Wenn wir nur gerechnet haben, statt zu fragen, was du willst.
Erneuere das Vertrauen zu dir. Amen.