Einführung in das Thema und biblischer Kontext
Ich habe heute Jeremia 31 ausgesucht, genauer den Vers 25. Vielleicht kennen Sie dieses Kapitel bereits, denn wir werden es noch brauchen. Ich möchte Ihnen einige Dinge aus diesem Kapitel zeigen.
Jeremia 31 wurde bei der Hochwasserkonferenz besprochen. In großen Glaubensnöten schreien wir zu Gott. In solcher Not darf man beten: „Herr, was ist los? Warum lässt du mich so leiden?“ Dieses Kapitel Jeremia 31 ist jedoch ein großes Wort der Zusage Gottes.
Dort heißt es in Vers 25: „Ich will die Müden erquicken und die Verschmachtenden sättigen.“
In unserem Jahrhundert hat sich etwas ereignet, das alle vorigen Generationen für völlig verrückt gehalten hätten. Man konnte sich kaum vorstellen, dass das zerstreute und getretene Volk der Juden, die Israelis, sich wieder im Land Abrahams, Isaaks und Jakobs sammeln würden. „Das ist doch gar nicht möglich“, hätten unsere Vorfahren gesagt.
Aber Gott hat es durch den Mund Jeremias versprochen und fest zugesagt. Gott hat ganz deutlich gesagt: „Ich will das tun.“ Das ist absolut verlässlich. Man kann sich darauf in allem ganz fest verlassen.
Gottes Zusagen und Verheißungen im Kapitel Jeremia 31
In Kapitel 31 und einigen anderen Stellen der Bibel steht es so klar geschrieben. Wenn man zum Beispiel in Vers 8 hineinschaut, heißt es: „Ich will sie sammeln von den Enden der Erde.“ Das hat in der Vergangenheit gut getan und tut es auch gegenwärtig noch.
Oder in Vers 3: „Das Volk, das dem Schwert entronnen ist, hat Gnade gefunden in der Wüste, im verheißenen Land Abrahams.“ Dort wird es wieder geschehen. In den Versen 4 und 5 steht: „Ich will dich wiederum bauen. Du sollst dich wieder schmücken, Weinberge pflanzen an den Bergen Samarias.“ Sogar in der Westbank.
Auch in Vers 9 wird von dem furchtbaren Weinen Rachels um ihre Kinder gesprochen, von dem furchtbaren Morden an den Juden. „Sie werden weinen kommen, aber ich will sie trösten.“ Immer wieder betont Gott mit „ich will, ich will, ich will“ seine klare Zusage. Gott bricht sein Wort nicht. Darauf kann man sich ganz fest verlassen.
Heute bestätigt die Geschichte diese Verheißungen. Viele Prophezeiungen der alttestamentlichen Propheten sind vor unseren Augen sichtbar erfüllt. Wieder erwarten wir alles von Menschen. Über Jahrhunderte hinweg wurde gesagt, man müsse diese Verheißungen geistlich umdeuten. Nein, sie sind wortwörtlich als gut erfüllt an seinem Volk, den Juden, eingetroffen.
Paul Gerhardt sagt einmal, was er sich vorgenommen hat und was er haben will: „Das muss doch endlich kommen zu seinem Zweck.“ Und Gott geht nicht zurück. Gott wird ohne Zweifel nicht zurückgehen. Gott macht das ganz, ganz, ganz bestimmt.
Der unbeugsame Wille Gottes und seine Wirkung auf Menschen
Jetzt weiß ich nicht, ob es in Ihrer Familie vielleicht jemanden gibt, der einen starken Eigenwillen hat, vielleicht den Vater. Wenn das der Fall ist, kann die ganze Familie dadurch fast in den Abgrund geraten. Man kann an einem harten Willen zerbrechen. Unter uns Menschen stöhnen die Kinder und die Kollegen und sagen, dass ein harter Wille zu einem sehr harten Menschen führt.
Der Wille Gottes ist jedoch noch härter als der härteste Wille eines Menschen. Gott will seinen Plan erfüllen und das, was er gesagt hat, auch tun. Gott will es machen. An diesem Willen Gottes werden Menschen zerbrechen. Sogar die ganze Geschichte wird daran zerbrechen.
Menschen werden einmal vor diesem Willen stehen. Doch natürlich wird es so sein, weil Gott seinen Plan und das, was er sich vorgenommen hat, nicht aufgibt. Das führt zum Ziel. Es ist gut, wenn man sagen kann: „Dein Wille geschehe.“ Wenn man sich nicht querlegt, sondern sagt: „Herr, ich will deinem Willen folgen.“
Ich habe mir in der Bibel immer die Stellen angestrichen, in denen „ich will“ steht. Denn es wäre töricht, dagegen zu handeln. Nein, im Gegenteil: Ich habe hier eine Richtschnur, auf die ich mich verlassen kann. Ich bekomme Informationen darüber, was Gott will, und habe eine verlässliche Auskunft über Gottes Pläne.
Und da steht auch dieses kleine Schätzelein, das heute unserer Predigt zugrunde liegen soll: „Ich will die Müden erquicken und die Verschmachtenden sättigen.“ Es ist gut, dass Gott einen unbeugsamen Willen hat und dass er das tut, allen Hindernissen zum Trotz. „Ich will, ich werde es tun.“
Die Herausforderung, über Müdigkeit und Schwäche zu sprechen
Ihr, was erleben wir? Das Staunen, auch wenn du nicht daran denkst. Ich will es tun, ich mache das absolut vertrauenswürdig. Könnt ihr euer Leben darauf bauen? Ich will die Müden erquicken und die Verschmachtenden sättigen.
Zuerst möchte ich darüber sprechen, was uns so schwerfällt: Über unsere Müdigkeit und unser Verschmachten zu reden. Über das Müde-Sein und das Verschmachten.
Habt ihr jemanden, einen vertrauten, lieben Menschen, mit dem ihr in den letzten Tagen über eure Schwächen sprechen konntet? Habt ihr jemanden? Oder tragt ihr das ganz allein? Habt ihr jemanden, mit dem ihr über eure Fehler sprechen konntet? Jemanden, mit dem ihr über eure Pannen oder über das Unrecht, das ihr getan habt, reden könnt? Einen Seelsorger, der euch wieder heraushilft, der euch neuen Mut macht?
Oder wärt ihr der Erste, der keine Fehler hätte? Keine unrechtmäßigen Taten begeht? Habt ihr jemanden, mit dem ihr darüber reden könnt? So erschütternd es ist: Die meisten Ehepaare können nicht miteinander über ihre Schwächen sprechen, nicht über ihr Versagen.
Unter uns Menschen wäre das doch eigentlich selbstverständlich. Ihr wisst doch, es gibt keinen vollkommenen Menschen. Aber wir verdecken das. Nach außen spielen die meisten Eltern vor ihren Kindern eine perfekte Charaktergröße – und sind es doch gar nicht.
Ihr wisst das ganz genau, aber ihr haltet das durch, verbissen. Und Kinder natürlich vor ihren Eltern. Wenn die Eltern sie kritisieren, sagen sie: „Nein, das kann gar nicht sein!“ und widersprechen.
Die Schwierigkeit, Schwäche zuzugeben in einer leistungsorientierten Gesellschaft
Es ist schon bemerkenswert, wie schwer es uns fällt, unter Kollegen, Bekannten oder Freunden offen über unsere Schwächen zu sprechen. Fällt es unter Freunden vielleicht sogar noch schwerer? Dabei wissen wir doch genau, dass jeder von ihnen Fehler und Mängel hat.
Wir können nicht über unsere Versäumnisse, unsere Schuld, unser Nicht-Können oder unser Versagen reden. Im Gegenteil: Wir leugnen es. Wir sagen, das stimmt überhaupt nicht, die anderen täuschen sich. Ich bin viel besser. Und vielleicht glauben wir das eine Zeit lang sogar selbst. Dafür setzen wir uns dann ganz schön unter Druck.
Woran liegt das? Besonders in unserer heutigen Zeit sind begabte Könner gefragt. Leistungsstarke Schaffer, dynamisch, professionell, stark, schön, überdurchschnittlich groß – gerade auf Manager-Ebene sucht man solche „Super-Leute“. Dabei wissen alle, die in diese hohen Positionen berufen werden, dass sie das alles eigentlich nicht können.
Es dauert eine Weile, bis das ans Licht kommt. Dann werden sie entlassen. Dabei hätte man es von Anfang an wissen können: Sie können das alles nicht leisten. In der politischen Welt werden sie zuerst hochgejubelt, dann aber unter Beschuss genommen. Nach einiger Zeit heißt es: „Jetzt zeigt er Wirkung nicht“, oder „Jetzt wird er unsicher.“
Aha, jetzt haben wir ihn erwischt. Die Schadenfreude ist groß. Nach einer Weile sind sie „verschlissen“, und die Mängel und Schwächen kommen ans Licht. Was für ein gnadenloser Kampf das ist!
Überleben können in diesem System nur die Allerbesten – die besten Hochstapler. Das sind diejenigen, die am besten darüber hinwegkommen, die meistens mit einer Schau mogeln können.
Ich behaupte: Unsere ganze Kraftlosigkeit rührt daher, dass wir in einem Dauerstress-Zustand leben. Viele unserer körperlichen und seelischen Erkrankungen entstehen daraus, dass wir nie einfach mal sagen können: „Das kann ich nicht, das schaffe ich nicht. Ich bin schwach, ich bin dazu nicht begabt.“
Stattdessen sind wir ständig überfordert. Wenn man fortwährend überfordert ist, hat man Angst, irgendwo einzubrechen. Wir setzen uns selbst zu hohe Ziele. Wir wollen immer noch viel mehr aus unserem kleinen Leben herausholen. Wir halten uns für geeignet für immer höhere Positionen.
Die Angst wächst. Sorgen kommen auf: Schaffe ich den riesigen Berg an Anforderungen? Man kann nachts nicht mehr schlafen. Die Nerven halten das nicht ewig aus. Und dann schlägt sich das auf den Körper nieder.
Man blickt neidisch auf die anderen, die alles so locker und sicher anpacken, die alles scheinbar so leicht schaffen. Sie lächeln sogar noch übermütig. „Ach, so wollte ich es auch können wie die anderen“, denkt man sich.
Es gibt auch einen geistlichen Aspekt. Wenn man meint, man sei Gott schuldig, immer Größeres leisten zu müssen, ihm noch mehr dienen zu müssen, noch besser alles können zu müssen, bringt man sich in einen Zugzwang. Dann sieht man bedrückt: „Ich wollte noch viel besser Christ sein, noch viel tiefer glauben können.“
Die Worte Dietrich Bonhoeffers als Ausdruck innerer Zerrissenheit
Die Worte, die Dietrich Bonhoeffer einst im KZ niedergeschrieben hat, sind aus unserem Herzen gesprochen.
Wer bin ich? Sie sagen mir, ich trete aus meiner Zelle gelassen, heiter und fest wie ein Gutsherr aus einem Schloss. Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig, lächelnd und stolz wie einer, der Siegen gewohnt ist. Bin ich das wirklich? Was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?
Unruhig, sehnsüchtig, krank wie ein Vogel im Käfig. Ringend nach Lebensatem, als wirke mir einer die Kehle zu. Hungrig nach Farbe, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe. Zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung.
Wer bin ich? Vom Menschen ein Heuchler – und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling. Wer bin ich, wenn die Fassade mal weg ist? Ob da einer heute eine hohe Position in der Öffentlichkeit hat oder irgendwo ganz verborgen lebt – das ist gleich. Wir machen nach außen hin so ein Bild, und hinten sind wir alle erschöpft, entmutigt.
Darum habe ich das Wort gewählt: müde und verschmachtet. Die Last des Lebens ist uns zu schwer.
Die Sehnsucht nach Heilung und Ruhe in Gott
Die Worte, die Bonhoeffer in einer ganz furchtbaren Situation spricht, passen sogar heute noch auf uns. Wer bin ich? Sogar mein Glaube, so sagen viele, ist mir eine schwere Last. Ich kann das nicht mehr tragen. Er drückt mich.
Wo werden wir geheilt? Es heißt, wir sollen sagen können, dass wir darüber sprechen. Was die Not ist, jetzt werden wir geheilt. Bonhoeffer schließt seine Zeilen mit den Worten: Ängstliches Fragen treibt mich, Spott begleitet mich. Wer bin ich? Dein bin ich. Oh Gott, dein bin ich.
Wo werden wir geheilt? Eigentlich ist es doch das Einfachste und Selbstverständlichste der Welt: Dass ein Mensch nirgendwo auf der Welt Ruhe finden kann. Ist es nicht heute furchtbar, dass viele Menschen ihre Sicherheit in sich selbst suchen? Du musst bloß Vertrauen zu dir haben. Du musst dich selbst annehmen. Aber das geht doch gar nicht. Ich liege doch mit mir selbst im Streit. Ich bin unzufrieden und ärgere mich über mich.
Wo soll ich denn in mir Sicherheit finden? Dann sucht man nach anderen. Man sucht einen Menschen, an den man sich anlehnen kann, man sucht jemanden, an den man sich halten kann, eine Gemeinschaft. Man sucht äußere Sicherheiten. Doch es gibt keine.
Mein Leben kann nur in Gott ruhen. Dein bin ich. Oh Gott. Wie konnte man überhaupt etwas anderes suchen? Oder heute etwas anderes suchen? Das frage ich mich.
Der bewusste Willensschritt zum Vertrauen auf Gott
Aber jetzt ist es nötig, dass sie heute einen ganz bewussten Willensschritt machen und sagen: Ich möchte jetzt in meinem Leben etwas verändern.
Denn es liegt daran, dass es nicht bloß eine Vertrauensfrage ist, sondern dass ich wirklich mit dem lebendigen Gott rechnen möchte. Und das gilt in den Lebensschwierigkeiten, in denen ich stehe, in den Spannungen, in denen ich lebe, im Beruf, bei Schwierigkeiten und in den Nöten meines inneren Lebens. Auch in den Enttäuschungen, an denen ich nicht leide, weil ich selbst versage, möchte ich Gott erleben.
Die Überforderung entsteht ja ständig dadurch, dass wir begrenzte Kräfte haben. Immer wieder geraten wir in Grenzsituationen, in denen wir nicht leisten können, was wir eigentlich wollen. Gerade in diesen Grenzsituationen darf ich anfangen, mit Gott zu rechnen.
Ich bin froh, dass die Bibel fortwährend von der Schwäche der Menschen erzählt, immer wieder von ihrer Schwäche. Alle Personen in der Bibel waren Menschen, die versagt haben. Selbst wenn sie große Glaubenshelden waren, waren sie doch jämmerlich klein, schwach und erbärmlich.
Ein Abraham hat Gott so vertraut, dass er alles verlassen hat – seinen Hausstand, seinen Besitz – und mit Gott zog. Aber als der Verheißene nicht so kam, da meinte er, er müsse Gott mit ganz kümmerlichen menschlichen Gedanken nachhelfen. Er hat kurz am Glauben gezweifelt, und das zeigt die Bibel für mich, als er zu Hagar ging, um dort einen Sohn zu zeugen.
Mensch, mach es doch im Glauben nicht so wie Abraham, sondern vertraue Gott fest. Gott kann auch aus Steinen Kinder erwecken. Ich will den Glauben erst noch lernen – über Abrahams Geschichte will ich glauben, noch mehr als Abraham, und mein Vertrauen ganz auf Gott setzen.
Und wenn die anderen Leute sagen: „Wir sehen immer mehr deine Schwächen, wir kennen dich immer besser, wir wissen auch, wie du versagst und wie begrenzt deine Nervenkraft ist.“ – dann antworte ich: Gut. Aber ich vertraue auf Gott in allem, was ich tue.
Beispiele biblischer Schwäche und göttlicher Kraft
Und selbst wenn sie über die Kräfte eines Stieres verfügen, ist mir doch Simson immer ein Vorbild. Ach, so hätte ich immer gerne Kraft gehabt, wieder Simson. Er hat das Stadttor aus den Angeln gehoben und es auf den Berg getragen, ohne einmal abzusetzen. Wunderbar.
Und dabei war er so schwach. Wenn er nur ein Frauengesicht sah, brach alles in ihm zusammen. Große Männer und doch so schwach, oder?
Ich sehe die Jünger Jesu. Was für Leute waren das? Sie haben alles aufgegeben und sind in einer klaren Entscheidung mit Jesus gegangen. Aber dann, als ein Vater seinen kranken Sohn bringt, sagt der Beter zu Jesus: „Ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, aber die können doch nichts.“ Das weiß ich, dass so viele Leute sagen: „Ich bin enttäuscht von dir, du hast auch nichts fertiggebracht.“
Und dann hat Jesus sie gelehrt, auf ihn zu blicken und auf ihn zu vertrauen. Ich möchte aus meinen Verkrampfungen, aus meinen Verspannungen und aus der Mutlosigkeit herauskommen.
Jetzt möchte ich Ihnen Mut machen. Ich sagte: „Herr, ich will die Müden erquicken und die Verschmachtenden sättigen.“ Bei denen, die keine Kraft mehr haben, die traurig sind, die mutlos sind und sagen: „Ich gebe es auf, das hat sowieso keinen Wert, ich lasse das jetzt alles, und ich versage doch nur.“
Er, der Herr, gibt keinen auf. Er will die Müden erquicken und die Verschmachtenden sättigen.
Gottes Wirken an den Schwachen und die Einladung zum Vertrauen
Er hat sich dieses Programm ausgesucht, sodass wir uns oft sogar darüber ärgern und fragen: Warum wendet sich Jesus eigentlich nicht an die Starken? Warum richtet er sich nicht an die Begabten, die Klugen und die Gelehrten der Welt? Warum wendet er sich stattdessen an die Zerbrochenen, die zerschlagenen Herzens sind? Ganz einfach: Weil die anderen ihre Grenze noch nicht erkannt haben oder noch nicht den Mut haben, sie zuzugeben.
Daher kann Jesus nur an den Müden und an den Verschmachtenden wirken. Ich denke, dass das auch die Großen unserer Zeit betrifft – die Menschen, die Einfluss und Macht haben. Aber sie müssen ihre Grenzen kennen, ihre Ohnmacht und ihre Schwäche, um diese Kraft weiterzugeben.
Dafür ist ein Schritt nötig, ein bewusster Wille, zu sagen: Ich will das jetzt ablegen. Ich will mich nicht mehr durchlavieren und nicht mehr mit eigener Kraft kämpfen. Ich rufe den Herrn an, ich will ihm vertrauen. Dann macht man eine wunderbare Entdeckung: „Ich will die Müden erquicken und die Verschmachtenden stärken.“
Haben Sie das schon einmal erlebt? Wenn Sie am Ende Ihrer Kraft sind? Gestern bin ich wieder durch einige Pflegeheime unserer Stadt gegangen, und das ist schon sehr traurig und erbärmlich. Freunde, die vor einiger Zeit noch aufrecht und stark unter uns saßen, sind jetzt nur noch ein Häuflein Elend.
Dann darf man ihnen wieder zusprechen: „Der Herr ist bei dir.“ Und dann geht ein Leuchten über ihr Gesicht. Das ist alles, was sie noch haben – die letzte Kraft, bevor der Tod sie wegnehmen kann. Das ist stark.
Aber diese Erfahrung dürfen auch schon junge Menschen machen, die oft bei ihrer Bekehrung merken, dass sie mit ihrer Sünde nicht mehr fertig werden. Sie dürfen dem Herrn vertrauen. Doch in jedem Lebensschritt können sie nur siegen, wenn sie auf den Herrn blicken: „Ich will die Müden erquicken und die Verschmachtenden sättigen.“
Die Quelle der Erquickung und das feste Fundament im Glauben
Und das sind Quellen, Quellen ohne Ende, aber sie liegen außerhalb von uns, sie liegen im Herrn, der da ist.
Heute nimmt man es in der Christenheit oft übel, wenn man sagt, man kann seines Glaubens gewiss sein. Man hört manchmal das Wort „Fundamentalist“ – ein böses Wort. Es stammt von der iranischen Terrorbewegung, die als fundamentalistisch bezeichnet wird. Dabei haben wir ein Fundament. Ja, wir haben ein Fundament.
Daher gilt: Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist. Auf diesem Grunde will ich bleiben, solange ich lebe. Das ist ein Fundament, das nicht wackelt und nicht wankt.
Das Wort des Herrn – meine Gefühle können sich täuschen. Menschen können mich täuschen, denn Menschen sind unzuverlässig. Aber was der Herr mir zuspricht, darauf kann ich bauen, auch in den dunkelsten Stunden meines Lebens. Davon wird er nicht weichen. Mein Glaube wird fest, und ich darf meine Hand in seine Hand legen.
Was sind diese Quellen, aus denen er mich erquickt? Zuerst ist es das, dass er das Alte zudeckt und vergibt. Denk immer daran: Das Alte ist ausgelöscht und vergeben, zugedeckt durch das Blut Jesu. Das erweckt mich. Ich brauche mich nicht mehr zu rechtfertigen.
Und dann, wenn die Angst und die Sorgen wegen des Morgens kommen, sagt er: „Fürchte dich nicht!“ Und: „Wenn du durchs Wasser gehst, ich will bei dir sein.“ Was braucht man da noch? Selbst Naturburschen werden matt, und junge Männer mit strotzender Lebenskraft fallen zu Boden.
Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft. Sie erleben Erquickung – das sind solche Verquickungen.
Ich habe immer gedacht, ich könnte unzählige Geschichten erzählen – aus der Zeit der Kirchengeschichte oder aus unseren Tagen, aus der Mission, aus dem Leben. Ob es eine Hausfrau ist, ein Mann im Berufsleben oder ein Vater – der war so beeindruckend bei der Hackerkonferenz, als Doktor Krüger erzählte, wie Rauschgiftsüchtige in der Kommune leben und warum dieser Vater betet.
Dieser Vater harrt auf den Herrn. Heute ist er kommunaler Pfarrer in Cannstatt, ein gläubiger, bibeltreuer Pfarrer. Es war nicht der IBM-leitende Angestellte, der das durch seine Beziehungen geschafft hat, sondern der, der dem Jungen in der Krise nur zugerufen hat: „Ich kann als Vater dir nichts mehr sagen, aber du musst dein Leben mit Gott in Ordnung bringen.“
Und als das in Ordnung gebracht war, wurde auch die Fahrbeziehung wieder in Ordnung. Du musst dem Herrn vertrauen.
Die dynamische Kraft Gottes und der Auftrag zum Wirken
Ich brauche Ihnen keine Geschichte zu erzählen. Sie können jetzt Ihre eigenen Geschichten erzählen. Dem Herrn zu vertrauen, ist etwas Wunderbares. Wenn der Herr sagt: „Ich will erquicken, ich will sättigen“, dann sind das energische, gefüllte, dynamische Kräfte, die er verleiht. Diese Kräfte können nur mit der Kraft verglichen werden, mit der Jesus von den Toten auferweckt wurde.
Auf eine ungeheure, für uns oft unverständliche Weise wirkt diese Kraft. Wir bleiben schwach, wir bleiben begrenzt, wir bleiben Menschen mit allen Mängeln und Fehlern. Dennoch wirkt sie durch uns auf wunderbare Weise.
Ich möchte Sie heute zum Siegen rufen. Sie sollen viel wirken und mit Ihrem Leben Großes tun dürfen. Sie dürfen das Heil Gottes in einer heillosen Welt ausbreiten. Daher beruft und sendet er Sie an den Platz, an dem Sie stehen.
Er sagt: „Ich will es tun in deiner Müdigkeit, in deiner Schwachheit, in deiner Ohnmacht.“
Ein wunderbares Beispiel dafür zeigt uns die Bibel bei Maria. Die Schwachen werden mit Stärke umgürtet. Oder denken wir an Hannah, die bei der Hochwasserkonferenz erwähnt wurde. Sie jubelte in einer Zeit, als das Heiligtum in Israel nichts mehr wert war. Aber sie hat erlebt: Gott ist ein Herr, der hilft. Bei ihm werden die Taten gewogen.
Wer dem Herrn vertraut, erlebt, wie unsere Welt wirklich umgestaltet wird. Er erlebt, wie unser Leben Frucht bringen kann und wertvoll sowie brauchbar wird.
Darf ich Sie ermutigen, immer wieder den Schritt zu tun, dem Herrn ganz zu vertrauen? Mit Wort und Tat und sich ganz ihm zu weihen.
Abschluss: Die Zusage des gekreuzigten und auferstandenen Jesus
Er steht vor Ihnen: der gekreuzigte Jesus, der auferstandene Jesus mit den Wundmalen. Er sagt: Für dich bin ich in den Tod gegangen und für dich bin ich auferstanden, damit meine Kraft in deiner Schwachheit sich vollenden kann.
Das gilt auch für unsere Kranken. Sie sollen wieder erleben, dass der Tod nicht das Ende ist. Sie sollen erfahren, dass sie das Werk des Herrn verkündigen dürfen. Bis zu den letzten Stunden ihres Lebens sollen sie nur den Lobgesang singen: Ich gehöre ihm, dem Herrn, und bin bei ihm.
Für ihn ist es nicht leicht, besonders in den Grenzsituationen, in den hoffnungslosen Momenten. Oft belügen wir uns selbst und versuchen, uns herauszuwinden, als ob wir die Probleme allein lösen könnten. Doch gerade dann dürfen wir auf den Herrn schauen.
Er will erquicken, er will sättigen und er will Großes durch sie tun. Amen.
