Guten Abend, ich freue mich, dass wir heute so viele sind und dass Sie dem Ruf hierher gefolgt sind. Wie immer haben wir ein interessantes Thema, und heute haben wir wieder einen Gast extra hierher eingeladen: Winrich Schäffbuch, der hier vorne bei mir sitzt. Vielen Dank, dass du da bist – wir freuen uns sehr.
Das Thema heute lautet: Wer Jesus hat, hat das Leben. Wer von euch den Flyer gesehen hat, weiß das wahrscheinlich schon.
Zuerst möchte ich euch ermutigen, musikalisch aktiv zu werden. Vor euch liegen rote Liederbücher. Schlagt bitte das Lied Nummer 40 auf: „All die Fülle ist in die O’Hare“.
Bevor Winrich Schäffbuch mit seinem Vortrag beginnt, möchte ich mit uns allen beten:
Herr, du großer, lebendiger Gott, ich danke dir, dass du hier bist. Du hast uns in deinem Wort zugesagt, dass du unter uns sein wirst. Ich danke dir, dass du heute Abend zu uns reden möchtest – als lebendiger Gott durch Winrich Schäffbuch.
Ich bitte dich, mach uns bereit. Schenk uns offene Ohren und ein offenes Herz, damit wir aufnehmen können, was du zu uns sagen willst. Hilf uns, uns damit auseinanderzusetzen, uns nicht zu verschließen und dir die Chance zu geben, zu uns zu sprechen.
Ich bitte dich auch, segne diesen Abend und segne Winrich Schäffbuch. Sei hier anwesend mit deinem Geist. Danke, Amen.
Globale Bewegung der Jesusnachfolge und Christenverfolgung
Sind Sie sich bewusst, dass in den letzten Jahren weltweit etwas geschehen ist, was vor uns noch niemand erlebt hat? In den letzten Jahrzehnten sind so viele Menschen in die Jesusnachfolge getreten wie in keinem Jahrhundert zuvor. Das ist völlig außergewöhnlich, weil dies gleichzeitig mit einer unbeschreiblichen Christenverfolgung verbunden ist.
Was in den letzten Jahren geschehen ist, sprengt das Verständnis unserer früheren Jahrhunderte. Noch nie war die Ausweitung des Reiches und der Botschaft des Evangeliums von Jesus so umfassend wie in unserer Zeit.
Diese Entwicklung geht einher mit einem dramatischen Schrumpfungsprozess in den westlichen Ländern. Dabei handelt es sich um die reichen Länder des Wohlstands und der umfassenden Absicherung, in denen alles abgesichert ist und wo jeder Schmerz medizinisch behandelt wird. Gleichzeitig breitet sich die Jesusbotschaft in den großen Ländern der Armut und des Elends aus.
Ich bin in meiner Arbeit auf diese Bewegung gestoßen. Die letzten 25 Jahre meines Lebens waren geprägt von der Arbeitshilfe für Brüder. Dabei haben wir hauptsächlich Kontakt zu einheimischen Kirchen in 120 Ländern der Erde gesucht. Dies geschah durch den Entwicklungsdienst, den wir aufgebaut haben, sowie durch persönliche Kontakte.
Persönliche Begegnung mit Glaubensbewegungen in China
Ich war noch Gemeindefahrer in Stuttgart, als ein Anruf kam: „Kannst du einen chinesischen Professor taufen?“
Man kann einen chinesischen Professor taufen? Wie kommt der dazu, dass wir uns in China taufen lassen? Ein Freund erklärt mir die Situation und sagt, der Professor sei mit einer Staatsdelegation hier. Das sei eine ganz heikle Geschichte, denn wenn er in China getauft wird, verliert er seine Professur.
Ich sage: „Ja, aber wie kann da niemand taufen, wenn ich nicht weiß, ob er Christ ist?“ Wir können ein Gespräch arrangieren. Doch wie? Mit so einer Staatsdelegation ist das immer kompliziert, und wir reden nur ein paar Sätze.
Dann bin ich richtig erschüttert. Der Mann kennt das Neue Testament bald besser als ich. Ich sage: „Jawohl, er ist in Hausgemeinden“, was er mir alles erzählt. Ich frage: „Warum lassen Sie sich nicht dort taufen?“ Er antwortet: „Unmöglich, das Kontrollsystem der Regierung macht das nicht möglich.“
Ich frage weiter: „Warum sind Sie Christ geworden? Hat Sie die Tradition der großen Kirchen beeindruckt?“ Er verneint: „Nein, sie hat mich eher abgeschreckt.“ „Haben Ihnen die Pfarrer imponiert?“ „Nein, sie haben mich ebenfalls abgeschreckt.“ „Haben Ihnen die christlichen Gottesdienste gefallen?“ „Nein, auch die haben mich allesamt abgeschreckt.“
„Ja, was hat Ihnen denn imponiert?“ frage ich. Er antwortet: „Du weißt nicht, was es für mich bedeutet.“
Dann erzählt er weiter: „Wir waren als Studenten – das ahnt ihr gar nicht – auf dem Platz des Himmlischen Friedens bei der Demonstration. Als dann mit den Panzern unsere Mitstudenten niedergewalzt wurden, haben wir tagelang geheult.
Wir waren Sozialisten, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Wir wussten: Sozialismus ist die einzige Antwort auf die Weltprobleme. Wir waren gläubig, und uns ist eine Welt zusammengebrochen. Dann haben wir gewusst, es muss irgendwo eine Antwort geben.
Wir haben buddhistische Lehren studiert, hinduistische Veden, den Koran – wir haben alles gelesen. Und dann hat mir einer von Jesus erzählt. Und dann haben wir gefunden: Das ist die Wahrheit.“
Die dramatische Entwicklung der Kirche in China
Jetzt müsst ihr wissen: In China war die Situation enorm. Auf dem Höhepunkt der Mao-Zeit, in den Siebzigerjahren, gab es im ganzen Land keine einzige geöffnete Kirche mehr.
Als die Missionare 1949 gehen mussten – ich muss kurz rekapitulieren – gab es etwa 750 Christen. Das war eine unglaublich hohe Zahl. Hudson Taylor hätte nie geglaubt, dass es so viele geben würde. Ihr wisst, wie gebildet die Chinesen sind, mit ihrer Kultur und ihrem Buddhismus. 750 Christen in beiden Kirchen – nach der kommunistischen Machtübernahme wurde diese Zahl stark reduziert. Es waren nur noch vielleicht 49, die im Untergrund lebten.
Während der Mao-Ära, als Joschka Fischer und andere unterwegs waren, gab es die Demonstrationen und Studentenunruhen der sechziger Jahre – das war unsere Jugendzeit. Die Mao-Bibel wurde geschwenkt, und Deutschland war der größte Bestseller unter den Studenten.
Auf diesem Höhepunkt begann Jesus, seine Ernte einzuholen – obwohl keine Kirche mehr geöffnet war. Wenn Sie im Internet nachschauen, habe ich mir CDs für Ihre Gemeinde besorgt, weil das die Kreuz-Christen in China zeigt. Sie sollten sich das mal ansehen. In der zweiten DVD erzählen viele Menschen, die führende Positionen in der chinesischen Christenheit innehaben, ihre Geschichten.
Darunter ist ein Mann, der berichtet: „Ich war Führer der Roten Garde. Ich hatte zehntausend Studenten unter mir. Wir zogen durch die Dörfer, zerstörten Kirchen und verbrannten Bibeln. Dann griffen wir einen alten Prediger, quälten ihn und traten auf ihn ein. Er schrie: ‚Jesus, offenbare dich ihnen!‘ Wenige Monate später wurde ich durch das Gebet eines sterbenden Pastors Christ – und das auf dem Höhepunkt des Mao-Kults.“
So baut Jesus seine Gemeinde auf. Wenn Sie heute hören, dass es 130 Millionen Jesusgläubige in China gibt – 130 Millionen – dann sind alle auf ähnliche Weise zum Glauben gekommen. Es ist heute natürlich nicht mehr einzudämmen.
Weitere Zeugnisse und Entwicklungen in China
Ich war unterwegs und hielt einen Vortrag im Schwarzwald. Dabei erzählte ich auch ein wenig von den Christen in China. Nach dem Vortrag kam ein Ingenieur zu mir und sagte, er sei acht Jahre lang als Ingenieur in Shanghai gewesen. Er meinte, dass die Zahlen, die ich genannt hatte, nicht stimmen würden und viel höher seien.
Er berichtete, dass es bei Siemens in ganz China streng verboten sei, an Universitäten oder in Betrieben auch nur ein religiöses Wort zu äußern. Dennoch hätten sie bei Siemens in Shanghai Gebetsgemeinschaften gehabt. Die Regierung könne nicht mehr durchgreifen, weil so viele Menschen daran teilnähmen. Das Evangelium habe sich dort durchgesetzt, denn Jesus lebt und ist präsent.
Unsere größte Mitarbeitergruppe befindet sich in Yanschi, das liegt in der Mandschurei. Dort wurde das Evangelium bisher nie missionarisch verkündet. Die Region war früher russisch, dann chinesisch. Man fragte sich, wie man dort etwas bewirken könne.
Vor etwa 15 Jahren begannen wir, an einer Universität tätig zu werden. Anfangs hielt man uns für verrückt, und es war kaum erlaubt, darüber zu sprechen. Heute sind von 160 Professoren dort alle klar wiedergeborene, gläubige Menschen – alles Jesusleute.
Die Universität heißt Janbian University. Im Internet kann man dazu alles nachlesen. Es handelt sich um ein Joint Venture, das von Christen aus Korea zusammen mit Amerikanern gegründet wurde.
Unsere Professoren berichteten, wie stark der Geheimdienst sie überwacht habe, damit sie nirgendwo etwas sagen. Dennoch kommen die Studenten unter vier Augen zu ihnen und fragen nach dem Sinn des Lebens.
Der größte Durchbruch für die Studenten kam, als ein Kommilitone gestorben war. Lange bangten sie, ob er „durchkommt“. Dann erzählten sie, dass sie ihn verbrannten und die Asche in den Fluss versenkten. Dadurch entstanden viele Fragen.
Man kann sich in westlichen Ländern kaum vorstellen, wie groß dort der Hunger nach Jesus ist.
Erwachen unter den Indianern und Lateinamerika
Und das ist interessant: Die Indianer waren lange Zeit ein völlig vergessenes Volk für die Missionsarbeit. Erst in den 70er Jahren entstand plötzlich die Indianermission, die sich bei uns verbreitete.
Wenn wir heute hören und ich selbst durch Besuche festgestellt habe, ob man nach Feuerland geht oder bis nach Venezuela hinauf, überall kommt dieselbe Botschaft: Wenn Gott einmal seinen Geist über diese Völker ausgießt, führt das zu einer Bewegung hin zu Jesus.
Da waren die Quechua in Ecuador. Amerikanische Missionare hatten dort jahrzehntelang vergeblich versucht, Missionsarbeit zu leisten. Sie wollten die Arbeit sogar abbrechen. Doch gerade als sie aufgeben wollten, kam der Durchbruch.
Heute, wenn man nach Ecuador kommt, sieht man, dass dort Bibelschulen betrieben werden, Funkhäuser und Verlage existieren – alles von den Indianern selbst. Durch das Evangelium sind sie plötzlich lebensfähiger geworden und haben eine ganz neue Energie entwickelt. Sie sind nicht mehr so solidarisch wie früher, was insgesamt sehr erstaunlich ist.
Lateinamerika – ein führender Soziologe in Amerika hat einmal gesagt, dass Lateinamerika auf dem Weg ist, ein evangelikaler Kontinent zu werden. Das Evangelium hat dort über Jahrzehnte eine große Wirkung entfaltet.
Auch die Pfingstkirchen, die größte Kraft in der Region, haben nur das Schwert des Geistes, das Wort Gottes. Das Wort Gottes ist die wahre Kraft. Was auch immer an Atmosphäre bei Pfingstkirchen vorhanden ist, wird im Laufe der Zeit wieder schnell verblassen. Das Wort Gottes bleibt und pflanzt Glauben.
Das Interessante an Lateinamerika ist, dass es dort eine Kulturrevolution in den Familien gab. Der Macho-Vater, der früher ein wildes Leben führte, hat sich verändert. Er lebt heute anders, ist treu und ein Familienvater – das ist das Evangelium.
Das ist ein Beispiel dafür, dass man mit Geld sorgfältig umgeht. Dadurch wächst vieles plötzlich. Das können wir in vielen Ländern beobachten. Erstaunlicherweise hängt das auch mit der Verfolgung zusammen. Denn was passiert in der Verfolgung?
Verfolgung und ihre Auswirkungen auf den Glauben
Ich habe noch nie gehört, dass Muslime Probleme damit haben, gemeinsam mit Christen Gottesdienst zu feiern. Das tun ja viele Pfarrer der Landeskirche, obwohl sie das Evangelium oft verraten.
Aber sobald bei einem Muslim von Jesus die Rede ist, bricht sofort die Hölle los. Da gibt es keinen Kompromiss. Wenn sie von Jesus sprechen, ist sofort Widerstand da.
Genauso ist es bei Kommunisten. Kommunisten haben nichts gegen Weihrauch oder Taler oder Ähnliches. Vielmehr haben sie eine regelrechte Allergie gegen bestimmte Aussagen. Das war besonders in der Verfolgungszeit so.
Ich war lange Zeit Vorsitzender von "Licht im Osten". Das war die erste Zeit meines Lebens, bevor wir dann eine ähnliche Arbeit bei "Hilfe Brüder für die ganze Welt" gemacht haben. Dort ging es darum, Gemeinden zu stärken, die angefochten sind.
Wir haben immer wieder festgestellt, dass es keine politischen Auseinandersetzungen waren. Die Kommunisten konnten es einfach nicht ertragen, wenn gesagt wurde, der Mensch sei von Grund auf gefallen und brauche eine Erneuerung.
Für sie war der Sowjetmensch gut und fähig, eine neue Welt zu schaffen. Doch das ist nicht möglich, weil der Mensch von Jugend an böse ist und ein trotziges Herz hat. Ohne Gott kann er sowieso nichts tun, keine Erneuerung erreichen.
Das hat die Kommunisten geärgert. Wenn man von Wiedergeburt und Erneuerung sprach, gab es sofort Widerstand. Deshalb gab es auch viel Entdeckung, und das ist erstaunlich.
Zeugnisse aus Burma und die Kraft des Evangeliums
Begegnung in Burma
Burma, das heute Myanmar heißt, war lange Zeit eine schwer kontrollierte Polizeistaat-Diktatur mit marxistisch-militärischer Führung. Es herrschte eine starke Christenverfolgung. Bis in unsere Tage hinein hat sich in den letzten Jahren etwas gelockert. Schon vor Jahren, noch in der Zeit der strengen Grenzkontrollen, trafen vier Männer, die zur Myanmar Inlandmission gehörten. Myanmar ist der neue Name für Burma.
Die Männer waren ganz schlicht unterwegs. Natürlich haben sie ihre Arbeit gemacht. Dann erzählten sie, dass sie früher buddhistische Mönche gewesen seien. Was sind buddhistische Mönche? Sie tragen gelbe Kutten, laufen herum und betteln auf der Straße um Essen. Das kennt man ja vom Buddhismus. Bei uns wird der Buddhismus oft als eine schicke Religion angesehen. Doch in Wirklichkeit ist er mit grausamer Christenverfolgung verbunden. Von der Friedfertigkeit, die man bei uns behauptet, ist nichts zu spüren. Unsere Leute sollten mal in Sri Lanka nachfragen, wie es denen geht, deren Kirchen abgebrannt werden und die an Leib und Leben bedroht sind.
Ich habe dann in München mit der Polizei gesprochen und gefragt, wie das mit dem Buddhismus sei. Daraufhin meinte jemand, dass darin schon eine große Lebensweisheit stecke. Buddha mit seinem dicken Bauch und seinem Verhalten zeigt, wie man Stress bewältigt. Unsere Leute sprechen heute davon, wie man die Dinge an sich herunterlaufen lässt, mit Gleichmut und Gelassenheit. Der Buddha glaubt nicht an Gott, sondern an das Nirwana, an das Nichts. Der Buddhismus ist also auch interessant.
Dann fragte ich: Warum seid ihr Christen geworden? Hat euch das Leben der Christen beeindruckt? Nein, gar nicht. Sie kannten das nicht und hatten sich nie dafür interessiert. Sie hatten auch nie etwas Beeindruckendes erlebt. Oft meinen wir, die Gemeinden seien so toll, wenn die Leute uns sehen und sagen: „Mensch, so will ich auch mal sein, wie ihr seid.“ Aber das gibt es gar nicht. Erst als ihnen jemand von Jesus erzählte, änderte sich das.
Das wollte ich ihnen einfach mitgeben: Es gibt auf der ganzen Welt eine Bewegung, wie sie noch nie da war. Die Männer sagten, sie wollten mehr wissen. Dann fanden sie ein Neues Testament. Je mehr sie über Jesus erfuhren, desto mehr wollten sie ihr Herz für ihn öffnen. Jesus sollte sie erfüllen mit seiner Macht und seinem Leben. Das war so schön. Heute, bei einem Straßeneinsatz, wurde ich daran erinnert, wie es ist, wenn jemand sagt: „Christus ist mein Leben.“
Die persönliche Begegnung mit Jesus und die Bedeutung des Glaubens
Das kann man bei diesen Leuten ganz eindrucksvoll erleben. Ich habe bereits von Lateinamerika erzählt: Dort gibt es einen ganz neuen Lebensstil. Es geht darum, dass Christus in mir lebt, wie es Paulus im Galaterbrief Kapitel 2 sagt. Nicht mehr ich lebe, mein Ich ist besiegt. Christus ist mein Innerstes, er erfüllt mich und lebt in mir. Ich lebe in ihm. Er erfüllt meine Gedanken und treibt mich an. Was mein Leben ausmacht, das ist er. Ich habe mich ihm ganz wunderbar ausgeliefert. Er lebt – Jesus, der wirklich auferstandene Herr.
Nun kennen Sie unsere ganzen Diskussionen und die theologischen Fragen in den Kirchen. Professor Berger aus Heidelberg, ein Theologe, sagt, dass 75 Prozent der Theologen der Landeskirchen keine persönliche Beziehung zu Jesus haben. Für sie gibt es Jesus praktisch gar nicht. Das ist eine Bewegung, die sich weltweit ausbreitet und uns plötzlich erfüllt.
Ich muss aber noch sagen, dass ich oft traurig bin, wenn ich Sendungen im Evangeliumsrundfunk höre oder Gespräche mit jungen Leuten führe. Immer wieder höre ich, dass jemand seinen Klassenkameraden beweisen oder erklären möchte, dass es Gott gibt. Das ist der falsche Ansatz.
Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt einen echten Atheisten gibt. Ich halte es sogar für möglich, dass Stalin heimlich gebetet hat, wenn ich die Psyche des modernen Menschen bedenke. Aber die Frage ist, was sich die Leute unter Gott vorstellen. Ob sie sich einen Buddha vorstellen oder Allah – oder wie die Hindus, die 300 Millionen Götter haben. Wahnsinn! Man muss sich 300 Millionen Götter vorstellen.
Und dann gibt es Lieschen Müller im Nachbarhaus, erste Etage, Verkäuferin bei Lidl. Sie sagt: „Hat das so ein höheres Wesen?“ Aber was ist ein höheres Wesen? Ein Flugzeug? Ein Vogel? Was stellt sie sich darunter vor? Deshalb ist es so, dass uns Menschen verborgen bleibt, wer Gott wirklich ist.
Wer ist denn Gott? Den jungen Leuten ist gar nicht mehr bewusst, dass die Nazis, die im Christentum aufgeräumt haben und nichts mehr mit der christlichen Botschaft zu tun haben wollten, sich „gottgläubig“ nannten. Wisst ihr das? Wer nicht christlich war, galt als gottgläubig.
Da müssen wir auch wieder aufpassen: Wenn wir sagen, wir glauben, dass es einen Gott gibt, dann sind wir gerade so weit wie die Nazis damals. Das reicht noch nicht aus.
Jesus sagt einmal: „Vater im Himmel, ich preise dich, dass du den Weisen und Klugen verborgen hast, du hast den gescheiten Leuten der Welt den Zugang zur Wirklichkeit des lebendigen Gottes zugemauert.“ Jesus lobt den Vater dafür. Mit dem natürlichen Verstand kann man Gott nicht ergründen.
Aber er preist auch, dass Gott es den Unmündigen offenbart hat. Wer sind die Unmündigen? Das sind Leute, die mit ihrem Leben nicht mehr fertig werden, die gescheitert und ohnmächtig sind.
Interessanterweise schließt daran der nächste Satz an. Sie kennen die Stelle aus Matthäus Kapitel 11, aus der ich jetzt auswendig zitiere: „Kommt zu mir, ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch erquicken.“ Du darfst heute Abend mit einer Not zu Jesus kommen und sagen: „Herr Jesus, ich werde mit meinem Leben nicht mehr fertig.“
Der Weg zur Bekehrung und die Bedeutung der Sünde
Es war mein Weg zur Bekehrung. Als 15-Jähriger habe ich die Macht der Sünde in meinem Leben erlebt. Ich bin traurig, wenn heute in den Versammlungen kaum noch über Sünde gesprochen wird – die große Not meines Christenlebens.
Wo ich versage – durch meine Zunge, durch mein Herz, durch böse Gedanken, durch Eifersucht, Neid und Machtstreben – da war ich schuldig. Das ist eine Realität in unserem Leben. Dort öffnet Jesus das Verständnis, indem wir ihn erkennen können. Er sagt: „Kommt her zu mir, ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Und dieser Zugang ist uns erlaubt.
Ich wohne in Cannstatt, ganz nah beim Kurpark, in einer herrlichen Wohnung. Wir haben uns erst im Alter für eine dreieinhalb Zimmer große Wohnung entschieden, die sehr klein ist, wenn man viel unterwegs ist. Gleich in der Nähe befindet sich das kleine Gewächshaus, in dem Gottlieb Daimler den ersten Motor gebaut hat.
Daimler kam ursprünglich aus Glöckner Humboldt Deutsch und wollte nie wieder etwas erfinden. Er hatte sich sogar schriftlich verpflichtet, keine weiteren Entdeckungen zu machen. Er war von Glöckner Humboldt Deutsch enttäuscht, war in Russland in der Eisenbahntechnik tätig und auch dort enttäuscht. Er war sehr krank und suchte Heilung an den Heilquellen von Stuttgart, die zweitgrößten Mineralquellen Europas.
Doch dann bastelte er nachts in einem Gewächshaus. Die Nachbarn meldeten der Polizei, dass dort mit Metall gearbeitet werde. Die Polizei führte bei Nacht und Nebel einen Einsatz durch, weil sie eine Falschmünzerei vermuteten. Doch das war nicht Daimlers Werkstatt, sondern der Ort, an dem er den Motor baute.
Ich denke immer wieder: Was für geniale Menschen das waren! Ein kleines Museum wurde eingerichtet. Wenn Sie es einmal besichtigen, erfahren Sie, was Gottlieb Daimler entdeckt hat. Die alten Ingenieure von Daimler versuchen heute zu erklären – auch wenn kein Ingenieur direkt dabei ist. Es sollen etwa 3000 Patente gewesen sein, die zu dieser großartigen Kurbelbewegung und zur Entdeckung des Motors führten – auf jeden Fall des Ottomotors.
Was Daimler entdeckt hat, zeigt mir, dass der Menschengeist Gewaltiges leisten kann. Was kann der Menschengeist nicht alles in der Medizin und Wissenschaft bewirken? Ich will den Menschengeist nicht schlechtmachen. Aber vor Gott taugt er nichts.
So sagte der Arzt Sauerbruch, der viele Leichen seziert hat, er habe nie eine Seele gefunden. Das ist das Problem. Allerdings war es nicht Sauerbruch selbst, sondern sein Vorgänger, ein Reichstagsabgeordneter, der sagte, der Mensch habe keine Seele. Es war Rudolf Virchow, der auch die Rente mit 65 eingeführt hat. Seitdem haben wir viele politische Probleme.
Der Menschengeist kann also viel leisten, aber vor Gott ist er blind. Das ist für den modernen Menschen schwer zu verstehen, weil heute viele sagen: „Wir können alles, sogar den Berliner Flughafen bauen.“ Stuttgart 21 wird das noch toppen, da bin ich sicher. Doch es gibt Grenzen für den Menschengeist. Vor Gott aber ist die Grenze absolut. Er kann sie nicht überwinden – es ist eine Mauer.
Woher kommt der Satz, dass „wer Jesus hat, das Leben hat“? Das hat ausgerechnet Johannes der Täufer gesagt. Eine Stille, die sich ihm überließ. Ich behaupte, Johannes der Täufer ist einer der völlig missverstandenen Menschen. Man stellt ihn oft als streng dar, aber das war er nicht. Er war ein Freudenprediger.
Jesus kommt, und der Schmutz wird weggeräumt – das ist wichtig. Dass Menschen sich bekehren müssen, ist wichtig. Johannes der Täufer war ein Freudenbote. Er hat nie gezweifelt, das glaube ich nicht. In der Bibel steht auch nicht, dass er gezweifelt hätte. Seine Jünger haben gezweifelt und sind zu Jesus gegangen.
Johannes war so fest. Im Isenheimer Altar ist das schön dargestellt: Sein Finger wackelt nicht, er zeigt auf Jesus. Johannes der Täufer sagte in Johannes 3: Wer den Sohn Gottes hat, hat das Leben, das ganz erfüllte Leben. Er hat das vorausgesehen – so klar und wegweisend.
Doch wer den Sohn Gottes nicht hat, über dem liegt der Zorn Gottes. Und der Zorn Gottes ist die Wirklichkeit dieser Welt, in der wir leben.
Die Realität des Zorns Gottes und die Sinnlosigkeit der Welt
Wenn ich durch Berlin gehe – und wenn Sie durch die Nacht von Berlin gehen –, dann spüren Sie unheimlich diese Leere, diese Sinnlosigkeit und das Suchen der Menschen. Die Nichtigkeit des Lebens ist förmlich mit Händen greifbar. Die Menschen sind verschlossen, auch heute, wenn wir an ihnen vorüberziehen. Wir haben ihnen nur die Frohe Botschaft zu bringen, als ob wir etwas verkaufen wollten. Und der Zorn Gottes lastet über dieser Welt.
Der Zorn Gottes ist ein größeres Problem als die radioaktive Strahlung der Atomenergie. Er ist noch bedeutender als die Wirtschaftsprobleme unserer Zeit und der Unfrieden in der Welt. An dem Zorn Gottes geht die Welt zugrunde – oder sie tut Buße. Deshalb ist Buße ein wichtiges Wort. Ich muss umkehren, und da lässt sich Jesus finden, wenn ich mich stille und sage: Ja, es ist ein Problem.
Es ist für jeden Berlin-Besucher wichtig, auch noch einmal die Berliner Mauer zu sehen. Da wissen Sie, was eine Mauer ist. Da kommt man nicht drüber. Zwischen Gott und dem Menschen ist eine Mauer gezogen. Wie kommt man durch eine Mauer hindurch? Es muss ein Weg sein. Ich kann nicht von meiner Seite aus die Mauer durchstoßen. Ich stoße dauernd an der Mauer an, wenn nicht Gott selbst diese Mauer öffnet und Zugang schafft.
Deshalb ist es für uns so groß, dass Jesus gekommen ist und uns das enthüllt hat. In Jesus kommt die ganze Fülle Gottes zu uns. Dann lesen wir das Evangelium. Ich finde es wunderbar, wie Sie Ihre Bibelstunde am Mittwoch gestalten, weil ich es für so wichtig halte, auch im persönlichen Leben regelmäßig die Bibel zu lesen. Auf jeder Seite offenbart sich Ihnen Jesus. Die ganze Gottesliebe können Sie fassen, sein Erbarmen.
Ich habe in meiner privaten Bibellese gerade den schwierigen Abschnitt aus Jeremia gelesen – wie das Herz Gottes zerbricht in Erbarmen mit unserem leeren Leben, wie wir an den Schwierigkeiten unseres Lebens zerbrechen. Das muss man doch wissen, damit man den Trost des Evangeliums hat und durch dieses wunderbare Evangelium aufgerichtet wird. Wir bekommen auf einmal die Augen geöffnet und sehen, was er uns sagt.
Durch das Wort Gottes erkennen wir Jesus. Es ist interessant, wenn Sie auch die Bibelgeschichten lesen, zum Beispiel die Geschichte auf dem See, wie die Jünger in Not waren und nachts Jesus zu ihnen sichtbar kommt. Manche meinen ja immer noch, wir müssten Jesus sehen, das wäre besser. Und da ist Jesus sichtbar in der dritten Nachtwache gekommen, als sie im Sturm litten.
Was haben die Jünger gedacht? Sie meinten, er sei ein Gespenst. Jesus als Gespenst zu deklarieren, ist eine große Täuschung. Beim Auferstandenen war es genauso: Maria Magdalena dachte, er sei der Gärtner. Unsere Augen trügen also sehr stark. Das ist interessant – in der ganzen Bibel spielen die Augen gar keine Rolle. Für uns moderne Menschen ist das natürlich schwierig, weil für uns Fußball und Fernsehen zusammengehören. Wir müssen etwas sehen.
In der Bibel müssen wir hören. Wenn Gott zu euch das Wort redet – von Noah, von David, von Jesaja, überall – dann redet er zu Adam: „Wo bist du?“ Wenn ich nicht auf die Gottesstimme hören kann, die in dieses Menschenwort hineingebunden ist – der Bibel –, dann kann ich das Geheimnis der Bibel nicht erfassen. Ich kann nur sagen: Die Verachtung, die heute über das Wort Gottes ausgesprochen wird, ist so schlimm, gerade von theologischer Wissenschaft. Das ist so ungeheuer, eine so blinde Wissenschaft, die das nicht erkennt.
Diese Bibel, die seit 2000 Jahren, also schon zur Zeit von Karl dem Großen, die Menschen zur Ewigkeit geleitet hat, ist genau dieselbe Bibel, die wir heute haben. Kein Vers ist anders. Kein Vers ist heute anders bei den Japanern, und kein Vers ist anders bei den Indianern. In ganz verschiedenen Kulturen wirkt dieses Wort Gottes, sodass Menschen sich bekehren und zum Glauben an Jesus kommen, den man mit irdischen Augen nicht sehen kann. Und sie tun dies mit einer Gewissheit, die sie bereit macht, für Jesus massenweise in den Tod zu gehen.
Diese große Gewissheit des Herrn kann man sich nicht erklären, wenn man nicht weiß, dass das Wort Gottes vom Heiligen Geist erfüllt wird. Und erfüllt ist es – das steht ja oft drin. Es heißt: „Ihr habt geredet, getrieben vom Heiligen Geist.“ Wie oft habe ich mir vorgestellt, sie hätten da gesessen und den Griffel geführt. Ja, wie denn sonst? So wie auch der Herr heute das Wort in der Predigt und in der Bibelstunde gibt und wo es im Hauskreis aussteht, wirkt der Geist Gottes.
Aber nochmals: Es ist das Schwert des Geistes, und deshalb hat es eine Wirksamkeit. In der Bibel ist das Wort Gottes immer mit dem Heiligen Geist verknüpft, so sehr, dass man Heiligen Geist und Wort Gottes fast austauschen kann. Neu geboren durch Wasser und Geist oder neu geboren aus dem Samen des Wortes Gottes – wie es in 1. Petrus 1 steht. Ganz klar: Das Wort Gottes ist die Gegenwart des Heiligen Geistes.
Da haben wir auch eine Klarheit, wo charismatische Auswüchse Menschengeist sind, die irgendwo in einem Hirn ausgewachsen sind. Das Wort Gottes muss immer dorthin zurückführen, wo es noch das Wort sagt. Wenn es das nicht mehr tut, will ich es auch nicht mehr. Ich will bei diesem Wort bleiben, weil Gott sich an sein Wort gebunden hat und sagt: „Ich will wachen über mein Wort, dass ich es tue.“ Die unzähligen Verheißungen, wie Jesus das Wort genommen hat – „Die Schrift kann nicht gebrochen werden“, da meint Jesus das Alte Testament –, daran will ich mich auch halten und mich darunter stellen.
Darum ist es so wichtig: Durch die Schrift kann ich Jesus erkennen. Dann kann ich vor der Krippe stehen – einer Putterkrippe – und da liegt Jesus drin. Ich sehe die Herrlichkeit Gottes in diesem geborenen Kind, so wie wir Weihnachten feiern. Ich stehe in deiner Krippe, Herr Jesus, du mein Leben. Ich komme, bringe und schenke dir alles, ich will es dir geben.
Dann sehe ich ihn, diesen Jesus, in der Krippe. Ich sehe ihn vor dem Sarg der Witwe von Nain, ihrem Sohn, und er spricht sein Wort. Ich sehe Jesus noch viel herrlicher beim Gesprächigen. Aber noch einmal ganz wichtig: Wo wir Jesus wirklich erkennen.
Jesus erkenne ich erst richtig, und da kann ich selbst prüfen, ob das Wort Gottes mir die Wahrheit ist. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ – die Wahrheit über mein eigenes Leben. Die Bekenntnisse, die ich sehr hoch schätze, weil sie Formulierungen des Glaubens sind, helfen uns ganz besonders zur Klarheit. Und zwar nicht nur die lutherischen Bekenntnisse, die sind schon sehr gut, etwa der dritte Glaubensartikel bei Martin Luther. So genial übersetzt sagt er schon, dass ich glauben kann, nur weil der Geist Gottes mich durchs Evangelium erleuchtet.
Wir haben das auswendig gelernt, Sie vielleicht nicht. Deshalb will ich es hier gar nicht zitieren, aber es lohnt sich, dass der Geist Gottes mich durch das Evangelium erleuchtet und mit Licht erfüllt, damit ich die Erkenntnis bekomme. Anders als das lutherische Erkenntnis kann man so durch den Heiligen Geist Christus erkennen und glauben.
Das darf ich bitten, der Suchende bekommt das. Aber noch viel schöner ist vielleicht der Heidelberger Katechismus. Die Kurpfalz war calvinistisch, das war ja auch der Grund, warum es bei Paul Gerhardt kleine Konflikte gab. Grundsätzlich, wenn man ihn heute liest, sieht man, dass wir gar keine großen Gegensätze haben. Paul Gerhardt hat sich nur dagegen gewehrt, dass der große Kurfürst in kirchliche Glaubensdinge hineinregiert hat.
Es ging ihm nicht um die Details, sondern darum, dass die Staatsmacht nicht in Glaubensdingen regieren darf. Darum hat das Amt damals in Berlin das Nötige gesagt. Im Heidelberger Katechismus, der für die calvinistische große Pfalz war – ein riesiges Gebiet, gar nicht mehr mit der heutigen Pfalz vergleichbar –, heißt es: „Ich bin von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen.“
Gott sei Dank, dass das einmal Denker und gläubige Leute vor uns festgestellt haben. Das ist das, was wir wissen müssen. Ich war neulich bei einem Gottesdienst von fünf Orten an Pfingsten, und da gab es einen Tumult, weil Kirchenälteste sich aufgelehnt haben: „Die brauchen mir nicht sagen, dass ich ein böses Herz hätte.“ Doch, ich muss es ihnen sagen, sonst sind sie keine Christen. Denn Christen wissen: Ich bin ein verlorener und verdammter Mensch, so hat Luther gesagt, und werde nur durch die Gnade von Jesus gerecht.
Niemand sonst kann mir den Himmel öffnen als Jesus, der mich erlöst hat und für mich am Kreuz gestorben ist. Darum erschließt sich uns auch die Passionsgeschichte ganz neu. Für den modernen Christen ist die Passionsgeschichte oft ein Mahnmal von Amnesty International oder für die Verkehrstoten. Aber Jesus ist nicht aus Versehen gestorben. Jesus ist absichtlich gestorben.
Er ist kein Tyrannenopfer. Jesus hat gesagt: „Es muss sein, Vater, wenn möglich, ich will es nicht, aber wenn du willst, dann gehe ich.“ Und dann geht er ans Kreuz. Das Volk steht ums Kreuz herum, versteht nichts, staunt und schwatzt. Sie begreifen nicht, warum Jesus am Kreuz gestorben ist. Sie lästern sogar. Wenn er der Sohn Gottes wäre, könnte er vom Kreuz heruntersteigen.
Sogar der eine Terrorist, der mit Jesus gekreuzigt wird, lästert, und der andere sagt: „Wir empfangen, was unsere Taten wert sind.“ Der Erste begreift: Ich muss Buße tun, damit ich teilhabe an der Erlösung, die Jesus geschaffen hat. Ohne persönliche Buße und Erkenntnis meiner Schuld gibt es keine Vergebung.
Dass ein Mensch so sein kann, ist in der Passionsgeschichte toll. Selbst ein schrecklicher Verbrecher, ja ein Mörder, erkennt seine Schuld an. Nach außen spielt man oft: Ich bin gut. Das ist die ganze Lüge. Wenn Sie heute mit Menschen reden, können Sie nur entsetzt sein. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagen sie. Dabei wissen Sie: Ehe ist kaputt, Schuld überall im Leben. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich habe ein gutes Herz und bin gut.“
Das ist eine befreiende Botschaft. Die Leute sind so stolz, weil sie sagen: „Ich bin doch nicht wie Hoeneß.“ Dabei hat er etwas falsch gemacht; er hat das Geld gar nicht richtig eingenommen. Die Leute sind so stolz, wie die Bundestagsabgeordneten, die ihre Zweitwohnungssteuer vergessen haben. Da hat einer am lautesten über Steuerbetrüger geschrien. Das ist immer so blöd, dass man nie erkennt: Mensch, und jetzt für uns selbst.
Jeder Tag ist angefüllt mit so viel Selbstliebe, Machtdenken, Ehrgeiz und unrechtem Tun. Und was sagt der eine neben Jesus? „Herr, denk an mich.“ So einfach ist Glauben: Sich Jesus anvertrauen. „Herr, nimm mich mit, du musst mein Leben prägen und führen.“ Das ist so toll, dass ich das habe. Gott kann selig machen, das ist so wunderbar.
Darum ist das Kreuz entscheidend – diese Botschaft für unsere Zeit. Heute stößt sich mancher daran, weil er es nicht versteht. Wir müssen es ihnen erklären. Am schönsten können wir es an unserer eigenen Lebensgeschichte erklären.
Ich bin überzeugt, es gibt kein anderes Wort für unsere muslimischen Nachbarn. Viele türkische Nachbarn kennen das. Ein Muslim hat keine Sündenerkenntnis. Sie können es ihm nur selbst sagen: „Wenn du wüsstest, ich bin ein Kind der Hölle.“ Er sagt: „Du machst doch alles so gut und bist doch ein guter Vater.“ Und er antwortet: „Nein, hast du eine Ahnung?“
Sie können es nur von sich selbst erzählen. Sie können sagen: „Du bist ein Sünder.“ Das nimmt kein Mensch an. Aber sie können sagen: „Ich bin einer.“ So war der Zeugendienst der Christen in den Jahrhunderten immer der einzig wirksame an der Erweckungsbewegung.
Vielleicht wundern Sie sich, warum der Erweckungsprediger Krumacher in Berlin so viel von der Sünde gesprochen hat. Warum? Weil das eine Erfahrung war. Der preußische Hof hat, als die hallesche theologische Fakultät am Ende des 19. Jahrhunderts schrecklich liberal war, eine Berliner Wunderwaffe heruntergeschickt: August Tholuck.
Armes Juwelierskind, man glaubt es kaum, hat nur studieren können, weil er zu einem Professor ging und sagte: „Sie müssen mich aufnehmen.“ Er hat es getan. Er sprach mit sechzehn Jahren neunzehn Sprachen – ein fließendes Genie. August Tholuck war ein ganz schlichter Jesusjünger. Er ging nach Halle und hat vielen Leuten die Augen geöffnet.
Zum Beispiel hat er einem jungen Theologen, Rische, gezeigt, was Sünde im Leben ist. Er hat das Lied gedichtet: „Gott ist die Liebe, er liebt auch mich. Ich lag in Banden der schnöden Sünde, ich lag in Banden und konnte nichts.“ Er kennt das Lied noch, das war Rische.
Ein anderer war Philipp Spitta, ein Freund von Heinrich Heine, mit dem er durch dick und dünn studierte. Heinrich Heine hat eine Gitarre von Philipp Spitta gekauft. Nach der Bekehrung hat Philipp Spitta mit ihm gebrochen. Wo ist die Bekehrung? In einer Vorlesung damals von August Tholuck in Göttingen.
Er hat gesagt: „Du musst einmal die Höllenvaterselbsterkenntnis machen.“ Tolles Wort, die Höllenvaterselbsterkenntnis. Was ist das heute für Menschen? Das wurde Theologie bei August Tholuck. Ich lese gerade wieder ein bisschen von seinen Schriften im Internet. Wenn Sie die antiquarisch bekommen, können Sie sie kaum bezahlen, so teuer sind sie heute gehandelt. Aber man kann sie ja mal leihen. So ein Buch ist genial und für unsere Zeit noch wichtig.
Dann hast du die Himmelfahrterkenntnis, wenn du die Höllenvaterselbsterkenntnis durchgemacht hast. Ich glaube nicht, dass man anders zum Glauben kommen kann als über diese Erkenntnis unserer Schuld. Ich brauche einen Heiland, und je älter ich werde, desto dringender brauche ich ihn. Denn je älter ich werde, sehe ich die Macht der Sünde in meinem Leben immer stärker und gewaltiger.
Darum ist es so wichtig, dass ich ihn ergreife und sage: „Herr Jesus, du musst jetzt mein Leben übernehmen. Du musst das Ruder meines Schiffleins in die Hand nehmen. Du musst mich treiben und mir deine Gedanken in den Kopf bringen. Dein Heiliger Geist soll mich erfüllen.“
Die Rolle des Heiligen Geistes im Glaubensleben
Was ist denn der Heilige Geist? Jesus hat es klar gesagt: Er führt zur Sündenerkenntnis und überführt von der Sünde. Die Welt wird er überführen von der Sünde und vom Gericht. Ohne den Geist Gottes kennt kein Mensch seine Sünde. Viele haben große Sprüche wie: „Ich bin gut“ oder „Ich habe ein gutes Herz“ und glauben, sich selbst erlösen zu können. Doch der Geist Gottes ist noch nie in solche Menschen gekommen, und sie lügen weiter.
Nach Johannes 16 macht der Geist Gottes noch etwas Zweites: Er wird Jesus verherrlichen und groß machen. Das ist der Trost bis in meine Sterbestunde. Jesus hat für mich bezahlt, und ich bin gerecht geworden durch den Glauben, weil Jesus für mich am Kreuz gestorben ist.
Wir können niemanden anders zum Glauben führen. Es gibt keine Tricks und auch keinen Nürnberger Trichter, mit dem man den Glauben jemandem eintrichtern kann. Es braucht keine Dogmen, sondern einfach das Evangelium mit seiner klaren Rede. Das verstehen die Menschen selbst, wie auch Petrus gezeigt hat.
August Hüllow hat einmal gesagt: Die schlimmste aller Sünden ist der geistliche Hochmut. Wenn jemand stolz sagt: „Ich bin ja Christ“, und dann in einer entscheidenden Situation versagt – wie Petrus, der Jesus an einer ganz unnötigen Stelle verriet, bei der Magd am Feuer, trotz all seiner großen Sprüche.
Das ist wichtig am Evangelium: Es ist die beste Glaubenslehre. Wir brauchen nicht groß zu philosophieren. Ich habe fast ein Aber gegen manche Glaubenskurse, die sagen: „Lasst euch doch am Wort Gottes wieder reifen.“ Das Wort Gottes zeigt uns so herrlich, wie wir erkennen können.
Darum ist es so wichtig, dass ich das Evangelium ergreife und diese herrliche Friedensbotschaft annehme. Ich werde mächtig durch Christus, der mich stärkt. Paulus sagt: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Er streckt sich aus und möchte immer mehr Jesus erkennen, immer mehr in ihn hineinwachsen, von ihm erfüllt und von ihm getrieben sein.
Die Herausforderung des Antichristen und die Entscheidung für Christus
In der Offenbarung sehen wir plötzlich den Menschen, der Jesus abgelehnt hat – den Antichristen – in seiner schrecklichsten Entfaltung. Er stellt offenbar das furchtbarste Bild dar, das sich gegen Christus selbst richtet, der die Erlösung der Welt schafft.
Wir befinden uns bereits mitten in diesem großen Prozess, und daher muss man eine Entscheidung treffen. Es gilt, sich vom Antichristen zu lösen, der den Erlösenden Christus nicht braucht.
Ich habe in meinem Leben oft von Menschen gehört, die ganz stolz behaupteten: „Wegen mir hat Jesus nicht sterben müssen.“ Manchmal läuft es einem dabei kalt den Rücken herunter. Herr, bewahre uns davor!
Die Einzigartigkeit des Lebens und die Frucht des Glaubens
Wenn ein Mensch über sein Leben spricht und sagt: „Ich brauche Dich nicht“, dann möchte ich zum Schluss kommen und sagen, wie schön es heute ist, dass man so viele Kugelschreiber hat. Bei der Werbung bekommt man sie überall geschenkt. So hat man drei im Auto, einen im Anzug, noch zwei in der Mappe und so weiter. Das ist sehr praktisch. Wenn man einen verliert, ist das nicht tragisch. Einen Kugelschreiber, einen Kuli, findet man überall. Das ist nicht schlimm.
Unser Leben ist jedoch nicht wie ein Kugelschreiber vielfach ersetzbar. Dass ich als Mensch geboren wurde, mit meiner ganz besonderen Prägung, ist ein Unikat. Es gibt mich so sonst nirgends. Wenn Sie im Internet meinen Namen im Telefonbuch eingeben, brauchen Sie keinen Ort und keinen Familiennamen mehr. Dann haben Sie schon meine Adresse, weil das so einmalig ist.
Auch in unserer ganzen Art sind wir ganz eigene Persönlichkeiten. Aber wir haben nur ein Leben. Dieses Leben ist nicht austauschbar. Was machst du mit diesem einen Leben? Jede Stunde ist schade, die man nicht für Jesus nutzt, damit er daraus etwas zu seinem Lob formt und macht.
Das ist das schöne Bild, das Jesus gebraucht hat: die Rebe im Weinstock. Die Rebe ist im Weinstock verwurzelt, und der Weinstock bringt durch diese Rebe Frucht hervor. Es gibt unnütze Reben, die keine Frucht mehr tragen. Aber du willst doch Frucht bringen.
Das erleben wir heute in vielen Teilen der Welt. Besonders gewaltig ist das in der islamischen Welt. Für uns ist das kaum vorstellbar, selbst im Iran. Ich glaube, Sie haben am Mittwoch davon erzählt, oder? Ich bin mir nicht sicher. Dort gibt es so viele Gläubige, das ist ungeheuerlich. Ich habe auch von Algerien erzählt, von dem, was Josef über die Berber berichtet hat. Es ist wirklich erstaunlich, was heute geschieht.
Wir erleben das in Afrika, in Nordnigeria, im Somaliland, in Nordkorea, Laos, Kambodscha – überall in Ländern, in denen Christen verfolgt werden. Dort entbrennt der Kampf um die Gültigkeit des Evangeliums von Jesus.
Übrigens: Diese Menschen haben uns noch nie um Freiheit gebeten. Wenn heute etwa Politiker von Freiheit sprechen, bin ich dankbar, dass sie sich dafür einsetzen. Aber die Christen haben nie um Freiheit gebeten. Sie bitten nur darum, dass wir für sie einstehen, damit sie das Evangelium an ihrem Platz verkünden können.
Ich habe in der Zeit in Liechtenstein nie erlebt, dass jemand bei uns Asyl beantragt hat, auch heute nicht bei Hilfebrüdern. Obwohl viele dringend medizinische Behandlung benötigen, wollen sie an ihrem Platz treu bleiben, wo der Herr sie hingestellt hat, und ihn bekennen. So wie die ersten Christen es auch taten, selbst in Zeiten der Verfolgung.
Das ist so wichtig. Wir wollen Frucht bringen für unseren Herrn. Darum wundern Sie sich nicht, dass gerade in den Verfolgungsgebieten die meisten Menschen heute zum Glauben kommen – in unfassbar großer Zahl.
Das erleben wir überwältigend in Usbekistan. Dort gibt es eine schwere Verfolgung, aber das Zeugnis der Christen geht weiter. Kein Usbeke ist deshalb geflohen. Auch bei den Kasachen und Kirgisen sieht es nicht gut aus. Schon vor einigen Jahren war das so gewaltig, wie Heinrich Voh, der Evangelist, es erlebt hat. Er ist nicht ausgewandert, sondern geblieben. Franz Thiesen in Kirgisistan hat ebenfalls berichtet.
Sie haben angefangen zu sagen: „Beliefert uns, wir brauchen Bibelteile für unsere Gemeinden.“ Die Muslime verbrennen doch eure Bibeln? Nein, sie sind offen. Hunderte von Gemeinden sind entstanden. Jetzt verbietet der Staat diese Gemeinden. Die orthodoxe Kirche sagt, das seien Sekten, die verboten werden müssen. Beten Sie für diese Menschen, dass sie treu bleiben.
Für uns ist es wichtig, dass wir ganz anders in der Nachfolge Jesu leben und uns nicht von der oberflächlichen Zeit treiben lassen. Eine Zeit, die nur nach irdischen Gütern jagt. Wir stehen in Gefahr, uns Sorgen um unsere Rente zu machen. Dabei wird keine Generation mehr eine Rente haben wie wir Eltern. Nie wird es das wieder geben, und dieser Wohlstand wird auch nicht vererbbar sein.
Darum müssen wir wissen, dass das nicht unsere Hauptfrage sein darf. Auch medizinisch haben wir eine Verantwortung. Aber die Hauptsache ist, ob wir in unserer Zeit Frucht für unseren Herrn bringen.
Dazu wünsche ich Ihnen, dass Sie sich ihm neu weihen und sich von ihm brechen lassen. Denn es gibt kein größeres Glück und keine größere Freude, als anderen Menschen zur neuen Geburt zu helfen und ihnen den Durchblick zu schenken, damit sie Jesus erkennen.
Die größte Freude ist es, wenn Menschen sagen: „Im Himmel hat mir dieser Mensch geholfen. Er war ein Werkzeug der Gnade Jesu.“ Wunderbar!
Dürfen wir beten?
Schlussgebet und Einladung zum weiteren Austausch
Deshalb bekehren sich auch in Nordnigeria so viele Muslime. Gerade bei den Muslimen hätte man nie gedacht, dass es so aufbrechen kann. Aber es sind immer nur die Jesuszeugen. Nie wird ein Wort über Religion verloren, nie sagen sie etwas Schlechtes über den Koran oder über den Propheten. Da schlagen sie alle Türen zu und erzählen den Leuten, was ihnen Jesus bedeutet.
Es ist immer das Einzige, was Menschen zieht. Ihr sollt meine Zeugen sein, mehr wird von uns nicht verlangt. Wir können nichts anderes tun, als zu erzählen, wie wir es erlebt haben. Und denen sagen wir: Das darfst du so erleben, du darfst den Kranken zusprechen. Dann gilt das Wort, das Wort ist wahr. Das wollen wir den Kranken und den Sterbenden sagen. Daran kann man sich halten.
Unser Glaube fußt und basiert auf den Verheißungen des Wortes Gottes. Niemand kann dich aus meiner Hand reißen. Ist jemand in Christus, dann ist er eine neue Kreatur.
Wir wollen beten: Lieber Herr, wir wollen dir danken, dass du in unserem sehr begrenzten irdischen Leben das neue Leben mit dir anbrechen lässt. Dass wir dich erfahren dürfen in deiner Gnade, in deiner überwältigenden Macht.
Herr, gebrauche uns als deine Zeugen. Reinige unser Leben von aller Untugend, von allem Bösen, von allem Sturen und Eigensinnigen. Mach uns zu neuen Menschen nach deinem Herzen.
Wir bitten dich auch für diese Stadt. Auch du gebrauche uns in dieser Stadt als deine Zeugen. Wir bitten dich für deine Christenheit hier. Gebrauche sie, dass sie keine stummen Hunde sind, dass sie nicht über alles Allotria reden, sondern über dich, den Heiland, den Retter.
Und dass wir diesen Ruf ergreifen von dir, dass er seine Zeit und seine Stunde hat. Herr, gib doch noch einmal eine Erweckung in unserem Volk, ein neues Aufbrechen. Segne dazu auch diese Gemeinde.
Aber auch die, die jetzt nicht unter uns sein können, weil sie krank liegen, kehre bei ihnen ein und segne sie. Amen.
Ich hoffe, Sie haben heute nicht nur versucht zu sehen, sondern auch gehört. Und so Gott will, kommen Sie vielleicht auch durch die Höllenfahrt der Selbsterkennung dann zu der Himmelfahrt der Gotteserkennung. Das fand ich ein sehr schönes Wort.
Vielleicht haben Sie noch Fragen dazu oder suchen noch das Gespräch. Dann können Sie gerne hierbleiben. Es wird ja zum Anschluss noch etwas zu essen geben sowie Tee und Kaffee.
Außerdem haben wir morgen um zehn Uhr Gottesdienst, da dürfen wir Sie wiederhören. Und am Mittwoch um neunzehnhundertdreißig haben wir Bibelstunde, jeden Mittwoch. Wir werden auch demnächst wieder einen Impulsabend haben.
Wenn Sie nach Hause müssen, dann wünsche ich Ihnen einen guten Heimweg. Seien Sie gesegnet.
Zum Abschluss wollen wir jetzt gemeinsam noch ein Lied singen. Vor Ihnen wieder aus den roten Liederbüchern die Nummer 333: „Du gibst das Leben“. Gott befohlen.
