Einleitung und persönlicher Bezug zum Osterereignis
Ich will heute über den besiegten Tod sprechen und habe als Predigttext Matthäus 28,1-10 gewählt. Morgen werde ich dann über das neue Leben sprechen.
Als aber der Sabbat um war und der erste Tag der Woche anbrach, kam Maria Magdalena zusammen mit der anderen Maria, um das Grab zu besehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein ab und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie ein Blitz, und sein Kleid war weiß wie Schnee.
Die Wächter aber erschraken vor Furcht und wurden, als wären sie tot. Doch der Engel hob an und sprach zu den Frauen: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier, er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, da er gelegen hat. Und geht eilends hin und sagt es seinen Jüngern, dass er auferstanden sei von den Toten. Siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.“
Sie gingen eilends vom Grab, mit Furcht und großer Freude. Das ist eigentlich ein Gegensatz: Furcht und Freude. Aber die Freude ist so groß, dass man das kaum fassen kann. Sie liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: „Seid gegrüßt!“ Sie traten zu ihm, umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder.
Da sprach Jesus zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen sollen. Dort werden sie mich sehen.“
Herr, mach uns deines Sieges ganz gewiss. Amen.
Wir können das Hören solcher Worte nicht loslösen von unserem eigenen Erleben und von dem, was wir empfinden. Meine Gedanken gehen heute Morgen zur Intensivstation im Uracher Krankenhaus, wo meine Mutter liegt – nach einem schweren Herzinfarkt, der nachts um Karfreitag eintrat. Am Karfreitag sind wir dann hingefahren und haben diesen Raum betreten, der voll war mit medizinischen Apparaturen. Es war so schwierig, hineinzukommen, weil Besucher eigentlich gar nicht erlaubt sind.
Da hat uns etwas sehr bewegt: Wie es ist, wenn ein Kranker sagt: „Ich bin doch geborgen, ich weiß doch, dass Jesus mich hält. Ich freue mich, wenn ich zu ihm darf und wenn mein Leben abgeschlossen ist.“ Er sagte: „Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergeht, aber er lebt und spricht mir noch ein paar Gottesworte.“
Dann wird einem dies ungeheuer groß: So lebt Jesus mitten in dieser Welt, in der wir Angst haben und uns Sorgen machen. Und dann wird uns jedes Wort so voll Bedeutung, dass wir am Rand des Todes, am Rand der sichtbaren Welt, in der wir uns bewegen, aussprechen können: „Ach, mein Herr Jesu, wenn ich dich nicht hätte und wenn dein Blut nicht für uns Sünder reden würde, wo sollte ich, Ärmster unter den Elenden, mich sonst hinwenden? Ich wüsste nicht, wo ich verjammern bliebe.“
Ich wünsche mir, dass sie heute die Botschaft des auferstandenen Herrn in ihrem Leben erfahren und erkennen, wie sie eine Ausweitung gibt – einen weiten Raum, so weit, wie man gar nicht mehr sehen kann. Eine Freude, die durch nichts mehr eingeengt werden kann.
Mein Herr lebt, und ich bin in seiner Hand geborgen. Er hat dem Tod die Macht genommen.
Der verwandelte Friedhof als Ort des Sieges
Ich möchte heute aus dieser Geschichte drei Dinge herausgreifen. Es steht so viel darin, aber drei Aspekte sind mir besonders wichtig.
Zuerst der verwandelte Friedhof. Es ist von einem Friedhof die Rede, und Jesus hat seinen Ostersieg ausgerechnet auf einem Friedhof demonstriert. Er hätte das viel eindrucksvoller irgendwo in Jerusalem auf einem großen Platz tun können, wenn er dort erschienen wäre. Aber ihm gefiel es, gerade diesen Ort zu wählen.
Wir kennen ja die Friedhöfe. Stuttgart hat 41 oder 42 Friedhöfe. Sie sind mit Liebe gestaltet. Wenn man hindurchgeht, sieht man die Erinnerungszeichen an die Verstorbenen, die Blumen, die man hinlegt, die Grabsteine, die ein Stück weit das Andenken der Verstorbenen über die Zeit hinweg bewahren sollen. Aber Friedhöfe sind auch immer wieder Gedenkstätten unseres Sterbens.
Mir steht noch so vor Augen, wie ich mit unserem Oberbürgermeister Klett einmal durch den Pragfriedhof ging, nach einer Bestattung. Dann sagte er: „Jetzt muss ich noch ans Grab meiner Eltern gehen.“ Er ging den Weg entlang und stand allein vor dem Grab. Wenige Wochen später war er selbst tot. Das war so ein Reden des Grabes und des Friedhofs vor uns, in unserer Schaffenskraft. Dann kommt der Tod und zerbricht uns.
Aber dort auf dem Friedhof beginnt auch die Osterfreude. Wenn wir solche sind, die auf Jesus schauen, dann muss an den Gräbern unsere Freude ganz groß sein, unser Staunen darüber, was er macht und was er vollbringt.
Die zwei Frauen wollten hier noch ihre Liebe zu Jesus ausdrücken und kamen ans Grab. Sie hingen an Jesus, auch nach dem Tod, und das ist etwas Großes. Wenn man also Witwen fragt und sagt: „Wie ist das mit dem Andenken?“ dann sagen sie: „Am Geburtstag meines Mannes hat noch jemand geschrieben, oder gar keiner mehr.“ Diese Liebeszeichen sind in unserer Welt noch so wohltuend, die hier gegeben werden.
Aber noch etwas Größeres ist es, wenn der Auferstandene seine Osterfreude mitteilt. Was war denn eigentlich geschehen? Da sitzt ein Bote Gottes auf diesem Stein. Es ist der Triumph Gottes. Dieser Stein, der gleichsam die Toten abschließt, damit man nicht dahinter schaut, in diese Verwesung, so wie wir das Grab zuschaufeln. Da sitzt dieser Bote Gottes drauf – das ist sein Sieg.
Es ist ja heute Mode bei unserem Bundeskriminalamt, Phantombilder nach Zeugenaussagen anzufertigen. Wie wohl ein Phantombild dieses Boten Gottes aussehen würde? Achten Sie mal darauf, was da an Zeichnung herauskäme. Wie ein Blitz, zeichnen Sie mal einen Blitz, weiß wie Schnee. Wenn Sie mal im Sonnenlicht auf einem Schneefeld gestanden sind, dann wissen Sie, wie diese Erscheinung für diese Frauen war. Es war nur ein blendend helles Licht, ein Erschrecken, als sie zum Grab traten.
Zinzendorf, den ich so liebe, hatte die Erkenntnis, dass Christen nur in weißen Särgen begraben sein sollten. Er hat das bei der Brüdergemeinde durchgesetzt: Trauerfarbe weiß, Särge weiß. Dieses helle, glänzende Scheinen des Boten Gottes ist das Zeichen, dass wir beim Sterben in die Hand des lebendigen Herrn fallen, der uns zum Leben ruft.
Das ist keine Stunde der Trauer mehr und kein Rückblick mehr auf das Schwere, denn Gott hat dem Tod seine Beute entrissen. Jesus ist unter den Lebenden und nicht mehr unter den Toten.
Alle Osterberichte erzählen noch davon, dass die Frauen sehr verlegen waren und sich nicht zu helfen wussten mit diesem Geschehen, das sie vor Augen hatten. Das ist gut so, dass das festgehalten ist. Bis zum heutigen Tag ist es für Christen eine merkwürdige Sache, dass sie so viel Verlegenheit mit Ostern haben.
Wie können wir das in unserem Glauben recht ausdrücken? Wie kann unser Verstand das nachvollziehen? Nie! Das sprengt unser Denken! Aber es ist eine Tatsache, die unser Leben begründet und unseren Glauben stützt. Von diesem Glauben gehen wir aus.
Die anderen Jünger dachten ja zuerst, das wären Märchen. Es soll ja heute auch Christen geben, die meinen, das seien Legenden. Das ist verständlich, dass Menschen so denken. Aber dann haben diese ersten Jünger erfahren: Nein, tatsächlich hat er den Tod überwunden, und dieses unfassbare Ereignis ist geschehen.
Es gibt keine Erklärungsmöglichkeiten für dieses große Geschehen, außer dem Erleben und Bezeugen: Es ist geschehen, er hat dem Tod die Macht genommen.
Wir wollen uns damit gar nicht trösten und sagen, dass es schon bei diesen Frauen so war, dass sie verlegen waren an Ostern. Das ist die große Not einer müden Christenheit, dass sie das Sühneleiden Jesu nicht mehr versteht. Ich möchte heute an Ostern sagen: Dort, wo die Gemeinde Jesu nicht mehr versteht, dass er den Tod zerbrochen hat, ist die größte Not der Gemeinde und der Christenheit. Diese Not überdeckt alles andere weit, weit.
Alle anderen Fragen sind gar nicht so wichtig. Aber wo man den lebendigen Herrn nicht mehr hat, ist alles umsonst.
Luther hat darum gerungen, dass der Glaube an den Auferstandenen im Mittelpunkt seines Lebens steht. In seinen Depressionen hat er es immer wieder gerufen, lebendig erlebt. Er hat es sich mit Kreide auf den Tisch geschrieben, weil selbst dieser große Glaubenszeuge solche Mühe hatte, es in allen Augenblicken zu wissen – wenn er bedroht war von Kaiser und Reich, wenn er geängstet wurde, wenn er enttäuscht war von Freunden.
Er lebt – daran richtet sich doch der Glaube aus. Und was für eine Ausweitung gibt es in Ihrem Leben, wenn Sie dieses im Glauben fest wissen: Er lebt, und ich darf auf ihn schauen und ihm vertrauen.
Der Stein am Grab als Bild für Trost und Befreiung
Das ist noch ein kleiner Punkt, der mir auf dem verwandelten Friedhof wichtig ist.
Als die Frauen ans Grab traten, fragten sie sich: Wie bekommen wir eigentlich den Stein weg? Das ist eine Arbeit, die man nicht so leicht schafft. Sie rätselten darüber, und erlauben Sie mir, das als ein Bild zu nehmen. Wenn ich einen Trauerbesuch mache oder eine Traueransprache halte, denke ich: Wie bekomme ich den Stein dort weg? Ich wollte den Menschen ein wenig helfen, diesen schweren Stein, der auf dem Grab liegt, wenigstens ein Stück weit wegzuschieben und ihnen Trost zu geben. Doch wir drücken und drücken, und der Stein lässt sich nicht wegbewegen. Wir schaffen es nicht.
Wir hatten einmal auf einer Freizeit in Arosa eine Familie dabei, die wenige Wochen zuvor ihre Tochter bei einem Autounfall verloren hatte. Ich erinnere mich genau, wie sie ankamen. Einige von Ihnen kennen diese Familie. Ich darf das erzählen, weil die Familie es selbst später gerne auf unseren Freizeiten erzählt hat, wie es damals war. Sie kam mit einer bunten Krawatte, damit niemand sah, mit welcher Wunde sie leben mussten. Niemand durfte darüber reden.
Und dann geschah das Große: Der Herr nimmt den Stein weg. Plötzlich können Menschen durch das Grab hindurchsehen und den Auferstandenen vor Augen haben. Ich selbst kann das nicht bewirken. Der Herr tut es. Er nimmt den Stein weg. Keiner von uns kann ihn wegdrücken.
So verwandelt er Friedhöfe, Grabstätten und Trauerzeiten, weil er zu Menschen spricht und sich ihnen als der Herr zeigt.
Wir haben dazu ein Lied gesungen, in dem später diese Verse kommen:
"Wie tief Kreuz, Trübsal oder Pein,
mein Heiland greift allmächtig drein,
reißt mich heraus mit seiner Hand,
wer mich will halten wird zu Schand,
lebt Christus, was bin ich betrübt.
Ich weiß, dass er mich herzlich liebt,
wenn mir gleich alle Welt stirbt ab,
genug, dass ich Christus bei mir habe."
Das spannende Leben der Jesusjünger nach der Auferstehung
Nun muss ich von etwas anderem sprechen. Ich möchte das untergliedern, damit wir die spezielle Aussage besser erkennen können. Es geht um das spannende Leben der Jesusjünger. Nichts ist so grausam wie Langeweile und ein eintöniges Leben. Das gibt es auch, aber Jesusjünger führen ein spannendes Leben.
Manche leben so, dass sie denken: Ja, das ist wunderschön, ich habe diese Glaubensgewissheit, er ist auferstanden. Am liebsten möchte ich gleich in den Himmel gehen. Alles ist so schön und groß – dieses Heimweh nach der Ewigkeit gibt es wirklich. Aber hier sagt Ihnen der Auferstandene etwas anderes.
Die Boten sagen: „Siehe, er wird vor euch hingehen, da werdet ihr ihn sehen.“ Achtet darauf, dass ihr nicht missversteht, was das bedeutet. Es geht darum, wie ihr die Macht des Auferstandenen noch erleben werdet.
Die Frauen konnten ja noch gar nicht fassen, dass Jesus auferstanden war. Sie waren noch voller Zweifel und Probleme. Ich habe ihnen immer wieder gesagt: Es hat wenig Sinn, jetzt lange zu grübeln, ob das sein kann. Oder Tage und Nächte zusammenzusitzen und darüber zu sprechen, ob das sein kann. So bekommt ihr keine Gewissheit.
Die Boten Gottes sagen: „Geht! Lauft hinaus in die Welt, und dann werdet ihr erfahren, dass der Auferstandene euch begegnet und euch seine Macht erleben lässt.“
Und wie war das dann? Sie haben miterlebt, wie der Auferstandene einen Verfolger der Gemeinde, vor dem sie gezittert hatten, umkehrte und zu einem Zeugen seiner Auferstehung machte – den Saulus. Das konnten sie gar nicht begreifen.
Wie beim großen Pfingstfest, als Petrus plötzlich den Mut hatte zu predigen und dreitausend Menschen zum Glauben kamen. „Er wird vor euch hingehen.“ Normalerweise hatten sie sich eingeschlossen und gesagt: „Ich habe so einen schwachen Glauben und bin so abhängig. Ich brauche Seelsorger, die mich beschützen, bemuttern und hochpäppeln.“ Aber nein, hinein in die Welt, frei!
Einige haben es gewagt. Es waren Flüchtlinge, die aus Jerusalem vertrieben wurden und in Antiochia auf der Straße angefangen haben, vom Auferstandenen zu reden. „Geht hin, er wird vor euch hergehen, da werdet ihr ihn sehen.“ Dort haben sie erlebt und erfahren: Da ist der Auferstandene.
Jetzt müssen Sie das weiterverfolgen, wie die Apostel das erkannt haben. Ein Apostel rühmt sich und sagt, dass er die Macht des Auferstandenen am meisten erfährt, wenn er denkt, jetzt ist alles verloren. Gerade in den Stunden, in denen er am Leben verzweifelt, erfährt er ihn.
Wie damals, als er im Seesturm war und das Schiff vor Malta zerbrach. Da war es ihm groß, dass Jesus lebt. Ihm vertraut er. Als sich die Gefängnistüren schlossen und er Monat um Monat in einem dunklen Loch saß und nichts mehr für seinen Herrn tun durfte, da lebte Jesus für ihn weiter. Er wird auch diese Gefangenenzeit wertvoll und wichtig machen.
„Geht hin, er wird vor euch hergehen.“ Ich möchte Sie so senden an die Orte, an denen Sie stehen. Geht hin, er wird vor euch hergehen, da werdet ihr ihn sehen. Ihr werdet staunen, wie er seine Macht erweist.
Paulus hat das noch einmal dargestellt, wenn er in 2. Korinther 4 und anderen Abschnitten davon spricht, wie Jesus an seinem sterblichen Leib, an der Schwachheit seines Körpers, immer wieder seine Auferstehungskraft zeigt, damit er überhaupt weitermachen kann.
Er sagt, jedes Wort, das er spricht, ist ein Wunder dieser Macht des Auferstandenen. Zuerst wünschte er sich eigentlich, wieder ganz gesund zu werden, aber Jesus hat es ihm vorenthalten. Denn so erlebt er umso mehr jedes kleine Stück seiner Zuneigung und Begnadigung.
Das ist groß im Leben, das Jesus uns gibt, und ich darf mit ihm leben.
Die Befreiung von Schuld durch die Auferstehung
Nun muss ich Sie an dieser Stelle noch auf etwas ganz Wichtiges hinweisen. Das dürfen Sie nicht vergessen: Wir haben bis jetzt etwas noch gar nicht ausgelotet, was der Mittelpunkt der biblischen Botschaft ist.
Jesus hat nicht bloß meinen physischen Tod weggenommen. Das ist nicht nur das Schlimmste in meinem Leben. Derjenige, der am Karfreitag meine Schuld ins Grab nahm, der ist auferstanden.
Sitzen viele jetzt unter uns, die bedrückt sind über ihr falsches Leben und so vieles, was in ihrem Leben Unrecht war, und die nie davon frei werden. Die es immer wieder belastet, warum sie Gott so betrüben mussten. Sie sagen: Das ist die Wunde meines Lebens, da sind Dinge geschehen, die ich nicht mehr ausradieren kann.
Ich darf Ihnen hier sagen, im zweiten Teil das spannende Leben der Jesusschünger: Doch, das ist ins Grab Jesu hinuntergenommen worden. Er kommt aus dem Grab ohne unsere Schuld. Die hat er unten gelassen, und sie ist weg. Sie dürfen nicht mehr davon reden, wenn Sie die Auferstehung Jesu ernst nehmen. Dann ist ein Schlussstrich passiert.
Jetzt gehen wir nicht mehr ins Grab, gruseln herum und suchen alte Dinge. Die sind weg. Im Grab liegen nur die sauberen Binden und sonst nichts mehr. Alles andere ist weg.
Da ist die Schuld unseres Lebens abgestreift, und wir reden nicht mehr davon, dass in unserem Leben das Notvolle immer wieder da sei. Stattdessen sehen wir nur, dass wir Angenommene sind und dass wir in unserem Leben den großen Ruf haben, Bürger seines Reiches zu sein – vom Auferstandenen.
Er beruft mich jetzt, sein Zeuge in dieser Welt zu sein. Ich darf ihm folgen, und er möchte mein Leben dazu benutzen, dass etwas von der Auferstehungskraft sichtbar wird.
Wie wird das in meinem Leben sein, wenn jetzt der Auferstandene wirkt? Jetzt wissen wir es doch genau: Es ist nicht die menschliche Person – bei mir nicht, bei Ihnen nicht –, die etwas wirkt. Sondern der Auferstandene, der aus unserem sterblichen Leib große Taten wecken will.
Das interessiert uns: Was er noch macht und was er noch tut in unserem Familienleben, an unserem Arbeitsplatz, dort, wo wir mitten in der Welt stehen, wo wir Worte reden, wo wir heute Mittag einen Kranken besuchen und ihm Mut zusprechen und wissen: Der Auferstandene wirkt durch mich.
Jetzt lassen Sie doch in Ihrem Leben diesen Einschnitt geschehen sein: Er hat mein Leben in den Tod genommen, und er ist auferstanden. So kann ein neues Leben beginnen.
Und dann gehen Sie mit ihm hin und fragen nur: Wo kannst Du mich brauchen? Zeig mir kleine, ganz kleine Plätze, wo Du einen treuen Boden und einen treuen Zeugen gebrauchen kannst. Das sind große Plätze, wo die Macht des Auferstandenen sichtbar wird.
In einem neuen Eheleben, wo sich zwei Menschen wieder anders verstehen. Wo unser Verhältnis mit anderen Menschen wieder neu wird, weil wir feinfühlig und sensibel werden für die Dinge, bei denen wir anderen Unrecht tun.
Dann, wo wir gebraucht werden, um in der Kraft des Auferstandenen Friede, Freude, Liebe und Geduld zu leben.
Ich darf da morgen weitermachen mit der Predigt, und ich freue mich darauf, über das neue Leben zu sprechen.
Der Auftrag zur Verkündigung der Auferstehung
Aber ich möchte hier noch einen dritten Teil anhängen: Der Auftrag für die Welt.
Siehe, er wird vor euch hergehen. Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern.
Der Verkündigungsdienst ist schwer. Kommen Sie nur nicht auf die Idee, dass die menschlichen Gaben wichtig für die Verkündigung seien. Das ist nicht richtig. Wir reden alle mit unseren Gaben, so wie wir sie haben, aber sie können unserem Herrn auch im Wege stehen.
Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Man hat die eindrucksvollsten Zeugnisse von Menschen bekommen, die unbeholfen das Zeugnis gegeben haben. Ich weiß, Jesus ist da, und diese Menschen haben einem in einer schweren Stunde das zugesprochen. Es kommt gar nicht auf die Gaben an, sondern darauf, dass der Auferstandene durch dieses Zeugnis hindurch zum Menschen kommt.
Die Frauen konnten ja auch gar nicht reden, nicht nur, dass sie ungeeignet waren. Frauen können oft besser reden als Männer. Ich möchte jetzt keinen Streit über Emanzipation anfangen, sondern mir geht es nicht um Frauen oder Männer, sondern um Leute, die überhaupt nicht geschult waren.
Und wir haben es ja dann erlebt: Als sie zu den Jüngern kamen, sagten diese, das seien ja Frauengeschichten, das glaubten sie überhaupt nicht. Das Zeugnis fiel also gar nicht auf fruchtbaren Boden – das mag Sie trösten.
Wir suchen ja in unserer Stadt immer noch 800 Mitarbeiter für unsere Evangelisation im Sommer. 130 haben wir schon. Es sitzen ja eine ganze Reihe Leute hier, aber Sie sagen auch: Ich kann das nicht. Ja, was wollen Sie denn können? Wir können das alle nicht. Das kann kein Mensch sagen, der lebt.
Dann lachen die Leute sich doch einen Ast, wenn sie das hören. Wie soll das denn sein, wenn sogar die Jünger über das Zeugnis der Frauen lachten? Aber der Herr wirkt durch das treue Zeugnis, und er hat sich diesen Jüngern selbst gezeigt.
Ich bin oft verwundert, wie das in unserem schlichten Kirchlein passiert, dass hier meine Worte, die ich vorbereitet und vortrage, plötzlich vom Herrn benutzt werden. Er kommt zu ihnen und redet mit ihnen ganz direkt und macht sie gewiss.
Darum ist das Zeugnis in der Welt jetzt so wichtig, dass wir weiter sagen: Er lebt! Dass wir das in diese Welt hineinrufen.
Ich habe sonst vom Glauben wohl nicht viel verstanden, aber das habe ich begriffen. Und ich will es mein Leben lang immer besser begreifen: Er lebt, er hat dem Tod die Macht genommen. Ich will das weitersagen.
Und es wird ganz allein so sein, dass wir das nicht nur mit dem Mund weitersagen, sondern dass wir in dieser Welt als solche stehen, die ihr Leben dort haben. Dann wird das ein Zeugnis sein vor dem Hintergrund meines Lebens.
Wenn die Ostkirche heute ihr Osterfest feiert, singen sie diese Osterliturgie: Lasst uns umarmen und küssen und denen, die uns hassen, in der Kraft der Auferstehung vergeben. Das ist Zeugnis.
Ich werde gehasst und ich liebe, weil ich weiß: Er lebt. Das ist der einzige Grund. Sonst wäre ich ja verrückt. Ich würde lieben, wo mich einer hasst. Aber ich traue auf den, der den Tod überwunden hat und in dessen Hand mein Leben ist.
Wir brauchen eine andere Ordnung in der Verwendung unserer Gelder, dass unsere Zeit anders aussieht, dass wir vergessen, was ich will, und den Egoismus an mir suchen, sondern dass ich das suche, was Jesus will. Alles ist nur vom Auferstandenen abhängig.
Dann werden wir auch solche sein, die durch Leiden hindurchgehen, die geplagt werden und Lasten im Leben zu tragen haben. Und dann wird uns auf einmal das geschenkt, so wie es mir meine Mutter auf der Intensivstation bezeugen konnte.
Es ist alles groß. Ich las nur im Lexikon, dass man bei Herzinfarkt schreckliche Todesangst hat. Und der Herr kann es machen, dass alle Angst von einem wegfällt, dass man vor den Toren der Ewigkeit steht und hindurchsieht, weil der Stein abgewälzt ist.
Geht hin, er wird vor euch hergehen. Ihr werdet ihn sehen. Amen!
Schlussgebet und Bitte um Glaubensgewissheit
Herr, wir freuen uns über deinen Ostersieg. Doch es ist so schwer, diesen Sieg in unserem Glauben wirklich zu fassen. Immer wieder lassen wir uns durcheinanderbringen von all dem Sichtbaren und von dem, was in unserem Glauben und Leben geschehen ist – von allem, was gegen deinen Ostersieg zu sprechen scheint.
Es gibt so viele Dinge im Leben, denen wir folgen, die uns bestimmen und die uns von dir wegtreiben. Lass jetzt dein neues Leben bei uns sichtbar werden. Geh uns voran, damit wir auch in den kommenden Tagen dich erfahren und erkennen als den, der lebt, als den, dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden.
Wir wollen deinen Namen bekennen an den Kranken- und Sterbebetten. Dabei wollen wir erleben, wie du Menschen in deinen Frieden hineinnimmst. Wir wollen das ausrufen und bekennen in einer Welt, in der Menschen keine Hoffnung haben und verzweifelt sind.
Lass es geschehen, dass du Menschen im Glauben stärkst und sie in deine Nachfolge rufst. Ja, lass auch dieses Wunder geschehen: dass wir mit unserem irdischen, sterblichen Leib durch deine Kraft Früchte des ewigen Lebens bringen können.
Wir bitten dich, wirke in uns Liebe, Freude, Friede, Geduld – dieses neue Leben, das dir ähnlich ist und das hier in dieser Welt Zeugnis ablegt von deinem neuen Reich.
So befehlen wir uns dir an, Herr, und bitten dich, dass du uns ganz in dein Wirken hineinnimmst und aus uns etwas machst zum Lob deiner Herrlichkeit.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel! Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.
