Begrüßung und Einführung ins Thema
Guten Morgen allerseits! Schön, wieder bei euch zu sein. Ich glaube, ich bin jetzt zum vierten Mal in Eildlingen. Es ist heute ein bisschen kühl, oder? Ja, es ist etwas kühl, aber zuhause haben wir sogar Schnee. Also sind wir hier bevorzugt.
Vor drei Tagen hatten wir noch dreißig Grad, gestern hatten wir Schnee im Garten, und heute auch. Deshalb bin ich lieber bei euch heute. Das Thema für dieses Wochenende lautet „Gut, besser, Christus“. In Österreich gibt es eine Werbung, die jedes Kind kennt. Sie heißt „Gut, besser, Gösser“ – das ist das beste Bier. Ich weiß nicht genau, wo die Eildlinger Schwestern ihre Werbungen herhaben, aber sie sind wohl zu oft in Österreich.
Heute Morgen soll es um das Thema Maria und Martha gehen. Das haben Sie mir aus Lukas 10 gegeben. Maria und Martha waren zwei Schwestern, die auch einen Bruder hatten, Lazarus. Sie wohnten drei Kilometer von Jerusalem entfernt in Bethanien, so einem Dorf. Wenn Jesus unterwegs war, besuchte er sie oft zum Kaffee und Kuchen. Anscheinend fühlte er sich dort wohl, warum genau, weiß ich nicht.
Alle drei waren Single – Martha, Maria und Lazarus waren anscheinend nicht verheiratet, genauso wie Jesus selbst. Vielleicht haben sie sich deshalb gut verstanden. Ob das meine Lieblingsfamilie gewesen wäre, weiß ich nicht. Es waren auf jeden Fall interessante Persönlichkeiten.
Da war Martha. Ich weiß nicht, ob ihr die Geschichte kennt, ich lese sie gleich vor. Martha war ständig am Putzen und hielt sich immer beschäftigt. Beim Kaffeetrinken setzte sie sich nie hin. Selbst während der Unterhaltung hatte sie immer einen Putzfetzen in der Hand.
Ich kenne so eine Verwandte, bei der kann man nie in Ruhe Kaffee trinken. Der Besen ist ständig zwischen den Füßen, und wenn man etwas verschüttet, ist der Lappen am Tisch – das wird mit der Zeit etwas lästig. Aber das war Martha.
Dann gab es Maria. Maria war die Spirituelle. Sie hatte immer einen Bibelvers parat und erklärte alle Lebensumstände geistlich. Sie bewegte sich nicht gern und saß ständig da. Solche Schwestern kenne ich auch.
Das waren also die Schwestern. Wahrscheinlich ist Lazarus wegen seiner Schwestern zu früh gestorben.
Die Geschichte von Maria und Martha (Lukas 10,38-42)
Aber ich lese mal die Geschichte vor. Im Lukas 10,38 – ich lese ein paar Verse vor:
Es geschah aber, als sie ihres Weges zogen, dass er in ein Dorf kam, und eine Frau mit Namen Martha nahm ihn auf. Diese hatte eine Schwester namens Maria, die setzte sich zu den Füßen Jesu und hörte seinem Wort zu.
Martha aber war sehr beschäftigt mit vielen Dingen. Sie trat hinzu und sprach: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester mich alleine gelassen hat, um zu dienen? Sag ihr doch, dass sie mir helfe.“
Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: „Martha, Martha, du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge; eins aber ist nötig. Maria aber hat das bessere Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden wird.“
Ich glaube, der Schlüsselvers ist, wo Jesus sagt, Maria hat das bessere Teil erwählt. Dieser Satz hat schon manche Christen, auch meine Frau, auf die Palme gebracht. Zum Beispiel meine Frau, die eine Frühstückspension betreibt. Ihre Hauptbeschäftigung ist Putzen – die Bäder, die Zimmer, das Frühstückszimmer, Kaffee machen, bedienen, sich um die Gäste sorgen.
Oder die Julia, unsere Hausmutter, die heute Morgen auch hier war. Sie muss den ganzen Bauernhof ständig sauber halten. Sie bemühen sich Tag und Nacht, alles sauber zu halten und die Gäste zu bedienen.
Und das macht die Martha. Und Jesus sagt zu Martha: Pech gehabt, du hast das falsche Teil erwählt. Maria, die da sitzt, ist besser dran als du.
Es ist fast eine Gemeinheit, wenn man das mal so überlegt. Meine Frau konnte diese Geschichte nie leiden. Inzwischen verstehe ich sie ein bisschen besser.
Die Bedeutung der Gastfreundschaft
Die Bibel sagt übrigens sehr viel über Gastfreundschaft. In Hebräer 13 lesen wir: „Gastfreundschaft vergesst nicht.“ Im Römerbrief Kapitel 12 wird dazu aufgerufen, nach Gastfreundschaft zu trachten. Im 1. Petrusbrief Kapitel 4 heißt es: „Seid gastfrei untereinander.“
Das bedeutet, gastfreundlich zu sein – Menschen aufzunehmen, zu beherbergen und zu verköstigen – ist eine der herausragendsten Gaben, die ein Mensch besitzen kann. Einer meiner Lieblingstheologen, Eugene Peterson, hat sogar gesagt: Gastfreundschaft ist wahrscheinlich die geistlichste Aktivität, die ein Mensch tun kann.
Warum ist das so? Weil es in der Gastfreundschaft nichts Abstraktes gibt. Gastfreundschaft kann man nie theoretisieren, man kann nur involviert sein. Prophetische Rede kann man vorspielen oder so tun, als ob man sie kann. Zungenrede kann nachgemacht werden. Im Predigen kann man viel sagen, ohne es tatsächlich zu tun. All das ist keine besondere Kunst.
In der Gastfreundschaft hingegen geht das nicht. Hier wird nicht theoretisiert, sondern konkrete Personen sind involviert. Betten müssen gemacht werden, der Boden muss geschrubbt werden, die Toiletten müssen gereinigt, Kartoffeln geschält, Teller abgewaschen und der Kaffee gebraut werden.
Hier gibt es nichts Theoretisches. Deshalb ist Gastfreundschaft der geistlichste Dienst, den es überhaupt gibt. Das gemeinsame Essen am Tisch deckt alle menschlichen Bedürfnisse ab: das körperliche Bedürfnis nach Essen und Trinken, das soziale Bedürfnis nach Gemeinschaft und Unterhaltung, das kulturelle Bedürfnis, Traditionen weiterzugeben, und das geistliche Bedürfnis, Gott zu danken und von ihm zu empfangen.
Gastfreundschaft, ein warmes Bett und eine gute Mahlzeit sind viel mehr wert, als die meisten glauben. Und wie gesagt: Es ist nie theoretisch.
Vom Kopf ins Herz und in die Tat
Ein lieber Freund von mir, Rob Whittaker, der Bibelschulleiter in England ist, wurde einmal gefragt: Was wünschst du dir für deine zweihundert Studenten, die Bibelschüler?
Er antwortete: Ich wünsche mir, dass der Herr schenken möge, dass die Wahrheit die längste Reise des Universums schafft, nämlich vom Kopf in ihr Herz.
In derselben Woche war ein Gastsprecher zu Besuch. Einige Minuten später fügte er diesem Wunsch hinzu: Ich möchte hinzufügen, dass die Wahrheit dann die zweitlängste Reise im Universum durchführt, nämlich vom Herz in die Füße.
Es geht also vom Kopf ins Herz und vom Herz in die Füße. Dann wird nicht mehr nur theoretisiert, sondern es wird Praxis.
Genau das war bei Martha der Fall: Sie hat nicht theoretisiert, sondern gedient.
Warum sagt Jesus dann, dass Maria das bessere Teil gewählt hat?
Prioritäten richtig setzen
Es passt gut, jetzt nur nebenbei so eine theologische Regel weiterzusagen. Ihr seid ja alle Theologen, so wie ich selbst auch, obwohl ich nur neun Jahre Schule besucht habe.
Wenn wir in der Bibel lesen, dass eine Sache besser oder größer als eine andere ist, wird die erste Sache dadurch nicht schlecht. Zum Beispiel lesen wir im 1. Korinther 7: Heiraten ist gut, aber nicht heiraten ist besser. Das bedeutet jedoch nicht, dass Heiraten schlecht ist. Heiraten ist sogar sehr gut. Paulus sagt aber, es ist noch besser, wenn du alleine bleibst. Dann kannst du mehr dienen und hast mehr Zeit. Trotzdem wird das andere dadurch nicht schlecht.
Oder zum Beispiel in Lukas 14 sagt Jesus einmal etwas, das ich auch nie ganz verstanden habe: Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater, seine Mutter, seine Frau, seine Kinder und sogar sein eigenes Leben hasst, der kann nicht mein Jünger sein. Wir haben damals gedacht, das sei komisch. Warum sollte ich jetzt meinen Vater, meine Mutter und mich selbst hassen? Die ganze Schrift sagt doch, ich soll meine Eltern lieben.
Aber das hat damit zu tun, dass Jesus hier keinen Aufruf zum Hassen macht, sondern einen Vergleich. Er sagt, deine Liebe zu ihm soll so groß sein, dass deine Liebe zu deinen Eltern wie Hass erscheint. Es geht um Prioritäten.
Was Jesus hier zu Martha sagt, ist, dass Maria die Prioritäten besser geordnet hat als sie. Martha, ordne deine Prioritäten.
Der Durst nach Jesus
Und wisst ihr, was Jesus an Martha so geschätzt hat? Martha hatte ein Verlangen, einen Durst nach Jesus. Sie saß zu seinen Füßen und hörte ihm zu, weil sie ein Verlangen nach Jesus hatte.
Im Johannes 7 sagt Jesus: „Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke.“ Und wisst ihr, ich glaube, ein Grund, warum wir so wenig von der Fülle Jesus im Alltag erleben, ist, weil wir nicht wirklich Durst nach Jesus haben.
Gott sieht, ob wir einen Durst nach ihm haben, so wie Maria, ob wir eine Sehnsucht nach ihm haben. Er sieht, ob wir ihn wirklich wollen oder nicht.
Das war so schön bei dem Anspiel: Beim Ehemann – will ich jetzt ihr Essen oder will ich sie? Will ich sein Geld oder will ich ihn? Und genau darum geht es: Wollen wir ein christliches Leben oder wollen wir Jesus?
Darum hat Maria das bessere Teil gewählt, nämlich Jesus selbst.
Die Suche nach Gott und der Wert der Sehnsucht
Seht ihr, viele Menschen suchen nach Gott, so wie man nach einem 50-Cent-Stück sucht, das man im Schnee verloren hat.
Angenommen, du gehst vom Parkplatz zu deiner Haustür. Auf dem Weg merkst du, dass du ein 50-Cent-Stück verloren hast. Es schneit, es ist kalt und windig. Was tust du? Du drehst dich um, gehst vielleicht ein paar Schritte zurück und schaust etwa zwanzig Sekunden lang, ob du das 50-Cent-Stück findest. Wenn nicht, sagst du dir: „Geht auch ohne, kein Problem“ und gehst ins Haus.
Angenommen aber, du gehst vom Auto zum Haus und hast aus einem bestimmten Grund 5 Euro in der Hosentasche. Bei der Haustür merkst du, dass dir die 5 Euro herausgefallen sind. Wie lange wirst du die 5 Euro suchen? Du wirst auch im Schneesturm herumgraben, ein Licht holen und deine Freunde, Verwandten oder Nachbarn bitten, dir bei der Suche zu helfen. Wenn du es in der Nacht nicht findest, wirst du am nächsten Tag bei Tageslicht weitersuchen. Warum? Weil das, was du verloren hast, so wertvoll ist.
Weißt du, was ich glaube? Viele Christen suchen Gott so, wie man ein 50-Cent-Stück sucht. Es kann auch sein, dass du jetzt nach Reutlingen kommst, keine Ahnung, warum du hier bist. Vielleicht denkst du dir: „Wenn mir Gott über den Weg läuft, auch okay, und wenn nicht, auch okay.“ Wie viel ist es dir wert? Ist es eine Sehnsucht, ein Hunger, ein Durst?
Jakob ringt mit Gott
Im ersten Buch Mose, Kapitel 32, gibt es eine interessante und zugleich ungewöhnliche Geschichte über Jakob. Er ringt und kämpft die ganze Nacht mit Gott. Diese Geschichte ist etwas seltsam, und ich verstehe sie nicht ganz.
Auf jeden Fall wissen wir, dass Jakob Gott in seinem Leben oft begegnet ist. Er hat Gott erfahren, doch er blieb immer ein Betrüger – so lautet auch sein Name. Jakob lebte immer wieder mal mit Gott, dann wieder ohne ihn. Manchmal interessierte ihn Gott nicht.
Aber in dieser Nacht kämpfte Gott die ganze Nacht mit Jakob. Am Morgen sagte Gott zu Jakob: „Ich gehe jetzt.“ Daraufhin antwortete Jakob mit einem meiner Lieblingssätze: „Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du segnest mich.“
In diesem Moment gab Gott Jakob einen neuen Namen: Israel. Denn in diesem Augenblick wusste Gott, dass Jakob ihn wirklich will und keinen Tag mehr ohne ihn leben möchte. Und das ist der größte Wunsch Gottes.
König David und die Sehnsucht nach Gott
König David hat im Psalm 16 gesagt: „Du bist mein Herr, es gibt kein Glück für mich außer dir.“ David hat zugegeben: „Ich habe so viele Fehler, ich habe so viele Sünden. Ich bin ein Ehebrecher, ich bin ein Mörder – alles. Aber Gott, ich will dich!“ Und Gott sagte zu David: „Das ist ein Mann nach meinem eigenen Herzen.“
So war auch Maria. Maria hat das Bessere gewählt, weil sie Jesus an erste Stelle setzen wollte.
Es muss uns bewusst sein, dass nicht jeder Mensch zu Jesus finden kann. Nur derjenige findet Gemeinschaft mit Jesus, der diese Gemeinschaft auch sucht. Ein Mensch kann zwar religiös sein, aber wenn er keinen Durst nach Jesus hat, kann er nichts von ihm empfangen.
Deshalb sagt Jesus zu Martha: „Martha, Martha, du bist besorgt um so viele Dinge. Warum kommst du nicht zuerst zu mir?“ Darum geht es.
Jesus sagt in der Bergpredigt: „Selig sind, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.“ Ein Mensch, der Durst hat, wird trinken.
Das Beispiel von Sadhu Sundar Singh
Es gibt eine Geschichte von einem indischen Jungen namens Sadhusundar Singh. Er ist schon lange gestorben, aber sein Name ist interessant. Ich war kürzlich in Indien und diese Geschichte hat mich fasziniert.
Dieser Junge wuchs in einer östlichen Religion auf. Er war eine Ausnahme, denn bereits als Teenager hatte er eine solche Sehnsucht nach Gott, dass er bereit war, Selbstmord zu begehen, wenn ihm Gott nicht begegnen würde.
Als Fünfzehnjähriger saß er um vier Uhr morgens in seinem Bett und sagte: „Gott, wenn du dich mir nicht innerhalb der nächsten zwei Stunden offenbarst, dann springe ich vor den Zug. Ich nehme mir das Leben.“
In diesen zwei Stunden begegnete ihm Jesus auf übernatürliche Weise in einer Vision. Von Jesus hatte er zuvor noch nie gehört. Er vertraute sein Leben Christus an und erzählte es am Morgen seinem Vater. Dieser wollte ihn vergiften, denn er war Hindu und es war für ihn nicht akzeptabel, Christ zu werden. Daraufhin wurde der Junge ausgestoßen.
Der junge Teenager ging bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr in Indien und Nepal in die abgelegensten Dörfer, um den Menschen von Jesus zu erzählen. Man fand seine Leiche als Vierzigjährigen auf einem Bergpass.
Manchmal stelle ich Gott die Frage: „Warum offenbarst du dich mir nicht in so einer übernatürlichen Vision, damit ich keine Zweifel mehr hätte? Warum zeigst du dich mir nicht auf so eine gewaltige Art und Weise?“
Die Antwort, die ich erhielt, war: „Hast du dich schon einmal so nach mir gesehnt, dass du dir das Leben genommen hättest, wenn ich mich dir nicht offenbart hätte?“
Wie groß ist dein Hunger nach mir?
Sadhu Sundar Singh über das Christentum in Europa
Einmal unternahm der Sadhu Sundar Singh eine Europareise nach England. Er war froh, als er wieder nach Hause nach Indien zurückkehren konnte. Er schrieb:
Eines Tages saß ich im Himalaya am Ufer eines Flusses. Ich zog einen schönen, runden und harten Stein aus dem Wasser und zerschlug ihn. Das Innere war ganz trocken. Dieser Stein hatte lange Zeit im Wasser gelegen, aber das Wasser war nicht in den Stein eingedrungen.
Genauso ist es mit den Menschen hier in Europa. Jahrhundertelang sind sie vom Christentum umflutet und ganz und gar in seine Segnungen eingetaucht. Sie leben im Christentum, aber das Christentum ist nicht in sie eingedrungen und lebt nicht in ihnen.
Die Schuld liegt nicht am Christentum, sondern an der Härte der Herzen. Materialismus und Intellektualismus haben die Herzen hart gemacht. Darum wundere ich mich nicht darüber, dass viele Menschen in Europa nicht verstehen können, wer Christus ist.
Wenn ein Mensch keinen Durst nach Jesus hat, wird er ihn nicht finden. Wenn ein Mensch Durst nach Jesus hat, dann wird er ihn finden – egal wo und wie.
Gottes Willen erkennen und die Sehnsucht nach Jesus
Eine Frage, die ich von Christen oft höre, ist: Wie kann ich Gottes Willen erkennen? Wie weiß ich, was Gott von mir will?
Die Antwort, die ich häufig gebe, lautet: Ich habe keine Ahnung. Aber ich gratuliere dir, denn du wirst Gottes Willen erkennen, weil du danach fragst.
Einer meiner Lieblingsverse ist Jeremia 29,14. Dort sagt Gott: „Wer mich von ganzem Herzen suchen wird, von dem werde ich mich finden lassen.“
Eines kann ich dir versprechen: Wenn du an diesem Wochenende hier bist und einen Durst nach Jesus hast, wirst du ihn finden. Gratulation!
Wenn du keinen Durst nach Jesus hast, kannst du hundert Predigten von den besten Predigern der Welt hören – es wird sich überhaupt nichts bewegen. Es ist diese Sehnsucht nach Jesus, die entscheidend ist.
Durst nach Gott wecken – ein praktisches Bild
Ich habe vor kurzem von der Zeitschrift "Ideen" einen Anruf bekommen, und sie haben mir eine Frage gestellt. Rudolf hat dieselbe Frage auch bekommen, habe ich gelesen – er hat sie gestern erhalten. Die Frage lautete: Warum haben so wenige Menschen in Europa Durst nach Jesus?
Ich sagte: Keine Ahnung.
Doch die zweite Frage war dann: Wie kann man Durst und Hunger nach Gott in einem Menschen erwecken? Das ist die Frage, die ich mir immer stelle.
Wenn ich hier bei euch bin, weiß ich nicht, wer du bist und ob du Durst und Hunger nach Jesus hast. Aber wenn du keinen hast, wie kann ich ihn wecken?
Ich wohne in Österreich, in Ramsau, einem Bergdorf. Dort bin ich auch im Bergrettungsdienst tätig. Nächste Woche haben wir unser Bierzelt. Das ist ungefähr so groß wie dieses hier, aber mit etwas mehr Bier. Sonst ist es ungefähr gleich.
Dort gibt es eine Musikband, und wir schenken Getränke aus. So bessern wir unsere Bergrettungskasse auf. Außerdem gibt es Händler, Pommes und so weiter.
Was macht man, damit die Gäste möglichst viel trinken? Man will ja Umsatz machen. Ob sie dann Cola oder etwas anderes trinken, ist eigentlich egal – zumindest halbwegs.
Wisst ihr, was man da macht? Das weiß jeder: Man muss die Hähnchen ordentlich salzen und die Pommes mit Salz versehen. Dann trinken die Leute mehr, denn Salz erweckt Durst – das ist einfach so.
Wie aber bekommen Menschen Durst nach Gott?
In Matthäus 5,13 sagt Jesus zu dir und zu mir, zu jedem Nachfolger Jesu: "Ihr seid das Salz der Erde." Das heißt, so wie ein Nachfolger Jesu mit Jesus lebt, sollen andere Menschen Durst und Appetit auf so ein Leben bekommen.
Aber niemals durch Religion! Religion arbeitet immer mit Angst und Druck, egal welche Religion das ist. Auch niemals durch Gesetz. Gesetzliche Christen wirken eher abschreckend.
Religion, Gesetz und ein falsches Verständnis von Kirche haben das Salz unbrauchbar gemacht. Deshalb haben so wenige Menschen Durst nach Jesus.
Jesus sagte in Matthäus 5,13: "Ihr seid das Salz der Erde. Doch wozu ist Salz noch gut, wenn es seinen Geschmack verloren hat? Es wird weggeworfen und zertreten wie etwas, das nichts wert ist."
Für viele Menschen ist Christsein deshalb nichts wert, weil sich Menschen, die sich Christen nennen, nicht in einer lebendigen Christusbeziehung befinden, sondern Religion und Gesetzlichkeit leben.
Und davon müssen wir umkehren – von einer toten Religion zu einer gelebten Christusbeziehung. Das ist das Einzige, was salzig ist. Alles andere ist nichts wert.
Ein Zeugnis von Malcolm Muggeridge
Ich möchte noch ein Zitat vorlesen von jemandem, den ich oft zitiere und gerne lese: Malcolm Muggeridge. Er wurde in England geboren und starb 1990. Muggeridge war Autor, Journalist und eine bekannte Medienpersönlichkeit. Ursprünglich war er Agnostiker, das heißt, er lehnte das Christentum ab. Er hat einmal gesagt: "Christianity is a load of rubbish" – Christentum ist ein Haufen Blödsinn.
Doch in den sechziger Jahren wurde er von Jesus eingeholt und er wurde Christ. Am Ende seines Lebens schrieb er Folgendes:
„Ich glaube, ich kann mich selbst als einen relativ erfolgreichen Mann bezeichnen. Manchmal glotzen mich die Menschen auf der Straße an – das ist Ruhm. Ich habe sehr einfachen Zugang zu Menschen mit dem höchsten Einkommen unseres Landes – das ist Erfolg. Ausgestattet mit Geld und Ruhm kann ich an neuen Trends und Belustigungen teilhaben – das ist Vergnügen. Und manchmal kommt es vor, dass etwas, das ich geschrieben oder gesagt habe, genügend Beachtung fand, um mich selbst zu überzeugen, dass es einen bleibenden Einfluss in unserer Gesellschaft ausgeübt hat – das ist Erfüllung!“
Er sagte: Ruhm, Erfolg, Vergnügen und Erfüllung – ich habe alles gehabt. Und dann fügte er hinzu:
„Aber ich sage euch, und ich bitte euch, mir zu glauben: Multipliziert all diese kleinen Triumphe millionenfach, zählt sie alle zusammen, und sie sind nichts, weniger als nichts, höchstens ein Hindernis, wenn sie gemessen werden an einem einzigen Schluck vom lebendigen Wasser, welches Jesus Christus jedem anbietet, der Durst nach Leben hat – egal wer oder was jemand ist.“
Die Einladung zum lebendigen Wasser
Und die letzte Einladung der Bibel, auf der letzten Seite deiner Bibel, Offenbarung 22, Vers 17, sagt: Jesus spricht, wer da dürstet, der komme; wer da will, keiner ausgenommen, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.
Darum ein letzter Satz: Verbringe deine Zeit mit Freunden, aber verbringe auch Zeit allein mit dem Herrn Jesus Christus. Nur dann wirst du Salz. Dann entdeckst du nämlich das größte Geheimnis deines Lebens, nämlich dass Jesus dir näher ist als jede andere Person, dass Christus in dir lebt. Er ist das Geheimnis.
Und das, Freunde, ist Pfingsten, Pfingstsonntag, wenn Jesus kommt, um in uns zu wohnen. Wer Jesus kennt, der trägt ein Geheimnis in seinem Herzen: Christus in uns. Und wer mit Jesus lebt, hat nicht etwas Besonderes an sich, sondern er hat etwas Wunderbares in sich, das den Namen Christus trägt.
Keiner hat dieses Geheimnis nur für sich, sondern immer auch für andere. Darum sind wir hier beisammen.
Ich möchte euch ermutigen: Wähle das Bessere, wähle das Gute, wähle die Gemeinschaft mit Christus, der in dir wohnt, der dir näher ist, als dir jede Person sein kann. Wenn du mit ihm lebst, wirst du zum Salz der Erde, und dann werden Menschen durstig.
Schlussgebet
Ich bete, lieber Vater: Es ist einfach gut zu wissen, dass du das Leben bist. Du gibst nicht nur Leben, du bist Leben.
Du bist das Salz und hast Salz aus uns gemacht, weil du in uns lebst. Ich bete, dass wir als Salz dieser Erde Durst und Hunger in anderen Menschen erwecken – nach einer lebendigen Beziehung zu dem, der uns näher ist als wir uns selbst sind.
Dieser, der in uns wohnt und in dem wir geborgen sind – für jetzt und für ewig. Herr Jesus, bewahre uns vor einer Religiosität und Gesetzlichkeit, die abstößt.
Bring uns hin zu einer gelebten Christusbeziehung, die anzieht und Leben schenkt. Herr, das wünsche ich mir für mich, für meine Familie, meine Kinder und meine Mitarbeiter.
Ich wünsche mir das auch für die lieben Leute hier. Segne sie und lass dich entdecken.
Im Namen unseres lieben Herrn Jesus Christus bete ich diese Dinge. Amen.
