Nachdem wir gestern die Auferstehungsgeschichte und die Begegnung mit Maria Magdalena als Predigttext hatten, lese ich heute aus 1. Korinther 15,12-20. Paulus setzt sich darin damit auseinander, dass in den Christengemeinden zwar von der Auferstehung gepredigt wird, aber man nicht wirklich daran glaubt, dass es eine Auferstehung der Toten gibt.
Es wird gepredigt, doch der Glaube daran fehlt. Paulus schreibt: Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch, es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es aber keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.
Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, ebenso ist euer Glaube vergeblich. Wir würden auch als falsche Zeugen Gottes erfunden, weil wir Gott fälschlich zeugen würden, dass er Christus auferweckt habe. Das hätte er nicht getan, wenn die Toten nicht auferstehen.
Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, und ihr seid noch in euren Sünden. Ebenso sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.
Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendsten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.
Herr, wecke in uns diesen Glauben an dich, den Auferstandenen. Amen.
Zweifel an der Realität der Auferstehung in der Gemeinde
Vor einigen Jahren machte eine Geschichte Schlagzeilen. Ein Friedhofsverwalter entdeckte plötzlich einen Paragraphen in seiner Dienstordnung, der festlegte, dass er sich regelmäßig davon überzeugen müsste, ob die Grabsteine auf dem Friedhof noch fest im Fundament verankert seien.
Dieser gewissenhafte Angestellte begab sich daraufhin auf den Friedhof und begann, am ersten Grabstein zu rütteln. Er stand ganz fest. Er dachte sich, ob er wirklich feststeht, merkt man ja erst, wenn man noch fester dagegen drückt. Also stemmte er sich mit der ganzen Kraft seiner Schulter dagegen und drückte. Der Stein wackelte immer noch nicht.
Dann drückte er mit seiner ganzen Kraft weiter – und siehe da, der erste Grabstein fiel um. Das überzeugte ihn, dass der Stein doch gewackelt hatte. Er nahm den nächsten Grabstein und hörte erst auf, als seine Kraft erschöpft war.
Als er am nächsten Tag weitermachen wollte, wurde er von der aufgebrachten Ortschaft gestoppt. Es gab viel Aufsehen, und der Fall wurde verhandelt. Der gute Mann war ganz verdutzt, dass man ihm vorwarf, den Friedhof geschändet zu haben. Er sagte nur, er habe doch seine Pflicht tun wollen und nur ganz genau nachprüfen wollen, ob die Grabsteine nicht wackeln.
Man kann mit roher Gewalt so ziemlich alles auseinanderbrechen, man muss nur genügend fest daran herumdrücken. Das haben wir in den letzten Jahren auch bemerkt. Seit dem letzten Krieg gibt es eine große Bewegung in unserer evangelischen Kirche, in der untersucht wird, was eigentlich vom Glauben das Letzte und Feste ist.
Man sagte, man solle doch einmal versuchen, ob man nicht Dinge wegbrechen kann, die eigentlich nur Randdinge sind. Das eigentliche Evangelium, das wirklich Bleibende und Überzeitliche, soll dabei herausgestellt werden. Wenn man zurückverfolgt, wie Stück für Stück weggebrochen wurde, stellt man fest: Die Wunder sind ja gar nicht wichtig. Die alten Mythenvorstellungen, wie man sagte, sind nicht wichtig.
Und plötzlich war man überrascht, dass auch das große Zeugnis der Auferstehung weggebrochen werden kann. Man muss nur genügend fest dagegen drücken, man muss es nur genügend stark wegschieben. Wie viele Menschen leben heute unter uns, auf die das zutrifft!
Was Paulus schon von seiner korinthischen Gemeinde sagt: Man predigt zwar noch das Zeugnis der Auferstehung, aber im realen, wirklichen Sinn kann man es nicht mehr fassen.
Die theologische Diskussion um die Auferstehung und ihre Bedeutung
Es war für mich schockierend, wie ich 1969 auf dem Killesberg miterlebt habe, wie damals in Halle sechs die große theologische Diskussion um die Auferstehung Jesu lief. Plötzlich lief ein junger, radikaler Marxist mit einer roten Tafel durch die Halle, auf der stand: „Marx lebt“.
Ja, viele Menschen leben in unseren Gedanken und Phantasien weiter. Mozart lebt in seiner Musik, Schiller lebt in seinen Gedichten, und Karl Marx lebt in den Köpfen der jungen Ideologen weiter.
Wir sagen aber nicht einfach, dass Jesus lebt – das wäre uns noch viel zu wenig. Unsere Osterbotschaft lautet doch, dass er den Tod zerbrochen hat. Man kann alles aus einer Verankerung herausreißen, aber Paulus sagt, das ist ein alter Hut. Das hat man schon in Korinth gemacht.
Doch ihr müsst einmal durchdenken, was das bedeutet. Wenn ihr ehrliche Menschen wärt, dann müsstet ihr gleichzeitig mit der Leugnung der Auferstehung alle Reste des Christentums niederlegen. Es geht nicht, dass man Stücke herausbricht und dann Reste behalten will. Die Auferstehungsbotschaft steht im Mittelpunkt unseres christlichen Glaubens.
Paulus hat das zuerst in diesem Kapitel beschrieben. Es gibt kein Ereignis der alten Welt, das in annähernd ähnlich genauer Weise bezeugt ist. 500 Menschen haben den Auferstandenen leibhaftig gesehen. Er ist von vielen bei verschiedenen Anlässen bezeugt worden, und Paulus zählt das alles auf.
Wenn Sie einmal kritisch nachfragen würden: Was haben wir für Zeugnisse heute von Cäsar? Wo sind die Zeugenberichte? Es gibt kaum ein Ereignis der alten Welt, das in annähernd so großer Weise beschrieben ist wie durch die Zeugnisse der Bibel.
Aber wir leben nun in einer Zeit des Kritizismus, in der nicht nur die Botschaft des Evangeliums in Zweifel gezogen wird, sondern alle Werte des Lebens: Reinheit, Wahrheit, Liebe – alle Werte werden infrage gestellt.
Paulus sagt nun: Wir gehen eure Argumentation ein Stück weit mit und machen es so, wie ihr es meint. Dann wollen wir sehen, was herauskommt, wenn man an der Osterbotschaft rütteln will. Am Ende bleibt nur ein schreckliches Zerstörungswerk.
Die Folgen einer Leugnung der Auferstehung für Predigt und Glauben
Das Erste, was Paulus hier hervorhebt, ist, dass unsere Predigt Lehr und vergeblich wäre, wenn bestimmte Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Dabei sehen wir tief in das Denken des Apostels hinein und verstehen, was er unter Predigt versteht.
Wenn wir uns heute Morgen versammeln, handelt es sich nicht einfach um ein paar mehr oder weniger interessante Gedanken, die ein Prediger zusammengeschrieben hat. Es geht um viel mehr. Dort, wo gepredigt wird – und das bezieht sich nicht nur auf das, was in einer Kirche von der Kanzel geschieht –, ist es genauso, wenn ein Hausvater Hausandacht hält, wenn in einer Gemeinschaftsstunde das Wort ausgelegt wird, wenn sich Menschen in einem Hausbibelkreis versammeln oder wenn im Krankenbett das Wort Gottes bezeugt wird.
Was geschieht denn da? Da wird der Auferstandene selbst bezeugt. In dem Augenblick kann der Herr, der lebendige Herr, an Menschen wirken. Wenn Christus nicht das Grab gesprengt hätte, dann wäre unsere Predigt ein leeres Wortgeklingel. Dann würde da irgendetwas verzapft, aber dahinter stünde nichts.
Denn das war dem Apostel wichtig: Wo das Wort verkündigt wird, soll der auferstandene Herr im Leben vieler Menschen werden. Dort soll er sich Raum schaffen und sein Reich ausbreiten. Ja, das ist das große Ereignis, von dem unser ganzes Predigen, Bezeugen, Missionieren und Evangelisieren seinen Sinn her hat – dass wir ihn verkündigen und seine Herrschaft.
Machen wir das noch einmal weiter: Wenn Jesus nicht auferstanden wäre, welche Folgen hätte das? Dann wäre unser ganzes frommes Leben ein ganz wüstes Theater. Vor einem Jahr habe ich Ihnen dazu in einem unvergesslichen Zitat im Gemeindebrief etwas gedruckt. Dort hat jemand niedergeschrieben, wie es wäre, wenn Jesus nicht auferstanden wäre.
Dann würden wir ja nur so tun, als ob sich in unserem Leben etwas ereignet hätte. Dann wäre dieser verhängnisvolle Irrtum begründet, dass die Leute meinen, wir wollten besser sein als sie, und es sei ja gar nichts los. Wir wären dann die alten Kerle von gestern. Was sollte sich denn auch ereignet haben?
Denn der Ruhm eines Christen ist doch nur, dass er sagt: „So lebe nun ich, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Oder dass ein Mann wie Paulus sagen kann: „Das ist meine große Freude, dass seine Kraft in schwachen Menschen mächtig ist.“
Es gibt gar kein Glaubensleben ohne den Auferstandenen. Wer hier an dieser Stille in seinem Glauben keine Klarheit gewinnt, der ist letztlich ein Betrüger seiner Mitmenschen. Es muss Klarheit herrschen, was denn das Neue ist, das in unserem Glaubensleben geschehen ist.
Das Neue ist doch, dass er, der Auferstandene, in unserem Leben herrschen will und zu uns kommt, um in uns Wohnung zu machen. Sonst könnte das schlimme Missverständnis entstehen, als ob Christen eben nette Leute wären, die sich gegen das Böse in der Welt auflehnen.
Es gibt ja eine bekannte Theologin unserer Tage, die das Wirken Jesu so beschrieben hat. Ich zitiere wörtlich: „Jesus war einer, der an der Veränderung aller Zustände arbeitete und als ein Einzelner, der nichts machen kann, zugrunde ging.“
Die Christen seien solche Leute, die eben versuchen, in dieser Welt noch ihre Spuren zu hinterlassen und hier und da ein paar gute Taten zu tun. Nein, nein! Unser ganzes Christenleben besteht doch nur darin, dass wir von uns nichts erwarten, aber vom Auferstandenen Großes erwarten.
Wir wissen, darum ist unsere Arbeit nicht vergeblich, weil er Neues schaffen kann. Darum gehen wir hin und rufen Menschen, deren Leben verkracht ist, zu Jesus, weil er neu anfangen kann. Er kann selbst Bindungen durchbrechen, wo Menschen gar keine Möglichkeit mehr sehen, dagegen anzukämpfen.
Wir haben diese Hoffnung in der Erziehung, wo Menschen verkraten erscheinen. Und wir hoffen doch, in der Kraft des Auferstandenen kann es sich ereignen: „Ist jemand in Christus, dann ist er eine völlig neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.“ (2. Korinther 5,17)
Die Kraft der Auferstehung inmitten von Zweifel und Herausforderungen
Man denkt zuerst, es gibt am Ostermontag gar keine richtige Predigt, wenn man das so durchgeht. Es gibt eine Auseinandersetzung mit Zeitströmungen, doch dann merkt man erst: Nur in der Auseinandersetzung mit diesem falschen Glauben erkennen wir wieder die große Kraft der Osterbotschaft.
Es hängt entscheidend an dem Auferstandenen, ob das wahr ist mit der Vergebung der Schuld. Viele können mir zusprechen: Dir sind deine Sünden vergeben, und ich darf weiterleben. Aber ob die Last wirklich weggetan ist, das kann nur der Auferstandene entscheiden. Er hat meine Last auf sich genommen und ist ins Grab hinabgestiegen. Und er kommt aus dem Grab heraus – ohne meine Schuld. Es gibt eine völlige Befreiung und eine völlige Vergebung.
Im Grunde ist die Vergebung das unsinnigste Denken, das ich mit meinem Verstand nie begreifen kann. Wie soll das möglich sein, dass Dinge bereinigt werden, die mit den betroffenen Menschen gar nicht mehr bereinigt werden können, weil sie schon längst gestorben sind oder nicht mehr in meinem Gesichtskreis leben? Wie soll das möglich sein, dass Jesus mir meine Schuld wirklich auslöscht, sodass ich nicht mehr unter dieser alten Prägung meines Lebens leiden muss?
Paulus sagt, es geht eben darum, weil der Auferstandene das möglich macht. Aber wir rütteln ein Stückchen weiter an dieser Prüfung, ob das noch feststeht mit der Auferstehung.
Wenn Jesus nicht leibhaftig auferstanden ist und das Grab überwunden hat – und wenn ich das sage, meine ich den leibhaftigen Tod, denn ich sterbe nur leibhaftig –, dann ist der Tod für mich kein Bild. Darum nützt mir eine Auferstehungstheologie nichts, die das nur sinnbildlich erklärt. Die Auferstehung muss meinen realen Tod besiegen, und davon hat Jesus gesprochen.
Wenn das nicht geschehen ist, dann ist letztlich all mein Glaubensleben Illusion. Ich kann auch große Worte von Hoffnung machen. Aber was soll diese Hoffnung, wenn sie nicht leiblich wird?
In der Bibel gibt es diese merkwürdige Aufspaltung nicht, die sich Christen im zwanzigsten Jahrhundert bedienen, als ob es eine Hoffnung gäbe, die nicht real ist. In der Bibel ist alles, was gesprochen wird, real, und alles, was verkündigt wird, leiblich.
Es ist der Bibel völlig fremd, von einer Hoffnung zu reden, die nicht leiblich wird. Selbst vom ewigen Leben kann die Bibel nicht anders reden als vom neuen Leib, den wir bekommen. Und es geht alles auf die Leiblichkeit hinaus, auf das Sichtbarwerden in dieser Welt.
Darum stimmt es eben nicht, dass die Materie alles und das Letzte ist. Das wäre eine selbstverständliche Konsequenz der Leugnung der leibhaften Auferstehung Jesu.
Wenn das alles so wäre, dass Jesus nicht auferstanden ist – wenn man sich das nicht real in seinem Glauben vor Augen setzt –, dann wären wir die Elendsten unter allen Menschen. Wir wären Betrüger und Falschmünzer, wie Hermann Betzel einmal gesagt hat.
Wir hätten den Menschen etwas vorgegaukelt, was doch gar nicht gestimmt hätte. Wir würden letztlich groß reden von neuen Dingen, von Wendungen, die im Leben der Welt möglich wären, und der Mensch bliebe allein in der Hölle dieser Welt – nur er und sein Wille und seine Gedanken.
Dann bliebe dieses So grausam belastend über uns: der Mensch allein mit seinen Träumen und Fähigkeiten, mit seinen Wünschen und Hoffnungen.
In diesen Tagen begegnet uns häufig dieses resignierte, leere Christentum von Menschen, die keine Freude mehr am Leben haben und nicht mehr wissen, wozu sie da sind.
Ich meine, dass wir hier wieder, wenn wir das Zeugnis von der Auferstehung Jesu weitersagen, mutig genau die Punkte anrühren sollten. Wir sollten sagen: Wir wissen, dass Jesus als Person unter uns lebt, dass er so um mich ist wie ein Mensch, der mich begleitet, dass er mich durch und durch kennt.
Wir sollten an den Gräbern verkündigen, was unsere Hoffnung der Auferstehung auch wirklich ist.
Zeugnisse der Auferstehung und ihre Kraft im Leben
Unser Herr gibt uns ein großes Zeugnis seiner Auferstehung. Paulus sagt nun: "Ist aber Christus auferstanden." Wir dürfen in dieser Welt Menschen die große Neuigkeit erzählen. Jedes Mal, wenn wir sie verkündigen, überrascht sie uns selbst und stellt alles, was wir bisher gewusst haben, in den Schatten.
Ich habe mir überlegt, an welchen Beispielen ich Ihnen das deutlich machen kann. Ich dachte an jenen Kaufmann aus Korntal, der sich als Bibelschüler von Sankt Grisjona nach China hinaussenden ließ: Friedrich Traub, der das schöne Lied gedichtet hat „Jesus lebt und Jesus siegt“ oder „Und dennoch, wenn es auch tobt und stürmt, wenn Dunkel mich umfängt, es sitzt allgewaltiger Herr in meinem kleinen Schiff“ – dieses wunderbare Lied des Vertrauens.
Dieser Friedrich Traub ist in jungen Jahren in die Wirren des Boxeraufstands hineingekommen. Er hat dann einen Brief an seinen Missionsleiter geschrieben: „Wenn Sie diesen Brief erhalten, werde ich nicht mehr unter den Lebenden sein.“ Er schrieb, wie furchtbar dort die Zustände sind und dass auch eine ganze Reihe von Missionaren schon ums Leben gekommen sei. Aber dann schrieb er: „Ich freue mich, Jesus zu sehen und auf ihn zuzugehen.“ Ein junger Mensch, noch keine dreißig Jahre alt.
Wenig später schrieb er einen anderen Brief: „Es ist mir schier schwer, es ist noch nicht so weit, der Herr hat noch Aufgaben für mich.“ Er war ein brennender Missionar, der in der Welt Chinas den Namen des Auferstandenen verkündigen und sein Reich ausbreiten wollte. Er war 33 Jahre alt, als ihn der Herr durch Typhus aus dieser Welt abberief.
Oder ein anderes Beispiel: Ich habe es vorher noch einmal aufgeschlagen von einem Pfarrer, der 1944 bei einem Luftangriff in der Nikolaikirche in Heilbronn seine Frau und alle seine sechs Kinder verloren hat. Er selber war an der Front. Er schrieb an seine Freunde, die Trauernden, Briefe. Er berichtete, dass er ein Blatt von seiner Frau in seiner Bibel liegen habe. Dort hätte seine Frau, die also umgekommen war, ihm einmal geschrieben: „Das Wissen um den Auferstandenen ist unser Friede.“
Aus diesem Frieden kommt eine Kraft, die die Welt nicht geben kann und nicht nehmen kann. Diese Kraft ist das Leben, ja Leben! Osterlicht flutet in die Nacht, das Licht der Heimat. „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ Wie froh macht mich dies Wort.
Gott schenkt uns in aller Unruhe diesen Frieden durch den Blick auf den Auferstandenen. Und von Schritt zu Schritt gibt er uns daraus die Kraft, die wir brauchen für den Weg, den er uns führt. Das ist eine Erfahrung, über die wir immer wieder still und dankbar sein können.
Es überrascht uns doch nicht, dass wir in einer Welt leben, die uns viel Not und viel Leiden bringt. Aber er, der Herr, geht uns voran mit seinem Osterfrieden. Und er ist bei uns, der uns aufrichtet.
Das müssen Sie einmal im Leben der großen Christuszeugen verfolgen, wie sie diese Nähe des Auferstandenen erfahren haben. Wie der Apostel Paulus einmal in Korinth ganz niedergeschlagen war, weil die Mission nicht mehr lief und nichts mehr geschah. Er hatte gar keine Freude mehr.
Dann erschien ihm der Herr in der Nacht und sagte: „Ich bin mit dir, fürchte dich nicht, ich bin mit dir.“ Das war die Geschichte der Väter im Alten Bund, und das hat sie mutig gemacht.
Darum kann uns der Herr in diese Welt hinaussenden, all seine Zeugen, weil er sagt: „Ich bin bei dir.“ Und wir blicken auf ihn und sind fröhlich.
Die Auferstehung als Vorbild und Hoffnung für das Leben
Paulus sagt hier am Schluss: „Nun ist Christus auferstanden, und er ist der Erstling geworden all derer, die schlafen.“
Dieses Wort würde ich heute lieber mit einem modernen technischen Begriff vergleichen. In Autofabriken stellt man einen Prototypen her. Das ist das erste Modell einer neuen Serie, das produziert wird und vom Band läuft. Dieses erste Modell nennt man den Prototyp. Sobald der Prototyp vom Band gelaufen ist, folgen viele weitere, tausend oder zweitausend, je nachdem, wie schnell das Band läuft.
So sagt Paulus, ist Jesus Christus der Erstling geworden von vielen, die nachfolgen. Das, was am Ostertag geschehen ist, ist nur die Vorwegnahme unseres Lebens. Er wird uns auch durch die Nacht des Grabes hindurchführen, hinein in diese neue Leiblichkeit.
Wir dürfen uns heute auch unter den Leiden dieser Tage an dem Herrn freuen, der uns durch Leiden, Not und Schwachheit hindurchreist. Das gibt uns Mut: Er ist auferstanden.
Wir wollen in dieser Welt unerschrocken weitersagen, damit viele Menschen diese einzige Hoffnung der Welt erkennen – Jesus, der Auferstandene. Amen.
Gebet und Segen zum Abschluss
Herr, wir haben auch solche trägen Herzen und starren immer nur wie gebannt auf die Zeichen des Todes und auf die Spuren, die der Teufel in unserem Leben immer wieder hinterlassen kann.
Wir stehen vor unserer Schwachheit, wollen resignieren und aufgeben. Doch dann danken wir dir für dein Wort, indem du uns deine Auferstehungsbotschaft verkündigen lässt.
Wir danken dir für alle Brüder und Schwestern, die uns immer wieder aufrichten, die uns darin stärken und ermutigen. Ja, zeig du uns auch die Menschen um uns herum, auf die wir zugehen sollen und denen wir das sagen müssen: Sieh doch auf ihn, der lebt!
Herr, vergib uns die Sünde des Zweifels und des Kleinglaubens, wo wir alles verloren haben, weil wir deinem Wort nicht mehr glauben wollten und konnten.
Aber wir danken dir, dass du uns begnadigst, dass deine Vergebung gültig ist und dass die Verkündigung deines Wortes nicht leer und nicht vergeblich ist, sondern dass etwas geschieht.
Wirke du auch heute in allem Missionszeugnis, überall in der Welt, in allen Hausbesuchen, überall dort, wo dein Name bekannt und ausgesprochen wird.
Wirke auch in unserer Gemeinde, auch in unserer Stadt, und rufe du viele Menschen zu deiner Gemeinde, damit viele selig werden.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
