Einleitung: Die beständige Güte Gottes im Psalm 118
Jetzt lese ich Psalm 118, der von der Armut und dem Reichtum der Jesusleute handelt. Dank dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währt ewig.
Es sage nun Israel: Seine Güte währt ewig. Es sage nun das Haus Aaron, das Priestervolk: Seine Güte währt ewiglich. Es sagen nun die, die den Herrn fürchten: Seine Güte währt ewiglich. Immer wieder wird dies unterstrichen.
Nun wird erzählt, was passiert ist: In der Angst rief ich den Herrn an, und der Herr erhörte mich und tröstete mich.
Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht. Was können mir Menschen tun? Menschen können Furchtbares tun.
David hat mir gesagt: Zu Gott, du kannst mir alle Strafen geben, aber lass mich nie in die Hände der Menschen fallen. Das ist das Allerschlimmste, schlimmer als Krankheit.
Doch jetzt sagt er: Was können mir Menschen tun, wo ich unter Gott geborgen und sicher bin?
Vertrauen und Schutz durch Gott in Bedrängnis
Der Herr ist mit mir, um mir zu helfen, und ich werde herabblicken auf meine Feinde. Es ist gut, auf den Herrn zu vertrauen und sich nicht auf Menschen zu verlassen. Es ist gut, auf den Herrn zu vertrauen und sich nicht auf Fürsten zu stützen.
Alle Heiden umgeben mich, aber im Namen des Herrn will ich sie abwehren. Sie umgeben mich von allen Seiten, doch im Namen des Herrn werde ich sie abwehren. Sie umgeben mich wie Bienen und brennen wie ein Feuer in Dornen. Im Namen des Herrn will ich sie abwehren.
Man stößt mich, damit ich falle, aber der Herr hilft mir. Der Herr ist meine Stärke, mein Psalm und mein Heil. In den Hütten der Gerechten singt man freudig vom Sieg.
Die Rechte des Herrn bringt den Sieg, die Rechte des Herrn ist erhöht, die Rechte des Herrn bringt den Sieg. Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkünden. Der Herr züchtigt mich schwer, doch er gibt mich nicht dem Tod preis.
Der Einzug durch das Tor der Gerechtigkeit und das Wunder des verworfenen Steins
Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, dass ich durch sie einziehe und dem Herrn danke. Das ist das Tor des Herrn, durch das die Gerechten einziehen werden. Ich danke dir, dass du mich erhört hast und mir geholfen hast.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist vom Herrn geschehen und ein Wunder vor unseren Augen.
Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. O Herr, hilf! O Herr, lass wohl gelingen!
Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid. Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet. Er schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars.
Du bist mein Gott, und ich danke dir. Mein Gott, ich will dich preisen. Dank dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währt ewiglich.
Reflexion über das Alter und die Herausforderungen des Lebens
Jetzt muss ich zunächst einmal sagen, dass es eine sehr schwierige Zeit ist, wenn man im Seniorenalter ist. Man denkt wehmütig zurück an liebe Menschen, die uns begleitet haben: Mutter, Vater, liebe Freunde, Großeltern. Man denkt an den Aufbruch in der Jugendzeit und an schöne Zeiten mit der Familie.
Dann ist man plötzlich in einem Alter, in dem man bei jedem hört, was für Krankheiten zu bewältigen sind und welche Operationen hinter ihnen liegen. Wie oft ist es schwierig, wenn man sich verändern muss. Wir haben uns vor ein paar Jahren auch verkleinert und sind in eine kleinere Wohnung gezogen. Wir haben nächtelang kaum geschlafen. Man wirft vieles weg und tut sich schwer damit.
Ich habe zum Beispiel meine herrlichen Dias ohne viel Worte in den Mülleimer gekippt. So muss man ja räumen, sich verkleinern, Dinge ablegen und weggeben. Vielleicht zieht man in eine betreute Wohnform. Der Wirkungskreis wird immer kleiner, und man spürt natürlich die Schatten des Todes. Mit all der Wehmut denkt man an liebe Menschen, die einem viel bedeutet haben und die uns plötzlich verlassen.
Wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, bis das mit den Zähnen wieder funktioniert. Vor vier Wochen hatte ich auch eine Knieoperation. Das war alles sehr anstrengend, bis man wieder gehen kann und alles, was dazugehört. Sie kennen das ja alles von dem Schatz in irdenen Gefäßen.
Aber die Armut der Jesusleute – wir tragen mit an den Gebrechen um uns her, und das tragen wir. Das haben Sie in dem Psalm wiedergegeben. Doch im Namen des Herrn haben wir einen Aufblick zum lebendigen Herrn, der sich mit uns ganz fest verbündet hat.
Das soll heute ganz neu für uns groß werden: dieser Herr, der mit uns seine Herrlichkeit offenbaren will, der uns nahe sein will, der es versprochen hat und sich uns gibt.
Die Bedeutung des Singens und der Glaubenserfahrung in schweren Zeiten
Jetzt ist es ja so schön: Psalm 118 besteht aus Liedern, den Psalmen, und es ist ein Lied, das man eigentlich singen muss. Vorhin, schon beim Lied „Jesus meine Freude“, wie Frau Schröder gesagt hat, mit den entsprechenden Versen – man muss alles singen. Das ist eigentlich so schön, weil das alles zusammengehört.
„Unter seinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei“, sagt ein Mann, der die ersten dreißig Jahre seines Lebens in der größten Katastrophe Deutschlands durchlitten hat, im Dreißigjährigen Krieg. Danach war er Bürgermeister in Guben, das liegt bei Oder-Neiße. Er war Jurist. Für ihn war das das Allergrößte: „Tome, Wäld’ und Springe, ich stehe hier und singe in Garsichau.“ Diese Lieder sind doch ein Schatz für uns, weil Glaubenserfahrung darin steckt. Man hat das erlebt in den größten Nöten seines Lebens. Und man darf sich darunter stellen, was andere schon erlebt haben. Sie besingen es uns und drücken es ganz wunderbar aus.
Jetzt muss ich noch etwas zur Musik sagen. Sie hören ja, wenn Sie Radio hören, überall Musik. Musik ist eine Macht, und Diktatoren in dieser Welt haben das immer benutzt – die Nazis, die Kommunisten, Adolf Hitler und andere. Musik, Musik, Musik. Auch der Teufel benutzt Musik mit seinen schrecklichen Liedern, die er jungen Leuten mit den schlimmsten Texten in den Kopf setzt.
Für uns ist der Inhalt, der Text, das Wichtige. Ich habe gestern natürlich noch gehört, wir sind so noch gekommen, dass wir gestern den Bruder Krise gehört haben und dann Wunschlieder gesungen. Ich sagte zu meiner Freundin wieder: „Guck mal, was die auswählen!“ Diese herrlichen Texte dieser Lieder – was steckt da drin an Glaubenstrust, an Ermutigung, an ganz großer Glaubenserfahrung? Dieses Wissen: Der große Gott, der in Jesus erschienen ist, der ist bei dir, bei mir. Ich darf das erleben in Stunden der Schwermut, des Verzagtseins, der Traurigkeit, in der Angst. Und das steht ja oft vor uns in unseren Tagen.
Die Angst inmitten von Wohlstand und die Kraft des Glaubens
Es ist ja merkwürdig: Äußerlich führen wir eigentlich ein sorgenfreies Leben, wie es keine Generation vor uns kannte. Es war toll mit der Waschmaschine, die man hat, und mit der großen Versorgung. So billig waren die Lebensmittel noch nie.
Früher musste man sehr lange arbeiten, bis man sich zum Beispiel ein Pfund Fleisch oder Eier leisten konnte. Das war eine ganz andere Situation. Doch trotz all dieser äußeren Annehmlichkeiten sitzt die Angst immer noch über uns. Die Angst – und am meisten die Angst um unser zerbrechliches Leben, die Sorge um liebe Menschen, um unsere Enkel, was sie machen, all die Sorgen.
Wir spüren diese Angst, und sie lässt sich nicht einfach ablegen. Man kann sie nicht abstreifen oder ausknipsen wie einen Lichtschalter. Sie ist einfach da, befällt uns.
Dann bleibt uns oft nur, Lieder zu singen. Zum Beispiel: „Tope, wälte und springe, ich stehe hier und singe in Gar-Sich-Row. Ich bin in der Hand meines Herrn, und er hat es mich erfahren lassen.“
In der Bibel steht, was wir einmal in der Ewigkeit singen werden. Welches Lied ist das? Das Lied Moses. Es steht in 2. Mose 15. Es gibt sogar zwei verschiedene Lieder Moses in der Bibel – beide herrlich.
„Der Herr ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil“ – das ist das Loblied. Er hat uns durchgebracht und nicht fallen lassen. Alle seine Zusagen hat er an uns erfüllt, er hat uns nie enttäuscht.
In 2. Mose 15, Vers 2, und auch in Offenbarung 15, Vers 3, wird das Lied Moses erwähnt. In Offenbarung 15, Vers 3, wird gesagt, dass das Lied Moses gesungen wird: „Der Herr ist meine Stärke.“ Er hat uns durchgebracht.
Das ist für uns, die wir noch vor schweren Bewährungsproben unseres Lebens stehen, so wichtig. Die Ängste dürfen wir niederlegen, denn im Glauben können wir sie schon überwinden.
Die Kraft des Glaubens in der Angst und die Bedeutung von Gemeinschaft
Wir Schwaben haben ja einen Landsmann, der uns ganz besonders lieb ist. Ich hätte das Lied gern mit Ihnen gesungen, aber es steht nicht einmal im Gemeinschaftsliederbuch für uns Schwaben.
Ich komme aus dem Altpietismus und muss sagen: Es jammert, wer nicht glaubt. Bei den Schwaben muss man wissen, was es heißt zu jammern – das ist ein ganz schlimmes Jammern. Es jammert, wer nicht glaubt. Ich will mich still verhalten, denn mir fällt kein Haar vom Haupt ohne Gottes Willen.
Das ist so schön in einem anderen Lied von Hille: Dort wird es tönen bei dem Krönen Gottes der Herrschaft, er bringt mich durch. Hille hatte nur ein Problem: Durch eine Krankheit hat er seine Stimme verloren. Das ist furchtbar, wenn Pfarrer nicht mehr reden können, aber umso mehr legen sie in ihre Lieder hinein.
Und da heißt es: Dort wird es tönen einmal, wie wird das ein Jubelgeschrei sein! Charles Haddon Spurgeon erzählt in einer seiner Predigten, wie er nach einer Predigt sagte, dass er am lautesten schreien wird in der Ewigkeit über das, was Gottes Güte und Gnade in seinem Leben gewirkt hat.
Dann kam eine Frau auf ihn zu und sagte: „Sie haben etwas Falsches vor ihm gesagt.“ Da antwortete er: „Ich sage manches sicher Falsche, ich bin ein Mensch mit allen Begrenzungen.“ Dann sagte sie: „Nein, ich schreie noch viel lauter. Ich bin noch viel lauter. Er hat mich durchgebracht. Es ist so wunderbar, wie er mich in den dunkelsten Stunden durchgebracht hat.“
Oder wenn man so einen Lebensbericht hört, wie gestern vom Bruder Straube, vom Bruder Krise – entschuldigen Sie, wir verwechseln das ja immer – vom Bruder Krise, wie er uns durchgebracht hat. Es sind beides große Männer des Reiches Gottes und des EHF gewesen. Deshalb kommt die Verwechslung beim Bruder Krise.
So ist es, wie uns der Herr durchgebracht hat durch solche Krisen und durch solche Stunden, dass es so ganz herrlich ist. Jetzt ordne ich es ein wenig aus diesem Psalm ein, der dauernd sagt: Der Herr ist freundlich, dankt ihm schon im Voraus, denn seine Güte, seine Gnade währt ewig.
Vom Dunkel der Enge zur Weite der Befreiung
Und jetzt kommt dreimal zunächst: Was hat er erlebt? Den Weg aus der Enge in die Weite.
Was ist denn diese Enge? Das ist dieses schreckliche, dieses Brunnenloch, in das wir oft hineinfallen – ganz tief. Man sieht nur noch Dunkelheit um sich, oben sieht man nur noch ein bisschen blauen Himmel über sich. Aber aus diesem Brunnen, aus der grausamen Grube, aus dem Schlamm zieht uns keiner mehr heraus. Dann stecken wir drin und können meditieren, wie wir wollen.
Das ist ja ganz schlimm mit den Schwermutsgedanken, die uns überfallen, wenn wir in der Enge eingesperrt sind, in der großen Not. Wir sehen viele um uns her, die Gott anklagen. Liebe Schwestern und Brüder, das dürfen wir gar nie tun: Gott anklagen und dann noch die dumme Frage stellen: Wie kann Gott das zulassen?
Gott kann in unserem Leben viel geschehen lassen, weil er herrscht. Wir wollen unseren Mund nicht auftun. Das Murren ist eine gefährliche Sünde unseres Lebens. Und wir können das immer wieder lernen von großen Gottesmenschen, Frauen und Männern, die vor uns Gott einfach vertreten und vertraut haben.
Das ist so wichtig, wenn wir noch einmal in den Anfechtungen lesen, auch in den Psalmen, wie tief die oft gefallen waren, in der Angst. Die haben das auch erlebt. Angst kommt bei den Davidspsalmen ganz oft vor.
Ich war jetzt gerade bei Bibeltagen in Villingen. Da kam eine Frau und sagte: „Ich habe immer Angst, und das geht gar nicht weg.“ Dann sagt sie: „Ja, aber in der Angst dürfen Sie doch unter dem Herrn bleiben.“ Natürlich bleibt die Angst, aber ich darf im Wort Gottes das Nachbuchstabieren und Stück um Stück merke ich, wie die Angst von mir weichen kann. Das ist doch Trost.
In der Angst, die uns alle umfängt, weil wir kreatürliche Menschen sind, darf ich das erleben: Ich rufe den Herrn an. Der wird nicht protestiert, der wird nicht geschimpft.
Wir hören ja um uns herum auch immer wieder Lästerworte von ungläubigen Menschen. Und da heißt es für uns ganz wichtig: Ich verstehe Gott nicht, ich brauche ihn nie zu verstehen. Seine Gedanken sind höher als unsere Gedanken, aber ich vertraue ihm. Ich vertraue mich dir an, auch gerade in der Angst, und ich rufe deinen Namen an.
Das ist so wichtig. Darum bitte ich Sie: Machen Sie immer Besuche, besonders auch, wenn Sie Leute aus Ihrer Gemeinde kennen. Es ist eine große Zahl von gläubigen Menschen um uns herum, die gerade im Alter ihren Glauben verlieren und ihre Hingabe. Oft ist auch die Kraft der Gedanken immer so da.
Und dann ist es ganz wichtig, dass wir sie mitnehmen, dass wir ihnen anrufen und sagen: „Du, jetzt singen wir miteinander am Telefon, oder jetzt sprechen wir das Bibelwort noch mal miteinander.“
Und sagen das, und jetzt beten wir und rufen den Namen des Herrn an: „Herr, du bist doch da, und du bist größer als die Not und die Angst, die mich bedrängen kann, aber ich vertraue dir.“
Beispiel von William Booth und der Kraft des Vertrauens in Gott
Wir hatten in der letzten Woche den einhundertsten Todestag von William Booth, dem Gründer der Heilsarmee. Er war ein ganz merkwürdiger Mann, voller Leidenschaft. Er hat gesagt, dass das Größte in einem Menschen seine Hingabe ist – und genau das war er.
William Booth war ein Stürmer ohnegleichen. Er kannte kein Hindernis. Solange noch ein Mensch verloren geht, hat er gesagt, will ich nicht ruhen. Ich will alles tun, um ihm nachzugehen.
Doch er hatte auch eine große seelische Schwäche. Er ist eingebrochen in die schlimmsten Tiefen der Schwermut. In dieser schweren Zeit hatte er eine Frau, Catherine, eine tolle Frau, die ihm beistand.
Die Methodistenkirche wollte ihm die Flügel stutzen, in der er war. Doch Catherine sagte: „Wir gehen“, ohne zu wissen, woher sie ihr Geld bekommen würden. So gründeten sie die Heilsarmee – diesen Trupp, um dem Teufel die Beute abzujagen.
Gott hat diese Catherine, die so eine großartige Frau war, besonders gesegnet. In England hielt sie überall Vorträge, und die Menschen waren von ihr begeistert. Leider wurde sie durch eine schreckliche Brustkrebserkrankung weggenommen.
In der Nacht vor ihrem Tod schrieb William Booth Beobachtungen zum Todestrom. Er sagte, alle Ausflüchte werden weggenommen. Dabei betete er: „Herr, ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir.“
Das ist so gut: „Ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir. Ich rufe deinen Namen an und stelle mich unter dich, auch in dieser ganzen Not.“ Das ist so herrlich.
Die Erfahrung von Gottes Hilfe und Trost in der Not
In der Angst rief ich den Herrn an, und daher erhörte er mich und tröstete mich. Das kann ich erst nachher erleben und später bezeugen.
Das Große bei uns, wenn wir jetzt älter werden, ist ja, dass wir auf unser Leben zurückblicken können. Ich darf immer wieder sagen, dass ich bei jungen Leuten oft höre, wie interessant es für sie ist, dass ich in meinem hohen Alter – ich bin schon Uropa und 74 Jahre alt – vieles, was mir früher im Leben verschlossen war, heute nur danken kann. Wie wunderbar hat Gott mich geführt!
Ich meinte in vielen Situationen meines Lebens, auch in meinem Berufsleben, dass Gott mich verlassen hätte. Doch so wunderbar ist es, wenn man zurückblicken darf und erkennt: Nein, ich habe ihn erfahren. Es waren alles Wunderwege, und ich kann ihn nur loben. Wie wird das erst einmal in der Ewigkeit sein?
In der Angst rief ich den Herrn an, und er hörte mich. Der Herr ist mit mir – was können mir Menschen tun? Das ist ganz wunderbar. Der Herr ist mit mir – was können Menschen mir tun? Der Herr ist mit mir, um mir zu helfen, und ich darf mich darauf verlassen.
Die Bibel nennt solche Zeiten Bedrängnisse oder Drangsale. Da kann man gar nicht mehr richtig durchatmen, und es lastet schwer auf uns. Sie kennen das auch: Man wacht nachts auf, liegt oft wach. Aber das ist herrlich, denn da kann man schöne Liedverse beten und sich an Gottes Wort erinnern.
Man darf beten: „Unser Herr, jetzt lege ich es bei dir ab.“ Und auf einmal merkt man, wie man selig einschläft. Welch ein Wunder: Der Herr hört mich, kennt mich und stärkt mich gerade in der Not.
Wir kennen das aus der Geschichte, wie Paulus und Silas in Philippi im Gefängnis saßen. Plötzlich, um Mitternacht, fingen sie an, Lobgesänge zu singen – mitten in der Nacht. Das braucht oft Zeit bei uns. Aber wichtig ist, dass wir einander diesen Dienst tun dürfen und sagen: „Du, jetzt singen wir miteinander!“
Ich weiß, heute ist es in den Gemeinden leider oft so, dass eine große Vereinheitlichung herrscht. Dann heißt es, man dürfe nur noch die Lieder der Jungen singen. Und plötzlich sitzen wir da und können nicht mehr mitsingen. Meine Frau, die Kantorin ist, kann auch nicht mehr mitsingen, wenn plötzlich an der Wand keine Noten mehr da sind.
Die Jungen wissen oft gar nicht, wie einsam wir uns dann fühlen. Aber dann singen sie es doch für sich selber. Das Tolle ist, dass Tonträger es heute möglich machen, dass man die Lieder zu Hause auflegen kann. So kann man die herrlichen Lieder von Paul Gerhardt, Philipp Spitta und Philipp Friedrich Hiller noch einmal singen.
Ich mache das beim Autofahren. Da störe ich niemanden mit meiner rauen Stimme. Es ist herrlich, dass man sich die Lieder vorsingen lassen kann, damit wir sie kennen. Und so lernen wir, diese Dinge Gott zu sagen.
Die Kraft des Wortes Gottes und die Überwindung der Angst
Es gibt Augenblicke, wie bei Paolo Cecila, in denen man verbittert ist und sich verwundet fühlt. Man fragt sich: Warum passiert mir so Schreckliches? Doch mit den Lobgesängen wendet sich das Blatt. Plötzlich können wir sagen: Der Herr hat mich erhört und getröstet.
Diese Lieder sind Gebete und spiegeln Glaubenserfahrungen wider. Das Schönste daran ist, dass sie viele Bibelworte enthalten. Das Bibelwort birgt ein Geheimnis, das in unseren Tagen fast vergessen scheint: Es ist vom Heiligen Geist erfüllt. Das heißt, das Wort ist inspiriert von Gott. Deshalb wirkt es so wunderbar und schafft den Frieden, den wir so dringend brauchen.
Das Wort Gottes ist mächtig und wirkt im Innersten. Es kommt nicht leer zurück, sondern bewirkt etwas. Deshalb sind gerade die Inhalte der Lieder, die wir singen, so wichtig. Was immer wir auch singen, es bringt Frieden ins Herz und tröstet uns.
Darum fürchte ich mich nicht, denn der Herr ist mit mir. Wenn wir sagen: „Herr, du bist bei mir“, dürfen wir uns ihm ganz ausliefern und in ihm geborgen sein. Was können mir da noch die Menschen antun? Ich darf mich ihm ganz überlassen und ihm voll vertrauen.
Mut und Unerschrockenheit durch das Singen
Jetzt kommt der zweite Vers, Verse 10 bis 14.
Dieses Singen macht uns mutig und unerschrocken. Das Erste war, dass wir einfach zum Herrn rufen dürfen und so Traurigkeit und Ängste überwinden – Armut und Reichtum der Jesusleute. Wir dürfen Gott alles sagen, und Gott kümmert sich darum. Mir fällt kein Haar vom Haupt ohne Gottes Willen. Ich darf in allen Nöten ihn anrufen. Das ist Gott so wichtig. Es ist ein Jesuswort gewesen, dass unsere Haare auf dem Haupt gezählt sind. Darum dürfen wir mit allem zu ihm kommen und ihm alle Not sagen. Dieses Singen macht mutig und unerschrocken.
Psalm 118 war der Lieblingspsalm von Martin Luther. Er hat eine große Auslegung geschrieben, das schöne Konfirmationslied, das Vertrauenslied. Und das Wichtigste ist natürlich, dass es Jesuspsalmen sind. Das, was hier besungen wird, hat Jesus durchlitten: diese Angst, in der man ihn gestürzt hat, die Feindschaft, was Menschen wollen. Denkt daran, einer aus dem engsten Freundeskreis, Judas, hat Jesus ausgeliefert – mit der Täuschung durch einen Kuss. Was hat Jesus da durchgemacht?
Jesus hat uns dieses Vertrauen vorgelebt: „Vater, in deine Hände, nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Das ist übrigens auch ein wichtiger Punkt für uns, gerade im Alter als Senioren. Es gibt ja oft die Meinung, man müsse Gott zuerst wachklopfen und sagen: „Jetzt müssen wir nur noch beten, und dann sorgen wir dafür, dass Gott wenigstens endlich meine Gebete erhört.“ Nein, wir wollen auch lernen: „Herr, dein Wille ist heilig, und was du willst, darein möchte ich mich fügen.“ Das war Jesus so wichtig.
Der Sohn Gottes kann nichts aus sich selbst tun, sondern nur, was er vom Vater tut. „Vater, ich will nur in deinen Wegen gehen.“ Und wenn du mich führst, wenn du für mich diesen Weg vorgesehen hast, dann weiß ich, dass du dich verherrlichen wirst – auch auf diesem schwierigen Weg. Das hat Jesus im Garten Gethsemane gebetet: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Das ist wichtig. Das hat Jesus im Gebet gelernt. Was hat Jesus immer wieder zum Vater gerufen, in der Nacht gewacht, um zu diesem Frieden zurückzukommen – für uns ganz wunderbar.
Martin Luther hat diesen Psalm gebetet und ausgelegt, als er auf der Festung Coburg war. Der Reichstag zu Augsburg war 1530, und er selbst durfte nicht teilnehmen. Er fürchtete, dass die evangelische Abordnung, die von Melanchthon geleitet wurde, einknickt und im Bekenntnis des Glaubens falsche Kompromisse macht. Er hatte große Angst, dass die Sache des Evangeliums verraten wird. Das ist ja immer wieder schwierig: für das Evangelium klarzustehen.
Ich habe heute oft den Eindruck, dass man gar nicht mehr weiß, dass es im Glauben um einen Kampf geht, um ein Ringen. Wenn wir nicht dauernd auf der Hut sind, sind wir schon eingebrochen, und der Teufel hat leichtes Spiel. Wir sind im Kampf Tag und Nacht mit den Versuchungen, die uns drohen – auch im Alter. Da muss man hellwach sein, damit unser Glaube nicht verraten wird und wir in der Treue beim Herrn bleiben.
Es war der Kampf, den Jesus geführt hat: der Gehorsam zum Vater, bis zum Kreuz diesen Weg durchzugehen. Darum sagt er so wunderbar: „Alle Heiden umgeben mich. Im Namen des Herrn will ich sie abwehren. Sie umgeben mich von allen Seiten, aber im Namen des Herrn will ich sie abwehren. Sie umgeben mich wie die Bienen.“ Das merken Sie, wenn Sie im Garten ein Stück Kuchen essen und die Bienen überall herumkommen. Dann wollen Sie sie wegschicken, und sie werden umso wilder. Man kann sich kaum erwehren. Aber der Herr macht mich stark, dass ich sie abwehren kann.
Die Unbesiegbarkeit des Evangeliums und die Kraft Gottes
In der schönen Auslegung von Martin Luther möchte ich Ihnen einige Sätze vorlesen, die ganz wunderbar gefüllt sind. Er spricht von den Feinden des Evangeliums: Stossen können sie, aber fällen können sie nicht; matzern können sie, ausrotten können sie nicht; foltern können sie, aber zwingen können sie nicht; hindern können sie, aber verwehren können sie nicht. Die Zähne blecken können sie, aber fressen können sie nicht. Morden, brennen, hängen und ertränken können sie die Feinde des Evangeliums, aber auslöschen können sie nicht. Verjagen, rauben, wegnehmen können sie, aber zum Schweigen bringen können sie nicht. Kurz: Etwas erreichen sollen sie nicht, denn da steckt der Grenzpfahl – der Herr hilft mir.
Wer sind die, die gegen des Herrn Hilfe etwas ausrichten können? Es soll heißen: Gottes Wort bleibt ewig. Selbst wenn Gott selbst und sein Name bleiben, mögen sie darüber auch wild und wahnsinnig werden.
Wir erleben ja in diesen Tagen auch so erschütternd die Verfolgung der Christen. Aber ich habe immer ein bisschen den Eindruck, dass viele unter uns meinen, wir müssten ganz rasch die Christen aus dieser Not herausbeten, damit die Verfolgung aufhört. Dabei wissen wir, dass sie sich am Ende vor der Wiederkunft Jesu weiter steigern wird. Was wollen wir dann beten? Herr, mach du einen Sieg daraus!
Wir sind da schon einmal bewusst geworden, dass die Gemeinden fast immer nur in der Verfolgung gewachsen sind, dass das Blut der Märtyrer der Samen der Kirche ist. Herr Jesus, mach das da, wo deine Kinder in der Tranksaal sind, dass sie mutig deinen Namen bekennen können.
Und das Wunderbare ist doch, wie es jetzt in China passiert: Eine Erweckung, die aus dem Leiden der treuen Knechte entstanden ist, die man vorher nie für möglich gehalten hätte. Das Große: Herr Jesus, tu das auch da, wo deine Leute in der Tranksaal sind. Schütze sie, bewahre sie, aber lass sie dir treu bleiben und keine falschen Kompromisse machen. Und das gilt doch auch für uns.
Für die Gemeinde ist es der größte Segen, wenn in ihrer Mitte Einzelne durch schwere Leiden gehen. Haben Sie das auch schon einmal gemerkt? Und in Ihrer eigenen Familiengeschichte? Was war das für meine Tante, die so schwer gelitten hat, aber der Glaubenstrust, den sie uns gegeben hat. Es ist ja immer so: Wir gehen hin und wollen etwas geben und merken, dass wir etwas bekommen, wenn sie uns sagen, was alles drin ist.
Deshalb ist es so schade, wenn wir keine Krankenbesuche machen. Wir müssen doch die mittragen, die in unserer Nähe in Bedrängnis und Leiden sind.
Und da sagt dieser Psalm so herrlich: Das macht mich mutig und unerschrocken, auch den stärksten Anfeindungen zu widerstehen. Ich kann das aushalten und überwinden, weil der Herr in der Stunde der Not eine ganz besondere Ration seiner Stärkung für uns bereit hat. Und auf einmal bekommt unser Glaube wieder Tiefgang, auf einmal wird das Wort Gottes für uns wieder wichtig und lebendig.
Das Leiden als Teil des christlichen Lebens und die Notwendigkeit der geistlichen Rüstung
Das ist eine merkwürdige Sache bei uns: Das Leiden wird heute oft überhaupt vergessen. In unserer Christenheit ist das ein großer Verlust. Es ist nicht mehr klar, dass der Herr uns durch das Leiden vervollkommnen will.
Wenn man die Bibel liest, besonders die Paulusbriefe, sieht man, dass das Leiden immer ein Teil davon war, wie wir tiefer mit Christus zusammenwachsen und in die Gemeinschaft mit ihm hineinfinden. Das ist heute völlig vergessen. Deshalb müssen wir Senioren wieder darauf hinweisen und den Jüngeren sagen: Stopp! Das Christenleben ist ein schwerer Kampf. Wir dürfen den jungen Leuten heute schon sagen: Rüstet euch!
Ich finde es furchtbar, dass unsere jungen Leute kaum noch Bibelverse auswendig lernen. Dadurch haben sie keine geistliche Munition mehr für die schweren Tage. Man muss sich für das Leiden rüsten. Was denken Sie, was auf unsere junge Generation zukommt? Im Jahr 2050 wird der Islam in Deutschland die Mehrheit haben. Dann ist es wahrscheinlich aus mit der Toleranz – vielleicht sogar schon früher.
Die jungen Leute, wenn sie nicht im Glauben gefestigt sind und nicht bei Jesus stehen, aber auch die Älteren, die über die jungen Leute hinweggehen, haben noch große Bewährungsproben vor sich. Deshalb müssen wir sagen: Rüstet euch!
In der Bibel, besonders in den Paulusbriefen, ist das Leiden immer mit der Freude verbunden. Paulus sagt: „Ich freue mich meiner Leiden.“ Warum? Weil Christus ihm durch das Leiden ganz besonders nahekommt.
Das wissen Sie aus Ihrem Leben: Die Zeiten des Leidens waren oft ganz besondere Segenszeiten Gottes. Sie haben darin tiefe Glaubensdurchblicke erfahren. Und dann müssen Sie anderen auch davon erzählen.
Ich habe einen Mann getroffen, der mit 50 Jahren im Rollstuhl sitzt, weil seine Muskeln absterben. Das war für mich sehr erschütternd. Ich fragte ihn: „Wie tragen Sie das überhaupt mit Ihrem Glauben?“ Wissen Sie, was er gesagt hat? „Ich bin erst durch die Krankheit zu Jesus gekommen. Ich habe ihn erst gefunden. Davor habe ich oberflächlich gelebt.“
Das können Sie bei vielen Menschen erleben. Deshalb müssen wir wieder sagen: In unserem Wohlstandschristentum ist es eine große Not, dass wir viele Bibelstellen zum Thema Leiden einfach ausgeklammert haben. Dabei ist die Bibel voll davon.
Zum Beispiel in Römer 8 steht, wie wir hineingezogen werden in diese Zeit des Leidens, die nicht wert ist, mit der Herrlichkeit verglichen zu werden, die an uns offenbart werden soll. Und dass wir das erleben dürfen. Darum gehen wir fröhlich und mutig auf das Leiden zu und wollen anderen Mut machen. Wir sagen: Der Herr wird es ordnen.
Wir brauchen auch keine Angst zu haben. Sie dürfen auch sagen: „Herr, ordne du die Umstände meines Sterbens. Ich will mich nicht sorgen. Du bist der Herr und machst alles richtig. Dann wird es gut werden.“ Legen Sie Ihre Sorgen in die Hand des Herrn. Er wird alles richtig machen.
Gerade Römer 8 ist wunderbar. Beim Paulus gehörte das Erleben des Leidens ganz stark dazu. Er wurde von Gott gedemütigt, saß im Gefängnis und erlebte viel Untreue in der Gemeinde. Er war der genialste Missionar aller Zeiten und rühmte sich seiner Schwäche, damit die Kraft Gottes in seiner Schwäche zum Zuge kommt.
Das ist so wunderbar. Das dürfen wir wissen.
Der Sieg im Namen des Herrn und die Zuversicht im Glauben
Ich komme zu dir im Namen des Herrn Seebau. Das war das Bekenntnis von David, als er Goliath entgegentrat. Ich komme zu dir im Namen des Herrn. Goliath hätte lachen müssen und gesagt: „Bin ich denn ein Hund? Du kommst zu mir mit einer Schleuder und einem Stecken.“ Er selbst kam in seinem großen eisernen Panzer und mit einer schweren Lanze. Dann sagte er: „Ich komme zu dir im Namen des Herrn.“
Das ist der Segen, der über euch liegt, liebe Schwestern und Brüder, dass ihr das wisst. Über dieser Lebensstrecke leuchtet die Sonne, weil Jesus mit uns ist. Und wenn wir von der Lahö wieder heimgehen, wissen wir: An unserem Platz wollen wir noch einmal reiche Jesuserfahrungen machen. Mit der Bibel in der Hand wollen wir hören, was der Herr mit uns vorhat. Wir wollen viele andere daran teilhaben lassen und auch noch einmal aufsaugen, was wir gehört haben und was andere erlebt haben.
Das ist nämlich das Dritte: Es ist ein großes Bekenntnis, diese überwundenen Ängste auch vor der gottlosen Welt. Wir wollen das bezeugen und anderen erzählen, damit es die Elenden hören und sich freuen. So hat David einmal gesagt: „Ich will den Namen des Herrn rühmen, dass es die Elenden hören und sich freuen.“
Ich muss Ihnen gestehen, dass ich mein Leben lang immer Bedenken vor Krankenbesuchen hatte. Ich konnte es nicht verschieben, weil ich immer dachte: Was will ich mit meiner Gesundheit den Kranken bringen? Sie sind sicher auch schon so gegangen und haben sich gefragt: Was soll ich denn sagen? Ein Geschenk hat ja keinen Wert, ein Blumenstrauß bringt auch nichts. Wir können ja nur etwas sagen.
Ich darf auch immer bitten: Machen Sie den Krankenbesuch nicht zu lange. Es ist auch anstrengend. Ein kurzes Gotteswort reicht. Dann machen Sie bei gläubigen Menschen eine herrliche Erfahrung, wenn sie sagen: „Das ist das Allerwichtigste und Allergrößte, was du mir machst.“ Dann dürfen wir noch mit einem Kranken beten, und damit haben wir unseren Dienst schon getan.
Wir dürfen nur sagen: Beweg dich noch etwas, dürfen dir noch etwas helfen. Aber dass wir zusprechen dürfen: Der Herr ist mit dir. Und die Erfahrung machen, die Nähe des Herrn zu erfahren – das war mir immer groß. Wie die Kranken und Alten das erlebt haben, wo man oft erschüttert ist, was sie alles durchleiden müssen. Und wie sie sagen: „Nein, es ist ganz wunderbar. Man sinkt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten.“
Die Gerechten wohnen meist nur in Hütten. Die Gottlosen, wie der reiche Mann, wohnen in schönen, schicken Villen. Aber heute haben wir alle schon schöne Wohnungen. Dass man in den Hütten singt mit Freuden vom Sieg – ach, das ist so herrlich! Jesus lebt, Jesus siegt! Oder wie wir singen: Jesus siegt, das bleibt ewig ausgemacht. Es gibt so viele wunderbare Lieder, die wir haben können.
Zeugnis vom Glauben in schweren Zeiten: Das Beispiel von Willi Ehret
Wissen Sie, es gibt schwere Stunden.
Vor einem Jahr ist es jetzt genau ein Jahr her, da wurde einer meiner besten Freunde, der Entwicklungshelfer Willi Ehret, in Afghanistan erschossen. Es ging durch das Fernsehen und die Presse, und ich musste die Beerdigung in Heimerdingen bei Stuttgart halten.
Willi Ehret war ein Landwirtschaftsspezialist und hat 30 Jahre seines Lebens ganz Jesus hingegeben. Zuerst war er mit der deutschen Missionsgemeinschaft in Nigeria unter den Muslimen tätig, dann in Malawi. Schließlich sagte er: „Ich gehe noch in die Höhle des Löwen nach Afghanistan.“
Ganz toll hat er Genossenschaften für die Frauen aufgebaut. Die muslimischen Männer waren begeistert, wie er das gekonnt hat. Er war ein ganz besonderer, lieber und gütiger Mann. Und dann wurde er erschossen.
Man hatte lange nicht gewusst, was mit ihm los war, bis man ihn schließlich fand. Die amerikanischen Soldaten bargen den Leichnam mit einem Hubschrauber, und dann waren wir dran.
Die Frau, die als Missionarin in Malawi geblieben ist, sagte: „Wir machen einen großen Jesustag daraus.“ Dann haben wir gesungen: „In dir ist Freude, in allem Leide, wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden Teufel, Welt, Sünd oder Tod.“ So etwas ganz Tolles.
Man ist ja nicht zum Singen, aber es war ein Trotzlied, dem Teufel zum Trotz. Der Teufel kann viel kaputtmachen, aber Jesus lässt es zu, und der Herr macht daraus einen großen Sieg. Das müssen wir jetzt in unserer Situation umsetzen, damit wir es vor der Welt bekennen können – vor den Ärzten, den Krankenschwestern und den Pflegern.
Es ist ja manchmal ganz schlimm, wenn alte Menschen so kompliziert sind, dass die Pfleger sagen: „Ich habe so Angst vor der Zimmerreizung, das ist so ein nörgelnder Kranker.“ Kennen Sie das auch? Das haben wir schon oft gehört.
Viele von Ihnen haben vielleicht ihre Angehörigen gepflegt und sagen: „Das war so schlimm, ganz furchtbar, was im Alter oft rauskommt.“
Eine Frau erzählte mir vor ein paar Tagen, sie pflegt noch eine andere Frau, eine Professorin, die meint immer, sie würde sie bestellen. „Da würde ich aber nicht mehr hingehen, die hat ja niemand mehr, und ich möchte es ihr halt nur schwer machen.“
Deshalb wollen wir früh zu Herrn beten, dass er uns bewahrt vor solchen schrecklichen Dingen. Wir wollen dir keine Unehre machen, wir wollen dir keine Schande machen. Denn da kommt der Geiz raus, das ist so furchtbar aus dem alten Herzen, mit dem Zerfall der Gedanken.
Herr, lass uns dich bekennen, deinen großen Namen. Ich will dich rühmen, ich will mit Freuden von deinem Sieg singen.
Die Kraft der Liebe und das Zeugnis der Nächstenliebe
Jetzt ist es ganz interessant, wie viele Leute sagen: "Meine Großmutter war für mich von ganz großem Herzen." Gibt es bei Ihnen auch so jemanden, vielleicht eine Tante?
Da ist eine Frau aus Ägypten, eine koptische Christin namens Maggie Gobran. Sie ist jetzt für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden. Sie stammt aus reichem Hause, ihr Mann ist Professor an der Universität, und beide sind koptische Christen.
Als ihre Tante starb, sagte die junge Frau, Mutter von zwei Kindern: „Die Tante hat so viel in der Not geholfen. Wer macht das jetzt weiter, wenn die Tante nicht mehr da ist?“ Daraufhin sprach sie mit ihrem Mann über den Reichtum ihres Hauses und begann, die Müllkinder aufzunehmen.
Diese Müllkinder leben bloß im Dreck, sammeln den Müll ein, sortieren ihn und verdienen so ihr Geld. Sie sagte: „Ich kann die gar nicht liebhaben, wenn die so Krätze haben und so riechen.“ Dann betete sie: „Herr Jesus, du musst mich so erfüllen, dass ich Liebe geben kann.“
Es ist interessant, wie plötzlich jemand das lernt – aus der eigenen Begrenztheit heraus. Heute hat sie ein riesiges Liebeswerk aufgebaut, das der Herr gesegnet hat. Tausende von Kindern werden täglich betreut in dem ganzen Elend Kairos, weil sie die Liebe von Jesus weitergeben kann – und das so richtig.
Der Herr macht das möglich. „Ich werde nicht sterben, sondern leben und das Werk des Herrn verkündigen.“ Das Beispiel von irgendeinem alten Menschen, der plötzlich für die Jungen groß wird, zeigt: Das ist das Allergrößte im Leben – dem Herrn zu dienen und Jesus Raum in uns gewinnen zu lassen.
„Ich werde nicht sterben, sondern leben und das Werk des Herrn verkündigen. Wenn ich nur noch Stunden auf Erden zähle, will ich Lob singen meinem Gott. Das Lob soll nicht verstummen aus meinem Mund.“
Die Dankbarkeit ist groß, auch wenn der Herr manchmal schwer züchtigt: „Der Herr züchtigt mich schwer, aber er gibt mich dem Tod nicht preis. Ich will seinen Namen rühmen.“
Noch einmal das so schöne Wort, das auf Jesus zielt: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden.“
„Ich danke dir, dass du mich erhört hast und mir geholfen hast.“
Eine wunderbare Lebensgeschichte! Wenn sie aus der Perspektive der Ewigkeit auf ihr Leben zurückblickt, bleibt nur noch das bewegte Danken: „Herr, du hast das so wunderbar und so groß gemacht! Ich bin bewegt, was du an mir getan hast.“
Und das müssen wir aussprechen, das müssen wir aussprechen!
Abschluss mit Liedern und dem Zeugnis großer Glaubensmänner
Nochmal mit unserem schwäbischen Landsmann Filip Friedrich Hiller. Ich habe dummerweise bei dem IDR-Wettbewerb nicht mitgemacht, bei dem wir uns ein Lied hätten wählen sollen. Ich hätte gesagt: Mir ist Erbarmung widerfahren, das schönste Sterbelied von der Friedhofserbarmung. „Lieber Herr, ich habe deine Güte fortwährend erfahren, und das war so groß. Ich habe oft gemeint, es geht nicht mehr weiter, und du hast alles herrlich hinausgeführt.“ Man hätte ein Tagebuch schreiben müssen in den ausweglosen Stunden.
„Dies ist der Tag, den der Herr macht, lasst uns freuen!“ Und früher ist er gelobt, der da kommt im Namen des Herrn. Da geht das Ganze weiter: „Du bist mein Gott“, und dann steckt man die Meine auf den Altar auf. „Freut euch, dass wir einen herrlichen Herrn haben.“
Wesley, der Gründer der Methodistenkirche, war ja ein Christ, aber ein wenig ein verkrampfter Christ. Er ist als Missionar nach Amerika gegangen, und das ist schiefgegangen. Man hat ihn wieder nach Hause geschickt. Das ist schon mal blöd, wenn ein Missionar nach kurzer Zeit wieder heimkommt.
Aber schon auf der Hinfahrt war er in einem sehr schweren Seesturm, und da ist der Hauptmast des Schiffs gebrochen. Das war eigentlich fast ausweglos. Wenn der Mast bricht, wie soll das Segelschiff noch weiterfahren können? Auf dem Schiff waren einige Passagiere, die um den geborstenen Mast herumstanden, sich die Hände reichten und Jesuslieder sangen. Es waren Herrnhuter, Zinzendorfleute. Wesley sagte: Eine solche Geborgenheit hatte ich nicht.
Diese Geborgenheit hat er erst später gefunden, in London, beim Peter Böhler. In einer Versammlung der Herrnhuter hat er diesen Frieden Gottes auch noch gefunden. Den wünsche ich ihm, den Frieden, wo er sagt: „Bis du machst, Herr.“
Auch bei geborstenem Mast — bei uns bricht ja auch manches in unseren Nöten — das Alte. Aber der Herr geht mit, und der Herr hat sich verborgen. Woher weiß ich das? Wegen seines sterbenden Kreuzes. Da weiß ich es, dass er mich will und dass er mich nicht loslässt. Er gibt sein Leben für mich. Er hat mich erwählt und dazu gehört, und das ist besiegelt.
Die Liebe Jesu kann ich nicht an meinem Gefühl ablesen, nur am Kreuz. Er hat an mich gedacht, als er rief: „Es ist vollbracht!“ Er hat mich erwählt, er hat mich gerufen. Ich gehöre ihm nicht, weil ich besser bin, nicht weil ich fromm bin, sondern weil ich durch sein Blut mit ihm versöhnt bin. Und dann wird es herrlich werden, und er führt es herrlich hinaus.
Man kann nur danken, loben und rühmen: Ach Herr, dass ich dir doch keine Schande bereite! Das ist wichtig.
Schlussgebet
Ich möchte noch beten: Lieber Herr, dir wollen wir danken für deine Güte und Größe. Du hast dich für uns erklärt und uns dies zugesprochen.
Ja, wir sind oft in ausweglosen Ängsten. Manche unter uns fühlen sich jetzt wie eingeschnürt im Tranksaal. Da wollen wir auf dich blicken und sagen: Herr, verzeih uns unseren Unglauben. Verzeih uns, dass wir deinem Wort nicht trauen, obwohl du es uns immer und immer wieder sagst.
Du versicherst uns, dass du uns nicht vergessen kannst, dass du uns nicht loslässt und dass keiner uns aus deiner Hand reißen kann. Herr, wir wollen dich rühmen, dich loben und dir danken für dein Wort heute Morgen. Amen.
