Einleitung und Psalm 37 als Lebenszeugnis
Liebe Geschwister,
ich möchte mich ausdrücklich entschuldigen, dass ich das Singen zuvor so durcheinandergebracht habe. Dabei ist gerade diese Strophe so wichtig.
Nun ist dieses Deine Arbeit, Herr Jesus, Dein Geschäft, dass Du vom oberen Heiligtum aus auch uns die Schrift öffnest – so wie es der Auferstandene bei den Jüngern von Emmaus getan hat.
Heute haben wir im Zusammenhang mit Psalm 37 bereits einen Vers gehört: Vers 25. Es ist die Lebenserfahrung Davids:
Psalm 37,25: „Ich bin jung gewesen und alt geworden und habe noch nie den Gerechten verlassen gesehen.“
Ja, wie David das formuliert, ist es fast provozierend. Das könnten die Freunde Hiobs gesagt haben: Der Gerechte steht immer gesund da, ihm gelingt alles. Und wenn Krankheit und Not da sind, dann liegt irgendwo in deinem Leben ein Schatten.
Der Gerechte wird nicht verlassen – aber der, bei dem es irgendwo nicht stimmt. Doch Gott hat die Freunde Hiobs kritisiert. Er sagte: Ihr redet nicht recht von mir.
Fast provozierend formuliert: „Ich habe noch nie den Gerechten verlassen gesehen.“
Die Herausforderung des Leidens am Beispiel Jesu
Und was war dann mit unserem Heiland Jesus Christus?
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Lieber David, verstehst du, dass die Ausleger quer durch die Jahrhunderte gesagt haben, das steht am Anfang? „Ich, das ist eben die begrenzte Sicht des David gewesen, das ist kein Wort Gottes.“ So haben sich die Ausleger geholfen.
Doch ich höre, wie quer durch die Jahrhunderte ein großer Chor von Christenleuten und von Leuten Gottes sagt: Doch, der David hat völlig Recht! Ich bin jung und alt geworden, ich habe noch nie den Gerechten verlassen gesehen, der Jesus, der in seiner Anfechtung am Kreuz unter der Last unserer Schuld gesagt hat: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das war nicht das letzte Wort.
Sondern das letzte Wort war ein Wort der großen Gottesgewissheit und Gottesnähe: „Mein Gott, ich befehle meinen Geist, meine Sache, befehle mich in deine Hände!“ Ich habe noch nie einen Gerechten gesehen, und der Paulus würde sagen, völlig richtig hat er dafür das formuliert.
Zwar sagt Paulus im zweiten Timotheusbrief: „Alle, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden.“ Der David sagt ja nicht, es wird ihnen nichts passieren.
Aber im zweiten Timotheusbrief heißt es auch: „In meiner letzten Verantwortung stand mir niemand bei, sie verließen mich alle, aber der Herr stand mir bei und errettete mich aus dem Rachen des Löwen.“ David hat völlig Recht, völlig Recht. Ihr habt doch nie den Gerechten verlassen gesehen.
Der David würde sagen: Ihr müsst hören, was ich sage. Ihr dürft nicht einen Satz aus dem Zusammenhang reißen. Ihr müsst auch hören, was ich etwa in Psalm 34 gesagt habe: „Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“
Da geht es oft durch große Durststrecken. Der Gerechte muss viel leiden, muss viel leiden, aber der Herr hilft ihm aus alledem. Das ist die große Nachricht der Bibel, nicht das, was...
Die Bewahrung in Not und das Vertrauen auf Gottes Hand
Wir werden bewahrt vor allem Schweren. Es kann große Not über uns kommen, doch wenn wir am Ende zurückblicken und sagen: „Ich bin jung gewesen und alt geworden“, dann können wir nur anerkennen, wie Gott seine Leute nicht fallen lässt.
So heißt es auch im Psalm 34 im vorausgehenden Vers: „Fällt er, so stürzt er doch nicht, denn der Herr hält ihn fest an der Hand.“ Das bedeutet, dass es durchaus vorkommt, dass wir ins Stolpern geraten. Aber auch wenn wir fallen, stürzen wir nicht, weil der Herr uns hält.
Dann kommt der Satz: „Ich bin jung gewesen und alt geworden.“ Ich habe es noch nie erlebt, dass der Herr seine Leute losgelassen hat. Stattdessen hat er sie stets an der Hand festgehalten.
Ein ähnliches Gebet finden wir im Psalm 73, der von großer Anfechtung handelt. Dort heißt es: „Als ich sah, dass es den Gottlosen so wohl ging, sie brüsteten sich wie ein Vetter Wanz: ‚Mir kann nichts passieren, und meine Plage ist täglich da.‘ Soll es denn umsonst sein, dass ich Gott diene? Dennoch bleibe ich stets an dir.“
Dann geht es weiter: „Denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an.“ Dieses Zeugnis der Menschen Gottes habe ich immer wieder erlebt: „Ich bin jung gewesen und alt geworden“, und Gott hat seine Leute nie losgelassen.
Das Alter ist eine wunderbare Chance, eine Gelegenheit, zurückzublicken und die Wunder Gottes zu bestaunen. So sehen wir, wie er mit seinen Leuten umgeht. Fallen sie, stürzen sie nicht, denn er hält sie bei der Hand.
In diesem Chor können viele Menschen einstimmen: „Der Herr Jesus, der Vater hat mich gehalten.“ Paulus sagt: „Der Herr hat mich erlöst, er stand mir bei.“ Viele Menschen können dieses Zeugnis teilen.
Zeugnisse aus dem Leben: Anni und Karl Ramseyer
Ich habe in den letzten Tagen aus meiner früheren Gemeinde in Schörndorf einen Bericht von unserer lieben Frau Anni erhalten. Ich möchte diese Geschichte erzählen. Gerade in den Abendstunden darf man auch einmal kleine Geschichten weitergeben. Ich bin jung gewesen und alt geworden, habe viel erlebt und deshalb darf ich das weitergeben.
Anni war ein junges siebenbürgisches Mädchen. Als 1944 die russische Armee in Siebenbürgen einmarschierte, verlangten sie in den deutschstämmigen Gemeinden der Siebenbürger Sachsen, dass alle jungen Frauen zwischen 15 und 35 Jahren als Sträflinge nach Russland deportiert werden. Die eigene Ortsverwaltung musste die Mädchen ausliefern.
Eine von ihnen fragte ihren Onkel: „Soll ich nicht in die Wälder gehen und mich verstecken?“ Er antwortete: „Lass das, sonst kommt jemand anders, und dann nehmen die Russen jemand anderen mit.“ So wurde Anni als 17,5-Jährige nach Russland deportiert, zu schwerer Waldarbeit.
Sie arbeitete dort, bis sie zusammenbrach. Eine russische Ärztin brachte sie in ein Krankenhaus in Dnepropetrowsk. Ich habe dieses Krankenhaus später selbst einmal sehen dürfen. Dort haben russische Ärzte mit viel Liebe und Geduld, obwohl sie kaum Medikamente hatten, dieses fast ausgezehrte Mädchen langsam wieder aufgepäppelt.
Als sie transportfähig war, wurde sie nach Frankfurt (Oder) abgeschoben. Dort sagte man ihr: „Aus, Schluss. Wie kommst du weiter? Wo sind deine Angehörigen?“ Man riet ihr zu bleiben, denn vielleicht käme bald ein weiterer Transport nach Siebenbürgen.
In der Nähe von Dresden begegnete sie einem einfachen Metzger-Ehepaar. Dieses nahm das todkranke, ausgehungerte Mädchen auf. Im letzten Jahr haben wir diese Familie noch einmal besucht.
Als Anni einigermaßen wieder zu Kräften gekommen war, ging sie über die grüne Grenze in den Westen. Dort wurde sie durch wunderbare Fügungen in Stuttgart unterstützt. Eine Freundin sagte ihr, dass ein Haushalt jemanden suche, der hilft. Im Nachbarhaus wohnte eine Künstlerin, die früher oft in Siebenbürgen gearbeitet hatte. Sie nahm sich Anni an und sagte auch: „Da ist ein netter junger Mann, Herr Mies. Ihr könnt vielleicht zusammenpassen.“
Anni und Herr Mies heirateten. Zuerst lebten sie in einer einfachen Hütte, sehr arm, in Gerlingen bei Stuttgart. Sie arbeiteten sich mühevoll nach oben, begabte junge Leute mit ihrer Geschichte. Schließlich konnten sie sich ein Einfamilienhaus in Schörndorf leisten.
Von dort aus gingen sie fast täglich nach Stuttgart ins Haus Martinus, ein Altenheim, und besuchten alte, einsame Menschen. Sie kümmerten sich um sie, obwohl sie selbst viel Schweres erlebt hatten. Sie hätten auch sagen können: „Jetzt schauen wir erst einmal nach uns selbst.“
Frau Anni hat ein Buch über ihr Leben geschrieben mit dem Titel „Wunder meines Lebens“. Ich lege es später hinten auf, falls jemand dieses Buch bestellen möchte. Man kann es mit der ISBN-Nummer bestellen.
Sie hat nicht gefragt: „Wo ist Gott geblieben in den furchtbaren Jahren in Sibirien? Wo war Gott, als ich über die grüne Grenze musste? Wo war Gott, als wir so bitter hart im Westen anfangen mussten? Wer hat sich darum gekümmert? Wo waren Gottes Boten?“ Nein, das Buch heißt „Wunder meines Lebens“. Sie sagt: „Ich bin jung gewesen und alt geworden und habe noch nie erlebt, dass Gott mich losgelassen hat.“
In derselben Woche erhielt ich von meinem Freund Karl Ramseyer einen Bericht. Er war ehemals Schuhmacher bei der Firma Salamander. Als junger Kerl wurde er zum Krieg eingezogen und schwer kriegsversehrt, mit fast halbem Schädel weggerissen, in Rumänien. Er hat sich durchgekämpft.
Nach dem Krieg wurde er im Diakonenanstalt Karlshöhen ein begnadeter Seelsorger junger Menschen und Jugend-Evangelist. Zu seinem neunzigsten Geburtstag vor einem Monat hat er eine kleine Schrift zusammengestellt mit dem Titel „Spuren Gottes in meinem Leben“. Er, der so viel Schweres durchgemacht hat, durfte in dem großen missionsfähigen Indien noch beginnen, neben vielen jungen Menschen, denen er zum Segen wurde.
Das Alter als Zeit des Rückblicks und der Dankbarkeit
Altwerden ist eine wunderbare Gelegenheit, um zurückzublicken. Beginnen Sie doch einmal mit einem Bogen Papier und schreiben Sie auf, was Gott in Ihrem Leben gewirkt hat und wie er eingegriffen hat.
Sie werden erleben, was ich erlebt habe, als meine Enkeltochter Dorothee mir schon vor zehn Jahren sagte: „Opa, schreib mal zum siebzigsten Geburtstag einen Rückblick auf mein Leben.“ Während einer großen Flugreise von Australien, die 17 Stunden dauerte, konnte ich schreiben. Ich habe eine ganze Seite vollgeschrieben. Ich dachte zunächst, ich würde nur ein paar Gedanken festhalten. Aber wenn man erst einmal anfängt und sagt: „Lieber Gott, zeig mir das“, dann kommt plötzlich alles hoch. Holterdipolter tauchen die Erinnerungen auf, was Gott getan hat – selbst die kleinsten Wunder Gottes in meinem Leben.
Gott verlässt seine Leute nicht. Auch wenn es auf den ersten Blick fremdartig oder fast aufregend formuliert ist: Ich bin jung gewesen und alt geworden, aber ich habe erlebt, dass Gott seine Leute nicht loslässt.
Der große Theologe Johann Tobias Beck, Professor in Tübingen im 19. Jahrhundert, war mitten in seiner Tätigkeit. Aus ganz Deutschland strömten die Studenten zu dem frommen Professor, besonders in einer Zeit des Liberalismus. Dann wurde Johann Tobias Beck schwer krank und kam an den Rand des Todes.
Er hat sich sicher auch mit Gott hadernd gefragt: „Muss das sein?“ Viele Menschen in Württemberg sagten damals, dass sie nun endlich einen frommen Mann hatten, an dem sie sich festhalten konnten – wie an einem Pfeiler mitten in der Strömung. Und warum musste gerade er so schwer krank werden und vielleicht sterben?
Im Jahr 1848 konnte er seinen Lehrbetrieb als Professor wieder aufnehmen. Bei der ersten Vorlesung sagte er: „Ich habe keine große Meinung über mich selbst mitgebracht aus diesen drei Jahren Krankheit. Mein Glaube ist sehr schnell zusammengeschrumpft, meine Zuversicht auch. Vieles, was die guten Freunde als Trost gedacht hatten, war für mich gar kein Trost. Aber jedes Gotteswort, das ich vernommen habe, war ein Halt des lebendigen Gottes.“
In großer Dankbarkeit sagte er: „Mein Gott hat mich nicht aufgegeben!“
Mission und Bewahrung: Korntal und die Missionare
Friedrich Henssler hat gestern Abend erwähnt, dass es mein Hobby ist, seitdem ich vor 15 Jahren in den Ruhestand nach Korntal gekommen bin, Gruppen auf den alten Friedhof zu führen. Dort gibt es viele Gräber von Missionarinnen und Missionaren. Korntal war eine der ersten süddeutschen Gemeinden, die ein Herz für die Mission hatte.
Viele Missionare wollten ihren Ruhestand in Korntal verbringen oder zumindest in Korntaler Erde beerdigt werden. Vor einem halben Jahr war eine Gruppe von etwa fünfunddreißig Christen aus Kenia zu Besuch. Sie waren zuvor in Hannover gewesen, aber sie sagten, sie wollten nach Korntal an das Grab von Johannes Rebmann und von Doktor Ludwig Krapff.
Das war eine bewegende Stunde. Die Gruppe hörte nicht auf, über diesen Gräbern zu singen, zu beten und Gott zu preisen für den Dienst dieser Missionare, die in Ostafrika die gute Nachricht von Jesus gebracht haben.
Vorher gab es Stammesväter, Blutrache und Verfeindungen in Ruanda, Burundi, Uganda, Tansania, Kenia und im gesamten ostafrikanischen Gebiet. Die Missionare brachten die Botschaft vom Frieden Gottes, die auch uns geholfen hat. Die große ostafrikanische Erweckungsbewegung ist heute eine der lebendigsten Bewegungen auf der Erde, vielleicht neben Indonesien.
Unsere Väter in der Mission waren Krapf und Rebmann. Als Krapf nach dreißigjährigem Missionsdienst schwer krank nach Europa zurückkehrte, hatte er in diesen dreißig Jahren keinen einzigen Afrikaner taufen können. Sein Genosse Rebmann hatte immerhin einen taufen können – einen verkrüppelten Afrikaner, der von seinem Stamm ausgeschlossen war.
Es war ein Fragment, ein Schlag ins Wasser, scheinbar umsonst. Rebmann schrieb einmal: „Es wird wohl selten eine Missionsarbeit in der grenzenlos unvorstellbaren Armut begonnen worden sein wie unsere Armut.“
Heute stehen die kenianischen Christen an diesen Gräbern und sagen: „Sie haben uns die Botschaft des Friedens gebracht.“ Mir wird an diesen Gräbern deutlich, was der Apostel Paulus sagt: „Seid fest, unbeweglich und nehmt immer zu im Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist, solange der Herr Jesus da ist.“ (1. Korinther 15,58)
Der Herr kann selbst aus Fragmenten, aus Bruchstücken etwas machen. Es ist fast unerklärlich, wie aus dem Totalfehlschlag der Missionare eine lebendige Gemeinde geworden ist. Manche Leute sagen, die Wunder sind unvorstellbar. Ja, sie sind unvorstellbar – unser Gott tut Unvorstellbares.
Ludwig Krapf: Ein Leben im Vertrauen trotz Schwäche
Ich habe Ihnen zwei Zitate von Doktor Ludwig Krapf mitgebracht, der nach langem Leiden in Korntal verstorben ist.
Er schrieb einem Geburtstagskind zum Thema des inneren Lebens: „So werden Sie mit demselben elenden Herzen zu kämpfen haben, mit dem ich jetzt schon bald fünfzig Jahre zu kämpfen habe. Und dieses Herz ist heute noch genauso verderbt, kleingläubig und ungläubig, ja, ich möchte sagen, noch verkehrter als vor fünfzig Jahren. Aber wenn man keine Gerechtigkeit in sich selbst sieht, dann darf man umso mehr auf die Gerechtigkeit sehen, die Jesus für uns ist. Wenn man bei sich nur Versagen sieht, darf man auf das schauen, was Jesus vollbringt.“
Er fuhr fort: „Das wird einmal das Lob Gottes ausmachen, dass er gegen uns Sünder und Gottlose so barmherzig und geduldig gewesen ist und uns in unendlicher Geduld getragen hat bis ins Alter, bis wir grau geworden sind. Ja, dann wird jeder seine Harfe bringen und sein besonderes Loblied singen von dem, was Gott an ihm getan hat.“
Ludwig Krapf war nicht nur ein großer Missionar, sondern auch der Entdecker des Mount Kenya und der geografische Entdecker des großen Flusssystems in Afrika. Die Geographen loben ihn noch heute für das, was er als Genie entdeckt hat. Außerdem war er der Rebmann, der die Swahili-Sprache entwickelte, die heute in Ostafrika als Verkehrssprache gesprochen wird.
Er schrieb weiter: „Mein Herz wird noch verderbter sein als vor fünfzig Jahren, aber das Große ist, dass Gott mich getragen hat. Und in Ewigkeit werden wir das Lobsingen von dem, was Gott an mir getan hat, fortsetzen. Ich bin jung gewesen und alt geworden, und ich habe nicht den Eindruck gehabt, dass Gott den Gerechten verlässt. Ich habe noch nie gesehen, dass Gott den Gerechten verlässt.“
Auf dem Grab von Rebmann steht nach seinem Wunsch in den Grabstein eingraviert: „Safe in the Hands of Jesus“ – gerettet und bewahrt in den Händen von Jesus. Was er anpackt, ist gut.
Bischof Vestok Kivengere von Uganda pflegte zu sagen: „He is mending broken things“ – er fügt Zerbrochenes zusammen. Das steht dahinter.
Krapf fügte hinzu: „Ich habe noch nie einen Gerechten verlassen gesehen. Da kann sehr viel Zerbrechen da sein, viel Erkenntnis der eigenen Ohnmacht, viel Schwäche, viel Not, viel Trauer. Jesus lässt mich ewig nicht los, das ist meine Zuversicht.“
Friedrich Henssler: Ein Leben voller Herausforderungen und Gottes Treue
Das ist das Ziel. Mir ist es heute Mittag bei der Vorbereitung so gegangen, dass ich jetzt einfach noch einmal, anknüpfend an gestern, versuchen darf zu erzählen, wie das aussehen kann, wenn Gott seine Leute nicht verlässt.
Einiges zu ergänzen – vielleicht ist es vermessen, was ich jetzt tue – einiges zu ergänzen von dem, was gestern Friedrich Hensler in der ihm eigenen Demut nicht von seinem Leben erzählt hat. Er war ein hochbegabter junger Theologe in der Nachkriegszeit. Er hat nur angedeutet, dass sein Wunsch war, Pfarrer zu werden. Dann kam jedoch eine schwere Krankheit, eine Lungenkrankheit, über ihn, sodass er das Examen nicht machen konnte.
Der Vater, der einen kleinen Musikalienverlag in Stuttgart-Blieningen hatte – gestern hat es Friedrich angedeutet – sagte: „Dann kommst du zu mir in den Betrieb.“ Er konnte nur immer für kurze Zeit am Tag arbeiten, mit der Sehnsucht im Herzen nach der fernen Oslampard, ob sie je seine Frau werden kann.
Dieser kleine Musikalienbetrieb des Vaters Henssler, der uns nicht wenige Melodien in unserem Grünen Liederbuch geschaffen hat – Sie werden immer den Satz von Friedrich Henssler sehen. Den hat Friedrich Hensler, der Sohn, ausgebaut zu einem der größten Verlage Süddeutschlands, dem Henssler Verlag.
Mit einer genialen Zusammenarbeit mit Amerika hatte Friedrich Hensler hauptsächlich die Idee, mit den beiden Schiffen Logos und Doulos diese auch zu finanzieren und den großen Bücherverkauf auf den beiden Schiffen mit jungen Leuten zu organisieren – durch Jahrzehnte hindurch.
Er hat die Zusammenarbeit mit dem großen Künstler Helmut Rilling in Stuttgart, der Gechinger Kantorei, in die Wege geleitet und sämtliche Kantaten und Passionen von Johann Sebastian Bach eingespielt.
Dann kam die Zeit, da von heute auf morgen die Platten als Tonträger vorbei waren und die Musikkassetten kamen. Da waren Millionen auf den Sand gesetzt in dem großen Lager. Ein paar Jahre später, als die Musikkassetten aus dem Spiel waren und die CDs kamen, geschah genau dasselbe.
Friedrich Henssler hatte eine Kooperation mit 27 anderen evangelikalen Verlagen initiiert, sodass er Auslieferungen in einem neuen Verlagsgebäude in Holzgerlingen machte. Das war von Neuhaus nach Holzgerlingen gezogen, mit einem großen Hochlager.
Dann hatten die Fachleute die ganze Software für das Hochlager falsch berechnet. Wer eine Bibel bekommen wollte, erhielt einen Roman. Wer einen Roman haben wollte, bekam ein Kinderbuch.
Die Mitarbeiter sind mit Leitern zehn Meter hoch ins Hochlager gestiegen, um einzelne Bücher für den Versand zu Weihnachten fertigzumachen.
Sehen Sie, den Leuten Gottes, den Gerechten, wird nicht die Panne erspart – der tiefe Einbruch, das Fragen: „Herr, wo bist du denn? Hast du meine Hand losgelassen?“
Dann hat Friedrich Henssler den Zuschlag für den Druck und Verlag der Herrnhuter Losungen bekommen. Es hat eine Missionsgesellschaft fertiggebracht, sie ihm, Friedrich Hensler, obwohl er den Zuschlag hatte, wieder zu entwinden.
Heute besteht das Verlagsgebäude als christliches Medienhaus. Friedrich Henssler, als über Achtzigjähriger, geht jeden Tag ins Büro, auch samstags, um einiges von dem aufzuarbeiten, was durch die Pannen liegen geblieben ist.
Anderer Bereich.
Engagement und Leitung im Brüderbund und Jugendwerk
Es gab den Reichsbrüderbund Ende des vorletzten Jahrhunderts, vor allem in Ostpreußen und Sachsen. Durch den Krieg wurde dieser Reichsbrüderbund zerschlagen, und es blieben nur noch Reste übrig.
Daraufhin hat sich der junge Friedrich Hensler darum gekümmert und den württembergischen Brüderbund gegründet. Er verstand ihn als eine Gemeinschaftsbewegung für unsere Zeit. Mit einem großen Jugendtreffen namens Dynamis, das an Pfingsten stattfand, organisierte er in Esslingen Tausende junge Leute auf großartige Weise. Dabei brachte er neue, gute Musik in die Jugendarbeit ein.
Das erste Liederbuch, das er herausgab, hieß Jesu Name nie verklingend. Es folgten viele weitere Liederbücher. In einer Zeit, in der es in der Jugendarbeit kaum noch üblich war zu singen, half Friedrich Hensler, dass junge evangelische Jugend wieder sang.
Der Brüderbund begann auch eine großartige Freizeitarbeit. Friedrich Henslers Idee war es, im Sommer Hotels in Skigebieten wie Arosa oder St. Moritz anzumieten. Diese Hotels stehen oft ein halbes Jahr still, bis die Skisaison wieder beginnt. Für die Hoteliers ist es dann oft eine Freude, wenn im Sommer für sechs Wochen die Wasserleitungen durchgespült und die Wäsche genutzt und gewaschen wird.
Der Jugendarbeitskreis des Brüderbundes mietete überall, bis nach Jugoslawien, Hotels in der Sommerzeit an und organisierte dort Freizeiten. Ich war zehn Jahre verantwortlich für das evangelische Jugendwerk in Württemberg mit seiner großen Freizeitarbeit, doch der Brüderbund überholte uns mit diesen genialen Freizeiten.
Wir durften im Sommer sogar im Hotel übernachten, in dem sonst die holländische Königin residiert. Stellen Sie sich vor, wie meine Frau und ich uns dabei gefühlt haben – königlich! Solche Ideen gibt es bis heute!
Mit der Familie hatte ich viel zu besprechen, aber es gab auch viele Sorgen. Zum Beispiel ein behindert geborenes jüngstes Kind, das heute ein Segen für die Familie und den Betrieb ist. Professor Doktor Eckstein, einer unserer positiven Professoren, ist der Schwiegersohn und Ehemann der ältesten Tochter.
Ich habe schon angedeutet, dass Friedrich Hensler schwer krank war, als er zu unserem Ludwig-Hofacker-Kreis hinzukam und viel Verantwortung mittrug. Er brachte viele gute Ideen ein, sah aber aus wie ein Sterbender, wie ein schwer Leberkranker.
Man ahnt nicht, wie sein Körper mit Kortison vollgepumpt war. Die Ärzte sagen, man könne das nicht jahrelang einnehmen. Gestern war der 81-Jährige bei uns, und sein Gesicht war nicht mehr braun, sondern sah gesund aus.
Ich bin jung gewesen und alt geworden und habe noch nie erlebt, dass Gott einen seiner Leute fallen lässt.
Die Sammlung vom Gebetsfrühstück zeigt: Es wird oft gesagt, wir Evangelikalen müssten auch politisch tätig werden. Friedrich Hensler hat die Politiker zusammengebracht. Er war im Gespräch, betete zusammen mit Reagan, Bush und Kohl.
Er schaffte es, dass Bundeskanzler Kohl zu unserem Gemeindetag auf den Stuttgarter Killesberg kam, damals mit seiner Frau. Ein paar Tage später war ein Empfang in Bonn. Dort stand der Bundeskanzler etwas allein da. Ich fasste Mut und sagte: „Herr Bundeskanzler, es war schön und eine Ehre, dass Sie zu uns gekommen sind.“
Er antwortete: „Junge, weißt du, ich habe zu meiner Frau gesagt, es ist der schönste Tag in meinem Leben.“
Es tut Politikern gut, wenn sie nicht angegriffen oder mit Tomaten beworfen werden, sondern geistlichen Trost bekommen. Friedrich Hensler hat es also geschafft, Politiker aus aller Welt für das internationale Gebetsfrühstück zusammenzubringen.
Ich bin jung gewesen und alt geworden. Auch in der Begleitung von Friedrich Hensler zeigt sich: Gott verlässt seine Leute nicht, auch wenn sie durch unvorstellbare Tiefen gehen, in denen kein Mensch mehr Rat weiß.
Persönliche Erfahrungen und Zeugnisse aus der Familie
Ich sehe noch unseren Landesbischof Sorg vor mir, der sagte: „Ich weiß nicht, wie wir Frieder Henssler mit seinem Verlag helfen können.“ Doch Gott war da und hat einen Weg gewiesen.
Nebenbei sei erwähnt, dass gestern die Verbundenheit zwischen Minister Manfred Wörner und Friedrich Henssler erwähnt wurde. Dieser Verteidigungsminister Manfred Wörner kam auch zu einem unserer großen Ludwig-Hofacker-Glaubenstage, den Christustagen auf dem Stuttgarter Killesberg. Ich habe dort in Halle sechs die Versammlung geleitet und gesagt: „Der Herr Bundesverteidigungsminister wünscht nicht, dass er extra begrüßt wird. Wir begrüßen den Bruder Manfred.“
Nachher kam so ein Superchrist – das gibt es ja auch – und sagte: „Herr Schäffbuch, wie können Sie den Herrn Minister Wörner als Bruder bezeichnen? Der ist doch gar kein Christ!“ Ich antwortete, dass ich mit ihm schon, als ich 15 Jahre alt war, Evangelisationsplakate in Stuttgart geklebt habe. So lange ist er schon bei der evangelischen Jugend dabei.
Aber das ist die Gefahr: Wir Christen sprechen einem, den wir gar nicht richtig kennen, den Glauben ab. Und er möchte, dass bei seiner Beerdigung gesagt wird: „Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde, alles gut, und ist Zeugnis für die vielen Versammelten.“
Ich bin jung gewesen und alt geworden. Ich habe es bei meinem Vater erlebt. Das, was Sie jetzt erzählen, habe ich nicht erlebt. Ich war zwar schon auf der Welt, im Jahr 1932. Mein Vater wurde vom amerikanischen YMCA, vom CVTM, angefragt. Sie hatten verfolgt, was sich in Deutschland tut, und hörten, dass in Calw ein junger Diplomhandelslehrer, Doktor Schäffbuch, sehr kritisch gegenüber Hitler eingestellt ist. Er schrieb in seinem Artikel „Warum ich Adolf Hitler ablehne“. Mein Vater hat diesen Artikel verfasst, der im Dezember 1932 erschien. Einen Monat später war die Machtergreifung Adolf Hitlers.
Mein Vater wurde nicht mehr vom Staat als Lehrer angestellt, obwohl die Kinderschar gewachsen war: Mein Bruder Albrecht und dann waren wir fünf Brüder und nur eine Schwester. Er wurde strafversetzt von Backnang nach Heilbronn, dann nach Böblingen, und aufs halbe Gehalt gesetzt. Meine Mutter stand zu ihrem Mann und sagte nur: „Ich bin stolz auf meinen Mann.“
Als mein Vater 1946 aus französischer Gefangenschaft zurückkam, wurde er in die Kultusverwaltung berufen. Er baute in Württemberg und Baden das berufliche und gewerbliche Schulwesen auf. Er besuchte Amerika und sagte: „Wir werden das nie hinkriegen wie in Amerika.“ Aber mit Hilfe der Industrie schaffte er es. Er war auch im Parlament tätig und starb im Alter von 57 Jahren nach einem sehr aktiven Leben.
In dem Brief, den er uns als Familie hinterlassen hat, stand neben der Liebe, die er uns entgegenbrachte, nur der Satz: „Ich bin nie enttäuscht worden in meinem Gott.“ Der Konfirmationsspruch, den ich einst bekam, hat sich bewahrheitet: „Du sollst erfahren, dass ich der Herr bin, an welchem nicht zu schanden werden die, die auf mich harren.“
Er schrieb weiter: „Das größte Wunder, das ich erlebt habe, ist, dass die auf tausend Jahre geplante Herrschaft von Adolf Hitler nach zwölf Jahren zu Ende war.“ Außerdem schrieb er: „Ich habe nur die eine Sorge, dass die uns noch einmal neu geschenkte Zeit der Freiheit nicht dazu benutzt wird, dass die Christen das Evangelium überall bekannt machen.“
Als Volkswirt und Politiker schrieb er mit großer Sorge, dass diese Periode der Freiheit nicht genutzt wird. Aber mein Konfirmationsspruch hat sich bewährt: Nicht zu schanden werden die öffentlichen Herren, auch wenn man an Krebs stirbt und die Ärzte in Tübingen nicht helfen können, auch wenn man auf dem Operationstisch verblutet – nicht zu schanden wird man.
Verstehen Sie, man kann durch tiefe Zeiten gehen, aber seiner Hand entreißt mich nichts. Das war ein Lieblingsvers meines Vaters: „Seiner Hand entreißt mich nichts, wer will diesen Trost mir rauben? Mein Erbarmer selbst verspricht's, sollte ich seinem Wort nicht glauben.“
Die Großmutter als Beispiel für Vertrauen und Treue
Noch ein paar Minuten, wenn Sie Kraft haben – die Großmutter gehört auch dazu. Hier ist der Mann verstorben, der Pfarrer in Frankfurt, mit 51 Jahren an der großen Grippewelle nach dem Ersten Weltkrieg. Acht unversorgte Kinder blieben zurück. Damals war auch wirtschaftlich eine schlechte Zeit.
Noch sterbend hat der Großvater gesagt: „Du musst wissen, du musst ganz schnell aus seinem Pfarrhaus ausziehen, damit der Nachfolger einziehen kann. Die Gemeinde braucht wieder einen Pfarrer.“ Wohin? Sie hat ihren Kindern einmal gezeigt, als sie ihre Heimat nach Hülben verließen und in Stuttgarts Bahnhofsstation Station machten, wie in den Anlagen neben dem Stuttgarter Bahnhof eine der Platanen gestürzt war. Der Baum war morsch, und das Efeu war mitgestürzt, das um den Baum geschlungen war. Da hat die Großmutter Busch gesagt: „Ich bin wie so ein Efeu, das mit meinem Mann gestürzt ist.“
Dann hat die Diakonissenanstalt in Frankfurt gesagt: „Sie können bei uns in zwei Zimmern einziehen.“ So ist dort meine Mutter aufgewachsen. Sie hat auf der Bank versucht, Geld für die Familie zu verdienen. Die Großmutter hat erlebt, wie es damals in Frankfurt, Sachsenhausen, Forsthausstraße, all die Willen der Bankiers gab. Und sie hatte immer ein Gebet: „Lieber Gott, hilf, dass keine meiner fünf Töchter einen reichen Mann heiratet.“ Und Gott hat dieses Gebet herrlich erhört, weil sie wusste, was für eine Not es sein kann, reich zu sein und abhängig zu sein vom Mammon.
Als die Großmutter im Jahr 1953 bei uns zu Hause in Stuttgart starb, nach einem furchtbaren Kehlkopfkrebs, bei dem das Gesicht und der Hals wie weggefressen waren, hat später der Sparkassenbeamte von Urach gesagt: „So ein Konto habe ich überhaupt nie erlebt, das war immer überzogen und immer wurde es wieder aufgefüllt.“ Wahrscheinlich durch Freunde, die immer wieder etwas überwiesen haben. Bis hinein in solche Dinge kann unser Gott sorgen. Er lässt seine Leute nicht auflaufen.
Ich habe es erlebt: Wir waren damals in Feen in Hülben, wo die Großmutter dann lebte, in der Heimat ihrer Vorväter. An einem Tag nach Pfingsten kamen die drei Söhne – Wilhelm Busch, Jugendpfarrer in Essen, Johannes Busch, Bundeswart des Westfälischen Jungmännerbundes, und Lizenziat Friedrich Busch, Leiter des Brüderhauses Preußisch-Barnauer in Ostpreußen – alle unabgesprochen an einem Tag bei der Großmutter an.
Friedrich Busch hatte ein Reichsredeverbot von den Nazis bekommen nach einer Bibelwoche in Danzig. Johannes Busch war aus Westfalen ausgewiesen, weil er Mitglied der Bekennenden Kirche war. Und Wilhelm Busch kam aus dem Gefängnis in Recklinghausen, wo ihn jemand denunziert hatte als Mitglied der Bekennenden Kirche.
Da hätte jede rechte Mutter sagen können: „Wie bin ich blamiert, drei Söhne strafrechtlich verfolgt?“ Ich habe es schon erlebt, wie sie gesagt hat: „Wie bin ich stolz auf euch, dass ihr für den Heiland leidet!“ Nicht wissend, hat sie nicht gesagt: „Der Herr lässt sie fallen.“ Sondern: „So bin ich stolz, der Herr lässt doch seine Leute nicht los.“ Und er hat sie nicht losgelassen.
Als die Amerikaner in Hülben einmarschierten, wurden wir alle in den Keller geschickt. Sie kamen mit ihren lehmverdreckten Stiefeln, legten sich in Kinderbetten, auf Bettvorlagen. Die Soldaten waren todmüde. Die einzige, die nicht in den Keller musste, war die Großmutter. Denn sie war den Amerikanern entgegengekommen, als wären es Gäste, mit einer Kanne dampfendem Malzkaffee. Sie hat immer wieder neuen Kaffee gemacht.
Ich habe gesagt, sie ist nach schwerem Krebsleiden gestorben. Aber als eine meiner Cousinen, die Elisabeth, wenige Tage vor dem Sterben sie besuchte und ihr die Stimme verschlagen war und sie kein Gebet mehr sprechen konnte, hat die Großmutter gesagt: „Ich wandere meine Straßen, die zu der Heimat führen, wo mich ohn allemassen mein Vater trösten wird.“
Stehen Sie, das ist das Ziel. Das hat Friedrich Henssler gestern gemeint: Wir im Alter sind doch bevorrechtigt. Wenn ich beim Lidl in der Schlange stehe und noch zehn Leute vor mir sind, denke ich: „Mensch, das dauert zwanzig Minuten.“ Und das sind meist noch Leute, die dann mit der Karte bezahlen wollen, dann dauert es noch länger. Oder sie sagen: „Oh, jetzt habe ich vergessen, noch den Essig zu nehmen.“ Wie froh bin ich, wenn ich an der dritten Stelle bin, vorgerückt auf die zweite.
Wir sind im Alter an der ersten Stelle – hin zur Ewigkeit. Ich wandere meine Straßen, die zu der Heimat führen, wo mich ohn allemassen mein Vater trösten wird.
Der Blick auf die Ewigkeit als Trost und Hoffnung
Ich habe heute Morgen, Herr Doktor Meyer Gerber, erzählt, dass der Evangelist Lord Redstock um 1870 in Sankt Petersburg eine große Erweckung auslösen durfte. Einmal wurde ich in London von einem Freund angesprochen. Er sagte zu mir: „Du, hast du schon gehört? Unser Freund ist so schwer krank. Der Arzt hat gesagt, er hat höchstens noch drei Monate zu leben.“
Der Freund klatschte in die Hände und fragte: „Was, drei Monate? Muss er noch so lange warten, bis er beim Herrn ist?“ Das sollte auch unsere Einstellung sein. Das Vorrecht des Alters – wir sind hoffentlich nah dran – sollte nicht zu Schanden werden für die, die auf mich harren.
Jetzt habe ich ein paar Dinge erzählt, die ich gerne festhalten möchte. Ich war einmal jung und bin alt geworden. Dabei habe ich viel in meinem eigenen Leben erfahren, auch in schrecklichen Notzeiten, in denen die Ärzte nur noch den Kopf schütteln. Doch Gott schüttelt nicht den Kopf, sondern spricht uns zu: „Ich bin auch noch da.“ Herr Jesus, vielen Dank, dass das verlässlich ist.
„Meine Schafe hören meine Stimme, sie folgen mir. Ich kenne sie, ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen. Aus meiner Hand wird sie niemand reißen.“ Lass auch uns dazugehören! Amen.