Sex vor der Ehe
Fünf Blickwinkel auf ein heikles Thema
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um ein mutmachendes Schlusswort. Wir sind mit unserem Thema am Ende.
Rückblickend kann man sagen, dass es in der Bibel kein einziges Beispiel gibt, in dem voreheliche Sexualität positiv dargestellt wird. Gefeiert werden das Warten, der Verzicht und der Gehorsam. Sexualität gehört, biblisch betrachtet, klar in die Ehe.
Gottes Ideal der Ehe als Vorbild
Überhaupt kann man Folgendes feststellen: Beim Thema Ehe geht Gott den Weg des Prototyps. Er konfrontiert uns mit seinem Vorbild, an dem wir uns orientieren sollen.
Hören wir dazu kurz den Herrn Jesus, der zum Thema Scheidung gefragt wird und dann so antwortet. Matthäus 19,4-5: Er aber antwortete und sprach: „Habt ihr nicht gelesen? Und zwar am Anfang der Bibel, in 1. Mose 2,24: ‚Habt ihr nicht gelesen, dass der, welcher sie schuf, sie von Anfang an als Mann und Frau schuf und sprach: Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden die zwei ein Fleisch sein?‘“
Der Herr Jesus nimmt hier Bezug auf 1. Mose 2,24, wo die Ehe definiert wird. In Gottes Augen ist eine Ehe ein Bund – und zwar ein Bund zwischen einem Mann und einer Frau. Dieser Bund ist darauf angelegt, ein Leben lang zu halten und die beiden aufs Innigste aneinander zu binden.
Die drei Kennzeichen einer biblischen Ehe
Drei Dinge zeichnen eine Ehe deshalb aus. Es heißt ja: Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen – das ist der erste Punkt: verlassen – und seiner Frau anhängen, das ist der zweite Punkt: anhängen – und es werden die zwei ein Fleisch sein.
Verlassen bedeutet, dass ein Mann – und dasselbe gilt auch für die Frau – zuerst Vater und Mutter verlassen muss. Erst muss ich mich vom Einfluss meiner Eltern lösen, und dann kann ich eine Familie gründen. Die Abhängigkeit von den Eltern muss mit der Eheschließung enden. Ein Ehepaar übernimmt für seine Ehe selbst die Verantwortung.
Der zweite Punkt ist das Anhängen. Das ist das Ziel einer Ehe aus der Perspektive des Ehemanns: Er hängt, er klebt sich an seine Frau. Es geht hier um eine innerliche Ausrichtung, um ein Sichverschenken, um die bewusste Entscheidung: Ich will diese eine Frau glücklich machen. Und das, was für den Mann gesagt wird, gilt natürlich auch für die Frau.
Drittens bedeutet Einfleischwerden Intimität. Mit der Bezeichnung Einfleisch wird die sexuelle Gemeinschaft derer beschrieben, die sich vorher entschieden haben, aneinander zu hängen.
So wissen wir nun, was eine Ehe biblisch ausmacht: verlassen, aneinander hängen, Sexualität – und zwar genau in dieser Reihenfolge. So weit zu Gottes Ideal.
Persönliche Erfahrungen mit dem biblischen Eheideal
Ich selbst hatte leider nie die Chance, dieses Ideal zu leben. Warum nicht?
Tja, weil ich erst mit zwanzig Jahren bewusst Christ wurde und vorher schon mit meiner heutigen Frau befreundet war. Ich war zwar vor meiner Bekehrung irgendwie religiös und wurde auch konfirmiert, aber die Idee, dass Sexualität in die Ehe gehört, war mir fremd beziehungsweise habe ich sie nicht an mich herangelassen. Wie auch, denn ich kannte die Bibel nicht. Ich hatte weder den Heiligen Geist noch ein neues Herz, noch eine Gemeinschaft, die mir dieses Ideal vorgelebt hätte.
Und weil es so war, möchte ich am Ende dieser Reihe sagen, dass es nie zu spät ist, das Richtige zu tun.
Als wir uns damals, anno neunzehnhundertsiebenundachtzig, unabhängig voneinander bekehrten – meine Freundin in Frankfurt, ich in Berlin – standen wir vor der Frage, wie es mit uns als Paar weitergehen sollte. Wir entschieden uns dazu, die Sexualität zurückzustellen und stattdessen Zeit ins gemeinsame Lesen von guten Ehebüchern zu investieren.
War das einfach? Nein. War es die Sache wert? Definitiv.
Die Kraft des Gehorsams und der Verzicht
Warum? Meine einfache Antwort darauf lautet: Weil sich Gehorsam immer auszahlt. Es ist wirklich so einfach. Wer im Gehorsam lebt, der erhält im Rahmen seiner Persönlichkeit und seiner Lebensumstände das Maximum an Segen, das diese vergängliche Welt ihm bieten kann.
Rückblickend kann ich nur sagen, dass wir das Warten auf die Hochzeitsnacht nicht bereut haben. Der Verzicht war Ausdruck einer echten Bekehrung und einer tiefen Bindung an den Herrn Jesus. Es war ein Ausdruck dessen, was Bonhoeffer als „teure Gnade“ bezeichnet.
Wir hatten angefangen, für den Herrn Jesus zu leben, ihm nachzufolgen und allem zu entsagen, um ihn zu gewinnen. Das klingt vielleicht sehr pathetisch, aber durch den bewussten Verzicht auf voreheliche Sexualität haben wir einander gezeigt, dass uns die Sache mit Jesus wirklich ernst ist.
Für jeden von uns kam zuerst Jesus, und erst danach unsere Beziehung. Jesus war wirklich König in unserer kleinen Welt.
Aufbau einer stabilen Ehe auf Jesus als Fundament
Und auf diesem Fundament haben wir eine Ehe aufgebaut, die nach einem holprigen Start Jahr für Jahr glücklicher wurde. Heute, in unseren Fünfzigern, sind wir einfach nur froh miteinander und genießen das, was im Hohelied beschrieben wird.
Unsere Ehe ist nicht deshalb so schön, weil wir besonders klug waren oder weil wir perfekt zueinander passen. Wir sind weder besonders schlau, noch sind wir das ideale Paar. Aber wir haben Jesus. So schräg das für ungläubige Menschen klingen mag: Es ist unsere Ausrichtung auf Jesus, die unserer Ehe Stabilität, Hoffnung, Korrektur und Gelassenheit schenkt.
Es hat sich für uns absolut gelohnt, ganz praktisch auf Gott zu hören. Wir sind in einer entspannten Ehe angekommen, die voller Tiefgang, Leidenschaft und Miteinander ist. Eine Ehe, die nicht perfekt ist, aber uns ausgesprochen gut gefällt.
Ich selbst, der ich aus schwierigen Familienverhältnissen stamme, staune immer wieder über dieses Wunder. Alles begann damit, dass wir unser Herz für den Gehorsam gegenüber Gottes Wort öffneten und bereit waren, auf etwas zu verzichten, das Gott Sünde nennt.
Verzicht als Ausdruck eines liebenden Herzens
Aber auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Der Verzicht auf Sex vor der Ehe hat nichts Magisches an sich. Es ist kein Deal im Sinne von „Ich verzichte auf Sex, und Gott muss mir eine gute Ehe schenken.“ So ein Denken hat gar nichts mit Christentum zu tun.
Enthaltsamkeit, die ich meine, ist Ausdruck eines Herzens, das von der Liebe des Herrn Jesus ergriffen wurde. Ein solches Herz will ihm gefallen, egal was kommt.
Wo solche Herzen in einer Ehe aufeinandertreffen, da ist Jesus mittendrin. Dort ist alles vorhanden, was es braucht, um eine zutiefst befriedigende Ehe zu führen.
Lasst uns einfach nicht vergessen: Es liegt kein Segen in der Eigenwilligkeit, aber es liegt Segen in der Botschaft.
Vertrauen auf Gott trotz Einschränkungen und Herausforderungen
Mag es auch sein, dass ich nicht mein ganzes Leben umschreiben kann – das war bei mir auch so. Es mag sogar sein, dass traumatische Erfahrungen mich bis zu meinem Lebensende seelisch verkrüppeln. Auch da kann ich mitreden.
Trotz all dieser Einschränkungen lohnt es sich, Gott zu vertrauen. Unser Gott weiß, wer wir sind, was wir brauchen und wozu wir in der Welt sind. Er überschaut unser Leben und erkennt bereits das Leben, das wir einmal bekommen werden – das im eigentlichen Sinn unser Leben sein wird.
Bis dahin will er unser Immanuel sein, unser Gott mit uns. Er will mitgehen auf unserem Weg durch die Wüste, mitgehen, wenn wir Fragen ans Leben haben, wenn Vergebung oder Ausharren gefragt sind, wenn das Leben mal wieder nicht fair ist und es gerade kein anderes gibt. Dann ist er da und lädt uns ein, ihm zu vertrauen.
Praktische Anregung und Segenswünsche
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, welchen Bibelvers du zu diesem Thema auswendig lernen möchtest. Trage ihn schon jetzt in deine Auswendiglern-App ein.
Das war's für heute?
Bete für Ehepaare, dass sie zuerst ihre Beziehung zum Herrn Jesus pflegen. So schaffen sie ein festes Fundament für ihr Miteinander.
Der Herr segne dich, lass seine Gnade dich erfahren. Lebe in seinem Frieden! Amen.