Einführung in das Thema Handauflegen und Nähe
Das Auflegen von Händen – fünf wichtige theologische Aspekte, die dich im Glauben wachsen lassen. Nachfolge praktisch: Dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Handauflegen und Identifikation.
Das Auflegen der Hände – was für ein Thema! In der letzten Episode habe ich gezeigt, dass der Herr Jesus kein distanzierter Rabbi sein wollte, sondern ein nahbarer Kindersegner. Er wollte, dass die Kleinsten zu ihm kommen. Er wollte ihnen seine Anteilnahme signalisieren, für sie da sein und ihnen Gottes Güte zusprechen.
Wenn der Herr Jesus schon den Kindern solche Aufmerksamkeit schenkt, wie viel mehr muss es dann sein Anliegen gewesen sein, auch den Erwachsenen immer wieder zu zeigen, dass er für sie da ist. Es überrascht daher nicht, dass wir immer wieder davon lesen, dass der Herr Jesus Menschen anrührte.
Das Anfassen von Menschen war für ihn nicht unbedingt immer ein bewusstes Händeauflegen, aber doch mehr als nur ein „Darf ich für dich beten?“. Das Berühren von Menschen gehörte zum Repertoire von Jesus. Es konnte ein Aussätziger sein, die kranke Schwiegermutter des Petrus, Blinde, verängstigte Jünger oder der Knecht des Hohen Priesters. Immer war es Jesus, der diese Menschen anrührte.
Er berührte sie, obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre – und er tat es trotzdem. Ich sage das so, weil ich glaube, dass wir den Wert von Berührungen unterschätzen. Geht nicht alles über Zoom oder per Videocall? Nein, das tut es nicht.
Ich glaube, dass es ein besonderer Schatz ist, Nähe in Gemeinschaft hautnah zu erleben. Umarmt zu werden, ein Klopfen auf die Schulter oder ein wirklich freundliches Händeschütteln – auf diese Weise dürfen wir einander zum Segen werden.
Die Bedeutung der Handauflegung in der Begegnung mit Jesus
Eine letzte Stelle dazu: Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, befindet sich in der Verbannung auf der Insel Patmos. Dort hat er eine Vision vom Auferstandenen. Die Begegnung mit dem Herrn Jesus reißt ihn förmlich von den Füßen.
In Offenbarung 1,17-18 schreibt Johannes: „Und als ich ihn, also Jesus, sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und ich habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“
Das ist Jesus: Er legt seine rechte Hand auf seinen Jünger und spricht ihm Mut zu: Fürchte dich nicht.
Und nun meine Frage: Sollten wir in unseren Gemeinden diesen Moment der Intimität zwischen Johannes und Jesus vielleicht im Kleinen imitieren dürfen? Wenn Handauflegung zum Einmaleins des Glaubens gehört und wir damit so gar nichts anzufangen wissen, warum beunruhigt uns das eigentlich nicht?
Könnte es sein, dass wir uns vor so viel Nähe und damit auch Verantwortung fürchten? Könnte es sein, dass wir die Idee von Gemeinschaft, die sich aus so einem Verhalten ergibt, gar nicht wahrhaben wollen? Weil es uns genügt, ein freundschaftliches, aber doch irgendwie distanziertes Verhältnis zu den Geschwistern zu pflegen.
Ist es nicht so: Wo Hände aufgelegt werden, dort findet Identifikation statt? Und ich frage mich schon, ob wir das wirklich wollen.
Handauflegung als Ausdruck von Schuldübertragung im Alten Testament
Lasst mich diesen Gedanken zuerst noch ein wenig ausführlicher darlegen. In 3. Mose 4 wird die Frage behandelt, wie Sünde vergeben werden kann. Dabei geht es um Sünde, die aus Versehen begangen wurde. „Aus Versehen“ ist hier das Gegenteil von bewusst oder mit Vorsatz.
Für Gläubige, die ohne Vorsatz gesündigt hatten, gab es im Alten Testament eine Möglichkeit, ihre Schuld loszuwerden. In 3. Mose 4,27-31 heißt es: Wenn jemand vom Volk des Landes aus Versehen sündigt, indem er etwas tut, was der Herr verboten hat, und schuldig wird, und ihm seine Sünde bewusst wird, dann soll er seine Opfergabe bringen – eine weibliche Ziege ohne Fehler – für die Sünde, die er begangen hat.
Er soll seine Hand auf den Kopf des Sündopfers legen und das Tier am Ort des Brandopfers schlachten. Der Priester nimmt mit seinem Finger etwas von dem Blut und tut es an die Hörner des Brandopfer-Altars. Das restliche Blut soll er am Fuß des Altars vergießen. Außerdem soll er das ganze Fett abtrennen, so wie es auch beim Heilsopfer geschieht. Dieses Fett soll der Priester auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen – als wohlgefälligen Geruch für den Herrn.
So erwirkt der Priester Sühnung für den Sünder, und ihm wird vergeben. Die Vergebung geschieht, weil die Schuld auf ein Opfertier übertragen wird, das an seiner Stelle stirbt.
Natürlich ist dies ein Bild auf das Kreuz. Der Herr Jesus stirbt für meine Schuld, so wie hier die weibliche Ziege für die Schuld des Israeliten starb. Das Konzept der Übertragung von Schuld findet sich auch am großen Versöhnungstag wieder. Dort legt der Hohepriester wortwörtlich die Schuld des Volkes auf einen Ziegenbock und schickt ihn in die Wüste.
In 3. Mose 16,21-22 steht: Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Ziegenbocks und bekenne auf ihn alle Schuld der Söhne Israel, alle ihre Vergehen und Sünden. Er lege diese Schuld auf den Kopf des Ziegenbocks und schicke ihn durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste. So trägt der Ziegenbock all ihre Schuld in ein ödes Land. Er schickt den Ziegenbock in die Wüste.
Handauflegung als Symbol der Identifikation und Gemeinschaft im Neuen Testament
So viel zum Thema Handauflegung und Sünde im Alten Testament. Natürlich bringen wir im Neuen Testament keine Opfer mehr dar, weil das eine Opfer, auf das es ankommt, von dem Herrn Jesus am Kreuz gebracht wurde. Dennoch verweist der Versöhnungstag auf Golgatha.
Auch in unserem täglichen Sündenbekennen spiegelt sich der Gedanke wider, dass es ohne Opfer nicht geht. Wir brauchen jemanden, der sich mit uns identifiziert. So wie im Alten Bund die Handauflegung diese Identifikation zum Ausdruck brachte – meine Hand auf dem Kopf des Opfertieres bedeutete: „Wir sind eins. Meine Schuld wird deine Schuld.“ Mehr Einssein geht eigentlich nicht.
Die Handauflegung ist also ein Symbol für Identifikation. Das ist die Idee, die ich heute weitergeben möchte. Im Auflegen von Händen findet aus meiner Sicht mehr statt als nur eine Berührung. Wo bewusst Handauflegung praktiziert wird, gebe ich ein Statement ab: Du und ich, wir gehören zusammen.
Natürlich kann ich nicht deine Schuld tragen – das hat ein anderer getan. Aber vielleicht kann ich dir etwas von meiner Angst abgeben, und du gibst mir ein paar von deinen Sorgen zurück. Gemeinschaft, die sich nicht darin genügt, dass wir miteinander Gottesdienst feiern, sondern Gemeinschaft, die erst dann fertig ist, wenn aus einem Miteinander ein Füreinander geworden ist.
Eine Gemeinschaft, die das Leben teilt – den Schmerz, die Freuden und das Ziel.
Abschluss und persönlicher Impuls
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dem Herrn Jesus dafür danken, dass er das „Lamm Gottes“ wurde, das für deine Sünde gestorben ist.
Das war's für heute. Ich bin ein großer Freund davon, Bibelverse auswendig zu lernen. Wie sieht das bei dir aus?
Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lasse dich in seinem Frieden leben. Amen.
