Herzlich willkommen bei der Christusgemeinde Emmending! Heute ist unsere letzte Einheit zum Thema „Endzeitmodell im Überblick“. Freut ihr euch, dass wir am Ende sind? So ernüchterte Gesichter! Aber einige sind wahrscheinlich auch dankbar, dass man mit vier Modellen erst einmal genug hat, oder? Das alles zu sortieren, ist nämlich schon eine Herausforderung.
Mir ist wichtig, bei der letzten Einheit, wenn es heute um den Dispensationalismus geht, nochmals zu erwähnen, dass wir in der Gemeinde zwischen wesentlichen, essentiellen Themen erster Rangordnung und Themen zweiter Rangordnung unterscheiden. Es ist wichtig, dass wir uns das immer vergegenwärtigen, wenn wir über das Thema Endzeitmodelle sprechen. Denn diese sind durchaus auch herausfordernd – selbst für die Profis. Die Endzeit-Profis sind sich nicht einig in den Details. Wir brauchen viel Gnade miteinander, wenn wir über dieses Thema sprechen.
Wir haben eben gerade ein Lied gesungen: „Herr, komme bald.“ Das ist der Fokus, das ist das christliche Bekenntnis und das, was uns in den unterschiedlichen Modellen vereint. Das sind die wesentlichen Linien. Der genaue Endzeit-Fahrplan ist nicht unwichtig, er hat auch Auswirkungen auf unser Glaubensleben. Ich denke, das habt ihr durch die Einheit schon gemerkt.
Welche Erwartungshaltung kann ich für das Hier und Jetzt haben? Die war eher in der Ewigkeit anzusiedeln. Aber diese Unterscheidung müssen wir treffen, damit wir einen weisen und guten Umgang haben.
Ich habe es immer wieder erwähnt und ich werde auch nicht müde, es erneut zu betonen: Das, was wir heute machen, ist nur eine grobe Abhandlung eines Modells. Wenn wir uns den Dispensationalismus anschauen, gibt es auch dort viele Schattierungen und Unterkategorien. Das, was ich mache, ist zu weiten Teilen sehr holzschnittartig. Experten würden an vielen Stellen sagen: „Das hast du vergessen“, „das solltest du noch sagen“, „da solltest du noch mehr differenzieren“. Wenn ich das alles machen würde – wenn ich es denn könnte –, dann würden wir alle erlahmen und würden auch gar nicht mehr eine grobe Idee verstehen.
Ich habe euch schon einige Male gesagt: Es ist jetzt Wahrheit geworden, dass es für mich auch eine Herausforderung darstellt, diese Reihe zu machen. Vor allem, weil sie dann auch im Internet publiziert wird. Denn es gibt Christen, die sehr gerne auf YouTube unterwegs sind, auch Endzeitspezialisten, und die alles abkanzeln, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Genau das ist jetzt passiert.
Das war aus meiner Sicht großartig: Ein YouTuber hat sich die Einheit über den Postmillennialismus angeschaut und dann in den Kommentaren geschrieben: „Ich musste ausmachen, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, wie der Postmillennialismus falsch dargestellt wird. Entweder ist es nicht gut recherchiert oder absichtlich einseitig dargestellt.“ Witzig fand ich, dass der Kommentator auch gesagt hat, in welcher Minute er abgeschaltet hat, weil er es nicht mehr ertragen konnte – umgerechnet also nach hundert Sekunden.
Ich war mit dem Modell noch nicht einmal im Überblick. Ich habe am Anfang immer so eine Überblicksfolie, auf der ich sage: „Das sind die Überblickspunkte, damit wir die große Idee haben.“ Schon bei Punkt drei und vier, nach hundert Sekunden, konnte er es nicht mehr ertragen und musste sofort raus. Aber erst einmal schön in den Kommentaren diffamieren: „Das war schlecht recherchiert.“
Ich habe versucht, sehr freundlich darauf zu reagieren. Also, falls du mich im Internet siehst, ich habe dich lieb, aber ein bisschen zurückhaltend mit der Kritik. Alles ist in der Literatur nachvollziehbar. Das Ding ist oft, dass das Endzeitthema ein emotionales Thema ist. Wir warten darauf, dass der Referent unsere Sicht bestätigt. Wenn ich meine dezidierte Sicht von einem Modell nicht bestätigt finde, mache ich alles zu Kleinholz.
Interessant war, als ich ihn darum bat, seine Sichtweise darzulegen, hat er seinen Kommentar schnell gelöscht. Das fand ich doch sehr, sehr amüsant. Es zeigt, wie brisant und maximal aufgeladen dieses Thema ist. Und das gilt auch für den Dispensationalismus. Da wird sehr emotional diskutiert.
Die ganzen Modelle sind nicht einheitlich und auch in Entwicklung. Es ist nicht so, dass ein Modell irgendwann mal aufkam und dann so steht. Wir werden gleich sehen, dass das Modell, das wir uns heute anschauen, aus dem 19. Jahrhundert stammt. Es erfährt seitdem permanente Aktualisierungen und Veränderungen bis zum heutigen Tag.
Ja, weil die Theologen irgendwie weiterkommen in ihrer Erkenntnis und dann ihre Meinungen bei Detailfragen ändern müssen. Also können wir an dieser Stelle hoffentlich entspannt sein. Ich bin es, und ich hoffe, ihr auch. Oder wart ihr der YouTube-Kommentator?
Bevor wir ins Thema Dispensationalismus einsteigen, möchte ich einige Fragen aufgreifen, die mir geschickt wurden, und diese kurz beantworten. Ich versuche es dabei kurz zu halten.
Beim letzten Mal haben wir uns den Prämillennialismus angeschaut. Ihr seht hier diesen Überblick: Oben rechts haben wir den Prämillennialismus betrachtet. Eine Frage lautete: Wenn wir alle neue Leiber schon im Millennium hätten, würde dann jeder Ungläubige sehen, dass wir Christen sind? Oder würden irgendwann nicht nur noch Christen leben, wenn alle Ungläubigen ganz normal sterben? Die Idee dahinter ist, dass im Prämillennialismus die Christen im Millennium bereits einen neuen, unsterblichen Leib erhalten. Das vertreten einige Prämillennialisten.
Hier war die Frage: Sehen das auch die anderen, dass wir einen erneuerten Leib haben? Und was ist mit denen, die im Millennium nicht zu Christus kommen und keinen neuen Leib erhalten? Sterben sie dann nicht automatisch aus, sodass irgendwann nur noch die mit ewigen Leibern da sind? Ganz egal, wie man das bewertet, würde ich die Antwort aus prämillennialer Sicht so geben: Ungläubige können es an den Auferstehungsleibern erkennen, weil diese nicht altern. Daran könnte man es feststellen.
Wenn du mich fragst, wie alt ich bin, und ich sage 290 Jahre, aber sehe aus wie knackige 34, dann wirst du merken, dass bei mir etwas passiert ist. Werden durch diesen Prozess automatisch nicht die Nichterneuerten aussterben? Nein, denn wir haben auch alle keine Auferstehungsleiber, aber wir sterben nicht aus als Rasse, da wir uns ja permanent selbst reproduzieren. Somit wäre das kein Problem.
Ob das im Prämillennialismus Sinn macht und wie man das bewertet, steht auf einem anderen Blatt. Aber als Prämillennialist würde ich so antworten.
Meine zweite Frage war: Wenn Ungläubige schon verstorben sind, können sie sich dann noch einmal vor dem zweiten Gericht bekehren? Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau mit dem „zweiten Gericht“ gemeint ist. Vielleicht ist damit der zweite Tod gemeint: Der erste Tod ist der leibliche, der zweite Tod dann im Gericht, bei dem wir verdammt werden, wenn wir nicht zu Christus gehören.
Die eigentliche Frage lautet also: Wenn jemand gestorben ist, kann er sich noch bekehren? Das ist natürlich eine sehr emotionale Frage. Ich denke aber, der Hebräerbrief ist da eindeutig – und das hat nichts mit einem bestimmten Modell zu tun. Der Hebräerbrief sagt: Dem Menschen ist bestimmt zu leben und zu sterben, und danach kommt das Gericht. Die Bibel gibt uns keine Erwartung, dass wir im Tod noch einmal die Möglichkeit zur Bekehrung haben.
Der biblische Appell lautet nicht: „Verschiebe auf morgen, was du heute besorgen kannst“, sondern: Heute ist der Tag. Wenn du die Stimme Gottes heute hörst, verstocke dein Herz nicht. Wir sollten jetzt wissen, wie wir stehen.
Das bedeutet aber auch, dass wir als Christen aufpassen müssen. Wenn jemand aus unserer Kenntnis heraus ungläubig stirbt, müssen wir wissen, was mit seiner Seele geschieht. Denn Gott hat Möglichkeiten, auch über das Kognitive uns zu erreichen. Ich habe schon einmal erzählt, wie Menschen Nahtoderfahrungen hatten, aus dem Koma erwachten und wiedergeboren wurden, obwohl sie eigentlich nichts hören konnten oder nicht interagieren konnten. Gott kann auch in den letzten Augenblicken einen Menschen erretten.
Können wir das sicher sagen? Nein. Aber wir können warnen und sagen: Die Zeit ist jetzt, die Zeit ist reif, entscheide dich jetzt. Auf ein Nahtoderlebnis zu hoffen, halte ich für keine gute Hoffnung.
Die dritte Frage betraf die Entrückten. Ich zeichne das mal hier ein und auch im Dispensationalismus an dieser Stelle: Wo befinden sich die Entrückten während des Millenniums? Von wo aus regieren sie mit Christus? Diese Frage wurde schon für einige Modelle gestellt: Wo sind die Entrückten während des Millenniums? Sind sie im Himmel, in der Luft oder geistlich auf der Erde? Und von wo aus regieren sie mit Christus?
Im Prämillennialismus befinden sich die Entrückten während des Millenniums auf der Erde. Die Entrückung und die Wiederkunft Christi sind im Prämillennialismus dasselbe Ereignis. Es ist die Vereinigung, sozusagen die Hochzeit zwischen den Gläubigen und Jesus. Gemeinsam gehen sie zurück auf die Erde, um dort im Millennium mit Christus zu regieren.
Ich spreche hier als Prämillennialist. Falls du heute zum ersten Mal dabei bist: Ich spreche immer als Vertreter des Modells, nicht unbedingt als Ausdruck meiner persönlichen Überzeugung. Das vielleicht am Schluss.
Wie ist es im Dispensationalismus? Das schauen wir uns gleich an. Dort gibt es keine ganz einheitliche Meinung. Im Millennium werden die Entrückten, die im Dispensationalismus ausschließlich die neutestamentlichen Gläubigen sind – das werden wir noch genauer betrachten – von einigen als im Himmel regierend während der Zeit, in der Christus auf Erden ist, angesehen. Andere sagen, sie kommen mit Jesus nach der Trübsal auf die Erde und regieren gemeinsam mit dem erretteten Israel im Millennium.
Falls dich das jetzt etwas überfordert, kein Problem. Wir werden das gleich noch im Detail anschauen. Es ist auch nicht einfach. Mein ganzer Tag ging heute dafür drauf, und mein Kopf qualmt.
Eine weitere Frage lautet: Können die mit Christus regierenden Menschen am Ende des Millenniums, also des tausendjährigen Reiches, potenziell noch abfallen? Einige haben vielleicht im Sinn, dass in den Modellen zum Schluss alle gemeinsam eine große Rebellion erleben. Das ist in allen Modellen gleich. Am Ende des Millenniums gibt es eine Rebellion, eine Abkehr vom Glauben. Satan mischt die Nationen auf und versucht, gegen Christus und seine Nachfolger Krieg zu führen.
Die Frage ist: Wenn jemand im Millennium mit Christus regiert hat, kann er dann dieser Verführung Satans erliegen und seine Rettung verlieren? Die Antwort darauf hängt nicht vom Endzeitmodell ab, dem man nahesteht. Diese Frage wird auf einer anderen Ebene geklärt: Kann ein Christ überhaupt seine Errettung verlieren? Kann ein Wiedergeborener wieder zurückfallen oder nicht?
Das ist eine ganz andere Frage, die mit dem Endzeitmodell nichts zu tun hat. Interessanterweise wird diese Frage in der Endzeitliteratur, die ich gelesen habe, kaum behandelt.
Im Grunde hängt es davon ab, ob man glaubt, dass Kinder Gottes ihr Heil verlieren können, oder ob man glaubt, sie werden bis zum Schluss bewahrt. Auch das ist eine sehr emotionale Frage.
Meine persönliche Überzeugung: Ich bin entspannt, wenn jemand eine andere Sicht hat. Ich glaube, dass ein wahres Kind Gottes, das vom Heiligen Geist wiedergeboren ist, dass Christus etwas anfängt und auch vollendet. Es wird Phasen geben, in denen wir in Schwierigkeiten kommen, aber ich glaube nicht, dass ich meine Errettung verlieren kann.
Das ist mein persönlicher Glaube. Ich kenne aber liebe Christen und gute Bibellehrer, die zu einer anderen Überzeugung kommen. Ich glaube, das Neue Testament ist dazu eindeutig. Aber ich mache das nicht zu einer Frage erster Rangordnung, wenn ihr versteht, was ich meine. Wir können uns diese Frage vielleicht an einem anderen Abend widmen.
Ich verlasse diesen Bereich jetzt schnell, bevor ihr mir noch mehr dazu hören wollt, denn wir haben noch einiges vor uns.
Die sechste Frage lautet: Wie sind folgende Passagen laut den vier Modellen zu deuten? Ich kann das nur ganz kurz machen, denn wenn wir in jedes Modell einsteigen, wird das zu lang.
Wie gelangt man zur Auferstehung aus den Toten? Paulus spricht davon, dass er die Hoffnung auf die Auferstehung aus den Toten hat. Wie deuten das die vier Modelle?
Paulus lebte in einer Zeit, in der er auch davon ausging, dass die Entrückung stattfinden könnte. Wenn er stirbt, geht er davon aus, dass bei der Wiederkunft Christi die verstorbenen Gläubigen aus den Toten auferstehen.
Das haben Amillennialismus, Postmillennialismus und Prämillennialismus gemeinsam: Die Auferstehung findet bei der sichtbaren Wiederkunft Christi statt.
Im Dispensationalismus geschieht das bei der Entrückung. Dort wird die neutestamentliche Gemeinde aus den Toten auferstehen und in den Himmel entrückt.
Das bedeutet: Bei den drei Modellen ist die Auferstehung mit der sichtbaren Wiederkunft Christi verbunden. Im Dispensationalismus findet die Entrückung – die sogenannte geheime Wiederkunft Christi – vorher statt. Das schauen wir uns gleich noch einmal an.
Paulus sagt auch: „So wird auch Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Male ohne Beziehung zur Sünde denen zum Heil erscheinen, die ihn erwarten.“ Auch hier ist es im Grunde dasselbe: Wiederkunft Christi und Auferstehung bzw. Entrückung sind bei Amillennialismus, Postmillennialismus und Prämillennialismus dasselbe Ereignis.
Im Dispensationalismus ist die Antwort ähnlich wie zuvor: Die neutestamentliche Gemeinde wird entweder entrückt, wenn sie lebt, oder wenn sie gestorben ist, auferstehen. Gemeinsam mit Jesus gehen sie in den Himmel und warten dort sieben Jahre während der Trübsal auf der Erde, um dann gemeinsam auf die Erde zu kommen und das Millennium zu beginnen.
Der letzte Vers, den ich ansprechen möchte, lautet: „Er selbst aber, der Gottesfrieden heilige, euch völlig und vollständig; möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“
Das ist eine spannende Passage, weil die Modelle hier sehr unterschiedlich argumentieren. Ihr erinnert euch vielleicht an unsere Diskussion, was das „T“ beim Prämillennialismus im Gemeindezeitalter bedeutet. Daniel, du kannst dich noch gut daran erinnern, oder?
Dieses „T“ bedeutet Trübsal, bedrängendes Drangsal. Die findet vor der Wiederkunft Christi statt. Das heißt, wir als Gemeinde gehen durch diese schwere Zeit.
Jetzt seht ihr hier, dass dieser Buchstabe im Dispensationalismus wandert und an eine andere Stelle kommt. Könnt ihr das sehen? Wir erkennen hier sehr gut, dass im Gemeindezeitalter keine Trübsal vorgesehen ist. Keine Bedrängnis, keine extreme Christenverfolgung, wie die Dispensationalisten das definieren – also eine außerordentliche Christenverfolgung, die das, was wir jetzt erleben, bei weitem übersteigt.
Das ist nicht für die Gemeinde vorgesehen.
Was der Prämillennialismus sagt, ist, dass die Gemeinde durch diese Zeit gehen muss, ehe Christus wiederkommt. Das haben auch Amillennialismus und Postmillennialismus gemeinsam. Hier stehen also drei Modelle gegen ein Dispensationalismusmodell.
Deshalb würde ein Dispensationalist bei 1. Thessalonicher 5,23 sagen, dass „vollständig bewahrt werden“ bedeutet: Du wirst vor dem Einbruch all dessen entrückt, weil das, was kommt, dich zerstören würde. Du bist nicht für den Zorn bestimmt und sollst deshalb herausgenommen werden.
Amillennialisten, Postmillennialisten und Prämillennialisten würden sagen, bewahrt zu werden bedeutet, dass Gott uns in der Drangsal ummantelt und schützt, sodass sie uns nicht unterkriegen wird. Ja, es wird hart, aber er wird uns durchtragen.
So wie Jesus zu Petrus gesagt hat, dass Satan versucht, ihn zu Fall zu bringen – jetzt mal in meinen Worten –, aber Jesus für ihn gebetet hat, dass sein Glaube nicht aufhöre.
Postmillennialisten und Prämillennialisten sagen, so werden wir bewahrt: nicht indem wir vor der Trübsal gerettet werden, sondern indem wir durch die Trübsal hindurch bewahrt werden.
Das ist der große Unterschied bei den Modellen in Bezug auf diese Verse.
Ich werde es auch hier wieder so machen, dass wir uns zuerst einen groben Überblick verschaffen, bevor wir ins Detail gehen. Was sind eigentlich die Hauptlinien des Dispensationalismus? Wenn du dir das später anschaust, bitte nicht nach hundert Sekunden abbrechen, sondern aufmerksam zuhören, wie differenziert ich das alles darstelle.
Also, ein Überblick über den Dispensationalismus:
Punkt eins: Gott verfolgt unterschiedliche Ziele für Israel und die Gemeinde.
Punkt zwei: Es gibt zwei verschiedene Wege, die er mit diesen beiden Gruppen geht.
Punkt drei: Israel ist im gegenwärtigen Zeitalter verworfen, wird sich aber als Nation zu Christus bekennen. Das kennen wir auch von anderen Modellen.
Als nächstes im Heilsplan Gottes findet die Entrückung der Gemeinde Jesu und die Auferstehung der Gläubigen statt. Das ist das nächste Ereignis im Kalender Gottes. Nicht irgendwelche Sachen, die wir bislang besprochen haben, sondern dass die Gläubigen, die Gemeinde, endlich entrückt wird. Hier kommen wir dann auch gleich auf 1. Thessalonicher 4,13-18.
Punkt vier: Der Antichrist tritt auf, und eine siebenjährige Trübsalszeit beginnt – die große Trübsal oder die große Drangsal.
Punkt fünf: Christus wird sichtbar wiederkommen, ganz Israel wird umkehren und in das Millennium eingehen. Hier beginnt das tausendjährige Reich.
Punkt sechs: Im Millennium werden sämtliche Verheißungen an das Volk Israel erfüllt. Es besteht eine starke Erwartung aller nationalen Verheißungen, die Israel als Nation bekommen hat – nicht nur die geistlichen Segnungen, sondern auch die materiellen, politischen und geografischen Segnungen. Alles wird im Millennium in Erfüllung gehen.
Punkt sieben: Das Millennium endet, wie in anderen Modellen auch, mit Satans Rebellion und seiner Verführung.
Punkt acht: Alle Gläubigen werden von den Toten auferweckt. Das ist die sogenannte zweite Auferstehung. Die Auferstehungslehre im Dispensationalismus ist sehr detailliert und umfasst insgesamt fünf Auferstehungen. Das werden wir heute nur sehr vereinfacht anschauen. Wenn dich das weiter interessiert, kann ich dir Literatur dazu geben.
Die Ungläubigen werden ebenfalls von den Toten auferweckt, das ist die sogenannte zweite Auferstehung, und sie erscheinen vor dem Weltgericht.
Punkt neun: Danach gibt es wieder alle gemeinsam den neuen Himmel und die neue Erde – die Ewigkeit.
Zur Einordnung, woher das Modell überhaupt stammt, ist es interessant zu wissen, wo sein Ursprung liegt. Wie alt ist dieses Modell eigentlich? Können wir uns darauf berufen, dass es schon in der biblischen Zeit entstand, zum Beispiel bei den Kirchenvätern? Finden wir es bei den Reformatoren, wie es bei anderen Modellen der Fall war?
Man muss sagen, dass der Dispensationalismus tatsächlich das jüngste Modell von allen ist und erst um das Jahr 1830 entstand. Im Vergleich zu den anderen Modellen ist das sehr spät. Die Gegner dieses Modells sagen dann spöttisch: „Haha, 1830 Jahre lang blieb diese Wahrheit verborgen, und jetzt kommen die Dispensationalisten und meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und den Endzeitfahrplan ganz detailliert präsentieren zu können. Was fällt euch ein?“
Dieses Modell entstand in den Brüdergemeinden und hatte später auch starken Einfluss auf die Baptisten. Auch in der charismatischen Bewegung fand es weiten Raum. Für einen Dispensationalisten ist es jedoch kein großes Problem, dass es erst spät entstand. Denn auch wir Baptisten würden sagen, dass in der Kirchengeschichte die Säuglingstaufe die meiste Zeit üblich war, was aus unserer Sicht unbiblisch ist. Die Glaubenstaufe ist die biblische Taufe.
Deshalb würde ein Dispensationalist sagen: Wir berufen uns nicht in erster Linie auf die Kirchenväter oder die Reformatoren, so sehr wir sie auch in anderen Punkten schätzen. Worauf wir uns berufen, ist die Schrift. Und wenn wir in der Schrift den Dispensationalismus finden, dann kommt es nicht darauf an, wie oft oder wann das Modell entstanden ist. Entscheidend ist, ob man es in der Bibel findet.
Der Dispensationalist ist da sehr eindeutig und legt darauf nicht so großen Wert. Ein richtiger Hardcore-Dispy würde natürlich sagen: Ja, es gibt Fragmente bei den Kirchenvätern und in den ersten christlichen Schriften. Aber als System, als Ganzes, wie ich es heute präsentiere, findet man es erst ab 1830 in sehr bruchstückhafter Form.
Bekannte Vertreter sind der Gründer John Darby. Vielleicht kennt jemand den Namen Darby? John Darby ist der Begründer des Dispensationalismus. Vielleicht kennt ihr auch Literatur, die in vielen evangelikalen Haushalten zu finden ist. Ich nenne ein paar Namen, die teilweise in dieser Grafik zu sehen sind: Moody, John Walvoord, Schofield, Charles Ryrie, Dave Hunt und Arnold Fruchtenbaum.
Arnold Fruchtenbaum ist ein sehr bekannter messianischer Jude. Messianische Juden betonen oft, dass sie die Schriften richtig kennen, weil sie eben messianische Juden sind. Es ist interessant, mit Christen aus dem evangelikalen Bereich zu sprechen: Wenn dort jemand eine Predigt oder Auslegung von einem messianischen Juden hört, glauben viele sofort, weil er Hebräisch kann, müsse das wahr sein. Einige hören dann auf, das zu prüfen.
Ich sage nicht, dass Fruchtenbaum falsch oder richtig ist. Ich werde ihn heute noch zitieren, denn er ist ein sehr gelehrter Mann. Aber man sollte wissen, dass diese Literatur durch und durch dispensationalistisch ist.
Ich erwähne das, weil ihr in den vergangenen Wochen von mir keine Literaturgrafiken gesehen habt. Das liegt einfach daran, dass es auf Deutsch kaum etwas in der Geschichte gibt, was Amillennialismus, Postmillennialismus oder Premillennialismus betrifft. Das, was in unseren Bücherregalen steht, ist meist dispensationalistisch. Ich würde sagen, das ist so die Top fünf der Literatur, die auch bei Pastoren zu finden ist. Viele wissen gar nicht, dass sie dispensationalistisch geprägt sind.
Du darfst das gerne sein, du solltest nur wissen, wenn du die Literatur aufschlägst, dass sie aus dieser Schule kommt. Wisst ihr, was ich meine? Keine Sorge, ich habe diese Bücher auch, kein Problem. Aber das ist ein Hinweis darauf, woher das alles kommt und wie sich der Dispensationalismus seinen Weg in unsere Bücherregale und Gedanken bahnt.
Deshalb ist es in Gemeinden oft sehr schwierig, über Postmillennialismus, Premillennialismus und Amillennialismus zu sprechen, weil dann viele gleich aufgeregt reagieren. Aber das ist nicht das, was meine Schofield-Bibel sagt. Dort wird nicht genug differenziert zwischen dem Bibeltext und dem Kommentar, der unter der Bibel steht.
Der Kommentar unter eurer Bibel ist nicht inspiriert. Er ist ein Kommentar, der oft hilfreich ist, aber nicht mehr.
Wie gesagt: Der Dispensationalismus ist sicherlich das aktuell verbreitetste Modell unter Evangelikalen, obwohl es das jüngste ist. Unter akademischen Theologen stagniert diese Theorie massiv. Das war früher anders. Für den Dispensationalisten ist das aber nicht sonderlich verwunderlich oder schlimm.
Denn der Dispensationalismus hat eine sehr pessimistische Sicht auf die Zukunft. Er sieht, dass die Wahrheit negiert wird, die Liebe erkaltet und es mit der Zeit eher schlechter wird. Wenn ein Dispensationalist die akademische Welt betrachtet und sagt: „Okay, wenn der akademische Stand mein Maßstab ist, dann sind viele Dinge auf einmal in Frage zu stellen“, dann wird klar, dass in der akademischen Welt die Bibel ja oft nicht mehr als Wort Gottes betrachtet wird.
Deshalb ist es für Dispensationalisten kein Argument, dass ihr Modell unter Akademikern nicht mehr viel vertreten wird. Das hat für sie keine Rangordnung.
Für einige ist es wichtig, ob ein Modell unter Gelehrten en vogue ist und an Universitäten präsent ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Auch der Sühnetod Jesu stagniert unter Akademikern. Als Vertreter des Sühnetodes Jesu sage ich dazu: Das ist mir völlig egal, was die Akademiker sagen. Und als Dispensationalist sage ich: Was an den Universitäten gelehrt wird, ist zweitrangig. Entscheidend ist die Frage, ob man es hier in der Schrift wiederfindet.
Der Dispensationalismus ist nicht einfach nur ein Endzeitmodell. Vielmehr handelt es sich um ein theologisches System und ein Auslegungsmodell der gesamten Bibel. Deshalb ist es sehr schwer, in sechzig Minuten über den Dispensationalismus zu referieren. Was wir uns heute anschauen, ist eigentlich nur ein Teilbereich des Dispensationalismus. Dahinter steckt ein umfassendes Schriftverständnis.
Das kann ich im Detail jetzt nicht aufdröseln. Was wir betrachten, ist quasi nur ein Kapitel des Dispensationalismus, nämlich die Endzeitlehre. Diese Endzeitlehre nennt sich, wie wir hier in dieser Grafik schön sehen, der sogenannte prätribulationistische Prämillennialismus.
Wer traut sich, es auszusprechen? Der prätribulationistische Prämillennialismus, den wir uns anschauen, ist nur ein Teil des gesamten Dispensationalismus. Was ich vergessen habe zu sagen: Wir betrachten heute vorwiegend den klassischen prätribulationistischen Prämillennialismus. Es gibt auch einen revidierten und einen progressiven Ansatz. Die Progressiven werden immer zahlreicher, auch unter Akademikern und Gelehrten. Am weitesten verbreitet ist jedoch der klassische Ansatz – zumindest ist das mein subjektiver Eindruck.
Ihr merkt, ich habe schon allein drei Richtungen genannt, die es unter Gelehrten gibt. Tatsächlich existieren noch viel mehr Varianten im Dispensationalismus, da die Details unterschiedlich definiert werden. Deshalb bitte ich um Nachsicht, wenn ich nicht den gesamten Dispensationalismus darlegen kann. Ich könnte es auch gar nicht, selbst wenn ich wollte. Dafür bin ich in diesem Bereich zu wenig geschult. Ich glaube, dafür braucht man ein eigenes Studium – das ist schon eine harte Nuss.
Ihr seht in der Grafik, dass ich beim Dispensationalismus den Begriff „Dispensation“ dick gedruckt habe. Woher kommt dieser Begriff überhaupt? Er stammt aus dem Englischen „Dispensation“, das wiederum eine Übersetzung des griechischen Wortes „Oikonomia“ ist. Ich schreibe es euch mal auf: Oikonomia. Das ist griechisch und wird ins Deutsche etwa mit „Haushaltung“, „Zeitalter“ oder „Verwaltung“ übersetzt.
Die „Haushaltungen Gottes“ – klingt das für euch vertraut? In der deutschen Literatur ist das ein oft verwendeter Begriff, etwa „die Haushaltungen Gottes“ oder, was uns vielleicht leichter fällt, „die Zeitalter“. Gott wirkt in gewissen Zeitaltern. Den Begriff „Oikonomia“ finden wir in Epheser 3,9, wo Paulus über dieses Zeitalter, über diese „Oikonomia“ spricht.
Die Dispensationalisten sagen daher, dass Gott in verschiedenen Zeitaltern unterschiedlich mit den Menschen interagiert. Er handelt nicht immer auf dieselbe Art und Weise. Das liegt nicht daran, dass Gott sich ändert, sondern daran, dass sein Plan und seine Verwaltung, also wie er zu einer bestimmten Zeit mit den Menschen umgeht, verschieden sind.
Im ersten Zeitalter ist Gott mit den Menschen spazieren gegangen. Das tut er heute nicht mehr. Es gab eine Zeit mit Mose, die funktioniert anders als heute die Gemeinde. So erkennt man als Dispensationalist in der Schrift verschiedene biblische Zeitalter, und zwar sieben an der Zahl.
Diese werden wir uns jetzt anschauen. Die biblische Geschichte wird folgendermaßen unterteilt:
Achtung: Die Einteilung und Begrifflichkeit sind nicht einheitlich. Ich bringe hier eine Darstellung, die vielleicht breit vertreten wird. Wenn du als Dispensationalist in den Reihen sitzt und sagst, ich benutze andere Begriffe, dann lasse ich dir das. Ich klaue dir nichts. Aber das ist eine Art und Weise, wie man die Zeitalter einteilen kann, oder wie viele das tun.
Das erste Zeitalter ist die Zeit der Unschuld, von der Schöpfung bis zum Sündenfall. Die zweite Zeit ist die Zeit des Gewissens, von der Vertreibung aus dem Garten bis zur Sintflut. Die dritte Zeit ist die Zeit der menschlichen Regierung, vom Ende der Sintflut bis zur Zerstreuung von Babel. Diese Zeit war geprägt von Chaos, in der die Menschen taten, was sie wollten, und einen Turm bauten.
Dann begann eine neue Zeit: die Zeit der Verheißung, von Abraham bis zur Sklaverei in Ägypten. Danach folgt die Zeit des Gesetzes, vom Auszug aus Ägypten bis zur Himmelfahrt Christi.
Wichtig ist jetzt zu sehen, dass alles, was Christus in den Evangelien gesprochen hat, für den klassischen Dispensationalisten in das Zeitalter des Gesetzes fällt. Was bedeutet das praktisch für uns? Jeder von den Modellen würde das anders sagen, aber was heißt es konkret, wenn ich als Dispensationalist die Evangelien lese und sage, dass die Worte von Jesus in das Zeitalter des Gesetzes gehören?
Ich befinde mich ja nicht in diesem Zeitalter, sondern im sechsten, der Zeit der Gnade, des Gemeindezeitalters, von Pfingsten bis zur Entrückung der Gemeinde Jesu. Wir wurden noch nicht entrückt, das heißt, wir sind gerade in der sechsten Epoche.
Was bedeutet es also, wenn ich die Evangelien lese, die noch zur fünften Epoche gehören? Das fühlt sich an wie das Alte Testament. Alles, was Christus sagt, gilt nicht für dich und mich, sondern er hat es unter dem Gesetz zu den Juden gesagt.
Es gibt einige Dispensationalisten, die das nicht so schwarz-weiß sehen, aber eine große Fraktion hat es immer so gesehen, und es gibt einige, die es bis heute so sehen. Alles, was Christus gesagt und angeordnet hat, galt allein für die Zeit bis zu seiner Himmelfahrt.
Manche fragen sich: Wird Gott sich so einen Aufwand machen, seinen Sohn schicken, so viel lehren und erzählen, dass das dreieinhalb Jahre dauert, und dann macht er einen Schnitt bei der Himmelfahrt? Dann beginnt ein neues Zeitalter, und das hat für uns heute keinen Wert mehr?
Für den klassischen Dispensationalismus gibt es diese Trennungslinie. Die ganze Bergpredigt gilt für die Juden, nicht für dich. Wenn du als Christ die Bergpredigt liest und dich fragst, was du daraus für dein Glaubensleben lernen kannst, ist das die falsche Frage. Bist du Jude? Bist du unter dem Gesetz? Das ist die entscheidende Frage.
Du bist im Zeitalter der Gemeinde. Das bedeutet, welcher Inhalt des Neuen Testaments gilt für uns? Ganz genau: die Apostelgeschichte bis Offenbarung Kapitel 3. Ab dann gilt für uns wieder nichts mehr – das werden wir uns gleich anschauen. Das ist ein wichtiger Punkt.
Progressive Dispensationalisten würden jetzt mit Pauken und Trompeten, mit Fackeln und Mistgabeln hier schon lauern und sagen: „Waldemar, natürlich gibt es dort auch Veränderungen.“ Einige Dispensationalisten finden das zu radikal. Christus hat doch auch etwas für uns als Gemeinde zu sagen.
Hier merkt man schon die Auseinandersetzung im Dispensationalismus. Dieses Detail der Endzeitlehre hat Auswirkungen auf uns. Gehört das, was Jesus sagt, nur den damaligen Jüngern in den dreieinhalb Jahren, und dann war es das? Oder gilt es auch für uns?
Wir haben uns schon das sechste Zeitalter angeschaut, die Zeit der Gnade oder das Gemeindezeitalter. Das siebte Zeitalter ist das, was noch aussteht: die Zeit des Millenniums, von der Entrückung bis zum tausendjährigen Reich. Man könnte es vielleicht noch genauer formulieren: von der Entrückung bis zur Rebellion Satans.
Bis dorthin dauert das Millennium. Wenn Satan rebelliert, endet das Millennium. Danach folgt das Gericht, der neue Himmel und die neue Erde.
Nach dispensationalistischer Vorstellung handelt Gott in jeder Epoche auf eine ihr eigene Art und Weise mit den Menschen. Jede Dispensation beginnt mit einem gnädigen Akt Gottes und endet im Gericht. Von Anfang an befindet sich jede Dispensation wegen der Sünde des Menschen im Niedergang. Gott handelt jeweils, doch aus dispensationalistischer Sicht ist jede Dispensation dem Untergang geweiht.
Wenn man sich diese Aufstellung anschaut, bestätigt sich das. Von der Schöpfung bis zum Sündenfall hat Gott etwas initiiert, doch es folgt der Niedergang. Die Vertreibung aus dem Garten ist sozusagen der Anfang. Gott gibt den Menschen Felle und sagt: „Macht was draus!“ Er ist nicht ganz weit weg von ihnen und gibt sogar eine Verheißung, das sogenannte Urevangelium. Dort wird angekündigt, dass etwas kommen wird.
Wie endet diese Geschichte? Mit der Sintflut. Gott denkt: „Meine Güte, was ist das für ein Haufen?“ Nach Ende der Sintflut beginnt ein neuer Abschnitt, die Zerstreuung von Babel. Wieder folgt der Niedergang. Dann beginnt Gott etwas mit Abraham. Es folgt die Sklaverei in Ägypten, eine Katastrophe. Doch dann kommt der Auszug aus Ägypten, und es beginnt die Zeit des Gesetzes.
Die Himmelfahrt Christi scheint zunächst glorreich, doch letztlich muss man sagen, dass die Konsequenz des Gesetzes der Tod ist – der Sohn Gottes muss sterben. Auch hier spitzt sich die Lage dramatisch zu, und die zerstörerische Kraft der Sünde wird offenbar. Die Zeit der Gnade von Pfingsten bis zur Entrückung der Gemeinde Jesu ist ebenfalls ein Niedergang. Denn mit der Entrückung beginnt die Trübsal. Auch hier zeigt sich wieder ein Niedergang.
Deshalb hat ein Dispensationalist für die Gegenwart keine Hoffnung. Es wird nicht besser, sondern von Dispensation zu Dispensation ist alles dem Untergang geweiht. Der Niedergang der Menschheit ist in jeder Haushaltung, in jedem Zeitalter beschlossen.
Die Zeit des Millenniums beginnt eigentlich nicht mit der Entrückung, sondern mit dem tausendjährigen Reich. Warum die Literatur das anders darstellt, ist nicht ganz klar. Ich würde sagen, die Zeit des Millenniums reicht vom tausendjährigen Reich bis zur Rebellion Satans. Wie auch immer: Das Millennium beginnt glorreich, Christus regiert, doch am Ende kommt der große Abfall, die große Auflehnung Satans.
Man erkennt hier eine Systematik, die der Dispensationalist erkennt und beschreibt. Auch wenn Paulus nicht ausdrücklich von sieben Haushaltungen spricht, ist es doch ein Prinzip, das wir sehen. Gott handelt unterschiedlich, initiiert immer wieder etwas Neues, das dann wieder in den Niedergang führt. Dies wiederholt sich.
Übrigens ist diese Einteilung allgemein gültig, auch bei anderen Vertretern. Selbst wenn man der Siebenerreihe nicht zustimmt, sagen viele Ausleger, dass es mindestens drei Epochen gibt: von der Schöpfung bis Mose, von Mose bis Christus und dann das Werk Christi bis zu seiner Wiederkunft. Diese drei Epochen sehen fast alle Bibellehrer als große Einschnitte.
Gott hat etwas geschaffen, dann einen Bund mit Mose geschlossen und schließlich einen neuen Bund in Christus gestiftet, mit dem der alte Bund erfüllt wurde. Diese Einteilung der biblischen Geschichte ist also nichts Besonderes. Fast jeder Bibellehrer teilt die Geschichte so ein.
Deshalb hört man auch manchmal von mir: Man kann nicht einfach ins Alte Testament springen und sagen, diese Aussage trifft jetzt auf mich zu. Man darf nicht einfach annehmen, dass ein Wort, das zu einer bestimmten Zeit gesprochen wurde, heute noch gilt.
Wenn zum Beispiel im Alten Testament gesagt wird, man solle keine Baumwolle mit einem anderen Stoff mischen, dann ist das eine Anweisung aus dem Alten Testament. Man lebt heute im Neuen Bund und darf solche Vorschriften nicht einfach übernehmen. Ebenso gibt es Speisegebote, die im Neuen Bund nicht mehr gelten. Im Neuen Bund ist alles rein.
Es gibt also einen Wandel darin, wie Gott mit den Menschen interagiert. Er gibt zu bestimmten Zeiten bestimmte Gesetzmäßigkeiten und Gebote, zu anderen Zeiten nicht. Der Dispensationalist macht dies besonders deutlich, indem er die Geschichte in sieben Dispensationen einteilt und darin eine Systematik erkennt.
Warum endet es nicht mit der Ewigkeit, sondern hier nur mit dem Millennium? Ich vermute, ein Dispensationalist würde antworten: Ein Zeitalter hat immer einen definierten Anfang und ein Ende und ist dem Untergang geweiht. Die Ewigkeit jedoch ist keine Dispensation, die dem Untergang geweiht ist, sondern ein Zustand der Herrlichkeit in Ewigkeit. Das ist meine Vermutung, wie ein Dispensationalist das erklären würde.
Es ist dennoch auffallend, dass man bei dieser Sichtweise beim Millennium stehen bleibt und wie wichtig dem Dispensationalisten die Entrückung und das Millennium sind. Bei anderen Modellen, vor allem beim Amillennialismus, steht die Wiederkunft Christi im Mittelpunkt. Die Hoffnung gilt dem neuen Himmel, der neuen Erde und dem Auferstehungsleib. Das ist der Kern der amillennialistischen Erwartung.
Beim Dispensationalisten liegt der Fokus in der Bibelauslegung auf der Entrückung und dem Millennium. Natürlich gibt es auch die Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde, aber der Dispensationalist erwartet vor allem, dass Israel endlich wieder in seine alte Stellung eingesetzt wird. Deshalb ist es in einer solchen Aufstellung nicht verwunderlich, dass das Millennium als letztes genannt wird und dann die Darstellung endet.
So weit zum Heilsplan Gottes in sieben Zeitaltern.
Ich möchte gerne mit euch über das Verhältnis zwischen Israel und der Gemeinde sprechen, weil das im Dispensationalismus einzigartig ist. Für den Dispensationalisten sind alle anderen Modelle schwach, weil sie Israel nicht die Stellung geben, die ihm gebührt.
Der Amillennialist tendiert eher dazu zu sagen: Was ist Israel? Wir sind Israel. Die anderen, wie Postmillennialisten und Premillennialisten, sagen ebenfalls, dass Israel und Gemeinde eins sind, haben aber eine viel stärkere Erwartungshaltung, dass Israel errettet wird und es eine große Erweckung geben wird.
Für den Dispensationalisten hingegen sind Israel und die Gemeinde völlig unterschiedliche Geschichten, die nicht vermischt werden dürfen. Nach Dispensationalistischer Auffassung ist im sechsten Zeitalter, also im aktuellen Gemeindezeitalter, Gottes Blick auf die Heiden gerichtet. Er hat sein geplantes Millennium verschoben. Es war eigentlich vorgesehen, es einzusetzen, aber, ich sage mal sehr flapsig, Gott ist es nicht gelungen, das Millennium einzusetzen. Deshalb hat er das Zeitalter der Gemeinde zwischengeschaltet.
Wir lesen mal ein Zitat: Nach dispensationalistischem Verständnis ist Jesus zur Erde gekommen, um den Juden das lang erwartete theokratische Reich Gottes anzubieten. Was ist ein theokratisches Reich Gottes? Gott regiert als König auf Erden. Wir haben eine Demokratie; eine Theokratie ist, wenn Gott selbst als König eingesetzt ist.
Also, nach dispensationalistischem Verständnis ist Jesus zur Erde gekommen, um den Juden das lang erwartete theokratische Reich Gottes anzubieten – nicht einfach nur irgendein geistliches Prinzip, so etwas im Herzen, sondern: „Ich bin König und das möchte ich etablieren.“
Leider aber haben die Juden ihren eigenen Messias abgelehnt. Daraufhin wandte sich Gott den Heiden zu und führte das Zeitalter der Gemeinde als eine Art Einschub ein. Das ist sehr, sehr zentral im Dispensationalismus. Die Gemeinde ist quasi eine Art – ich sage das mal ganz krass – eine Art Notnagel. Eigentlich wollte Gott etwas mit den Israeliten machen, aber die wollten nicht. Also macht er das zwei- oder dreitausend Jahre später. Jetzt verstockt er sie und wendet sich den Heiden zu, um sie eifersüchtig zu machen, damit irgendwann die Wende gelingt.
So wichtig die Errettung der Menschen auch ist im Dispensationalismus, der Fokus liegt immer darauf, dass Gott zu seinem Ziel mit Israel kommt – Israel, Israel. Ein ausgeprägter, ich würde sagen, Zionismus, der sehr stark auf Israel fokussiert ist. Deshalb sagt John Walvoord, oder wie der auch ausgesprochen wird, der Prätribulationismus – wir sagen heute Dispensationalismus – unterscheidet klar zwischen Israel und der Gemeinde und ihren jeweiligen Programmen. Super wichtig! Jeder hat sein eigenes Programm, nicht vermischen, sie gehören nicht zusammen.
Einige ganz alte Dispensationalisten sind sogar so weit gegangen zu sagen, sie werden sich in der Ewigkeit noch nicht einmal treffen. So unterschiedlich sind diese Wege. Das wäre schade, denke ich, aber diese Idee ist heute nicht mehr so modern und auch nicht mehr so vertreten in der heutigen Literatur. Dennoch bleibt diese Trennung bestehen.
Es geht so weit, dass Dispensationalisten sagen: Die Gemeinde hat keine irdische Berufung, sondern eine himmlische. Israel hingegen hat eine irdische Berufung. Sie sollen auf der Erde regieren. Im klassischen Dispensationalismus sollen die Gemeinde im Himmel herrschen.
Das bedeutet, dass es, ich zeichne das hier mal ein und versuche es möglichst verständlich zu machen – und da sind sich die Dispensationalisten nicht einig –, an dieser Stelle auch ein Millennium gibt. Ja, aber getrennt von dem unteren. Das untere Millennium ist das irdische Millennium, wo Christus wiederkommt. Hier unten befindet sich Israel, und hier oben befindet sich die Gemeinde.
Im Millennium haben sie miteinander nichts zu tun, in der Ewigkeit vielleicht schon, aber im Millennium nicht. Zumindest die Dispensationalisten, die ich gerade überblicke, würden eher sagen, dass die Gemeinde auch nach unten fährt, nämlich zur Erde, wenn Christus sichtbar wiederkommt, und dann gemeinsam mit Israel herrscht.
Wichtig an dieser Stelle ist der progressive Dispensationalismus, der immer mehr an Bedeutung gewinnt und immer populärer wird. Er weicht diese strikte Trennung besonders ab. Für ihn sind Israel und Gemeinde nicht zwei getrennte Ordnungen, sondern einfach nur zwei aufeinanderfolgende Phasen.
Für den Amillennialisten, den Postmillennialisten und den Prämillennialisten ist das alles viel zu gekünstelt. In Christus ist alles eins. Ja, wir glauben, dass Israel noch einmal eine Wende schafft, aber nicht als eine zweite Mannschaft. Christus ist der Mittelpunkt und nicht eine Ordnung, die Gott in Israel und in der Gemeinde aufrechterhält.
Also, so weit mal. Das ist sehr verwirrend und schwierig zu verstehen – zumindest für mich. Vielleicht verarbeitet ihr das alles ganz leicht, aber für mich ist es schon schwierig.
In jedem Fall gilt: Egal auf welcher Ebene du als Dispensationalist unterwegs bist, es gibt unzählige Versprechen im Alten Testament, die nicht einfach ausgesetzt sind. Es gibt Versprechen, die noch nicht erfüllt wurden – wörtlich. Und diese dürfen nicht einfach geistlich weggedeutet werden, wie es die Amillennialisten gerne machen. Sie sagen: Ja, das ist geistlich schon irgendwie in Jesus erfüllt und so weiter, das muss man so und so verstehen.
Nein, nein, nein! Wenn wörtlich gesagt wird, was passieren soll, dann muss es auch so wörtlich erfüllt werden. Wenn ein Messias verkündet wird, dann wird auch dieser Messias kommen. Wenn er in Bethlehem geboren werden soll, dann ist das nicht irgendwie symbolisch gemeint oder so. Nein, das ist Bethlehem.
Wir brauchen wörtliche Prophezeiung und wörtliche Erfüllung. Wir wollen Gott beim Wort nehmen und das nicht einfach vergeistlichen, weil es uns vielleicht zu wunderbar erscheint, dass das wirklich tatsächlich passieren kann.
Das ist ganz interessant. Eine alte Dogmatik vor der Staatsgründung Israels – ich habe gerade vergessen, wer das war, sagt uns aber hier im Kreis, glaube ich, nichts, ist auch nicht so wichtig – schrieb, dass diese ganzen Prophezeiungen nicht wörtlich, wie sie im Dispensationalismus verstanden werden, erfüllt werden müssen. Das liegt schon allein daran, dass es überhaupt keinen Staat Israel gibt.
Und weil das völlig unmöglich ist – denn zu der Zeit, als er das schrieb, war der Antisemitismus sehr stark – hätte niemand gedacht, dass der Zweite Weltkrieg eine solche Wende bringt und dass Israel entstehen kann. Es war ganz klar: Israel gibt es nicht, wie sollen diese Dinge dann wörtlich erfüllt werden?
Da würde der Dispensationalist sagen: Ha, du hast deine Rechnung ohne Gott gemacht! Gott hat eine Wende geschaffen, die niemand hätte voraussehen können. Für viele ist das ein Wunder Gottes.
Unsere alte Elisabeth ist aufgrund der Staatsgründung Israels – das war ein wichtiger Teil – zum Glauben an Jesus Christus gekommen, weil sie gesehen hat, dass Gott sein Wort hält. Das ist krass. Eine intellektuelle Frau, die die Bibel gelesen hat, sah, wie Gott am Werk ist. Das ist so offensichtlich ein Wunderwirken Gottes.
Dann sind die anderen Dinge, die den Amillennialisten ein bisschen zu „spooky“ erscheinen, kein Problem. Unser dispensationalistischer Gott wird das schaffen.
Ich sage das erst mal ganz krass. Man sollte an dieser Stelle den Dispensationalisten zugutehalten, dass sie so sehr auf die wörtliche Erfüllung der Bibel pochen. Damit waren sie in ihrer Zeit ein festes Bollwerk gegen liberale Bibelkritik, die versucht hat, alles irgendwie aufzuweichen.
Nach meiner persönlichen subjektiven Einschätzung sind zum Beispiel die Postmillennialisten sehr empfänglich für liberale Bibelkritik. Die Dispensationalisten hingegen niemals, weil sie sagen: Das, was hier steht, muss sich genauso erfüllen.
Wenn Bibelkritik um die Ecke kommt, dann riechen wir den Braten schon – damit wollen wir nichts zu tun haben. Das muss man dem Dispensationalismus zugutehalten: Er lebt sehr stark von der Inspiration der Bibel und gerät dadurch überhaupt nicht ins Wanken.
Okay, ich muss mich jetzt ein bisschen beeilen. Wie wir schon öfter gehört haben, ist nach der Staatsgründung Israels das nächste Ereignis im Heilsplan Gottes die Entrückung der Gemeinde.
Jetzt kommen wir zu unserem wichtigen Text: 1. Thessalonicher 4,13-18. Wer möchte mal lesen? Dankeschön. Genau hier finden wir den Gedanken der Entschlafenen, also der Verstorbenen. In Thessalonica gab es eine große Frage: Was geschieht eigentlich mit denen, die gestorben sind, wenn Jesus wiederkommt? Haben sie keine Hoffnung?
Das ist eine interessante Frage. Die Christen der ersten Generation waren voller Erwartung, dass Jesus bald wiederkommt. Plötzlich starben die Ersten, und der erste Thessalonicherbrief ist der älteste neutestamentliche Brief überhaupt. Also sprechen wir wirklich von den ersten Jahrzehnten. Sie sahen Menschen sterben, aber Jesus war immer noch nicht da. Was ist jetzt mit denen?
Es war für sie völlig undenkbar, dass das alles 2000 Jahre dauern würde. Deshalb diese Fragen. Paulus sagt, das ist kein Problem: Wenn wir entrückt werden, dann werden auch die Verstorbenen, also eure Familienmitglieder oder Pastoren, gemeinsam mit uns entrückt. Die Toten werden bei der Ankunft des Herrn gemeinsam mit uns zu Christus gehen.
Im Alten Testament, im Neuen Testament und im Prämillennialismus wird dieser Moment mit der Wiederkunft des Herrn verbunden. Diese Passage, die du erfragt hast, zeigt genau das. Das Problem ist: Entrückung und Ankunft des Herrn sind ein und derselbe Moment.
Die Dispensationalisten sehen das anders. Sie sagen, dass hier die Ankunft des Herrn nicht seine sichtbare Wiederkunft ist, sondern seine geheime, unsichtbare und verborgene Wiederkunft. Er wird nicht gesehen, holt aber die Gläubigen plötzlich ab. Und das soll vor der Trübsal geschehen, bevor eine große Verfolgung auf der Erde beginnt.
Die anderen Sichtweisen besagen, dass alle die bittere Pille schlucken müssen und die ganze Verfolgung erleben. Gott bewahrt sie zwar, aber beim Dispensationalismus ist die Gemeinde nicht für die Trübsal bestimmt.
Warum sagt nun ein Dispensationalist, dass die Entschlafenen vor der Trübsal entrückt werden? Das liegt an diesen zentralen Bibelstellen: In 1. Thessalonicher 1,10 heißt es: „... seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat.“ Der Kerngedanke ist hier: Jesus rettet uns vor dem kommenden Zorn.
1. Thessalonicher 5,9 führt diesen Gedanken weiter: „Denn Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, sondern zum Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Wenn du Gottes Handeln auf Erden in der Offenbarung liest, dann liest du von großem Zorn und Gericht, das sich über viele Kapitel erstreckt.
Ein Dispensationalist liest 1. Thessalonicher und sagt: Wir sind nicht für den Zorn bestimmt, den wir in der Offenbarung sehen. Das heißt, wir werden bei der Ankunft des Herrn abgeholt. Diese Ankunft ist unsichtbar und noch nicht die finale, leibliche Wiederkunft, bei der er sein Friedensreich errichtet, sondern eine verborgene.
Diesen Hinweis finden wir auch in Offenbarung 3,10, im Wort an die Gemeinde in Philadelphia: „Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren.“ Dort heißt es weiter, dass die Gemeinde „vor der Stunde der Versuchung bewahrt“ wird, die über die ganze Erde kommen wird, um die Bewohner zu prüfen.
Das bedeutet, dass die Gemeinde nicht mehr auf der Erde sein wird, wenn diese Zeit kommt. Das Interessante: Bis Kapitel 3 geht es immer um die Gemeinde. Ab Kapitel 4 findest du das Wort „Gemeinde“ in der Offenbarung nicht mehr bis Kapitel 19.
Kapitel 4 bis 19 kannst du als Christ lesen und sagen: Ich bin entrückt in diesem Moment. Diese Kapitel betreffen nur die, die auf der Erde zurückbleiben, nicht mich. Für mich als wiedergeborenen Christen hat die Offenbarung von Kapitel 4 bis 19 keine Gültigkeit. Das ist eine ganz andere Dispensation.
Man sollte die Linien nicht überschreiten, denn das ist nicht das Zeitalter der Gemeinde. Wir sind dann schon weg. Das Wort an Philadelphia ist gewiss. John Walvoord, ein bekannter Dispensationalist, sagt, dass Offenbarung 3,10 eine klare Prophezeiung an die Gemeinde in Philadelphia ist, dass die Gläubigen nicht durch die Stunde der Versuchung, also die große Trübsal, hindurchgehen müssen.
Das ist für ihn ein Hinweis auf die Entrückung vor der Trübsal. Obwohl es nicht explizit so steht, ist es für Dispensationalisten eine ausgemachte Sache, weil wir das im Thessalonicherbrief lesen. Das bringen sie zusammen und sehen darin den Hinweis: „Ich werde dich davor bewahren.“ Du wirst dann nicht mehr auf der Erde sein.
Wie wird das geschehen? Durch die Entrückung, wie wir sie im Thessalonicherbrief gelesen haben. Ist das einleuchtend? Ich habe schon einigen den Dispensationalismus nähergebracht.
Weiter geht es im Sauseschritt. Wie eben gesagt, geschieht die Entrückung heimlich, verborgen und unsichtbar durch Jesus. Wer wird dann zur Erde zurückkehren, um die Christen abzuholen? Die Christen verschwinden plötzlich.
Wer kennt diese Szenarien? Was ist, wenn ich Auto fahre, mein Kind ist nicht gläubig, und dann plötzlich bin ich weg? Was passiert dann mit dem Kind? Das sind reale Vorstellungen und Gedankenspiele von Dispensationalisten. Es gibt auch Filme, in denen das sehr populär wurde.
Du stehst in deinem Bett, und plötzlich ist der eine nicht mehr da, der andere aber noch. So: „Oh Mann, jetzt ist der Moment gekommen!“ Hast du so etwas schon mal erlebt? Vielleicht auf einer Gemeindefreizeit: Du gehst in einen Raum, in dem du denkst, alle treffen sich, und plötzlich ist kein Christ mehr da. Du denkst: „Ah, die sind wohl alle weg, und ich bin noch hier.“ Kennt jemand solche Momente? „Sind die anderen entrückt, was ist mit mir?“
Wenn du heute hierher gekommen wärst und wärst allein, dann weißt du: Du bist nicht dabei. Für einen Dispensationalisten ist das eine ausgemachte Sache. Die Entrückung kann jederzeit kommen, du weißt nicht wann.
Deshalb sollte man sich vorbereiten. Wenn du jetzt nicht die Entscheidung triffst, wird es nicht einfach, denn dann rollt etwas über die Erde, und du bist nicht dabei.
Zusammen mit der Entrückung, wie wir sie im 1. Thessalonicher 4 gelesen haben, werden die Toten auferstehen. In der Diskussion mit den Dispensationalisten ist es heiß umstritten, wer genau auferstehen wird.
Nach meiner Recherche sind das alle Gläubigen seit Pfingsten, also alle neutestamentlichen Gemeindechristen. Diese werden auferstehen und entrückt in den Himmel aufgenommen. Dann folgt eine siebenjährige Pause, die wir uns gleich anschauen.
Die alttestamentlichen Gläubigen sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht auferstanden. Das ist etwas kompliziert. Einige sagen, es sind doch alle. Andere sagen nein, weil man dann wieder die Dispensationen Israel und Gemeinde vermischt. Diese haben nichts miteinander zu tun.
Es geht hier nur um die Gemeinde, die in die Luft erhoben wird. Die Gläubigen des Alten Testaments werden zu einem anderen Zeitpunkt auferstehen.
Durch diese Trennung, die im Dispensationalismus sehr strikt ist, gibt es am Ende tatsächlich fünf Auferstehungen. Das ist ein bisschen kompliziert, aber wir gehen jetzt weiter, denn ich habe noch einige Minuten, die ich nutzen muss.
Wir sind jetzt gerade als Gemeinde entrückt worden. Wir sind keine Israeliten, die im Judentum verharren, sondern als Christen entrückt. Die Gläubigen seit Pfingsten sind gemeinsam mit uns jetzt bei Christus.
Der Antichrist wartet eigentlich die ganze Zeit nur auf die Entrückung der Gläubigen. Er wartet, bis sie weg sind, um seine Drangsal, Bedrängnis und Trübsal über Israel und die neuen Bekehrten in dieser Zeit auszuüben.
In dieser Trübsalszeit werden Menschen zum Glauben kommen, auch Israeliten. Sein Job ist es, ihnen das Leben schwer zu machen.
Auch hier sind die Dispensationalisten nicht einig. Für alle, die das später im Internet hören werden: An welchem Zeitpunkt Entrückung und Trübsal stattfinden, gibt es viele unterschiedliche Ideen.
Aber grob gesagt: Die Gemeinde ist weg, dann kommt die Trübsal. Einige definieren das nach ein paar Jahren, das ist aber für uns nicht so zentral.
Diese siebenjährige Phase, die große Trübsal, ist gekennzeichnet durch Verfolgung, Krieg und Hungersnöte.
Woher kommt der Begriff „große Trübsal“? Er stammt aus Matthäus 24,21, aus dem Mund Jesu: „Denn dann wird große Bedrängnis sein, eine große Trübsal, wie sie von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nie sein wird.“
Jeder, der dieses Wort liest, sieht in der Offenbarung, was für ein Zorn über die Welt kommt, und bringt es hier zusammen. Jesus hat von der großen Drangsal, der großen Trübsal gesprochen, die sieben Jahre dauern wird.
Hier berühren wir nur ein Thema, und ich sage das nur mit einem Stichwort, dann verlassen wir es sofort, denn es ist ein Fass ohne Boden.
Diese sieben Jahre große Trübsal wird gedeutet anhand von Daniel 9 und den sogenannten siebzig Jahrwochen. Einige wissen, dass das der Prophet Daniel aus dem Alten Testament ist, nicht Daniel Kiefer.
Das neunte Kapitel enthält die Prophezeiung der siebzig Jahrwochen. Das ist ein schwieriges Kapitel, und Theologen streiten, wie man es interpretiert.
Der Dispensationalismus sieht darin eine Epoche, die in der Offenbarung aktiviert wird: die siebenjährige große Trübsal.
Wichtig ist immer zu bedenken, dass die Gemeinde nicht da ist. Das betrifft dann die Nation Israel und die ganze Erde.
In dieser Zeit wird Israel geläutert, und das jüdische Volk kommt allmählich zum Glauben an Jesus Christus.
Nach diesen sieben Jahren, und auch hier gibt es Diskussionen, ob es schon nach dreieinhalb Jahren ist, kommt Christus sichtbar wieder.
Das ist umstritten: Entweder mitten in der Trübsal oder danach.
Nach dieser Trübsalzeit kommt Jesus sichtbar zurück, wirklich mit seinen Heiligen.
Da sind sich einige unsicher, ob die neutestamentliche Gemeinde dabei ist oder im Himmel bleibt, weil Israel und Gemeinde sich nicht vermischen sollen.
Da herrscht Uneinigkeit.
Auf jeden Fall kommt er mit jemandem zurück, und dann beginnt endlich das Millennium.
Das ist der letzte Punkt, den ich jetzt noch anschneiden möchte: Was passiert im Millennium?
Was machen wir jetzt? Kurz noch einmal durchatmen, die verbrauchte Luft einmal durch die Lungen ziehen – weiter geht's.
In diesem Millennium entfaltet sich das Reich Gottes auf der ganzen Erde. Hier sehen wir schon starke Parallelen zum Postmillennialismus, der ebenfalls sagt: Ja, genau, der ganze Erdball wird erfüllt sein von der Fülle und der Herrlichkeit des Herrn.
Gleichzeitig sagt der Dispensationalist: Ja, genau, das wird geschehen, aber Christus muss dazu sichtbar wiederkommen. Der Postmillennialist hingegen meint, dafür brauchen wir Christus nicht hier; das kommt vom Himmel her.
Im Millennium werden sämtliche Verheißungen, die es im Alten Testament gibt und auf deren Erfüllung wir warten, tatsächlich erfüllt. Die Landverheißungen und die Grenzen Israels werden endlich Wirklichkeit. Die Staatsgründung war nur der Anfang, aber im Millennium wird Israel das erhalten, was ihm schon seit jeher zugesprochen wurde.
Jerusalem wird die Hauptstadt der Welt sein. In Jeremia 3,17 lesen wir: „In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron des Herrn nennen, und alle Nationen werden sich zu ihr versammeln wegen des Namens des Herrn in Jerusalem. Sie werden nicht mehr der Verstocktheit ihres bösen Herzens folgen.“ Jerusalem als Schaltzentrale der ganzen Welt – das ist heute noch nicht so, und es war auch nie so. Aber Jeremia 3,17 ist für den Dispensationalisten wahr. Das heißt, dieser Moment muss irgendwann kommen. Und das sehen wir im Millennium, dass es geschehen soll.
Israel wird darüber hinaus einen missionarischen Effekt auf die Nationen haben. In Sacharja 8,13 und 23 heißt es: „Und es wird geschehen, wie ihr ein Fluch unter den Nationen gewesen seid, Haus Juda und Haus Israel – also Südreich und Nordreich –, so werde ich euch retten, und ihr werdet ein Segen sein. Fürchtet euch nicht, eure Hände seien stark, so spricht der Herr der Herrscher. In jenen Tagen werden zehn Männer aus Nationen mit ganz verschiedenen Sprachen zugreifen. Ja, sie werden den Rockzipfel eines jüdischen Mannes ergreifen und sagen: ‚Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.‘“
Ein krasses Wort, oder? Ich finde, das ist so bildlich schön beschrieben. Dem Dispensationalisten ist klar, dass dies in diesem Maße noch nicht geschehen ist. Wir sehen, dass die Welt gegen Israel feindlich gesinnt ist. Wir brauchen dieses Friedensreich, in dem Jesus Christus als König endlich die Feinde unter seine Füße stellt, und die Nationen sich Israel zuwenden und die Verheißungen Gottes akzeptieren.
Da diese Verheißungen wörtlich verstanden werden, ist das Millennium auch zwingend. Weil es sich um wörtliche Prophezeiungen handelt, können wir diese nicht einfach vergeistlichen und sagen, dass sie sich in Jesus erfüllt haben. Nein, sie müssen eins zu eins so umgesetzt werden, wie auch andere Dinge, die Gott versprochen hat.
Zusammengefasst: Im Millennium werden alle Zusagen, die Gott Israel in den Bündnissen und durch die Propheten gegeben hat, wörtlich erfüllt. Der Fluch, der nach dem Einbruch der Sünde über die Welt kam, wird zum Teil aufgehoben. Es werden ganz unglaubliche Zustände herrschen.
Das Klima wird sich positiv verändern, der Erdboden wird fruchtbarer sein, und es wird Heilung für körperliche Krankheiten geben. Achtet bitte immer auf die Parallelstellen, ob das im Alten oder Neuen Testament steht. Die Menschen werden länger leben, und die wilden Tiere werden zahm werden. Auch politisch und moralisch wird die ganze Welt eine noch nie dagewesene Blütezeit erleben.
Kriege werden der Vergangenheit angehören. Alles Verhalten der Menschen wird am Maßstab des Gesetzes gemessen. Das Gesetz wird in Jerusalem verkündet und in der ganzen Welt befolgt werden.
Eine kurze Zusammenfassung der Verheißungen im Alten Testament: Die Dispensationalisten sagen, darauf warten wir immer noch, liebe Amillennialisten, Postmillennialisten und Premillennialisten. Das muss wahr werden. Deshalb brauchen wir dieses Millennium und sind dankbar für Offenbarung 20, wo von einem tausendjährigen Reich berichtet wird. Dort kann genau das seinen Platz finden, weil der Satan gebunden ist und das Reich Gottes hier auf Erden florieren kann.
Eng damit verbunden ist die Wiedererrichtung eines Tempels. Ein dritter Tempel wird aufgebaut, wie Hesekiel 44 prophezeit. Das ist spannend und wird super emotional, wenn es um den neuen Tempel geht. Wir haben doch Christus, oder? Nein, Hesekiel 44 spricht von einem Tempel, den wir brauchen, mit Tieropfern.
Aber ich habe doch den Hebräerbrief gelesen, da steht doch, das ist alles ein Schatten auf Jesus – wofür brauche ich dann noch Tieropfer? Ja, das ist sozusagen eine erweiterte Version des Abendmahls, eine permanente Erinnerung an das Opfer Christi, so sieht es der Dispensationalist.
Und das ist wichtig zu merken: Der Dispensationalist wartet und freut sich, wenn in irgendwelchen Schubladen Pläne für den dritten Tempel gefunden werden, denn dieser Tempel muss errichtet werden. Gott will diesen Tempel und einen alttestamentlichen Tempelgottesdienst mit Tieropfern und allem Drum und Dran, weil Hesekiel 44 es prophezeit hat.
Der Andere sagt: „Mensch, das ist doch geistlich zu verstehen.“ Nein, das ist wirklich wörtlich zu verstehen, und deswegen muss es so passieren.
Ich komme zum Abschluss. Am Ende des Millenniums, wie schon oft gesagt, verführt Satan die Nationen. Alle Rebellen werden gemeinsam mit Satan verurteilt und verdammt. Nach dem Gericht haben sich Amel, Postmel, Premel und Postmel wieder verbrüdert und feiern gemeinsam Gottesdienst in einem neuen Himmel und auf einer neuen Erde.
In den Brüdergemeinden wird heute natürlich auch über die Worte Jesu gepredigt. Dabei herrscht keine Einigkeit bezüglich der unterschiedlichen Modelle. Ich würde eher sagen, dass es ein Extrem gibt, bei dem die Trennung zwischen Gemeinde und Israel so weit getrieben wurde, dass man sagte, damit haben wir gar nichts mehr zu tun.
Man muss aber auch sagen, dass es gerade wieder eine neue Bewegung gibt. Kennt jemand Joseph Prince? Das ist eine sehr starke Bewegung der Gnade Gottes. Dort wird zum Beispiel gelehrt – ich habe eine Predigt von jemandem aus seinem Umfeld gesehen – dass er seine Bibel aufgeschlagen hat, an einer Stelle, wo ein Zettel mit „Neues Testament“ lag. Diesen Zettel hat er herausgerissen und gesagt: „Dort ist nicht das Neue Testament.“ Dann zeigte er auf eine Passage aus dem Johannesbrief, „Es ist vollbracht“, schob den Zettel wieder hinein und sagte: „Hier, im Blut Jesu Christi beginnt der neue Bund.“
Dort gibt es tatsächlich auch heute noch diese Differenzierung. Aber ich würde sagen, dass es jetzt nicht die Standardlehre unter Brüdergemeinden ist, von Jesus nichts zu predigen. Es kann jedoch sein, dass man bestimmte Themen, wie du sie vielleicht ganz für dich liest – „Das hat mein Jesus gesagt, und dem folge ich auch“ – dass vielleicht ein Dispensationalist dir sagen würde, du kannst Prinzipien daraus lernen. Die Dispensationalisten lesen ja auch das Alte Testament, und zwar mehr als alle anderen zusammen. Sie verbinden dann vielleicht eine andere Hoffnung.
Wir haben uns jetzt alle vier Modelle angeschaut. Warum haben wir das gemacht? Mir war es wichtig, das mal gemeinsam mit euch zu tun, um den Blick zu schärfen und eine Weite zu bekommen. Es soll den Horizont in dieser Sache erweitern und nicht zu eng sein. Außerdem soll es helfen zu verstehen, woher Aussagen kommen, wenn sie kommen, und dass wir nicht an falschen Stellen Grabenkriege führen.
Ich glaube, es ist wichtig, sich damit zu beschäftigen. Es gibt sicherlich Wichtigeres als diese Themen, aber ich fand die Offenheit, die an den Armen da war, gut. Ich glaube, dass uns das als Gemeinde auch weiterbringt, wenn wir in diesen Themen lernen, die Texte zu lesen und uns Fragen zu stellen.
Ich denke, an einigen Stellen habt ihr auch gemerkt, dass euch Fragen gekommen sind, die euch sonst vielleicht gar nicht eingefallen wären. Diese Sichtweise wäre euch völlig abhandengekommen. Aber das hat doch etwas für sich, ob man dann am Ende bei dieser Theorie stehen bleibt oder nicht, ist ja etwas anderes.
So oft wurde die Frage gestellt: „Warte mal, was bist denn du? Was denkt ihr denn?“ Wenn ihr einen Tipp abgeben könntet: Wer denkt, dass ich Dispensationalist bin? Wer denkt, dass ich Prämillennialist bin? Wer denkt, dass ich Postmillennialist bin? Da habe ich mir nicht viel Mühe gegeben beim Posten. Da sind irgendwie alle so: „Ach nee, das kann nicht sein, dieses Modell.“ Da war das Deutschlandspiel, da hatte ich es eilig. Du kannst dir Sachen merken.
Wer denkt, dass ich Amillennialist bin? Okay, einige sind sich unsicher. Ja, also ich habe in diesem ganzen Thema viele Fragen, weil ich auch merke, dass ich gerade im Alten Testament viele prophetische Texte noch nicht endgültig verstanden habe. Daniel 9 ist für mich so ein heißes Kapitel, wo ich sage: „Darüber predige ich noch nicht, weil ich noch nicht jedes Kapitel verstehe.“
Wie kann das sein, dass er etwas nicht versteht? Eigentlich mag ich Daniel, vor allem die ersten Kapitel sind toll. Aber ich mache keine Predigt darüber, weil ich bei Kapitel 9 spätestens abbrechen müsste, da habe ich noch einiges zu knacken.
Natürlich habe ich eine Tendenz. Ich würde mich persönlich heute als Amillennialist bezeichnen. Ich sehe im Amillennialismus die größte Gewährleistung, dass die Bibeltexte miteinander passen und zueinander greifen. Am weitesten entfernt bin ich tatsächlich vom Dispensationalismus. Ich glaube, dass der Dispensationalismus die größten Schwächen von diesen vier Modellen hat. Ich glaube, dass in diesem Modell sehr viel unreflektiert ist.
Ich habe mir heute Mühe gegeben, und ich sage nicht, dass es völlig unlogisch ist, das nicht. Denn in den letzten zwei Jahrhunderten waren die größten Prediger oft Dispensationalisten. Aber diese krasse Trennung zwischen Israel und der Gemeinde kann ich persönlich gar nicht sehen.
Der Postmillennialismus ist mir zu triumphalistisch. „So nehmen wir die Welt ein.“ Da gibt es zwar ein paar Impulse, dieses Missionarische, dieses „Hey, wenn Gott da ist, dann geht was.“ Das finde ich positiv, das hat einen guten Effekt auf den Glauben. Aber es ist mir ein bisschen zu triumphalistisch.
Der Prämillennialismus ist etwas, dem ich einiges abgewinnen kann. Im Vergleich zum Prämillennialismus und Dispensationalismus würde ich mich, wenn ich mich entscheiden müsste, für den Prämillennialismus entscheiden. Aber von den vieren, wenn das zum Menü steht, würde ich tatsächlich den Amillennialismus wählen – mit einer Randbemerkung und einem sehr hoffnungsvollen Blick auf Israel.
Das muss man dazu sagen, weil der Amillennialist dafür bekannt ist, dass er Israel ablehnt. Ich sehe im Neuen Testament aber auch die Ansprache, dass Israel Rettung erfährt, dass wir dort Erweckung erleben. Die Staatsgründung Israels ist für mich auch nicht einfach wegzudiskutieren.
Ich habe amelialistische Züge in mir mit einem pro-israelischen Herzschlag, sagen wir es mal so. Liebt ihr mich noch? Was schätzt du? Sie lieben mich, sie lieben mich nicht mehr, sie lieben... Das werde ich im Gottesdienst dann sehen, wer noch kommt oder nicht mehr kommt.
Ich habe noch eine persönliche Frage zur Hälfte von Spurgeon: Was war das für ein Wecker und Würzen, die der Einwanderer nennt? Spurgeon... Ich weiß es nicht. Wo ist... Ich weiß es nicht. Ich habe noch gar nicht geguckt. Siehst du mal. Ich weiß gar nicht, in welcher Gemeinschaft ich da bin. Ich werde nachschauen, wo Spurgeon landet, und ob das meine Entscheidung ändert, werde ich euch dann kundtun.
Aber wie gesagt, ich bin nicht militant. Wenn ich militant in dem Thema wäre, hätte ich diese Reihe so nicht gemacht. Dann hätte ich euch nämlich vier Abende präsentiert, warum der Dispensationalismus die falschste Lehre von allen ist. Das sehe ich nicht so.
Leider ist dieses ganze Thema sehr ungleichgewichtig in den Gemeinden, und die Literatur ist auch nicht wirklich vorhanden. Ich habe selber drei Bücher, die ich an dieser Stelle nochmal kurz erwähnen möchte, die ich hilfreich finde in diesem Thema. Das habe ich ja schon öfter mal gezeigt, von Roland Hartmayr. Ich hatte gesagt, dass es vergriffen ist, aber vor zwei Wochen habe ich erfahren, dass es neu aufgelegt wurde – allerdings mit einem neuen Titel: „Die Stadt des Königs“ heißt der neue Titel.
Er bringt alle Modelle nebeneinander, reflektiert sie miteinander und thematisch. Was sagen die Modelle zu Israel? Was sagen sie zur Wiederkunft Christi? Das ist wirklich eine Fundgrube, finde ich sehr, sehr gut. Es zeigt die Schwächen und Stärken.
Falls euch der Amillennialismus interessieren sollte, kann ich diese zwei Bücher empfehlen: einmal von Kim Riddle Barger „Streitfall Millennium“ – ein ziemlich gutes Buch – und dann von einem Baptisten, Samuel Waldron, „Endzeitfragezeichen“. Eigentlich ganz einfach. Wie man auf so einen Untertitel kommt, weiß ich nicht. Für mich ist das schon komplex und schwer. Aber das sind zwei Amillennialisten, und sie bringen mal eine andere Sichtweise rein.
Ich möchte euch nicht zum Amillennialismus bekehren, aber es kann hilfreich sein, die Sache mal aus einem anderen Betrachtungswinkel anzuschauen, um selbst dann auch fester zu werden.
So, aber jetzt machen wir den Sack zu, denn es reicht.
Ich möchte gerne beten, und danach gehen wir nach Hause.
Vater im Himmel, ich danke dir für diese Reihe. Irgendetwas sagt mir, dass du kein Amillennialist, Postmillennialist, Prämillennialist oder Dispensationalist bist. Du bist der Herr der Herren, König der Könige, und du bist der Regent über die Endzeit.
Für dich ist alles in Büchern geschrieben, und sie liegen offen vor dir. Was für uns so verborgen, schwierig und komplex ist und was wir nicht zusammenbringen können, ist für dich ein Leichtes.
Ich muss immer wieder daran denken, wenn ich mich mit diesem Thema beschäftige, dass damals, als Jesus Christus, als du kamst, alle Theologen ein falsches Modell hatten. Sie haben dich, Jesus, verpasst und nicht verstanden, wie die Prophezeiungen tatsächlich erfüllt werden sollen.
Das macht mich sehr demütig und bewahrt mich davor, zu vollmundig zu werden. Ich bitte dich, dass du uns gemeinsam Weisheit schenkst, damit wir erkennen, wo wir uns richtig positionieren können, welche Wahrheiten unerschütterlich sind und wo es eindeutig ist.
Gleichzeitig bitten wir dich, dass wir dort, wo wir Fragen haben, auch zugeben können, dass wir sie haben. Dass wir lernen, mit unseren Fragen umzugehen. Das müssen wir auch in der Reife erkennen: Wir sind begrenzt und können nicht alles verstehen. Unser Erkennen bleibt Stückwerk.
Erst wenn du wiederkommst, ist das Stückwerk vorbei. Dann werden wir erkennen, wie wir erkannt worden sind. Darauf warten wir. Bei allen Modellen warten wir nicht auf die Erfüllung eines Modells, sondern wir warten auf dich, Jesus.
Wie auch immer es sein wird, wir wollen dich herbeisehnen und in deine Gegenwart treten. Bewahre uns und halte uns fest in deiner Hand. Herr, danke, dass du die Geschicke lenkst, dass du weißt, was passiert, und dass du nicht überrascht werden kannst.