
Als Menschen leben wir in der Natur. Manche würden wahrscheinlich sagen, wir sind ja Teil der Natur, und das stimmt in gewisser Weise auch. Das ist schon so lange der Fall, wie es Menschen gibt.
In der meisten Zeit mussten sich die Menschen mit der Natur auseinandersetzen – und zwar einfach, um zu überleben. Wenn wir zum Beispiel tausend oder zweitausend Jahre zurückgehen, dann war die Natur in vielerlei Hinsicht eine Bedrohung für den Menschen.
Das betraf zunächst die belebte Natur. Vor Jahrhunderten und Jahrtausenden gab es hier in dieser Region wilde Tiere. Diese musste man vor dem eigenen Vieh schützen oder davor bewahren, dass sie die Ernte auffraßen. Dabei ging es nicht nur um große, sondern manchmal auch um kleine Tiere – ein riesiges Problem, besonders im Mittelalter. Nach einer guten Ernte musste man aufpassen, dass nicht Mäuse und Ratten alles wieder auffraßen. Das war ebenfalls ein Kampf mit der Natur.
Auch das, was wir heute als Unkraut bezeichnen, war eine Bedrohung. Unkraut ist das Kraut, das auf dem Acker wächst, das wir aber nicht nutzen können oder wollen. Auch das führte zu einer Auseinandersetzung mit der Natur.
Darüber hinaus gab es zu allen Zeiten große Naturereignisse: Stürme, Fröste, Starkregen, Trockenheit und Ähnliches. Daran war der Mensch ausgeliefert. In der Vergangenheit konnte er dem nur wenig entgegensetzen. In manchen Fällen baute man Staudämme, sicherte Felder oder errichtete Schutzdächer gegen starken Regen. Außerdem versuchte man, Regeln zu finden, um mit den Bedrohungen durch die Natur umzugehen.
Ich erwähne das, weil wir heute, wenn wir über Natur nachdenken, das oft vergessen. Heutzutage haben die meisten Menschen kaum noch direkten Kontakt zur Natur. Sie verbinden Natur eher mit Urlaub, Freizeit und Genuss. Das führt häufig dazu, dass die Natur romantisiert wird.
Dieser Wandel begann, als die Städte immer größer wurden. Irgendwann störte es die Menschen, ständig mit Lärm konfrontiert zu sein und eng aufeinander zu leben. Deshalb suchten sie die Natur auf und idealisierten sie ein Stück weit. Das ist auch heute noch so.
Viele Menschen verbinden mit Natur vor allem etwas Positives. Das war übrigens nicht immer so. Wenn wir nur einige Jahrzehnte zurückblicken, in die 1950er und 1960er Jahre, dann war die Natur eher weniger wichtig. Damals stand die Kultur im Vordergrund. Die Kultur ist der von Menschen geschaffene Lebensraum, während die Natur das ist, was da ist, wenn der Mensch nicht direkt eingreift.
Die meisten von uns leben heute nicht wirklich in der Natur oder mit der Natur. Und die wenigsten wollen das auch. Wer möchte schon auf einem Berg leben, sich sein eigenes Kraut ziehen und nur das essen, was er selbst anbaut? Medikamente, Kleidung und vieles mehr sind menschliche Erfindungen. Kleidung etwa wird meist nicht selbst hergestellt. Selbst wenn man sie herstellt, kauft man die Stoffe und Materialien, die bereits gefertigt sind.
Das Leben unserer Vorfahren war mühsam. Wer ein Freilichtmuseum besucht und aufmerksam hinschaut, wie man früher Grundnahrungsmittel und Alltagsgüter erarbeiten musste, erkennt, wie wertvoll diese Dinge damals waren. Das ist heute kaum noch der Fall.
Diese Veränderung ist hauptsächlich auf die Entwicklung seit der sogenannten Industriellen Revolution zurückzuführen – also auf die letzten 150 bis 200 Jahre. Anfangs profitierten davon vor allem das gehobene Bürgertum. Die einfache Bevölkerung konnte sich vieles nicht leisten und musste unter erbärmlichen Bedingungen in Fabriken arbeiten. Auch die Arbeit in der Landwirtschaft war sehr hart.
Heute leben wir in erster Linie von Kultur – also von all dem, was Menschen schaffen. Meistens genießen wir das auch. Manchmal stoßen wir jedoch an Grenzen. In den letzten 40 Jahren ist die Natur deshalb wieder stärker ins Bewusstsein gerückt.
In den 50er und 60er Jahren war Plastik etwas ganz Besonderes. Wer sich etwas leisten konnte, besaß keine Dinge aus Holz, sondern aus Kunststoff. Diese Materialien waren bunt, glatt und ließen sich in jede beliebige Form bringen. Die Menschen waren davon fasziniert. Natürliche Materialien, die man lange hatte, wurden eher in den Hintergrund gestellt.
Heute ist das jedoch anders. Wenn man etwas bewerben will, reicht ein Blick in den Supermarkt oder ins Internet. Dort sind Begriffe wie „natürlich“ oder „ökologisch“ sehr gefragt. Viele Menschen streben danach, diese Werte mit dem Luxus und der Bequemlichkeit unserer Alltagskultur zu verbinden – und das Ganze möglichst mit gutem Gewissen.
In Europa empfinden wir die Bedrohung durch die Natur heute meist nicht mehr so intensiv. Das zeigt sich nur gelegentlich, wie vor wenigen Wochen in einigen Teilen Europas, auch in Deutschland, durch plötzliche Starkregen. Wer das gesehen hat, kann es kaum glauben: Alles ist gesichert, es gibt Kanalisation, asphaltierte Straßen und Häuser. Doch plötzlich reißt Starkregen in wenigen Minuten ganze Häuser mit sich. Lange glaubten wir in Europa, so etwas könne hier nicht passieren. Das sei eher ein Problem in Ländern wie Indien, wo Häuser nicht so stabil gebaut werden können und bei Regen weggespült werden. Doch selbst mit den besten Bauvorschriften kann so etwas geschehen.
Ähnlich ist es in den USA, besonders in Florida. Dort gibt es jedes Jahr die Hurrikansaison, in der ganze Landstriche verwüstet werden. Diese Naturgewalten zeigen, dass Menschen auch heute noch der Macht der Natur ausgesetzt sind – wenn auch in Mitteleuropa glücklicherweise seltener.
Die Bedrohlichkeit der Natur ist also immer noch vorhanden, aber bei uns auf Distanz. Das ist wichtig zu bedenken in der aktuellen Diskussion, die sich nicht nur um die Klimaerwärmung dreht. Es geht um viel mehr. Die Sensibilität für Ökologie und Natur gibt es nicht erst seit der Debatte um den Klimawandel – eigentlich begann sie parallel zur starken Industrialisierung in den 50er und 60er Jahren.
Ein Beispiel dafür ist das Buch „Der stille Frühling“ von Rachel Carson. Es wurde damals ein Bestseller und beschrieb, wie die Industrialisierung dazu führen könnte, dass keine Vögel mehr singen und der Frühling still wird. Auch der Bericht des Club of Rome aus den späten 60er und frühen 70er Jahren prognostizierte die Folgen unseres Umgangs mit der Umwelt und die daraus entstehenden Schäden.
Für die Schweiz war der Brand von Schweizerhalle ein einschneidendes Ereignis. Einige erinnern sich vielleicht noch daran. Zu dieser Zeit war ich in Basel. Ich erinnere mich gut, wie Polizeiwagen durch die Straßen fuhren und die Menschen aufforderten, zu Hause zu bleiben, Fenster zu schließen und nicht auf die Straße zu gehen. Bilder zeigten, wie der Rhein durch das Löschwasser und die Chemikalien vergiftet wurde. Das war ein Schock für die Schweiz.
Dieser Vorfall war auch der Grund, warum an der Universität Basel der Studiengang Ökologie eingerichtet wurde. Ich schrieb mich dort ein und war der erste Absolvent dieses Studiengangs. Das Thema war wichtig und musste behandelt werden. In anderen Ländern war die Umweltverschmutzung ebenfalls ein großes Problem.
Man sieht daran, dass Wissenschaft, Kultur, Technik und Industrie nicht nur positive Seiten haben, sondern auch Probleme verursachen können, die uns auf unterschiedliche Weise treffen.
In Deutschland war in den 70er und frühen 80er Jahren der verschmutzte Rhein ein großes Thema. Auch das Ruhrgebiet mit seiner Schwerindustrie war stark belastet. Dort sagte man, wenn man die frische Wäsche draußen zum Trocknen aufhängte, musste man sie danach wieder waschen, weil sie durch die Luft verschmutzt war. Die Häuserfassaden waren dunkel vom Kohlestaub und den Emissionen der Metallverhüttung. Das konnte so nicht weitergehen.
Das war eines der ersten großen Projekte im Umweltschutz: Die Natur schützen, auch zum eigenen Nutzen, damit wir nicht selbst vergiftet werden. Ich erinnere mich an Bilder aus den 1980er Jahren, als der damalige Bundesumweltminister Töpfer durch den Rhein schwamm. Das war ein Aufmacher für die Medien. Er trug einen Neoprenanzug, Flossen und Handschuhe – ganz sicher war er dem Wasser nicht ohne Schutz ausgesetzt.
Ein weiteres wichtiges Thema war der Kampf um bleifreies Benzin. Man hatte festgestellt, dass bereits im Blut von Kindern Blei nachweisbar war. Da Blei schädlich für das Nervensystem ist, war es ein langer Kampf, bleifreies Benzin durchzusetzen.
Auch die Abschaffung der Atomkraft war ein wichtiges Thema – nicht nur wegen der Kernenergie an sich, sondern vor allem wegen der ungelösten Frage, wo die radioaktiven Abfälle gelagert werden sollen. Uran und andere radioaktive Materialien haben Halbwertszeiten von Millionen Jahren. Selbst tausend Jahre sind eine enorme Zeitspanne. Manche Bauteile haben Halbwertszeiten von mehreren tausend Jahren. Niemand weiß genau, was in so ferner Zukunft mit diesen Abfällen passiert, wenn sie irgendwo vergraben werden. Das bleibt ein großes Problem.
Dann gibt es noch die Solarenergie. Die Nutzung von Solarzellen auf Dächern begann ebenfalls in dieser Zeit. Es gab immer wieder Diskussionen und Auseinandersetzungen zu verschiedenen ökologischen Fragen in der Vergangenheit.
Manchmal gab es auch falsche Entscheidungen oder überstürzte Maßnahmen, die sich später als nicht nur wenig hilfreich, sondern sogar problematisch herausstellten. Darüber wird in der Öffentlichkeit meist geschwiegen, weil es nicht gern gesehen wird.
Ein Beispiel ist die starke Reduktion des Wasserverbrauchs in den 80er und 90er Jahren. Es wurden Spülungen entwickelt, die wenig Wasser verbrauchen. Heute wird das nicht mehr so stark beworben, weil viele Stadtwerke große Probleme damit hatten. Die Kanalisation war ursprünglich auf viel mehr Wasser ausgelegt. Wenn weniger Wasser durchfließt, werden Schadstoffe zwar weggespült, aber die Konzentration im Wasser ist höher.
Wenn das Wasser nicht richtig abfließt, staut es sich in der Kanalisation und greift die Rohre an. Das führt zu einer stärkeren Erosion und einem schnelleren Verschleiß der Rohre, die dann häufiger erneuert werden müssen. In manchen deutschen Städten stinkt es im Sommer aus der Kanalisation, weil das Abwasser nicht ausreichend durchgespült wird. Wer sich damit beschäftigt hat, kennt das Problem: Wenn die Fließgeschwindigkeit zu gering ist, setzen sich unerwünschte Ablagerungen ab, die Rohre verstopfen.
Früher war das kaum ein Problem. Heute haben viele Großstädte damit zu kämpfen. Manche spülen die Kanalisation regelmäßig mit Frischwasser durch, was allerdings den Wasserspargedanken konterkariert. Wer will schon ständig Rohre aufreißen und teure Reparaturen bezahlen? Nach jahrelangem Wassersparen fällt es schwer, plötzlich mehr Wasser zu verbrauchen. Das ist ein Beispiel dafür, dass gute Ideen oft erst nach Jahren oder Jahrzehnten auf ihre Folgen hin überprüft werden können. Man hat diese Folgen nicht immer im Blick, und manchmal entstehen unerwünschte Nebenwirkungen.
Auch bei anderen Aspekten der Energiewende gibt es Probleme. Kürzlich las ich einen Artikel, wahrscheinlich in der Frankfurter Allgemeinen, über den Umgang mit ausgedienten Windrädern. Besonders problematisch sind die Flügel, weil sie aus Verbundstoffen bestehen. Diese lassen sich nicht einfach wieder auftrennen. Das erfordert viel Energie und Aufwand.
Die Flügel sind riesig – wer sie auf einem LKW auf der Autobahn gesehen hat, weiß das. In Deutschland werden in den nächsten 15 Jahren etwa 30 Windräder abgebaut. Sie rentieren sich nur, solange der Staat Zuschüsse zahlt. Diese Zuschüsse gibt es meist nur für zehn Jahre. Danach lohnt sich der Betrieb nicht mehr, und die Anlagen werden demontiert.
Was passiert dann mit den Materialien? Metall und Motoren können gut recycelt werden. Die Flügel hingegen wurden in den letzten Jahren vielfach nach Afrika exportiert, um dort auf Deponien vergraben zu werden. Ist das die ideale Lösung? Den Müll zu exportieren, weil man nicht weiß, wie man ihn sonst entsorgt? Man könnte versuchen, die Flügel aus anderen Materialien zu bauen. Aber Verbundstoffe sind ideal, weil sie leicht, stabil und gut transportierbar sind – und genau das schafft neue Schwierigkeiten.
Diese Beispiele möchte ich vorwegnehmen, weil sie auch für die Diskussion um das Klima relevant sind, wenn wir uns mit diesem Thema beschäftigen.
Vielleicht sollten wir, wenn wir über das Klima nachdenken, zunächst einmal klarstellen, dass sich das Klima in der Vergangenheit immer wieder verändert hat und sich auch in der Zukunft immer wieder verändern wird – unabhängig davon, ob Menschen dabei eine Rolle spielen oder nicht. Das ist keine strittige Frage. Jeder Klimaforscher wird das genauso bestätigen. Das ist keine Sondermeinung von mir, sondern eine allgemein anerkannte Tatsache.
Man kann das anhand von Eisbohrkernen messen. An diesen Bohrkernen lässt sich genau ablesen, wie warm es zu bestimmten Zeiten war, zum Beispiel vor tausend oder zweitausend Jahren. Daraus kann man eindeutig ableiten, dass sich das Klima immer wieder verändert hat. Gerade in Europa kennt man das Phänomen der Eiszeiten. Die letzte Eiszeit liegt einige zehntausend Jahre zurück. Man findet überall in Deutschland sogenannte Endmoränen – das sind Gesteinsablagerungen, die von Gletschern aus Skandinavien bis nach Mitteleuropa transportiert wurden. Während der Eiszeit war die Nordsee zugefroren, und riesige Gletscher schoben sich von Skandinavien bis nach Mitteldeutschland vor. Die Steine, die heute dort liegen, stammen ursprünglich aus Skandinavien und wurden durch das Eis dorthin transportiert.
Wenn man sich vorstellt, jemand hätte damals zur Zeit der Eiszeit gelebt – es gab ja schon Menschen –, dann hätte er die darauf folgende Erwärmung als eine immense Klimaerwärmung empfunden. Denn es ging damals nicht nur um ein oder zwei Grad. Bei einem Temperaturanstieg von nur ein oder zwei Grad wäre die Nordsee nicht aufgetaut, und ein Leben hier wäre weiterhin kaum möglich gewesen.
Geologen und Klimaforscher weisen also ganz klar nach, dass es in der Vergangenheit immer wieder sehr starke Klimaveränderungen gab. Man hat zudem herausgefunden, dass es gewisse Zyklen gibt, also Auf- und Abbewegungen der Temperatur auf der Erde. Diese Schwankungen finden sich in großen Zeiträumen von mehreren Jahren oder sogar Jahrtausenden. In älteren Büchern aus den 1980er Jahren warnte man sogar vor einer neuen Eiszeit, da nach diesen Zyklen eigentlich wieder eine Eiszeit fällig gewesen wäre. Man hat zudem gemessen, dass es um das Jahrtausend herum eine Warmzeit gegeben hat.
Deshalb gibt es auch Aufzeichnungen über Klimatemperaturen aus dieser Zeit. In Europa war es damals deutlich wärmer als heute. Das belegen zum Beispiel die Fahrten der Wikinger nach Nordamerika. Sie landeten auf Island und Grönland. Grönland heißt auf Deutsch eigentlich „Grünland“. Warum? Weil es damals grün war. Die Wikinger bauten dort sogar Wein an, was heute völlig unmöglich wäre. Um das Jahrtausend herum herrschte also eine Warmzeit, in der es in Europa im Durchschnitt deutlich wärmer war als heute.
Nach dieser Warmzeit kam es zu einer kontinuierlichen Abkühlung. Deshalb sagten Forscher damals, dass bald eine neue Eiszeit bevorstehe. Diese Annahme konnte man auch nachweisen. Doch seit der industriellen Revolution gibt es einen gegenläufigen Trend: Die Temperatur stagniert nicht, sondern beginnt wieder zu steigen. Das war unerwartet, denn man hätte einen weiteren Temperaturabfall erwartet.
Man begann daher zu erforschen, woran das liegen könnte. So stieß man auf den sogenannten Klimaeffekt, den wir heute meist im Zusammenhang mit CO2 hören. Der CO2-Ausstoß beeinflusst das Klima. Seit der industriellen Revolution ist der CO2-Ausstoß stark gestiegen, weil die Energieträger, die unsere Industrialisierung getragen haben – und bis heute noch tragen –, fossile Energieträger sind. Das sind zunächst Kohle, Braunkohle, Steinkohle und später Erdöl. Diese Energieträger werden verbrannt, früher vor allem in Dampfmaschinen, heute in Motoren.
Bei der Verbrennung findet eine Oxidation statt: Kohlenstoff wird mit Sauerstoff verbunden und es entsteht CO2, also Kohlendioxid. Dieses CO2 ist ein Gas, das überall um uns herum vorhanden ist. Für uns ist es an sich nicht schädlich. CO2 ist sogar für den natürlichen Kreislauf absolut notwendig, denn Menschen und Tiere atmen CO2 aus.
Das meiste CO2, das in die Atmosphäre gelangt, stammt übrigens aus dem Meer – viel mehr als der Mensch je produziert. Gleichzeitig nimmt das Meer aber auch CO2 auf. So entsteht ein relativ geschlossener Kreislauf, der oft außer Acht gelassen wird. Dennoch produziert der Mensch durch die Verbrennung fossiler Energieträger sehr viel zusätzliches CO2.
Wie läuft das nun genau ab? Die meiste Energie, die wir auf der Erde haben – abgesehen von der Energie aus der Erdtiefe –, stammt letztlich von der Sonne. Die Sonne strahlt jeden Tag enorme Energiemengen auf die Erde. Davon leben die Pflanzen, und deshalb haben wir es einigermaßen warm. Im Weltraum ist es nämlich extrem kalt, und ohne die Atmosphäre um die Erde würden wir sofort sterben.
Man kann sich das so vorstellen: Die Sonnenstrahlen, also viel mehr Energie als wir verbrauchen, fallen durch die Atmosphäre auf die Erdoberfläche. Diese erwärmt sich dadurch. Das merken wir, wenn wir spazieren gehen: Steine und Autos werden warm, und die gesamte Erde erwärmt sich.
Ein großer Teil der Sonnenenergie wird jedoch reflektiert. Das heißt, die Strahlen treffen auf den Boden, werden zurück in die Atmosphäre reflektiert und verlassen schließlich die Erde wieder in den Weltraum, wo es sehr kalt ist. Die Erde speichert also nicht die gesamte Energie, sondern nur einen Teil.
Was passiert nun durch die Anreicherung von CO2? Die Wärmestrahlung trifft auf das Kohlenstoffatom im CO2. Dieses wird dadurch angeregt, sich zu bewegen, und strahlt selbst Wärme ab. CO2 verhindert also, dass die Wärme von der Erdoberfläche ungehindert in den Weltraum entweicht. Dadurch erwärmt sich die Atmosphäre.
Man spricht heute von einer globalen Erwärmung in der Größenordnung von ein bis drei Grad Celsius. Die Auswirkungen eines solchen Temperaturanstiegs werden berechnet. Allerdings spüren wir diese Veränderung im Alltag kaum. Ein warmer Sommer allein ist kein eindeutiger Beweis, und auch mehrere warme Sommer hintereinander können nur ein Hinweis sein. Im Durchschnitt merkt man ein bis drei Grad Temperaturanstieg kaum.
Deshalb verlassen sich Wissenschaftler auf statistische Auswertungen, die über mehrere Jahrzehnte hinweg einen klaren Anstieg zeigen.
Nun muss man allerdings auch sehen, dass seriöse Klimaforscher warnen, dass CO2 gar nicht das Hauptproblem bei der Erwärmung der Erde ist. Es ist nur der einzige Faktor, den der Mensch in nennenswertem Maße beeinflussen kann. Es gibt zum Beispiel Methan, das manchmal aus der Erde aufsteigt. Unterirdisch, auch in den Meeren, gibt es große Methanknollen, die Methan freisetzen. Methan wirkt viel stärker als CO2 auf die Erwärmung der Luft.
Am stärksten wirkt Wasserdampf auf die Erwärmung der Atmosphäre. Wenn Wasserdampf in der Luft ist, wird es deutlich wärmer. Im Vergleich dazu ist CO2 relativ harmlos.
Da sich die Atmosphäre erwärmt, erwärmen sich auch die Meere. Warmes Wasser verdunstet mehr, und das führt zu einem verstärkten Treibhauseffekt durch Wasserdampf. Das bedeutet, dass CO2 zwar die Erwärmung anstößt, der Wasserdampf aber die Erwärmung der Atmosphäre noch viel stärker verstärkt.
Einige Forscher haben vorgeschlagen, künstliche Wolken über den Ozeanen zu erzeugen. Diese hellen Wolken würden die Sonnenstrahlung reflektieren und verhindern, dass die Meere zu stark erwärmt werden. Theoretisch eine gute Idee, aber bisher weiß man nicht, wie man das in großem Maßstab umsetzen könnte. Diese Methode könnte einen viel relevanteren Einfluss haben als das Einsparen von CO2.
Dass CO2 eine Erwärmung bewirken kann und auch bewirkt, ist relativ gesichert. Es gibt zwar einzelne Stimmen, die das bezweifeln, doch diese gelten als weniger seriös. Es scheint also eine vom Menschen beeinflusste Erwärmung der Atmosphäre zu geben, das muss man anerkennen.
Man kann natürlich fragen: Was ist denn daran so schlimm? Manche würden sagen, ein paar mehr Sonnentage im Sommer wären doch gar nicht schlecht. Wer die hohen Heizkosten für Öl und Gas kennt, freut sich vielleicht, dass man weniger heizen muss. Das stimmt auch.
In der öffentlichen Diskussion über die Klimaerwärmung wird jedoch oft wenig über positive Auswirkungen gesprochen. Es gibt aber durchaus auch solche Berichte. Seriöse Klimaforscher betonen, dass man nicht nur die negativen Seiten betrachten darf. Das wäre so, als würde man sagen, Autoverkehr sei nur schlecht. Man könnte dann nur aufzählen, was alles schädlich ist, aber die Vorteile, wie die schnelle Fortbewegung oder den Einsatz von Krankenwagen, ignoriert man.
Eine Erwärmung des Klimas bringt Probleme mit sich, auf die man in der Öffentlichkeit oft hingewiesen wird. Diese Probleme sind realistisch. Zum Beispiel schmelzen Gletscher und das Eis der Polkappen. Das führt zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Dadurch können Landstriche, die nahe am Meer liegen, überschwemmt werden. Viele große Städte in der Dritten Welt liegen direkt am Meer. Das könnte in Zukunft Flüchtlingsströme auslösen, wenn diese Gebiete überflutet werden.
Reiche europäische Länder haben ihre Küsten bereits mit Deichen geschützt. In den Niederlanden gibt es sogar eine ganze Provinz unter dem Meeresspiegel. Dort wurde vor knapp hundert Jahren ein großer Damm gebaut, das IJsselmeer angelegt und riesige Flächen für die Landwirtschaft gewonnen, die eigentlich unter dem Meeresspiegel liegen. Das funktioniert. Mit Technik und Geld kann man in Europa Städte relativ gut vor steigendem Wasser schützen.
In armen Ländern ist das jedoch oft nicht möglich. Dort fliehen Menschen, und es entstehen Flüchtlingsströme innerhalb der Länder, verbunden mit Verarmung.
Man weist auch darauf hin, dass Extremwetter zunehmen, und dass an manchen Orten die Landwirtschaft wegen der Erwärmung nicht mehr möglich ist. Das kann zu Hunger führen.
Viele negative Folgen sind also zweifellos vorhanden, das ist klar. Aber positive Folgen werden grundsätzlich ausgeblendet.
Ich habe schon mit Leuten darüber gesprochen, die meinten, wenn man Vorteile und Nachteile nennt, verliere man die Motivation für den Klimaschutz. Deshalb werden in der Öffentlichkeit vor allem die Nachteile betont, um eine breite Motivation für die notwendigen Einschnitte zu erzeugen.
Die von mir genannten Fakten sind allgemein bekannt und stammen nicht von irgendwelchen Spezialisten, die möglicherweise Fehler gemacht haben. Eine große Studie der UNO zeigt zum Beispiel auch positive Auswirkungen. Wenn man diese genau liest, stellt man fest, dass man eigentlich nicht von Klimaerwärmung sprechen kann, sondern von Klimaveränderung. Denn die Auswirkungen sind je nach Region sehr unterschiedlich.
Die UNO-Klimaforscher sagen, dass die Klimaerwärmung in Nordafrika sehr positive Folgen hätte, weil dort mehr Regen fallen würde und mehr Landwirtschaft möglich wäre. Das war früher auch schon so. Die Klimaarchäologie zeigt, dass weite Teile Nordafrikas vor mehreren Tausend Jahren grün waren und Landwirtschaft betrieben wurde. Dort hat sich das Klima zum Schlechteren verändert, aber mit dem jetzigen Klimawandel könnte sich das wieder zum Besseren wenden.
Auch in einigen Regionen Russlands oder Kanadas können heute Landstriche landwirtschaftlich genutzt werden, die früher nicht nutzbar waren. Dort gibt es mehr Tage mit starker Sonneneinstrahlung. Für den Getreideanbau braucht man mindestens eine bestimmte Anzahl warmer Sonnentage. Diese Flächen können nun neu genutzt werden.
Da die Klimaveränderung schneller erfolgt als durch natürliche Prozesse, kann sich die Natur oft nicht schnell genug anpassen. In Deutschland war das in den letzten Jahren ein Problem mit dem Borkenkäfer, der viele Fichten befallen hat. Riesige Flächen mussten abgeholzt werden. Das lag daran, dass es zu wenig Feuchtigkeit gab, wodurch die Bäume anfälliger wurden.
Pflanzen können nicht wegziehen, wie Tiere. Tiere können in den Norden ausweichen und so ihr Überleben sichern. Pflanzen sind an ihren Standort gebunden. Manche Pflanzen mögen das wärmere Klima und breiten sich aus oder werden vom Menschen dort gepflanzt. Andere vertragen die Veränderungen nicht und sterben aus.
Mit dem Klimawandel wird sich also auch die Vegetation verändern, ebenso die Tierwelt. Einige Tiere, die früher im Mittelmeerraum heimisch waren, sind heute bereits in der Schweiz oder Süddeutschland verbreitet und fühlen sich dort wohl. Auch bei Pflanzen gibt es positive Auswirkungen.
In Teilen Nordafrikas und auf der nördlichen Erdhalbkugel werden landwirtschaftliche Flächen neu nutzbar. Es wird auch erwartet, dass weniger Menschen an Kälte sterben. Jährlich sterben viele Tausend Menschen wegen Kälte, etwa Obdachlose oder Menschen, die nicht heizen können, zum Beispiel in Osteuropa oder Sibirien.
Das ist auch ökologisch sinnvoll, denn wie bereits erwähnt, wird weniger geheizt. Betreiber von Schwimmbädern berichten, dass sie enorme Mengen an Energie sparen, wenn die Wassertemperatur nur um zwei Grad gesenkt wird. Meist wird mit Öl oder anderen fossilen Brennstoffen geheizt. Das Herunterregeln der Temperatur spart also viel Erdöl und Erdgas.
Auch solche positiven Auswirkungen sollte man in der Diskussion berücksichtigen.
Ich will nicht sagen: „Lasst uns freuen, super, das Klima wird wärmer, weil wir jetzt Vorteile haben.“ So ist das nicht gemeint. Vielmehr geht es darum, dass eine sachgerechte Beurteilung eines herausfordernden Problems immer möglichst viele Aspekte im Blick haben sollte.
Seriöse und ehrliche Analyse bedeutet, sowohl Vor- als auch Nachteile vor Augen zu führen.
Im Rahmen der CO2-Reduktion gab es sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland in den letzten Jahren eine sehr intensive Diskussion über Elektroautos. Auch hier fehlt mir jedoch etwas.
Wenn man Artikel liest – oder zumindest die, die mir in die Hände fallen –, geht es meist darum, wie großartig Elektroautos sind und wie sie unsere Umweltprobleme lösen können, weil sie ja angeblich klimaneutral seien. Allerdings ist die Sache nicht ganz so einfach. Man muss dazu nicht auf irgendwelchen seltsamen Verschwörungsseiten suchen, sondern kann sich einfach bei offiziellen Instituten und Universitäten informieren, die das untersuchen. Dann merkt man, dass es nicht so einfach ist.
Was wahrscheinlich inzwischen jeder weiß, weil es auch schon breit diskutiert wurde, ist das große Problem mit den Batterien. Der Lithiumabbau verursacht Umweltprobleme, zum Beispiel in Südamerika. Dort klagen Bauern, die wegziehen mussten, weil durch den Abbau von Lithium enorme Staubmengen entstehen, die alles zerstören und ersticken. Außerdem sinkt das Grundwasser, da für den Abbau sehr viel Wasser benötigt wird. Landwirtschaft ist dort kaum noch möglich. Trotzdem wird der Abbau weiter betrieben, weil Lithium sehr viel Geld einbringt. Hier entsteht also ein neuer ökologischer Schaden, um einen anderen zu vermeiden.
Außerdem gibt es noch keine endgültige Lösung, was mit den ausgedienten Batterien geschehen soll. Kürzlich habe ich einen Artikel gelesen, der beschreibt, dass die Herstellung dieser Autobatterien – vor allem bei größeren Autos – enorm viel Energie verbraucht. Ich habe daraufhin nachgeschaut und bin auf den „Faktenfinder“ gestoßen, ein Angebot der öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland. Dort wurde eine Behauptung überprüft und das Ergebnis war, dass die Energie für Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern etwa halb so groß ist – zumindest beim Betrieb.
Als ich mir die Berechnungen genauer angesehen habe, fiel mir auf, dass dort viele Annahmen getroffen wurden, zum Beispiel, dass ein Auto nur eine bestimmte Kilometerzahl fährt. Das trifft auf manche Fahrzeuge zu, daher kann man sagen, dass die Rechnung für diese Fälle sinnvoll ist. Für Menschen, die viel fahren, sieht die Energiebilanz jedoch ganz anders aus. Wenn man ein sparsames Auto hat, merkt man, dass der Gesamtverbrauch – Herstellung, Betrieb und Lebensdauer – ungefähr auf dem gleichen Niveau wie bei einem Elektroauto liegt.
Ein weiterer Punkt ist die Batterielebensdauer. Aktuell hält eine Batterie etwa 150.000 Kilometer, dann muss sie ersetzt werden. In Ländern, in denen sich die Menschen nicht so schnell ein neues Auto leisten können, fahren sie ihre Autos viel länger. Wenn ich zum Beispiel in Rumänien bin und Leute besuche, fahren sie oft 300.000 bis 400.000 Kilometer mit ihrem Verbrenner. Das bedeutet, dass sie schon die dritte Batterie hätten. Das muss man in solchen Überlegungen mit einbeziehen.
Außerdem habe ich letzte Woche eine Statistik gelesen, nach der die Reparatur von Elektroautos im Durchschnitt etwa 30 Prozent teurer ist. Das liegt an verschiedenen Faktoren, die dort auch aufgeführt wurden.
Ich möchte hier nicht sagen, dass Elektroautos schlecht sind – das soll niemand falsch verstehen. Ich glaube, Elektromobilität ist ein Teil der Lösung, vor allem für den innerstädtischen Verkehr und lokale Mobilität. Sie ist viel hilfreicher als Verbrennungsmotoren bisher waren. Aber Fachleute, die sich damit beschäftigen, sagen, dass die derzeitigen Konzepte keine Lösung für die Ersetzung des Gesamtverkehrs sind. Die Batterieentwicklung ist nur ein Punkt, es gibt noch andere wichtige Aspekte.
Was mich stört, ist die oft zu einseitige Argumentation. Es werden uns Lösungen präsentiert, die sehr perfekt klingen. Selbst der „Faktenfinder“ der deutschen Medien hat eingeräumt, dass selbst bei flächendeckender Umstellung auf Elektroautos die Einsparung fossiler Brennstoffe wahrscheinlich nur etwa 20 Prozent beträgt. Manche denken vielleicht, Elektroautos sparen 50 oder 100 Prozent Energie ein, aber tatsächlich sind es nur etwa 20 Prozent.
Zwar sind 20 Prozent schon eine Menge, aber ehrlich gesagt wird das die Klimaveränderung nicht verhindern. Das sagen sogar Anhänger von Greenpeace oder WWF. Sie betonen, dass die Klimaveränderung kommen wird, egal was wir tun. Selbst wenn wir in der Schweiz alle Fabriken abstellen und alle Autos stilllegen, wird die Klimaveränderung nicht sofort gestoppt. Denn das kann man nicht von heute auf morgen umsetzen. Zudem ist die Schweiz – und auch Europa insgesamt – viel zu klein, um einen wirklich großen Effekt zu erzielen.
Denn allein das Wachstum der Industrie in China oder Indien frisst alles, was wir hier einsparen, wieder auf. Wir vergessen manchmal, dass Europa nicht der Nabel der Welt ist – auch wenn wir hier leben und das schön finden. Die Schwerindustrie wird in Deutschland oft ins Ausland verlagert, in Länder mit weniger strengen Umweltauflagen. Die Fertigprodukte kommen dann zurück nach Deutschland. Dadurch schützen wir zwar hier die Umwelt und reduzieren den CO2-Ausstoß, aber in Ostasien steigt der CO2-Gehalt. Das hilft dem globalen Klima natürlich nicht.
Ähnlich verhält es sich bei Fluggesellschaften, die behaupten, klimaneutral zu sein. Was bedeutet das? Sie verbrauchen zwar weiterhin Kerosin, arbeiten aber daran, den Verbrauch zu reduzieren, zum Beispiel durch effizientere Turbinen, wie Airbus es tut. Doch oft wird auch einfach CO2 durch das Bezahlen von Aufforstungsprojekten kompensiert. Dabei handelt es sich meistens um Wälder, die sowieso gepflanzt worden wären. Die Fluggesellschaften kaufen diese Zertifikate und behaupten dadurch, klimaneutral zu sein. Das ist keine ideale Lösung, weil tatsächlich nicht eingespart wird, sondern die Industrie sich nur schönrechnet.
Insgesamt braucht es mehr Ehrlichkeit in dieser Diskussion. Es muss das Positive und das Negative betrachtet werden, um echte Schritte zur Veränderung zu ermöglichen. Dabei sollte man verschiedene Optionen im Blick behalten, damit man nicht nach 20 Jahren merkt, dass man in einer Sackgasse gelandet ist.
Zum Thema Wachstum: Die EU hat knapp über 400 Millionen Einwohner. Indien allein hat etwa 1,2 bis 1,3 Milliarden Menschen – also ungefähr dreimal so viele wie Europa. Dort boomt die Industrie, und es ist schwierig, den Menschen dort Verbote aufzuerlegen. Manche Inder sagen mir, dass wir erst die Umwelt verschmutzt haben, um reich zu werden, und jetzt erwarten, dass sie einsparen. Das klingt nicht ganz ehrlich. Gleichzeitig verlangen wir, dass sie die Technologie kaufen, die wir produzieren – oft teuerere, umweltschonende Technik. Das interessiert viele Inder jedoch nicht.
Ich war zum Beispiel in einer indischen Gemeinde, in der die Hälfte der Menschen unter Atemproblemen leidet, weil die Luftverschmutzung enorm ist. Die Firmen können sich oft keine besseren Anlagen leisten, und die Menschen sagen: „Ich habe wenigstens Arbeit und muss nicht mehr hungern. Früher haben meine Eltern gehungert, jetzt haben wir wenigstens genug zu essen. Früher mussten wir als Familie in einem Zimmer wohnen, jetzt haben wir zwei Zimmer.“ Soll man ihnen das verbieten? Das ist schwierig.
Auch China steuert derzeit wieder in Sachen Bevölkerungspolitik um. Die lange Ein-Kind-Politik wird aufgehoben, und es gilt jetzt eine Drei-Kind-Politik. Das liegt daran, dass Fachleute und Bevölkerung eine Überalterung feststellen. China hat ein riesiges Altersproblem, ähnlich wie Europa, aber sogar noch ausgeprägter. In Europa hat jede Frau im Durchschnitt etwa 1,3 bis 1,4 Kinder, was zu einer sinkenden Bevölkerung und Überalterung führt. Mit nur einem Kind wäre das Problem noch größer. Deshalb wird jetzt umgesteuert.
Diese wachsende Bevölkerung will ebenfalls Wohlstand und Teilhabe am globalen Konsum. Das erfordert vielleicht ganz andere, weltweite Lösungen. Diese können uns aber nicht aus der Pflicht nehmen, hier vor Ort Verantwortung zu übernehmen. Es geht nicht, dass wir nur für uns sorgen.
Eine wichtige Frage ist auch, wie wir als Christen auf diese Herausforderungen antworten. Das wäre eine bedeutende Frage, die es wert ist, weiterverfolgt zu werden.
Und hier erlebe ich manche Christen, was ich sehr schade finde. Sie sagen mir: „Ach, Michael, das ist doch alles total egal. Die Welt geht doch sowieso den Bach runter. Wir lesen doch in der Bibel, dass Gott am Ende alles vernichten wird und eine neue Erde und einen neuen Himmel aufbauen wird. Also lasst uns ordentlich noch nutzen, was wir nutzen können.“
Da muss ich sagen: So geht das nicht. So geht das nicht, denn was Gott mit der Erde eventuell tut und will, das ist nicht unsere Sache. Wir sind hier auf der Erde aus biblischer Sicht nur Nutznießer. Wir sind diejenigen, die das geliehen bekommen haben für die Zeit, die wir hier auf der Erde leben. Wir kennen ja alle den Spruch: „Das letzte Hemd hat keine Taschen.“ Was nehmen wir denn hier mit? Und was haben wir wirklich beigetragen?
Wer hat denn die ganzen Erze geschaffen? Wer hat all das gemacht, was wir nutzen? Das hat Gott gemacht. Das lesen wir auch in der Bibel: Er hat es gemacht und hat es uns als Menschen zur Verfügung gestellt. Wir dürfen sehr wohl die Welt auch gestalten. Das wird ja Adam und den ersten Menschen auch gesagt: „Ihr sollt den Garten, in dem ihr gesetzt werdet, bebauen, und dann kommt aber das Bewahren.“ Warum? Weil es Gottes Eigentum ist.
Auch in den Psalmen, wenn wir sie lesen, wird ganz deutlich: Gott ist derjenige, der die Berge geschaffen hat, die Tiere und alles Mögliche. Gott ist auch derjenige, der die Ökosysteme geschaffen hat, bei denen wir ganz erstaunt sein können, dass diese Ökosysteme viel, viel besser sind als das, was Menschen je entwickelt haben.
Denn auch Stoffkreisläufe, die wir versuchen zu entwickeln, mit Altpapier oder Ähnlichem, sind alle viel schlechter. Es bleibt immer Müll übrig, es bleibt immer Umweltschaden zurück. Die Ökokreisläufe, die Gott entwickelt hat, funktionieren seit Jahrtausenden. Sie funktionieren so perfekt, dass nichts Schädliches übrig bleibt.
Denken wir mal: Der Mensch atmet sein CO2 aus, die Pflanzen nehmen es wieder auf, und alle profitieren davon. Win-Win-Situation sozusagen. Und das kann Gott machen, und das tut er auch. Das bewahrt uns auch davor, dass bei den Fehlern, die wir ökologisch machen, sofort alles zusammenbricht. Denn Gott hat die Natur relativ stabil geschaffen, sodass sie sehr viel vertragen kann, sich selbst reguliert und neu darauf reagiert, ohne dass eine totale Katastrophe ausbricht.
Wenn wir also nur diejenigen sind, die leihweise darüber verfügen, bedeutet das, dass wir nicht willkürlich damit umgehen dürfen. Das wäre ähnlich, als wenn ihr jemanden in eure Wohnung einladet, ihr dann in den Urlaub fahrt und die Wohnung einer anderen Person überlasst. Wenn ihr zurückkommt und alles kurz und klein geschlagen ist, was würdet ihr denken? So war das nicht gedacht. Du konntest die Wohnung zwar nutzen, aber nicht kaputt machen. Ich hoffe, ihr denkt so, sonst lade ich euch nicht ein.
Und genau so ist das bei Gott auch: Gott hat uns die Erde in relativ gutem Zustand übergeben. Jetzt dürfen wir sie nutzen, und sie wirft so viel ab, dass wir Energie, Nahrung und vieles mehr haben. Aber es gibt Grenzen. Wir sollen die Erde nicht willkürlich zerstören, weil sie Gottes Eigentum ist und wir sie nur als Leihgabe haben. Ganz abgesehen davon, dass wir uns damit selbst den Ast absägen, auf dem wir sitzen.
Das scheint jedem einleuchtend, selbst denen, die nicht an Gott glauben. Wenn wir die Natur kaputt machen und damit viel Geld verdienen, am Ende kann man Geld nicht essen. Es ist dann nur buntes Papier. Wenn die Ökologie so kaputt ist, dass man nicht mehr atmen und nicht mehr essen kann – wie das in manchen sehr industrieverseuchten Gebieten der Fall ist – dann ist es aus.
Deshalb sollten wir auch aus egoistischem Interesse darauf achten, die Umwelt nicht zu zerstören oder zu beschädigen.
Ist es jetzt einfach sinnvoll, jedem der großen Ökotrends zu folgen? Diese werden mit der Klimaerwärmung nicht aufhören. Wer meint, wir schaffen das, indem wir unsere Autos abschaffen, Heizungen abschalten, nicht mehr fliegen und Plastik verbannen – der irrt. Das ist nicht alles.
Ich könnte euch gleich zehn weitere Punkte nennen, die von politischen Gruppen wie den Grünen kommen und die noch folgen werden. Das ist damit nicht zu Ende. Schon vor der Klimaerwärmung gab es viele andere Probleme wie Wasserknappheit, Bleivergiftung und vieles mehr, an denen noch gearbeitet wird. Diese Probleme bleiben auch bestehen, selbst wenn das Klima stabil sein sollte.
Wir sind also in einer dauerhaften Herausforderung, wie wir mit der Natur umgehen.
Hier gibt es eine Leitlinie, die wir als Christen exklusiv haben und die uns eine große Hilfe sein kann. Denn eines werdet ihr schnell beobachten: Umweltfragen werden heute sehr schnell ideologisiert.
Das ist manchmal so, dass Jugendliche berichten, ihr Lehrer habe sie richtig unter Druck gesetzt, bei Fridays for Future mitzumarschieren. Wenn sie dann sagen, sie sehen das anders, wird ihnen vorgeworfen, sie wollten die Umwelt zerstören.
Das erinnert an frühere ideologische Bewegungen. Die Nazis in Deutschland waren eine Jugendbewegung, weil sie sagten: „Wir verändern Deutschland, wir machen Reformen, endlich haben wir Freiheit und Nationalstolz.“ Die russische Revolution war ebenfalls eine Jugendbewegung. Junge Leute, die optimistisch in die Zukunft schauen, werden angesprochen mit dem Argument: „Siehst du, es läuft alles schlecht, ich kann dir genau sagen warum. Wenn du jetzt aktiv wirst, können wir alles verändern und eine neue Gesellschaft aufbauen.“
Allerdings, wenn wir auf die Geschichte schauen, merken wir, dass es hinterher anders lief, als ursprünglich gedacht. Deshalb sollten wir vorsichtig sein, wenn jetzt so stark ideologisiert wird.
Ich habe mit einer Studentin gesprochen, die Umweltpsychologie studiert hat – das gibt es in Göttingen – und sie sagte, es sei problematisch. Sie fragte sich, ob sie als Christ das wirklich machen kann, weil man lernt, wie man in Medien oder Stadtverwaltungen Menschen dazu bringt, ökologische Ziele zu übernehmen, auch mit Teilwahrheiten.
Genau das habe ich hervorgehoben: Teilwahrheiten. Warum? Weil am Ende wichtig ist, dass wir die Umwelt retten, und nicht, dass wir die Wahrheit sagen.
Ich kann euch ein Beispiel nennen: Vor etwa zwanzig Jahren gab es eine große Aktion von Greenpeace und anderen Organisationen gegen Shell. Shell wollte eine Ölplattform in der Nordsee versenken, weil sie ausgedient hatte. Greenpeace mobilisierte die Öffentlichkeit mit Schreckensmeldungen über Altöl und Meeresverseuchung. Shell sagte, das sei teuer und nicht nötig.
Am Ende organisierten sie einen Boykott, die Leute tankten nicht mehr bei Shell. Daraufhin zog Shell die Plattform an Land und entsorgte sie dort. Als man später maß, wie viel Öl tatsächlich enthalten war, war es nur ein kleiner Bruchteil dessen, was Greenpeace behauptet hatte. Als man Greenpeace damit konfrontierte, sagten sie: „Es wäre trotzdem besser so.“
Das zeigt, und das meinten auch die Studenten der Umweltpsychologie, dass das problematisch ist. Man hat ein gutes Ziel, und um dieses zu erreichen, werden Wege gewählt, die nicht ganz demokratisch oder objektiv sind. Wenn man objektiv vorgeht, gibt es endlose Diskussionen, die viel zu lange dauern.
Wenn man überzeugt ist, dass der Weltuntergang vor der Tür steht, verstehe ich das. Dann greift man auch zu unrechtmäßigen Mitteln oder nicht ganz wahrheitsgemäßen Aussagen. Aber ist das in diesem Fall tatsächlich so?
Ich habe gesagt, Klimaschwankungen gab es in der Erdgeschichte schon, die viel größer waren als die heutigen. Ist das wirklich der Weltuntergang, wie er uns vor Augen gemalt wird?
Ich hoffe, niemand versteht mich falsch: Ich bin dafür, dass man umweltschonend arbeitet und überflüssige CO2-Emissionen reduziert. Aber wir Christen sollten darauf achten, dass keine Ideologisierung entsteht.
Vor genau dieser Ideologisierung warnt uns der Apostel Paulus im Römerbrief. Er sagt: Alle Menschen wissen, dass es einen Gott gibt, aber sie haben Gott verworfen und beginnen, die Schöpfung anzubeten und nicht mehr den Schöpfer.
Ich glaube, hier können wir als Christen etwas in die Diskussion einbringen und einbringen sollen. Denn wenn man die Schöpfung, also die Natur, vergöttlicht, macht man einen großen Irrtum.
Die Natur ist nicht göttlich, nicht heilig, nicht perfekt, nicht vollkommen. Sie ist nicht einmal gut für den Menschen. Ich habe heute Abend damit begonnen: Die Natur ist im Kern für den Menschen schädlich.
Deshalb leben wir ja auch nicht einfach in freier Natur und essen, was dort wächst. Alles, was wir essen – selbst Öko-Nahrung – ist über Jahrhunderte gezüchtet worden, damit wir es so haben, wie wir es wollen.
Wir sind froh, dass wir heute nicht mehr so schnell sterben wie früher. Noch vor zweihundert Jahren, vor der industriellen Revolution, wurde nur die Hälfte der Kinder erwachsen. Die andere Hälfte starb vorher.
Das ist Natur. Natur ist auch Corona, das sind Viren, Bakterien. Sie haben keine Rücksicht auf Menschen. Wenn der Mensch ihr Wirt ist, kommen sie. Bandwürmer zum Beispiel.
Wenn man nach Afrika geht, wo es weniger Medizin gibt, merkt man das. Unsere Tochter war ein Jahr in Benin. Sie erzählte, dass dort ein Wurm unter der Haut kriecht – das sieht man. Das ist Natur.
Wir sollten Natur nicht romantisieren. Nein, Natur ist brutal und rücksichtslos, aber auch schön.
Warum brutal und rücksichtslos? Die Bibel sagt, weil sie vom Sündenfall gekennzeichnet ist. Gott hat die Welt ursprünglich perfekt und gut gemacht. Der Mensch hat sich von Gott abgewandt. Damit ist der Mensch und auch seine Umwelt aus der Fürsorge Gottes herausgefallen.
Seitdem läuft vieles schief. Es gibt Katastrophen, Irrtümer, Mutationen und anderes, was Gott ursprünglich nicht vorgesehen hat.
Wir leben also nicht mehr in der perfekten Natur, die Gott ursprünglich geschaffen hat. Wir sollten sie nicht vergöttlichen.
Das ist etwas, was unsere Gesellschaft sehr stark braucht. Sie hat oft den Eindruck, Christen nähmen das nicht ernst. Doch wir sollten es ernst nehmen, aber auch bremsen: Passt auf, dass ihr die Natur nicht vergöttlicht.
Und passt auf, dass wir Entscheidungen nicht aus Panik treffen. Wenn man eine große Katastrophe vor Augen hat, reagiert man oft panisch, aber manchmal auch falsch.
Es gibt Menschen, die bei einem Brand ins Feuer rennen, weil sie schnell aus dem Haus wollen, obwohl das falsch ist. Oder bei einem Schiffbruch trinken manche Meerwasser, obwohl das schneller tötet.
Wenn Menschen panisch werden, treffen sie oft keine guten Entscheidungen. Genau das wird teilweise erzeugt.
Erinnert euch an 2019: Jeden Tag gab es Meldungen über die Klimaerwärmung. Manche Menschen bekamen Depressionen, weil sie dachten, sie könnten kaum etwas tun, und die Welt ginge bald unter.
Wir sollten Hoffnungsbringer sein. Ja, wir als Christen tun etwas und sind bereit, mitzutragen und uns zu engagieren. Vielleicht bringen wir ganz neue Ideen ein, auf die andere nicht kommen.
Ein Beispiel ist Toni Rinaldo. Er ging in den 70er Jahren als Missionar nach Afrika und unterstützte lange Zeit Aufforstungsprogramme der UNO. Dabei wurden hunderte Millionen D-Mark oder Dollar investiert, mit relativ beschränktem Erfolg.
Er betete als Christ darum, dass Gott einen anderen Weg zeigt. Dann entdeckte er, dass im Boden Reste von Wurzeln sind, die man mit einfachen Mitteln wieder fruchtbar machen kann.
Heute ist dieses Prinzip, für das er vor einigen Jahren den Alternativen Nobelpreis bekam, viel effektiver als die Bemühungen der UNO und kostet viel weniger.
Er ist als Berater in vielen Ländern, gerade an der Sahara, eingeladen und hat große Flächen begrünt. Länder, die vor 20 oder 30 Jahren Hungerländer waren, können heute landwirtschaftliche Güter exportieren.
Immer wenn er auftritt, spricht er offen vom Glauben – mit Regierungsleuten, Bauern und anderen, die er darin schult, wie man wieder Grün aus dem Boden holt.
Das finde ich genial.
Wenn du bei Fridays for Future mitmarschierst, kannst du das machen. Muss jeder selbst entscheiden. Aber du bist eine kleine Nummer. Was am Ende daraus wird, hast du kaum Einfluss.
Du bringst Leute zu politischen Entscheidungen, die vielleicht gut sind, vielleicht nicht. Du musst darauf vertrauen.
Manchmal ist es herausfordernder, im persönlichen Umfeld umweltfreundlich zu handeln, weil wir Gott dafür verantwortlich sind – und auch der übrigen Menschheit.
Vielleicht können wir in manchen Ländern mit einfachen Mitteln schon viel erreichen. In Indien zum Beispiel kann man mit Solarpanelen schnell etwas bewirken.
Oder wir haben mit einer Organisation, mit der ich mitarbeite, in Rumänien Dörfer unterstützt, die keinen Strom haben. Dort kann man mit Wechselrichtern und kleinen Investitionen umweltfreundlich Strom erzeugen. So müssen sie nicht an Kohlekraftwerke angeschlossen werden.
Vielleicht gibt Gott uns auch Weisheit, wie Toni Rinaldo, der auf geniale Ideen kommt und viel leistet. Weil Gott ihm die Idee gab und er Glauben mit praktischem Handeln verbindet: Glaube für die Seele und das Praktische für das Äußere.
Ich glaube, wenn wir darüber nachdenken, kann uns Gott solche Ideen geben.
Das sollte unsere christliche Reaktion sein: Nicht ideologisieren, uns nicht in Panik versetzen lassen, Hoffnungsbringer sein und trotzdem auf Ehrlichkeit pochen.
Vor- und Nachteile müssen benannt werden, damit wir gute Ergebnisse erzielen können. Wir müssen sehen: Aha, das bringt etwas, das kostet etwas, und dann daraus Schlussfolgerungen ziehen.
Damit bin ich am Ende, weil die Zeit abgelaufen ist. Sonst gäbe es noch einiges zu sagen.
Wenn ihr noch mehr darüber wissen wollt, empfehle ich mein Buch mit dem Titel „Prima Klima“. Einige Exemplare habe ich hier vorne und lege sie später beim Ausgang aus. Ihr könnt euch gerne eins mitnehmen. Ich bitte um fünf Franken dafür, die ihr einfach da reinlegt.
Dort findet ihr unterhaltsame, verständliche und bibelorientierte Informationen. Es ist eine individuelle Diskussion über Klimaerwärmung, politische Programme und auch eine biblische Reflexion, wie wir sachgemäß damit umgehen.
Gut, das war es.
Gibt es noch Fragen? Ganz so schnell lassen wir dich nicht gehen, Michael. Ganz herzlichen Dank bis dahin.
Wie gesagt, jetzt gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ich würde mit dem Mikrofon kommen, dann könnt ihr eure Hand heben und ich gebe euch das Wort, damit man euch gut hört.
Also, jetzt sind Fragen, eigene Erfahrungen, Ergänzungen oder Statements möglich, falls euch etwas einfällt.
CO2 ist nachweislich erwärmend. Wie sieht es aber mit Methan aus? Es ist ja etwa zwanzig Mal wirksamer. Genau, darauf habe ich hingewiesen. Noch schlimmer ist jedoch Wasserdampf. Wir sind sehr stark auf CO2 fixiert. Manche Klimaforscher sagen mir auch, dass sie die öffentliche Diskussion so nicht verstehen. Sie meinen, das sei politisch gewollt.
Wenn man viele Gase und Probleme nennt, werden viele Menschen überfordert, sagen die Berater. Deshalb konzentriert man sich auf eine Sache, die man relativ gut handeln kann, und auf andere, auf die wir wenig oder keinen Einfluss haben, wie zum Beispiel Wasserdampf. Wie gesagt, Wasserdampf ist viel, viel schlimmer als CO2.
Beim CO2 muss man immer im Blick behalten, dass nur ein ganz gewisser Teil überhaupt in unserer Verfügungsgewalt liegt. Zum Beispiel gab es 2019 einen riesigen Waldbrand in Australien. Innerhalb mehrerer Wochen wurde so viel CO2 freigesetzt, wie die gesamte australische Industrie in einem ganzen Jahr produziert. Und jetzt gab es riesige Brände in Sibirien. Das heißt, es sind oft Flächen von mehreren Kilometern betroffen, auf denen Holz abbrennt. Das ist immens viel CO2, das da auf einmal freigesetzt wird.
Auch Vulkanausbrüche und das Meer spielen eine Rolle. Aus dem Meer kommt sehr viel, darunter verschiedene Gase wie Methan und CO2. Das sind alles Punkte, die der Mensch sehr wenig beeinflussen kann. Niemand will Waldbrände, aber man kann sie kaum steuern. Deshalb konzentriert sich die Politik auf das Machbare, was durchaus vernünftig ist.
Allerdings sollte man das auch so kommunizieren. Man sollte nicht den Eindruck erwecken, dass die Klimaerwärmung einfach verschwindet, weil alle Elektroautos fahren. Vielmehr sollte man sagen, dass wir vielleicht etwa 20 Prozent der Ursachen beeinflussen können. Das probieren wir, und das könnte dazu führen, dass es vielleicht ein Grad weniger warm wird. Das sind realistische Vorgaben. Dann muss man sehen, ob man das will und wie viel Mühe, Arbeit und Geld man dafür investieren möchte.
Wenn man aber den Eindruck erweckt, dass allein das Einsparen von CO2 die Klimaerwärmung stoppt, ist das ein Trugschluss. Methan, Wasserdampf und andere Gase spielen ebenfalls eine Rolle. Auch die Erdoberfläche beeinflusst das Klima. Zum Beispiel wird auf dunkler Erde sehr viel Wärme aufgenommen und nicht ins Weltall reflektiert, was die Klimaerwärmung verstärkt.
Je nachdem, was man anbaut und wie man Meere oder Festland gestaltet, verändert sich das Klima unabhängig vom CO2. Es gibt viele Faktoren. Die Einengung auf CO2 ist wissenschaftlich eigentlich unzulässig.
Mich würde interessieren: Der Wasserkreislauf ist ja immer gleich, das Wasser wird ja nicht plötzlich mehr. Wie ist das mit dem Wasserdampf? Ich verstehe das nicht ganz. Erwärmt sich das Wasser durch CO2 und Methan, entsteht mehr Dampf. Würde es nicht auch weniger Dampf geben, wenn weniger CO2 und Methan vorhanden wären?
Genau, das ist die Hoffnung. Man geht davon aus, dass CO2 eine Art Initialzündung ist. Wenn es etwas wärmer wird, steigt mehr Wasserdampf auf. Man versucht, das rückgängig zu machen. Es gibt auch Konzepte, direkt bei dem stärksten Klimaerwärmer einzugreifen – also beim Wasserdampf, nicht beim CO2. Wenn man es schaffen könnte, dass sich die Meere weniger stark erwärmen, könnte man den Wasserdampf reduzieren.
Es gibt verschiedene Ansätze, wie man an verschiedenen Stellen in die Klimaerwärmung eingreifen kann. Unabhängig davon gibt es immer natürliche Schwankungen der Temperatur, wie Eiszeiten, auf die der Mensch keinen Einfluss hat. Da sind wir ausgeliefert. Auch Sonnenflecken und Vulkanausbrüche beeinflussen das Klima. Zum Beispiel gab es im 19. Jahrhundert mehrere Missernten in Europa, weil es durch Vulkanausbrüche deutlich kühler wurde. Die Aschewolken lagen in der Stratosphäre.
Es gibt also verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen. Wenn es keinen menschlichen Einfluss gäbe, vermuten die meisten Klimaforscher, dass im 20. Jahrhundert eine nächste Eiszeit bevorstehen würde.
Die Methangase stammen vor allem von Tieren, oder?
Ja, von Tieren und zum Teil vom Erdboden beziehungsweise Meeresboden. Methan entsteht auch durch Zersetzung, wenn Bakterien biologischen Abfall abbauen. Es sind aber nicht nur Methan, es gibt viele Gase, die klimaschädlich sind. Methan steht auch im Zusammenhang mit der Diskussion über vegetarische Ernährung. Vegetarisch leben ist in den letzten Jahren sehr verbreitet und beworben worden. Man versucht, Argumente für vegetarische Ernährung zu sammeln, und Methan, besonders von Kühen und deren Verdauung, ist dabei ein Thema.
Was die tatsächliche Reduktion der Klimaerwärmung durch vegetarische Ernährung bringt, kann keiner genau sagen. Aber Methan ist klimaschädlich. Hier sollte man genau hinschauen, genau abmessen und die Kosten und Effekte bewerten.
In Deutschland gibt es zum Beispiel Menschen, die keine Kinder mehr bekommen wollen – auch mit der Begründung, dass Kinder viel CO2 erzeugen. Ich finde das sehr an den Haaren herbeigezogen. Viele nutzen die Diskussion, um Entscheidungen, die sie ohnehin getroffen haben, zu rechtfertigen. Das ist zweifelhaft.
Vielleicht noch eine Frage: Du hast erwähnt, dass es ohne Menschen vielleicht bald eine Eiszeit gäbe. Wie einig ist sich die Wissenschaft, wenn es um den Einfluss geht, wie viel Grad die Erde in den nächsten 100 bis 150 Jahren wärmer wird? Sind Prognosen von 1 bis 3 Grad verlässlich? Was empfiehlst du für den Umgang mit solchen Diskussionen?
Wissenschaft macht immer Wahrscheinlichkeitsaussagen. Wenn ein Arzt sagt, wie hoch die Überlebenschance bei Krebs ist, ist das auch eine Wahrscheinlichkeit. Wissenschaft kann keine absolut sicheren, unbezweifelbaren Aussagen machen.
Man kann Faktoren messen und Prognosen mit Computerprogrammen erstellen. Das Ergebnis hängt davon ab, welche Faktoren berücksichtigt wurden und wie sauber die Daten sind. Nach jahrzehntelanger Klimaforschung spricht viel dafür, dass der starke CO2-Ausstoß durch die industrielle Revolution zur Klimaerwärmung beigetragen hat.
Die Erwärmung wird im Rahmen von 1 bis 3 Grad liegen, manche sagen auch bis zu 4 Grad, aber meist 1 bis 3 Grad in den nächsten 50 bis 100 Jahren. Diese Prognose ist relativ sicher, basierend auf den heute verfügbaren Daten.
Natürlich weiß niemand, welche Daten wir in 50 Jahren haben werden. In der Wissenschaft entscheidet man immer nach dem aktuellen Stand. Man kann nicht darauf hoffen, dass sich das Problem von selbst löst. Es kann sein, dass die Situation schlimmer oder weniger schlimm ist, weil manche Faktoren nicht erkannt wurden.
Entscheider sind auf die momentan vorliegenden, möglichst seriösen wissenschaftlichen Daten angewiesen. Diese deuten auf eine Erwärmung und negative Auswirkungen hin. Allerdings gibt es auch positive Effekte des Klimawandels, die in der Diskussion zu wenig Beachtung finden, weil schnell Panik entsteht.
Das ist ein Problem. Bevor man Milliarden ausgibt und Entscheidungen trifft, sollte man ehrlich kommunizieren: Was erreicht man wirklich mit der Maßnahme? Was kostet sie? Welche Alternativen gibt es? Und welche positiven Auswirkungen haben andere Optionen oder auch eine Erwärmung?
Viele Politiker sagen, das sei zu kompliziert, man könne dann keine Entscheidungen mehr durchsetzen, also vereinfacht man. Das ist problematisch. Dann basiert die Politik nicht nur auf wissenschaftlicher Unsicherheit, sondern oft nur auf einer Interpretation der Fakten. Das ist gefährlich.
Ein Beispiel aus der Vergangenheit: In den 1950er und 1960er Jahren wurden in Deutschland viele Flüsse begradigt, weil man dachte, das verringere Überschwemmungen. 20 bis 30 Jahre später stellte man fest, dass es mehr Überschwemmungen gab. Deshalb entfernt man heute den Beton wieder und lässt Flüsse natürlicher fließen, um die Fließgeschwindigkeit zu verringern und Überflutungsflächen zu schaffen.
Das zeigt, dass man sich sicher war und Daten hatte, die das bestätigten, aber es sich als falsch herausstellte. Das darf uns aber nicht davon abhalten, Entscheidungen zu treffen. Wir müssen sie treffen, aber im Rahmen dessen, was wir wissen.
Vor 20 Jahren war das Ozonloch ein Riesenthema, ähnlich wie heute die Klimaerwärmung. Kannst du dazu etwas sagen? Hat sich das Ozonloch geschlossen? Man hört kaum noch etwas darüber.
Das ist ein wichtiger Punkt. Im Moment scheint die Klimaerwärmung mit CO2 das größte Umweltproblem zu sein. Früher war das Ozonloch Thema. Damals ging es darum, FCKW in Klimaanlagen und Sprühflaschen zu verbieten. Das wurde stark diskutiert und politisch und ideologisch aufgeladen.
Die Leute hatten große Angst, niemand wollte mehr in die Natur gehen, aus Furcht vor Hautkrebs. Jeder hatte ein schlechtes Gewissen, wenn er eine Sprühflasche benutzte. Heute merkt man, dass das Thema weniger präsent ist. Das zeigt, dass man sich sehr stark auf ein Thema konzentriert und es übertrieben wird. Das kann problematisch sein.
Das Ozonloch ist weiterhin ein Problem, aber nicht mehr so groß, wie damals angenommen. Es hängt nicht nur von Sprayflaschen ab, sondern von vielen Faktoren. Selbst wenn diese wegfallen, gibt es weiterhin Veränderungen.
Das ist ein heikler Punkt: Wenn ein Thema wegfällt, wird es ein neues geben. Dann wird wieder Panik gemacht, dass Himmel und Erde daran hängen. Das ist schon mehrfach passiert.
Zum Beispiel beim Club of Rome und dem Bericht „Global 2000“ unter Präsident Carter in den 1980er Jahren. Das war eine Art Bibel der Ökologen. Dort wurden Prognosen für das Jahr 2000 und darüber hinaus gemacht. Viele dieser Prognosen sind nicht eingetroffen.
Zum Beispiel wurde damals erwartet, dass der Peak Oil, also der Höhepunkt der Ölförderung, Anfang der 2000er Jahre erreicht wird und dann drastisch abnimmt. Spätestens 2020 sollte kein Öl mehr verfügbar sein. Heute wissen wir, dass das nicht so ist.
Das heißt nicht, dass wir weiter Öl verschwenden sollen. Aber man hatte damals zu wenig berücksichtigt, dass immer wieder neue Quellen entdeckt und neue Methoden entwickelt werden, wie das Fracking, mit dem man Öl aus zuvor unerreichbaren Flächen gewinnt.
Das zeigt, dass man von damals ausgehend ernsthafte Schlussfolgerungen gezogen hat, von denen einige eingetreten sind, andere nicht.
Ich finde das sehr spannend. Ich habe einige Bücher der Ökobewegung aus den 1950er bis 1970er Jahren zuhause. Manchmal schaue ich sie mir an, auch zur Warnung. Manche Gefahren sind real, aber oft wurde übertrieben.
Apokalyptische Bilder können Menschen schnell dazu bringen, das zu tun, was man will. Das ist eine Gefahr. Häufig werden solche Themen von Menschen bestimmt, die keine Fachkenntnis haben und nicht direkt betroffen sind.
Zum Beispiel in Deutschland: Es wird diskutiert, wie wichtig es ist, den Wolf wieder anzusiedeln. Es gibt große Wolfsrudel. Ich spreche mit Bauern in Ostdeutschland und Bayern, die klagen, dass Wölfe statt der Wildtiere lieber Schafe fressen, weil die leichter zu fangen sind.
Durch Einschränkungen bei der Jagd gibt es auch viele Wildschweine, die keine natürlichen Feinde haben. Wölfe fressen keine Wildschweine, weil sie zu gefährlich sind. Wildschweine in großen Rudeln zerstören in einer Nacht ganze Felder.
Das zeigt, dass die Natur nicht einfach so zurückkehrt, wie sie vor 500 Jahren war. Es gibt neue Faktoren, die das Ökosystem verändern. Das sieht man auch bei Waschbären, die sich stark vermehren, weil sie unter Naturschutz stehen und in menschlichen Siedlungen leben.
Oder Marder, die auf Dächern leben, sich rasant vermehren und nicht gefangen oder getötet werden dürfen. Sie mögen die Zivilisation lieber als die freie Natur.
Diese Beispiele mögen sinnvoll oder nicht sein, aber oft entscheiden Menschen in Städten, die mit den negativen Auswirkungen nichts zu tun haben. Man sollte auch die Menschen hören, die mit den Folgen leben müssen.
Das wäre ein anderes Thema, aber es zeigt, dass nach dem Ozonloch immer neue Themen kommen werden. Wir sollten sie angehen, aber ohne Panik – wie auch schon beim Ozonloch. Man sollte offen reden und Entscheidungen treffen.
Manchmal fühlen sich Menschen hinterher betrogen, wenn sie sich erinnern, dass schon einmal der Weltuntergang vorhergesagt wurde. Dann entsteht Misstrauen gegenüber solchen Meldungen, manchmal zu Recht, weil sie einseitig präsentiert werden.
Noch eine Frage zum Schluss: Du hast die Ursache und Wirkung dargelegt. Die Ursache wird oft auf CO2 reduziert. Politisch werden Gesetze erlassen, Klimaziele definiert, global und national. Regierungen werden angehalten, bis 2030 oder 2050 die CO2-Emissionen zu halbieren oder zu eliminieren. Was hältst du davon?
Ich halte das für sehr problematisch. Plötzlich bestimmen Leute mit, die nicht demokratisch gewählt sind und kein politisches Mandat haben, aber das öffentliche und politische Leben stark beeinflussen.
In Deutschland zum Beispiel wird ein Jugendlicher von Kanzlerin Merkel eingeladen, der dann fordert, noch extremere Maßnahmen zu ergreifen. Viele finden das mutig, aber vergessen, dass diese Politik uns alle betrifft.
Ich habe Beispiele genannt: In Deutschland darf man bald keine Öl- und Gasheizungen mehr einbauen. Was macht man dann? Umweltfreundlichere Heizungen gibt es oft noch nicht flächendeckend.
Oder die Anschaffung von Autos, Steuern, die Abschaffung von Inlandsflügen in Europa. Das sind konkrete Entscheidungen mit hohen Kosten.
Noch nie war der Energiepreis in Deutschland so hoch wie heute, auch für Strom. Wir hoffen, dass zukünftig viele Autos mit Strom fahren, aber es ist absehbar, dass durch den Rückbau von Windrädern die Stromerzeugung aus Wind abnimmt.
Der Strom muss bezahlt werden, und die Preise werden weiter steigen – wegen höherer Nachfrage und weil der Staat Einnahmen generieren muss. In Deutschland macht der Staat den Energiepreis stark mit. Bei Benzin sind etwa 80 Prozent des Preises Steuern.
Wenn weniger Auto gefahren wird, fallen diese Steuereinnahmen weg. Deshalb werden andere Energiequellen teurer besteuert.
Das heißt, der Staat ist der größte Einflussfaktor auf die Energiepreise, kein freier Wettbewerb. Die Preise werden garantiert steigen.
Das hat viele Auswirkungen, die politisch nicht klar kommuniziert werden. Zum Beispiel werden CO2-Zertifikate für Benzinpreise 2024 steigen, unabhängig von den Weltmarktpreisen. Das zahlt jeder.
Das betrifft auch die Plastikherstellung, Aluminiumverarbeitung und viele Arbeitsplätze.
Man rechnet, dass in der deutschen Automobilindustrie, einem wichtigen Arbeitgeber, 20 bis 30 Prozent der Beschäftigten ihren Job verlieren könnten, weil viele Teile für Elektroautos aus Asien importiert werden.
Das hat enorme gesellschaftliche Auswirkungen.
Das wird in der Diskussion kaum klar gesagt und geschieht oft nicht demokratisch. Der Druck kommt von außen, von nicht gewählten, nicht politischen Organisationen, die aber Realpolitik betreiben – und zwar in großem Ausmaß.