Persönliche Vorstellung und Begrüßung
Verheiratet mit Silvia, hat er das Visionsseminar in Liebenzell besucht – damals noch in den Siebziger- und Achtzigerjahren – und ist von Anfang an aktiv als Missionar, Evangelist und Gemeindebauer tätig. Er hat Gemeinden mit aufgebaut, unter anderem bei Karlsruhe und Mannheim, und ist jetzt in Hünfeld bei Fulda aktiv.
Die freie christliche Gemeinde Hünfeld ist dort ebenfalls tätig. Außerdem ist er Leiter und Herausgeber der Zeitschrift der Konferenz für Gemeindegründung. Sie hat viele Bücher geschrieben und betreibt einen Verlag sowie einen christlichen Mediendienst. Im Nebenraum ist ein ganzer Büchertisch aufgebaut, den er uns später noch persönlich vorstellen wird.
Ich wünsche dir viel Kraft und Segen sowie uns allen offene Herzen.
Herr Präsident, liebe Lothar, vielen Dank für die freundliche Begrüßung! Ich freue mich, dass ich zum ersten Mal hier bei euch in Pforzheim sein darf. Zunächst muss ich erst einmal genau die Reihen durchschauen, um zu sehen, wen ich hier noch kenne, abgesehen von der Familie Gassmann und den Eberts.
Ich sehe viele junge Leute und sogar Männer, die zu einem Eheseminar gekommen sind – das ist etwas ganz Besonderes. Denn manchmal sagen Männer zu ihren Frauen: „Frau, da gehst du mal hin, da geht es um die Ehe.“ Aber hier sind mutige Männer, die sogar selbst zu den Ehevorträgen gekommen sind. Schön!
Einführung in das Thema Ehe und Bibeltext
Ja, ich wollte noch etwas ergänzen zu dem, was Lothar schon gesagt hat. So soll nicht unbedingt die heutige moderne Familie aussehen. Das wollte ich damit nicht sagen, das ist auch nicht meine Familie.
Das ist meine Frau, mit der ich inzwischen 30 Jahre verheiratet sein darf – das größte irdische Geschenk, das Gott mir gemacht hat. Das ewige Leben ist mehr, aber das größte irdische Geschenk, das Gott mir gemacht hat, ist meine Frau. Und das sind unsere beiden Kinder: Benjamin, 27 Jahre alt, und Amelie, 24 Jahre alt. Beide wollen in diesem Jahr heiraten. So etwas kann passieren, gell?
Und das Allerschönste ist, wir bekommen einen russlanddeutschen Schwiegersohn. Neulich hat mich jemand getröstet und gesagt, das sei gar nicht so schlimm. Also nein, nein. Unsere Gemeinde ist ähnlich aufgebaut wie eure, auch gemischt aus russlanddeutschen Geschwistern und den Hiesigen, wie ihr uns nennt. Wir kennen ihn schon lange, er ist mit uns aufgewachsen.
Das Thema von heute Abend lautet „Bausteine einer glücklichen Ehe“. Lothar hat eben schon aus dem Epheserbrief Kapitel 5 gelesen, und ich möchte sozusagen die Fortsetzung machen. Ich werde Epheser 5,21-33 lesen.
Ich möchte euch ermutigen, die Bibel zu den Vorträgen mitzubringen. Wisst ihr warum? Wenn der Vortrag langweilig ist, könnt ihr wenigstens ein bisschen in der Bibel hin- und herblättern. Also bringt ruhig die Bibel mit! Aber das ist nicht der wahre Grund. Ich glaube, unsere Bibeln sollten so bunt aussehen wie die Insel Mainau zur Zeit der Tulpenblüte. Ich hoffe, ihr wisst, wie die aussieht, und wie Christoph Kolumbus auf der Landkarte alle Entdeckungen eingetragen hat.
Ihr seid doch eine Bibelgemeinde, oder? Ihr heißt jedenfalls so. Darum bringt die Bibel zu euren Versammlungen mit und auch zu den Ehevorträgen. Dann könnt ihr auch prüfen, ob es sich so verhält, wie ich es euch auslege. Das müsst ihr tun, das ist eure Verantwortung bei allen Predigern, die hier kommen – ganz besonders bei denen von außen.
Auslegung des Epheserbriefs zum Thema Ehe
Ich lese Epheser 5, die Verse 21 bis 33 – natürlich kennt ihr das alle. Manche haben darüber schon gepredigt, hier von den Brüdern, manche hatten es vielleicht als Trautext bei ihrer eigenen Hochzeit. Wollen wir es noch einmal neu hören?
Paulus schreibt: Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi. Die Frauen ordnen sich ihren eigenen Männern als dem Herrn unter. Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, er als des Leibes Heiland.
Wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so ordnen sich auch die Frauen den Männern in allem unter.
Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen, sie reinigend durch das Wasserbad im Wort. Damit er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen hat, sondern heilig und tadellos ist.
So sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt letztlich sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch Christus die Gemeinde. Denn wir sind Glieder seines Leibes.
Deswegen zitiert Paulus von den ersten Seiten der Bibel: "Deswegen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein."
Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde.
Dann zieht er einen Strich unter das Gesagte und fasst mit folgenden Worten zusammen: Jedenfalls auch ihr, jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst, die Frau aber, dass sie Ehrfurcht vor dem Mann habe.
Soweit dieser Abschnitt aus dem Wort Gottes.
Die Ehe als belagerte Festung und die Bedeutung des Gebets
Der irische Dramatiker George Bernhard Hans Schorr hat einmal einen sehr interessanten Vergleich verwendet. Er sagte, die Ehe – er meint die heutige moderne Ehe – gleicht einer belagerten Festung. Die Draußen wollen hinein, und die Drinnen wollen hinaus. Manchmal jedenfalls wollen diejenigen, die drinnen sind, hinaus.
Hier sind viele junge Leute, und natürlich sind noch nicht alle verheiratet. Sie würden auch alle gerne heiraten, am besten noch bis zum Mai, im Mai 2016. Dann sind hier auch einige, die schon eine Weile verheiratet sind. Und da ist vielleicht auch schon mal der Gedanke aufgekommen: Wie komme ich hier eigentlich wieder raus? Gibt es hier einen Notausgang, einen Hinterausgang?
Oh nein, gibt es nicht. Eine Ehe soll ein Leben lang halten, nach Gottes Willen. Damit das so sein kann, muss man vorher schon lange beten, dass Gott einem den richtigen Ehepartner zeigt.
Die Mädchen fangen so ungefähr mit acht Jahren an, für den zukünftigen Ehepartner zu beten. Da spielen die Jungs noch mit Lego und anderen Sachen. Und irgendwann, so mit achtzehn, neunzehn, klickt es dann auch mal bei den Jungs – bei manchen auch schon ein bisschen früher. Aber spätestens dann, wenn man merkt: Da ist jemand, den man sehr mag und zu dem man sich hingezogen fühlt.
Dann sollte man aber allerspätestens anfangen zu beten, um Gottes gute Führung in dieser Frage zu bitten. Denn schon weltliche Dichter haben gesagt: Drum prüfe, was sich ewig bindet – nicht, ob sich noch etwas Besseres findet, sondern ob das wirklich der Wille Gottes ist.
Die Bausteine einer Ehe – Verlassen und Anhängen
Ich nenne jetzt die Bausteine nacheinander. Wir gehen am Text entlang und nehmen die Verben heraus, die Tätigkeitsworte – das sind die Bausteine. Damit kann man eine Ehe aufbauen, und es beginnt mit dem tatsächlichen Verlassen von Vater und Mutter.
Schaut, der Apostel zitiert hier Gottes Grundordnung für die Ehe überhaupt in der Bibel, 1. Mose 2,24. Dort steht: „Deswegen wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen.“
Jetzt sagt ihr vielleicht: Wieso denn nur der Mann? Die Frau muss doch auch Vater und Mutter verlassen. Ja, natürlich! Aber Paulus macht hier in diesem Abschnitt immer wieder eine Korrelation, also er stellt eine Beziehung her zwischen Christus und der Gemeinde. Christus hat den Vater im Himmel verlassen und sich eine Braut herausgerufen unter den Nationen, und viele von uns gehören dazu durch Gottes große Güte.
So wird es hier von dem Mann gesagt, aber natürlich muss auch die Frau Vater und Mutter verlassen. Der erste Baustein heißt also tatsächlich verlassen. Eine Ehe beginnt mit dem Verlassen von Vater und Mutter. Hier ist ein Verlassen im guten Sinn gemeint, in Dankbarkeit für all das Empfangene im Elternhaus natürlich und in Ehrerbietung. Unsere Eltern bleiben unsere Eltern, solange sie leben. Wollen wir sie ehren? Und doch muss ein Schnitt geschehen, denn eine Ehe ist etwas Neues, eine neue Keimzelle der Gesellschaft, wenn wir das mal so sagen dürfen. Da muss ein wirkliches Verlassen stattfinden.
Ich erzähle ein Beispiel, dann wird deutlich, was ich meine. Ich kenne ein Ehepaar, die hatten geheiratet und sogar eine separate Wohnung bezogen. Aber weil die Mutter des jungen Ehemannes auch in derselben Stadt lebte, ging er mittags zum Mittagessen immer zu seiner Mama, anstatt zu seiner jungen Frau. Die saß zuhause, hatte gekocht, und ihr Mann kam nicht – er ging zur Mama.
Ja, wahrscheinlich hat die Mama besser gekocht: den Borsch und die Pilimenje, Ploff, Ciborecki, Mante und was es da alles gab. Vielleicht hat die Frau ihm Dosenfutter hingesetzt in den ersten Ehewochen oder noch manches Brandopfer auf dem Herd gebracht – kann auch sein, ich weiß es nicht. Aber sie hat sich das eine Weile angeschaut und dann hat sie sich den Gemahl vorgeknöpft und gesagt: „Mein lieber Gatte, mit wem bist du eigentlich verheiratet? Mit mir oder mit deiner Mama? Und jetzt überlegst du dir gut.“
Er hat es sich überlegt und ging von da an zu seiner jungen Frau. Ich ging zu seiner betagten Mama und erklärte ihr, dass ihr Sohn richtig handelt. Ihr lieben ältere Muttis, zum Glück sind nicht so viele hier. Ich wollte gerade sagen: Schaut mich nicht so streng an, weil ich ja nicht gesagt habe, dass der Sohn nicht einmal bei der Mama essen darf. Das darf er, aber doch nicht, wenn seine Frau auf ihn wartet zu Hause.
Es geht gar nicht ums Essen. Es geht darum: Die beiden haben geheiratet, sie müssen irgendetwas besprechen, was ihre Ehe angeht. Dann geht er zu seiner Mama und sie geht zu ihrer Mama. Und wenn sie ganz schlau sind, kommen sie zurück und sagen: „Meine Mama hat gemeint, wir sollen das so machen.“ Na, dann wird der andere begeistert sein. Das geht nicht. Die beiden müssen die Dinge zuerst miteinander besprechen.
Wenn sie nicht weiterkommen, kann man den Vorschlag machen: „Meinst du, wir sollen mal unsere Eltern fragen?“ – „Ja, gute Idee, machen wir.“ Das ehrt die Eltern sogar, man darf die Eltern fragen. Aber erst muss man miteinander reden, sonst kommen große Probleme.
Ich habe eben gesagt: Dieses junge Ehepaar hatte eine separate Wohnung. Also wohnen sie nicht mehr bei den Eltern oder bei den Schwiegereltern. Jetzt ist das ja nicht immer so. Manchmal wohnt man im selben Haus mit Eltern und Schwiegereltern. Da passiert gar nichts, wenn ein Baby mal so ein paar Laute von sich gibt. Das haben ja auch alle gemacht, als wir so klein waren. Und die Eltern haben das voll im Griff, da bin ich absolut sicher. Da passiert also überhaupt nichts. Das gehört dazu, zu solchen Versammlungen.
Ich freue mich, dass auch die Kinder hier bei uns sind. Ich sagte, manchmal wohnen sie bei den Eltern oder Schwiegereltern im Haus – das ist gut. Aber da müssen genaue Absprachen getroffen werden. Da kann nicht einfach die Mama oder Schwiegermama in die Wohnung hineinlaufen, ohne anzuklopfen oder zu klingeln, am Ende bis ins Schlafzimmer hinein. Das geht nicht, sonst gibt es Riesenprobleme.
Aber wenn da gute Absprachen sind, dann ist das ein großer Segen, wenn mehrere Generationen in einem Haus zusammenleben. War früher immer so.
Und ihr lieben Eltern, die ja schon erwachsene Kinder habt, die geheiratet haben: Ich bitte euch, haltet euch zurück! In diese jungen Ehen hinein zu regieren, da können Eltern ganz große Schuld auf sich laden und sich mitschuldig machen am Zerbrechen einer solchen Ehe. Lasst sie los, lasst sie ihre eigenen Fehler machen. Das habt ihr auch gemacht, als ihr jung verheiratet wart.
Lasst sie bitte heilige Zurückhaltung walten. Wenn unsere Kinder uns fragen, dann kommen wir mit Blaulichtgefahren und helfen ihnen. Aber wenn sie nicht fragen, dann halten wir uns ganz, ganz vorsichtig zurück. Das bedeutet Verlassen für beide Seiten – ganz wichtig.
Der zweite Baustein heißt Anhängen. „Deswegen wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen.“ Ihr wisst, das Alte Testament, aus dem Paulus hier zitiert, ist ursprünglich in hebräischer Sprache geschrieben. Ich bin kein großer Hebräer, Lothar kann das sicher besser. Aber da steht ein Wort im Hebräischen, das bedeutet, die beiden werden zusammengelötet. Wir würden heute sagen, zusammengeschweißt werden, ganz fest miteinander verbunden.
Das ist eine Eheschließung, es ist ein Bund, der vor Gott geschlossen wird, und wörtlich heißt es „zusammengelötet werden“. Warum ist das so wichtig? Weil Löten die denkbar festeste Verbindung war, die man im Altertum kannte. Man konnte sich nichts Fester Verbundenes vorstellen, als wenn es zusammengelötet war.
Hier sind viele Männer, die wissen das: Metalle werden erhitzt und mittels eines Zusatzstoffes miteinander verschmolzen, sozusagen, und das reißt nicht mehr. Das ist denkbar fest miteinander verbunden.
Das sind Gottes Gedanken über eine Ehe. Mit anderen Worten: Jetzt können wir Ehe definieren. Ehe ist eine lebenslange Treuebindung zwischen Mann und Frau, zwischen Mann und Frau.
Das wird man nicht mehr lange öffentlich so sagen dürfen, aber ich hoffe, wir sagen es dann immer noch, auch wenn uns Repressalien drohen – also Ungemach vonseiten der Medien oder vonseiten der Politik. Das wird die Bibel immer sagen und sagt sie: ewig gültig, Ehe ist zwischen Mann und Frau.
Umgang mit Ehekrisen und persönliche Erfahrungen
Und nun komme ich an einen Punkt, und ich hoffe, ihr merkt, dass ich das sehr behutsam und liebevoll sagen möchte. Ihr Lieben, ich weiß, dass Ehen auch zerbrechen können. Das weiß ich. Leider musste ich das selbst schon schmerzlich mitansehen.
Meine Frau und ich ringen seit vielen, vielen Jahren um Ehen, die in gewisse Krisen gekommen sind. Manchmal konnten wir es nicht verhindern, dann sind Ehen zerbrochen. Dabei wollen wir auf niemanden einen Stein werfen, der das erlitten hat. Ich ahne, wie viel Jammer und Herzeleid das für die Betroffenen mitbringt – und womöglich auch für die Kinder, die involviert sind und mitbeteiligt.
So, bitte hört mir in Ruhe zu: Als meine Frau und ich geheiratet hatten, war unser erstes Ehejahr das schwierigste von allen, die wir bis jetzt hatten. Ich hoffe, wir werden nie mehr so ein Ehejahr erleben.
Warum? Meine Frau kommt aus Österreich, aus Kärnten. Ich komme aus Hessen, aus der Nähe von Kassel. Zwischen uns liegen tausend Kilometer und auch ein bisschen verschiedene Kulturen. Bis zu unserer Hochzeit hatten wir uns ungefähr ein Dutzend Mal gesehen. Man denkt zwar, man kennt sich schon gut, aber so gut kennt man sich nicht wirklich.
Wenn man dann zusammenleben muss – auf engem Raum, Tag und Nacht, rund um die Uhr – dann lernt man sich wirklich kennen. Unser erstes Ehejahr war deshalb noch gar nicht so glücklich.
Als meine Frau das mal geäußert hat, habe ich gesagt: Lass uns mal einen langen Spaziergang machen. Wir lebten damals in Karlsruhe, nicht weit weg von hier. Die ersten fünf Ehejahre haben wir dort verbracht.
Dann sind wir im Karlsruher Schlossgarten an einem Montagnachmittag spazieren gegangen. An diesem Nachmittag habe ich zu meiner Frau gesagt: „Silvia, wir haben Anfangsschwierigkeiten, unsere Rädchen laufen noch nicht gut zusammen. Weißt du was? Lass uns auf die Knie gehen, lass uns Gott um Hilfe anrufen. Und lass uns nicht so stolz sein, auch Menschen um Hilfe zu bitten. Aber wir wollen zusammen alt werden. Scheidung kommt für uns nicht in Frage – für uns beide.“
„Wir löschen das Wort Scheidung von unserer Festplatte. Wir denken nicht daran, wir reden nicht leichtfertig davon, wir drohen nicht damit. Es kommt für uns nicht in Frage“, habe ich damals an jenem Nachmittag gesagt. Und noch etwas: „Für uns gibt es nur die Flucht nach vorne, nicht zurück. Wir laufen nicht auseinander, sondern wir wollen an unserer Ehe arbeiten.“
Dieser Spaziergang, dieser Nachmittag hat unsere junge Ehe aufs richtige Gleis gesetzt.
Wenn wir heute Hochzeitstag haben – nicht jetzt im Februar, denn wer heiratet da schon? – aber wenn wir im Sommer wieder Hochzeitstag haben, dann schauen wir auf ein Ehejahr zurück, das schöner, harmonischer und inniger ist als alle zuvor.
Ich kann euch heute hier bezeugen, dass ich meine Frau viel mehr liebe als am Tag unserer Hochzeit. Weil wir gewachsen sind in unserer Ehebeziehung, weil sie schöner geworden ist und ich hoffe, auch mehr zur Ehre Gottes.
Das Geheimnis des Ein-Fleisch-Seins
Dritter Baustein
Deswegen wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.
Ein Fleischsein ist der dritte Baustein. Viele deuten das nur als das körperliche Zusammensein von Mann und Frau, als leibliche Vereinigung. Das bedeutet aber viel mehr. Ein Fleischsein heißt, nach Geist, Seele und Leib zusammenzuwachsen.
Man bleibt sein ganzes Eheleben lang zwei verschiedene Persönlichkeiten. Mann und Frau sind unglaublich verschieden im Wesen und in ihren Bedürfnissen. Doch auf eine geheimnisvolle Weise wachsen sie zusammen und werden ein Fleisch.
Ich habe einmal gehört, wie jemand sagte, dass ein Ehepaar, das viele glückliche Jahre miteinander verbracht hat und sich dabei oft verliebt in die Augen geschaut hat, manchmal sogar einander ähnlich wird – bis in die Gesichtszüge hinein, bis in die Physiognomie.
Da bin ich allerdings sehr skeptisch. Vor allem seit ich gehört habe, dass manche Hundebesitzer Ähnlichkeiten zwischen sich und ihrem Hund behaupten. Und einigen würde ich das auch sofort abnehmen, wenn ich die zwei sehe. Die haben sich wohl auch lange angeschaut, scheinbar.
Na gut, lassen wir das lieber dahingestellt sein.
Die Aufforderung zur Liebe in der Ehe
Vierter Baustein: Lieben
Ihr seht, ich nehme die Verben, die Paulus hier verwendet, vom Geist Gottes inspiriert. Diese Verben sagen am meisten über die Tätigkeiten des Liebens aus.
Als der Brief zum ersten Mal in der Gemeinde in Ephesus verlesen wurde, sind die Männer an dieser Stelle zusammengezuckt. Paulus schreibt plötzlich: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat.“
Ich möchte Paulus menschlich fragen: Warum hast du nicht geschrieben: „Ihr Männer, liebt eure Frauen so, wie sie euch lieben“? Das wäre doch schon eine Herausforderung gewesen – für manche unter uns, für mich auf jeden Fall.
Ich habe für mich beobachtet, dass Frauen sich leichter tun mit dem Lieben. Das trifft vielleicht nicht auf jede einzelne Frau zu, die es auf der Erde gibt, aber insgesamt schon. Sie tun sich leichter mit dem Lieben. Sie lieben ihre Männer, sie lieben ihre Kinder, sie sind überdurchschnittlich oft in sozialen Berufen tätig und wahrscheinlich auch überdurchschnittlich oft in sozialen Netzwerken. Allerdings habe ich dafür keine verlässliche Statistik, lassen wir das also offen.
Frauen sind beziehungsorientierter als wir oft schrecklich sach- und projektorientierten Männer. Ich bin so einer. Ja, ich kann schrecklich sach- und projektorientiert sein, und ich glaube, manche Männer verstehen mich hier ganz gut.
Deshalb schreibt Paulus hier dreimal an uns Männer, sogar mit Imperativ: „Ihr Männer, liebt eure Frauen!“
Ich stelle nur eine Frage – ich will niemandem zu nahe treten, damit ihr mich später nicht an den Ohren zieht. Könnte es sein, liebe Männer, dass hier eine Schwachstelle bei uns ist? Warum muss Paulus das hier dreimal erwähnen, dass wir Männer unsere Frauen lieben sollen?
Und dann vergleicht er das nicht mit der irdischen oder menschlichen Ebene, sondern mit der Liebe Christi zur Gemeinde. Ich glaube, wir alle wissen, wie Jesus Christus die Gemeinde geliebt hat.
Schaut: Wenn jemand Zeit für einen anderen opfert, ist das schon etwas. Wenn er Kraft opfert, vielleicht sogar Geld oder ein Stück seiner Gesundheit, ist das bemerkenswert. Aber wenn er sein Leben für den anderen gibt – mehr können wir nicht geben, mehr konnte auch er nicht geben.
So sehr hat er die Gemeinde geliebt. Er hat sie opferstark geliebt, bis zur Hingabe seines Lebens am Kreuz. So sollen wir Männer unsere Frauen lieben.
Viele Männer haben vor der Hochzeit zu ihren Frauen gesagt: „Weißt du, wenn wir mal verheiratet sind, werde ich dir die Sterne vom Himmel holen.“ Zwei Jahre später holen sie nicht mal mehr das Mineralwasser aus dem Keller.
Glaubt ihr, das ist Liebe? Das ist warme Luft, die in die Gegend geblasen wird. Manche haben gesagt: „Ich werde dir jeden Wunsch von den Augen ablesen.“ Nach der Hochzeit stellte die Frau fest, dass sie einen Analphabeten geheiratet hat, der gar nicht lesen kann.
Lassen wir diese Sprüche lieber. Die Bibel fordert uns auf, nicht nur mit Worten zu lieben, sondern in Tat und Wahrheit.
Letzte Woche war unsere Spülmaschine kaputt. Sie hat einfach gesponnen, ging nicht mehr, da war nichts zu machen. Wir dachten schon, wir müssen den Kundendienst rufen. Die Maschine war voll bis oben hin, und meine Frau musste zu einem Frauentreffen in der Gemeinde.
Da wusste ich, was ich zu tun hatte: Ausräumen, alles mit der Hand spülen, alles wieder einräumen, und nochmal die anderen Sachen spülen, die sich schon angesammelt hatten. Als sie zurückkamen, war alles gespült.
Ich sage das nicht, um hier anzugeben. Aber versteht ihr: Da wusste ich, dass ich keine Ehevorträge halten kann, wenn die Spülmaschine kaputt ist. Dann bin ich als Ehemann dran – und du auch, wenn das mal bei dir passiert.
Wir werden selten Gelegenheit haben, physisch unser Leben für unsere Frauen zu geben. Aber ich glaube, wir Ehemänner können jeden Tag ein bisschen sterben für unsere Frauen. Ein bisschen von unserem Egoismus, unserem Bedientwerdenwollen, unseren Paschaallüren können wir jeden Tag ein bisschen sterben – du auch.
Wenn du ein geistlicher Mensch bist und weißt, dass das unsere Berufung als Christen ist, wirst du damit einverstanden sein – auch wenn es manchmal Überwindung kostet.
Unterschied zwischen Lieben und Verliebtsein
Wo liegt eigentlich das Problem? Das Problem liegt hier: Wir verwechseln fast automatisch Lieben mit Verliebtsein – fast automatisch, wir alle.
Wo ist der Unterschied? Schaut: Die beiden sind verliebt, das sieht man ja. Sie haben so ein schönes Gefühl, der Himmel ist rosarot, es hängt voll Geigen, und man hat Schmetterlinge im Bauch oder wie man das auch nennt. Man ist verliebt, denkt an den anderen, hört seine Stimme, sieht ihn, wünscht sich, mit ihm zusammen zu sein oder ist mit ihm zusammen und ist verliebt. Schön! Wunderbar, Gott hat uns so geschaffen, dass wir uns in einen Menschen verlieben können.
Aber Fachleute sagen uns, der Zustand des Verliebtseins hält maximal zwei Jahre, in den meisten Fällen aber kürzer: zwei Monate, zwei Wochen, ja manchmal sogar nur zwei Tage. Dann tritt ein Mensch hervor mit Ecken und Kanten, ein Egoist, der haben will, ein Sünder, der an mir schuldig werden kann, der Bedürfnisse gestillt haben will und so weiter.
Und dann ist das Verliebtsein über alle Berge. Viele laufen auseinander, weil sie nicht verstehen, dass Verliebtsein ein schönes Gefühl ist, Liebe aber etwas ganz anderes.
Ein Freund von mir, der schon im Himmel ist – Ernst G. Maier war sein Name – hat einmal in einem Studienheft über die Ehe zehn Kennzeichen echter Liebe genannt. Und die haben es in sich:
Echte Liebe ist aufopfernd. Gott hat uns nicht platonisch geliebt, also nur ideenhaft, sondern er hat seinen Sohn für uns gegeben, sein Liebstes. Echte Liebe ist aufopfernd.
Echte Liebe erzeugt immer Respekt und Achtung vor der anderen Person. Wenn man jemanden liebt, wird man ihn nicht mit Worten, Gesten oder Verhaltensweisen erniedrigen, zur Minna machen, zur Schnecke machen, wie wir sagen, also verbal missbrauchen. Das wird man nie tun, wenn man einen Menschen liebt.
Echte Liebe ist nicht nur körperliche Anziehung. Das gehört dazu, das ist schön, aber es kann eine Zeit in einer Ehe geben, in der wegen Krankheit, Alter, Gebrechlichkeit oder Pflegebedürftigkeit gar nicht mehr viel oder gar nichts mehr mit körperlicher Anziehung ist. Die Liebe zwischen den beiden kann dann schöner und reiner sein als je zuvor.
Echte Liebe wächst auch ohne ständige körperliche Berührung. Ihr habt vorhin meinen Sohn gesehen. Auch er will dieses Jahr heiraten. Er hatte einmal eine Freundschaft mit einem Mädchen, bei der er schlechte Erfahrungen gemacht hat. Danach hat er sich vorgenommen: Wenn er noch einmal mit einem Mädchen eine Beziehung eingeht, soll das erstens seine Frau werden, und zweitens wird er sie nicht berühren – außer die Hand zu geben – bis zu dem Tag seiner Hochzeit.
Bis jetzt hat er das mit Gottes Hilfe durchgehalten. Sie halten nicht Händchen, geben sich keine Küsschen hier und da. Sie wollen ganz rein und keusch in die Ehe gehen. Hoffentlich gibt ihnen der Herr Gnade, das bis zum zwanzigsten August durchzuhalten. Ja, es sind noch einige Monate, aber wir freuen uns sehr darüber und unterstützen ihn darin.
Echte Liebe versucht, eine Beziehung aufzubauen. Eine Ich-Du-Beziehung wird durch Kommunikation aufgebaut, nicht durch Händchenhalten. Man muss viel miteinander reden, die gemeinsamen Zukunftsvorstellungen harmonisieren, über alles sprechen. So wird eine Beziehung aufgebaut.
Echte Liebe übernimmt Verantwortung für die andere Person. Man will nicht nur Lust genießen, sondern ist auch bereit, Last zu tragen.
Echte Liebe kann warten. Jakob diente bekanntlich sieben Jahre für Rahel. Echte Liebe kann warten. Und da muss ich immer wieder den jungen Mädchen sagen, auch den Mädchen hier heute Abend: Ich sage dir eins: Wenn der Kerl vor der Hochzeit nicht warten kann, dann sind das genau die Männer, die auch später in der Ehe nicht warten können. Und da muss man auch aufeinander warten – jeden Monat einmal, in Zeiten von Schwangerschaften, nach Geburten, bei beruflicher Abwesenheit, bei Krankheitszeiten und so weiter.
Es ist gut, wenn man das schon vor der Hochzeit lernt, aufeinander zu warten. Ich sage nicht, dass das immer leicht ist, weil es die beiden zueinander zieht, aber es ist gut, wenn wir das lernen. Das lässt uns reifen, und wir werden nicht krank dabei, im Gegenteil.
Echte Liebe ist eine Verpflichtung, eine Bindung fürs ganze Leben. Vorhin haben wir gesagt: eine lebenslange treue Bindung. Das gefällt mir, dieser Ausdruck.
Und echte Liebe ist auch eine geistliche Gemeinschaft. Da steht der Herr Jesus in der Mitte. Da kann man zusammen beten. Die beiden haben etwas über sich hinaus. Sie haben nicht nur sich, sondern beten gemeinsam etwas an – nämlich den lebendigen Gott, Jesus Christus. Sie beten ihn an, und er ist in der Mitte. Er ist der Dritte bei dieser dreifachen Schnur, die gedreht wird, nach dem Buch Prediger.
Und das Schönste, was man über eine Ehe sagen könnte, wäre: Wenn sie ein Abbild der Liebe Christi wäre. Wenn man sagen könnte: Schau mal, wie dieser Ehemann mit seiner Frau umgeht, er erinnert mich an Christus. Diese Ehefrau, wie sie ihren Ehemann respektiert und achtet, sie erinnert mich an die Gemeinde. Wäre das nicht fantastisch, wenn unsere Ehen dahin wachsen könnten? Das wünsche ich mir.
Gebetsanliegen für die Ehe und Umgang miteinander
Als ich vor einigen Jahren meine Ehe vor meinem inneren Auge Revue passieren ließ, hatte ich genug Grund, mich zu beugen und zu schämen über all das, was zu kurzgekommen ist, über Mangel und Defizite. Dabei habe ich mir Gebetsanliegen für unsere Ehe aufgeschrieben, die ich seitdem ungezählte Male vor Gott gebracht habe. Ich hoffe, meine Frau hat etwas davon gemerkt, dass ich so bete. Ich hoffe, sie hat es bemerkt.
„Schenke uns bitte liebevolles Reden und einen liebevollen Umgang miteinander. Da beginnt es. In manchen Ehen herrscht ein Thron wie auf dem Kasernenhof, und da kenne ich mich aus – das könnt ihr mir glauben, da war ich lange genug bei dem Haufen. Lass mich Wertschätzung, Anerkennung, Lob und Ermutigung ausdrücken. Nicht nach dem schwäbischen Motto – das darf man ja hier in Baden sagen – die Schwaben haben so ein Motto: ‚Nicht geschimpft ist gelobt genug.‘ Nein, das ist nicht genug gelobt. Verzeihung an alle Schwaben, ich habe nichts gegen irgendwelche Landsmannschaften. Ich liebe Schwaben, Badener, Hessen, Bayern und alle miteinander – kein Problem. Lass mich Wertschätzung ausdrücken, das muss ausgedrückt werden. Bewahre mich bitte vor unnötiger Kritik.
Wisst ihr, was ich glaube? 95 Prozent aller Kritik, die wir als Eheleute aneinander üben, ist überflüssig wie ein Kropf. Da müssten wir nur einmal runterschlucken, und dann wäre es gut. Ich habe mir schon vor längerer Zeit vorgenommen, meine Frau, wenn es irgendwie geht, überhaupt nicht mehr zu kritisieren. Ihr lieben Ehemänner, schaut mich mal alle bitte an, habt ihr das gehört? Überhaupt nicht mehr zu kritisieren! Wisst ihr, wie sehr das die Qualität eurer Ehe steigern wird? Nicht mehr kritisieren! Und wenn es doch sein muss, wie es hier steht, dann in Liebe den Arm um sie legen und das ganz lieb sagen – und nicht hinknallen. So kann es sowieso niemand annehmen. Wenn es hingeknallt wird, ist es für keinen Menschen auf dieser Erde möglich, das anzunehmen.
Lass mich in Zeiten der Krankheit und Schwachheit besonders beistehen und ermutigen! Die Frau ist das schwächere Gefäß, sie braucht diesen Beistand. Lass mich geistregiert leben in Ehe und Familie – geistregiert! Nicht Versammlungsengel und Haustäufel. Manche Männer lassen sich zu Hause gerne gehen und brüllen herum. Jeder, der in ihre Nähe kommt, muss aufpassen, dass er nicht eine abbekommt. Ihr lieben Ehemänner, schlagen geht überhaupt nicht – aber überhaupt nicht! Wenn du das getan hast, dann hoffe ich, dass du heute Abend noch vor deiner Frau auf die Knie gehst und sie um Vergebung bittest. Das geht überhaupt nicht, da gibt es nichts, was das rechtfertigt.
Ich war letztes Jahr in einer Gemeinde, da erzählte mir mein Gastgeber, dass ihm sein eigener Großvater am Hochzeitstag gesagt hat: „Zwei Wochen musst du warten, dann darfst du sie schlagen.“ Wisst ihr, wenn ich diesem Großvater einmal in die Quere komme, dem habe ich etwas zu sagen – das kann ich euch aber verraten.
Lass mich geistregiert leben in Ehe und Familie. Herr, hilf mir, meine Frau so zu lieben, wie du deine Gemeinde geliebt hast! Das sollte unser Gebet sein, liebe Ehemänner. Brauchst du das nicht? Musst du nicht für deine Ehe beten, oh du stolzer Mensch! Musst du nicht für deine Ehe beten? Weißt du, was du damit sagst? Ich kann doch alleine ein super Ehemann sein, ich brauche doch den Herrn nicht dafür.
Ihr Lieben, wir brauchen Christus, um eine solche Ehe führen zu können. Ich werde euch in diesen Tagen hier keine Verhaltenstherapie weitergeben, noch ein bisschen hier die Ärmel hochkrempeln und da noch ein bisschen mehr anstrengen. Ich möchte euch Christus verkündigen. Wir brauchen ihn, um eine solche Ehe leben zu können – die Ehefrauen auch, die hier sind.
Die Kraft der Liebe durch den Heiligen Geist
Ich sprach letztes Jahr in einer italienischen Gemeinde. Als ich an dem Punkt war, an dem ich sagte: „Ich fordere alle Männer auf, ihre Frau nicht mehr zu kritisieren“, meldete sich ein Mann und fragte: „Gilt das auch für die Frauen? Sollen auch die Frauen die Männer nicht mehr kritisieren?“
Ich antwortete: „Ja, das sage ich selbstverständlich.“ Daraufhin meinte er: „Dann haben die ja gar keinen Gesprächsstoff mehr.“
Also, ihr lieben Schwestern, das gilt für euch ganz genauso. Ganz genauso. Analog dazu könnt ihr so beten: Betet, dass Gott euch zu guten Ehefrauen macht, nach seinem Herzen.
Jetzt sagen einige von euch vielleicht: „Na ja, das glauben wir dir ja, dass du deine Frau liebst, aber du müsstest mal mit meiner verheiratet sein.“ Wo kommt denn die Kraft zu lieben her?
Ich verkündige euch heute Abend keine Moral, kein Gesetz und schon gar keine Religion. Ich verkündige euch das Evangelium. Schaut mal: Wir müssen die Liebe nicht produzieren wie die roten Blutkörperchen in unserem Knochenmark. Das macht unser Körper, wenn er gesund ist, ganz von allein, während wir zuhören.
Das Kapitel beginnt mit den Worten: „So seid nun Nachahmer Gottes als die geliebten Kinder“, als solche, die mit ewiger Liebe geliebt sind. Sollten wir den liebsten Menschen, den wir auf dieser Erde haben, nicht lieben können?
Unmittelbar vor dem Abschnitt über die Ehe stehen diese Worte: „Werdet voll Geistes!“ Lasst euch ganz und immer wieder mit dem Heiligen Geist erfüllen! Die Bibel lehrt einen einmaligen Empfang des Heiligen Geistes im Augenblick der Wiedergeburt, aber eine ständig neue Erfüllung.
Heute Abend kann eine Stunde sein, in der du neu erfüllt wirst mit dem Geist Gottes, weil wir hier unter dem Wort sind und dem Wirken seines Geistes. Werdet voll Geistes!
Und noch etwas, ihr Lieben: Liebe ist in der Bibel immer willentliche Liebe. Willentliche Liebe, nicht verliebt sein. Verliebt sein ist ein Gefühl, das kommt und geht wie ein Regenschauer im April oder Mai.
Aber Liebe ist willentliche Liebe. Das bedeutet, man kann sich immer wieder neu entscheiden: Ich möchte diesen Ehepartner, auch wenn er mich enttäuscht hat, auch wenn er mir auf die Füße getreten hat, ja, selbst wenn er mir untreu gewesen sein sollte, wieder neu lieben.
Darum können wir Hoffnung haben für unsere Ehen. Darum können wir aneinander festhalten und uns immer wieder neu entscheiden: Diesen Menschen, den will ich lieben.
Ihr Lieben, wir sollen ja sogar unsere Feinde lieben. Wie soll das denn gehen? Glaubt ihr, da wird ein Gefühl über uns kommen? Ja, da kommen Gefühle – Wut und Zorn und womöglich Hass – aber wir sollen sie lieben.
Und wie viel mehr gilt das für den eigenen Ehepartner, die Geschwister in der Gemeinde und dergleichen mehr? Liebe ist immer willentliche Liebe.
Kommunikation der Liebe in der Ehe
Nun, das ist so eine Sache. Manchmal sagen Männer sehr selten zu ihrer Frau: „Ich liebe dich, Schatz“ – oder wie auch immer sie ihren Ehepartner nennen. Aber auch Frauen sagen es manchmal selten zu ihren Männern.
Da war eine Referentin, die vor lauter Frauen über dieses Thema sprach: wie wichtig es ist, den Ehemann zu lieben. Dann stellte sie die Frage: „Wie viele von euch lieben ihren Ehemann?“ Natürlich gingen alle Hände hoch, ja, das ist doch klar.
Dann fragte sie weiter: „Wann hast du deinem Ehemann zum letzten Mal gesagt, dass du ihn liebst?“ Einige konnten sagen: „Heute schon“, andere „Gestern“. Aber einige wussten gar nicht mehr, wann sie es ihm zuletzt gesagt hatten.
Dann bat die Referentin die Frauen, ihre Handys zu nehmen und ihrem Ehemann folgenden Text zu senden: „Ich liebe dich, Schatz.“ Das haben sie gemacht und die SMS wurden verschickt.
Anschließend wurden sie gebeten, die Handys auszutauschen. Die einen nahmen das Handy von der anderen und sollten die eingehenden Texte laut vorlesen.
Die erste Antwort lautete: „Wer schreibt hier?“
Eine andere: „Hey, Mutter meiner Kinder, bist du krank?“
„Red nicht um den heißen Brei herum, wie viel brauchst du?“
„Haben wir nicht abgemacht, dass wir tagsüber nichts trinken?“ – das hatte ein Ehemann geschrieben.
Ein anderer: „Wie, hast du schon wieder das Auto geschrottet?“
Ein weiterer: „Deine Mutter kommt zum Übernachten, stimmt’s?“
Und jetzt das Schönste: „Wenn du nicht gleich sagst, an wen diese Nachricht eigentlich gehen sollte, werden einige sterben.“
Also, ihr seht: So etwas kann passieren, wenn Ehepaare sich zu selten sagen, was sie füreinander empfinden. Wie jener Bruder, der sagte: „Ja, dass ich meine Frau liebe, das habe ich ihr am Hochzeitstag gesagt. Inzwischen sind wir 35 Jahre verheiratet. Wenn sich etwas ändert, sage ich es ihr auch wieder.“ Also, so sparsam brauchst du nicht mit solchen Bekundungen zu sein.
Aber seien wir ehrlich: Wir Verheirateten können auch einmal Phasen in der Ehe haben, in denen solche Worte selten über die Lippen kommen oder manchmal sogar eine Weile gar nicht mehr. Dann müssen wir daran arbeiten, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit wir dem anderen wieder aufrichtig sagen können, was wir fühlen.
Die Bausteine „Nähren“ und „Pflegen“
Den sechsten Baustein nehme ich zusammen mit dem fünften, weil sie miteinander verwandt sind. Danach werden wir bald schließen.
Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es. Der fünfte Baustein ist das Nähren, der sechste das Pflegen. Das gehört zusammen: nähren und pflegen, so wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat.
Nähren bedeutet, dass wir Ehemänner unsere Frauen ernähren. Solange wir einen Arbeitsplatz haben und gesund sind, ist es unsere Aufgabe, die Familie zu ernähren. Eine Frau kann selbstverständlich mithelfen, vor allem wenn der Verdienst des Ehemannes wirklich nicht ausreichen würde. Dann ist das klar.
Nähren bedeutet aber auch, im Sinne von liebevoller Kommunikation zu nähren. Das heißt, ausreichend und tief genug mit den Ehefrauen sprechen, also eine tiefe Kommunikation führen. Ihr lieben Ehemänner, wenn ihr wisst, dass Scheidungsgrund Nummer eins bei Frauen, die sich scheiden lassen – was sie nicht tun sollten, aber dennoch tun – mangelnde Kommunikation ist. Nicht so sehr die Menge der Worte, sondern die Qualität.
Morgen Nachmittag wollen wir hier wieder zusammenkommen und genau an dieser Stelle fortsetzen. Ich hoffe, ihr nehmt euch die Zeit und lasst nicht jetzt irgendwelche anderen unwichtigen Dinge euch die Zeit rauben. Es geht um eure Ehen.
Ich bin zufrieden mit meiner Ehe, ja, ich bin dankbar, ich möchte auch noch wachsen. Aber es geht um eure Ehen und die jungen Leute, damit ihr gut vorbereitet in die Ehen hineingeht.
Manchmal versäumen Leute leichtfertig solche Stunden, weil sie sagen: „Ach, wenn über die Offenbarung gepredigt würde oder den Römerbrief, dann würde ich kommen, aber Ehevorträge...“ Ja, und drei Jahre später müssen dann die Ältesten hüpfen und springen, weil die Ehe am seidenen Faden hängt. Dann müssen sie kommen, die Ältesten. Aber zu den Ehevorträgen brauchte man nicht kommen – das wäre fatal.
Nähren heißt auch geistlich nähren im Sinne eines Hauspriesters, dass wir die Verantwortung übernehmen, dass die Bibel ihren Platz hat. Meine Bibel liegt in Reichweite von dem Platz, wo ich sitze, am Küchentisch. Daher gehört meine Bibel in das Familienleben, damit täglich eine Andacht am Tisch gehalten wird.
Da muss man nicht immer die Gedanken neu selbst aufschreiben. Man kann auch eine vorhandene Andacht aus einem guten Andachtsbuch lesen – das geht auch.
Pflegen, wie man ein Auto pflegt – das wissen wir Männer ganz genau, auch ein Motorrad und so weiter. Aber wie pflegt man seine Frau?
Pflegen heißt investieren. Schaut, alle Dinge, die uns wert und teuer sind, lassen wir nicht vergammeln. Wir pflegen sogar unser Auto, unser Haus, unsere Wohnung, unser Fahrrad – alles, was wir haben, pflegen wir und lassen es nicht vergammeln.
Aber im Blick auf die Ehe haben wir manchmal einen komischen Denkfehler, vor allem wir Männer, liebe Brüder, darf ich das sagen? Und der lautet ungefähr so: „Jetzt haben wir geheiratet, jetzt läuft uns unsere Frau nicht mehr weg. Jetzt können wir uns den wichtigen Dingen des Lebens zuwenden – Beruf, Hobby, Ehrenämter, Gemeindearbeit und dergleichen – und die Frau liegt zuhause und beint in die Kissen.“
So wird es nämlich nicht funktionieren. Wenn man heiratet, muss einem bewusst sein: Eine Ehe braucht Zeit, Zweisamkeit, Zuwendung – drei große Z – und viele andere Dinge noch mehr. In die Ehe muss von beiden Seiten investiert werden.
Meine Frau und ich, wir haben zu Hause – ich will so praktisch reden wie nur möglich – eine Holzschachtel mit Deckel. Da liegen Zettelchen drin. Zehn Zettel hat meine Frau geschrieben, auf jedem Zettel steht irgendeine kleine Freude, die sie mir machen möchte, irgendeine kleine Freude.
Und ich habe zehn Zettel geschrieben. Ich habe ungefähr dreimal so lange gebraucht wie meine Frau, aber das macht ja nichts. Ich habe zehn Zettel geschrieben, da steht etwas drauf, mit dem ich meine Freude machen möchte.
Immer an unserem Tag zieht einer von uns beiden einen Zettel, und dann wird es in der Woche eingelöst.
Da hatte ich doch einmal leichtfertig auf so einen Zettel geschrieben: „Wenn ich wieder unterwegs bin, irgendwo zu Vorträgen, dann schreibe ich dir von dort einen Liebesbrief.“ Da saß ich oben in Lübeck an der Ostsee einen ganzen Vormittag lang und habe einen langen Brief geschrieben, keinen kurzen, einen langen.
Und jetzt hört mal, liebe Männer, wie Frauen sind: Meine Frau hat den Brief gekriegt, sie hat ihn nicht nur einmal gelesen und dann weggeworfen. Sie hat ihn hinten in ihre Bibel gelegt. Ich glaube, da liegt er heute noch, um ihn immer wieder herauszunehmen.
Ich habe nicht begriffen, wie wichtig schöne Worte für eine Frau sind. Ja, es gibt auch so ganz bodenständige Frauen, die sagen dann zu ihrem Mann: „Jetzt lass mal das Gesäusel, nimm mal lieber den Staubsauger in die Hand oder so.“ Es gibt auch solche Frauen, ich weiß schon.
Aber ich glaube, auch so eine hört mal gerne nette Worte von ihrem Ehemann. Ich glaube schon, meine jedenfalls schon.
In eine Ehe muss investiert werden. Jemand hat gesagt: Die Liebe kommt oft unbemerkt, aber man spürt deutlich, wenn sie geht.
Und wenn es in deiner Ehe im Augenblick so aussieht, dann habt ihr beide nicht genügend investiert, mit Sicherheit nicht.
Eine Ehe ist kein Selbstläufer, das geht nicht automatisch. Sonst sieht es so aus am Ende.
Und heute ist eine Gelegenheit, eine Zäsur zu machen. Heute ist Gelegenheit zu sagen: „Oh, es war gerade turbulent bei uns, da ist ein Baby in die Familie gekommen, wir sind umgezogen, wir haben gebaut, ich muss einen beruflichen Lehrgang machen, oder das Leben ist turbulent.“ Das weiß ich.
Aber trotzdem darf man nicht versäumen, in die Ehebeziehung mit dem wichtigsten Menschen, den du auf dieser Erde hast, zu investieren.
Die jungen Leute denken: „Ah, das werde ich mal ganz anders machen.“ Hoffentlich, hoffentlich wirst du es anders machen, hoffentlich.
Aber blas mal die Backen nicht so dick auf, ja? Leb erst mal ein paar Jahre in einer Ehe, und dann reden wir noch mal miteinander, okay?
Unterordnung in der Ehe als letzter Baustein
Sich unterordnen – siebter und letzter Baustein. Paulus schreibt: „Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi, die Frauen den eigenen Männern als dem Herrn.“
Du fragst, warum ich das erst als Letztes bringe. Im Text stand das doch gleich zu Beginn. Bei euch hätte ich das auch als ersten Punkt bringen können, da wäre wahrscheinlich auch niemand weggelaufen. Aber ich halte solche Vorträge manchmal vor anderem Publikum. Da ist es besser, ich warte ein bisschen mit dem Stichwort „Unterordnen“. Denn wenn manche Frauen das Wort „Unterordnen“ nur hören, höre ich, wie der Rollladen runterknallt – und zwar bis ganz unten.
Das hat auch seine Vorgeschichte. Wahrscheinlich haben Männer falsch verstanden, als hätten sie Paulus so gelesen: „Ihr Männer, macht euch eure Frauen untertan.“ Das hat er aber nicht geschrieben. Er hat geschrieben, wir sollen lieben, nähren und pflegen.
Ich möchte die Frau sehen, die von ihrem Ehemann wirklich geliebt, wirklich genährt und wirklich gepflegt wird – und die dann noch gerne eine Emanze sein möchte. Die möchte ich erst mal sehen.
Das ist doch gar nicht die Natur der Frau. Sie will sich doch anlehnen bei ihrem Mann, sie will zu ihm aufschauen. Sie möchte, dass er ein richtiger Mann ist, ein Haupt in Ehe und Familie. Haupt heißt nicht Pascha, der sich Fernbedienung, Filzpantoffeln und Flaschenbier bringen lässt und die Puppen tanzen lässt. Haupt heißt dienender Leiter seiner Familie.
Ihr macht mir nichts vor: In den meisten christlichen Ehen führt die Frau die Familie und die Ehe. Die Männer sind bequem und lassen die Zügel der Frau übernehmen. Was bleibt einer Frau anders übrig? Wenn der Mann das nicht tut, um das Familienleben aufrechtzuerhalten, muss sie übernehmen. Aber das ist nicht nach Gottes Willen.
Meine Frau möchte das nicht. Sie möchte, dass ich ein Haupt bin in unserer Ehe und Familie – ein Haupt. Nicht, dass ich über die Köpfe hinweg irgendwelche Dinge entscheide, das tue ich nicht. Aber sie möchte, dass ich ein Mann bin, der in diese Rolle hineinwächst. Und sie hilft mir dabei.
Wenn du geistlicher bist als dein Mann, beweise es, indem du dich zurücknimmst und deinem Mann hilfst, ein Haupt zu werden. Aber bitte predige ihm nicht. Bitte nicht predigen. In Ehen und Familien wird nicht gepredigt. Männer predigen nicht ihren Frauen, Frauen nicht ihren Männern und schon gar nicht Kinder ihren Eltern – überhaupt nicht.
Hier ist der Platz, wo gepredigt wird: am Sonntagmorgen meinetwegen. In Ehe und Familie muss gelebt werden, nicht gepredigt. Gelebt.
Darum helft euren Frauen. Am Tag der Hochzeit ist niemand ein vollkommenes Haupt gewesen – ich war es nicht und du auch nicht. Und du warst auch keine perfekte Ehefrau am Tag der Hochzeit. Wir müssen beide in unsere Rollen hineinwachsen.
Ich muss hier noch ein Missverständnis klären: Paulus spricht hier nicht von einem partnerschaftlichen Ehemodell, wie man das in manchen Büchern lesen kann. Ja, ordnet euch einander unter – dann wird das so gedeutet: Die Frau soll sich dem Mann unterordnen, und der Mann soll sich der Frau unterordnen.
Nirgendwo steht in der Bibel geschrieben, dass sich der Ehemann der Ehefrau unterordnen soll. Wie soll das gehen? Er ist das Haupt, die Frau soll sich ihm unterordnen.
Er meint das so mit dem „einander unterordnen“: Das ist eine Überschrift, das kann man leicht erkennen – da muss man nicht Griechisch können. „Ordnet euch einander unter: die Ehefrauen ihren Ehemännern, die Kinder ihren Eltern und die Sklaven ihren Herren.“ Heute ähnlich Arbeitnehmern und Arbeitgebern – ähnlich, nicht genau so.
Ihr seht, das ist eine Aufzählung, die er da macht. Und das war die Überschrift dafür: Die Frau soll sich ihrem Ehemann unterordnen.
Liebe Schwestern, ich stelle euch genauso eine Frage wie vorhin den Ehemännern: Könnte es sein, dass hier eine Schwäche bei den Frauen ist? Denn Paulus zieht am Ende den Strich unter den Text und sagt: „Die Frau aber, dass sie Ehrfurcht vor dem Mann habe.“
Ich habe schon Frauen kennengelernt, die so schlecht über ihre Ehemänner geredet haben, dass mir dabei schlecht geworden ist. Überhaupt keinen Respekt, überhaupt keine Achtung.
Und wenn du so über deinen Ehemann redest und denkst und dich so verhältst, dann hast du Grund zur Buße. Das ist nicht nach Gottes Willen. Die Ehefrau soll den Ehemann achten, auch wenn er noch Fehler macht, auch wenn er noch wachsen muss – selbstverständlich, wir alle müssen wachsen. Aber das ist das, was Gott von dir erwartet.
Martin Luther – ich hoffe, den darf man bei euch auch mal zitieren – der hat auch Fehler gemacht. Aber ohne ihn würde keiner von uns hier sitzen, das ist mal ganz sicher. Keiner von uns würde hier sitzen ohne ihn.
Er hat gesagt im Blick auf die Ehe: Sie sorge dafür, dass er gerne nach Hause kommt. Das ist die Aufgabe der Frau: ein Heim zu schaffen, dafür zu sorgen, dass der Ehemann gerne nach Hause kommt.
Ich freue mich jetzt schon darauf, am Sonntag nach Hause zu kommen – aufrichtig.
Ehrsorge dafür, dass es ihr leidtut, wenn er geht.
Das ist unsere Aufgabe, ihr lieben Ehemänner: Wenn wir zu Hause sind, der Frau das Leben schön machen, sie ehren in der Familie, ihr Liebe und Achtung geben, Respekt und Wertschätzung und all die Dinge.
Das hat er doch wunderbar zusammengefasst, der gute alte Reformator, oder?
Abschluss und Einladung zum Gespräch
Nun muss ich schließen. Wir haben über die Ehe nachgedacht. In einem Vortrag kann man nicht alles sagen, was man sagen möchte, aber wir sind den Text Schritt für Schritt durchgegangen. Dabei haben wir sieben Bausteine einer glücklichen, schönen, harmonischen und gottwohlgefälligen Ehe kennengelernt.
Wer aufmerksam zugehört hat, dem ist an dem einen oder anderen Punkt vielleicht aufgefallen: Hier muss ich mich noch verändern lassen, hier fehlt es noch, hier gibt es Mangel oder ein Defizit. Vielleicht habe ich sogar Schuld auf mich geladen, hier habe ich die Jacke falsch geknöpft. Wenn man eine Strickjacke falsch zuzuknöpfen beginnt, glaubt mir, man bekommt das nicht einfach so hin. Man muss sie wieder aufknöpfen, es geht nicht anders.
Vielleicht merkst du, dass du in Bezug auf dieses Thema irgendwo falsch geknöpft hast. Warum möchte ich mit diesem letzten Beispiel schließen? In einem Fischerdorf hatte eine Frau während der Abwesenheit ihres Mannes die Ehe gebrochen – natürlich mit einem anderen Mann. Der Mann war auf dem Meer zum Fischfang, und die beiden wurden ertappt.
Den Mann ließen sie laufen, wie das in Männergesellschaften oft der Fall ist, doch die Frau wurde vor die Dorfrichter gezerrt. In diesem Dorf gab es eine harte Strafe für Ehebrecherinnen: Sie wurden vom Felsen hinabgestürzt ins Meer. Das drohte ihr nun. Sie flehte um ihr Leben und bat die Dorfrichter: „Wartet, bis mein Mann zurückkommt. Er liebt mich, ich bin sicher, er wird mir vergeben.“
Die Dorfrichter blieben hart und sagten: „Morgen bei Sonnenaufgang wirst du hinabgestürzt.“ Dann kam in der Nacht der Ehemann früher zurück als erwartet vom Fang – wahrscheinlich waren die Netze leer geblieben. Er hörte, was geschehen war, rannte zu den Dorfrichtern, fiel vor ihnen auf die Knie und bat sie um das Leben seiner Frau. Er sagte: „Ich liebe sie, ich vergebe ihr. Bitte gebt mir meine Frau zurück.“
Die Dorfrichter schüttelten den Kopf und sagten: „Es ist schon bekannt geworden, es muss ein Exempel statuiert werden. Morgen bei Sonnenaufgang wird sie hinabgestürzt.“ Als die Sonne aufging, hatte sich das ganze Dorf am Abgrund versammelt. Die Frau stand dort mit auf den Rücken gebundenen Händen. Das Urteil wurde verlesen, und dann gab ihr einer der Männer einen Stoß, und sie stürzte den Abgrund hinab.
Doch der Schrei, der sonst immer ertönte, blieb aus. In der Nacht hatte der betrogene Ehemann alle Fischernetze, die er in der Umgebung finden konnte, zusammengebunden. Er hatte sein Leben riskiert, um unterhalb des Felsens ein Netz aufzuspannen, um seine Frau, die ihn betrogen hatte, aufzufangen.
Als die Dorfrichter das sahen, schenkten sie ihr das Leben.
Ihr Lieben, die letzte Folie spricht doch mit aller Deutlichkeit von dem, was unser Herr Jesus Christus für uns am Kreuz getan hat. Wir sagen, er hat dort sein Leben und Blut vergossen. Wir könnten auch sagen: Dort hat er das Netz seiner Gnade gespannt.
Niemand von uns muss zerschellen am Felsen des Zornes und Gerichts Gottes – weder Unverheiratete, noch Verheiratete, Geschiedene, Getrennte oder Verwitwete. Niemand muss zerschellen am Felsen des Zornes Gottes, sondern wir dürfen aufgefangen werden. Grundsätzlich mit der ganzen Schuld unseres Lebens, aber auch mit konkreten Dingen, die uns der Geist Gottes aufgedeckt hat, die wir falsch gemacht haben.
Es ist nur ein kurzes Wochenende, aber wir wollen die Zeit auskaufen, wie Lothar zu Beginn gelesen hat. Ich werde in diesen Tagen nicht hier in Pforzheim wohnen, sondern in Königsbach-Stein bei Geschwistern Bergstreisser. Ihr könnt mich dort anrufen. Wir können gleich nach dem Vortrag miteinander reden. Ich habe es nicht eilig, wir werden die Zeit finden – auch morgen oder am Telefon, wenn ihr mit jemandem sprechen wollt, dem ihr nicht jeden Tag begegnet und der bald wieder wegfährt.
Das, was er hört, nimmt er mit und verschließt es in seinem Herzen. Solche Dinge erzähle ich nicht einmal meiner eigenen Frau, die hat genug, was sie hört, sie muss sich damit nicht belasten.
Wenn ihr mit mir reden wollt, dann macht es bitte – wenn möglich heute oder morgen. Am Sonntag wird es etwas eilig, da lasst ihr mich bitte wieder in Frieden nach Norden ziehen. Dann freue ich mich, wenn ich wieder zu meiner Familie nach Hause komme.
Das Angebot steht: Ihr könnt anrufen, und wir werden das irgendwie hinkriegen oder ihr könnt direkt zu mir kommen. Ich werde zum Abschluss noch beten, aber Lothar hat schon darauf hingewiesen: Hier im Nebenraum habe ich einen kleinen Büchertisch mitgebracht. Ich habe nur eine abgespeckte Version dabei, sonst hätte ich noch mehr Bücher mitgenommen. Ich habe mich hauptsächlich auf Ehe und Familie konzentriert.
Eigentlich fängt es schon mit diesem Buch an. Ich habe dafür keine Folie: „Ungeküsst und doch kein Frosch“. Es ist in viele Sprachen übersetzt von Joshua Harris. Als unsere Kinder so sechzehn, siebzehn Jahre alt waren, mussten sie das Buch lesen; es war Pflichtlektüre. Wir Eltern haben es gleich mitgelesen.
Ihr jungen Leute, wenn ihr das Buch noch nicht kennt, es ist wirklich gut. Ihr werdet vielleicht nicht mit allem einverstanden sein, weil es euch etwas kosten wird, so zu leben – ungeküsst und doch kein Frosch.
Wenn man sich gefunden hat, wenn man merkt, dass Gott ein Paar zusammenführt und man eine Ehe eingehen möchte, dann ist es wichtig, sich auf die Ehe vorzubereiten. Wer macht das? Die jungen Leute sind so verliebt, oder auch ältere, manchmal noch verliebter. Wenn so eine alte Scheune brennt, ist das Feuer immer noch heller.
Sie denken: So verliebt wie wir war überhaupt noch niemand auf der ganzen Erde. Doch drei Jahre später müssen dann die Eheseelsorger anrücken, weil es nicht funktioniert.
Bitte seid nicht töricht, bereitet euch auf die Ehe vor. Es gibt heute so gute Bücher. Als ich dieses Buch auf Englisch gelesen hatte, ließ ich es übersetzen und schrieb in der Zeitschrift „Fest und Treu“ bei Wolfgang Bühne dazu: Ich wünschte, Angela Merkel in Berlin würde ein Gesetz erlassen – ich weiß, das muss schon der Deutsche Bundestag – dass niemand mehr heiraten darf in Deutschland, der nicht vorher dieses Buch durchgearbeitet hat.
Ich sage euch, die Scheidungsrate würde drastisch sinken. Vorbereitung auf die Ehe, damit sie ein Leben lang hält. Von so einem Buch sollte man zwei haben, jeder eins, und man muss richtig mitarbeiten. Das wollen natürlich viele nicht, aber wir kennen viele, die es machen.
Deshalb gibt es inzwischen schon die neunte Auflage dieses Buches. Da seht ihr den Partnerset-Kurs, zwei Stück zusammen für 25 Euro. Dann gibt es einen Erweckungsprediger namens Paul Washer. Er ist Amerikaner und hat einen Vortrag über die Ehe in Holland gehalten, der so einschlug und von Gott gebraucht wurde, dass er inzwischen auch als Broschüre erhältlich ist.
Wir mussten ihn im letzten Jahr viermal drucken, so stark wurde er nachgefragt. Darum lest bitte dieses Heft. Wir haben es extra für Männer gemacht, quasi für lesefaule Männer, die es nicht schaffen, ein ganzes Buch zu lesen. Aber das werdet ihr doch schaffen, liebe Männer! Zwanzig Seiten, groß geschrieben, mit ein paar Bildern. Das werdet ihr hoffentlich schaffen, mal so ein Heft zu lesen.
Ich bitte euch, wenn ihr auch nur ein bisschen verstanden habt von dem Vortrag heute Abend – ja, nur ein bisschen – dann gibt es auch Männer, die bereit sind, mehr in ihre Ehe zu investieren. Da werden manche schon nervös: Was, 14,99 Euro?
Ihr lieben Ehemänner, wisst ihr, was eine Scheidung kostet? Ich bitte euch, investiert mal etwas in die Ehe: Liebe und Respekt, die Nähe, nach der sie sich sehnt, die Anerkennung, die er sich wünscht.
Dieses Buch war lange auf Platz eins der Ehebuchliste in Amerika – zu Recht. Meine Frau und ich haben es längst gelesen.
Noch eines zum Abschluss, dann soll es genügen, ich will eure Geduld nicht überfordern: Das Hohelied von Arnold Fruchtenbaum ist eine Wort-für-Wort-Auslegung, also Vers für Vers, des Hohen Liedes. Er hat es aus dem Hebräischen neu übersetzt und für Ehepaare ausgelegt.
Er glaubt, dass das Hohelied für Ehepaare in der Bibel gegeben ist. Das ist auch verständlich, denn die Juden haben das begriffen. Unverheiratete Männer dürfen es zum Beispiel bis zum dreißigsten Lebensjahr gar nicht lesen, weil es eine zum Teil auch erotische Sprache hat – für Ehepaare niemals pornografisch, aber erotisch.
Wenn ihr Fruchtenbaum nicht kennt – das ist der Linke auf dem Bild hier. Ich habe in den letzten 25 Jahren von keinem Bibellehrer mehr gelernt als von ihm. Ich fresse ihm nicht aus der Hand, es gibt ein paar Sachen, die sehe ich anders als er, aber das ist doch nicht schlimm.
Ich habe so viel von ihm gelernt und bin unendlich dankbar für seine Bücher.
So, bis dahin danke ich euch für eure Geduld, auch bei der Buchvorstellung. Mir ist das sehr wichtig. Ich fahre hier wieder weg. Ich kann nur vier Vorträge weitergeben, aber wenn ihr so ein Buch lest, habt ihr schon zehn Vorträge in einem Buch. Und der Segen kann weitergehen, auch wenn ich schon wieder über alle Berge bin.
Bitte steht auf zum Gebet.
