Einleitung und Ausgangslage der Jünger
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 400: Wahre Größe, Teil eins.
Wir haben die Jünger in den letzten Episoden immer wieder als solche erlebt, die nicht sonderlich viel von dem verstanden haben, was der Herr Jesus ihnen sagen wollte. Die Frage lautet: Worüber denken sie eigentlich nach? Die Antwort ist leider wenig schmeichelhaft.
In Lukas 9,46 heißt es: „Es stieg aber unter ihnen eine Überlegung auf, wer wohl der Größte unter ihnen sei.“
In Markus 9,33-34 steht: „Und sie kamen nach Kapernaum, und als er im Hause war, fragte er sie: Was habt ihr unterwegs besprochen? Sie aber schwiegen; sie hatten nämlich auf dem Weg miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei.“
Das ist die traurige Wahrheit. Sie verstehen zwar nicht, was der Herr Jesus meint, wenn er von seinem Leiden, seinem Sterben und seiner Auferstehung redet, aber sie würden gerne wissen, wer von ihnen der Größte ist.
Die Frage nach der Grösse unter den Jüngern
Einerseits ist es interessant, dass die Jünger nicht einstimmig auf Petrus setzen. Immerhin sollte er doch zum Grundstein für die Ekklesia des Messias werden.
Vielleicht liegt das daran, dass Petrus mindestens genauso viele gute wie schlechte Einfälle hat. Wahrscheinlich ist jemand, der ein unfreundliches „Geh hinter mich, Satan!“ zu hören bekommt, kein Kandidat mehr für die Pole-Position unter den Jüngern.
Aber wer dann? Das ist die Frage, die die Jünger Jesu umtreibt. Hören wir uns an, was Jesus dazu sagt.
Jesu Antwort auf die Frage nach wahrer Grösse
In jener Stunde traten die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist denn der Größte im Reich der Himmel?
Jesus rief ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.
Darum, wenn jemand sich selbst erniedrigen wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel.
Jesus stellt ein Kind in die Mitte der Jünger, und dann folgt dieser wichtige Satz: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.
Die Bedeutung der kindlichen Haltung und Umkehr
Was Jesus hier von den Jüngern verlangt, ist Buße und Umkehr. Von was sollen sie umkehren? Sie sollen von ihrem Wunsch umkehren, der Größte zu sein. Stattdessen sollen sie werden wie die Kinder. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, kindisch zu sein. Das ist ein Unterschied.
Deshalb kann Paulus die Korinther auch dafür tadeln, dass sie sich wie Kinder verhalten, und sie auffordern, erwachsen zu werden. Im 1. Korinther 3,1-2 heißt es: „Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christus. Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht feste Speise, denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Ihr könnt es aber auch jetzt noch nicht.“
Auch im 1. Korinther 14,20 steht: „Brüder, seid nicht Kinder am Verstand! Sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber seid Erwachsene.“
Wenn Jesus also zu den Jüngern sagt, dass sie umkehren und wie Kinder werden sollen, dann bezieht sich diese Aufforderung nicht auf ihr Verhalten. Dieses soll reif und erwachsen sein.
Die innere Haltung der Demut als Voraussetzung für das Reich Gottes
Um ein reifes Christsein zu zeigen, muss ich in meinem Herzen eine Entscheidung treffen. Diese Entscheidung besteht darin, klein sein zu können. Es bedeutet, nicht der Erste sein zu müssen. In diesem Zusammenhang gehört auch dazu, sich seiner eigenen Hilflosigkeit und Abhängigkeit bewusst zu werden.
Wenn Jesus davon spricht, dass wir im Herzen zu Kindern werden müssen, die alles von ihrem Vater im Himmel erwarten und nicht darüber nachdenken, wie toll sie sind, dann ist das noch nicht die Antwort auf die Frage, wer denn der Größte im Reich der Himmel ist. Der Hinweis, den Jesus jetzt gibt, ist viel radikaler.
Er sagt: Wenn du dich selbst klein machst, dann ist diese Haltung die Voraussetzung, überhaupt ins Reich der Himmel hineinzukommen. Wer noch darüber nachdenkt, wie großartig er ist und wie sehr sich Gott doch freuen muss, gerade ihn im Team zu haben, der ist noch nicht einmal ins Reich Gottes hineingegangen.
Matthäus 18,3: "Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen."
Im Reich Gottes sind diejenigen, die sich ihrer Kleinheit, Unwürdigkeit und Hilflosigkeit bewusst sind. Dort sind nicht die Angeber, nicht die Hochmütigen, nicht die Selbstdarsteller oder die Eingebildeten.
Die Definition von Grösse im Reich Gottes
Und so wird auch klar, wie Größe im Reich Gottes definiert ist. In Matthäus 18,4 heißt es: „Darum, wenn jemand sich selbst erniedrigt wie dieses Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel.“
Woran erkennt man diese Haltung, die für einen Jünger Jesu so zentral ist? Markus 9,35 beschreibt es: „Und er setzte sich, rief die zwölf zu sich und sprach zu ihnen: Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte von allen und aller Diener sein.“
Die kindliche Haltung zeigt sich im Dienst. Es ist also eine Frage der Demut.
Demut und Dienst als Ausdruck wahrer Grösse
Es ist die Fähigkeit, die Paulus so beschreibt. In 1. Korinther 10,23-24 heißt es: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich; alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut. Niemand suche das Seine, sondern das des Anderen.“
Im Philipperbrief, Kapitel 2, Verse 4, 5 und 8, steht: „Ein jeder sehe nicht nur auf das Seine, sondern ein jeder auch auf das der anderen. Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war. Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz.“
Jesus macht vor, was er meint. Er ist das Vorbild in puncto Demut und wird zum ultimativen Diener. Er wird so sehr Letzter, dass er allein am Kreuz hängt und von fast allen Freunden verlassen für ihre Schuld stirbt.
Das ist die Haltung des Messias. Das bedeutet, nicht wichtig zu sein. Es bedeutet, umzukehren und so wie ein Kind zu sein.
Die antike Sicht auf Kinder und die Lektion Jesu
Und damit wir das Bild vom Kind noch besser verstehen, müssen wir uns bewusst machen, wie in der Antike über Kinder gedacht wurde. Zwar galten Kinder als ein Segen Gottes, doch das einzelne Kind hatte dennoch nur einen geringen Wert.
Jesus ruft daher ein Kind herbei, um den Jüngern genau diese Lektion zu vermitteln. Er sagt ihnen, dass sie aufhören müssen, groß von sich zu denken. Stattdessen sollen sie anfangen, sich klein zu machen und ihm nachzufolgen.
Wenn wir uns auf diese Idee einlassen – nämlich anderen zu dienen –, dann werden wir in Gottes Augen groß. In Matthäus 18,4 heißt es: „Darum, wenn sich jemand selbst erniedrigt wie dieses Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel.“
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Überlege, wie groß und bedeutend du deinen Beitrag in der Gemeinde einschätzt. Woran machst du das fest?
Das war es für heute. Da Ferien sind, geht es nächste Woche mit der Lesung eines neuen Buches von Chris Morphew weiter.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.