Die Realität des Leidens im christlichen Leben
Wie weit dieser Brief von unserer gegenwärtigen Situation entfernt ist und warum diese Bibelwoche vielleicht erst in fernerer Zukunft ihren vollen Wert entfalten wird, zeigt sich deutlich an 1. Petrus 4,12: „Geliebte, lasst euch durch das Feuer der Verfolgung, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes.“
Der ganz normale moderne Mensch denkt, dass Leid und schwere Zeiten das Abnormale sind. Im Denken vieler Christen steckt die Vorstellung, dass dies nicht so sein müsse. Diese Vorstellung ist jedoch falsch. Deshalb betone ich sie noch einmal. Vielleicht ist es bei euch ein wenig anders, aber der generelle Trend in der Christenheit geht dahin, zu glauben, dass wir heute schon ein Recht auf Gesundheit, Wohlstand und Frieden haben. Das stimmt jedoch nicht.
Wenn wir Jesus fragen, dann warnt er seine Jünger von Anfang an im Johannes 16,33: „Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Drangsal.“ Das ist die Realität.
Die ersten Gemeinden, die durch den Dienst von Paulus gegründet wurden, setzten eine Gemeindeleitung ein. Paulus ermahnt diese Gemeinden von Anfang an, dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen (Apostelgeschichte 14,22). Immer wieder wird betont, dass Leid normal ist.
In dem Text finden sich die Begriffe „Feuer der Verfolgung“ und „Prüfung unseres Glaubens“. Diese dürfen uns nicht fremd sein. Unglück ist ein ganz normaler Bestandteil unseres Lebens.
Die Vorstellung, dass mein Leben immer harmonisch und ohne Leid verlaufen sollte, während der Rest des Universums in Leid und Tod versinkt, ist ein Nachhall unserer Erfahrung im Garten Eden.
Sehnsucht nach Schalom und die Wirklichkeit des Leids
In unseren tiefsten Tiefen sind wir auf Schalom hin programmiert. Dieser Begriff Schalom im Alten Testament, der oft mit Frieden übersetzt wird, bedeutet auch Wohlbefinden, Wohlstand, Gesundheit und Frieden mit den Nachbarn. Er beschreibt, dass ich eingebettet bin in Umstände, die mir richtig guttun und in denen ich mich frei entfalten kann. Wir sind zutiefst daraufhin programmiert.
Seit dem Sündenfall ist jedoch das, was sich falsch anfühlt, zur Norm geworden: Leid und Verfolgung. Deshalb heißt es in einem Vers: Gewöhn dich daran.
Noch mehr sagt Vers 13: Nicht nur die Gewöhnung, sondern freut euch, freut euch, insofern ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, damit ihr euch auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken freut. Es geht also darum, sich zu freuen, insofern ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid. Hier sind die Leiden für Christus gemeint. Wir können nicht das, was Jesus gelitten hat, noch einmal leiden, aber es sind Leiden für Christus – also Leiden, weil wir Christen sind. Diese Leiden sollen freudig angenommen werden.
Leid bezieht sich hier vor allem auf das Leid, das daraus entsteht, dass wir verfolgt werden. Es ist das Leid, das uns begegnet, weil wir Jesus nachfolgen. Es ist das Leid, das ich erleide, weil ich den Werten der Gesellschaft nicht mehr zustimme. Solches Leid ist Ausdruck der Echtheit meines Glaubens.
Du bist echt, weil du leidest. Darüber kannst du dich freuen. Du kannst sagen: In dem Leid steckt etwas Bestätigendes. Die Welt stößt sich an mir, weil ich auf der richtigen Seite stehe.
Freude trotz Leid und die Hoffnung auf die Offenbarung
Und jetzt ist hier in dem Text etwas miteinander verbunden. Freut euch, damit ihr euch auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken freuen könnt. Also freut euch heute, damit ihr euch später umso mehr freuen könnt.
Das ist gemeint: Wenn wir es schaffen, uns heute schon daran zu freuen, mit Jesus leben zu dürfen – egal, was es uns kostet und egal, was die anderen sagen. Wenn ich merke, dass das Beste in meinem Leben die Beziehung zum Herrn ist und alles andere zweitrangig wird. Weil ich das Beste habe, kann ich das Leid ertragen, ohne daran zu zerbrechen.
Wenn Jesus heute schon deine größte Freude ist, mitten im Leid, kannst du dir vorstellen, wie sehr du dich über Jesus freuen wirst, wenn er wiederkommt und du ihn von Angesicht zu Angesicht sehen wirst. Auf einer Erde, wo es kein Leid, keinen Tod, keinen Schmerz, kein Geschrei und nichts Schlimmes mehr gibt. Wahnsinn!
Also fang heute an, Jesus zum Zentrum deines Lebens zu machen. Und du wirst dich, wenn er wiederkommt, bis ins Unermessliche – wie heißt das hier – mit Frohlocken freuen. Frohlocken klingt immer so nach Weihnachten, ja, Frohlocken, da-da-da, so diese Richtung.
Aber da steckt auch, wenn es mir jetzt nicht so eingängig ist – das ist nicht meine Welt –, eine Wahrheit dahinter. Wenn ich es heute schaffe, ihn zu genießen, wie viel mehr werde ich mich an ihm freuen, wenn er da ist und mir nichts mehr diese Freude kaputtmachen kann. Nicht Migräneanfälle, nicht Arbeitslosigkeit, nicht Zoff, den meine Freundin in ihrer Ehe hat, nichts macht mir die Freude kaputt.
Sondern ich kann mich ganz und gar auf diese Freude konzentrieren.
Glückseligkeit trotz Schmähung im Namen Christi
Wenn ihr im Namen Jesu Christi geschmäht werdet – das heißt, wenn jemand schlecht über dich redet, weil du Christ bist – dann seid ihr glückselig.
Das ist heftig und freudig zugleich. Du bist glücklich, ja überglücklich. Da steckt etwas Besonderes drin, das ist fast verrückt. Es wäre viel schlimmer, wenn dir das nicht passieren würde.
Wenn es dir jedoch passiert, dass Leute dich ausgrenzen, dich für dumm halten, über dich lachen oder sich fragen, wie man sein Leben nur so leben kann, dann freue dich.
Freue dich, wenn du weißt, dass das geschieht, weil du Jesus nachfolgst. Bleib auf deinem Kurs. Glückselig seid ihr, denn der Geist der Herrlichkeit und Gottes ruht auf dir.
Der Geist der Herrlichkeit und Gottes – das ist der Heilige Geist. Er ist der Geist, der selbst herrlich ist und dich in die Herrlichkeit hineinführen will. Es ist der Geist Gottes, mit dem Gott in dir Wohnung macht.
Es ist so wichtig zu wissen, dass der Heilige Geist auf uns ruht.
Die Bedeutung des Heiligen Geistes im Leben der Gläubigen
Ich lese euch mal drei Verse vor. Fangen wir mit einer Begebenheit an, die in Apostelgeschichte Kapitel 19, Verse 1 bis 3, beschrieben wird. Paulus trifft in Ephesus auf ganz ungewöhnliche Menschen – das werdet ihr gleich sehen.
Es geschah aber, während Apollos in Korinth war, dass Paulus, nachdem er die höher gelegenen Gegenden durchzogen hatte, nach Ephesus kam. Dort fand er einige Jünger. Diese Leute hatten einen gewissen christlichen Eindruck, doch Paulus sprach sie an: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden seid?“ Das ist die entscheidende Frage.
Nicht, ob du zur Gemeinde EFG Oberkrämer gehörst, nicht, ob du irgendein Bekenntnis unterschrieben hast, nicht, ob du fleißig hier etwas einzahlst – sondern: Hast du den Heiligen Geist empfangen, nachdem du gläubig geworden bist? Ist das in dir passiert? Das ist die Frage.
Sie aber antworteten ihm: „Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist überhaupt da ist.“ Auf gut Deutsch: „Wir haben keinen blassen Schimmer, wovon du redest.“ Paulus fragte weiter: „Worauf seid ihr denn getauft worden?“ Sie antworteten: „Auf die Taufe des Johannes.“
Diese Leute sind also viel zu früh in ihrer geistlichen Entwicklung ausgestiegen. Sie sind sozusagen auf einem Nebengleis gelandet und stecken auf der Stufe Johannes des Täufers fest. Woher weiß Paulus das? Weil er sie fragen kann: „Habt ihr den Heiligen Geist?“
Der gleiche Paulus kann im Römerbrief, Kapitel 8, Vers 9, sagen, dass Menschen, die den Heiligen Geist nicht haben, nicht gläubig sind. Dort heißt es: „Wenn aber jemand den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein.“
Auch im Epheserbrief, Kapitel 1, Verse 13 und 14, finden sich vielleicht die bekanntesten Verse zu diesem Thema. Sie beschreiben, wie selbstverständlich zum Christen der Heilige Geist dazugehört.
Epheser 1, Vers 13: „In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt und gläubig geworden seid, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“
Das gilt für jeden Gläubigen. Warum macht Gott das? Der Heilige Geist ist das Unterpfand unseres Erbes, die Garantie für die Erlösung seines Eigentums zum Preise seiner Herrlichkeit. Er ist die Anzahlung, die Sicherheit.
Deshalb ist diese Frage so wichtig: Habe ich den Heiligen Geist? Gibt es in mir ein geistliches Drängen, heilig zu leben? Produziert der Geist, der in mir wohnt, Heiligkeit?
Frucht des Heiligen Geistes als Zeichen des Glaubens
Das ist ganz einfach. Woher weiß ich, dass ich den Heiligen Geist habe? Es gibt verschiedene Anzeichen.
Ein Anzeichen – und wahrscheinlich das sicherste überhaupt – ist, wenn der Geist Gottes in dir die Frucht des Heiligen Geistes hervorbringt. Manchmal braucht es eine Weile, bis man das erkennt. Doch wenn du merkst, dass in deinem Leben Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit wachsen, dann ist das ein deutliches Zeichen. Diese Eigenschaften wachsen in dir mit der Zeit immer mehr.
Du spürst ein inneres Drängen, voranzukommen. Du möchtest nicht stehenbleiben, sondern ein lieber Mensch werden. Du möchtest Jesus mehr widerspiegeln und Gott mehr nachahmen. Wenn dieses Verlangen in dir ist, kannst du sicher sein, dass es nicht aus deinem menschlichen Geist stammt.
Es kommt aus jener geheimnisvollen Verbindung, in der wir ein Geist mit Gott sind. Der Geist Gottes gibt gemeinsam mit unserem Geist Zeugnis davon, dass wir Kinder Gottes sind. In uns entsteht plötzlich der Wunsch, unseren Vater im Himmel „Abba“ zu nennen. Dieser Begriff verbindet uns auf eine intime und zugleich autoritative Weise mit Gott.
Er drückt aus, dass ich einerseits im Himmel einen Vater habe, und andererseits, dass ich ihm bedingungslos vertraue und ihm folgen möchte. Beides gehört untrennbar zusammen.
Ablehnung als Zeichen der Echtheit des Glaubens
Jetzt kommt Petrus und sagt: „Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, seid glücklich, denn der Geist der Herrlichkeit und Gottes ruht auf euch.“
Er fragt: Warum wirst du denn geschmäht? Warum reden die Leute schlecht über dich? Weil der Geist Gottes in dir sein Werk vollbringt. Er liegt auf dir. Schon in Kapitel 1, Vers 2 haben wir gesehen, dass er die Heiligung in uns bewirkt.
Warum haben die Leute, als meine Frau und ich zum Glauben kamen – wir waren zu dem Zeitpunkt schon drei Jahre befreundet – nicht verstanden, warum wir entschieden haben, nicht mehr miteinander zu schlafen? Wir haben es unseren Freunden auch gesagt, weil das dazugehört, wenn man Christen geworden ist.
Warum haben manche Menschen an dieser Stelle komisch über uns gedacht? Ganz einfach: Weil der Geist Gottes in uns am Werk war und uns davon überzeugt hat, das Wort Gottes ernst zu nehmen und es an einer relativ einfachen Stelle eins zu eins in die Praxis umzusetzen. Das ist der Grund.
Und das Gleiche wird bei dir so sein. Wenn der Geist Gottes in dir wohnt, wenn der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes auf dir ruht, dann wird das Ablehnung hervorrufen, weil er dich verändern wird.
Diese Ablehnung ist ein Indiz dafür, dass du echt bist. Darüber darfst du dich freuen.
Die richtige Haltung im Leiden
Aber natürlich, Achtung: Wir freuen uns nur, wenn wir für die richtigen Dinge leiden. Es geht immer darum, nicht einfach nur zu sagen: „Oh, mir geht es schlecht, aber freu dich!“ Das ist nicht der Punkt.
Du kannst auch Unsinn machen. Vers 15 sagt: „Denn niemand von euch soll als Mörder oder Dieb oder Übeltäter leiden oder als jemand, der sich in fremde Sachen mischt.“
Ich mag das. Ich mag das deshalb, weil hier eine Sünde erwähnt wird, über die eigentlich nie gepredigt wird. Zumindest habe ich noch nie eine Predigt darüber gehört. Und es ist nicht Mord. Logisch, Mörder sollen wir nicht sein. Wir wissen auch: Mord fängt schon da an, wo ich einfach nur ohne Grund zornig auf jemanden bin. Jesus sagt, da fängt Mord an. Das soll ich nicht sein – Mörder.
Ja, ich soll auch kein Dieb sein – das ist klar. Ich soll kein Übeltäter sein. Aber was bitteschön ist ein Mensch, der sich in fremde Sachen einmischt? Die Reihenfolge ist interessant: Mörder – „Buhu“, Dieb – „Buhu“, Übeltäter – „Buhu“, und dann jemand, der sich in fremde Sachen einmischt – „hm“. Ohne Scherz, das ist eine Reihenfolge, bei der man sich fragt, wie das passt.
Also, ich erkläre euch mal, was das für eine Sünde ist. Vielleicht findet ihr sie in eurem Leben wieder. Wenn ihr noch nie eine Predigt darüber gehört habt, kein Problem. Meines Wissens gibt es keine Predigt zu diesem Thema. Ich habe jedenfalls noch nie eine gehalten.
Was ist gemeint? Die Sünde, sich in fremde Sachen einzumischen, ist die Sünde, ungefragt zu allem und jedem seinen eigenen Senf dazuzugeben.
Ich habe hier junge Christen vor Augen, die ihre ungläubigen Familienmitglieder auf der Basis der neu entdeckten christlichen Moral maßregeln. Sie sagen jedem, was er nicht darf, zerstören ohne wirklichen Grund den Familienfrieden und schaffen so Streit und Unfrieden.
Christen, die taktlos und unweise Menschen zur Bekehrung drängen, obwohl diese dafür noch nicht bereit sind. Die an allem und jedem herummäkeln müssen, alles zu ihrem Thema machen und zu allem eine Meinung haben – und diese dann auch noch laut hinausschreien. Sie müssen jedem sagen, wie er leben soll. Man nennt solche Leute auch Nervensägen und Besserwisser.
Das ist Sünde, um es einfach mal festzuhalten. Diese Haltung ist einfach Sünde.
Grenzen der Einmischung und Weisheit im Umgang mit anderen
Ich gebe euch einen sehr schönen Bibelvers dazu: Sprüche 26,17.
Der Vers sagt: „Wer im Vorbeigehen einen Hund bei den Ohren packt.“ Das ist ein herrliches Bild. Stell dir vor, du gehst spazieren und jemand anderes hat auch seinen Hund dabei. Der Hund geht an dir vorbei, und du hast einfach Lust, ihm an den Ohren zu packen. Nein, das macht man nicht. Das macht man einfach nicht. Du gehst nicht auf den Hund zu und packst ihn einfach so an den Ohren.
Warum nicht? Ich würde sagen, neun von zehn Hunden, die du an den Ohren packst, beißen richtig zu. Das macht man einfach nicht. Und genauso macht man es nicht, wenn zwei sich streiten, einfach hinzugehen und zu sagen: „Geht mal weg, ich kläre das jetzt.“
Wir sollen zwar Friedenstifter sein, aber das heißt nicht, dass wir uns in alles einmischen müssen. Es gibt auch Dinge, die uns einfach nichts angehen. Die Idee, dass bei jedem Problem wir sofort eingreifen müssen, oder die Haltung „Ich habe auf alles die Lösung, lass mich nur mal machen“ – dieses übertriebene Sendungsbewusstsein ist Sünde. Das geht nicht.
Du hast deinen Bereich, in dem Gott dich beauftragt hat, Licht zu sein, Salz zu sein und Friedenstifter zu sein. Aber es gibt auch einen großen Bereich, in dem du dich besser raushältst. Denn du bist nicht der Richtige dafür.
Wenn du glaubst, dich in alles einmischen und jeden Streit regeln zu dürfen, wenn du denkst, du kannst bei deinen ungläubigen Bekannten immer herummäkeln und ihnen noch den letzten Nerv rauben, dann stimmt das einfach nicht.
Deshalb ist dieses Verhalten eine Sünde.
Leiden aus der richtigen Motivation
Wenn wir schon leiden, dann bitte für ein einziges Verbrechen. Vers 16 sagt hier:
Wenn er aber als Christ leidet, so schäme er sich nicht.
Also, wenn du leiden willst, dann leide, weil du Christ bist. Aber nicht, weil du Leuten auf die Nerven gehst oder weil du ein Übeltäter bist, ein Dieb oder ein Mörder, oder andere Dinge tust, die die Bibel sehr klar als falsch darstellt.
Noch einmal Vers 16: Wenn er aber als Christ leidet, schäme er sich nicht, sondern er verherrliche Gott in diesem Namen. Im Namen Jesu – also Gott zu verherrlichen, indem man etwas im Namen Jesu tut – bedeutet, an seiner Statt zu handeln, so wie Jesus es getan hätte. So sollen und dürfen wir Gott, den Vater, verherrlichen.
Trotz der Verfolgungen müssen wir uns klar machen, dass nicht die Verfolgten, nicht wir, arm dran sind.
Das Gericht beginnt bei der Gemeinde
Vers 17: Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht beim Haus Gottes anfange. Wenn aber das Gericht zuerst bei uns beginnt, was wird dann das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen?
Das ist jetzt eine starke Aussage. Petrus sagt, das Gericht fängt beim Haus Gottes an. Doch wer ist das Haus Gottes? Es ist die Gemeinde. Die Gemeinde, das sind wir.
Wenn ihr euch erinnert: Wir sind die lebendigen Steine, die Gott berufen hat, sich zu einem geistlichen Haus aufbauen zu lassen. Das ist unser Auftrag – Gemeinde zu sein. Wir bilden den Tempel Gottes.
Christen leiden, weil sie Teil einer Gemeinde sind. Ich habe gesagt, euer Leiden macht die Echtheit eures Glaubens sichtbar. Nun sagt Petrus, dass das Gericht Gottes beim Haus Gottes anfängt.
Dieser Vers ist zunächst schwer zu verstehen, denn wenn wir das Wort „Gericht“ hören, denken wir oft an Strafe oder Urteil. Und das scheint nicht zu passen. Warum nicht?
Weil die Bibel sagt, dass die Gläubigen, also die, die das Haus Gottes bilden, nicht ins Gericht kommen. Das ergibt Sinn: Wenn die Gläubigen nicht ins Gericht kommen, kann das Gericht doch nicht bei ihnen anfangen.
Wo steht das, dass wir nicht ins Gericht kommen? In Johannes 5,24 heißt es dazu:
Die Zusage des ewigen Lebens und das Vermeiden des Gerichts
Johannes 5, Vers 24 – ich lese ihn euch mal vor. Johannes 5, Vers 24 enthält eine klare Zusage, dass wir nicht ins Gericht kommen werden. Genau diese Zusage suchte ich gerade.
Hier steht: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben.“ Bitte merkt euch diesen Vers für die Evangelisation. Wir hatten das gestern schon. Es ist einer dieser evangelistischen Verse. Denn wenn du zeigen möchtest, dass es nicht darum geht, in diesem Leben gute Werke zu tun und anzuhäufen, um später ins Gericht zu kommen, dann ist dieser Vers genau richtig.
Viele Menschen glauben, dass man durch gute Werke, artiges Verhalten, Fürsorge für Kinder und soziales Engagement am Ende in den Himmel kommt. Wenn man diese Vorstellung widerlegen will, muss man diesen Vers nehmen.
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben.“ Wie bekommt man also ewiges Leben? Dadurch, dass man das Wort Gottes hört und daran glaubt. So erhält man ewiges Leben.
Wann fängt ewiges Leben an? In dem Moment, in dem du glaubst. Es muss in diesem Leben beginnen.
Dann geht es weiter: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht.“
Die Vorstellung, man käme ins Jüngste Gericht und würde dort irgendwie durchkommen, ist Wahnsinn! Das ist etwa so, als würde man in einen Hochofen fallen und hoffen, nicht zu verbrennen. Vergiss es – das ist der Tod.
Du musst alles daran setzen, dass du nicht ins Gericht kommst. Deshalb predigen wir das Evangelium, damit die Menschen verstehen, dass Gott jeden zur Rechenschaft ziehen wird. Das Gericht ist eine Realität für jeden. Du musst mit aller Macht vermeiden, ins Gericht zu kommen.
Und wie vermeidest du das? Durch Hören und Glauben. Derjenige, der glaubt, kommt nicht ins Gericht. Warum? Weil er aus dem Tod, aus dem ewigen Tod, in das ewige Leben übergegangen ist. Weil sich in seinem Herzen eine Veränderung vollzogen hat. Er ist nicht mehr Teil der alten Menschenfamilie, die mit Adam begann, sondern Teil einer neuen Familie, die ihren Ursprung in Jesus hat.
Nutzt diesen Vers, um Menschen zu zeigen, wie falsch die Vorstellung ist, irgendwann ins Gericht zu kommen und dort mit vielen guten Taten zu beweisen, was für ein toller Mensch man war. Das wird nicht funktionieren.
Das Gericht als Trennungsprozess in der Gemeinde
Realität ist, dass Jakobus 2,10 auch ein guter Vers für die Evangelisation ist. Realität ist, dass wenn du ein Gebot übertrittst, du das gesamte Gesetz übertreten hast. Das ist das Problem. Eine Sünde ist die eine Sünde zu viel, die ein vollkommen heiliger Gott in seiner Gegenwart nicht mehr dulden kann.
Deshalb muss Jesus am Kreuz tatsächlich jede einzelne unserer Sünden tilgen und für jede einzelne unserer Sünden bezahlen. Jesus kann nicht sagen: „Ich bezahle nur für zwei Drittel, und ein Drittel kehren wir einfach unter den Tisch.“ Das wird nicht funktionieren, und das hat er auch nicht getan.
So, das ist das Problem. Der Vers in 1. Petrus 4,17 sagt, dass das Gericht am Haus Gottes anfängt. Gleichzeitig wissen wir aber, dass wir ja gar nicht ins Gericht kommen. Deshalb stellt sich die Frage: Was meint der gute Petrus hier?
Er meint nicht, dass Christen, also die Gemeinde, bestraft werden. Das meint er nicht, weil wir gerade gelesen haben, dass das nicht passieren wird. Was er meint, ist Folgendes: Gott handelt als Richter.
Ich kann das Wort „Gericht“, diesen Begriff, der dort steht, den griechischen Begriff, auf zwei Arten interpretieren. Ich kann einmal sagen, dass „Gericht“ das Urteil beschreibt. Das Gericht und damit das Bestraftwerden, das Urteil sprechen, fängt beim Haus Gottes an. Das macht keinen Sinn, weil das Urteil bereits über Jesus gesprochen ist, und da gibt es nichts mehr zu verhandeln.
Ich kann aber das Wort auch anders übersetzen, nicht mit „Gericht“ oder „Urteil“, sondern ich kann den Prozess beschreiben, den ein Richter vollzieht. Ein Richter ist nämlich jemand, der Dinge voneinander trennt. Lange bevor er ein Urteil spricht, leitet er den Prozess, bei dem das Wahre vom Falschen, das Gute vom Bösen getrennt wird.
Genau das tut ein Richter. Deshalb müsste man vielleicht glücklicher übersetzen, dass das Richten oder das Trennen, nämlich das Trennen der Guten von den Bösen, beim Haus Gottes anfängt.
Wie fängt das da an? Wie macht Gott das? Er offenbart in der Gemeinde, wer echt ist und wer nicht. Die Antwort lautet: durch Leid. Darum geht es die ganze Zeit. Leid offenbart in der Gemeinde, wo die Echten sind.
Leid ist Prüfung. Es kann uns selbst zeigen, wie echt unser Glaube ist. Wenn du dich fragst, warum Gott das zulässt: Er hat diesen Prozess des Trennens auf dieser Erde vor allem im Blick auf seine Gemeinde schon eingeleitet. Er möchte, dass Menschen begreifen, wo sie stehen. Er möchte nicht, dass Menschen leichtfertig in Gemeinden mitschwimmen können, ohne zu verstehen, dass ihr Glaube entweder echt oder falsch ist.
Deshalb hat Gott diesen Prozess des Richtens und Trennens schon eingeleitet. Leid offenbart Christen, wo sie stehen.
Nochmal: Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht, das Trennen, das Richten, das Auseinanderdividieren zwischen dem Wahren und dem Falschen beim Haus Gottes anfängt – wenn aber zuerst bei uns.
Was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen?
Die Konsequenzen für Ungläubige und das Verhalten der Leidenden
Wir brauchen vor Gott, dem Richter, keine Angst zu haben, wenn unser Glaube echt ist. Wir gehorchen dem Evangelium, und bei uns ist alles in Ordnung. Aber was machen diejenigen, die das nicht tun? Wie wird ihr Ende aussehen?
Antwort: Wenn Gott schon den Glauben der Christen untersucht und prüft, wie viel mehr wird er dann den Unglauben der Gottlosen prüfen? Wie viel mehr?
Vers 18: „Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo wird der Gottlose und Sünder erscheinen?“
Wenn hier steht, dass wir mit Not errettet werden, bedeutet das nicht, dass es schwierig ist, gerettet zu werden. Errettet zu werden ist immer ganz einfach. Es sollte hier jemand angesprochen sein, der noch nicht weiß, ob er gerettet ist. Es ist wirklich einfach: Glaube an den Herrn Jesus, hänge dich mit deinem ganzen Herzen an ihn – Schnitt, das war es.
Aber in dem Moment, in dem du das tust, wird die Reaktion der ungläubigen Welt das Errettetwerden für den Gläubigen notvoll machen. Deshalb werden wir mit Not errettet. Wir werden errettet und erleiden Not in diesem Prozess des Errettetwerdens.
Und wenn das so ist – „Wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo wird der Gottlose und Sünder erscheinen?“ – also wenn Gott diejenigen prüft, die dem Evangelium gehorchen, weil er die Echtheit ihres Glaubens sehen will, was wird Gott dann mit Menschen machen, die ihm als Gottlose und Sünder begegnen? Die nicht glauben und keinen Herrn Jesus haben? Welcher Ort bleibt für solche Menschen übrig, wenn Gott sie prüft?
Die Antwort ist: Da bleibt keiner. Da bleibt Finsternis, da bleibt Verlorenheit, da bleibt Hölle.
Und wenn Gott mit uns anfängt, wenn Gott sagt: „Mich interessiert, wo ihr steht, und ich möchte, dass sich da keiner täuscht“, wenn ihm das schon wichtig ist – wo man doch eigentlich sagen könnte: „Weißt du, Gott, das ist gar nicht so wichtig, die kommen doch eh in den Himmel und dann ist alles gut“ – wie viel mehr interessiert ihn diese Frage, wo jemand steht im Hinblick auf die Gottlosen.
Daher Vers 19: „Daher sollen auch die, welche nach dem Willen Gottes leiden – und das sind wir – was sollen wir tun? Wir sollen einem treuen Schöpfer ihre Seelen anbefehlen im Guten tun.“
Das ist sozusagen ein Fazit. Wenn das stimmt, wenn es stimmt, dass Gott Leid benutzt, um uns zu prüfen, wenn es stimmt, dass der Geist Gottes in uns wirkt und dass das Verhalten und das Verhältnis der Welt zu uns eigentlich ein Beleg dafür ist, dass mit uns alles in Ordnung ist – wenn das alles stimmt, was müssen wir dann tun, wenn wir leiden? Was müssen wir tun, wenn wir leiden nach dem Willen Gottes?
Die Antwort ist: Wir müssen zwei Dinge tun. Einerseits müssen wir unsere Seelen Gott anbefehlen. Wir müssen genau das machen, was Jesus in Gethsemane getan hat: „Nicht mein Wille geschehe, sondern deiner.“ Weißt du was, Vater im Himmel, ich vertraue dir mehr – mehr als mir, mehr als dem, was ich sehen kann, mehr als dem, was ich glauben kann, mehr als dem, was ich hoffen kann. Ich vertraue dir einfach viel mehr, und ich lege mein Leben, meine Seele in deine Hand.
Und bei alledem steht hier: Wir sollen einem treuen Schöpfer ihre Seelen anbefehlen und ihm Gutes tun. Ich achte darauf, dass mein Leben immer wieder meine Berufung zum Ausdruck bringt. Ich werde mich hundertprozentig auf dich verlassen, Vater im Himmel, und ich werde glauben, dass du keinen Fehler machst, egal was passiert. Und ich werde mit meinem Leben in dieser Welt zeigen, was es heißt, Christ zu sein, und ich werde Gutes tun.
Das ist die Antwort, das ist das Fazit, das Petrus zieht, und das ist die Aufgabe, die wir haben. Amen.
