Wer bin ich? Von Chris Morphew – eine Lesung von Raoul Simeonescu.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ich darf euch exklusiv die Lesung eines ganz neu erschienenen Buches präsentieren: Chris Morphew – Wer bin ich und warum bin ich wertvoll?
Die göttliche Schöpfung und der Mensch als Ebenbild Gottes
Kapitel sechs
Was sagt Gott darüber, wer ich bin? Was sagt Gott darüber, wer wir sind? Was ist der Sinn unseres Lebens? Was macht unsere tiefste, wahre Identität aus?
Schon auf den ersten Seiten der Bibel erhalten wir einen kleinen Einblick in die Antwort. In diesen ersten Zeilen wird beschrieben, wie Gott das gesamte Universum erschafft. Er stattet die Erde mit einem wunderschönen und funktionierenden Ökosystem aus Pflanzen und Tieren aus. Dann, als letztes und großartigstes von allem, erschafft er sein Meisterwerk.
Da schuf Gott den Menschen nach seinem Bild. Er schuf ihn als sein Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie. Dieser Vers zeigt uns einige wirklich grundlegende und wichtige Dinge darüber, wer der Mensch ist.
Erstens: Die Menschen wurden von Gott erschaffen. Wir sind nicht durch Zufall oder gar einen Unfall entstanden. Wir sind keine zufällige Ansammlung von Molekülen, die von einem geistlosen Universum blindlings zusammengewürfelt wurden. Wir wurden mit Absicht erschaffen.
Nicht nur das: Wir wurden mit einer Bestimmung erschaffen. An dieser Stelle kommt die Vorstellung ins Spiel, dass Menschen nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind. Der Sinn eines Bildes von etwas besteht darin, zu zeigen, wie das Original aussieht, es zu repräsentieren und wiederzuspiegeln.
Wenn die Bibel daher sagt, wir seien als Gottes Ebenbild geschaffen, dann sagt sie damit, dass wir dazu erschaffen wurden, Gott in seinem Universum zu repräsentieren und ihn wiederzuspiegeln. Wir wurden dazu gemacht, ihn zu kennen, seine unglaubliche Liebe und Güte zu erleben und diese Liebe und Güte dann Gott gegenüber zu erwidern und in dieser Welt zurückzuspiegeln.
Gemeinschaft als Ausdruck göttlicher Liebe
Der Plan ist jedoch nicht, dass wir das allein tun. Das ist so offensichtlich, dass du es vielleicht sofort überlesen hast. Als Gott die Menschen erschuf, erschuf er nicht nur ihn oder sie, sondern er erschuf sie im Sinne von vielen, ja, von allen Menschen.
Offenbar ist es also kein Ein-Mann-Job, Gottes Ebenbild zu sein. Die Liebe ist ein so zentraler Bestandteil von Gott, dass wir ihn in der Welt nur zusammen, in liebevollen Beziehungen zu anderen Menschen, angemessen repräsentieren und widerspiegeln können.
Das erklärt übrigens auch, was wir zuvor gesehen haben: Wir können unser eigenes Leben gar nicht von dem Leben anderer Menschen trennen. Das war schlichtweg nie so vorgesehen. Menschliches Leben war immer dazu gedacht, in einer tiefen, geschützten, liebevollen Gemeinschaft gelebt zu werden.
Das ergibt vollkommen Sinn, wenn du mal über die vielleicht kniffligste Sache nachdenkst, die die Bibel über Gott lehrt. Er ist drei in einem, eine Dreieinheit. Die Bibel betont, dass es nur einen einzigen wahren Gott gibt, aber dass dieser Gott in drei Personen existiert: dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Dabei handelt es sich nicht um drei verschiedene Götter oder drei verschiedene Teile von Gott, auch nicht um drei verschiedene Formen, die Gott annehmen kann. Sie sind alle Gott, alle zusammen, die ganze Zeit.
Aber wie genau funktioniert das? Ich habe keine Ahnung. So seltsam und verwirrend das alles jedoch sein mag, es führt uns direkt zur tiefsten und wichtigsten Wahrheit im Hinblick darauf, wer Gott ist.
Gott als Beziehung und Liebe
Gott ist nicht einfach irgendein einsamer alter Mann irgendwo da draußen auf einer Wolke. Gott ist eine Beziehung, Gott ist eine Gemeinschaft, Gott ist Liebe.
Wenn wir einander lieben, sind wir daher nicht einfach nur nett. Wir zeigen uns gegenseitig die tiefste Wahrheit darüber, wer Gott ist. So leben wir unsere wahre Bestimmung in der Welt aus. Menschen wurden von Gott für perfekte, niemals endende Liebe und Gemeinschaft mit ihm geschaffen – und für perfekte, niemals endende Liebe und Gemeinschaft miteinander (Matthäus 22,37-40).
Wenn wir im ersten Buch Mose weiterlesen, sehen wir, wie wir das ausleben sollen. Es besteht darin, gemeinsam die Welt in Besitz zu nehmen. Gott segnete sie dann und sagte zu ihnen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, füllt die Erde und macht sie euch untertan! Herrscht über die Fische im Meer, über die Vögel am Himmel und über alle Tiere, die auf der Erde leben.“ (1. Mose 1,28)
Die Lebensaufgabe des Menschen in Gottes Universum
Wenn Gott sagt, dass der Sinn unseres Lebens darin besteht, ihn zu lieben und andere zu lieben, bedeutet das nicht, dass wir geschaffen wurden, um den ganzen Tag nur mit warmen, kuscheligen Gefühlen herumzusitzen.
Gott will, dass die Menschen mit ihm zusammen sein großes Universum verwalten. Sie sollen es füllen, erforschen und sich darum kümmern. Wir sollen darin arbeiten und spielen, bauen und kreativ sein, staunen, erfinden und entdecken.
Wir sollen uns immer weiter von seinem unbegrenzten Leben, seiner endlosen Liebe und Güte erfüllen lassen. Dieses Leben, diese Liebe und Güte sollen wir dann in allem widerspiegeln, was wir tun.
Gott schuf die Menschen mit einer großartigen, ewigen Bestimmung und einer Lebensaufgabe in seinem gewaltigen Universum. Diese Bestimmung und Aufgabe entspringen unmittelbar Gottes eigener riesiger, unendlicher Liebe zur Menschheit.
Das sind natürlich großartige Aussichten für die Menschheit. Aber was ist mit dir?
Gottes persönliche Liebe zu jedem Einzelnen
Die Sache ist die: Ich liebe M&Ms. Ich finde diese Schokobombons einfach großartig. Falls du irgendwelche M&Ms übrig hast, kümmere ich mich gern um sie.
Das bedeutet allerdings nicht, dass jedes einzelne M&M für mich von besonderem Wert ist. Wenn mir ein M&M herunterfällt und in den Gulli rollt, werde ich deshalb nicht todunglücklich sein. Ich rufe nicht die Polizei und versuche, einen Suchtrupp zusammenzutrommeln. Ich zucke lediglich mit den Achseln und denke mir: Na ja, es gibt ja noch jede Menge anderer davon.
Warum erwähne ich das hier? Wenn wir anfangen, über Gottes Liebe zu reden, habe ich den Eindruck, wir stellen sie uns ähnlich vor. Gott sagt uns in der Bibel immer wieder, wie sehr er uns liebt. Aber was heißt das genau?
Natürlich liebt Gott Menschen. Er sagt, Menschen sind wertvoll. Gott hat Menschen aus einem bestimmten Grund geschaffen. Bedeutet das aber auch, dass jeder Mensch ihm etwas bedeutet? Liebt er jeden einzelnen Menschen persönlich? Oder liebt Gott Menschen eher so wie ich M&Ms liebe – also nur irgendwie als Gruppe?
Wenn du Gottes Liebe nämlich eher als etwas Allgemeines betrachtest, bekommst du leicht das Gefühl, Gott liebt dich eigentlich gar nicht. Oder er liebt dich vielleicht nur so zufällig. Du bist halt mit dem Rest der Gruppe in einem Topf.
Vielleicht stellst du dir vor, wie Gott irgendwo da oben sitzt und sagt: „Ich liebe jeden.“ Und dann zeigt jemand auf dich, und Gott sagt: „Was, ach die da? Nun ja, die liebe ich natürlich auch, schätze ich. Ich liebe sie ja alle.“
Wenn du dir das so vorstellst, fühlt es sich wahrscheinlich nicht so an, als würde Gott dich besonders liebhaben. Zum Glück verhält es sich in Wahrheit völlig anders mit Gottes Liebe. Jesus hat das so erklärt.
Da erzählte Jesus ihnen folgendes Gleichnis:
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf als Bild für Gottes Liebe
Wenn jemand von euch hundert Schafe hat und eines davon sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe weitergrasen und geht dem Verlorenen nach, bis er es findet?
Und wenn er es gefunden hat, trägt er es voller Freude auf seinen Schultern nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: „Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden.“
Ich sage euch, im Himmel wird man sich genauso freuen. Die Freude über einen Sünder, der zu Gott umkehrt, ist größer als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben, umzukehren (Lukas 15,3-7).
Wenn du jetzt an dieser Stelle das Wort „Hirte“ liest, denk nicht an einen Bauern. Denn heutzutage hat ein Bauer meistens keine persönliche Verbundenheit mit seinen Schafen. Zu Jesu Zeit war ein Hirte etwas anderes.
Ein guter Hirte kannte jedes einzelne Schaf in seiner Herde. Er kümmerte sich um jedes einzelne Schaf. Wenn er ein Schaf verlor, zuckte er nicht einfach mit den Achseln und dachte sich: Na ja, davon gibt es ja noch viele andere.
Er ging es suchen und rettete es. Und wenn er es dann gefunden hatte, freute er sich riesig, weil er sein kostbares Schaf, das verloren gegangen war, wiederhatte.
Jesus sagt: So sieht Gottes Liebe aus. Gott liebt dich nicht so, wie ich meine M&Ms liebe. Er liebt uns nicht nur alle als große Gruppe. Gott liebt dich so, wie ein guter Hirte seine Schafe liebte.
Gott sagt nicht nur: Menschen sind wertvoll. Er sagt: Du bist wertvoll. Gott liebt nicht einfach Menschen, er liebt dich. Gott lädt nicht einfach Menschen zu seinem unglaublich herrlichen Plan und Ziel für die Welt ein, er lädt dich ein.
Es gibt jede Menge wahre Dinge über dich zu sagen: deine Kultur, dein familiärer Hintergrund, deine Fähigkeiten, Interessen und Leistungen, wie du aussiehst, wie viel Geld du hast, wen du gern hast und wen du nicht ausstehen kannst.
Wahrer als all das ist jedoch die Tatsache, dass du von Gott geschaffen wurdest und dass er dich kennt und liebt.
Das war's für heute. In der nächsten Episode geht es mit der Lesung weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.