Die Adventsverheißung inmitten von Enttäuschungen
Es gibt so viele Adventsverheißungen vom Kommen Jesu bei den Propheten im Alten Testament, dass man beim Bibellesen immer wieder staunt.
Heute habe ich eine Verheißung aus Jeremia Kapitel 23 gewählt. Bibellesern ist dieses Kapitel bekannt, weil es harte Worte gegen die Propheten enthält. Man könnte auch sagen, es spricht über die Pastoren der Kirche Jesu Christi. „Weh euch, ihr Hirten!“ heißt es dort. „Ist mein Wort nicht wie ein Feuer?“, spricht der Herr, „und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert. Wie könnt ihr nur euer Wort daneben setzen und eure Träume predigen, wo ihr doch das Wort, die Verheißungen unseres Gottes, zu predigen habt?“
Mitten in diesem furchtbaren Kapitel voller Enttäuschungen an denen, die eigentlich das Wort Gottes über Gottes Volk ausrichten sollen, steht unvermittelt ein Hoffnungsschimmer. „Siehe, es kommt die Zeit“, spricht der Herr, „dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Er soll ein König sein, der wohl regiert und Recht und Gerechtigkeit im Land üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: Der Herr unserer Gerechtigkeit.“
Lass uns nie an Menschen gebunden sein, sondern uns ganz an dich binden! Amen!
Zweifel und Ablehnung der Weihnachtsbotschaft
Alle Jahre wieder sagen Menschen an Weihnachten: „Ach, das ist nichts für mich!“ Wenn in diesen Adventstagen von euch, ihr Christen, von dem gesungen wird, was wir uns hier wünschen und erhoffen dürfen von unserem Gott, dann sagen sie: „Das passt für mich wirklich nicht.“
An Weihnachten wird man wohl kaum eine Zeitung finden, in der nicht irgendein intelligenter Journalist Jahr für Jahr wieder hervorholt, dass das doch ein klaffender Widerspruch sei. Die Engel singen auf dem Hirtenfeld „Friede, Friede“, und dann stellen diese findigen Journalisten fest, dass in der Welt kein Friede herrscht. Daraufhin sagen sie: „Das stimmt doch nicht mit der Botschaft.“
Genauso verhalten sich viele Menschen, die ihre Not verbergen. Da ist jemand in der Trauer, und dann sagt er: „Ach, was soll das denn dieses Jahr? Ich kann die Lieder nicht mitsingen.“ Ein anderer lebt in schweren Depressionen und sagt: „Das geht einfach nicht, ich kann mich nicht aus eigener Kraft herausschwingen.“ Wieder ein anderer hat viel Schlechtes mit Menschen erlebt, die ihm böswillig zugesetzt haben, und sagt: „Das ist nichts für mich mit dieser Weihnachtsbotschaft, die passt nicht.“
So trotzen Menschen der Botschaft unseres Gottes, der Weihnachtsbotschaft Jesu. Dabei haben all diese Leute eines übersehen und vergessen: Die Weihnachtsbotschaft und die Adventsverheißung unseres Gottes sind nur eine Stimme in der Bibel.
Die Realität der menschlichen Geschichte und Gottes Geduld
Wenn wir in der Bibel blättern, lesen wir das andere auch. Und wir lesen es noch viel besser, als es mancher findige Journalist an Weihnachten schreiben kann. Wenn wir anfangen, die Bibel auf den ersten Seiten aufzublättern, dann steht dort, dass der eine Mensch den anderen Bruder totschlägt. Kurz darauf singt einer das Lied des Klagens.
Die ganze Geschichte geht weiter, sogar im gläubigen Volk Gottes. Jakob hat zwölf Söhne, und diese verkaufen ihren eigenen Bruder als Sklaven. Das ist Menschenleben, das ist Welt, das ist die Humanität dieser Welt. So zeigt uns die Bibel das wahre Gesicht des Menschen.
Wenn man dann weiterliest, bis hinein zu den Propheten, begegnet man Enttäuschung um Enttäuschung am Menschen. Das braucht niemand, um an Weihnachten unserem Gott ins Gesicht zu schleudern und zu sagen: Wir wollen dein Evangelium nicht hören, wir halten uns am Dreck dieser Welt fest.
Unser Gott kennt diese Not und das Leiden dieser Welt besser als wir es kennen. Er seufzt – nicht nur wegen der Kriege, sondern er seufzt über uns. Wir sind ihm eine Last, er ist schier daran, überdrüssig zu werden.
Man kann sich das kaum ausmalen. Ich wünsche Ihnen nur, dass Sie Augen haben für Ihre eigene Schuld vor Gott. Dass Ihnen das als Last aufliegt, sodass Sie nie mehr Gottes Wort ins Gesicht schleudern können. Sondern dass Sie nur noch schreien können: Herr, erbarme dich meiner!
Die unerhörte Weihnachtsbotschaft: Gott trotzt uns
Und jetzt müssen wir sagen: Wenn das so ist, dann ist die Weihnachtsbotschaft eine unerhörte Nachricht. Gott schiebt dieses ganze Leiden der Welt nicht einfach weg.
Ich habe heute das Thema meiner Predigt so formuliert: Gott trotzt uns – das ist die Weihnachtsbotschaft. Es braucht niemand, an Weihnachten dazusitzen und zu sagen, ich feiere nicht mit. Das wäre närrisch, wo doch Gott anfängt, unserer Welt voller Blut und Tränen gegenüberzutreten und sagt: „Und dennoch Frieden!“
Der Gott, der dem Johannes die Augen geöffnet hat, damit er sieht, dass am Ende der Welt ein Krieg kommt, bei dem ein Drittel der Menschheit vernichtet wird, dieser gleiche Gott trotzt diesen kriegerischen Menschen – uns – und sagt: „Dennoch wird Friede sein, weil mein Heilsprogramm nicht aufhört.“
Das ist die Weihnachtsbotschaft. Und man kann das nur hören und sagen: Ich möchte mehr wissen von deinem großen Programm.
Drei Aspekte, wie Gott trotzt und sein Heil aufrichtet
Ich möchte heute an drei Stellen darlegen, wie Gott trotz der Macht des Teufels in der Welt wirkt. Ebenso trotz der Macht des mächtigen Menschen und der Macht des Gottlosen.
Dabei will ich zeigen, wie Gott sein Heil aufrichtet und unseren trügerischen Hoffnungen trotzt.
Gott trotzt unseren trügerischen Hoffnungen
Es ist originell, wie wir Menschen immer wieder auf die Füße fallen und oft im Leben von völlig trügerischen Hoffnungen leben. Plötzlich lassen wir in unseren Köpfen Gedanken spuken, Utopien, die gar keine Realität haben. Wenn Leute sagen: „Ach, es muss doch alles in meinem Leben sich lösen!“ – wenn man an kleinen Veränderungen festhält, wie der eine, der heiratet, oder der nächste, der in eine größere Wohnung zieht, erwartet man ganze Veränderungen. Man denkt, dass es jetzt endlich anders wird und dass die Lösung aller unserer Fragen kommen muss.
Manche sagen: „Wenn ich mal ein Auto habe – das ist heute so, ohne Auto kann man nicht leben –, dann muss etwas kommen.“ Es gibt so fixe Ideen, an denen man seine Hoffnungen aufhängt.
Das Volk Israel hatte eine solche fixe Idee, von der es sein Heil abhängig machen wollte. Bei uns ist es oft so, dass wir meinen, der Wohlstand heute, wenn es einem gut geht und man genug hat, mache glücklich. Die fixe Idee Israels war: Wir brauchen einen König, so eine Vaterfigur, an die man sich hängen kann, die für einen sorgt, einem die Lasten wegnimmt und Gerechtigkeit schafft – so ein Professor, Scheich, ein Vater des Stammes, der alles in Ordnung bringt. Das hatten sie damals von den umliegenden Völkern abgeguckt. Nichts weiter war das. Es imponierte ihnen, wie die Kanaanäer solche Stadtkönige hatten, die das Volk führten. Sie sagten: „So etwas wollen wir haben, genau so etwas!“ So kamen sie zu Samuel.
Samuel war unglücklich, weil er wusste: Nur Gott kann Menschen wirklich bedeuten. Dies bedeutet nur der lebendige Gott. Es gibt keinen, der letztlich für sie sorgen kann. Sie können keinen Freund in dieser Welt finden, der ihre Probleme löst oder ihr Leben in eine Richtung lenkt – außer dem lebendigen Gott selbst.
Dann sagt Gott zu Samuel: „Sie haben mich verworfen, sie haben mich verworfen. Lass sie, gib ihnen einen König.“ Aber Gott macht keine böse Miene, sondern gute Miene zum bösen Spiel und gibt ihnen einen prächtigen König – Saul, einen Kopf größer als das ganze Volk. Das Volk jauchzte, als sie ihren König hatten. Dieser König führte sie jedoch in verlorene Schlachten, weil Gott von ihm gewichen war. Saul konnte selbst nicht an Gott festhalten.
Denn ein König kann nur dann etwas bedeuten, wenn er von Gott geführt wird. Menschen können anderen nur etwas bedeuten, wenn Gott sie erfüllt. Daran zerbrach Saul, und er stürzte sich auf sein Schwert.
Dann macht Gott weiter und sagt: „Ich will euch heilschaffen, ihr seid mein Volk.“ Er schickt Samuel ins Haus Isais nach Bethlehem, wo er einen König salben soll. Samuel kommt hinein, und die Söhne kommen nacheinander: zuerst Abinadab, dann Schama, wie sie alle heißen. Samuel dachte, das sei der Richtige – ruhig, kühler Diplomat, die richtige Statur, ein König. Aber Gott sagt: „Der nicht.“ Gott sieht das Herz an, im strengsten Maßstab. Nur so kann er durch Menschen regieren und führen: wenn sich jemand willig ihm öffnet.
Sie kennen doch das: Am Ende sind alle Knaben durchgegangen, und dann wird David vom Feld geholt, der Kleine, der draußen war. Mit ihm war Gott. David erkannte, wie wichtig es ist, dass Gott bei ihm ist. Er sagte: „Ich kann das als Mensch gar nicht erfüllen. Schaffe, Gott, in mir ein reines Herz, gib mir einen neuen, gewissen Geist. Ich kann die Erwartungen der Menschen nicht erfüllen, wenn nicht Gott bei mir ist.“
Die Hoffnung, die mit David gegeben wurde, wurde enttäuscht. Salomo betete wieder dasselbe Gebet: „Du wollest deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, das brauche ich.“ Wieder wurde das Volk Israel enttäuscht. Bei den Nachfolgern Salomos wurde es noch viel schlimmer. Die Geschichte der Kinder aus dem Hause David, der Kronprinzen, ist eine furchtbare Geschichte von Blutschande und Mord. Das heißt nicht nur „Pfarrers Kinder, Müllers Vieh“, sondern auch bei den Verheißenen aus dem Davidshaus.
Die Not – ich möchte es so nennen – mit den Sprösslingen war groß. Deshalb sagt Gott: „Ich mache einen Spross, nicht nur einen Sprössling.“ Jetzt kommt der Spross aus dem Hause David. Am Ende wird aus dieser Unheilsgeschichte meine Lösung kommen.
In den Versen im Kapitel 23 von Jeremia sagt er vorher: „Wehe euch, Hirten, die ihr die Herde meiner Weide umkommen lasst und zerstreut“, spricht der Herr. Das waren die Könige Israels, die Volksführer. „Ihr habt meine Herde zerstreut und nicht nach ihr gesehen. Siehe, ich will euch heimsuchen um eures bösen Tuns willen.“ Gott wird Sünden ins Licht rücken. Das ist auch durch Jesus bekräftigt, denn seine Predigt begann immer mit der Buße.
Was uns an Advent freut, ist, dass Gott an unseren menschlichen, irrigen Utopien sein großes Heil doch noch bringt – nicht da, wo wir hoffen, sondern ganz anders. Man kann es gar nicht glauben und nicht denken.
Ich stehe in dieser Predigt immer in der Not, weil ich weiß, dass einer bis jetzt mitgegangen ist, aber den entscheidenden Sprung jetzt nicht mitkriegt, die entscheidende Schwelle nicht versteht. Es geht jetzt darum, diesem König Jesus zu begegnen. Es geht in diesen Adventstagen um nichts anderes, als dass Gott uns diesen einen schickt. Er erfüllt uns alle anderen Wünsche oft genug nicht, weil er sagt: „Ich habe mein Heil gesetzt, und das gilt dir für die Lösung deiner ganz bedrückenden Fragen.“
„Ich habe mein Heil gesetzt. Siehe, es kommt die Zeit, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will.“ Ihr habt gehofft, dort kommt das Heil nicht, und erlebt eine Enttäuschung nach der anderen. Aber mein Heil kommt – mitten in dieser Welt der Tränen und des Leidens. Mein Heil kommt!
Im Weihnachtsoratorium singt der Chor, dass dieses schwache Kindlein unser Trost und unsere Freude sein soll, dazu den Satan zwingen und letztlich Frieden bringen. Ist das möglich, dass er das löst? Ja, darum geht es!
Gott trotzt menschlichen und enttäuschenden Hoffnungen. Und zweitens trotzt Gott unserem Eigensinn.
Gott trotzt unserem Eigensinn
Die schlimmste Not ist doch, dass wir einen Dickkopf vor Gott haben und uns von Gott losreißen. Die ganze Not in der Welt liegt darin, dass wir ohne Gott leben wollen – so sagt es die Bibel.
Heute möchte man vieles reformieren und neu gestalten. Oft ist es mehr ein Spiel als ein ernsthaftes Anliegen, alles zu verändern. Wenn man Ihnen vor drei Jahren gesagt hätte, was alles in unserer Kirche noch möglich sein muss, hätten Sie das für verrückt gehalten. Was alles gemacht und auf den Kopf gestellt werden kann! Und doch geschieht nichts. Gar nichts ändert sich.
Das betrifft auch all die Welterneuerungsprogramme. Man kann alles von vornherein oder von hinten herum versuchen, doch es ändert sich kaum etwas. Wir Menschen sehen als das Drängendste immer die äußeren Ordnungen, die reformiert werden müssen. Wenn jemand mit einer neuen Jugendarbeit beginnt, startet er meist mit Satzungen, um überhaupt arbeiten zu können. Doch bei all den Reformen kommt kaum etwas heraus, denn die Welt leidet viel tiefer.
Sie leidet an ihrem Chaos. Aus der Bibel wissen wir, dass dort Tohuwabohu herrscht, wo das Schöpfungswort unseres Gottes nicht reicht. Am Anfang war die Erde Tohuwabohu, wüst und leer. Dann redet Gott, und aus diesem wirren Chaos entsteht eine Gottesordnung. Diese Gottesordnung der Schöpfung ist zerstört, weil der Mensch eigenmächtig die Schöpfung benutzt.
Wir Menschen stoßen deshalb immer wieder an Grenzen – im Sterben, in den Schmerzen des Gebärens, in Krankheit, im Schweiß unserer Arbeit. Es ist der Fluch, der über der Schöpfung liegt. Trotzdem wird diese Welt noch erhalten – unter einer Notordnung. Es ist eine eigenartige Notordnung, die Gott noch gelten lässt: die Notordnung der Gewalt. Das Schwert hält die Welt zusammen, damit es nicht ganz ins Chaos zurückfällt. So hat Gott es Noah offenbart.
In dieser Chaoswelt, die nur noch von Diktaturen und kümmerlichen Demokratien zusammengehalten wird, fragt man sich: Warum bist du nicht der Gegner? Weil die ganze Welt, wenn es nicht noch einige Diktaturen und schwache Demokratien gäbe, völlig ins Chaos zurückfallen würde. Dann würde sich ein Mensch gegen den anderen auflehnen, und die totale Zerstörung der Welt wäre da.
Neu wird die Welt erst, wenn ein Mensch von seinem Eigensinn und seiner Gottlosigkeit loskommt. Wenn ein Mensch sich von Gott beherrschen und führen lässt. Wenn die Adventsverheißungen vom neuen Reich sprechen, ist nicht gemeint, dass etwa Präsident Nixon in Amerika anders wird. Es wird davon gesprochen, dass ich verwandelt werde, dass Gott über mich herrschen und mich verändern wird.
Er wird herrschen, wohlregieren und Recht und Gerechtigkeit im Land üben. Wo das beginnt: Wie viele Freunde hatte eigentlich der Herr Jesus? Lazarus, Maria, Martha und ein paar Jünger – mehr nicht. Aber die, die sich von ihm regieren ließen und sein Recht und seine Gerechtigkeit weitertrugen, waren die Avantgarde einer neuen Welt.
Deshalb ist das der wichtige Punkt in der Weihnachtsbotschaft: Dieses Neuheitentum, dieses christliche Neuheitentum. Man singt und sagt christlich: Ich will von Jesus viel haben, ich brauche Gott, ich brauche sogar Kraft von ihm. Aber er will Ihnen keine Kraft geben, er will Sie beherrschen. Er will Ihre Autorität sein – Ihre gültige und bindende Autorität.
Das kann man nur mit unangenehmen Worten sagen. Wo das nicht unser Christusbekenntnis wird, ist es Heidentum. Wir wollen von Jesus nichts anderes haben als seine Herrschaft, sein Regieren, ein Bestimmen über uns. Nicht mehr mein Kopf und meine Gedanken sollen mein Leben bestimmen, sondern er und sein Wort.
Dann wird es friedensreich werden, und dieses Heil wird um uns her anbrechen. Das ist die Bekehrung, die geschehen muss.
Es gibt einen schönen Akzentvers von der Großmutter von Nikolaus Ludwig Reichsgraf zu Zinzendorf, Henriette Freifrau von Gersdorf. Sie war eine hochintelligente Frau, deren Vater Minister war. Als sie mit siebzehn Jahren mit ihrem Vater umzog, empfingen sie in Leipzig Professoren mit Huldigungen. Leibniz rühmte sich, mit Henriette Freifrau von Gersdorf Briefwechsel gehabt zu haben.
Sie las die Bibel in den Ursprachen, in Hebräisch, und hatte ein großes chemisches Labor in ihrem Schloss. Sie war naturwissenschaftlich höchst gebildet und auf dem höchsten Niveau der zeitgenössischen Wissenschaften.
Diese Frau betete den Adventsvers:
"Ich will nicht kleine Gaben, o Gotteskind von dir,
Dich selber will ich haben und bitten,
Dass auch mir, du magst geboren heißer Welt und Sünde,
Mich auf ewiglich entreißen und leben nur für dich."
Sie wollte Jesus haben, damit er sie aus einem kümmerlichen Leben herausreißt. Sie wollte seine Herrschaft, nichts Kleines von ihm. Nicht nur ein paar kleine Gebetserhörungen, sondern seine Bekehrung und Führung im Leben.
Früher sangen wir in der Jugendarbeit gern das Lied:
"Auch mein Herz für Jesus, König, ziehe ein,
Meinen Willen beuge, herrsche du allein!"
Es geht nicht darum, ob wir an Gott glauben – das glaubt der Teufel auch. Entscheidend ist, ob unser Wille gebeugt und gebrochen ist, damit er über uns herrschen kann.
Das ist die große Adventsverheißung des Jeremia: Wenn der Spross kommt, wird er Recht regieren. Er wird ein König sein, der wohlregiert und Recht und Gerechtigkeit im Land übt.
Die meisten Menschen erwarteten, dass das groß durch Regierungsproklamation geschieht. Aber es geschieht dadurch, dass hier und da auf der Welt einige Jesu Jünger Jesus in ihrem Leben als bindende Autorität anerkennen und ihm zur Verfügung stehen.
Gott trotzt unserer Einsamkeit
Gott trotzt unserer Einsamkeit
Wir haben gesagt, das gilt nicht, wenn jemand so leichtfertig seine Wehwehchen Gott vorhält und sagt: „Ich möchte nicht Weihnachten feiern.“ Doch gerade deshalb sollen wir uns freuen! Wir freuen uns, wie jetzt die ganze Welt sich verwandelt und wie die Adventsdekorationen wieder erscheinen. Das lohnt sich, denn wir wissen, warum – wegen dessen, was in Weihnachten steckt.
Gott trotzt unseren trügerischen Hoffnungen, war das Erste. Er trotzt unserem Eigensinn und trotzt unserer Einsamkeit. Gerade an diesen Weihnachtstagen gibt es so viele einsame Menschen. Man weiß gar nicht, wie viele es in unserer Gemeinde sind, die an diesem Abend und in diesen Adventstagen bedrückt und traurig sind und sagen: „Ich bin so allein, ich habe niemanden, der sich um mich kümmert.“
Wenn man an Israel denkt, stand gerade gestern dieses Wort in der Zeitung, dass die Liquidation Israels wieder abgedruckt wird. Elf-Fatah-Führer dürfen das wieder aussprechen, sie fordern es, und niemand tritt für sie ein. Die Welt schweigt, die Welt schweigt. Deshalb klagt Jeremia über die Hirten: „Ihr lasst die Herde meiner Weide umkommen.“ So ist es – ihr kümmert euch nicht darum. Das geht bis hinein ins Volk Gottes, dass Menschen in der Welt umkommen, weil sie das Evangelium nicht mehr hören können.
Christen diskutieren sogar bis hinein zu den Hauptamtlichen darüber, ob man überhaupt noch missionieren soll. Große Informationsaktionen werden gestartet, in denen gesagt wird: „Weiße Missionare raus, das sei eine erfreuliche Sache.“ Das ist eine Schuld, die gegen den Himmel schreit, wenn man das heute sagt, wenn die Hirten der Weide der Welt das Evangelium vorenthalten. Das ist unentschuldbar.
Da gilt nur noch diese Verheißung, dass Gott sich seiner Herde selbst annimmt. Es kommt die Zeit, da wird der Spross erweckt, der Judah helfen wird. Zu der Zeit wird Israel sicher wohnen, und sein Name wird sein: „Der Herr unserer Gerechtigkeit.“
Wenn Sie das wissen, gibt es für Israel in dieser Welt keine andere Heimat als beim Messias Jesus. Wir wollen in diesen Tagen beten, in dieser erschütternden Zeit, dass sie die Augen für ihn geöffnet bekommen.
Und es gibt für Menschen keinen Freund und keine Geborgenheit. Selbst unsere kirchlichen Gruppen und Gemeinschaften sind so vorläufig, so bruchstückhaft, so falsch und so wenig behütend, dass man nur sagen kann: Das Einzige ist er, der Herr Jesus. Deshalb wollen wir in diesen Adventstagen von ihm reden. Man wird ihn nennen: „Der Herr unserer Gerechtigkeit.“
Mit dieser Gerechtigkeit ist auch gemeint, dass Gott so gerecht ist und seine Verheißungen buchstäblich erfüllt. Wegen dieser blöden Leserzuschrift eines Theologen in der Stuttgarter Zeitung haben wir diese Adventsverheißungen genommen, um darüber zu reden. Wir würden nicht von den jüdischen Propheten reden können, sondern von den Propheten des Alten Bundes, weil wir wissen, dass Gott gerecht ist und seine Verheißungen buchstäblich und vollständig erfüllt. Sie werden bis zum Letzten wahr.
Deshalb, weil er seinen Bund mit uns hält, geschieht gerade in diesen Adventstagen, dass Menschen nicht mehr einsam sind. Habe ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott, was kann mir dann der Feind und Widersacher tun?
Dieses jubelnde Singen – auch wenn ich allein bin, so wie ein Apostel im Gefängnis eingekerkert war, so wie heute Christen irgendwo in Nepal sind, ja, Christen werden um ihres Glaubens willen eingesperrt. Wenn da irgendein Nepalese in seinem Kittchen sitzt und weiß: Der Herr ist bei mir – mehr als menschliche Gemeinschaft.
Verlust, Einsamkeit – ich bin geborgen. Ich habe den Herrn gefunden, der meine Sünden wegnimmt und der sich zu mir gesellt und bei mir ist. Amen.