Einführung in den Frieden durch den Glauben
Nun schlagen Sie bitte Ihre Bibeln auf bei Römer 5,1-5.
Der neue Luthertext ist am Anfang nicht mehr ganz so eindrücklich. Früher hieß es: »Nun sind wir denn gerecht geworden«, was sprachlich etwas glatter wurde zu »Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben«.
Der Text lautet: »Wir haben Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen. Und wir rühmen uns der Hoffnung auf die zukünftige Herrlichkeit, die Gott geben wird.«
Nicht nur das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse. Denn wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt. Geduld aber bringt Bewährung, und Bewährung bringt Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.
Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Die Herausforderung des Zuhörens in der Not
Liebe Schwestern und Brüder,
ich habe manchmal hier oben beim Predigen Schwierigkeiten. Jetzt soll ich reden, und ich würde sie so gern selbst sprechen lassen. Nicht aus Faulheit, sondern weil ich weiß, dass viele von ihnen den Kopf voll mit schweren Gedanken haben.
Neulich sagte mir jemand: „Ich kann überhaupt nicht zuhören, wenn sie predigen. Ich muss immer an die schwere Krankheit meines Mannes denken.“ Ich verstehe das. Andere haben schwere wirtschaftliche Sorgen, wieder andere Streit und sind in großen Nöten. Sie wissen oft nicht aus noch ein. Sie denken fortwährend an ihre Not und warten nur darauf, dass irgendwo ein Stichwort in der Predigt kommt. Dann können sie eine Antwort geben, suchen Nachhilfe und bitten um eine Lösung im Wort.
Und da ist es gut, dass jetzt nicht ich rede, sondern dass Gott gut zu Ihnen redet. Das könnte so aussehen, als ob Gott gar nicht unmittelbar auf die Not eingeht, die Sie eben bekümmert. Im Gottesdienst passiert es oft, dass man denkt: „Wovon redet er denn jetzt überhaupt? Ich will doch etwas ganz anderes hören.“
Dann spricht Jesus davon, dass er uns Frieden gibt. Dieses Thema zieht sich heute durch den ganzen Gottesdienst – der Frieden. Jesus sagt: „Ich gebe euch meinen Frieden. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“
Die Bedeutung des Friedens in der Not
Ich verstehe gut: Da will man sich auflehnen und sagt sich, lass mal, ich will etwas ganz Einfaches, Praktisches. Ich suche Hilfe in meiner Not. Ich will wissen, ob ich wieder gesund werde, oder ich will wissen, wie ich aus meiner Lebenskrise herauskomme, oder wie ich mit meiner Schwermut fertig werde.
Wir wollen immer etwas, das man anfassen kann. Und wenn es um Glauben geht, beziehen wir uns gern auf etwas Praktisches, das man mit beiden Händen greifen kann – etwas aus dem Leben.
Doch Jesus spricht zu uns vom Frieden. Er sagt: „Ich gebe dir meinen Frieden.“ Nicht das, was du sonst erwartest. Wir wissen doch, dass Jesus manchmal ganz zurückhaltend war, wenn Menschen zu ihm stürmten und ihre Wünsche und Bitten ausschütteten. Hat er denn kein Herz? Versteht er denn nicht, was uns gerade umtreibt?
Oh doch, das tut er. Das ist die richtigste Antwort. Und die entscheidende, die wir in unserer Not überhaupt brauchen. Genau die will er uns geben: „Ich gebe dir meinen Frieden, ich bin bei dir.“
Gerade in der Not, die uns umtreibt, gerade in der Angst, die uns bedrückt, wenn die Sorgen auf uns lasten, ist das doch entscheidend wichtig: „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir.“
Zweifel und die Suche nach praktischem Trost
Aber jetzt möchte ich noch einmal ganz praktisch ausholen. Wir wissen ja, wenn wir mit anderen darüber reden, kommt oft der Einwand: „Hör mal, das weiß ich doch. Seit meinen Kindertagen hat schon immer jemand von Gott geredet. Ich habe das im Religionsunterricht gehört, und auf verschiedenen Spruchpostkarten wurde mir das immer wieder zugeschickt. Aber das bedeutet für mich nichts. Wenn ich ins Krankenhaus muss und meine Sorgen durch meinen Kopf gehen, hilft mir das nichts. Das tröstet mich nicht. Damit kann ich mir nichts kaufen. Das sind bloß Sprüche.“
Dann müssen wir sagen: Du hast Recht. Du hast Gott nicht, und darum hast du seinen Frieden nicht. Dein Leben ist gottlos, und die Welt ist gottlos. Wir sind gut davongelaufen, und darum hilft uns der Friede, von dem wir dauernd reden, gar nichts. Das Wort geht uns gar nicht unter die Haut, von dem hier heute gesprochen wird.
Viele können uns zurufen: „Friede soll mit dir sein“, „Friede sei mit dir“ natürlich. Aber ich habe den Frieden doch gar nicht, weil ich Gott nicht habe. Und wenn ich ihn nicht habe, dann habe ich auch seinen Frieden nicht. Dann bin ich allein mit meiner Not.
Das ist sicher das Allerschlimmste: Dass viele Leute und wir ganz oft selbst, trotz allem frommen Brimborium, das wir haben, manchmal ohne Jesus leben. Allein stehen wir den Herausforderungen, Ängsten und Gefahren gegenüber – und haben den Frieden nicht. Wir wollen uns dort stillen, können uns aber gar nicht dieser Not stellen. Wir schaffen das überhaupt nicht und kommen nicht weiter.
Wir schaffen es nicht, mit diesen Nöten fertigzuwerden, und auf einmal ...
Die verlorene Friedlosigkeit und die Kraft des Friedens Jesu
Jetzt wünsche ich mir nur, dass ich es wirklich merke: Das, was die Bibel auf vielen Seiten immer wieder sagt. Wir haben den Frieden verloren. Wir sind friedlos. Gott hat seinen Frieden von uns weggenommen.
Schon die kleinste Gefahr, der kleinste Schrecken, der sich irgendwo in unserem Leben zeigt, genügt, um uns in Panik zu versetzen. Wir haben gar keinen Frieden mehr. Wir sind ruhelos, ängstlich und gejagt. Weil wir den Frieden verloren haben.
Nur Jesus kann uns diesen Frieden wiedergeben. Der Friede, den Jesus schenkt, ist so groß. Es gibt ein Lied, das davon erzählt: „Tobewelt und Springe“. Dort heißt es: „Ich stehe hier und singe in Gottes Sicherheit. Gottes Macht hält mich fest. Erde und Abgrund müssen verstummen, egal wie sie kommen.“
Es kann alles geschehen, die Gefahren können sich über mich zusammenschlagen – trotzdem stehe ich ganz fröhlich da. Das will uns Jesus schenken.
Darum ist es eine ganz natürliche Antwort auf die Kummer und Nöte, die uns bedrücken, auf all das, was uns beschäftigt, auf äußere, handfeste Bedrohungen, mit denen wir uns auseinandersetzen und mit denen wir nicht fertig werden: Er will uns heute seinen Frieden geben.
Das ist die wichtigste Nachricht, die wir verkündigen können. Diese Botschaft müssen wir den Menschen zurufen: Friede sei mit euch, Friede sei mit euch.
Wie erlangen wir den Frieden Gottes?
Wie bekommt man diesen Frieden? Jesus gibt uns den Frieden. Aber wie erhält man ihn wirklich? Oft hat man davon gehört, doch man hat ihn nicht. Manche meinen, der Frieden würde sich wie magisch auf uns senken.
Ich bin doch konfirmiert, ich bin doch getauft – und trotzdem habe ich den Frieden nicht. Was muss ich jetzt noch tun? Muss ich eine sakramentale Handlung an mir vornehmen lassen? Was ist zu tun? Nein.
Der Friede hängt mit Recht und Gerechtigkeit zusammen. Es geht um juristische Ordnung. Plötzlich steht die Ordnung meines Lebens im Mittelpunkt. Gott spricht immer wieder über die Missstände in meinem Leben. Ich kann den Frieden nur haben, wenn mein Leben in Ordnung ist.
Man kann Frieden und Streit nicht voneinander trennen. Man kann nicht Gottes Gebote brechen und gleichzeitig den Frieden Gottes haben. Das geht nicht. Sie spüren selbst, dass Heuchelei nicht stimmen kann. Darum sind Sie Ihr eigener Ankläger, und Ihr Gewissen wird unruhig. Sie merken selbst, dass etwas nicht stimmt.
Deshalb spricht Jesus immer wieder von der neuen Ordnung meines Lebens. Ich muss Gerechtigkeit leben – aber nicht die Gerechtigkeit, wie sie in unserer Welt oft verstanden wird. Schauen Sie in die Zeitung, was dort steht: Wenn die Polizei mit Drogenproblemen nicht mehr fertig wird, schlägt sie vor, Drogen zu legalisieren.
Prima, eines Tages wird man vielleicht sogar die ganze Kriminalität legalisieren wollen. Dann braucht man keine Polizei mehr, denn man sagt einfach: Die Leute machen es jetzt anders, wir können es nicht ändern. Wenn alle abgehauen sind, kann man ein anderes Gesetz nicht mehr durchsetzen. Man muss sich den Menschen anpassen, die Gesetze müssen so sein, wie die Menschen leben.
Gottes Gerechtigkeit ist jedoch unbestechlich. Gott hat ein Ziel für unser Leben: dass wir sein Ebenbild sind – göttliche Güte, Freundlichkeit und Reinheit verkörpern in unserem Leben. Wenn Gott unser Leben neu macht und uns Frieden schenkt, dann verändert er uns.
Ja, wir können das so sagen: Wir Christen haben ein hohes Ziel – die Humanität des Menschen. So sollen wir neu werden, gerecht und heilig vor ihm.
Die Gerechtigkeit durch den Glauben und Vergebung
Ach, mir wird bewusst, wie ich Gott in meinem Leben fortwährend betrüge, sein Wort mit Füßen trete und ihm ungehorsam bin.
Darum steht hier: Wir sind gerecht geworden durch den Glauben, durch Jesus. Noch nie ist ein Mensch auf eine andere Weise gerecht geworden im Sinne Gottes.
Gerechtigkeit vor Gott entsteht aus überströmender Barmherzigkeit. Ich verstehe nicht, wie Menschen immer wieder sagen, sie müssten etwas dazu tun, um gerecht zu werden. Wenn es durch eigenes Tun möglich wäre, gerecht zu werden und das Leben zu verbessern, dann wären sie die ersten, die es geschafft hätten.
Menschen können nur gerecht werden durch die Vergebung Jesu. Diese Vergebung reinigt ihr Leben von Grund auf und so vollständig, dass sie gar nicht mehr weiter sündigen können, wenn sie verstehen, was Jesus durch das Opfer seines Lebens bewirkt hat.
Er hat sich ganz und völlig für meine Schuld hingegeben und ist für mich gestorben, damit ich vor Gott gerecht werde. So hat er mir die ganze Schuld weggenommen – nicht, damit ich wieder in alte Sünden zurückfalle, sondern damit ich in einem neuen Leben wandeln kann.
Das ist der Frieden, den Jesus gibt. So kann ich den Frieden Gottes empfangen.
Wer Frieden in einer Welt voller Unruhe, Angst, Sorge und Schwermut haben möchte, kann ihn nur unter dem Kreuz Jesu finden. Dort, wo sie ihre Sünde zum ersten Mal aussprechen: „Ja, ich habe gesündigt, Herr, vergib mir meine Schuld. Ich kann mein Leben selbst nicht heiligen und reinigen. Ich lebe von deiner Güte.“
Die Freude der Vergebung und die Frage nach dem Frieden
Wann finden Sie denn Frieden? Und wissen Sie, wann man Vergebung erlangt? Es ist eine große Freude, wenn man plötzlich das Herz Gottes erreicht. Wenn man weiß, dass er einem alles erlassen hat. Dann kann nichts mehr zwischen einen und ihn treten. Denn es hängt nicht mehr von meinem Tun ab, sondern alles ist Gnade. Ich bin geborgen bei ihm, und er ist bei mir. Er liebt mich so sehr, dass er mich hält und trägt.
Jetzt kommt eine weitere Frage: Haben wir diesen Frieden? Wie bekommen wir diesen Frieden? Habe ich gerade gefragt. Da haben wir ihn. Haben Sie ihn wirklich?
Vor ein paar Jahren war bei uns die Friedensbewegung ganz aktuell. Da konnte man kaum anders, als über Abrüstung zu sprechen. Das hat uns bewegt. Wer war da nicht auch bedrückt über die Zusammenballung der Waffen auf engstem Raum, auch hier rund um die deutschen Grenzen? Damals in der Friedensbewegung sagte man, die Abrüstung ist jetzt mal wichtig, sie ist Nummer eins. Die Atomwaffen müssen weg.
Wenn uns damals, sagen wir vor zehn Jahren, jemand gesagt hätte: In zehn Jahren werden bei der Wahl auf der Waldheide bei Heilbronn die Vögel singen und die Schafe weiden, dann hätten Sie ihn für einen Spinner gehalten. Niemand glaubte, dass in Mutlangen plötzlich keine Raketen mehr stationiert sind. Das war doch der Traum: Wenn endlich das Hauptschwert über unseren Häuptern weg ist.
Aber es hat keinen Frieden gegeben. Der Friede ist nicht bloß ein Waffenproblem, habe ich damals immer wieder gesagt. Manche haben sich sogar in unseren Gottesdiensten aufgeregt und gesagt: Du redest vom Frieden Gottes, aber du weißt doch um die Herausforderungen unserer Welt! Nein, wir spüren, dass Gott in dieser Welt seinen Frieden von uns genommen hat.
Und auch wenn die Waffen von uns weggenommen sind, haben wir keinen Frieden, wenn wir ihn nicht finden – vor Jesus Christus – in einer unruhigen Welt. Die Welt wird noch durch manche Krise und manche Aufregung hindurchgehen. Und unser Leben, bis wir einmal in die ewige Welt Gottes hinübergehen, wird noch durch manche Anfechtungen und Not hindurchgehen.
Äußerlich werden Sie nie Frieden haben. Es wird immer wieder so sein, dass um Sie herum die Hölle los ist. Frieden haben Sie nur, wenn Jesus Ihr Friede ist.
Die Einzigartigkeit des Friedens in Christus
Dieser Brief heißt: Er ist unser Friede. Ich weiß, wie das klingt. Wenn wir immer wieder über ein Thema reden – heute, wenn Walter Wassermann zu uns über den Islam sprechen wird –, dann könnte man sagen: Ihr Christen seid arrogant, ihr seid anmaßend. Meint ihr denn, ihr allein hättet die Wahrheit? Lasst doch zu, dass auch andere ihre Wahrheit haben. Meint ihr denn, ihre Lehren hätten den Frieden bei Gott gefunden? Sie führen doch auch zum Frieden.
Beide Wege führen nicht zum Frieden. Entweder – oder, das stimmt nicht. Wenn man durch das eigene Tun zum Frieden mit Gott gelangen könnte, dann probieren Sie es doch. Lehnen Sie sich doch zurück. Wenn Sie sich durch Waschungen im Ganges oder durch die Versenkung im Buddhismus selbst erlösen können, dann erlösen Sie sich doch.
Wir wissen, dass allein Jesus uns Frieden schaffen kann. Es gibt keinen anderen Frieden in der ganzen Welt. Darum ist es nicht anmaßend, wenn wir sagen, dass wir in einer ganz besonderen Nähe und Vertrautheit mit dem lebendigen Gott leben. Was ihr meint, ist, dass ihr mehr habt als wir, besser seid, mehr könnt oder begabter seid. Das ist nicht so.
Soweit der Friede Christi. Er ist so wunderbar, dass er uns umhüllt und uns in seine Nähe hineinnimmt.
Die Bedeutung des Friedens in der Geschichte und im persönlichen Leben
Vor 500 Jahren gab es mächtige Herrscher in Europa. Karl V., Kaiser über das Heilige Römische Reich, und der Papst in Rom, der über seine Armeen befahl. Diese Mächte gestalteten damals die Welt.
Doch da war auch ein einzelner Mensch. In seiner Klosterzelle in Wittenberg ging er auf die Knie und sagte: Für mein Leben ist es nicht wichtig, was der Kaiser zu mir sagt. Es ist mir egal, was er meint oder was der Kaiser mit mir macht. Wenn mein Leben davon abhängt, dann will ich die Gnade Gottes finden. Ich möchte von Gott angenommen sein.
Dieser eine Mann, der sich nur mit seinem Inneren beschäftigte, hat das ganze Mittelalter aus den Angeln gehoben und die Neuzeit herbeigeführt. Er war Martin Luther.
Ein Mensch, der Gott findet, ist das Stärkste auf der Welt. Er ist stärker als alles, was ihn bedroht. Er kann allen Gefahren trotzen. Das behauptet die Bibel. Es ist gar nicht wichtig, was die Welt zu uns sagt, ob sie uns auf die Schultern klopft oder ob sie mit uns einig ist. Haben Sie diesen Frieden?
Wenn ich Sie jetzt frage: Haben Sie Ihren Schlüsselbund dabei? Sagen Sie dann: Ja, ich habe meinen Schlüsselbund dabei. Oder vielleicht haben Sie ihn zu Hause. Aber haben Sie den Frieden? Wissen Sie, ob Sie den Frieden mit Jesus haben? Ist er bei Ihnen?
Wenn morgen Gefahren und Ängste kommen, dann sind wir gerecht geworden durch den Glauben. So haben wir Frieden mit Gott. Das muss man wissen. Ich kann nur sagen: Ich wünsche mir, dass ich es sehe. Vielleicht hoffe ich es, aber ich muss es wissen. Ja, Jesus ist mein Herr. Er hat meine Schuld ausgelöscht.
Zugang zur Gnade und Leben in der Hoffnung
Ja, es sind fünf Teile, aber hoffentlich wird alles noch fertig, bevor die Matinee beginnt. Deshalb zähle ich nicht mehr. So weit kann ich nicht mehr zählen.
Wir haben Zugang, nun haben wir auch wirklich Zugang. Wenn man eine Tür aufschließt, ist das wunderbar. Man kann hineingehen und alles mitnehmen, was man braucht.
Darum schließen wir die Türen auf, damit keine Diebe und Räuber hereinkommen. Gott hat seine Tür aufgeschlossen, dort, wo wir gerecht geworden sind. Jetzt dürfen wir eintreten in seine himmlische Herrlichkeit.
Wir haben Zutritt, dürfen uns bedienen. Wissen Sie, welche große Freude ein Christ hat? Er sagt: „Komme, was auch kommen mag.“ Daher ist Gott bei mir, er rüstet mich aus mit seinen Gaben. Ich habe Zugang zur Gnade.
Es geht gar nicht darum, ob ich immer fehlerfrei bin oder alles vollkommen mache. Ich darf von seiner Gnade stündlich nehmen und seine Vergebung in Anspruch nehmen. Ich weiß um seine Treue. Er kommt zu mir, hält mich und schützt mich.
Wenn man aus seiner Fülle lebt, gibt es viele Beispiele in der Bibel. Jesus nimmt das schöne Bild vom Weinstock, durch den Saft in die Reben hineinfließt. Ich darf aus der Nähe Gottes leben.
So viele Christen haben Angst vor Gott. Sie leben gar nicht unmittelbar aus der Fülle Gottes, aus seinen Gaben, aus dem Geschenk Wasser und Geist. Dieses Geschenk will ich weiter strömen lassen, auch in meinen Tag hinein.
Die Realität der täglichen Sorgen und die Kraft der Geduld
Und auch das Letzte: Gut, dass die täglichen Sorgen bleiben. Sensibel sind wir jetzt – so komme ich wieder auf den Anfang zurück. Wir sind so sehr verhaftet an unsere Sorgen, die wir haben, zum Beispiel Krankheit. Schnell sagen wir: "Herr, du musst mir diese Krankheit jetzt unbedingt wegnehmen, du musst mich wieder ganz gesund machen." Aber ich habe auch schon so töricht gebetet. Das darf man, daher verzeiht uns auch unsere Torheit.
Der Herr hat uns ja schon oft seine Güte erfahren lassen. Er kann Wunder tun, unendliche Wunder. Doch merkwürdig ist, dass Paulus gar nicht sagt, wir sehen die Güte Gottes, seine Nähe und den Zugang zu seiner Gnade so, dass unser Leben nur noch von Wunder zu Wunder geht. Oder dass wir überschüttet werden mit großer Kraft und Weisheit, sodass die Welt auf uns schaut und staunt, wie wir plötzlich mit unendlicher Kraft ausgestattet sind.
Er sagt das Gegenteil. Paulus ist eigentlich froh, dass wir tagtäglich noch ganz unten herumwurschteln müssen. Wir müssen uns tagtäglich mit allerlei Gesprächen und Bedrängnissen herumschlagen. Für Paulus waren das Krankheit, Nöte, Widerstände, Streit in der Gemeinde und die Last der Arbeit. Dann hatte er wieder Kopfschmerzen und konnte nicht richtig weiterarbeiten. Es kamen Hindernisse, und dann war da die Bürokratie des Römischen Reiches, die ihm den Weg versperrte und ihm den Pass nicht gab, damit er weiterreisen konnte. Das war doch so ärgerlich. Warum musste er auf Schritt und Tritt so hängen bleiben?
Die anderen haben Paulus gerne versucht zu sagen: "Paulus, du musst das doch so machtvoll zeigen, wir wollen Power haben, große Macht." Paulus sagt: "Nein. Ich möchte den Glauben einüben, auch in Bedrängnissen." Und in der Bedrängnis wächst die Geduld. Der Glaube zeigt sich doch im Warten. Erst wird er richtig sichtbar in der jenseitigen Welt, glaubt Paulus.
Es ist eigentlich nicht richtig, dass Gott nicht größere Taten vollbringt. Er hat viel erlebt. Aber Paulus weiß, dass es Gottes Triumph ist, in der Schwachheit seiner Leute seine Siege zu Ende zu führen.
Die Kraft Gottes in der Schwachheit der Gemeinde
Manchmal kann man in der Geschichte der Christen nur sagen: Was für eine schwache Leistung haben die Christen in den Jahrhunderten erbracht! Doch der auferstandene Herr hat gewirkt.
Hoffentlich hören Sie von den schwachen Gemeinden, unserem stolzen Islam gegenüber. Es sind kleine Kreise, und doch leben sie. Durch ihr Wort kommen Menschen zum Glauben. Gottes Kraft zeigt sich in der Schwachheit.
Seien Sie fröhlich, auch in den Lasten, die Ihnen auferlegt sind. Manchmal möchte man sagen: Herr, warum sind wir nicht strahlender? Warum sind wir nicht größer? Warum leuchten wir nicht mehr? Wir wollten noch mehr von deiner Nähe ausdrücken.
Ich bin gewiss, dass unsere Gemeinde trotz aller Schwachheit mächtig vor Gott steht. Und wir wollen den Glauben lernen, Vertrauen zu Jesus haben und im Frieden sein. Wir sagen: Herr, ich will dir an meinem Platz treu dienen.
Ich weiß, dass du mein Leben benutzt und daraus vielfältige Frucht wächst. Ich möchte wieder hineingehen, meine Aufgaben erfüllen und dir dienen. Ich möchte dein Wort treu bewahren, ganz treu dein Wort bewahren und dir ganz treu sein.
Ich bin so froh, dass du deinen Sieg herbeiführst, dass du stärker bist als alles, was uns bedroht. Ich will nur deinen Frieden bewahren.
Ich danke dir, dass deine Liebe in mein Herz ausgeschüttet ist. Das ist das einzige erfahrbare Erlebnis, das man haben kann.
Der Glaube unabhängig von Gefühlen und Erfahrungen
Wie gut ist es, dass unser Glaube nicht von diesem oder jenem Wunderzeichen abhängt. Denn bei der nächsten Krankheit passiert es schnell, dass man wieder zweifelt und fragt: Was hat es damals geholfen? Gott hat mich damals errettet – warum erinnere ich mich heute nicht daran?
Ich werde getragen von der Liebe Gottes. Jesus hat mir offenbart, dass sein Geist in mein Herz gegossen wurde. Ich weiß: Jesus hat mich lieb.
Sagen Sie das den Kranken, sagen Sie es den Angefochtenen. Und wenn sie es nicht spüren, können wir es ihnen sagen. Das ist durch den Opfertod Jesu verbürgt.
Wissen Sie, dass darin die Kraft des Glaubens und die Gewissheit des Glaubens liegt? Sie beruht nicht auf unserer Erfahrung, nicht auf unseren Gefühlen und auch nicht auf unseren Stimmungen. Sie ist verbürgt in Jesus, der uns zusagt: Ich bin bei dir, ich habe dich lieb. Niemand, nichts und keine Gewalt kann dich aus meiner Hand reißen.
Haben Sie das für sich? So dass Sie sagen können: Ich habe das, mir gilt das ja.
