Dankbarkeit für das Zusammenkommen trotz Ferienzeit
Ja, das ist tatsächlich eine große Sache: Trotz Ferien und allem, was sonst noch ansteht, kommt hier so ein großer Kreis zusammen.
Ich fuhr noch einmal kurz weg und sah, wie viele zur Bibelstunde strömten. Dabei hat es mein Herz bewegt, wie wahrscheinlich jeder Einzelne von Ihnen sich zuhause losreißen musste. Die einen, die Frauen, vielleicht hatten sie gerade Wäsche zu erledigen. Man müsste die Kinder versorgen und weiß nicht, was sonst noch alles ansteht. Nach Hause kommen, von der Arbeit zurückkehren, den Rock ausziehen und es sich gemütlich machen wollen – und trotzdem sind Sie hier.
Das war mir ein großes Anliegen: Dass Gott uns auch einen Segen gibt. Das heißt, dass er wirklich mit uns redet. Am Ende sollen wir nicht nur den Pastor Busch gehört haben, ohne dass es uns wirklich etwas bringt, sondern die Stimme des guten Hirten vernehmen.
Einführung in die biblische Geschichte Josaphats
Nun machen wir also weiter mit Josaphat. Wir befinden uns in 2. Chronik 19,4.
Kann man besser hören, wenn es zu ist? Ah ja, tu mal, ja. Hier werde ich geblendet. Ach, ich werde geblendet. Wie nett! Das Reißverschlusslicht ist gut, ja, ja, ich hätte es noch gar nicht gemerkt. Aber das ist fein. Das ist geradezu ein Beispiel dafür, wie Gott es macht: Er wendet uns die Nöte ab, ehe wir sie überhaupt merken. Ehe wir rufen, will er antworten, nicht wahr? Aber der Prinz Kimmel macht es wieder auf.
Also 2. Chronik 19,4: Josaphat blieb in Jerusalem. Er zog wiederum aus unter das Volk von Beerseba bis an das Gebirge Ephraim und brachte sie wieder zu dem Herrn, dem Gott ihrer Väter.
Er bestellte Richter im Land, in allen festen Städten Judas, in jeder Stadt einige, und sprach zu den Richtern: „Seht zu, was ihr tut! Denn ihr haltet das Gericht nicht für Menschen, sondern für den Herrn. Und er ist mit euch im Gericht. Darum lasst die Furcht des Herrn bei euch sein. Hütet euch und tut es, denn beim Herrn, unserem Gott, gibt es kein Unrecht, keine Ansehung der Person und keine Annahme von Geschenken. Er nimmt keine Leihware an.“
Josaphats politische und geistliche Herausforderungen
Ja, mit dem Daumen stimmt etwas nicht. Es ist bemerkenswert, wie bei solchen Dingen deutlich wird, dass sich die Welt einfach nicht ändert, verstehen Sie? Nein, sie ändert sich einfach nicht.
Josaphat ist nach Hause gekommen. Der Prophet Jehu hat ihm noch einmal die Verkehrtheit seines Weges vor Augen geführt. Josaphat hat Buße getan, und Jehu sagt ihm: Der Herr ist mit dir, weil du dein Herz darauf gerichtet hast, Gott zu suchen (1. Könige 22,3).
Nun tut Josaphat etwas sehr Vernünftiges. Er hatte bisher vielleicht große weltpolitische Pläne, als er sich mit dem König Israels verbündete. Es war eine Zeit großer politischer Umbrüche. Politisch war es ähnlich wie heute, als sich einige große Machtblöcke herausbildeten. Zuerst das Assyrerreich, später das Babylonierreich.
Für diese kleinen Könige war es eine Frage des Überlebens: Allein konnten sie nicht bestehen, sie mussten sich irgendwo anlehnen. Das kennen wir auch heute, nicht wahr? Polen ist angelehnt, Westdeutschland ist angelehnt, und fast alle sind irgendwo angelehnt. Nur wenige, wie die Schweiz oder die skandinavischen Länder, sind relativ unabhängig – aber wenn man genau hinsieht, sind sie auch irgendwie angelehnt.
Damals gab es ein Paktsystem – ich benutze moderne Worte, weil sie anschaulicher sind. Ein König Judas verhandelte nicht einfach allein mit den Assyrern, Babyloniern oder Ägyptern. Die kleinen Länder schlossen sich erstmals zu Bündnissen zusammen. Was bedeutet das? Wenn sich fünf kleine Königreiche verbündeten, war das schon eine andere Stärke, als wenn nur ein kleines Königreich allein auftrat.
Hinter diesem ständigen Bestreben Josaphats, sich mit seinem Schwager, dem abgöttischen König, zu verbünden, stehen also politische Aspekte und politisches Kalkül. Er ist darauf hereingefallen. Solche Dinge können die Mächte dieser Welt tun und tun sie auch – nicht so, wie wir es hier im Kleinen erleben. Aber das ist Sache der Mächte dieser Welt.
Israel ist jedoch kein Land wie andere. Das Königreich Josaphats ist Gottes Volk. Und für Gottes Volk gelten andere Maßstäbe.
Gottes Volk und die Aufgabe der Gemeinde
Gottes Volk hat nicht die Aufgabe, nach Einfluss zu ringen. Wir können heute gerade wieder beobachten, wie die Kirche versucht, Einfluss zu gewinnen.
Ich habe heute Morgen gedacht: Endlich mal eine Zeitung ohne Bischof Enzbach. Doch dann kam er doch – er besichtigt die Indien-Ausstellung. Ich wollte die Zeitung schon abbestellen, weil ich für solche Kirchenblättchen kein Interesse mehr habe. Verstehen Sie?
Hinter diesem Verhalten steckt allmählich ein fester Wille: Wir müssen Fuß fassen, Macht bekannt machen und so weiter. Das wird an solchen Stellen deutlich. Dann steigen wir auf und sagen: „Da müssen wir aber auch dabei sein, das geht doch nicht, sonst kommen wir in Rückstand.“
Für die Gemeinde Jesu Christi, also für die wahre Kirche, ist das jedoch kein Weg. Sie hat eine Aufgabe in der Welt, aber nicht dadurch, dass sie Bündnisse schließt und Macht gewinnt. Die Gemeinde Jesu Christi gewinnt Einfluss in der Welt, indem sie ein Licht der Welt und Salz der Erde ist – wenn es in ihr richtig steht.
Das ist das eigentümliche Gesetz Gottes: Er will die Welt nicht durch globale Pläne erneuern, sondern durch seine Gemeinde. Diese Gemeinde soll in Ordnung kommen, sie soll gereinigt werden. Und sie wird gereinigt und kommt in Ordnung, wenn der Einzelne in Ordnung kommt.
Das ist für mich das Wichtige an diesem Bibelwort, ist es nicht deutlich geworden? Josaphat wird zuerst vom Herrn in die Schule genommen. Dadurch wird ihm dieses Machtstreben für Gottes Volk ausgetrieben. Es wird ihm nochmals ganz deutlich gezeigt, in den Versen 1 bis 3: Das war alles Sünde. Du willst hoch hinaus – Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
Gottes Blick auf das Niedrige und Josaphats Umkehr
Ich bin gerade sehr beschäftigt mit meiner Predigt für Sonntag. Gott hat sich erhöht und sieht herab auf das Niedrige. Dabei stelle ich mir die Frage: Kann Gott etwas übersehen? Dabei wurde mir klar, dass ich am Sonntag noch ausführlicher sagen werde, dass Gott durchaus etwas übersehen will. Alles, was hochmütig und hoch ist, übersieht er. Er schaut auf das Niedrige. Das ist eine ganz wichtige Sache.
In der Bibel heißt es, dass Gott auf den schreienden Raben hört, aber den König von Babel, Nebukadnezar, gar nicht beachtet. Die kleinen Raben, die Hunger haben, sieht er, aber nicht den König von Babel. Das wurde Joseph deutlich. Er wollte ein großer Mann sein, im Konzert der Mächte mitspielen und einen Rang bekleiden. Doch Gott zerschlug diesen Plan, weil es Sünde war. Joseph tat Buße. Nun sagt er: Ich verstehe. Israel, das Vorbild der Gemeinde Jesu Christi, soll Salz und Licht der Welt sein.
Hier beginnt es bei mir, bei Josaphat. Ich muss zuerst wieder den Herrn suchen. Mein armes kleines Leben muss in Ordnung kommen. Dann zieht er aus, um die Gemeinde des Herrn in Ordnung zu bringen. Es ist so schön ausgedrückt: Er zog von Beersua bis zum Gebirge Ephraim und brachte sie wieder zum Herrn ihrer Väter, Gott.
Man kann sich an die Geschichte Josaphats erinnern. Seine Regierungszeit begann damit, dass er sein Volk zum Herrn ihrer Väter, Gott, brachte. Und es ist merkwürdig: Kaum war er weggezogen, lief offenbar wieder vieles schief. Wenn er sie wieder zum Herrn ihrer Väter bringt, war inzwischen einiges schlecht geworden, nicht wahr? Das war eine schöne Aufgabe.
Ich möchte sagen, Josaphat hält Hausputz im eigenen Haus. Nachdem er die Welt reformieren wollte, so weit er es überblicken konnte, verzichtet er jetzt darauf und macht zuerst Ordnung im eigenen Haus. Das ist die Aufgabe der Gemeinde Jesu Christi.
Paulus sagt, er wusste wohl, dass Jesus für die Welt gestorben ist, aber er sagt auch: Ich möchte Gott eine Gemeinde zubringen, schön wie eine Braut ohne Flecken und Runzeln. Ich möchte die Welt umgestalten. Er weiß, die Welt hat keine Verheißungen, aber die Gemeinde ohne Flecken und Runzeln hat welche.
Das hat Herr Josaphat begriffen. Das ist auch sehr wichtig für unsere Zeit. Man quält sich heute oft damit, dass ganz Westdeutschland christlich sein soll, aber nur fünf Prozent in die Kirche gehen. Was machen die anderen 95 Prozent? Wir dürfen ruhig sagen: Es ist viel wichtiger als alles andere, dass erst einmal eine Gemeinde Jesu Christi entsteht, die in Ordnung ist. Sie kommt in Ordnung, wenn wir in Ordnung sind. Wer fängt bei uns an? Gottes Weg ist so, dass er sich nicht durchbrechen lässt, wenn er nicht im kleinsten Raum anfängt – an meinem eigenen Herzen, nicht anders.
Persönliche Erfahrung und die Bedeutung der Nächstenliebe
Oh, ich muss da so oft an die Geschichte denken. Ich habe sie wahrscheinlich schon tausendmal erzählt – von meinen feinen Freunden, Xhossa, Kzz und anderen. Da war ich ein ganz junger Pfarrer in Essen. Damals war ganz Essen bis zu 80 Prozent kommunistisch, und einer der gewaltigsten Kommunisten war mein Freund Xhossa. Wir verstanden uns gut und hatten uns geduzt.
Aber er hielt mich für hoffnungslos doof, und ich hielt ihn nicht für intelligent. Ich möchte Ihnen diese Geschichte erzählen, wie er eines Tages von einer Versammlung zurückkam. Am Sonntagabend traf ich ihn. Ich wusste, dass die Versammlung im Nordparksaal sein musste. Max Hölz hatte gesprochen – eine große Sache, tausende Leute waren da.
Die alten Essener wissen es: Früher, so in den Nordparksälen, waren diese Geschichten nicht so. Da gab es nicht dieses ständige „Herr, Herr, Herr...“. Da verzerrte sich sein Gesicht, und er sagte: „Wenn ich den Trepper sehe, haue ich ihm noch die Birne.“ Da sagte ich zu ihm: „Hör auf mit dem Kuli in Shanghai, Mensch! Ich gebe um deine ganze Ideologie keinen Fünfer.“
Was hilft die Bruderschaft bis an die Enden der Erde, wenn du mit deinem Nächsten Streit hast? Nicht wahr? Und da ging es mir auf. Verstehen Sie diese kleine Geschichte damals ganz prinzipiell so: Im Reich Gottes geht es einfach anders. Liebe deinen Nächsten! Da fängt es beim Nachbarn an und nicht beim Kuli in Shanghai. Der kommt dann auch an die Reihe, aber später. Und so in allen Stücken: Gott will anfangen am Kleinsten, noch am eigenen Herzen und in seiner Gemeinde.
Das hat Josaph begriffen. Er bekehrt sich neu, reinigt sein Leben und zieht nun aus, um in seiner Gemeinde, in Israel, im Volk Gottes, die Menschen zum Herrn, ihrem Gott, zurückzuführen.
Josaphats Einsatz von Richtern und die Bedeutung der Gerechtigkeit
Es ist nur merkwürdig, dass Josaphat es so macht, dass er in jedem Ort Richter einsetzt. Als ich heute wieder darüber nachdachte, dachte ich auf den ersten Blick: „Ach, heute Abend möchte ich an einem Sommertag einige Sorgen in meinem Herzen predigen, über den 23. Psalm: ‚Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln‘ oder ‚Unter dem Schatten seiner Flügel habe ich Zuflucht‘, oder dass das Blut Jesu Christi uns rein macht von aller Sünde.“
Nun komme ich zu der Sache, dass Josaphat Richter bestellt und sagt: „Seid ohne Furcht und tut es!“ Das, was hier gesagt wird, ist überaus wichtig. Darum erlauben Sie mir, das heute für uns auszulegen.
Erstens, in den folgenden Versen ab Vers 5 steht: Er bestellte Richter im Lande, in allen festen Städten Judas, in jeder Stadt einige, und sprach zu den Richtern: „Seht zu, was ihr tut!“
Im Psalm 37, Vers 28 heißt es: „Doch der Herr, unser Gott, hat das Recht lieb.“ Es gehört zum Wesen Gottes, das Recht zu lieben. Es schmerzt Gott, dass in der Welt Ungerechtigkeit herrscht.
Meine Freunde, wenn unser Herr das Recht liebt, dann ist der Anfang aller Christen, dass wir nach dem Recht fragen und das Recht lieben. Wir, Freunde unseres Heilandes, sollen das Recht lieben. Dieses Recht hat seine Wurzel in den Zehn Geboten.
Haben wir die Zehn Gebote lieb? Du sollst nicht lügen. Du sollst den Feiertag heiligen. Am Sonntagmorgen um sieben Uhr, wenn wir aufstehen, haben wir das Gebot lieb, Gottes Wort gerne zu hören und zu lernen? Haben wir Gottes Gebot lieb? Du sollst nicht ehebrechen, und so weiter?
Praktische Erfahrungen mit dem Recht und den Geboten Gottes
Ich möchte Ihnen dazu noch einmal Erlebnisse erzählen. Wahrscheinlich habe ich es all meinen alten Freunden schon tausendmal erzählt. Gleich nach dem Krieg habe ich für so junge Bergleute, die der Krieg hierhergeschwemmt hatte – damals wurde ja alles im Bergbau gebraucht – eine Freizeit im Hespertal organisiert. Die amerikanische Militärregierung gab mir Zelte und Konserven.
Die Bergbauleitung meinte, ich sei wahnsinnig. Sie sagten, die Kerle würden in der ersten Nacht die Zelte abmontieren und verkaufen, das Lebensmittellager stürmen und die Vorräte verschwenden. Ich fragte die Amerikaner, ob sie das Risiko eingehen wollten. Sie antworteten, ja, das Experiment sei interessant und sie wollten es wagen. Amerika sei so reich, dass man es verschmerzen könne.
So wurde das Lager eingerichtet, zunächst für 70 Leute. Das waren schreckliche Schläger, wissen Sie, Kerle, die als 15-jährige Luftwaffenhelfer durch die ganze Welt gekommen waren, die durch alle Pfützen gegangen waren und verzweifelt ihre Angehörigen verloren hatten. Das waren so 17- bis 28-jährige Burschen.
Ich erinnere mich, eines Abends hatte ich mir vorgenommen, mit ihnen die Gebote zu besprechen. Wie sollte ich das mit solchen Leuten machen? Ich musste mit den Geboten Gottes anfangen. Da fiel mir ein, dass mir einer tagsüber erzählt hatte, wie er am Lebensmittellager auf der Zeche vorbeiging. Es war gerade offen, und er hatte sich ein paar Fleischdosen für die Frau mitgenommen, bei der ich jetzt wohne. Sie sorgt für mich wie eine Mutter, und ich muss auch für sie sorgen.
Das legte ich dem versammelten Volk vor und fragte sie, was sie davon hielten. Natürlich waren alle siebzig der Überzeugung, dass das richtig sei. Der Bergbau merkt ja gar nicht, wenn im Lager ein paar Büchsen fehlen, und die Frau hat Hunger – das ist doch richtig. Als ich das hörte, hatte ich fast das Gefühl, es sei richtig. Man könnte fast sagen: „Mensch, bring mir noch einen mit“, wenn man sich an die damalige Zeit erinnert.
Dann sagte ich: „Also, jetzt fühlen alle, dass es richtig ist. Es ist alles richtig. Aber pass mal auf: Wenn jetzt alle so machen, ist auf einmal das Lager leer.“ Natürlich dürfen das nicht alle machen. Was du machst, muss für alle gelten. Nun wurden sie etwas zweifelhaft. Verstehen Sie? Ob es Ausnahmegesetze für Starke gibt und die Ordnung nur für Schwache gilt.
Dann entbrannte eine Diskussion, die war wundervoll. Nach einer halben Stunde sagte ich nichts mehr. Die Diskussion drehte sich darum, ob das richtig oder nicht richtig war, ob es volkswirtschaftlich sinnvoll war und so weiter. Die alte Frau hat etwas, die Nachbarin nichts. Sollte die Frau der Nachbarin etwas abgeben? Aber wenn sie allen abgibt, hat sie selbst wieder nichts, und so weiter. Die Sache verhedderte sich immer mehr.
Schließlich sagte ich: „Stopp jetzt! Stellt euch mal vor, es käme einer, der allein zu sagen hat, was richtig ist.“ „Wenn das nicht fein wäre, das wäre fein.“ Da sagte ich: „Und dieser Eine ist da. In diesem ganzen Kuddelmuddel kommt der lebendige Gott und sagt: ‚Ich habe zu bestimmen, und ich sage: Du sollst nicht stehlen. Punkt, aus.‘“
Plötzlich begriffen sie, dass die Gebote Gottes eine große Hilfe sind. Nun weiß man, woran man ist. Wenn man so eine Geschichte erlebt, versteht man den ganzen Psalm 119, den längsten Psalm, in dem es immer heißt: „Ich freue mich über dein Gesetz, ich freue mich über dein Gebot“, wie alle großen Beter im Christentum.
Die Bedeutung der Gebote Gottes für Ehe und Familie
Nun habe ich Maßstäbe, nun weiß ich, was gut und böse ist. Heute kam ein Mann zu mir, angereist aus Darmstadt – das ist schon eine lange Reise. Jetzt ist er auf der Rückreise. Er ist der Leiter der Arbeitsgruppe beim Kirchentag in München, bei der ich die Bibelarbeit leite. Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Ehe, Familie und Erziehung.
Die Gruppe hat sich nun schon ein paar Mal in Berlin getroffen. Da wollte er mir, weil ich nicht hingeflogen war, kurz die Ergebnisse ihrer Arbeit mitteilen. Dabei musste ich manchmal auch für mich selbst lachen.
Das erste Thema waren junge Ehen: Wie ist das mit vorehelichem Geschlechtsverkehr? Wie ist das mit Kindern? Wie ist das überhaupt? Dabei merkte ich, dass sie sich bei den drei Sitzungen in Berlin eigentlich ziemlich verheddert hatten. Sie wussten nicht mehr recht weiter.
Verstehen Sie, die ganzen Eheprobleme unserer Zeit sind ungeheuer schwierig – wirklich sehr schwierig. Während er so sprach, um mir das einmal klarzumachen, dass das nun in Berlin und München diskutiert werden müsse, sagte ich: Wenn ich in München das Wort ergreife, werde ich sagen: Gott sei Dank, dass es das Gebot Gottes gibt. Jetzt kommt der, der das Sagen hat, und legt es auf den Tisch. Nichts!
Ehe ist eine heilige Sache, die man nicht einfach so behandeln darf. Jetzt wissen wir, woran wir sind, jetzt wissen wir, was Sünde ist, was Vergebung braucht und was abgetan werden muss.
Sehen Sie, so ist das zu verstehen: Er hat das Recht. Jerusalem setzt Richter ein und sagt ihnen: Ihr müsst euch freuen, dass Gott uns ein Recht gegeben hat. Und davon dürft ihr nicht abweichen.
Jetzt dürft ihr euch nicht auf Diskussionen einlassen wie: Ja, unsere Zeit ist anders, die Problematik ist anders, die Welt der Technik ist anders, die Jugend ist anders, das Alte ist anders und so weiter. Sondern ihr steht dazu.
Er hat gesagt: Du sollst den Feiertag heiligen, du sollst nicht falsch Zeugnis reden, und du sollst Gott, deinen Herrn, über alles lieben – in deutsch: Gott ist wirklich lieb.
Die Wohltat und Herausforderung der Gebote Gottes
Ich habe da immer eine Geschichte, die ich meinen Jungs in diesem Zusammenhang erzähle. Heute habe ich das peinliche Gefühl, dass ich Sachen erzähle, die ich schon tausendmal gesagt habe. Aber denken Sie immer daran: Man sieht einen alten Bekannten ja auch gern mal wieder, wenn man ihn schon oft getroffen hat, nicht wahr?
Paulus sagt, dass er immer dasselbe sage. Das verdriest ihn nicht, und es soll uns umso gewisser machen. Die Wohltat der Gebote Gottes – die Gebote Gottes sind uns schwer. Wir haben ja keines gehalten, wollen nur ehrlich sein. Wir haben alle schon schlecht über Nachbarn geredet, wir wissen von Unreinigkeit, wir wissen von Mühe, wir wissen von entheiligtem Sonntag.
Wenn wir da an die Last der Schuld denken, möchte uns das Gebot schwer werden. Manchmal denken wir: „Wenn es das Gebot doch nicht gäbe!“ Aber wie schrecklich wird die Welt, wenn es kein Gesetz Gottes mehr gibt! Dann wird die Welt furchtbar, verstehen Sie? Dann wissen wir nicht mehr, was gut und böse ist. Die Worte der Gebote Gottes gingen mir auf, als ich mal ein Buch las.
Es handelte von der Morro Castle, einem Luxusdampfer, der an der kalifornischen Küste verkehrte – so wie die Luxusdampfer in Miami mit ihren Luxusbädern. Dieser Luxusdampfer geriet an einem Sonntagabend auf hoher See in Brand. Es hat wohl irgendein betrunkener Passagier eine brennende Zigarette hinter die Holzverkleidung geworfen. Plötzlich brannte das Schiff.
Der Fahrtwind fachte das Feuer an. Alle waren entsetzt und schrien nach dem Kapitän. Es ist eine wahre Geschichte, die etwa 1925 passierte. Doch dann entdeckte man, dass der Kapitän tot in seiner Kajüte lag. Bis heute ist nicht aufgeklärt, warum der Mann tot war. Ob es ein Verbrechen war, weiß man nicht. Der Mann war ermordet worden, die Leiche verbrannt – man weiß es nicht.
Nun war keiner da, der das Kommando übernehmen konnte. Eine Riesenverwirrung brach aus. Ein Offizier befahl, alle Passagiere an Deck zu bringen. Sie gingen aufs Hinterdeck, doch dort trieb der Fahrtwind die Flammen hin. Nun waren sie erst recht gefährdet.
Ein anderer Offizier sagte, man müsse stoppen, damit der Fahrtwind aufhöre und das Feuer nicht weiter angefacht werde. Ein Dritter meinte, man solle auf die Küste zusteuern. Es gab kein gemeinsames Ziel, nur Verwirrung. Unterdessen breitete sich das Feuer aus, und das Entsetzen unter den Passagieren wuchs. Das müssen furchtbare Szenen gewesen sein.
Man wollte die Rettungsboote losmachen, doch wie es in solchen Fällen ist, waren sie natürlich verheddert. Wer rechnet schon mit so etwas? Im Augenblick der höchsten Panik geschah es plötzlich, dass ein Passagier – man hat später nie erfahren, wer das war – einfach untertauchte, als das Schiff an Land kam.
Dann bemerkte ein harmloser Passagier der geringsten Klasse – ein Mann, der nie aufgefallen war –, dass dieser Mann plötzlich auf der Kommandobrücke stand. Er brüllte vollmächtig: „Alles hört auf mein Kommando!“ Erstens sollten alle Passagiere aufs Vorderdeck gehen, damit sie die Flammen nicht abbekommen, die vom Fahrtwind angetrieben wurden.
Zweitens befahl er, das Schiff auf Land zuzusteuern, das ja gar nicht weit entfernt war. Es ist wundervoll zu lesen in diesem Tatsachenbericht, wie plötzlich alle aufhorchten. Das Verderben war noch genauso groß wie der Sieg, aber es war jetzt jemand da, der sagte, was zu tun sei.
Plötzlich gab es niemanden mehr, der sagte: „Hat der da etwas zu sagen?“ Selbst der schroteste Schiffsoffizier wagte nicht mehr zu widersprechen. Jeder war still, und plötzlich war einer da, der das Kommando übernahm.
Die Gebote Gottes als Kompass in einer verwirrten Welt
Und sehen Sie, wenn ich für mich in meiner Bibellektüre an 2. Mose 20,19 und 20 lese, dann muss ich immer an die Morro Casso, so Herr Isterschiff denken. Eine verzweifelte Welt. Keiner weiß mehr, was gut und böse ist.
Denken Sie an seinen Streit mit Atombomben. Die eine Meute schreibt, wir müssen Atombomben haben, und die anderen sagen, es ist die größte Sünde. Und so weiter. Ehefragen, Ehrlichkeit, Geschäftsmoral – man ist doch kein Mensch, wenn man nicht weiß, was gut und böse ist.
Man ist doch doof, wenn man sich die Wahrheit sagen will. Kürzlich sagte mir jemand: „Wer ist doch doof.“ Und die Welt ist wie ein brennendes Schiff, wie ein brennendes Schiff. Wir spüren ja, wie es allmählich dem Verderben entgegengeht.
Lesen wir über 2. Mose 19 und 20: Und der Herr sprach: „Ich bin der Herr, dein Gott.“ Da steht einer auf der Kommandobrücke: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir, du sollst meinen Namen heiligen, du sollst den Feiertag heiligen.“
Bitte besinnen Sie sich mal wieder in der stillen Stunde auf die zehn Gebote. Die müssen jetzt alle durchgenommen werden. Da sagt Josaphat, er selbst richtet einen Sachverhalt, wie großartig ausgedrückt: „Seht zu, was ihr tut, seht zu, was ihr tut.“
Wie einem Volk, das von lauter verwirrten Heiden umgeben ist, das angesteckt, angekränkt ist, das einen König hat, der selber nicht mehr den Weg wusste. Da sollt ihr stehen und sagen: So spricht der Herr. Das ist gut, das ist böse. Doch der Herr hat das Recht nie verloren.
Das Recht Gottes als Grundlage für das Handeln der Richter
Und das Zweite, was ich dazu sagen möchte, ist Folgendes: Im Psalm 99,4 heißt es: „Im Reiche dieses Königs hat man das Recht lieb.“
Nicht nur der Herr liebt das Recht, sondern im Reich dieses Königs liebt man das Recht. Professor Karl Heim, der vor kurzem verstorben ist, hat im Dritten Reich einmal dieses Wort in einem Gottesdienst ausgelegt: „Im Reiche dieses Königs hat man das Recht lieb.“ Weiter nichts, nur so gesagt.
Christen sind Menschen, die nicht mit Gefühlstusseleien beschäftigt sind, sondern die damit anfangen, dass sie um Gottes Recht wissen. Und wenn sie im ersten Augenblick denken: „Werde ich erscheinen?“, dann lernen sie es Schritt für Schritt, in seiner Bedeutung für sich selbst und für die Welt.
Das gab einen solchen Aufruhr. Wenn es je ein Zeichen gegeben hat, dass das Recht mit Füßen getreten wurde im Dritten Reich, dann war es die Aufregung über diese Präsenz, die überhaupt keine Rücksicht auf irgendwelche Gegenstände nahm. Aber das brachte die höchsten Stellen auf die Palme, dass man das Recht lieben konnte.
In so einer Welt leben wir – zu allen Seiten, in der das Recht gebrochen ist. Gut für jeden Richter, der ein bisschen um Recht kämpft, nicht wahr? Aber er bleibt dann nie lange in dem Amt, wird befördert oder ähnliches. Ich meine, sehr aktuelle Fälle.
Aber Christen sind Leute des Rechten. Sie wissen, der Herr hat es lieb. Sie wissen, warum der Herr es gegeben hat – dass es eine große Wohltat ist. Und im Reich dieses Königs hat man das Recht lieb.
Darum geht es den Josabatten und darum, dass Gottes Gebote einfach wieder bekannt und getan werden.
Die Bedeutung der Furcht des Herrn und der Unabhängigkeit der Richter
Sehen Sie, ein Mann, der so viel erlebt hat und Vergebung der Sünden erlangt hat, würde ja denken, dass er anfängt, die Liebe Gottes, die Gnade und die Vergebung zu rühmen. Aber es ist für mich einfach großartig, dass er sagt: Ich will mein Volk wieder zum Herrn führen. Und das fängt damit an, dass sie den Herrn fürchten und sein Recht kennen.
Dazu brauche ich Richter, die das Recht auch liebhaben. Liebe Freunde, wie ist das eigentlich bei uns? Wir sprechen viel vom Kreuz Jesu. Und das ist wirklich der Mittelpunkt des Evangeliums. Aber ich möchte sagen: Wir werden nichts vom Kreuz Jesu verstehen, wenn wir nicht zuerst das Gebot Gottes in seiner ganzen Gewalt liebgewonnen haben.
Dann wissen wir erst, was Übertretung und Sünde ist. Sehen Sie, in irgendeinem modernen Film, zum Beispiel in Schlafzimmer-Szenen, wird alles oft so in Nebel gehüllt. Da wird gesagt: „Ja, ich liebe doch…“ Wir müssen aus dieser Vernebelung heraus, die Satan über Gut und Böse in der Welt legt. Wir müssen erstmals Ja sagen zu Gottes Geboten.
Dann wissen wir, was Schuld in unserem Leben ist, dann wissen wir, was Sünde ist. Verstehen Sie? Und dann wird uns groß vergeben. Dann können wir den Weg zum Kreuz Jesu finden. Die Bibel führt den Menschen, wenn man sie ganz durchliest, zuerst an den Sinai. Dort dröhnt der Berg, eine Posaune erklingt, und Gott spricht: „Ich bin der Herr, dein Gott.“ Vom Sinai wird Gottes Volk nach Golgatha geführt.
Erst musst du Gottes Recht kennen, damit du weißt, was Sünde ist. Dann kannst du das Kreuz Jesu grüßen. Darum fängt Josaphat richtig an. Neulich habe ich eine Diskussion in der Zeitung über die moderne Erziehung in der Grundschule gelesen, über diese Ganzheitsmethode. Da sind ja noch Lehrer, nicht? Über diese Ganzheitsmethode.
Und da regen sich die Eltern auf und sagen: „Also, das ist einfach Kappes mit den Kindern, wir müssen ihnen jetzt das Alphabet beibringen.“ Die Lehrerin meiner Tochter hat sich über diesen Artikel schrecklich aufgeregt. Aber ich muss in meinem Herzen doch denken: Man wird immer am besten tun, wenn man bei den Kindern von vorne anfängt. Nicht wahr? Und nicht gleich mit der Höhe der Mathematik.
So macht Gott es auch, so macht es Josaphat. Die Furcht des Herrn ist dabei von Anfang an. Furcht des Herrn heißt: Nimm deine Gebote ernst und fürchte ihn.
Die Richter als Diener Gottes und die Freiheit des Christen
Jetzt noch ein weiterer Schritt: Josaphat sagt zu diesen Männern: „Seht zu, was ihr tut. Ihr haltet das Gericht nicht vor den Menschen, sondern vor dem Herrn, denn er ist mit euch im Gericht.“
Das ist das Dritte, was ich Ihnen sagen möchte: Josaphat macht diese Richter unabhängig. Ich hätte, verstehen Sie, gesagt, wenn Josaphat ein König des Volkes gewesen wäre: „So, meine lieben Richter, versammelt euch jetzt einmal und schwört, auch wirklich nach dem Rechtsbuch oder auf mich als König zu urteilen.“ Verstehen Sie, das ist doch der Witz bei allen Staatswesen: Die Richter werden auf irgendetwas verpflichtet.
Josaphat macht es genau umgekehrt – das ist eine tolle Sache. Er sagt: „Hier werde ich jetzt von jeglichen Bindungen losgelöst. Ich habe nichts zu sagen, und die Volksmeinung hat nichts zu sagen. Ihr müsst die Stimme des Herrn hören, ihr haltet das Gericht vor ihm.“
Ich meine, er macht es genau umgekehrt wie alle Staatsverwalter. Er macht die Leute völlig frei und stellt sie unter eine Bande, der sie verantwortlich sind, aber niemand anderem.
Als ich so weit in meiner Vorbereitung gekommen war, musste ich denken: Gilt das nicht für jeden Christen? Ist das nicht die Freiheit, in die wir geführt werden, meine Freunde? Ein wirklicher Christ, der sich durch Jesu Blut erkauft hat, weiß, dass er eigentlich nur noch Gott verantwortlich ist. Du übst deinen Beruf nicht für die Menschen aus, sondern für Gott. Nicht Menschen können darüber richten, wie ich meinen Beruf führe, sondern Gott richtet darüber. Ihm bin ich verantwortlich.
Und das gilt für den Kaufmann und für die Hausfrau und für alle. Liebe Hausfrau, alle sagen: „Das ist eine tüchtige Frau, die schafft es, wird mit den Kindern fertig und allem.“ Aber ihr tut es nicht für Menschen, sondern für Gott.
Dazu fällt mir immer eine schöne Geschichte ein, die wahrscheinlich auch ein alter Bekannter ist. So eine Geschichte, die man immer wieder neu erzählen kann, obwohl sie schon 35 Jahre alt ist. So alt sind Geschichten ja gar nicht. Ich habe sie mal irgendwo gelesen, eine neugriechische Abrechnungskalendergeschichte.
In einem Büro wurde jedes Jahr eine große Revision veranstaltet. Vorher wurde geschuftet, die Bücher ordentlich gemacht und alles richtig vorbereitet. Es wurden Überstunden gemacht. Dann kam die Revision, und danach war alles zu Ende. Am nächsten Tag wurde überhaupt nichts geschafft. Die Revision war vorbei, das Jahr noch nicht – jetzt holten sie erst mal einen Kasten Bier und so weiter.
Nur einer saß an seinem Pult und schrieb. Da sagte jemand: „Bist du ja doof, Mensch! Jetzt kommt ja ein Jahr lang keine Revision.“ Da antwortete der Mann: „Ich habe jeden Tag Revision, jeden Tag Revision.“ „Wieso das denn?“ „Von Gott.“
An dieser kleinen, scheinbar dummen Geschichte ist mir etwas aufgefallen: Mensch, du führst dein Leben vor den Augen Gottes. Das gibt eine ganz große Freiheit, wissen Sie. Das gibt eine wunderbar große Freiheit.
Persönliche Erfahrungen mit der Verantwortung vor Gott
Darf ich es einmal ganz persönlich sagen? Sehen Sie, wenn man Pfarrer wird, dann hat man es am Anfang schwer, nicht wahr? Trage ich eine schwarze Krawatte, sagen die Leute, das sei immer feierlich. Trage ich eine bunte, dann fragen sie, ob ich überhaupt Pastor sein will. So ist das nun mal.
Gehe ich gesellschaftlichen Verkehr nach, heißt es: „Siehst du den da? Da sitzt er und isst und trinkt.“ Mache ich es nicht, dann heißt es, ich ziehe mich von den Leuten zurück. Sie können es also machen, wie Sie wollen, es ist immer falsch.
Wenn ich predige, sagt ein alter Mann zu mir: „Na ja, als ich jung war, da wussten wir noch nicht so viel richtig.“ Predigen soll nicht zu lang sein, sagt er, aber zu kurz ist auch schlecht. Es ist sehr schwierig, es richtig zu machen.
Ich erinnere mich an eine ganz dumme kleine Geschichte, die ich als Hilfsprediger erlebte. Ich kam um halb zwölf nach Hause, da gab es schon Erbsensuppe, ganz einfache Leute. Ich sagte: „Man isst so einen Teller Milch.“ Es war ein bisschen schmuddelig, und ich hatte eigentlich keinen Hunger. Aber da denken Sie, ich sei hochmütig, wenn ich nicht esse. Also sagte ich: „Ich esse den Teller mit.“
Als ich den ersten Löffel in den Mund schob, sagte der Mann: „Na ja, Ihr Kollege hat das auch immer so gemacht. Er sieht, wo er was mitkriegt.“ Sie glauben gar nicht, wie schwer es für einen jungen Pfarrer ist, sich nur an der Äußerlichkeit zu orientieren.
Nun kommt die Predigt. Die Predigt soll keine politischen Dinge behandeln. Sagt er nichts, dann ist es wie im Dritten Reich. Aber hat die Kirche damals nicht vor Hitler gewarnt? Hinterher wurden wir beschimpft. Hätten wir etwas gesagt, dann hieß es: „Politische Predigt!“
Dann meint man, es würde erst der Atombombenabwurf verhindert, wenn die Kirche etwas sagt. Warum hat die Kirche nichts gesagt? Sagt sie heute etwas, schreibt die ganze CDU: „Das ist doch politische Predigt!“ Sie können es also machen, wie Sie wollen.
Wie sagt der Einbrecher? „Wenn ich einbreche, ist es nicht recht, wenn ich ausbreche, ist es auch nicht recht.“ Verstehen Sie, das ist im Leben so. Ich rede jetzt nur von mir. Man möchte sagen, es ist auch ein Stück Bekehrung, wenn man sich eines Tages entschließt: „Es geht mich nichts an, was die Leute sagen. Ich werde es mit Gott besprechen.“
Ich habe es mit Gott besprochen und mich entschlossen, keinen gesellschaftlichen Verkehr mehr zu suchen, weil ich merkte, dass mich das in meinem Amt belastet. Ich bin ihm verantwortlich, ich kann nicht anders handeln. Verstehen Sie? Und es wurde mir klar, was für eine Freiheit und auch was für eine Gebundenheit das bedeutet.
Ich habe das an mir selbst erlebt. Wollen Sie das einmal auf Ihr Leben übertragen? Wir sind alle so. Jede Hausfrau ist im Grunde abhängig davon, was andere sagen. Es geht ihnen im Grunde genauso wie dem jungen Pfarrer. Man will es recht machen, wenn man mit anderen verkehrt.
Putzt die Frau, heißt es, sie sei ein Putzteufel. Putzt sie nicht, heißt es, sie lässt alles verkommen. So ist das eben.
Wollen Sie sich einen Satz einmal einprägen? Seht zu, was ihr tut! Ihr tut euer Werk nicht den Menschen, sondern dem Herrn.
Gleichheit vor Gott und die Konsequenzen für alle Menschen
Zum Schluss möchte ich noch auf das letzte Sätzchen hinweisen. Ich bin gleich fertig, bitte, dann werde ich weh tun. Nein, natürlich nicht. Ich sage das nur, damit Sie munter werden.
Es geht um den letzten Satz in Vers 7: „Denn es ist kein Unrecht noch ansehender Person noch annehmendes Geschenk bei Gott.“ Das ist doch eine erschreckende Aussage.
Es gibt eine Geschichte von einem General – ich weiß jetzt gar nicht mehr, von wem genau –, vielleicht Friedrich dem Großen, der ein Spötter über alle christlichen Dinge war. Einmal war er bei einem Essen mit einem Prediger zusammen. Um den Prediger zu provozieren, fragte er: „Glauben Sie an die Auferstehung der Toten?“ Der Prediger antwortete: „Jawohl, daran glaube ich ganz fest, seit Jesus auferstanden ist.“
Dann fragte der General: „Können Sie mir etwas ganz Gewisses sagen über die zukünftige Welt, etwas, das man ganz bestimmt weiß?“ Der Pfarrer antwortete: „Ja, etwas ganz Bestimmtes.“
Der General wollte wissen: „Was können Sie denn ganz bestimmt sagen über die zukünftige Welt, Exzellenz?“ Der Pfarrer sagte: „Dass Sie dann nicht mehr General sein werden, dass Sie nicht mehr General sein werden.“ Der Mann war erschrocken.
Es gibt keine ansehende Person vor Gott: weder der reiche Mann noch der arme Lazarus. Der reiche Mann mit seinen ganzen Beziehungen zu höchsten Stellen, mit Geld, mit dem er alles kaufen kann, ist in der Hölle. Der Bettler, den keiner beachtet, ist in Abrams Schutz.
Es gibt keine ansehende Person vor Gott. Gottes Gebot gilt für uns alle. Es riskiert jeder dasselbe – Herr Krutschew, Eisenhauer, unser Oberbürgermeister, Generaldirektor oder Straßenkehrer. Jeder riskiert dasselbe, wenn er Gottes Gebot verachtet.
Wir kommen alle vor dasselbe Gericht. Und wir haben alle dieselbe Chance, bei Jesu Kreuz Vergebung zu finden und Kraft für ein neues Leben zu erhalten. Es ist wundervoll, dass Gott allen Menschen dieselbe Chance gibt.
So, nun bist du.