Der Kolosserbrief hat uns sehr dabei geholfen, eine klare Ausrichtung zu finden, was Jesus als die Mitte unseres Glaubens für uns bedeutet.
Beim letzten Mal haben wir darüber gesprochen, wie die Auferstehungskraft Christi sich in unserem Leben durchsetzt. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass man diese Kraft oft gar nicht sieht, weil sie verborgen wirkt.
Nun wollen wir uns die Verse 12 bis 17 ansehen.
Praktische Anweisungen für das christliche Miteinander
Fehlen noch Bibeln oder können Sie so?
So zieht nun als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld an. Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn jemand Klage gegen den anderen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr.
Über alles aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist. Lasst den Frieden Christi, zu dem ihr auch berufen seid, in euren Herzen regieren, und seid dankbar.
Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen. Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern. Singt Gott dankbar in euren Herzen.
Und alles, was ihr tut, sei es mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
Die Herausforderung des praktischen Glaubenslebens
Ich weiß, wie viele von Ihnen manche bösen Worte ertragen müssen, wenn sie hierher zur Hofacker Kirche kommen. Ich bin immer wieder froh, wenn Sie mir nicht alles erzählen, was Leute sagen – zum Beispiel, dass es eine komische Sekte sei oder dass wir so streng und abgekapselt wären.
Wenn wir uns anschauen, was Bibelchristen, oder wie ich es nennen würde, Jesusleute, von anderen unterscheidet, die auch Christ sein wollen, aber sagen, man brauche kein Bibellesen oder Jesus dazu, dann ist das sicher der Hauptunterschied.
Ich denke, das lässt sich auf viele Menschen anwenden, mit denen Sie zusammenkommen oder die Sie kennen. Die würden sagen, es sei gar nicht so wichtig, was man glaubt, sondern Hauptsache, man ist ein rechter Kerl. Sie hören doch tagtäglich, dass es gar nicht so wichtig sei, ob man in die Kirche rennt, die Bibel liest oder fromm tut. Hauptsache, man bewährt sich im täglichen Leben.
Das ist richtig und wichtig. Aber die Frage ist, wie man sich im täglichen Leben bewährt. Ich zitiere ja immer gerne einen bösen Satz, aber hier passt er gut: Jemand hat einmal gesagt: „Wenn wir dem Frierenden Wärme geben, dann sind wir Christen im besten Sinne des Wortes.“ Wissen Sie, wer das gesagt hat? Joseph Goebbels. Ja, warum nicht? Er hat sein Winterhilfswerk organisiert. Das war keine Kirchenaktion.
Es liegt also ganz nahe, und ich möchte jetzt nicht jeden, der so denkt, in die Ecke stellen. Dieser Satz elektrisiert viele Menschen: Wir sind Täter, wir wollen etwas tun. Es ist immer wieder schön, wenn Sie auch Leute treffen, die sagen: „Lass mich doch einmal etwas tun.“ Vergessen Sie mal das böse Beispiel, das ich genannt habe.
Oft ist es so, dass man wirklich sagen muss, viele Nichtchristen beschämen uns. Wenn Sie Leute kennen, die ganz außen stehen im Glauben, die viel mehr Tatmenschen sind als manche Christen, die oft heucheln, fromme Worte machen und nach außen eine Schau abziehen.
Aber solche Menschen können ja auch nicht unser Idol sein.
Die Schwierigkeit des Zusammenlebens und der Umsetzung christlicher Werte
Deshalb sind wir heute Abend als Menschen zusammengekommen, die Schwierigkeiten im mitmenschlichen Zusammenleben haben. Deshalb spricht uns das Wort an. Das heißt, wir sagen: Genau da liegen die Probleme. Wie schaffe ich es, mit den Menschen, mit denen ich zusammen bin, besser, lieber, herzlicher und freundlicher zusammenzuleben?
Es muss uns niemand sagen, dass wir das wissen. Aber wie schaffen wir es? Wir haben Vorsätze, so wie man sie am Jahresanfang fasst und sagt: Ich möchte ein guter Mensch sein. Aber wie setze ich das im Alltag um? Meistens braucht es keinen Tag, bis die alte Art wieder aus uns herausbricht – die alte Art, die wir einfach sind, unser ganzes Wesen.
Es ist merkwürdig: Wenn man eine Ansprache hält, die zum echten Christentum aufruft, spricht uns das sehr stark an. Wir sind an dieser Stelle leicht verführbar. Wenn heute Abend gesagt würde: Es ist so wichtig, herzlich, lieb und freundlich zu sein, dann würde uns das sehr ansprechen. Doch vielleicht würden wir uns in dem Moment gar nicht bewusst machen, dass wir nicht die Kraft haben, das umzusetzen.
Mir fällt das immer schwer, weil wir bei jedem Brautpaar sagen: Vertragt euch, vergebt euch untereinander. Wenn jemand klarer mit dem anderen ist, läuft es in den Flitterwochen gut. Doch dann wird es plötzlich schwierig. Wenn es so schwierig wird, dass es keine Lösung mehr gibt, dann geht es mit dem Vertragen nicht mehr. Dann sagt die Frau plötzlich: Ich kann meinen Mann einfach nicht mehr lieben, ich kann ihn nicht mehr.
Was will ich dann sagen? Du musst es einfach machen? Manchmal braucht es schon einen Holzhammer, aber es muss gehen. Wenn es nicht geht, wenn ich sage: Ich kann nicht, es geht mir einfach nicht, dann wissen Sie doch, wie das ist. Wenn ich morgens meine Kollegen sehe, kommt mir alles hoch. Wie soll das mit dem Vertragen funktionieren? Die Hausbewohner oder was auch immer – herzliche Liebe kann man nicht kommandieren.
Sie kennen meine Sprüche: Man kann nicht dauernd an einem Riemen reißen, der schon zerrissen ist. Wo soll ich denn noch reißen? Es ist nichts mehr da. Man hat so oft im Leben versucht, etwas zwanghaft zu machen.
Die Grundlage für das christliche Zusammenleben: Das Evangelium
Und deshalb interessiert mich: Was sagt Paulus hier wirklich? Was meint er, wenn es um die ganz praktischen Fragen des menschlichen Zusammenlebens geht? Also in der Familie, unter Bekannten, unter Mitmenschen – dort, wo Spannungen entstehen. Wie macht man das wirklich?
Paulus hat nie Befehle gegeben, die als Gebote verstanden werden könnten. Übrigens, damit Sie das immer wissen: Die Gebote sind großartig. Wenn Gott zum Beispiel Joshua beim Einzug ins gelobte Land gesagt hat, weiche weder zur Rechten noch zur Linken, dann meinte er damit, dass die Gebote die Linie sind, auf der man gehen muss. Gott ändert nichts daran, dass der Weg Liebe, Wahrheit, Reinheit, Güte und all das bedeutet. Das Gesetz stimmt in dieser Hinsicht.
Aber wie setze ich das um? Wie sorge ich dafür, dass ich nicht nach rechts oder links abweiche? Hier fangen wir an. Paulus sagt: Ihr seid Auserwählte Gottes. Er beginnt nicht mit Kommandos, sondern macht zuerst das Evangelium groß. Wisst ihr, dass Jesus euch angenommen hat?
Die Bedeutung der Annahme durch Jesus für das Zusammenleben
Mir macht es unheimlich viel Spaß, mit Brautpaaren vor der Hochzeit über den Ablauf der Trauung zu sprechen. Es hat mich immer gefreut, wenn manche Leute gesagt haben, das sei das Schönste, was sie von mir gehört hätten.
Denn ich sage ihnen immer: Ihr Brautpaar wisst auch, dass das größte Wunder in eurem Leben ist, dass Jesus euch annimmt. Bei einer Braut sagt man noch, dass er sie „erwischt“ hat, und das freut einen, als hätte man einen hohen Siegespreis gewonnen. Aber bei Jesus sieht es ganz anders aus: Er beugt sich zu uns herunter. Und wenn man diesen Blick einmal hat...
Ich sage immer bei Brautpaaren, wenn sie voreinander stehen und sagen: „Weißt du, du siehst mich jetzt so schön als Bräutigam oder als Braut“, dann bin ich in den Augen Jesu jemand, der nur durch Blut und Wunden erlöst wird. Jemand, der nicht selig werden könnte, wenn Jesus nicht dafür gestorben wäre. Jemand, der Vergebung braucht.
Wenn man diesen Blick hat, kann man sich lieben. Denn dann ist aller falsche Schmuck, alle Eitelkeit und jeder Stolz weg. Darum geht es, liebe Schwestern und Brüder: Wir können das nur umsetzen, wenn wir uns wirklich ständig als solche sehen, die Jesus, der Heiland, wunderbar gerettet hat.
Es ist ein unbegreifliches Wunder, dass er mich nicht loslässt. Nur aus dem Evangelium von Jesus kommt das neue Leben, nur aus der Mitte, nicht aus Kommandos. Wissen tun wir das ja schon lange. Und wir können es auch nicht umsetzen, indem wir uns Vorsätze machen oder uns etwas zwanghaft vorschreiben. Sondern indem wir wissen: In meinem Leben ist das allergrößte Wunder geschehen – ich bin ein Auserwählter.
Ja, das klingt so anmaßend: „Wollt ihr besser sein?“ Nein, wir wollen doch gar nicht besser sein. Wir sind die Schlimmsten von allen. Aber Geliebte sind wir. Das wissen wir, weil wir annehmen, was Jesus uns dauernd sagen lässt: dass er uns nicht loslässt, dass er uns nachgeht, dass er uns nicht aufgibt.
Wir sind Auserwählte. Wir gehören zum guten Hirten. Er ist uns nachgegangen. Wir waren das eine verlorene Schaf, das abgestürzt war und in den Dornen lag. Ich vergesse nicht, wie mir das schon erzählt wurde, bevor ich in die Schule ging – irgendwo in der Kinderkirche. Vom verlorenen Schaf, das unter der Dornen lag, und da kommt der Hirte, bindet ihm die Klauen wieder zu und heilt die Wunde.
Das macht Jesus in deinem Leben. Das war das erste Bild aus meiner Kindheit, und darüber können wir nie hinauswachsen. Ich bin nicht größer als andere, und ich bin nicht besser als andere. Aber dieses Wunder ist bei mir geschehen. Deshalb brauche ich in meinem Leben nicht zu kämpfen, nichts zu erzwingen und nicht zu streiten. Ich bin einer, der von Jesus auserwählt ist.
Die Gegenwart Gottes im Alltag und die Kraft des Evangeliums
Es ist ein praktisches Wort. Ich leide immer wieder daran, dass ich im Tagesablauf völlig die Macht Gottes vergesse. Manchmal denke ich einfach gar nicht mehr daran, dass um mich herum der lebende Gott ist, der sagt: „Sag mir doch deine Probleme, ich löse sie dir. Gib mir sie doch.“
Er schließt dir die Türen auf, erledigt deine Dinge, die du nicht fertigbringst. Er geht dir voraus und macht alles. Man ist manchmal so töricht, dass wir gar nicht mehr wissen, dass er uns von allen Seiten umgibt.
Deshalb kann man nur aus dem Evangelium heraus das Leben verstehen. Gerade wenn es ums praktische Christentum geht, um unsere Krisen im Zusammenleben und unsere Schwierigkeiten – was ja heute Abend belastet – kann das nur Jesus lösen, so schwierig die Sache auch ist.
Sie sind ein Auserwählter Gottes. Wenn Sie es nicht sind und sich nicht sicher sind, dann gehen Sie heute Abend nicht weg, sondern wir klären das vorher. Das muss klar sein. Sie sind auserwählt, nicht weil Sie besser sind, sondern weil Jesus an Ihnen den Rettungsdienst tut, weil er Sie erlöst, weil er Sie herausreißt aus Ihren Bindungen und weil er Ihre Schuld vergibt.
Heilige sind nicht Leute, die besser sind, sondern solche, die das Blut Jesu über der Schuld ihres Lebens erfahren haben. Dieses Blut reinigt, spricht frei und schenkt Liebe. Leute, die Jesus liebt. Mich wundert es ja immer wieder, dass Jesus mich liebt. Dass aber alle Menschen von uns abrücken, ist nicht verwunderlich. Er rückt aber nie von uns ab, und das ist der Grund unseres Tuns.
Darum müssen Sie am Morgen des Tages Zeit haben, über dieses Wunder zu staunen. Wenige lesen ihre Bibel kaltherzig morgens runter und kommen nie dazu, dass sie von der Liebe Jesu erwärmt werden. Sie sind nie so, dass sie am Morgen spüren: Jetzt hat der Herr mich geheiligt, mein ganzes Leben in seinen Dienst genommen. Er hat mir die alten Sachen weggenommen, er hat mich auserwählt.
Und Ihre stille Zeit soll Ihnen auch morgen so helfen, dass Sie sagen: So, jetzt weiß ich es. Bevor ich in dieses schwierige Gespräch gehe, ist Jesus bei mir. Man muss sich das ja immer wieder so klar machen.
Die Vollmacht Jesu im Dienst und die Überwindung von Ängsten
Im Elatal in Israel war David unterwegs, um seinen Brüdern geröstete Körnerbrote zu bringen. Für den Hauptmann hatte er zehn Käse dabei. Das hat sich in meiner Bibel so eingeprägt: Der Hauptmann bekommt zehn Käse. Es war eine Art Beamtenbestechung, aber der Vater, Jakob, wusste genau, was Josef gern isst.
Dann machte sich Josef mit seinem Rucksack auf den Weg und stand schließlich vor seinen Brüdern. Diese reagierten natürlich so, wie es oft bei Geschwistern ist. Ich war ja selbst der Jüngste unter meinen Brüdern. Sie sagten zu ihm: „Du willst ja nur Ärger machen, du Kleiner. Was willst du überhaupt hier?“
Da begann Josef, Goliath zu verhöhnen. Die Brüder zogen sich unter die Feldbetten zurück. In diesem Moment dachte ich: Jetzt muss man schnell den Stahlhelm aufsetzen, jetzt wird es gefährlich. David sagte jedoch, man müsse mit einer Strategie vorgehen. Er sagte: „Halt deinen Mund, du kleiner Wicht, du verstehst nicht, was ich vorhabe.“ Er wusste: „Ich komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth.“ So rief er Goliath heraus.
Menschen können in ihrem Leben überhaupt nichts bewirken, wenn sie nicht in der Vollmacht Jesu handeln. Das ist kein Zauber oder eine magische Kraft, die sie begleitet. Es ist der Glaube daran, dass der Herr, der mich berufen und für die Aufgabe ausgesandt hat, Menschen über ihr Können hinaus befähigt und ihnen besondere Kraft gibt. Denn wir tun diesen Dienst in seinem Namen.
Oft wird Ihnen dabei das Herz zittern, und Sie werden denken: „Ich schaffe das nicht.“ Viele haben Angst vor jedem Besuch. Sie können froh sein, wenn es bei Ihnen anders ist. Ich verstehe jeden, der keine Besuche macht. Vor jedem Besuch habe ich selbst Angst. Man fragt sich, wie es wohl wird, ob man sich verständlich ausdrückt oder ob man die Leute vielleicht sogar vor den Kopf stößt.
Es ist immer ein Wunder, dass der Herr mit mir ist. Ich sage zu mir selbst: „Herr, jetzt gehst du mit, jetzt gehst du voran.“ Ob beim Krankenbesuch, ob man es richtig macht, bei Schwerkranken, dass man sie nicht reizt – all das liegt in der Hand des Herrn. „Jetzt komme ich in deinem Namen, Herr Zebaoth, zu dir.“ Nur so können wir überhaupt etwas bewirken.
Das geht nur aus der Mitte des Evangeliums. Verstehen Sie jetzt, warum ich das vorher so gesagt habe? Wenn Leute sich daran stoßen, dann stoßen sie sich eigentlich an etwas sehr Schönem. Leider verstehen sie es oft nicht. Wir wollen nicht frömmer sein als andere, das sollte man nicht empfinden. Doch wenn du auserwählt, geheiligt und geliebt bist – ja, dann bist du es. Aber du musst es einfach begreifen.
Die Grundlage für Ehe und Gemeinschaft: Vergebung und gegenseitige Annahme
Und deshalb sage ich zu jungen Brautpaaren: Ihr könnt gar keine Ehe führen, ohne euch vor Jesus zu beugen und euch immer wieder neu stärken zu lassen. Dann seht ihr euch selbst als Menschen, die täglich Vergebung brauchen. Das macht es sehr viel leichter, sich gegenseitig Fehler zuzugeben. Das gilt natürlich nicht nur für die Ehe, sondern für unser gesamtes menschliches Miteinander.
So fängt Paulus an. Wilhelm Busch hat dazu im Jahr 1966 eine wunderbare Predigt gehalten, kurz vor seinem Tod, in dem Heft „Auserwählte Gottes“. Er hat dargestellt, wie Paulus immer wieder vom praktischen Christenleben spricht. Jedes Mal rutscht ihm dabei der Füllfederhalter aus der Hand, weil er wieder auf das Kreuz Jesu zurückkommt. Das ist wunderbar und zeigt, wie wichtig das Kreuz im Leben eines Christen ist.
Wenn Sie vor praktischen Herausforderungen stehen, geht es immer nur aus dem Evangelium, aus dem Handeln Jesu am Kreuz, Ihr Leben zu verändern. Das ist das Geheimnis des Neuen Testaments: Die Ethik, das Tun und der Gehorsam kommen aus dem Gehorsam gegenüber dem Kreuz. Es ist ein Erkennen dessen, was der Herr uns schenkt.
Im Heidelberger Katechismus, der sehr lesenswert ist und zum reformierten Glauben gehört, ist der ganze dritte Teil dem Tun des Christen gewidmet. Er ist überschrieben mit „Dankbarkeit“. Das bedeutet: Ich lebe aus Dankbarkeit für das, was mir geschenkt wurde – nicht aus Pflichtgefühl.
Heute gibt es viel sogenanntes „geschätzliches Christentum“. Schauen Sie genau hin: Da geht es um politische Fragen wie Umwelt, Frieden oder andere Themen. „Was musst du tun?“ heißt es oft. Es ist alles recht, wenn man sich engagiert. Aber wenn es nicht von innen kommt und keine spontane Sache des Lebens ist, wird es zur Qual. Das spüren auch die Menschen, und irgendwann wird alles kalt.
Es gibt auch viel Eifer für gute Sachen. Aber wenn dieser Eifer nicht aus dem Evangelium kommt, fehlt das Wesentliche. Menschen können das erst verstehen, wenn ihr Herz geöffnet ist. Dann wissen sie: Ihr seid auserwählt, ihr seid Heilige, ihr seid Geliebte. Und Heilige bedeutet hier: durch das Blut Jesu gereinigt.
Die praktische Umsetzung der christlichen Tugenden
Und jetzt zieht an! Wir haben oft über dieses Wort gepredigt. Ich glaube, noch im letzten Jahr habe ich darüber gepredigt. Deshalb muss man immer wieder aufpassen, dass man nicht seine alte Platte wie eine Schallplatte in die Rille zurücksetzt.
Ich möchte noch einmal kurz daran erinnern: Das ist Konfektionsware. Ich muss nicht morgens, wenn ich aufstehe, sagen: „Frau, setz dich an die Nähmaschine und näh mir ein Hemd.“ Das Hemd ist schon fertig. Ich muss es nur noch anziehen. Es ist schon da. Ich schlüpfe hinein. Der Kittel und die Hose sind ebenfalls schon fertig.
So sagt Paulus: Das muss man nicht alles erst selbst machen, sondern ich darf das als Gabe Jesu empfangen. Das ist ein Wunder, das man oft gar nicht begreifen kann. Jesus verspricht uns, uns dieses neue Gewand zu geben, dieses herzliche Erbarmen, mit dem wir seine Auserwählten sind und uns von seiner Liebe treiben lassen.
Es ist eine Behauptung, aber sie stimmt. Wenn Sie das Geheimnis großer Zeugen Jesu betrachten, dann war es immer dieses Wunderbare, das sie angetrieben hat. Ich hoffe, dass es auch in Ihrem Leben so ist, dass Sie sagen: Diese Jesusfreude treibt mich.
Wir haben wieder unter China 25 Kandidaten, die hinausgehen an wirklich entlegene Plätze der Welt. Ich weiß nicht, ob wir es ein paar Tage dort aushalten würden – abseits von jeder Zivilisation, ohne jede Möglichkeit, irgendwo Hilfe und Rettung im Namen Jesu zu bekommen. Aber Menschen, die treibt das. Das kann man nicht aus Romantik tun, auch nicht aus Pflicht. Das scheitert in wenigen Tagen.
Es geht nur, wenn Jesus antreibt – mit allen Dingen im Leben. Wenn man die Aufgabe annimmt, auch jetzt bei uns, wenn ich sage: Der Herr treibt mich zu einem Dienst, dann ist es mir immer so wichtig, Ihnen keine Dienste aufzudrängen. „Das müssen Sie jetzt mal machen, hier helfen in der Gemeinde!“ – Nein, das muss nicht so sein.
Es muss aus dem Antrieb kommen, aus dem inneren Wunsch: „Ich möchte das und das tun, das ist mir wichtig, und ich muss mich hier betätigen.“ Herzliches Erbarmen ist ein Mitgefühl mit dem Anderen.
Ich möchte jetzt gar nicht wieder theoretisieren. Aber es ist immer wieder gut, sich vorzustellen: Wie sieht der andere aus? Manche Leute, die uns auf die Nerven fallen, sehen wir nicht mit dem Jesusblick. Wenn wir sie nur mal von der anderen Seite betrachten – wir sehen sie oft als Konkurrenten oder als schwierige Menschen.
Wenn wir sie andersherum sehen, dann hat Jesus sie immer auf das hin angesehen, was ihnen fehlt. Und auf einmal hat man einen ganz anderen Zugang zu diesen Menschen. Sie werden merken, dass jeder Mensch eigentlich schrecklich unsicher ist.
Mir tun ja immer die Politiker leid, wenn die im Fernsehen so versägt werden und die Kommentatoren lächeln und sagen: „Guck mal, wie der mit seiner Zunge immer spielt, unser Kanzler.“ Da sind alle furchtbar nervös. Die wissen doch auch nicht, wie sie da wieder rauskommen.
Sie hören dauernd nur Kritik, und müssen trotzdem zeigen, dass sie Topleute sind, die alles prima machen. Wie viel mehr sind dann die Menschen, mit denen wir uns treffen: unsichere Leute, ängstliche Leute, verzagte Leute, einsame Leute.
Wie kommen Sie einem Menschen nahe? Wenn Sie ihn mal aufrichten, loben, wenn Sie den richtigen Zugang zu ihm finden? Wir können das nicht einfach machen. Wir wissen oft nicht, wie wir unsere Kinder erreichen sollen.
Da kann man nur darüber beten und sagen: Herr, du hast den Schlüssel. Ich will nur ein Mitgefühl haben. Wo wir es in Fronten sehen, geht es nie gut. Wir müssen irgendwo das im Jesusblick erkennen.
Wie Jesus am Brunnenrand von Sichar saß, bei Sichem, und die Frau kam – sie war schon ein liederlicher Mensch. Aber wie Jesus sie angenommen hat und vom Lebenswasser redete. Wie Jesus sofort diese Frau als eine liebenswerte Person gewann.
Und es ist genau so. Dann ist plötzlich, wie man sagt, „wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“. Jesus hat das gekonnt. Ich bin natürlich gar nichts vom herzlichen Erbarmen. Deshalb habe ich meine Frau geheiratet – die hat noch mehr Liebe.
Aber das ist immer wieder etwas, wo man lernen kann, wie Jesus diesen Blick hat und dieses herzliche Mitgefühl, dieses Mitempfinden mit einem anderen Menschen. Das kann man gar nicht tief genug tun.
Und auf einmal merken Sie, wie das anders wird. Gerade denke ich jetzt ganz bewusst an Leute, mit denen Sie heute im Streit oder im Clinch waren. Auf einmal geht für Sie etwas auf in der Beziehung – durch herzlichere Freundlichkeit und Demut.
Wir wissen, dass die Demut uns nicht alle eigenen Gaben abspricht. Aber wir sehen unsere wirklichen Schwächen und wissen, dass wir so von Jesus angenommen sind. Da wissen wir auch um unser Versagen und unsere Enttäuschung.
Mit der Sanftmut – darüber könnten wir eine ganze Bibelstunde machen. Manchmal sprechen mich Leute nur darauf an, dass Jesus sanftmütig war und nicht mit der Brechstange vorging. Das ist immer eine Sache des Unglaubens.
Wenn der Herr uns die Tür nicht öffnen würde, bräuchten wir auch keine Geduld, um warten zu können. Auch darüber haben wir schon eine ganze Bibelstunde gemacht. Es ist wunderbar, das Wort der Bibel entlangzugehen, die Geduld.
Das kann ich nur aus Glauben verstehen, indem ich sage: Herr, ich habe dir die Sachen hingelegt, du weißt es. Ertragt einer den anderen, vergebt euch untereinander. Wenn jemand Klage hat gegen den anderen, vergebt, wie der Herr euch vergeben hat.
Jesus hat das Beispiel erzählt von einem Mann, dem eine große Schuld erlassen wurde. Dieser Mann fand seinen Mitknecht und drohte ihm sofort die schlimmste Strafe an, weil er die Schuld nicht zurückzahlte.
Damit hat Jesus uns gezeigt, dass wir so schlecht vergleichen können, was Jesus uns vergibt und wie wir den Menschen ihre Fehler verzeihen sollen.
Ich habe in meinem Leben Christen kennengelernt, die mich oft beschämt haben mit ihrer großen Gabe, verzeihen zu können. Sie waren nie nachtragend und haben einen behandelt, als wäre nichts geschehen, auch wenn man sich wirklich versündigt hat.
Das ist so groß! Wenn wir jetzt einfach auf die ganzen Schwierigkeiten schauen, die auch immer wieder bei gläubigen Menschen, gerade in der Familie, geschehen.
Wenn wir nicht einander vergeben können, wenn nicht am Anfang unseres Zusammenlebens auch Eltern und Kinder sich gegenseitig sagen: „Es gab viel Versäumnis, viel Falsches und viele Fehler, aber wir brauchen die Vergebung und wollen immer wieder neu beginnen.“
Das müssen wir uns auch gegenseitig sagen. Leider gibt es viele, die meinen, wenn man Jesus gehört hat, dürfte man nie mehr vor anderen zugeben, dass man Fehler macht. Ich weiß, dass das für viele ein Zerrbild ist.
Ich habe gerade Christen kennengelernt, die waren so extrem, dass sie nie Fehler zugeben wollten. Doch wir wollen das einander auch sagen, auch hier in der Gemeinde, in unserem Umgang miteinander.
Wir machen täglich unheimlich viel falsch und begehen auch viele Sünden. Wir sind immer wieder hochmütig, stolz, eitel und unrein. Da wollen wir uns packen und einander vergeben.
Wir wollen uns auch gegenseitig zurechtweisen mit sanftmütigem Geist. Aber das kann man nur leben aus der Tiefe des Glaubens heraus.
Die Liebe als Band der Vollkommenheit
Über alles aber zieht an die Liebe – ich würde immer sagen: die Liebe Christi, die das Band der Vollkommenheit ist. Unsere eigene Liebe ist oft sehr selbstsüchtig, sehr eigennützig und stark vom Gefühl abhängig, das wir dabei empfinden. Nein, zieht an die Liebe, die Liebe Christi.
Es ist merkwürdig: Heute Morgen haben wir in unserem Mitarbeiterkreis darüber gesprochen, dass Paulus hier nie die großen Pflichten aufzählt, die man heute oft hört. Zum Beispiel: Du hast eine Verantwortung für das gesamte Staatswesen der Bundesrepublik, oder jeder Christ hat einen öffentlichen Auftrag und so weiter. Paulus sagt vielmehr: Lebe in der Liebe an deinem Platz! Das ist so wichtig. Lebe in der Liebe!
Ich habe auch noch darüber nachgedacht, dass man abends mehr von Beispielen erzählen müsste. Aber dafür gibt es ja so viele Bücher. Mein Großvater hat zum Beispiel ein Buch über Hanna Faust geschrieben, die Tante Hanna in Wuppertal, die ein echtes Original war. Sie hatte einen bösen Mann, der Trinker war und vieles andere. Trotzdem hat sie ihr ganzes Leben mit einer unglaublichen Liebe gelebt.
Sie ging damals in die Arbeiterslums von Wuppertal, steckte ihre Zigarren in die Tasche und verschenkte sie, nahm die Kinder an und kümmerte sich um sie. Ihr Mann war natürlich ein Grobian, aber am Ende seines Lebens sagte er zu ihr: „Frauenmensch, du hast mich kaputtgeliebt.“
Man holte sie sogar zu den schlimmsten Messerstechereien, nicht die Polizei, sondern Tante Hanna, weil sie vermitteln konnte. In so einer Wuppertaler Wohnung wohnten die Leute damals sehr eng. Sie hatten sogar einen Kreidestrich in der Mitte des Wohnzimmers gezogen, weil zwei Parteien dort zusammenlebten. So sah die Armut damals in Wuppertal aus, am Beginn der Industrialisierung.
Es ist einfach beeindruckend, welches Zeugnis Menschen durch ihre Liebe hinterlassen haben. Ich weiß nicht einmal, ob Tante Hanna ihren eigenen Namen fehlerfrei schreiben konnte. Sie war von der Bildung her eine einfache Frau, aber ein im Geist Jesu geadelter Mensch.
Jetzt wollen wir uns aber nicht an extreme Beispiele halten. Sie wissen, wie am meisten gewirkt wird – oft mehr als durch hundert Predigten: durch praktische Liebe, die sichtbar wird, irgendwo im Alltag.
Ich habe großen Respekt vor denen aus unserer Gemeinde, die ins Gefängnis gehen. Ich selbst komme nicht dazu, aber sie wohnen irgendwo, besuchen dort Menschen und sagen: „Ich habe meine Mutter und die Pflege, da will ich Liebe tun.“
Einfach, das sind die dringendsten Aufgaben. Und genau das ist es, was der Herr will und wodurch er verherrlicht wird.
Der Friede Christi als Herrscher im Herzen
Und der Friede, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leben, regiere in euren Herzen. Ihr wisst, was ein Regiment ist, was ein Herrschen ist.
Was ist der Friede Christi? Das ist der Friede, der gar nichts mehr will. Wir haben ja in unserem Leben eine hektische Unruhe, ein ständiges Verlangen, immer noch mehr zu wollen, eine Gier, Neues zu haben. Das ist ja nicht wahr. Die moderne Welt betrügt sich in dem Glauben, es käme von der Werbung her. Das stimmt nicht.
Es ist gar nicht die Werbung. Die Werbung kann uns nur bei der Produktauswahl helfen, warum Sie dieses Auto kaufen und nicht das andere. Das hängt von der Werbung ab. Aber Sie werden merken, dass in Kuba, wo es gar keine Werbung gibt, die Leute dennoch gewisse Güter wollen. Sie wollen auch ein Auto oder etwas anderes.
Unser unruhiges Herz ist der Hauptgrund, dass wir immer wieder Neues wollen. Kaum haben wir etwas, streben wir nach etwas Neuem. Und dann sehnt man sich weiter. Das ist auch der Grund, warum das Zusammenleben oft so schwierig ist. Weil uns der Friede Christi nicht regiert.
Der Friede Christi zeigt uns immer wieder: Es ist alles herrlich. Ich kann diesen Tag nehmen, den nächsten Tag. Der Friede Christi heißt: Er ist ja da. Es ist nächstes Jahr unsere Jahreslosung: Er ist unser Friede. Das kann im schlimmsten Kampf, in der größten Unruhe sein. Er ist unser Friede.
Dann kann es sein, dass viele Leute Sie kritisieren, vielleicht zu Unrecht. Und Sie sagen: Das macht mir gar nichts aus. Ich weiß, dass Christus bei mir ist. Ich muss nicht zurückschreien, ich muss mich nicht rechtfertigen. Der Friede Christi ist der Zuspruch: Jesus, du bist angenommen, ich bin bei dir.
Das braucht man. Den Friede Christi habe ich auch nie einfach so. Den muss man suchen und nachjagen, damit man ihn hat. In einem Leib, in euren Herzen. Und seid dankbar.
Es ist etwas Wunderbares. Ich glaube, das fällt schon auf, wenn Leute Sie fragen und sagen: Wie geht es Ihnen? Da können Sie es so machen wie mein Klassenfreund, den ich morgens immer treffe. Ich frage ihn nach seinem Vater, der nachts um acht Uhr schläft: Geht es nicht gut, dein Vater?
Er antwortet: Ihm geht es sehr gut. Nicht „ihm geht es nicht gut“, sondern „sehr gut“. Nicht „gut“, sondern „sehr gut“. Also so, dass Sie mal dankbar sind und sagen: Es geht uns eigentlich wunderbar, und es ist doch eigentlich schön. Da schauen die Leute schon auf.
Wie bitte? Wie sind Sie versorgt? Ja, das andere will Ihnen der Herr auch nicht geben. Es sind viele Dinge, von denen Sie meinen, sie fehlen Ihnen. Aber der Herr will sie Ihnen doch nicht geben. Er gibt Ihnen so viel, wie er Ihnen zumisst.
Und wir sollten einfach einmal darin leben, dankbar sein und ihn preisen.
Die Bedeutung des Wortes Christi im Leben
Und jetzt gibt er uns noch praktische Anleitungen, wie man es umsetzen kann. Natürlich wird jetzt jemand sagen: „Ich bin doch wieder enttäuscht, ich habe gehofft, es gehe mal um praktische Eheprobleme.“ Dann wird gesagt: „Was mache ich?“ Das kann man eben nicht mit festen Regeln lösen. Das ist bei jedem Menschen wieder anders.
Was mache ich, wenn mein Kind so ist und so? Das sind schon die berühmten Problembücher. Je dicker sie werden, desto weniger passen sie auf die Situation, in der wir sie befragen. Ich kann das nur wirklich tun aus der Glaubenshaltung in der Liebe Christi.
Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen. Das mit dem neuen Wesen geht nur über das Wort Christi, das uns korrigiert. Das Wort ist ein zweischneidiges Schwert. Es kritisiert uns, mahnt uns und tut weh – und das ist gut so. Vor dem Wort werden wir immer wieder zurechtgestutzt. Und sonst brauchen wir niemanden, der uns zurechtstutzt. Das Wort darf das tun.
Je mehr das Wort Christi unter euch wohnt, desto mehr formt das Wort Gottes uns Menschen nach dem Willen Gottes. Das Wort macht das. Es ist ganz wunderbar, dass das Wort so eine Kraft hat. Das Wort setzt sich durch, gestaltet uns und ist nicht untätig.
Sie müssen sich immer vorstellen, dass zwischen dem, was wir unter einem Wort verstehen, was wir babbeln, und dem, was Gottes Wort ist, ein großer Unterschied besteht. Gottes Wort ist geladen mit einer wahnsinnigen Energie. Da steckt sehr viel drin.
Das Wort Gottes kann, auch wenn es einmal ausgesprochen wurde, bei einem Menschen nach Jahren eine Revolution im Herzen auslösen. Dann geht das Wort auf. Oder ein Wort kann so zuschlagen, dass es einen Menschen total verändert. Ein Wort ist so stark.
Das Wort Gottes hat Geschichte gemacht. Es hat sogar die ganzen Planeten auf ihre Bahn gebracht – so stark ist das Wort Gottes. Gott hat bloß gesprochen, und dann war die ganze riesenhafte Welt, der ganze Kosmos entstanden. Dieses Wort Gottes gestaltet so viel. Das Wort Gottes schafft und ist mächtig.
Darum ist es so wichtig, das Wort durch die Bibel zu lesen. Das ist das Einzige, was Glauben weckt. Alles andere kann es nicht tun. Nur das Wort kann das machen. Was Herzen bekehrt und Menschen charakterlich umfasst, macht immer das Wort.
Mir ist es so wichtig, dass sie unter das Wort kommen und unter dem Wort bleiben. Dass sie selber mit dem Wort umgehen, und dann wird ihr ganzer Charakter umgeformt. Das ist die Eigenschaft: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit, mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
Ich freue mich immer wieder, wenn sie gerne singen. Wenn sie nicht singen können, dann summen sie halt oder brummen sie. Pfeifen Sie, wie unsere Kinder, die da immer singen, oder hören Sie es auf der Kassette oder was an. Die Lieder sind natürlich eine ganz große Hilfe.
Es gibt viele Lieder. Ich habe mir jetzt wieder die Bach-Choräle angehört. Wenn man die irgendwo hört, holen sie einen Rausch aus der Tiefe der Traurigkeit. Die Lieder oder die neuen Lieder, die wir hier singen wollen, haben ein ganz weites Repertoire. Sie sprechen uns den Glauben zu und nehmen uns mit hinein.
Ihr acht Konfirmanden dieses Jahr, sieben haben die Melodie von „Jesus Christus herrscht als König“ nicht gekannt. Es ist auch immer so schlimm: Im Kindergarten singen sie kaum noch. Ich singe „Mit Herz und Mund danket alle Gott“ so, dass die Lieder kaum noch reinkommen. Im Religionsunterricht singen sie nicht mehr und so weiter.
Das ist auch eine Gefahr. Wir müssen gut darauf achten, dass wir die ganze breite Palette von der alten Choräle bis zu den neuen Liedern alle zusammen haben. Die ganze Vielfalt muss den Glauben ins Herz singen, denn da wächst der Glaube.
Alles im Namen Jesu tun
Und alles, was er tut, das soll das Letzte sein – mit Worten oder mit Werken. Alles, was er tut, soll er im Namen des Herrn Jesus tun. Ich merke immer wieder, wenn ich zurückblicke und sehe, wo etwas bei mir nicht gelungen ist oder sehr missraten ist, dass ich es nicht im Namen Jesu begonnen habe.
Das ist auch der Grund, warum ich den Gottesdienst nicht unbedingt mit dem Namen Jesu anfange, weil ich weiß, es kann auch eine bloße Formel sein. Aber in der Sache wollen wir es nicht nur im Gottesdienst so handhaben, dass wir im Namen Gottes beginnen. Vielmehr soll alles, was wir tun – unsere Berufsarbeit, unsere Mahlzeiten, unsere Feste, schwierige Begegnungen, Dienste oder auch Krankheitszeiten – im Namen Jesu geschehen.
Wenn wir das tun, wird der Herr sich darin verherrlichen. Im Namen zu handeln bedeutet, auf seine Rechnung, in seinem Auftrag, im Gehorsam für ihn alles zu tun – alles Schwierige, Gute und Schöne, alles. Und dankt Gott dem Vater durch Jesus. Dankt ihm! Sie können schon vorher danken, dass er das irgendwie lösen wird und dass er weiß, wie er alles hinausführt.
Habe ich das hier erzählt? Ich weiß manchmal nicht mehr, ob es im neugierigen Kalender war. Da hatten wir für zwei Jahre später eine Geschichte, an die ich mich neulich erinnert habe. Auf der Rückseite steht eine Geschichte, wie meine Frau und ich durch Äthiopien gefahren sind. Dort war Atolleko Tesema dabei, tief im Süden. Es war eine große Fahrt, wir hatten ein weites Programm, um sehr viel zu sehen. Nach einer Zeit hatten wir einen Plattfuß.
Das war weiter gar nicht schlimm. Wir sind ausgestiegen, und er hatte sein Reserverad oben auf seinem Land Rover. Er wechselte den Reifen. Dabei sah man, dass auch der zweite Reifen platt war. Das kommt häufig vor, aber da war kein Reserverad mehr da. In so einem Augenblick muss man sagen: Jetzt, wo wir eigentlich in der einsamen Wildnis sind, und es sehr, sehr heiß ist.
So etwas ist uns auch schon mal passiert bei einem Taxi in Kenia, als wir nach Tansania noch am Spätabend weiterfahren wollten. Aber das war dort in Äthiopien. Dann stellte sich Atolleko Tesema einfach hin, faltete die Hände und sagte: Herr, jetzt bin ich froh, dass du das Ganze in deiner Hand hast. Wir wissen, dass wir dich nur loben und preisen können.
Kurz darauf hielt ein Lkw an, und der Fahrer sagte: Kommen Sie mit, drei Kilometer weiter gibt es eine Reparaturwerkstatt. Wir wussten überhaupt nicht, wo wir waren. Eine halbe Stunde später war alles behoben.
Mir hat diese Selbstverständlichkeit in einer kritischen Situation einfach gefallen: zuerst mal danke zu sagen, Herr, du weißt, wie das geht. Ich weiß nicht, wie es gehen soll, aber du musst mir jetzt sagen, wie ich weitermachen soll. Und wir sind oft nicht kindlich genug. Wir meinen immer wieder, wir müssten Gott vielleicht von dieser Schwierigkeit entlasten. Nein, alles durch ihn und Dank dafür, dass er das in seiner Regie richtig macht.
Er will sich doch verherrlichen. Und Sie dürfen das auch in Ihrer Situation so tun: alles im Namen Jesu. Er wird Ihnen keine Schwierigkeiten ersparen. Er führt uns auch durch den Tod hindurch, durch Leiden und alles Mögliche. Aber er wird Sie verherrlichen, und Sie werden nur staunen können über seine Größe.
Darum ist es wichtig, dass wir alles im Namen Jesu tun. Mir war nur wichtig, dass all die praktischen Taten – ob es Eheschwierigkeiten sind, Probleme in der Familie oder Berufsschwierigkeiten – aus der Freude an Jesus heraus gelöst werden.
Ja, jetzt singen wir noch ein Lied!
