Einführung in die Thematik der Wunder und des Glaubens
Wir haben heute das Thema Wunder behandelt, insbesondere die Frage, ob Wunder zum Glauben führen und inwieweit sie unseren Glauben stärken können. Dabei haben wir uns auf Markus 8 konzentriert.
Ich habe das Thema entsprechend überschrieben. Sie werden im Verlauf erkennen, wie wir es heute angehen wollen.
Im Text kommen zwei Heilungswunder vor, außerdem ein Speisungswunder. Zudem wird die Forderung der Pharisäer nach einem eindeutigen Zeichen behandelt, auf das man sich verlassen kann.
Die zweite Speisung und ihre Besonderheiten
Markus 8: Zu der Zeit, als wieder eine große Menge da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen: „Mich jammert das Volk, denn sie haben nun drei Tage bei mir ausgeharrt und haben nichts zu essen.“
Für diejenigen, die sich interessieren: Man kann eine ganze Fülle von Unterschieden im Vergleich zur Speisung der 5000 beobachten. Zum Beispiel ist da die Dauer von drei Tagen. Auch der Ort, an dem das Ganze sich abspielt, ist anders. Es handelt sich hierbei um eine zweite Speisungswundergeschichte, die unabhängig von der ersten entstanden ist. Es ist ganz wichtig, dass wir das erkennen.
Jesus sagt nun: „Wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Weg verschmachten, denn einige sind von ferne gekommen.“ Diese Information findet sich bei der Speisung der 5000 nicht.
Seine Jünger antworteten ihm: „Wie kann jemand hier in der Wüste mit Brot satt werden?“ Jesus fragte sie: „Wie viele Brote habt ihr?“ Sie antworteten: „Sieben.“
Er befahl dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Dann nahm er die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie austeilten. Die Jünger verteilten sie unter das Volk. Außerdem hatten sie einige Fische, und auch diese dankte Jesus und ließ sie austeilen.
Sie aßen, wurden satt und sammelten die übrigen Brocken auf – sieben Körbe voll. Es waren etwa viertausend Menschen. Danach ließ Jesus sie gehen.
Begegnung mit den Pharisäern und die Forderung nach einem Zeichen
Und alsbald stieg Jesus in das Boot mit seinen Jüngern und kam in die Gegend von Dalmanuta. Diese Ortsbezeichnung wird in anderen Schriften auch mit Magdala wiedergegeben. Vermutlich handelt es sich um Magdala, den Ort, wo Maria von Magdala, die Maria Magdalena, herstammt.
Magdala liegt am See Genezareth. Alle Reisenden kennen diesen Ort sehr gut, da dort eine große Straßenkreuzung am Südende des Sees Genezareth ist. Wahrscheinlich handelt es sich um diese Gegend.
Die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten. Sie versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel, einen Machtbeweis vom Himmel. Das heißt eine wunderbare Erscheinung, etwas, das weit über die Wunder hinausgeht, die Jesus bisher getan hat. Das muss man wissen: Es sollte ein schlagender Beweis sein.
Jesus seufzte in seinem Geist und sprach: „Was fordert doch dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch, es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden.“
Dann verließ Jesus sie, stieg wieder in das Boot und fuhr hinüber.
Das Zeichen des Propheten Jona und die Warnung vor dem Sauerteig
Da wundere ich mich eigentlich, warum diese Parallelstelle nicht angegeben wird. Man müsste sich fast diese ganz wichtige Stelle aus Matthäus 12,39 notieren, wo Jesus sagt, dass nur das Zeichen des Propheten Jona gegeben wird. Darauf kommen wir später noch einmal zurück. Es gibt kein anderes Zeichen; das einzige Zeichen, das Jesus gibt, ist das Zeichen Jonas.
Sie hatten vergessen, Brot mitzunehmen, und hatten im Boot nicht mehr als ein Brot bei sich. Jesus gebot ihnen und sprach: „Schaut zu und seht euch vor vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes.“
Sie überlegten hin und her, weil sie kein Brot dabei hatten. Jesus bemerkte das und sprach zu ihnen: „Was bekümmert ihr euch doch, dass ihr kein Brot habt? Versteht ihr noch nicht und begreift ihr noch nicht? Habt ihr noch ein verhärtetes Herz in euch? Habt Augen und seht nicht, habt Ohren und hört nicht? Denkt ihr nicht daran, als ich die fünf Brote für die fünftausend brach? Wie viele Körbe voll Brocken habt ihr da aufgesammelt?“
Sie antworteten: „Zwölf.“
„Und als ich die sieben Brote für die viertausend brach, wie viele Körbe voll Brocken habt ihr da aufgesammelt?“
Sie sagten: „Sieben.“
Er sprach zu ihnen: „Begreift ihr dennoch nicht?“
Heilung des Blinden in Bethsaida
Und sie kam nach Bethsaida.
Man brachte zu ihm einen Blinden und bat ihn, ihn anzurühren. Jesus nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn hinaus aus dem Dorf. Dort tat er Speichel auf dessen Augen, legte seine Hände auf ihn und fragte: „Siehst du etwas?“
Der Blinde blickte auf und sagte: „Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume umhergehen.“
Daraufhin legte Jesus erneut die Hände auf seine Augen. Nun sah der Blinde deutlich und wurde wieder zurechtgebracht, so dass er alles scharf sehen konnte.
Jesus schickte ihn nach Hause und sagte: „Geh nicht hinein in das Dorf.“
Die Herausforderung des Glaubens in der modernen Zeit
Jetzt beschäftigen wir uns heute mit dem Thema Wunder, weil es sicher eine Frage ist, die Sie immer wieder beschäftigt.
Seit der Aufklärung, dieser geistigen Epoche in unserem Volk, sagen die Menschen oft, wir können nur noch das anerkennen, was wir mit Händen greifen können. Ganz grob gesprochen ist das materialistisches Denken. Man kann aber auch weiter gehen: Dinge, die alltäglich passieren, sind für mich aus eigener Erfahrung bekannt. Es gibt auch andere Dinge, die für mich fassbar sind und immer wieder unter dem Fremdwort Kausalität erklärt werden können, weil ich weiß, wie das funktioniert.
Dass zum Beispiel nochmal so ein Kälteeinbruch kommt wie in den vergangenen Tagen, ist wettermäßig möglich. Es ist einfach möglich, wenn sich die Wetterlage ändert. Das verstehe ich, und für mich ist das kein Wunder. Ich kann solche Dinge nachvollziehen. Auch Veränderungen bei Krankheiten kann ich sehen. All das ist erklärbar.
In der Aufklärung entstand dann eine neue Sichtweise: Es gibt keine andere Wirklichkeit als die Natur, in der wir leben. In ihr laufen die Naturgesetze ab, und diese Naturgesetze haben zwingende Bindungen. Daraus entstand die ganze Wunderkritik. Diese geht also schon fast 300 Jahre zurück und prägt bis heute die Theologie.
Diese Sichtweise ist in der heutigen Theologie beherrschend. Man verfolgt das zum Beispiel bei Lüdemann in Göttingen, der mit seinen kritischen Theorien diese Haltung vertritt.
Aktuelle theologische Herausforderungen und die Auferstehung
Aus der Presseausgabe von idea berichtete der künftige badische Landesbischof am Sonntag zur Auferstehung und zur Himmelfahrt. Er erklärte, man müsse respektieren, dass viele Menschen wesentliche Aussagen des apostolischen Glaubensbekenntnisses innerlich nicht mitbeten könnten. Diese Aussage stammt von Herrn Fischer.
Er betonte, die Kirche sollte das Glaubensbekenntnis jetzt in eine moderne Sprache und in die heutige Zeit übersetzen. Als Beispiel nannte Fischer die Auferstehung Jesu Christi und die Scheindebatte um das leere Grab. Dieses könne von Historikern weder bewiesen noch widerlegt werden.
Historiker könnten eben nur die eine Wirklichkeit beweisen, nicht jedoch etwas, was die Auferstehung Jesu bezeuge: die Durchbrechung unserer natürlichen Erkenntnis. Der Glaube an die Auferstehung besage vielmehr, dass die Würde des Menschen den Tod überdauere.
Die Himmelfahrt sei nur im Zusammenhang mit dem Weltbild des Neuen Testaments verständlich. Sie bedeute, dass Jesus Christus dort sei, wo Gott seinen Herrschaftsbereich habe.
Diese Notwendigkeit der Deutung war auch bei Rudolf Bultmann, dem großen Entmythologisierer, präsent. Er stellte 1940 erstmals sein Programm vor, in dem er sagte, man könne nicht gleichzeitig elektrisches Licht benutzen und an die Wiederkunft Jesu glauben.
Als technisch denkender Mensch könne man die Durchbrechung der Naturerfahrung nicht denken. Darin liege der Denkfehler der Theologen. Die Theologie sei bis heute in diesem Denkfehler gefangen.
Paulus und die Herausforderung des Evangeliums in der antiken Welt
Meine Frau und ich haben eine Schnäppchenreise durch die Türkei gemacht. Es war einfach wunderbar, insbesondere Pergamon und Ephesus. Ich kann es jedem nur empfehlen. Es war zwar viel kälter als hier, aber dennoch wunderschön. Die Hotels waren traumhaft und das alles zu einem Spottpreis.
Was mich besonders beeindruckt hat, war die Kultur, in die Paulus damals hineingegangen ist – die Kultur des Hellenismus. Wenn man dann den Kolosserbrief oder den Epheserbrief liest, erkennt man, wie sehr wir doch alle Verräter am Evangelium sind. Paulus ist ein Vereiner, der die Wirklichkeit Christi bezeugt hat. In Ephesus gab es eine regelrechte Revolution. Die Artemis mit ihrer ganzen Sexkultur wurde durchbrochen, weil die Wirklichkeit Christi bezeugt wurde.
Vom Denken her war das immer so, und Paulus wusste, dass sich das mit der griechischen Philosophie stieß. Trotzdem hat er es einfach verkündet. Das erleben wir heute auch. Man kann das leicht beobachten, wenn man heute eine Fernsehsendung mit Thomas Gottschalk oder eine Sportsendung wie die Sportschau anschaut. Die ganze Nation glaubt daran, dass es einen Einfluss hat, wenn man den Daumen drückt oder positive Gedanken hat.
Die Menschen rechnen alle mit einer unsichtbaren Wirklichkeit, ganz abgesehen vom Aberglauben. Unser Volk ist bestimmt zu 95 oder 98 Prozent völlig hörig gegenüber diesen Dingen der okkulten Welt. Sie glauben an Zufälle, an Prägungen, daran, dass die Toten irgendwo noch sind, an Seelenwanderung und vieles mehr. Alle rechnen mit einer unsichtbaren Wirklichkeit. Man braucht sich nur die Esoterikmesse anzuschauen. Dort sind die größten Manager, Wissenschaftler und Naturforscher vertreten.
Das ist für Theologen keineswegs rückständig im Denken, sondern es zeigt, wie wichtig das Evangelium ist. Für die Jünger war das, was in der Auferstehung geschehen ist, völlig undenkbar. Es war auch für jeden Juden zur Zeit Jesu unmöglich, ihn in sein Weltbild einzuordnen – die Durchbrechung des Todes.
Deshalb ist es unsinnig zu sagen, dass das leere Grab mich nicht interessiert. Wenn Jesus im Leichnam noch unten läge, dann bräuchte er auch keine Ostern feiern. Wenn er irgendwo ermordet worden wäre, hätte das keinen Sinn. Die Frage ist vielmehr: Mein Sterben wird real sein, und ich will wissen, ob es ein Weiterleben gibt.
Es gibt niemanden mehr, der das Leben anders vorstellen kann, als dass die Würde weiterlebt. Das merkt auch eine Gemeinde und sagt: Das kann doch gar nicht wahr sein. Wie hat Paulus sich auseinandergesetzt? Im 1. Korinther 15 heißt es: Ist Christus nicht auferstanden, dann sind wir die elendsten Betrüger. Wenn es nicht wahr ist, dass Jesus wirklich die Todesmacht durchbrochen hat, dann ist alles umsonst.
Die Forderung nach einem Eingreifen Gottes und Wahrscheinlichkeiten im Glauben
Deshalb interessiert uns jetzt die Frage: Was ist das Wunder, das diese Leute fordern? Die Juden wussten, dass es ein Eingreifen Gottes gibt.
Am Sonntag habe ich von Paul Müller erzählt. Er hat interessante Bücher veröffentlicht, vor allem über die Geheimnisse der Natur, über Zufall und Plan. Es ist immer wieder lohnend, darin zu lesen. Ich verstehe nicht viel von Naturwissenschaft, und manche sagen, ich solle die Finger davon lassen, weil ich es sonst falsch wiedergebe. Aber ich möchte es trotzdem noch einmal versuchen.
Paul Müller sagt: „Ich habe zehn Münzen in meiner Tasche, nummeriert von eins bis zehn. Wenn ich eine Münze herausgreife, ist die Wahrscheinlichkeit, genau diese eine zu treffen, eins zu zehn.“ Wenn ich jetzt eine bestimmte Zwei haben will, ist die Wahrscheinlichkeit eins zu zehn. Wenn ich zwei bestimmte Münzen treffen will, dann ist die Wahrscheinlichkeit eins zu hundert. Und das nimmt dann immer schneller zu.
Wenn ich vom Glauben ausgehe, dass in unseren Körperzellen ein Grundstoff vorhanden ist, nämlich diese Eiweißsäuren, die sich durch Zufall gebildet haben, dann ist das der Grundbestandteil des Lebens. Paul Müller sagt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich so eine Eiweißsäure durch Zufall bildet, leichter ist, ein bestimmtes Sandkorn in der Sahara zu finden.
Er sagt sogar, die rein rechnerische Wahrscheinlichkeit, dass sich eine solche Eiweißsäure durch Zufall bildet, ist siebzehnmal kleiner, als die Wahrscheinlichkeit, ein bestimmtes Atom im gesamten Weltall zu greifen. Wenn man sich diese Relationen vorstellt, wird klar, wie unwahrscheinlich das ist.
Deshalb sage ich auch immer: Selbst in der Natur ist mir das Wunder so groß. Warum gibt es überhaupt Leben? Warum wird ein Kind geboren mit all seinen Organen und ist gesund? Es ist eigentlich fast absurd, dass wir immer nur die Durchbrechung der Naturgesetze als ein Wunder ansehen.
Was ist in ihrem Leben schon alles ein Wunder Gottes gewesen? Dass sie heute leben, dass ihr Organismus funktioniert. Und trotzdem können wir auch weitergehen und sagen: Auch die Durchbrechung dieser Naturgesetze, auch die Durchbrechung all der großen Dinge – das erwartet ein Jude.
Zeichen und Wunder im jüdischen Denken und in der Bibel
Und wo steht das noch einmal in der Bibel? Paulus sagt im ersten Korintherbrief: Die Griechen verlangen nach philosophischer Weisheit und Argumentation, während die Juden Zeichen und Beweise fordern.
Diese Forderung war im jüdischen Denken tief verankert. Man erwartete, dass etwas Außergewöhnliches geschieht, zum Beispiel, dass die Sonne rückwärts läuft oder ein anderes extremes Wunder. Ein schlagender Beweis musste erbracht werden, etwas, das größer ist als Mose oder Elija. Die Speisungswunder etwa gehören in die Kategorie von Elija. Nun aber verlangte man einen Beweis von Jesus.
Die Menschen fragten: Kannst du uns eine solche Durchbrechung der Naturgesetze zeigen? Zu den großen Wundern der Natur, die auch Paul Müller immer wieder fasziniert haben, gehört zum Beispiel das Zugverhalten der Vögel. Bis heute wissen Biologen offenbar noch nicht genau, wie die Zugvögel ihren Kurs finden. Sie können bis zu 18 Kilometer ihren Weg zurücklegen. Auch die jungen Aale finden ihren Weg zurück zu den Eltern, von denen sie stammen. Das ist ein großes Geheimnis. Viele Dinge liegen in einer unsichtbaren Welt, die für uns dennoch ganz selbstverständlich ist.
Auch das, was wir mit unseren Augen sehen, ist sehr komplex. Paul Müller erklärt, dass bei der Spektralanalyse das Licht in viele Farben zerlegt wird. Doch das Licht selbst liegt nicht in den einzelnen Farben. Wir sehen das Licht als Ganzes und bekommen einen ganz anderen Eindruck, als es die Spektralanalyse zeigt. Das sind unheimlich viele interessante Beobachtungen.
Doch am Ende geht es immer darum, ob man einen schlagenden Beweis liefern kann. Und diesen Beweis hat Jesus verweigert.
Man sieht hier etwas Böses. Jesus hat das auch so gesagt: „Ihr seid ein ehebrecherisches Geschlecht.“ So heißt es bei Matthäus, ein böses Geschlecht. Ihr seid untreu, ungehorsam und wollt einen Beweis haben.
Die menschliche Sehnsucht nach Gewissheit und die Grenzen von Beweisen
Ich möchte doch noch ein Wort zur Ehrenrettung sagen. Jeder von uns hat das auch schon gefordert. Es ist eben eine Sache, wenn man glauben will oder zum Glauben kommen möchte, dann braucht man irgendwo Gewissheit.
Wenn Sie zum Beispiel 20 Mark verleihen, wollen Sie auch eine Sicherheit haben. Ein Stück Papier genügt Ihnen nicht. Sie wollen wissen, ob das Geld sicher angelegt ist. Später gibt es ja auch Streit mit der Bank. Ich würde nicht im Osten irgendwelche Anteile kaufen, wenn ich wüsste, dass das Geld irgendwo verloren ist – sei es durch Finanzanlagen oder Ähnliches. Ich muss doch wissen, was ich tue.
Und erst recht, wenn es um mein Leben geht, sollte ich an irgendetwas glauben können.
Für uns ist das Glauben etwas ganz Schwieriges. Es hilft mir auch nicht weiter, wenn Leute sagen, Glauben sei ein Wagnis. Man springt über einen Graben, und so gibt es ja viele schöne, flotte Sprüche. Mir genügt das nicht. Ich muss genau wissen, wenn ich einem anderen Menschen sage: „Du kannst Jesus glauben“, wie viele Predigthörer sich da vielleicht auch getäuscht fühlen. Wenn man ihnen dauernd sagt, sie können an Jesus glauben, dabei aber gar nicht sicher ist, ob es ihn überhaupt als Person gibt.
Nein, das ist entscheidend wichtig: Kannst du ihm vertrauen?
Deshalb hat Paulus natürlich Recht, wenn er in 1. Korinther 15 sagt, es wäre das Schlimmste, was man tun könnte: Bei einem Schwerkranken am Sterbebett zu stehen und zu sagen: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen.“ Aber das stimmt alles gar nicht. Dann ist da ja gar nichts – das ist bloß das Nichts.
Ist da wirklich etwas?
Das muss ich wissen. Wie kann ich das aus meiner Welt, aus der ich komme, aus einer Erfahrung, in der ich nur das Sichtbare sehe, verstehen? Ich komme aus einem technischen Denken, aus einer Welt der Natur. Wie kann ich dann zum Glauben kommen? Wie macht man das, Glauben?
Jesus verweigert Beweise – Die Bedeutung des Glaubens
Und jetzt wird es interessant: Jesus verweigert Beweise. Warum tut er das? Weil man sich auf Beweise nicht verlassen kann.
Jesus tut Wunder. Und diese beiden Dinge müssen zusammen betrachtet werden. Ich weiß, dass bei jeder Predigt, in der dieses Thema angesprochen wird, charismatische Freunde empört den Raum verlassen, obwohl genau gesagt wird, dass wir jeden Tag eine Fülle von Wundern erleben. Diejenigen, die an unserem Werk beteiligt sind, wissen, dass wir keinen einzigen Tag in unserer Arbeit weitermachen könnten, wenn wir nicht wüssten, wie man in der Gebetsgemeinschaft auf Gott hört.
Das ist das Entscheidende: Gott lenkt die Dinge anders, als sie nach menschlichen Abläufen laufen müssten. Für uns ist das alles ein Wunder. So haben wir es auch in der Gemeinde erlebt, wie die ersten drei Monate vergangen sind. Sie erinnern sich sicher noch daran, wie bedrückt mein Herz am Silvesterabend war.
Wir erleben einen Gott, der uns immer wieder Luft zum Atmen gibt, obwohl die Probleme noch nie gelöst sind. Wir vertrauen darauf, dass er alles anders macht als alle anderen Menschen, die sonst Macht haben wollen. Wir rechnen mit ihm, aber ich habe keinen Beweis in der Hand – und das ist die Dramatik.
Jesus verweigert mir den Beweis, etwas, das mich überführt. Manche Leute sagen: Wenn ein Toter auf dem Pragfriedhof wieder aufersteht, seine Leiche sich bewegt, und ich ihn wirklich anfassen kann und sehe, dass er lebt, dann glaube ich. Sie haben sicher auch schon solche Aussagen gehört.
Doch Jesus verweigert genau so einen schlagenden Beweis.
Die Dramatik der Anfechtung und die Stütze im Glauben
Viel dramatischer wird es zum Beispiel, wenn Sie letzten Dienstag bei Rolf Brune das Thema der Anfechtung gehört haben. Verstehen Sie: Wenn Sie schwer krank sind, unheilbar krank, sagen Sie: Herr, gib mir nur ein Zeichen deiner Güte, lass mich jetzt ein Wunder erleben, an dem ich mich festhalten kann.
Ich habe in einem früheren Krankenbüchlein die Geschichte von Catherine Booth beschrieben, der Ehefrau von William Booth, dem großen Gründer der Heilsarmee. Sie starb in jungen Jahren als Mutter ihrer Kinder an einem schrecklichen Brustkrebs. In der Nacht vor ihrem Tod, in der er diese Frau so dringend brauchte – denn in den Biografien heißt es immer, 90 Prozent des Einflusses auf die Öffentlichkeit hatte die Frau durch ihre Güte und Liebe, und die restlichen zehn Prozent hat William Booth durch seine Raubauzigkeit wieder kaputtgemacht – nimmt Gott sie ihm weg.
William Booth kniet nieder und schreibt das in seinem Büchlein „Beobachtungen an einem Todesstrom“ auf: „Alle Stützen des Glaubens werden von der Knochenhand des Todes weggerissen. Was bleibt? Allein Jesus.“ Und das ist es. Ich kann nur noch auf Jesus bauen und ihm trauen.
Jetzt verstehen Sie, warum es auch ganz schwierig ist, wenn Sie anderen Menschen helfen wollen. Karl Heim erzählt in einer Predigt eine erschütternde Geschichte: Ein Vater wandert mit seinem Sohn. Der Sohn rennt voraus, fällt irgendwo herunter und ruft: „Ich liege auf einem Felsvorsprung, ich kann mich gerade noch halten, Vater, lasse das Seil runter!“ Der Vater sagt: „Ich habe kein Seil.“ Der Sohn ruft: „Lieber Heiland, du musst doch das Wunder tun!“ Dann hört man ein Krachen – der Sohn ist abgestürzt und tot.
Man kann viele solche Geschichten erzählen, wie wir sie neulich in der Familie Main erlebt haben, mit allen Rettungseinsätzen. Betende Eltern stehen vor ihrem Kind, und der Herr ist zu. Das Kind stirbt. Man kann nichts tun. Das sind Anfechtungen.
Deshalb ist es mit dem Beweis oft auch so, dass Sie wissen: Es ist eine existenzielle Frage. Kann ich wirklich glauben, wenn Gott mir gar keinen Beweis gibt? Doch, Gott hat in unserem Leben so viele herrliche Beweise seiner Güte gegeben.
Was könnte ich für Geschichten erzählen, was wir in der Gemeinde erlebt haben: mit den Kindern, hier in der Gemeinde, ob wir Wohnungen gesucht haben, Mitarbeiter oder Werke aufgebaut haben in großen Nöten. Das, was wir erlebt haben, ist unglaublich.
Und trotzdem wird mir das ja nicht weiterhelfen in der nächsten Anfechtung. Die Stütze ist immer zu schwach. Wenn ich morgen todkrank bin, nützt es nichts, dass meine Tochter geheilt wurde. Jetzt ist die Frage: Was ist mit mir?
Deshalb nützt die Stütze wirklich nichts. Das Einzige, was Stütze ist, ist, dass ich mich auf Christus lehnen kann. Deshalb stellt sich die Frage: Wie kommt ein Mensch zum Glauben? Nicht über irgendwelche Zeichen und Wunder.
Der Glaube kommt aus dem Wort Gottes
Es gibt merkwürdige Dinge, dass Menschen tatsächlich durch wunderbare Erlebnisse oder Wunder zum Nachdenken gebracht wurden, vielleicht auch zum Hören. Das macht der Herr.
Aber entscheidend ist immer: Der Glaube kommt aus der Predigt, und die Predigt aus dem Wort Gottes. Der Glaube entsteht also immer aus dem Bibelwort.
Deshalb sage ich immer wieder: Wenn Sie mit Menschen zu tun haben, die diesen Glauben anzweifeln oder widerlegen wollen, müssen Sie die Diskussion irgendwann abbrechen. Es nützt nichts, weiter zu versuchen, sie zu überzeugen oder zu beweisen. Stattdessen sollten Sie mit den Leuten sagen: „Komm, jetzt hören wir mal zu“ oder „Du kannst das Buch 'Jesus schenkt unser Schicksal' von Wilhelm Busch lesen.“ So kommt jemand zum Glauben, denn dort spricht das Wort Gottes.
Paulus hat auch immer wieder vom Gericht gesprochen. Menschen wurden im Gewissen getroffen und überführt, und so sind sie zum Glauben gekommen. Ich stehe vor der Wirklichkeit Christi, und Christus kann sich an meinem Herzen und meinem Gewissen offenbaren. Dadurch kann ich zum Glauben kommen.
Den Weg über die Wunder überschätzen wir oft. Vielleicht liegt das besonders daran, dass wir Materialisten sind.
Die Wirkung von Wohlstandswundern und die Gefahr der materiellen Motivation
Ich möchte Ihnen noch etwas mitteilen, was ich eigentlich am Sonntag in der Predigt hatte. Da war ohnehin schon genug Inhalt, bevor ich es wieder verwerfe. Ludwig Hofacker hat einmal in einer Predigt gesagt, es sei interessant, wie man es schaffen könnte, dass alle Menschen Christen würden.
Er sagte: Wenn alle, die an Jesus glauben, niemals krank würden, immer Essen und Trinken im Überfluss hätten und auch sonst ein ganz bequemes und angenehmes Leben führen könnten, dann würde die ganze Welt zu Jesus laufen. Wenn der christliche Kaufmann bessere Geschäfte machte als der unchristliche, wenn bei Christen die Bäume und Früchte auf dem Acker zehnmal mehr wären als bei anderen, wenn bei Christen kein Reif die Frucht erfrieren und kein Hagel die Ernte zerstören würde, wenn der christliche Handwerker leichter und schneller als der Gottlose arbeiten und noch mehr Kunden hätte – was meinen Sie? Würde nicht die ganze Welt dem Heiland scharenweise zuströmen und nachlaufen?
Und jetzt sagt er es noch viel netter: Man könnte reden, was man wollte, und die Leute würden sagen: „Also bitte, bekehrt euch nicht, ihr dürft euch nicht bekehren, das ist alles Quatsch.“ Sie würden sagen: „Spinnst du, ich werde Christ!“ Man könnte niemanden von der Buße abhalten, sagt Hofacker. Jeder ist so materiell gesinnt, das ist hochinteressant. Man könnte niemanden mit noch so vielen Beweisen vom Glauben wegbringen. Denn der Mensch sucht nur das Wohlleben.
Das ist auch bei der Frage nach Wundern für uns ganz interessant. Man würde die Menschen nicht abhalten können. Man könnte sie mit allen Tricks nicht zum Zweifel überreden. Mit der größten Mühe würde man kaum etwas ausrichten. Die Leute würden sagen: „Rede, was du willst, ich will mich bekehren, ich will mich bekehren – wenn es mir dann gut geht.“
Also müssen wir immer wieder aufpassen, gerade wenn heute solche Feldzüge kommen. Es ist eine große Zerstörung auch der Gemeinden in der Dritten Welt. Besonders in Russland ist es erschütternd, wie dort viele herumziehen und sagen: „Wir bieten Heilungsketten an, und jeder, der kommt, wird geheilt.“ So etwas erleben wir auch in unserer Stadt immer wieder von Jahr zu Jahr.
Man braucht sich da gar nicht zu wundern: Das ist der Mensch, der natürlich die Lösung seiner Probleme sucht, aber mit Glauben hat das noch gar nichts zu tun. Übrigens werden Sie Ähnliches bei der Esoterik, beim Aberglauben und in anderen Religionen finden.
Das Zeichen des Propheten Jona als einziges Zeichen
Nun interessiert uns, welches Zeichen Jesus gibt, wenn er sagt: Es wird euch nur das Zeichen des Propheten Jona gegeben. Dabei erwähnt er nicht seinen Tod und seine Auferstehung. Letztere ist für Historiker nicht fassbar. Aber was ist für Historiker fassbar?
Im Jahr 1933 gab es eine Explosion des Evangeliums. Innerhalb von 15 Jahren entstanden christliche Gemeinden überall, sogar bis nach Spanien. Was war geschehen? Das ist ein historischer Beweis. In jeder Weltstadt gab es bereits Christenverfolgung, etwa in Rom unter Nero und anderen Herrschern. Dies geschah, weil Christus auferstanden war. Das ist sogar greifbar. Dennoch wird es keinen Zweifler überzeugen können. Vielmehr ist es das Wort Jesu, das Menschen überführt.
Man muss das verstehen: Das Zeichen des Propheten Jona ist entscheidend. Jona ging nach Ninive, und die Menschen dort bekehrten sich. Das ist wunderbar. Jona selbst war erschrocken darüber, wie die Leute sich bekehrt hatten. Er hätte lieber erlebt, dass Ninive untergeht. Das ist eine amüsante Geschichte rund um Jona.
Jesus betont, dass das Wort so mächtig ist. Er sagt, das Zeichen wird sein, dass das Evangelium aller Kreatur gepredigt wird und Menschen zum Glauben kommen. Mir ist es sehr wichtig, das zu betonen, besonders heute. Ich habe viele Materialien aus verschiedenen gläubigen, bibeltreuen Kreisen gesehen. Wenn ich sehe, was heute auf Jugendtagen abgehalten wird – mit allerlei Quatsch, bei dem man meint, die jungen Leute mit modernen Fernsehtricks und allerlei Machenschaften ködern und überführen zu können – dann frage ich mich, wo die Kraft des Evangeliums geblieben ist.
Es ist schön, wenn die Leute solche Unterhaltungsprogramme mögen, die sie nebenher konsumieren. Aber das, was Menschen wirklich überführt, wird immer das Wort des Evangeliums sein. Davon spricht Jesus. Deshalb weist er andere Zeichen ab.
Und genau deshalb wurde Jesus von den Pharisäern gekreuzigt. Sie hielten ihn für einen Hochstapler, für einen Lästerer, der gegen Gott vorgeht.
Die Rolle der Wunder im Leben der Gläubigen
Und es ist wirklich wichtig, dass wir uns noch einmal ganz klar machen, wo die Wunder in unserem Leben überhaupt geschehen können. Wir gehen durch tiefe Zeiten hindurch und erleben, wie der Herr uns Wunder in Hülle und Fülle schenkt.
Ich habe oft den Eindruck, dass Gott gerade bei denen, die die ersten Schritte im Glaubensweg gehen, besonders verschwenderisch ist. Ich sage immer: Junge Gläubige erleben oft großartige Wunder, richtige Wunder. Reife Christen hingegen erleben oft keine Wunder mehr. Sie können sich dann nur noch ans Wort halten: „Auch wenn ich nichts von deiner Macht fühle, du führst mich doch zum Ziel, auch durch die Nacht.“ Das ist ein Stück der Reifung im Glauben.
Im Alten Testament lesen wir viele Siegesgeschichten. Im Neuen Testament steht das Kreuz im Mittelpunkt, eine Stelle, an der man oft nichts mehr sieht oder fühlt. Und doch ist der Sieg Jesu da – der größte Sieg.
Ganz wichtig ist mir, dass Gott für uns zwar klein erscheinen mag, aber Professor Rohrbach, ein Mathematiker, hat es immer so eindrücklich gesagt: Das heutige Weltbild der Naturwissenschaften, besonders der Physik, ist nicht mehr im Widerspruch zu gläubigen Naturwissenschaftlern. Gott kann das alles durchbrechen, wenn er will. Und er tut das auch heute.
Ich bin überzeugt, dass Gott ungeheuer viel tut, wenn wir nur ein wenig die Augen öffnen und sehen, was er gewaltig in unserem Leben wirkt. Wir könnten von Dingen berichten, die man nicht verstehen oder erklären kann, wie zum Beispiel von Gebetserhörungen.
Darum ist es auch wichtig, gerade bei Krankheiten immer wieder das Gebet über den Kranken zu sprechen, ganz im Sinne von Jakobus 5. Wir wollen, dass Gott handelt und dann sagt: „Dein Wille geschehe.“ Du darfst tun, wie du willst. Aber wir wollen auch Großes erwarten – Dinge, die menschlich unmöglich sind. Denn bei Gott ist nichts unmöglich.
Die Wunder Jesu und ihre Wirkung auf Zweifler
Und jetzt kommen wir zu den Wundern, die Jesus tut. Diese sind herrlich. Jesus tut trotzdem Wunder, doch sie bleiben für die Zweifler oft nur zum Staunen. Es gibt sie, aber sie führen nicht unbedingt zur Überzeugung.
Wer von Ihnen das Buch von Bruce Marshall kennt, „Wunder des Malachias“, der hat es am schönsten karikiert. In England gibt es eine Nachtkneipe direkt bei der Kirche. Der Priester möchte, dass das Nachtlokal auf ein fernes Felsenriff verpflanzt wird – als Symbol der Macht Gottes. Und Gott macht das tatsächlich.
Bruce Marshall erzählt das so humorvoll. Plötzlich rücken Fernsehkolonnen und Reporter an, um das Loch zu sehen, das neben der Kirche entstanden ist. Das Ende des Buches zeigt, dass das Nachtlokal auf dem Felsenriff erst recht zur Attraktion für die Leute wurde. Doch nicht einer fand deshalb zum Glauben. Es blieb nur eine Attraktion.
In dieser Welt kann ja vieles passieren. Was will man da noch sagen? Man muss schon sagen, was unser deutsches Volk nach dem Zusammenbruch erlebt hat, zeigt Gottes Güte. Niemand hätte 1945 oder während des Falls des Eisernen Vorhangs oder all der anderen Ereignisse gedacht, dass so etwas möglich ist.
Was soll Gott noch tun? Das sind doch alles irrational unbegreifliche Dinge, die geschehen. Wir sind oft gar nicht mehr in der Lage, Wunder wirklich zu verstehen.
Und dann das Größte: Wenn man es oft erlebt, wie ein Mensch für den man gebetet hat, sich verändert. Das ist das Allertollste. Da wandelt sich ein Mensch.
Das Schwierigste ist, wenn irgendeine körperliche Krankheit materiell geheilt wird. Aber oft sind es die seelischen Dinge, die sich verändern. Das ist gewaltig, was Gott tut.
Jesus sieht die Not des Volkes und fordert zum Handeln auf
Und so handelt der Herr, und das wollen wir heute auch noch hören: Jesus handelt in seiner Güte. Wir können das jetzt in kurzen Zügen betrachten.
„Mich jammert das Volk“ – Vers zwei. Jesus sieht die Nöte der Menschen. Offenbar hatten sie für die drei Tage doch etwas Proviant dabei. Es ist interessant, dass am dritten Tag noch sieben Brote übrig waren. Bei mir wäre das nicht passiert; ich hätte sie schon längst verzehrt gehabt. Jesus jammert, und er sieht die Not der Menschen.
Jetzt möchte ich das ganz praktisch als Zuspruch für Sie sagen, was Sie heute Abend vielleicht belastet. Wir hatten das am Sonntag in der Predigt auch so: Jesus weiß es – Ihre Ängste, Ihre Nöte, Ihr Verlassensein, Ihre Angst vor der Zukunft, Ihre Prüfungsängste. Jesus kennt alles. Er kennt Ihr Versagen, Ihre Schuld und weiß alles. Und es jammert ihn.
Es genügt eigentlich nur, dass Jesus aus seiner großen Liebe handelt. Das ist in der Bibel immer so toll beschrieben: das Herz Jesu. Ich habe am Sonntag gesagt, Gott ist das menschlichste Wesen. Niemand hat ein solches Erbarmen wie der ewige Gott. Beim Menschen gibt es nichts Vergleichbares – wie sehr er mitfühlen kann mit Ihrem Leiden und wie er mit diesen Menschen mitempfinden kann.
Hier handelt es sich nicht um irgendeine kühle, trockene Lehre, sondern er sieht das, was die Menschen bewegt. Und dann handelt er.
Aber zuerst, bevor er handelt, fordert er die Jünger auf und sagt: „Macht ihr da was?“ Die Jünger sind blind und sagen: „Wir können doch nichts tun.“ Es wird im Neuen Testament immer wieder erzählt, dass die Jünger versagt haben und nicht richtig das tun konnten, was nötig war. So ist es auch in unserer Zeit: „Wir sind so hilflos. Was ist in unserer Stadt für Leid zu sammeln?“ Jesus wollte, dass wir viel mehr tun, und wir sagen: „Wir können doch nichts.“
Dabei würde Jesus uns bevollmächtigen. Ich bin überzeugt, er würde uns die Gaben schenken, uns unterstützen und uns die Türen öffnen. Das erleben Sie auch, wenn Sie anfangen, mit Menschen zu reden. Ich habe mich immer gewundert, wie einfache Leute, die gar nicht trainiert sind, immer wieder etwas schaffen können. Weil Jesus sie bevollmächtigt hat.
Warum steht Jesus da bloß und schaut zu? Tu doch was! Es ist auch beeindruckend, was ein noch so kleines Werk irgendwo in der Not der Welt bewirken kann, weil Gott segnet.
Wenn man die Geschichte betrachtet, wie früher die Kindergärten entstanden sind, die Sonntagsschulbewegung oder Jugendarbeit – auch in Stuttgart und im Elsass – waren es Leute, die einfach gesagt haben: „Ich fange an und mache was.“ Und Gott hat gesegnet.
Jesus erklärt das den Jüngern und sagt: „Ihr seid da in der Wüste, in der Einöde. Jetzt tut doch was!“ Und sie sagen: „Ja, wir haben eigentlich nichts.“ Dann schauen sie kümmerlich und sagen: „Ja, wir sind eben so schwache Leute.“ Der Herr sagt: „Komm, jetzt danken wir für das Wenige, was wir haben.“ Und das Wenige dient plötzlich zum Überfluss.
Sie brauchen nie zu denken: „Wir sind zu wenig.“ Ein kleiner Hauskreis kann die Stadt revolutionieren, wenn er wirklich um den Segen Jesu arbeitet.
Ich bin überzeugt: Wo ein Christ ist oder zwei Christen sagen: „Komm, wir machen was im Namen Jesu“, wird der Herr segnen. Sie können wunderbare Dinge bewirken, bis hinein ins Materielle. Das ist für Gott ein Leichtes, das zu tun.
Zeugnisse von Gebet und Heilungserfahrungen
Wir erinnern uns gerne an die Hungerzeiten, die wir erlebt haben. Heute erleben wir ähnliche Situationen in den großen Nöten des Verlassenseins. Karl Kalmbach hat das einmal eindrücklich erzählt, wie er in Neuguinea war.
Alle vier Wochen kam das Flugzeug vorbei. Doch das Flugzeug konnte nicht landen, weil alles durch den Regen versumpft war. Seine Frau wurde krank und hatte über 40 Grad Fieber. Er musste bis zum nächsten Morgen warten, bis er Funkverbindung hatte. Diese Verbindung bestand immer nur für eine halbe Stunde zu einer bestimmten Zeit.
Seine Frau schien ihm unter den Händen zu sterben – eine ganz prachtvolle Frau. Sie ist jedoch nicht gestorben, denn er spritzte ihr ein Mittel, das er in seiner Apotheke hatte. Zwei Stunden später hatte er wieder Funkverbindung und versuchte, eine Diagnose abzugeben. Der Arzt am anderen Ende fragte ihn, was er seiner Frau gegeben habe. Er antwortete, dass er ihr das Mittel gespritzt habe. Der Arzt sagte daraufhin, das sei das Schlimmste, was er machen konnte.
Doch die Frau hat überlebt. Wenn Sie solche Geschichten hören, wissen Sie, dass das Gebet auf den Knien doch Dinge bewirken kann, bei denen Mediziner den Kopf schütteln.
Es gibt viele solcher Beispiele. Unser Doktor Kilgus hat Kinder adoptiert. Er sagte, sie könnten keine eigenen Kinder bekommen. Doch plötzlich bekamen sie doch noch eigene Kinder. Er meinte, als Arzt könne man darüber nur lachen.
Manchmal geschehen Wunder erst nach vielen Jahren. Wer kann das alles wissen? Für uns ist es einfach großartig, dass Gott ungeheuer viele Dinge tut. Ich weiß aber auch, wie viele Menschen an der Kinderlosigkeit zerbrechen. Darum sollte man Wunder nicht als Zeichen einfordern. Bei Gott ist nichts unmöglich, wie bei Sarah oder anderen biblischen Figuren.
Es gibt viele solcher Dinge. Der Segen über dem Geringen ist für Jesus gar nicht wichtig, wie viel es ist. Ein kleines Samenkorn wächst zu einer riesigen Frucht heran.
Die Heilung des Blinden in Bethsaida als Beispiel für seelische Begleitung
Und das noch einmal hinüber zu der Blindenheilung in Bethsaida. Auch hier ist es ganz ähnlich: Die Leute kommen, haben ein Herz für diesen Blinden und bitten Jesus, ihn anzurühren. Auch hier dürfen wir sehr viel lernen.
In der christlichen Hilfe für Kranke war es immer das Zusammenwirken von äußerer Hilfe und geistlicher Unterstützung. Die gesamte Hospitalbewegung ist ja aus den Kirchen heraus entstanden. Wenn man das Christentum mit dem Islam vergleicht, sieht man, dass im Islam lange Zeit kaum Hilfe für Kranke geleistet wurde. Das zeigt, wie gewaltig das Wissen um Gott ist, der auch viel im Körperlichen bewirken kann.
Ein Professor Schemp im Diakonissenkrankenhaus aus Neuendettelsau hat vor jeder Operation gebetet. Für viele Patienten war es wunderbar zu wissen, dass ein Arzt betet und sich auf Gott verlässt. Und dieser Arzt war ein guter Chirurg.
Jesus handelt auch in einem Geheimnis. Es war so schön, dass Jesus den Blinden nicht auf einen Schlag gesund machte. Dahinter steckt auch eine Seelsorge an diesem Mann. Jesus arbeitete nie nach Schema, sondern es ist wichtig zu verstehen, dass Krankheitszeiten Zeiten sind, in denen Jesus mit uns umgeht und uns langsam Erkenntnisse schenkt.
Mir ist es sehr wichtig, wenn ich gläubige Menschen treffe, die krank sind, mit ihnen zu beten. Ich bitte darum, dass diese Zeit eine Zeit des Segens und der Reife wird. Es ist eine Lernzeit, in der man viele Entdeckungen macht. Dabei geht es nicht nur um ein schnelles Gesundwerden, wie es der Hofhacker einmal so zugespitzt hat. Vielmehr geht es darum, die Nähe des Herrn neu zu erleben.
Es kann sein, dass man sagt: Es ist ein bisschen besser geworden. Und dann auf einmal: Jetzt ist es gut geworden. Am Ende, bei der Heilung des Blinden, ist es interessant, dass Jesus ihn nicht mehr ins Dorf zurückschicken will.
Wir haben am Sonntag gesagt, Jesus hatte Angst vor der Publicity. Es war ein Grenzort, und Jesus hatte sicher auch Sorge vor Herodes. Nicht Angst, aber die Befürchtung, dass es falsche Auswirkungen haben könnte – dass die Leute eine Messias-Bewegung ankurbeln und eine große politische Revolution starten könnten.
Doch immer wieder stellt sich die Frage: Haben diese Blinden, die geheilt wurden, wirklich erkannt, wer Jesus ist? Oder blieben sie am Ende geistlich blind? Am Ende hängt diese Frage fast daran: Hast du ihn erkannt?
Im Johannesevangelium, bei den schönen Berichten von der Heilung des Blindgeborenen, sieht man wunderbar, wie dieser immer weiter erkennt. Er sagt: „Ich weiß noch nicht, ich weiß nur, dass ich jetzt sehen kann.“ Haben sie wirklich eine Entscheidung getroffen, dass sie Christus in allem neu erkennen?
Warnung vor dem Sauerteig der Pharisäer und Herodes
Jetzt haben wir das noch überschlagen mit dem Sauerteig. Das war ein typisches Missverständnis. Jesus tadelt seine Jünger, wie in Vers 14 bis Vers 21 beschrieben. Sie sorgen sich immer nur um das Brot und rechnen gar nicht damit, dass Jesus sie auch versorgen wird.
Das ist bei uns auch ganz schwierig, weil wir uns heute äußerlich so stark absichern. Wir rechnen gar nicht mehr damit, was es bedeutet, wenn ich leben muss, ohne Medikamente und ganz von der Fürsorge Gottes abhängig bin. Für viele ist es eine große Befreiung, wieder so zu leben.
Wie viele Christen in der Dritten Welt wissen ganz genau, was Gebet bedeutet. Die Situationen sind dort oft so ernst, dass Menschen sterben, ohne dass Rettung möglich ist. Es gibt keine Möglichkeit, Medikamente zu bekommen.
Jesus sagt: „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herrn.“ Gott durchdringt alles. Es ist wichtig zu verstehen, dass Christen auch gefährdet sind, wie diese Pharisäer immer einen Beweis zu suchen.
War es für Sie noch nie eine Versuchung, die Faust zu ballen und gegen Gott zu zürnen, wenn er Ihre Gebete nicht so erhört hat, wie Sie es sich gewünscht haben? Das ist der Sauerteig der Pharisäer, der letztlich zur Kreuzigung Jesu geführt hat, weil sie ärgerlich waren.
Der Weg des Glaubens über Schuld und Buße
Der Glaube ist kein Risiko. Man wird im eigenen Gewissen überführt, denn wenn man prüft, wird man sagen: Das, was das Evangelium mir sagt, ist so klar. Genau das kann ich in meinem Leben überprüfen.
Es gibt in der ganzen Welt niemanden, der meiner innersten Not so helfen kann wie dieser Heiland Jesus, der für meine Sünde gestorben ist.
Alle Menschen, die in den letzten zweitausend Jahren zum Glauben gekommen sind, sind, wenn sie wirklich gläubig wurden, letztlich immer über ihre Schuld, Buße und das Bekenntnis ihrer Sünden zum Glauben gelangt. Das ist der Weg, wie man das Heil Gottes findet.
