Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 175: Die mit einem reinen Herzen
Einführung in die Bedeutung gelebter Barmherzigkeit und Gottes Vergebung
In der letzten Episode war es mir ein Anliegen, den Wert von gelebter Barmherzigkeit als Beweis einer echten Gottesbeziehung hervorzuheben. Ich hoffe, dass niemand mich falsch versteht. Es geht dabei nicht um Werksgerechtigkeit.
Wir werden nicht gerettet, weil wir uns über schwache und hilfsbedürftige Menschen erbarmen. Vielmehr ist es so: Wer die Vergebung eines barmherzigen Gottes sucht, muss sich bewusst machen, dass seine Vergebung eine absolut außergewöhnliche und für Gott unglaublich kostspielige Angelegenheit ist.
Am Kreuz wird nicht einfach mal so die Grundlage für Vergebung und Erlösung gelegt. Gott geht all in, er gibt sich selbst. Deshalb muss rettender Glaube immer von derselben Radikalität eines „all in“ begleitet sein. Gott will mich ganz.
Das wiederum bedeutet, dass er mein Herz will. Er will, dass ich eine Entscheidung treffe. Bei dieser Entscheidung geht es darum, mein Leben ausschließlich nur noch für ihn zu leben.
Deshalb steckt hinter der nächsten Seligpreisung die Frage: Wem gehört mein Herz?
Die Verheißung des Gottesblicks für die Reinen im Herzen
Matthäus Kapitel 5, Vers 8: Glückselig sind die reinen Herzens, denn sie werden Gott schauen.
Beginnen wir mit der Verheißung: Sie werden Gott schauen. Gott schauen – das ist heute noch nicht möglich. Wenn Mose Gott darum bittet, seine Herrlichkeit sehen zu dürfen, antwortet Gott prompt: „Du kannst es nicht ertragen, mein Angesicht zu sehen, denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben“ (2. Mose 33,20).
Das ist eine einfache Theologie: Gott wohnt in einem unzugänglichen Licht, und ein sündhafter Mensch müsste sterben, wenn er ihn in seiner Herrlichkeit sehen würde. Aber das wird sich ändern.
Johannes schreibt davon, dass wir Gott eines Tages sehen werden, wie er ist. Gott selbst wird uns für diese Begegnung passend machen. Wenn es also in der sechsten Seligpreisung heißt, dass wir Gott schauen werden, dann verspricht Gott denen mit reinem Herzen eine Ewigkeit in seiner Gegenwart.
Das Bild und die Bedeutung eines reinen Herzens
Frage: Was ist ein reines Herz?
Das Bild von einem reinen Herzen versteht man besser, wenn man sich überlegt, was reines Gold ausmacht. Reines Gold ist Gold ohne Verunreinigungen. Beim menschlichen Herzen ist es ganz ähnlich. Das Herz steht als Bild für das Zentrum meiner Persönlichkeit.
Wenn man das alttestamentliche Denken hinzunimmt, dann ist das Herz mein Denken und Wollen, der Ort, an dem Entschlüsse gefasst und der Lebensweg geplant wird. So heißt es in den Sprüchen: „Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz, denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens“ (Sprüche 4,23).
Das Leben entspringt aus dem Herzen. Dort findet sich, warum ich lebe – also meine Ideen, meine Pläne und meine Motive.
Zurück zur Frage, was ein reines Herz ist: Die Antwort lautet, in einem reinen Herzen ist kein Platz für Verunreinigungen. Da ist Platz für gute Fragen, aber nicht für Zweifel. Platz für Heiligung, aber nicht für ein halbes Ja zur Sünde. Platz für Wahrheit, aber nicht für Heuchelei. Platz für Bruderliebe, aber nicht für die Liebe zur Welt.
Wer ein reines Herz hat, der will ganz und gar für Jesus leben.
Die Herausforderung der Herzentscheidung und Warnung vor Halbherzigkeit
Das reine Herz ist eine Frage der Prioritäten: Wem gehört mein Herz? Diese Frage ist womöglich ernster, als wir vielleicht denken.
Jakobus warnt uns eindringlich davor, halbe Christen zu sein, die einerseits für Gott und andererseits für die Welt leben wollen. So viel Sünde, dass ich noch keine zu großen Gewissensbisse habe – und andererseits so viel Gott und Glauben, dass ich sicher in den Himmel komme. So denkt man, doch ein solches Lebenskonzept wird nicht aufgehen.
Ich weiß, dass es heutzutage sehr populär ist, genau so zu leben. Aber wer so lebt, wird Gott nicht schauen. Deshalb schreibt Jakobus auch: „Naht euch Gott, so wird er sich euch nahen. Säubert die Hände, ihr Sünder, und reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen“ (Jakobus 4,8).
Ich mag diesen Begriff „Wankelmütige“, wörtlich übersetzt „die Zweiseligen“. Das sind Menschen, in deren Brust zwei Herzen schlagen: eines für Gott und eines für ihr altes Leben, von dem sie nicht lassen wollen.
Was muss ich tun, wenn ich so etwas bei mir feststelle? Jakobus fordert uns auf: „Reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen!“ Wenn du merkst, dass du zwischen den Stühlen sitzt, nicht so recht weißt, wo du hingehörst, ein halbes Christenleben führst – zu viel Sünde, zu viele Kompromisse, zu viel Eigenwilligkeit und Ego, aber definitiv viel zu wenig Konsequenz und Jesus –, dann reinige dein Herz und richte dich ganz neu auf Jesus aus.
Die Erneuerung des Herzens durch Gott und die Verantwortung des Gläubigen
Das tun wir zum ersten Mal bei der Bekehrung. Eigentlich muss man sagen: Nicht wir tun es, sondern Gott selbst tut es. Wenn wir Buße tun, dann bekommen wir nämlich ein neues Herz. Gott schenkt uns als Erfüllung der Verheißungen des neuen Bundes ein neues Wollen.
So heißt es in Hesekiel 36,26: „Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben, und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.“ Wir bekommen also mit der Wiedergeburt ein fleischernes Herz, das heißt ein für Gottes Reden empfindsames Herz.
Später wird dieser Prozess so beschrieben, in Apostelgeschichte 15,8-9: „Und Gott, der Herzenskenner, gab ihnen – das sind die Heidenchristen – Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, wie auch uns, und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, da er durch den Glauben ihre Herzen reinigte.“ Kommt Glaube, kommt ein gereinigtes Herz.
Das merkt man bei jungen Christen auch, oder? Ich formuliere oft, junge Christen sind Extremisten. Damit meine ich, dass junge Christen wie junger Wein nur so vor sich hinsprudeln. Sie wollen alles wissen, alles richtig machen, viel zu viel auf einmal.
Jemand bekehrt sich, und plötzlich ist da eine Bereitschaft, Gott zu folgen, ihm zu gehorchen, seinen Willen zu tun, ihn zu lieben, in der Bibel zu lesen und einfach alles zu tun, um Gott zu gefallen. Ein neues und reines Herz ist in Aktion.
Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich so skeptisch bin, wenn ich von Bekehrungen höre, aber nichts von dieser Hingabe und Sehnsucht nach Gott merke.
Die lebenslange Aufgabe der Herzreinigung und Ausrichtung auf Gott
Am Anfang unseres geistlichen Lebens, bei der Bekehrung, reinigt Gott unser Herz und richtet es auf sich aus. Danach sind wir am Zug. Unsere Aufgabe besteht darin, unser Herz durch gute Gewohnheiten ein Leben lang auf Gott zu fokussieren.
Wenn wir merken, dass sich Zweifel, Sünde, Heuchelei oder eine gefährliche Liebe zu den Angeboten dieser Welt und zum Zeitgeist einschleicht, sollten wir auf Jakobus hören: „Säubert die Hände, ihr Sünder, und reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen.“
Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wie sich dein Herz, also deine innere Ausrichtung auf Gott, in den letzten Jahren verändert hat.
Abschluss und Segenswunsch
Das war es für heute. Wenn du schon lange nicht mehr die Bibel gelesen hast, wäre es vielleicht wieder an der Zeit.
Suche dir eine gute Studienfrage aus und beginne damit.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen!