Einführung und Auswahl des Predigttextes
Ich habe für heute einen Text ausgesucht, der im Psalm 84 steht. Wenn Sie mitlesen wollen: Es ist ein ganz herrlicher Psalm, aber ich werde nur einen Vers lesen. Ich lese jedoch den Vers davor und danach auch noch mit, Psalm 84.
Ich wollte den Vers 7 heute auslegen, aber ich lese von Vers 6 ab, im Alten Testament, seit 593 in den ausgelegten Bibeln. Der Anfang dieses Psalmes steht ja auf dieser Tafel von der Grundsteinlegung der Kirche links am Eingang: „Der Vogel hat ein Haus gefunden.“
Da heißt es dann im Vers 6: „Wohl den Menschen“, das heißt, denen kann man gratulieren. Das sind die gemachten Leute, die das Große losgezogen haben. „Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln.“
Jetzt kommt der Vers, den ich auslegen will: „Wenn sie durchs Dürretal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen.“ Sie gehen von einer Kraft zur anderen und schauen den wahren Gott in Zion.
Also, Sie merken schon, ich möchte Ihnen heute eine Urlaubspredigt halten. Das gehört ja auch dazu, denn den Urlaub, ob er jetzt hinter Ihnen liegt oder noch vor Ihnen, haben Sie verdient – absolut. Das lassen Sie sich von niemandem nehmen.
Und Urlaub, das sind die schönsten Zeiten im Jahr, noch schöner als Weihnachten. Denn wir sind alle so eingespannt, wir sind alle so, wie man heute sagt, im Stress. Und dann haben wir es verdient, dass irgendwo mal etwas anderes kommt – nur nicht mehr die gleichen Leute sehen, die man das ganze Jahr über sieht.
Ich will etwas sehen von der Schönheit der Welt, von den Blumen, von den Bergen und von den Seen. Und dann will man ausruhen. Sein schönes Wort ist „ausspannen“. Das erinnert an die Zugtiere, bei denen man das Geschirr losmacht. Man ist nicht mehr in der Verpflichtung drin, wenigstens für ein paar Tage auszuspannen, aufzuatmen, zu verschnaufen, Pause zu machen.
Aber wie kommen wir zurück? Haben wir Erquickung gefunden? Kommen wir ausgeruht zurück oder fällt das Alte wieder über uns herein? Es ist interessant, was das Wort Gottes uns sagt. Das Wort Gottes ist immer ganz anders, als wir denken.
Das setzen wir auf der Linken. Da steht zunächst: Die großartigsten und wunderbarsten Gotteserfahrungen macht man in den trocken-heißen Wüstentälern. Also nicht bei den herrlichen Urlaubsbildern, obwohl das auch schon schön ist.
In den trocken-heißen Wüstentälern, da steht wörtlich da: Im Dürrental gibt es bei dir Dürretäler, Wegabschnitte deines Lebens, wo alles ganz öde ist, wo man schon am Morgen seufzt und denkt: „Ach, wenn doch schon der Abend da wäre!“
Und wo man in der Nacht nicht schlafen kann und sagt: „Wann kommt endlich der Morgen?“ Wo die Sorgen uns drücken, wo wir nicht mehr weitersehen, wo uns Menschen Böses tun, Gemeines zufügen, wo wir verzweifelt sind, weil es keine Ermutigung, keine Freude, keine Erquickung mehr gibt, keine Kraft, und es geht uns alles auf die Nerven.
Und das Schlimme ist, dass die Seele ermattet ist. Ja, wir haben eine Seele, und das wissen wir alle, wo die Traurigkeit nicht mehr weicht, sondern schwer auf uns lastet und das Glaubensleben völlig am Boden liegt. Wo man sagt: „Ach, wenn ich doch noch so schön singen könnte wie früher, wenn ich noch so herzlich beten könnte wie einst.“
Manche sagen dann: Es ist sogar beim Bibellesen bei mir ganz, ganz durch. Mich bewegt nichts mehr, es lässt mich alles kalt. Die Zeitung regt mich wenigstens noch auf, aber beim Bibellesen ist alles trocken und dürr, es ist bloß noch die Routine. Und dass man dann sagt: „Auch in der Gemeinde finde ich nichts mehr von Erquickung.“ Es erschreckt uns oft vielmehr, wir haben keine Lust mehr, dort uns einzureihen.
Aber die öden, dürren Wüstentäler, durch die wir wandern, hören nicht mehr auf. Und das ganz gleich, ob einer in der Ehe lebt oder als Single, ob er im Berufsleben steht oder Rentner ist. Und die jungen Leute, die schon sagen: „Ich bin so gepackt und habe die Kraft nicht mehr, loszulaufen.“
In vielen Fällen – so ist es bei mir – da kann ich die Gründe sogar nennen, warum so ein ödes Wüstental ist: Ich habe es mir ja selber eingebrockt. Ich bin diesen Weg im Ungehorsam gegangen, und deshalb muss ich da durch.
Aber es gibt auch öde Wüstentäler, die wir nicht verstehen: Warum die Krankheit nicht weicht, warum die Ärzte nicht helfen können, warum es nicht besser wird, warum muss ich denn da durch? Ganz gleich, ob Sie sich selbst anklagen und sagen, ich bin selber schuld, oder ob es wie ein Geschick von Ihnen genommen wird.
Hört Gottes Wort. Es wird mir immer wichtiger in unseren Tagen. Wissen Sie, warum unsere Christenheit so leer und so müde geworden ist? Wir würden es immer begreifen: Nur im Wort Gottes offenbart sich Gott, nirgendwo anders. Nicht in allen möglichen Veranstaltungen, nur im Wort Gottes, weil der Geist Gottes sein Wort bewegt und dort redet.
Und was sagt er denn uns, indem er hier sagt: Nur im dürren Wüstental kannst du die Brunnenquellen finden? Ja, warum denn nur dort? Besser nicht. Aber es ist so, und das Wort Gottes nennt es einfach „im dürren Wüstental“.
Und da sind nicht irgendwelche Wasserlöcher, wo man Brackwasser schöpft, das sind Wasserbrunnen, steht da. Den kannst du gar nicht ausschöpfen, mittendrin im dürren Wüstental. Das wollte ich auch mal erleben: Mitten im dürren Wüstental steht da, wenn Sie durchs dürre Tal ziehen, wird es Ihnen zum Quellgrund. Brunnen um Brunnen kann man da finden.
Noch einmal: Nicht, dass wir fliehen müssen aus unseren dürren Wüstentälern in irgendwelche kurzen Ferienwochen, sondern dass wir es dort mittendrin in den schweren Belastungen unseres Lebens erleben, wie Gott Wasserbrunnen gibt.
Und das ist so wunderbar, schon das biblische Bild: Da redet ja die Bibel sogar noch viel gewaltiger von Wasserströmen. Neckar und Main und Rhein in Ehren, aber richtige Ströme, das ist Amazonas und Rio de la Plata, und das ist der Nil. Ein Strom, sagt das Wort Gottes.
In den dürren Wüstentälern gibt er Ströme, wirklich gibt er das neue Kraft, neuen Mut, neue Erquickung. Frisch wird man, man kann dringend satt werden, im Überfluss haben.
Ich habe Sie gegrüßt mit diesem Wort von Jesus: „Wer Durst hat, kommt her zu mir.“ Und dann passt es dazu: „Wer Durst hat, komme zu mir und trinke.“ Nur Jesus kann Ihnen das geben, nicht ein Kirchengebäude, nicht eine Liturgie, nicht eine Orgel, nicht ein Ritus, sondern er selbst gibt Ihnen die eine persönliche Begegnung, die Sie machen, mitten in Ihren Nöten, im Krankenbett, unter schweren Sorgen.
Jesus ist da! Und Sie hören seine Stimme in seinem Wahn und sagen: „Ja, da sagt es mir zu, und das will ich jetzt erleben.“
Es ist ja so toll, dass die Bibel nie theologisiert, gar nie, auch nie theoretisch redet. Ich kenne keine Stelle, sondern erzählt immer aus dem Leben.
Er war ein junger Kerl, netter, frischer Naturbursche, war so gern auf dem Fels bei seinen Viehherden. Aber dann kommt ein Konflikt mit dem herrschenden König, und er muss fliehen um sein Leben. David hat gar nichts verbrochen.
Aber es kann einen ja manchmal so etwas treffen, so ein schweres Lebensschicksal. Zwei Jahre treibt er sich in der glutheißen Wüste herum, wo er selber sagt: „Es ist aussichtslos, der wird mich fangen. Ich kann ihm nicht entrinnen.“ Dort in der Wüste Judas, die Wüste im Toten Meer.
Und dann dichtet er den herrlichsten Psalm: „Der Herr ist mein Herr“, den sie vorher gesprochen haben. „Mir wird nichts mangeln.“ Spinnt du dafür? Die mangeln doch alle. Du sehnst dich nach deinem Elternhaus zurück, ich erlebe das fortwährend.
Er führt mich zum frischen Wasser, und er erquickt meine Seele, wo ich so Furchtbares mit Menschen erlebe. Und selbst im finsteren Tal ist er da.
Ich möchte jetzt einfach dich fragen: Ist Jesus doch Hirte deines Lebens? Wie darf ich das sagen? „Der Herr ist mein Hirte“, das heißt, der führt mich. Das habe ich in seine Hand übergeben. Ich lasse mich führen.
Wie im blinden Gaul – der führt nicht, der hat Kommando. Da steht ja im Vers 6, deshalb muss man den mitlesen: „Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten.“
Die schlimmste Sünde unseres Jahrhunderts ist, dass wir uns alle für stark halten müssen – die sich für ihre Stärke halten. Das ist der Fehler. Darum zerbricht unsere Sicherheit. Die zerbricht in den Krankheiten, bei manchen zerbricht sie schon bei der ersten Prüfung, die sie nicht bestehen, ihre Selbstsicherheit.
Es ist ja komisch, dass in unserer Welt trotzdem die gemachten Leute sind, die sagen: „Yes, wir können!“ Aber wenn nachher herauskommt, dass alles nur heiße Luft war.
Und das ist das Schlimme in unserer Welt, dass man da unten Betrug macht. Wir machen die Welt neu, wir verändern, wir machen Fortschritt, wir sind die ganz großen Könner – wir können doch gar nicht. Am Ende steht die größte Staatsverschuldung da aller Zeiten.
Wir können doch gar nichts. „Die sich für ihre Stärke halten, wohl denen, die an ihrer Stärke verzweifelt sind, die an sich verzweifeln.“
Das Buch, das Philipp Spieter damals gelesen hat, von August Hullock, hieß „Des Zweiflers Weihe“. Und wo hat die angefangen, die Weihe des Weihe? Wo? In den Abgründen der Hölle: Vater Selbsterkenntnis, sich selber gesehen im Lichte Gottes. Wo man nicht mehr auf sich vertraut hat, sondern sich nur noch Jesus überlassen hat, wo man gewusst hat: Das ist das größte Problem der Welt – mein Herz, mein böses Herz, mein gottloses Herz, meine Sünde, die mich in die Hölle zieht.
Das ist so wunderbar, wenn man das dann machen kann: „Wohl denen, die dich für ihre Stärke halten“, die sagen: „Ja, ich habe Begrenzungen, aber der Herr ist da, und ich sorge mich nicht, wie das werden wird, er führt mich.“
Ein anderes Beispiel der Bibel ist ein volles Beispiel, bei allen ist eigentlich das das Thema. Abraham war ein Mann des Glaubens. Haben Sie eine Ahnung? Er kam oft in den Jahren und fragte Gottes Wort wirklich: „Recht, dass ich noch einen Sohn bekomme?“
Er hat sich keinen Sohn gewünscht, wie wir uns Kinder wünschen. Es ging Abraham nur um die Verheißung Gottes, um die Nachkommenschaft, um das Volk Israel. Sie ist immer furchtbar. Der wusste ja auch, wie das geht mit der Schwangerschaft und den Babys. Er war 99 Jahre alt.
Und er sagt: „Wandle vor mir und sei fromm, halte Gott für deine Stärke, den lebendigen Gott, den mächtigen Gott.“ Und dann meint der Herr – wahrscheinlich hat Gott das nur übertragen gemeint, so lesen wir ja manchmal die Bilder, so sinnbildlich – und dann denkt er: „Ach, die Macht, die gehört ja auch zu mir, und die könnte ja den Gebärdienst übernehmen für meine altgewordene Sarah.“
Und dann kriegt die ein Kind, und Gott ist empört, wenn du meinst, mit deiner Klugheit nachhelfen zu müssen. „Meine Worte sind ganz schlicht wahr und gewiss.“
Was macht Abraham? Er vertreibt die Hagar. Auch glaubende Leute können sehr brutal sein. Und treibt sie in die Wüste, gibt ihr noch einen Wasserschlauch mit, dass sie leichter stirbt. Aber Gott sieht auch diese Macht. Und dann kommt er zu dieser sterbenden Hagar mit ihrem Baby und sagt: „Da ist ein Wasserbrunnen.“
Die Hagar hat ihm vorher gar nicht gesagt, war der vorher da oder war er nicht da. Ist ja was Komisches mit unseren Augen. Und dann trinkt sie, und dann spricht Gott seinen Segen über diese Hagar.
Das können Sie durch die Bibel überhaupt hindurch entdecken, selbst beim Auferstandenen: Die Jünger verstehen gar nicht. Ja, haben die Jesus nicht erkannt? Nein, sie haben ihn nicht erkannt. Und dann war er da mit seinem Wort, dann brach er das Brot vor ihnen.
Und das ist das Geheimnis: Wenn Sie Jesus für ihre Stärke halten, nicht sich für ihre Stärke halten, sondern Jesus für ihre Stärke halten, in ihren Schwierigkeiten, in ihren Nöten, werden Sie es erleben, wie er nach vielen langen, dunklen Zeiten Ihnen herrliche Erquickung gibt.
Da steht da: „Ich will Wasserströme gießen auf das Durstige.“ Wieder Wasserströme. „Ich will gießen, ich will erquicken.“
Es bewegt uns ja heute immer wieder, wie unsere tote Christenheit, die im Westen so tot ist wie fast nirgendwo in der Welt, wo die Versammlungen so klein werden, dass man nur noch Kirchen verkaufen kann, um den kleinen Betrieb überhaupt noch über Wasser zu halten. Wie kommt ein neues Leben rein?
Das ist rührend, wie man versucht, mit allen möglichen Events, wenn man sagt: Alles muss noch seine neue Ordnung, neue Form, neue Lieder, mystische Verrenkungen beim Beten, Augen verdrehen, als ob man da Gott finden könnte.
Und Gott ist nahe in seinem Wort, glaube mir, in seinem Zuspruch, und du wirst ihn erfahren. Geh gehorsam deinen Weg, und er wird Leben geben aus dem Glauben heraus an ihn und sein Wort, auch in unseren dürren Tagen.
Es gibt unter uns keinen, erst recht wir Ältere, wir grauen uns vor dem Sterben, wie wir das denn werden. Wenn wir die Fragen können, die uns vorangegangen sind, sagen sie: „Wir sind durchmarschiert wie die Träumenden.“
Der Herr Jesus hat uns gehalten in seiner Hand. Wir haben doch so viele Sterbebetten erlebt. Und wie das Wort in diesen Stunden alles war, ob auf der Intensivstation oder im häuslichen Krankenbett, dass der Herr da ist.
Und dann haben sie gesagt: „Ich bin ganz voller Geborgenheit und Trost und Freude.“ Das, was man sich heute theoretisch gar nicht vorstellen kann.
Und deshalb ist es so wichtig, dass wir das erleben. Die Welt sehnt sich nicht nach Kirche, die hat die Nase voll. Sie sehnt sich nach einer Jesuserfahrung. Und die dürfen Sie ihr mitteilen, dass er da ist und dass jeder diese Erfahrung mit ihm machen kann und dass er nahe ist bei allen, die ihn suchen.
Das war das Erste: Die großen, wunderbaren Gotteserfahrungen macht man nur im trocken-heißen Wüstental. Es liegt an unserem verdrottelten Herzen, dass wir es nicht auch in den guten Tagen machen, im Wohlstand.
Im Wohlstand da steht man halt zwischen der Mosel und dem Volk Israels. Wenn Israel fett wird, dann fragt es nicht mehr nach Gott. (5. Mose 8) Da kann man alles selber, in der eigenen Kraft.
Aber Gott sei Dank folgt durch die Wüstentäler geführt.
Und deshalb zweiter Punkt: Aber wenn es ganz unten durchgeht, ganz unten durch.
Jetzt erinnern sich manche von Ihnen noch an den Altluther-Text, der ist ja an dieser Stelle etwas verändert in der Revision von Psalm 84. Da hieß es im Altluther: „Jammertal.“ Es hat ja manche zum Spott gereizt. Aber das ist nichts zum Spotten mit dem Jammertal.
Manche unter Ihnen haben ein schweres Jammertal zu durchschreiten. Steht eigentlich da ein Todestal. Es liegt im hebräischen Wort, das ist einfach schwierig zu übersetzen, ist das richtig?
Es ist eigentlich das unheimliche Todestal, durch das man geht mit seinen Schrecken. Und manche gehen schon zu Lebzeiten, lange vor ihrem Sterben, dahindurch, durch ganz große Krisen, in der Insolvenz oder im Streit oder wenn die Ehe zerbricht und lauter solche Dinge.
Wenn es ganz unten durchgeht, dann erinnere dich, wie das Volk Israel die Herrlichkeit Gottes nur erlebt hat in der flimmernd heißen Wüste. Und dann offenbarte Gott seine Herrlichkeit vor dem Volk, und dann waren sie bewegt.
Selbst jeder Bissen Brot, den sie gegessen haben, war Gottes Speise und Gottes Gabe, jeder Trunk Wasser, den sie erlebt haben, jede Befreiung vor den Feinden.
Man sollte eigentlich die Erinnerungen an die Kriegserlebnisse noch wachhalten. Unsere Generation kann es ja eh nicht mehr vergessen.
Unter den letzten Briefen, die aus Stalingrad gekommen sind, war der Brief eines Soldaten, der vermisst ist. Er stammt aus Hiltritzhausen, einem Bauern. In diesem Brief zitierte er einen Liedvers.
Da steht nicht mehr in unseren Gesangbüchern, aber den Liedvers muss man auswendig können. Im Internet finden Sie alle Lieder. Sie müssen nur die erste Zeile eingeben, dann können Sie sich den Text ausdrucken, auch von diesem Liedvers.
Da heißt es: „Führst du durch Wüsten meine Reise, ich folge und lehne mich auf dich. Du gibst mir aus den Wolken Speise und labest aus den Felsen mich. Ich traue deinen Wunderwegen, sie enden sich in Lieb und Segen genug, wenn ich dich bei mir hab. Ich weiß, wenn du mit mir willst zieren und über Sonn und Stern führen, den führst du zuvor hinab.“
Wer hat das gedichtet? Vor über dreihundert Jahren ein Mann namens Dreschler in Nürnberg, Juweliersohn, das goldene Leben schon damals. Und dann kam die persönliche Krankheit.
Zum Theologiestudium hat das Geld nicht gereicht, und dann hat er immer schweres Geschwür auf der Brust, er hat ein Geschwür an seinem Bein, quälendes Geschwür wird es beschrieben.
Hundert Lieder hat er gedichtet, alle von den herrlichen Erfahrungen Gottes. Und darum sind uns die Lieder sogar für junge Leute, weil es nicht um Gefühl geht, sondern um Inhalt, um biblischen Inhalt, um biblisches Schwarzbrot, von dem man leben kann.
Das ist merkwürdig, dass das nur dort erlebt werden kann, in unserem Leben, in den Tiefen.
„Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten.“ Sie gehen von einer Kraft zur anderen und erleben das Fortwähren.
Wir haben das jetzt ja auch so erlebt, war eine herrliche Reise durch Griechenland und war wirklich schön, wie der Unfall passierte aus nichtigstem Anlass.
Aber das, was ich dann erlebt habe, das habe ich überhaupt nicht für möglich gehalten.
Johann bei Hilfe für Brüder und christliche Fachkräfte, immer mit der Rettung Verletzter bemüht. Aber das habe ich noch nie erlebt in der Universitätsklinik von Athen: Nicht mal eine Spritze haben sie gegeben, nicht mal eine Schmerztablette bei dem fünffachen Bruch und all dem, was noch mit dabei war.
Mit der Hand haben sie schon versucht einzurenken, bis wir gesagt haben: Wir gehen heim. Und dann haben wir erlebt, das nimmt uns niemand mit.
Zwei Tage. Ich ging wieder zu meiner Frau und sagte: Gar keine Chance, wie komme ich hier nicht mehr weg? Ich habe gedacht, ich miete einen Krankenwagen, wir fahren über Bulgarien und Rumänien. Da gibt es immer helle Köpfe, die sagen: „Du musst beim ADAC sein.“ Aber nur bei medizinisch verordneten Behandlungen kriegen sie das.
Die hätten gesagt: „Mach es doch dort bei dem Brutalo-Krankenpfleger deine Behandlung.“ Und da saßen manche dann Abendgebets.
Auch die Griechen waren, die Freizeit war schon abgereist. Und als endlich die Lufthansa-Ärztin sagte: „Ja, Sie dürfen mitfliegen, die Bescheinigung des Krankenhauses reicht,“ es nach sechzig Stunden und eine Wundentzündung, dann hat der Flughafen in Griechenland – wissen Sie, da herrscht noch eine bessere Bürokratie als bei uns – gesagt: „Erst wenn es in unserem Computer drin ist, darf das Flugzeug starten.“
Wissen Sie, und dann hat Gott gehört. Es war so schön schon in der Nacht in der Uniklinik. Ich habe meiner Frau Römer 8 vorgelesen: Der Geist Gottes ist da, auch wenn der Körper zerbrochen ist.
Und man sieht im Rückblick: Man will es nicht noch mal durchmachen, man sieht im Rückblick, wie der Herr ihn durchgeführt hat – wunderbar. Und da sie wieder so schön humpeln kann, ist das doch ein Geschenk Gottes, wo wir ihn preisen.
Und das hat uns wieder so nah an ihn hergeführt, auch wenn es oft durch stundenlanges Beten geht, dass der Herr uns in dürren Wüsten ganz besonders erquickt.
Paul Gerhardt hat in einem Lied mal gesagt: „Da mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht, aha, da bist du mein Heilkommen und hast mich froh gemacht.“
Dass man sich bloß nur freut: Ich bin in der Hand von Jesus, und mehr brauche ich nimmer. Das ist alles.
Noch am Schluss will ich zusammenfassen: Das ist das Geheimnis eines fröhlichen Christenlebens. Sie können in den Propheten lesen, wo Sie wollen, Sie werden überall immer nur finden, dass wenn sich Gott ereifert und sagt: „Ich will nicht von dir weichen, ich will bei dir sein, meine Gnade sollen dich nicht loslassen, und wenn du durchs Wasser gehst, die Ströme sollen dich nicht ersäufen, mein Wort kann nicht brechen, Berge und Hügel hinfallen, meine Gnade weicht nicht, du kannst dich so felsenfest darauf verlassen.“
Das Allerfurchtbarste, was in unserer Generation geschehen ist, ist, dass das Wort Gottes von einem unverständlichen Zweifel durchzogen wird. Da wollen Menschen die Bibel neu schreiben, dann sagen sie: „Das Wort Gottes in Teilen vielleicht.“ Nein, das ist Gottes Wort, das ist Prophetenwort, das ist seine Offenbarung.
Du kannst dich darauf verlassen, auf die vielen Berichte und Zeugnisse der Menschen, die das erlebt haben, der Jünger, der Apostel, die das. Die Wolke der Zeugen, die um dich her ist, die dir sagt:
Lassen Sie mir ein Beispiel nennen eines Juristen. Das sind normalerweise kühle Leute, kluge Denker: Karl Hilty. Konrad Adenauer hat ihn sehr geschätzt. Er lebte im 19. Jahrhundert, war der führende Schweizer Staatsrechtler, war Mitglied im internationalen Gerichtshof von Den Haag.
Aber er hat Bücher geschrieben, vielleicht stehen sie noch irgendwo, Sie kriegen sie ja auch antiquarisch: „Verschlaflose Nächte“ – so kurze Gedanken, Glaubenszeugnisse vom Geheimnis des Glücks.
Und er hat gesagt: In meinem Leben, wie er zum Glauben kam, „ich erkannte, meine Magnetnadel muss auf Jesus Christus ausgerichtet sein. Er ist der Ankergrund, wo ich nach langem Suchen und Alleinsein Klarheit bekomme. Ich vertraue ihm ganz und völlig, ich verzichte auf meine eigene Kraft und Persönlichkeit.“
Das ist es, was der Psalm meint: „Wohl denen, die dich für ihre Stärke halten.“ Mann, Einfluss in der Welt! Der Bücher geschrieben hat, die über die Zeit weit hinausreichen, aber sagt: Das ist das Entscheidende, und das gilt dir jetzt, dass dein Leben wie die Magnetnadel auf Jesus ausgerichtet ist, dass du ihm vertraust ganz und völlig in allen Dingen deines Lebens.
Wer hat da nicht Angst und sagt: „Das kann ich nicht riskieren, mich so Christus anzuvertrauen. Ich halte mich lieber an mich selber, an mein Können, an meine Gaben.“ Das ist heute so Mode.
Ich glaube deinen Gaben gar nicht so viel wie der Gabe, die Christus dir immer dann gibt, wann du sie brauchst. Er hat Unbegabte wunderbar begabt in der Krise und brauchbar gemacht. Das hast du erleben. Und er hat kranke Leute zum Segen gesetzt wie ein Apostel Paulus.
Und das ist so groß, dass in allen Krisen deines Lebens er dich hält aus der verlässlichen Grund. Das Einzige, was diese Welt und diese Zeit und dein Leben überdauert, ist, dass du im Sterben in die Hände von Jesus fallen darfst. Das ist das Größte.
Und dass, wenn alle Menschen mich verlassen, er da ist: „Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln.“
Eine der schönsten Szenen in dem Paulusbrief, am Ende des zweiten Timotheusbriefs, wo Paulus dem Mitarbeiter Timotheus erzählt: Es war eine schreckliche Situation. Wir wissen gar nicht genau, wo es war, ob in Rom oder in Caesarea. Der Gerichtsprozess gegen Paulus läuft ab, und Paulus wird in den Gerichtssaal hineingeführt und schaut sich um auf die Zuschauerseite und denkt: Da sitzen die betenden Brüder und Schwestern.
Keiner war gekommen, nicht weil sie nicht durften, sondern weil sie Wichtigeres vielleicht tun mussten.
Und Paulus sagt: „Sie verließen mich alle, es sei ihnen nicht zugerechnet.“ Er wird nicht mal bitter. „Alexander der Schmied hat mir viel Böses erwiesen.“ Wahrscheinlich war es auch ein Gemeindeglied. „Hat mir viel Böses erwiesen.“
Und dann heißt es: „Der Herr aber“ – und das ist das Wunderbare, wenn Sie das erleben – „der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Botschaft ausgebreitet würde und alle Heiden sie hörten. So wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen.“
„Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Wenn Sie nur ein paar Psalmen weiterblättern, wir haben Psalm 84, dann kommt Psalm 87. Da wird von der Herrlichkeit Jerusalems geredet, und was das Allerschönste ist, steht im letzten Vers drin.
Wenn die Einwohner von Jerusalem beim Reigen singen, was singen sie? „Alle meine Quellen sind in dir!“ Amen.
Ursachen und Umgang mit den Wüstentälern
In vielen Fällen ist es bei mir so, dass ich sogar die Gründe nennen kann, warum ein ödes Wüstental vor mir liegt. Ich habe es mir ja selbst eingebrockt. Ich bin diesen Weg im Ungehorsam gegangen, und deshalb muss ich da durch.
Es gibt aber auch öde Wüstentäler, deren Sinn wir nicht verstehen. Warum weicht die Krankheit nicht? Warum können die Ärzte nicht helfen? Warum wird es nicht besser? Warum muss ich da durch? Ganz gleich, ob man sich selbst anklagt und sagt: „Ich bin selber schuld“, oder ob man es als ein Schicksal hinnimmt – hört auf Gottes Wort.
Das wird mir in unseren Tagen immer wichtiger. Wissen Sie, warum unsere Christenheit so leer und müde geworden ist? Weil wir es oft nicht begreifen: Nur im Wort Gottes offenbart sich Gott, nirgendwo anders. Nicht in allen möglichen Veranstaltungen, sondern nur im Wort Gottes. Denn der Geist Gottes bewegt sein Wort und redet dort.
Und was sagt er uns hier? Nur im dürren Wüstental kannst du die Brunnenquellen finden. Warum nur dort? Besser wäre es vielleicht nicht. Aber es ist so. Das Wort Gottes nennt es einfach „im dürren Wüstental“. Und dort sind nicht irgendwelche Wasserlöcher, aus denen man Brackwasser schöpft. Es sind Wasserbrunnen, steht da. Die kannst du gar nicht ausschöpfen, mitten im dürren Wüstental.
Das wollte ich auch mal erleben: Mitten im dürren Wüstental steht da, wenn du durchs dürre Tal ziehst, wird es dir zum Quellgrund. Brunnen um Brunnen kann man dort finden.
Noch einmal: Nicht, dass wir fliehen müssen aus unseren dürren Wüstentälern, etwa in irgendwelche kurzen Ferienwochen. Sondern dass wir es dort mittendrin, in den schweren Belastungen unseres Lebens, erleben, wie Gott Wasserbrunnen gibt.
Die Kraftquelle inmitten der Not
Und das ist so wunderbar, schon das biblische Bild spricht davon. Die Bibel redet sogar noch viel eindrucksvoller von Wasserströmen. Neckar, Main und Rhein sind in Ehren zu halten, aber richtige Ströme – das sind der Amazonas, der Rio de la Plata und der Nil. Ein Strom, sagt das Wort Gottes.
In den dürren Wüstentälern gibt er Ströme. Wirklich gibt er neue Kraft, neuen Mut und neue Erquickung. Man wird frisch, man kann dringend satt werden und im Überfluss haben.
Ich habe Sie mit diesem Wort von Jesus gegrüßt: „Wer Durst hat, kommt her zu mir.“ Und dann passt es dazu: „Wer Durst hat, komme zu mir und trinke.“ Nur Jesus kann Ihnen das geben, nicht ein Kirchengebäude, nicht eine Liturgie, nicht eine Orgel, nicht ein Ritus. Sondern er selbst gibt Ihnen eine persönliche Begegnung, die Sie mitten in Ihren Nöten erleben können – im Krankenbett, unter schweren Sorgen. Jesus ist da!
Und Sie hören seine Stimme in Ihrem Inneren und sagen: Ja, da spricht er mich an, und das will ich jetzt erleben.
Das Leben als Erfahrungsraum des Glaubens
Es ist wirklich bemerkenswert, dass die Bibel niemals theologisiert, nicht einmal theoretisch spricht. Sie erzählt immer aus dem Leben, ohne Stille oder abstrakte Theorien.
David war ein junger Mann, ein netter, frischer Naturbursche. Er verbrachte gern seine Zeit auf den Felsen bei seinen Viehherden. Doch dann geriet er in Konflikt mit dem herrschenden König und musste um sein Leben fliehen. David hatte nichts verbrochen.
Manchmal trifft einen ein schweres Lebensschicksal, das einen völlig unerwartet trifft. Zwei Jahre lang hielt er sich in der glühend heißen Wüste auf, wo er selbst sagt, es sei aussichtslos. Er dachte: „Der wird mich fangen, ich kann ihm nicht entkommen.“ Diese Wüste war die Wüste Judas, nahe dem Toten Meer.
In dieser Zeit dichtete er den herrlichsten Psalm: „Der Herr ist mein Hirte.“ Zuvor hatte man gesagt: „Mir wird nichts mangeln.“ Das klingt fast verrückt, denn es mangelt doch an allem. Man sehnt sich nach dem Elternhaus zurück. David erlebt das fortwährend.
Doch der Herr führt ihn zum frischen Wasser und erquickt seine Seele, gerade dort, wo er so furchtbare Erfahrungen mit Menschen macht. Selbst im finsteren Tal ist der Herr da.
Nun stellt sich die Frage: Ist Jesus wirklich der Hirte deines Lebens? Wie darf man das sagen: „Der Herr ist mein Hirte“? Das bedeutet, dass er mich führt. Ich habe mich in seine Hand gegeben und lasse mich führen – wie ein blinder Gaul. Der Hirte führt, er hat das Kommando.
Die Gefahr der Selbstüberschätzung und die wahre Stärke
Da steht ja im Vers 6: „Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten.“
Die schlimmste Sünde unseres Jahrhunderts ist, dass wir uns alle für stark halten müssen. Viele halten sich für ihre Stärke. Das ist der Fehler. Darum zerbricht unsere Sicherheit.
Diese zerbricht in den Krankheiten. Bei manchen bricht sie schon bei der ersten Prüfung, die sie nicht bestehen, ihre Selbstsicherheit. Es ist ja komisch, dass in unserer Welt trotzdem die „gemachten Leute“ sind, die sagen: „Yes, wir können!“ Doch wenn später herauskommt, dass alles nur heiße Luft war, dann zeigt sich die Wahrheit.
Das ist das Schlimme in unserer Welt: dass man unten Betrug macht. Wir sagen: „Wir machen die Welt neu, wir verändern, wir machen Fortschritt, wir sind die ganz großen Könner!“ Doch in Wirklichkeit können wir das gar nicht.
Am Ende steht die größte Staatsverschuldung aller Zeiten. Wir können doch gar nichts. Wohl denen, die sich für ihre Stärke halten? Nein! Wohl denen, die an ihrer Stärke verzweifeln, die an sich verzweifeln.
Die Kraft der Selbsterkenntnis und das Vertrauen auf Gott
Das Buch, das Philipp Spieter damals gelesen hat, von August Hullock, hieß „Des Zweiflers Weihe“.
Und wo hat diese Weihe angefangen? Wo begann die Weihe des Zweiflers? Dort, wo man in die Abgründe der Höllenvater-Selbsterkenntnis eintaucht, wo man sich selbst im Licht Gottes sieht. Dort, wo man nicht mehr auf sich vertraut, sondern sich nur noch Jesus überlässt. Dort, wo man erkennt, dass das größte Problem der Welt das eigene Herz ist – mein böses Herz, mein gottloses Herz, meine Sünde, die mich in die Hölle zieht.
Das ist so wunderbar, wenn man das dann erleben kann. Wohl denen, die dich für ihre Stärke halten, die sagen: Ja, ich habe Begrenzungen, aber der Herr ist da. Ich sorge mich nicht, wie es werden wird, denn er führt mich.
Ein anderes Beispiel aus der Bibel ist ein weiteres vollständiges Beispiel. Bei allen ist eigentlich das das Thema. Der...
Abraham als Beispiel des Glaubensvertrauens
Abraham war ein Mann des Glaubens, das sollte man wissen. Oft fragte er sich in den Jahren: „Ist Gottes Wort wirklich wahr, dass ich noch einen Sohn bekommen werde?“ Er wünschte sich keinen Sohn so, wie wir uns Kinder wünschen. Für Abraham ging es nur um die Verheißung Gottes, um die Nachkommenschaft, um das Volk Israel.
Er war schon sehr alt, 99 Jahre, und wusste genau, wie das mit Schwangerschaft und Babys funktioniert. Gott sagt zu ihm: „Wandle vor mir und sei fromm. Halte Gott für deine Stärke, den lebendigen und mächtigen Gott.“
Dann meint der Herr – vermutlich hat Gott das nur sinnbildlich gemeint, denn so lesen wir oft die Bilder in der Bibel – dass die Macht ja auch zu ihm gehört und dass er vielleicht den Gebärdienst für die alte Sarah übernehmen könnte. Und tatsächlich bekommt Sarah ein Kind. Gott aber ist empört, wenn man meint, mit eigener Klugheit nachhelfen zu müssen. „Meine Worte sind schlicht, wahr und gewiss.“
Was macht Abraham? Er vertreibt die Hagar. Auch gläubige Menschen können sehr brutal sein. Er treibt sie in die Wüste und gibt ihr noch einen Wasserschlauch mit, damit sie leichter stirbt. Doch Gott sieht auch diese Macht.
Dann kommt Gott zu der sterbenden Hagar mit ihrem Baby und sagt: „Da ist ein Wasserbrunnen.“ Hagar hatte ihm das vorher gar nicht gesagt. War der Brunnen vorher da oder nicht? Das ist etwas Merkwürdiges mit unseren Augen.
Hagar trinkt und dann spricht Gott seinen Segen über sie aus.
Die Gegenwart Jesu in den Schwierigkeiten
Das können sie durch die Bibel hindurch entdecken, selbst beim Auferstandenen verstehen die Jünger ihn zunächst gar nicht. Ja, sie haben Jesus nicht erkannt, nein, sie haben ihn nicht erkannt.
Dann war er da mit seinem Wort und brach das Brot vor ihnen. Das ist das Geheimnis: Wenn sie Jesus für ihre Stärke halten – nicht sich selbst, sondern Jesus – in ihren Schwierigkeiten und Nöten.
Sie werden erleben, wie er nach vielen langen, dunklen Zeiten ihnen herrliche Erquickung gibt. Da steht geschrieben: „Ich will Wasserströme gießen auf das Durstige.“ Wieder Wasserströme, ich will gießen, ich will erquicken.
Die Herausforderung der toten Christenheit und die Nähe Gottes im Wort
Es bewegt uns heute immer wieder, wie unsere tote Christenheit im Westen so leblos geworden ist – fast nirgendwo sonst auf der Welt ist sie so tot. Die Versammlungen werden so klein, dass man nur noch Kirchen verkaufen kann, um den kleinen Betrieb überhaupt noch über Wasser zu halten. Wie kommt neues Leben hinein?
Es ist rührend zu sehen, wie man versucht, mit allen möglichen Events etwas zu verändern. Man sagt, alles müsse eine neue Ordnung, eine neue Form bekommen: neue Lieder, mystische Verrenkungen beim Beten, Augenverdrehen – als ob man Gott so finden könnte. Doch Gott ist nahe in seinem Wort, glaube mir. In seinem Zuspruch wirst du ihn erfahren. Gehe gehorsam deinen Weg, und er wird Leben geben – aus dem Glauben an ihn und sein Wort, auch in unseren dürren Tagen.
Es gibt unter uns keinen, erst recht wir Älteren, die sich nicht vor dem Sterben fürchten. Wir grauen uns davor und fragen uns: Wie wird das werden? Wenn wir die Fragen stellen, die uns vorangegangen sind, sagen sie: Wir sind durchmarschiert wie die Träumenden. Der Herr Jesus hat uns in seiner Hand gehalten. Wir haben so viele Sterbebetten erlebt.
In diesen Stunden war das Wort alles – ob auf der Intensivstation oder im häuslichen Krankenbett. Der Herr ist da. Und dann sagen sie: „Ich bin ganz voller Geborgenheit, Trost und Freude.“ Das ist etwas, was man sich heute theoretisch kaum noch vorstellen kann. Deshalb ist es so wichtig, dass wir das erleben.
Sehnsucht nach einer echten Jesuserfahrung
Die Welt sehnt sich nicht nach der Kirche, denn sie hat die Nase voll. Sie sehnt sich nach einer Jesuserfahrung. Und diese dürfen sie erfahren: Dass Jesus da ist, dass jeder diese Erfahrung mit ihm machen kann und dass er allen nahe ist, die ihn suchen.
Das war das Erste. Große, wunderbare Gotteserfahrungen macht man oft nur im trocken-heißen Wüstental. Es liegt an unserem verdorrten Herzen, dass wir solche Erfahrungen nicht auch in guten Tagen und im Wohlstand machen.
Im Wohlstand steht man zwischen der Mosel und dem Volk Israel. Wenn Israel fett wird, fragt es nicht mehr nach Gott. Das zeigt sich in 5. Mose 8. Dort steht, dass man alles aus eigener Kraft schaffen kann. Aber Gott sei Dank führt er uns auch durch die Wüstentäler.
Das Durchschreiten des Todestals und die Erinnerung an Gottes Treue
Und deshalb, zweiter Punkt: Aber wenn es ganz unten durchgeht, dann geht es eben ganz unten durch.
Manche von Ihnen erinnern sich vielleicht noch an den Altluther-Text, der an dieser Stelle in der Revision von 1984 etwas verändert wurde. Dort hieß es im Altluther: Jammertal. Das hat manche zum Spott gereizt. Doch das Jammertal ist nichts zum Spotten. Einige von Ihnen müssen ein schweres Jammertal durchschreiten.
Im Original steht eigentlich Todestal. Das hebräische Wort ist schwer zu übersetzen, aber es beschreibt das unheimliche Todestal mit all seinen Schrecken. Manche Menschen gehen schon zu Lebzeiten, lange vor ihrem Tod, durch solche Tiefen. Sie erleben große Krisen, etwa bei einer Insolvenz, im Streit oder wenn die Ehe zerbricht – all solche Dinge.
Wenn es ganz unten durchgeht, dann erinnere dich daran, wie das Volk Israel die Herrlichkeit Gottes nur in der flimmernd heißen Wüste erlebt hat. Gott offenbarte seine Herrlichkeit vor dem Volk. Jeder Bissen Brot, den sie aßen, war Gottes Speise und Gabe. Jeder Schluck Wasser, den sie tranken, jede Befreiung vor den Feinden war ein Geschenk Gottes.
Man sollte eigentlich die Erinnerungen an die Kriegserlebnisse wachhalten. Unsere Generation kann das ohnehin nicht mehr vergessen. Unter den letzten Briefen, die aus Stalingrad kamen, war der Brief eines Soldaten, der vermisst wurde. Er stammte aus Hiltritzhausen, war Bauer. In diesem Brief zitierte er einen Liedvers.
Dieser Vers steht nicht mehr in unseren Gesangbüchern, aber man sollte ihn auswendig können. Im Internet findet man alle Lieder, wenn man nur die erste Zeile eingibt; dann kann man sich den Text auch ausdrucken – auch von diesem Liedvers.
Dort heißt es:
„Führst du durch Wüsten meine Reise,
ich folge und lehne mich auf dich.
Du gibst mir aus den Wolken Speise
und labest aus den Felsen mich.
Ich traue deinen Wunderwegen,
sie enden sich in Lieb und Segen genug,
wenn ich dich bei mir hab.
Ich weiß, wenn du mit mir willst zieren
und über Sonn und Stern führen,
den führst du zuvor hinab.“
Wer hat das gedichtet? Vor über dreihundert Jahren ein Mann namens Dreschler aus Nürnberg, ein Juweliersohn. Schon damals führte er ein goldenes Leben. Doch dann kam die persönliche Krankheit.
Zum Theologiestudium reichte das Geld nicht, und er litt immer wieder unter schweren Geschwüren auf der Brust. Ein quälendes Geschwür hatte er am Bein. Er hat etwa hundert Lieder gedichtet, alle von den herrlichen Erfahrungen mit Gott.
Darum sind uns diese Lieder auch für junge Leute wichtig. Es geht nicht um Gefühl, sondern um Inhalt. Um biblischen Inhalt, um biblisches Schwarzbrot, von dem man leben kann.
Das Merkwürdige ist, dass solche Erfahrungen oft nur in den Tiefen unseres Lebens gemacht werden können.
Die Kraftquelle im persönlichen Erleben
Wohl dem Menschen, der dich für seine Stärke hält. Er geht von einer Kraft zur anderen und erlebt das Fortwähren.
Wir haben das jetzt ja auch so erlebt. Es war eine herrliche Reise durch Griechenland und wirklich schön. Doch dann passierte der Unfall aus einem nichtigen Anlass.
Johann, der bei Hilfe für Brüder und christliche Fachkräfte immer mit der Rettung Verletzter beschäftigt ist, hat so etwas noch nie erlebt – auch nicht in der Universitätsklinik von Athen. Dort gab es nicht einmal eine Spritze, nicht einmal eine Schmerztablette bei einem fünffachen Bruch und all den weiteren Verletzungen.
Mit der Hand versuchten sie schon, einzurenken, bis wir sagten: Wir gehen nach Hause. Doch dann erlebten wir, dass uns niemand mitnahm. Zwei Tage lang war ich dort. Ich ging wieder zu meiner Frau und sagte, es gibt gar keine Chance, hier wegzukommen.
Ich dachte daran, einen Krankenwagen zu mieten und über Bulgarien und Rumänien zu fahren. Dort gibt es immer helle Köpfe, die sagen, man müsse beim ADAC sein. Doch das gilt nur für medizinisch verordnete Behandlungen. Die hätten gesagt: Mach deine Behandlung doch dort bei dem brutalen Krankenpfleger.
Manche saßen dann abends im Gebet. Auch die Griechen, die Freizeit hatten, waren schon abgereist. Als endlich die Lufthansa-Ärztin sagte: „Ja, Sie dürfen mitfliegen, die Bescheinigung des Krankenhauses reicht“, war das nach sechzig Stunden und einer Wundentzündung.
Doch dann sagte der Flughafen in Griechenland – dort herrscht noch eine strengere Bürokratie als bei uns – erst wenn die Daten in ihrem Computer sind, darf das Flugzeug starten.
Wissen Sie, und dann hat Gott gehört. Es war so schön, schon in der Nacht in der Uniklinik. Ich las meiner Frau Römer 8 vor: Der Geist Gottes ist da, auch wenn der Körper zerbrochen ist.
Im Rückblick sieht man, man will es nicht noch einmal durchmachen. Aber man erkennt, wie der Herr uns wunderbar geführt hat. Und da sie wieder so schön humpeln kann, ist das ein Geschenk Gottes, das wir preisen.
Das hat uns wieder so nah an ihn herangeführt, auch wenn es oft durch stundenlanges Beten ging, dass der Herr uns in dürren Wüsten ganz besonders erquickt. Paul Gerhard hat in einem Lied einmal gesagt: „Da mir das Reich genommen, da Friede und Freude lacht, aha, da bist du mein Heilkommen und hast mich froh gemacht.“
Man freut sich einfach nur, weil man in der Hand von Jesus ist und mehr nicht braucht. Das ist alles.
Zum Schluss will ich zusammenfassen: Das ist das Geheimnis eines fröhlichen Christenlebens. Sie können in den Propheten lesen, wo sie wollen, sie werden überall immer wieder finden, dass Gott sagt: „Ich will nicht von dir weichen, ich will bei dir sein. Meine Gnade soll dich nicht loslassen. Wenn du durchs Wasser gehst, sollen die Ströme dich nicht ersäufen. Mein Wort kann nicht brechen, Berge und Hügel mögen fallen, meine Gnade weicht nicht. Du kannst dich felsenfest darauf verlassen.“
Das Allerfurchtgebietendste, was in unserer Generation geschehen ist, ist, dass das Wort Gottes von unverständlichen Zweiflern infrage gestellt wird. Manche wollen die Bibel neu schreiben und sagen, das Wort Gottes sei vielleicht nur in Teilen göttlich.
Doch nein, das ist Gottes Wort, das Wort der Propheten, seine Offenbarung. Du kannst dich darauf verlassen, auf die vielen Berichte und Zeugnisse der Menschen, die es erlebt haben – der Jünger, der Apostel, die Wolke der Zeugen, die um dich herum ist und dir sagt:
Lass mich dir ein Beispiel nennen eines Juristen. Das sind normalerweise kühle, kluge Denker. Karl Hilti, den Konrad Adenauer sehr schätzte, lebte im 19. Jahrhundert. Er war der führende Schweizer Staatsrechtler und Mitglied im Internationalen Gerichtshof von Den Haag.
Er hat Bücher geschrieben, vielleicht sind sie noch irgendwo antiquarisch zu bekommen, mit Gedanken und Glaubenszeugnissen vom Geheimnis des Glücks. Er sagte, wie er zum Glauben kam: „Ich erkannte, meine Magnetnadel muss auf Jesus Christus ausgerichtet sein. Er ist der Ankergrund, wo ich nach langem Suchen und Alleinsein Klarheit bekomme. Ich vertraue ihm ganz und völlig. Ich verzichte auf meine eigene Kraft und Persönlichkeit.“
Das ist es, was der Psalm meint: Wohl dem, der dich für seine Stärke hält. Ein Mann von Einfluss in der Welt, der Bücher schrieb, die weit über seine Zeit hinausreichen, sagt, das Entscheidende ist, dass dein Leben wie eine Magnetnadel auf Jesus ausgerichtet ist und dass du ihm ganz und völlig vertraust – in allen Dingen deines Lebens.
Wer hat da nicht Angst und sagt: „Das kann ich nicht riskieren, mich so Christus anzuvertrauen. Ich halte mich lieber an mich selbst, an mein Können, an meine Gaben.“ Das ist heute so modern.
Ich glaube deinen Gaben gar nicht so viel wie der Gabe, die Christus dir immer dann gibt, wenn du sie brauchst. Er hat Unbegabte wunderbar begabt in der Krise und brauchbar gemacht. Das hast du erlebt.
Er hat kranke Leute zum Segen gesetzt wie der Apostel Paulus. Das ist so groß, dass er dich in allen Krisen deines Lebens hält – aus dem verlässlichen Grund. Das Einzige, was diese Welt, diese Zeit und dein Leben überdauert, ist, dass du im Sterben in die Hände von Jesus fallen darfst.
Das ist das Größte. Und wenn alle Menschen dich verlassen, ist er da. Wohl dem Menschen, der dich für seine Stärke hält und von Herzen dir nachwandelt.
Eine der schönsten Szenen im Paulusbrief ist am Ende des zweiten Timotheusbriefs. Paulus erzählt seinem Mitarbeiter Timotheus von einer schrecklichen Situation – wir wissen nicht genau, ob es in Rom oder in Caesarea war. Der Gerichtsprozess gegen Paulus läuft.
Paulus wird in den Gerichtssaal geführt, schaut auf die Zuschauerseite und denkt: Da sitzen die betenden Brüder und Schwestern. Kein einziger war gekommen. Nicht, weil sie nicht durften, sondern weil sie vielleicht Wichtigeres zu tun hatten.
Paulus sagt: „Sie verließen mich alle, es wird ihnen nicht zugerechnet.“ Doch er wird nicht einmal bitter. Alexander der Schmied hat ihm viel Böses erwiesen – wahrscheinlich war er auch ein Gemeindeglied.
Paulus sagt weiter: „Der Herr aber – und das ist das Wunderbare, wenn man es erlebt – stand mir bei und stärkte mich. Damit durch mich die Botschaft ausgebreitet wurde und alle Heiden sie hörten. So wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen. Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Wenn Sie nur ein paar Psalmen weiterblättern, zum Beispiel Psalm 84 und dann Psalm 87, wird von der Herrlichkeit Jerusalems gesprochen.
Und das Allerschönste steht im letzten Vers: Wenn die Einwohner Jerusalems beim Reigen singen, was singen sie? „Alle meine Quellen sind in dir!“ Amen.
Die Einladung zum Vertrauen und die Verheißung der göttlichen Begleitung
Wer hat da keine Angst und sagt: Das kann ich nicht riskieren, mich so ganz Christus anzuvertrauen? Ich halte mich lieber an mich selbst, an mein Können, an meine Gaben – das ist heute so modern.
Ich glaube deinen Gaben nicht so sehr wie der Gabe, die Christus dir immer dann gibt, wenn du sie brauchst. Er hat Unbegabte in der Krise wunderbar begabt und brauchbar gemacht. Das hast du erlebt. Er hat kranke Menschen zum Segen gemacht, wie zum Beispiel der Apostel Paulus.
Das ist so groß, dass er dich in allen Krisen deines Lebens hält. Er ist der verlässliche Grund. Das Einzige, was diese Welt, diese Zeit und dein Leben überdauert, ist, im Sterben in die Hände von Jesus fallen zu dürfen. Das ist das Größte.
Wenn alle Menschen dich verlassen, ist er da. Wohl dem Menschen, der seine Stärke in ihm sucht und von Herzen ihm nachwandelt.
Paulus als Vorbild des Glaubens in Bedrängnis
Eine der schönsten Szenen im Paulusbrief findet sich am Ende des zweiten Timotheusbriefs. Paulus erzählt seinem Mitarbeiter Timotheus von einer schrecklichen Situation. Es ist unklar, ob der Gerichtsprozess gegen Paulus in Rom oder in Caesarea stattfand. Paulus wird in den Gerichtssaal geführt, schaut sich auf der Zuschauerseite um und denkt: Dort sitzen die betenden Brüder und Schwestern.
Doch kein einziger war gekommen. Nicht etwa, weil sie es nicht durften, sondern vielleicht, weil sie Wichtigeres zu tun hatten. Paulus sagt: „Sie verließen mich alle.“ Doch er wird nicht einmal bitter darüber. Er fügt hinzu, dass Alexander, der Schmied, ihm viel Böses erwiesen hat. Wahrscheinlich war Alexander auch ein Gemeindeglied.
Dann heißt es: „Der Herr aber“ – und das ist das Wunderbare, wenn man so etwas erlebt – „der Herr aber stand mir bei und stärkte mich.“ Dadurch konnte die Botschaft durch Paulus weiterverbreitet werden, und alle Heiden hörten sie. Paulus sagt weiter: „So wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen.“
Er ist überzeugt: „Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich.“ Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Der abschließende Lobpreis und die Quelle des Lebens
Wenn Sie nur ein paar Psalmen weiterblättern, zum Beispiel Psalm 84, und dann zu Psalm 87 kommen, wird dort von der Herrlichkeit Jerusalems gesprochen.
Das Allerschönste steht im letzten Vers dieses Psalms. Dort heißt es: Wenn die Einwohner von Jerusalem beim Reigen singen, was singen sie? „Alle meine Quellen sind in dir!“ Amen!
