Die Rückkehr der 72 Jünger und die wahre Quelle der Freude
Wir lesen nun als Predigttext Lukas 10,17-20.
Die 72, das waren die ausgesandten Jünger Jesu, die Jesus weggeschickt hatte – das wird vorher erzählt. Sie kamen zurück und sagten voller Freude: „Herr, auch die bösen Geister sind uns in deinem Namen untertan.“
Jesus antwortete ihnen: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz. Seht, ich habe euch Macht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und Macht über alle Gewalt des Feindes. Nichts wird euch schaden.“
Doch er fügte hinzu: „Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind.“
Die Suche nach echter Freude in einer freudlosen Welt
Es gibt Leute, die, wenn sie die dicke Samstagsausgabe der Stuttgarter Zeitung mit ihren 108 Seiten zur Hand nehmen, zuerst eine bestimmte Seite aufschlagen. Was schlagen sie auf? Nicht den Wetterbericht, nicht die Kinoanzeige, nicht die Aktienkurse und auch nicht die Schlagzeilen der Politik. Sondern ganz hinten: den Spaß der Woche.
Dabei ist das, was dort steht, meist ziemlich doof und langweilig. Ein Sparwitz ohnegleichen, irgendwo ein dummes Wort über einen tölpelhaften Menschen und ein ungeschicktes Benehmen, ein Mann, der sich lächerlich macht, vielleicht auch mal eine Frau. Aber dass das Menschen so anzieht, liegt wohl daran, dass man in der Welt so wenig zu lachen hat. Man sehnt sich geradezu nach etwas, das Freude macht, zum Schmunzeln bringt, nach einer heiteren Atmosphäre, in der Witze gemacht werden dürfen.
Darum wird auch so viel angekündigt, eingeladen und geworben: Kommt her, hier gibt es Freude ohnegleichen! Das stürmt direkt auf junge Menschen ein. Sucht doch die Freude eures Lebens! Und dann kommen all die Angebote.
Aber wenn man sie genau betrachtet, sieht man wenig von dieser Freude. Da ist nicht viel dran. Man sieht viele betroffene Gesichter, traurige Gesichter dort, wo angeblich Freude herrschen soll. Die Welt verspricht Freude und bringt doch so wenig davon – nur kurze Aufwallungen unserer Gefühle, mehr nicht.
Darum sollten wir Christen uns daran erinnern, dass in der Bibel das Wort Freude eine ganz wichtige Bedeutung hat. Das Leben der Christen ist gekennzeichnet durch Freude. Das ist das Grundgefühl, das unser Leben bestimmen soll: Freude ohne Ende, Freude, die niemals aufhört – auch nicht in den schweren Belastungen des Lebens, auch nicht im Leid, auch nicht im Tod.
Die biblische Bedeutung und Kraft der Freude
Wenn man das einmal prüft und in der Konkordanz der Bibel nachschlägt, wie oft das Wort Freude vorkommt, fällt das deutlich auf. Vor dir, Herr, ist Freude die Fülle. Im Himmel wird Freude sein, und heute schon in der Welt, wo man ihn anbetet. Seine Jünger, seine Evangelisten, die von ihm weitersagen, werden Freudenboten genannt, die über die Berge hinwegziehen.
Im Psalm heißt es: Er führt auch sein Volk mit Freude, oder: Du gürtest uns mit Freude, dient dem Herrn mit Freuden. Wenn man sich selbst im Spiegel betrachtet, merkt man, wie wenig Freude man bei uns spürt. Das ist ein gefährliches Zeichen. Die Frage ist, ob die Freude unser Leben wirklich bewegt. Bei Gott ist Freude vorhanden, aber ob bei uns wirklich die Gegenwart Gottes spürbar ist, kann man durchaus infrage stellen.
Die meisten Menschen, die uns begegnen, denken am allerwenigsten daran, dass wir als Christen Freude bringen können – selbst wenn wir sie darauf ansprechen. Das haben sie oft schon anders erlebt. Ich erlebe das auch immer wieder bei meinen Besuchen. Die Leute denken dann oft: „Am besten zieht er gleich eine schwarze Krawatte an, wenn der kommt. Der sieht aus wie ein Polizist.“ Und manche haben schon Angst, wenn ich an der Tür klingele.
Ich habe Ihnen schon einmal von einem meiner ersten Besuche erzählt. Dort saß eine liebe alte Oma, die gerade mit ihrem Enkel kämpfte. Der Enkel probierte gerade Antiautorität aus und strapazierte die Geduld der Oma sehr. In ihrer Verzweiflung sagte sie als höchste Strafe: „Wenn du jetzt nicht brav bist, dann nimmt dich der Pfarrer mit.“ Der Enkel hatte sich unter dem Sofa verkrochen und schrie laut über dieses „Gespenst“.
Ich war schon froh, dass sie nicht sagte: „Der schneidet dir die Ohren ab.“
Ich las einmal eine Geschichte von zwei Basler Missionaren, die nach Afrika kamen. Die Einheimischen erschraken so sehr, dass sie in den Busch flüchteten, als sie die weißen Bleichgesichter sahen. Da rief einer der Missionare beherzt: „Die Freudenbringer sind da!“
Die Bedeutung von Freude als Zeugnis und Anziehungskraft
Achten Sie darauf: Wenn Sie Menschen gewinnen wollen, müssen Sie ein Mensch von großer Freude sein. So wie im Sommer die Wespen um das Honigglas fliegen und dorthin kommen, wo Süßigkeit ist, so werden die Menschen in der Welt sehr deutlich darauf hören, ob Freude vorhanden ist.
Ich möchte heute etwas von der Freude unserer jungen Leute erleben, die uns berichten können von einer überschäumenden und überquellenden Freude, die sie erlebt haben – auch auf ihren Freizeiten.
Man kann es schon in der Bibel sehen, dass Christen manchmal aussehen wie Trauerklöße. Mit einem vermutzten Gesicht stehen sie da und schauen recht verzweifelt und mutlos in die Gegend. Erinnern Sie sich noch, wie Jesus als der Auferstandene sie angefahren hat? Es heißt, er schalt sie um ihres Unglaubens willen: „O ihr Toren und trägen Herzens!“
Ich möchte sie immer wieder auch ein wenig stoßen und sagen: Die Freude muss in ihrem Leben durchschlagen. Ich bezweifle gar nicht, dass sie es schwer haben. Aber wir haben einen Herrn, der größer ist als die Not, die sie niederdrückt.
Und wenn sie nur einen Funken Glauben haben, dann kann die Freude aus ihrem Leben nie weichen. Dann kann uns nichts schaden, dann können wir fröhlich sein.
Diese Freude ist so nötig, weil die anderen Menschen auf Freude warten. Die Welt ist unendlich traurig, sagen sie. Welche Freude der Welt soll eigentlich mit der großen Christenfreude je konkurrieren können? Was soll denn an der Sünde schön sein? Was soll denn an dem Irrsinn so schrecklich witzig sein gegenüber der Freude, die viel tiefer kommt und unser ganzes Leben prägt?
Wie echte Freude entsteht: Der missionarische Einsatz der Jünger
Deshalb mein erster Punkt: Wie wird man fröhlich? Ich möchte das jetzt ein wenig ordnen, nicht? Das ist nicht Ausdruck meiner Einfalt, sondern dient dazu, die Gedanken besser zu behalten.
Wie wird man eigentlich fröhlich? Wie war das bei den Jüngern passiert? Sie waren von Jesus hinausgeschickt worden. Die Freude haben sie nicht in der Kirche gelernt. Dort lernen sie Freude vielleicht theoretisch, aber praktisch nie. Sie haben die Freude erst erfahren, als sie einen missionarischen Einsatz machten.
Dazu waren sie gar nicht bereit. Sie mussten von Jesus hinausgeschickt werden. Das ist immer eine schwierige Stufe: Christen zu mobilisieren, damit sie hinausgehen zu den gottlosen, ungläubigen Menschen, hinaus in die Welt – so, wie sie wirklich ist, ohne Gott.
Die 72 gingen hinaus in die Welt. Dort sollten sie Boten Jesu sein und von ihm weiter erzählen. Vielleicht hatten sie das schon probiert. Aber was hat das mit der Freude zu tun?
Die 72 kamen überwältigt zurück, glückstrahlend. Sie sagten: „Wir haben ganz tolle Erfahrungen gemacht.“ Ich kann das bestätigen. Wir haben bei unseren missionarischen Einsätzen im Park immer wieder gezittert und geschlottert. Wir haben gehofft, es würde noch regnen und alles würde ins Wasser fallen. Aber ich weiß, dass wir jedes Mal ganz erhoben zurückgekommen sind.
Wir wollen das ja gar nicht laut sagen: Wir hatten irrsinnige Angst vor jedem Betrunkenen, der in unsere Nähe kam und meinte, jetzt würde er loskrölen. Doch wir haben erlebt, wie Jesus da draußen in der Welt wirkte. Er hatte Macht. So haben wir das noch nie geglaubt.
Da waren Menschen, die wirklich aufgewühlt waren von dem Wort, das wir sprachen. Die nach Frieden verlangten. Jesus ist so mächtig, dass man ihn finden kann. Er wirkt da draußen in einer Welt, die doch so gottlos scheint.
Die 72 kamen zurück, begeistert, voll Freude, jubelnd. Sie sagten: „Das ist toll, Jesus, super! Wir haben entdeckt: Bei dir ist wirklich die Macht.“ Und wenn man nur deinen Namen ausruft, was da geschieht!
Ich möchte Sie heute bitten, dass wir das jetzt nicht nur theoretisch abhandeln. Praktizieren Sie das in der kommenden Woche. Gehen Sie in diese gottlose Welt hinein und reden Sie von Jesus. Nicht bloß abstrakt und fern, sondern sagen Sie das zu Menschen: Er ist dir nahe, du erfährst Hilfe, rufe den Namen Jesu an.
Die 72 haben Großartiges erlebt. Da wurden Schwerkranke gesund. Das heißt nicht, dass bei Ihnen weniger geschehen sollte. Ich bin überzeugt, dass Sie in der kommenden Woche eine ganze Menge machtvoller Gebetserhörungen erleben werden – größer und gewaltiger als je zuvor.
Der Kampf gegen die Mächte der Finsternis und die Vollmacht Jesu
Wir haben doch einen lebendigen Herrn, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gehört.
Dann werden Sie mit Menschen zusammentreffen, bei denen Sie spüren, dass die ganze dunkle Macht Satans am Werke ist. Da schlägt mir wirklich die ganze Feindschaft der Hölle entgegen. Das ist nicht bloß irgendeine ärgerliche, spöttische Begegnung, die ich da habe, sondern da ärgert sich einer gegen Jesus und sein Reich.
Wenn Sie das einmal erleben, wie Menschen heute von den Mächten der Finsternis mitgerissen werden, dann wissen Sie, was das ist. Haben Sie schon einmal um einen Menschen gerungen, von dem Sie spüren, dass er in gottlosen, sündigen Bindungen steckt? Da können Sie reden und reden, aber Sie merken, das kriegen Sie gar nicht los.
Probieren Sie es doch in Ihrem eigenen Leben: Da, wo Sie gegen Ihren Geiz kämpfen, da, wo Sie gegen Ihre unreine Fantasie angehen, da, wo Sie Ihren eigensüchtigen Willen bekämpfen wollen. Da, wo Hass und Bitterkeit sich bei Ihnen breitmachen, dann spüren Sie die Mächte der Hölle. Wie soll ich denn dagegen angehen können? Wie soll ich das schaffen können?
Und Sie haben erlebt bei Ihrem Dienst: Jesus hat alle Macht, alle Macht. Jesus erzählt es Ihnen: Ich habe euch Vollmacht gegeben. Ich habe euch Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten, über Macht und über alle Gewalt des Feindes.
Als die Kinder uns von David sangen, der gegen den Goliath antritt, wurde das noch einmal viel besser begreifbar. Sie sagen: Jetzt will ich mutig sein, jetzt will ich dorthin gehen, wo heute noch der Teufel wütet. Und ich will wissen, ich bin stark, unüberwindlich stark, weil Jesus mit mir geht.
Da muss ich ein Wort dazu sagen, weil heute viele Menschen, auch Christen, sagen: Was sind denn das für böse Geister? Die gibt es doch nicht. Ich kenne nur böse Dinge, aber keine bösen Geister.
Wir wollen sagen, dass wir sehr kräftig in dieser Welt die ganzen schrecklichen höllischen Mächte kennen. So dass uns nicht Kraut vor den Dingen ist, uns nicht Kraut vor den Kanonen und Bomben, sondern uns Kraut vor den Mächten, die diese Waffen alle und nicht nur die, sondern ein jedes Menschenherz besetzen. Uns Kraut vor denen, weil wir es an uns selbst erlebt und erfahren haben.
Und das schönste und harmonischste Leben kann von ihnen nur vergiftet und zerstört werden.
Da wird erzählt, dass wir auch Macht haben, Macht über alle Gewalt der bösen Geister – was das auch sei. Jetzt ist es schon wichtig, dass die Christen in dieser Welt die große Macht der Befreiung über alle dunklen Mächte auswirken lassen. Das ist groß. Dazu sind wir berufen, wie Freude entsteht.
Sie können das erst erleben, wenn Sie um einen gefallenen Menschen ringen, wenn Sie draußen tätig sind und sagen: Da will ich wirken, so wie gestern die, die sich der Betreuung der Strafgefangenen widmen.
Ich habe denken müssen: Das sind Leute, die viel tollere Erfahrungen machen als wir, die wir alles so theoretisch durchdiskutieren. Gehen Sie doch einmal zu den Menschen, reden Sie mit ihnen, ringen Sie mit ihnen.
Und dann erleben Sie, dass auch die bösen Geister uns untertan sind.
Die Qualität der Freude und die bleibende Hoffnung im Himmel
Jetzt ein zweiter Punkt: Das ist noch zu wenig. Jesus bremst erstaunlich die Begeisterung dieser Männer. Hätte er sagen können: „Toll, toll, wie sie kommen, voll Freude!“ Endlich waren sie fröhliche Christen, begeisterte Leute, mitreißend. Doch Jesus sagt: „Pass mal auf, das reicht mir nicht. Die Freude ist noch zu wenig.“
Sicher wollte Jesus nicht die Freude an sich kritisieren, sondern ihnen auch einen Dämpfer geben. Ihm war nicht die Stärke der Freude zu wenig, sondern ihre Qualität. Diese war noch zu gering.
Warum denn? Die Freude blieb abhängig von Erfahrungen. Natürlich – sie hatten gerade die Erfahrung gemacht, wie Jesus Sieg schenkt, wie sich Leute bekehren, wie Gebundene frei werden, wie Süchtige ihre Sucht ablegen können, wie zerstrittene Familien heil werden, wie Menschen, die mit bösen Gedanken besetzt waren, frei werden, wie Menschen aus Depressionen herauskommen.
Warum ist das nicht genug? Weil in dieser Welt des Leides und der Tränen die bösen Mächte viel auch noch behalten dürfen. Und wenn sie nur nach der Erfahrung leben, dann wird ihre Freude ganz rasch einen Dämpfer erleiden. Bald stehen sie vor unlösbaren Nöten. Dann begegnen ihnen Kranke, die sie nicht heilen können.
Und wenn sie zwanzigmal die Hände auflegen im Namen Jesu, wird es geschehen, dass sie um einen Menschen jahrelang ringen – vielleicht ist es ihr eigener Sohn – und er geht schreckliche Wege. Sie erleben keine Macht.
Ja, was ist dann mit der Freude? Hat mich Gott verstoßen? Gilt sein Wort nicht mehr? Stehe ich unter einem Bann?
Jesus hat es deutlich hier gesagt: „Ich habe euch Macht gegeben.“ Das bleibt. Wir haben eine Macht, doch sie wird immer nur an einzelnen Menschen vollzogen. Wir hätten gerne eine Macht, die heute schon die ganze Welt verwandelt, heute schon das Elend, das Leid und das Böse abschafft. Doch es wird immer nur zeichenhaft an einzelnen hervortreten.
Darum sagt Jesus: „Freut euch vielmehr!“ Worüber? Darüber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. Freut euch darüber, dass Jesus euch einen ewigen Heilstand erworben hat.
Da oben im Himmel wird ja ein Buch geführt, in dem alle meine Missetaten aufgeschrieben sind – das Buch, das hoffentlich bei Ihnen allen längst vernichtet ist in der Vergebung Jesu. Dafür muss eine andere Tatsache gültig sein: Mein Name muss ins Buch des Lebens eingeschrieben sein.
Darin steht, dass Jesus sich festgelegt hat für mich. Und dann steht mein Name da: Winrich Schäffbuch. Während die meisten Menschen meinen Namen falsch schreiben – Winfried oder Schiffelbruch – steht er richtig drin: Winrich Schäffbuch, so wie ich heiße. So wie ich richtig heiße, steht er drin im Buch des Lebens.
Sind Sie davon überzeugt? Wissen Sie das, auch wenn Sie in Ihrem Leben leidvolle Erfahrungen machen? Auch wenn Sie spüren, wie der Teufel in Ihrem Leben wütet, Ihre Gedanken besetzt hält, obwohl Sie doch Jesus dienen wollen?
Kommen Sie schnell zu einem Freund oder zu einem Seelsorger, der Ihnen heraushilft aus der Tiefe. Aber wir sind immer wieder betroffen, dass die bösen Geister in der Welt so viel Einfluss haben.
Da gibt es christliche Familien, in denen Streit herrscht. Da gibt es Gemeinden, in denen man übel übereinander redet – Gott sei Dank nicht bei uns. Da gibt es Streit und Bitterkeit.
Freut euch, dass euer Heil von Jesus bestätigt ist. Das ist der Grund, warum wir fröhlich singen, fröhlich auftrumpfen, warum wir auch im Leid noch lachen können. Weil wir wissen: Ich habe ein Heimatrecht im Himmel.
Ohne dies wäre das Leben zum Heulen traurig, wenn ich keine ewige Hoffnung und keine Heimat hätte.
Die unantastbare Freude trotz des Wirkens Satans
Noch einen letzten Gedanken, den ich anschließen möchte: Diese Freude kann uns niemand nehmen. Jesus erzählt noch einmal das, was später in der Offenbarung deutlicher geschrieben wird: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel herunterfahren.“
Gestern ist mir ein Papier von einem großen christlichen Treffen in die Hände gefallen. Darin stand: „Die größte Gefahr in unserer Welt ist der bedrohte Frieden.“ Ich dachte, sicher ist der Frieden wichtig, aber die größte Gefahr in dieser Welt ist, dass der Teufel teufellos ist. Er ist vom Himmel auf die Erde gestürzt und wütet.
In der Offenbarung 12 heißt es, dass er nur noch wenig Zeit hat. Das weiß er. Wir werden erleben, wie Gemeinden zerstört werden, wie gläubige Menschen weggerissen werden. Wir werden erleben, wie Verwirrung entsteht und wie selbst die Predigt des Evangeliums verfälscht wird.
Die Macht des Teufels zu erleben, das ist schwer. Das können Sie immer wieder erleben in den schweren Versuchungen und Auseinandersetzungen, in denen Sie stehen. Wir wollen hier ganz offen darüber reden in unserem Gottesdienst, dass uns das oft traurig macht. Wenn wir wieder in alte Sünden zurückfallen, wenn wir erleben, wie ohnmächtig wir sind. Doch wenn wir so ohnmächtig sind, vergeht uns die Freude.
Das ist die schlimmste Not eines Christen: wenn er immer wieder erlebt, dass er versagt. „Ich hätte doch gerne mehr Liebe.“ Die Konfirmanten spüren das und werden davon angezogen, aber stattdessen erschrecken sie vor mir. „Ich wäre doch gern ein ganz anderer Mensch, als ich bin.“
Ganz ähnlich war es für die Jünger Jesu. Sie kamen so begeistert zurück von ihrem missionarischen Einsatz. Doch Jesus dämpft ihre Freude, weil sie noch den Passionsweg vor sich haben. Erst wenn sie durch diese Tiefen gehen, wenn die Feindschaft losbricht, wenn Jesus verfolgt wird, wenn sie in Lästern und Höhnen fallen – da haben sie sich schnell zurückgezogen und sind weg gewesen.
Das ist schlimm, wenn Christen nicht auf den Ernst der Auseinandersetzungen vorbereitet sind. Mir ist es immer wieder wichtig, für alle Menschen, die in unsere Gemeinde kommen, dass wir nicht nur ein paar nette Worte mit ihnen wechseln, ein paar alberne Sprüche machen oder Witze erzählen. Sondern dass wir ihnen sagen: Es geht um eine Auseinandersetzung, die jeder Mensch in seinem Leben bestehen muss – mit den Mächten des Bösen, die in unserer Welt wahrscheinlich wüten wie nie zuvor.
Ich denke gar nicht, dass der äußere Frieden in unseren Tagen so gefährlich ist. Fast habe ich den Eindruck, dass sich unter dem großen äußeren Frieden die innere Zerstörung des Menschen, die innere Umweltverschmutzung, rapide ausbreitet. Kaum eine Ehe, die nicht angekränkelt ist, kaum ein junger Mensch, der nicht mit schrecklichen Dingen befasst ist, die sein Leben zerstören. Das sind Kräfte, die uns von Gott wegziehen. Die Gottlosigkeit breitet sich mit Riesenschritten aus.
Und dann sagen wir: „Ach, alles nicht so schlimm.“ Hat Jesus seine Jünger nicht auf den Passionsweg vorbereitet? Er sah den Teufel wie einen Blitz vom Himmel herniederfahren. Jetzt wütet er auf der Welt. Sei dir bereit, ihm entgegenzutreten!
Ja, ich kann ihm entgegentreten, weil ich ihm eins vorhalte: Mein Name ist im Himmel eingeschrieben, du hast kein Recht mehr auf mich! Wenn in ihrem Leben all das Dunkle wieder hochkommt, dann halten sie es der Macht des Teufels entgegen und sagen: „Ich gehöre Jesus. Ich habe mich ihm überschrieben, ganz allein. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Ich reiße mich von dir los!“ Und ich kann auftrumpfen.
Die bleibende Freude als Ausdruck von Demut und Vertrauen
Es wird uns einmal so ergehen, wenn wir alt werden, wie den Alten, die jetzt unter uns sind. Wenn man alt ist und nicht mehr wirken kann, fallen einem die Versäumnisse ein. Es ist ähnlich wie bei einer Beerdigung: Wenn man dorthin gehen muss, denkt man auch immer daran, was man schuldig geblieben ist.
Im Leben werden wir oft daran denken, wie vieles falsch war und was wir versäumt haben. Die Freude ruht Gott sei Dank jedoch nicht auf unseren Erfahrungen. Sie ruht auf dem Opfertod Jesu, der für mich starb. Er will ihren Namen einschreiben und möchte, dass sie heute fröhlich werden können und mit Freude sagen: „Ich gehöre ihm.“
Der Teufel kann nichts mehr ausrichten, und wenn er sich auch noch so wild gebärdet, kann er tricksen, wie er will – mich kann er nicht kriegen, weil Jesus mich bewahrt. Das ist kein Stolz, sondern Demut: die Freude darüber, dass er mich mit seiner starken Hand nicht loslässt. Amen.
