Einführung: Begegnung mit weltlichen Freundschaftstipps
Es war vor ein paar Jahren in der Schweiz. Wir saßen zusammen in einem Kreis in einer Wohngemeinschaft, einer christlichen Wohngemeinschaft, und wollten uns auf einen Straßeneinsatz vorbereiten.
Einer der Jungchristen, der mit dabei war, hatte ein Buch mitgebracht, um uns darauf einzustimmen und uns ein paar Tipps mitzugeben. Vielleicht kennen einige von euch dieses Buch: den Bestseller von Dale Carnegie „Wie man Freunde gewinnt“. Das ist nichts Christliches, sondern einfach allgemeine Tipps, wie man miteinander umgeht. Man könnte sagen, es sind eher Tipps für Manager oder Verkäufer an der Haustür: Was soll ich den Leuten möglichst nicht sagen? Was soll ich ihnen sagen, damit sie mich sympathisch und nett finden?
Ich hörte mir einige dieser Ratschläge an, und mit der Zeit ärgerte mich das immer mehr. Da dachte ich mir: Nein, das gibt es doch nicht! Ich muss doch echt sein, ich muss ehrlich sein. Ich kann den Leuten doch nicht einfach irgendetwas vorspielen, damit sie mich toll finden oder damit sie später auf das Evangelium hereinfallen – oder eben nicht hereinfallen –, aber damit sie ihm glauben.
Dann dachte ich mir: Das geht doch nicht. Und wenn ich einmal traurig bin, dann bin ich halt traurig. Ich kann doch nicht alle anlächeln, sondern ich muss den Menschen so gegenübertreten, wie ich wirklich bin. Damit sie merken, Christen sind nicht nur diejenigen mit dem breiten Grinsen im Gesicht, sondern Menschen, die auch im Alltag mit Gott leben.
Die Bedeutung von Freundschaft aus biblischer Perspektive
Allerdings habe ich, als ich später immer wieder in den Sprüchen gelesen habe, gemerkt, dass zumindest einige – nicht alle, aber einige – der Tipps dieser Dehekanigi durchaus auch in den Sprüchen zu finden sind. Es geht also nicht um „Wie man Freunde gewinnt“ nach Dehekanigi, sondern um „Wie man Freunde gewinnt“ nach den Sprüchen des Alten Testaments. Das soll uns beschäftigen.
Tatsächlich finden wir in den Sprüchen zahlreiche Hinweise darauf, worauf wir achten müssen, wenn wir Freunde haben wollen. Nun gibt es vielleicht den einen oder anderen, der sagt: „Ich will gar keine Freunde haben, ich brauche keine Freunde.“ Dann interessiert ihn auch nicht, was darin steht. Vielleicht ist er ein ganz introvertierter Mensch, dem andere nur auf die Nerven fallen. Er ist am glücklichsten, wenn er ganz alleine für sich in seiner Höhle ist und sich dort keiner in seinen Gedanken stört.
Aber ganz so einfach ist die Sache nicht, denn in den Sprüchen steht, dass wir eigentlich Freunde haben sollen, dass wir Freunde suchen sollen und dass wir Freunde brauchen. Wenn wir uns darüber ein bisschen Gedanken machen, merken wir, dass manche der Hinweise schon unseren Kleinkindern vermittelt werden. Wenn sie zum Beispiel die Biene Maja auf Kassette hören, in einem Buch lesen oder die Geschichte von Mogli mitbekommen – oder andere bekannte Kindergeschichten –, wird ganz besonderer Wert auf Freundschaft gelegt.
Immer wieder ist dann irgendeiner der Personen in Not, und es braucht einen Freund, der hilft und dabeisteht. Sonst kann man nichts erreichen. Das wird den Kindern vermittelt, aber nicht nur dort, sondern tatsächlich auch in den Sprüchen. Es geht nicht nur darum, dass es schön ist, Gemeinschaft zu haben, dass es schön ist, sich auszutauschen, oder dass es schön ist, jemanden zu haben, der mich versteht, der auf mich eingeht und mir weiterhelfen kann, wo ich es brauche.
Es ist tatsächlich eine Notwendigkeit – nicht nur für extrovertierte Menschen, die einfach jemanden brauchen, der ihnen zuhört und die dabei sind, weil sie sich sonst gar nicht entfalten können. Nein, jeder von uns braucht Freunde. Jeder von uns braucht Menschen, die uns in unserem Alltag weiterhelfen und auf die wir angewiesen sind.
Wir sind darauf angewiesen, dass wir Bestätigung bekommen, dass wir Ermutigung bekommen. Eines unserer Themen am Morgen war ja schon Korrektur – dass wir Korrektur bekommen. Das können wir meistens nicht von irgendjemandem erfahren, sondern von Menschen, die unsere Freunde sind, die uns besonders nahestehen, mit denen wir engeren Kontakt pflegen und die an unserem Leben Anteil nehmen, weil wir ihnen auch Anteil an unserem Leben geben.
Die menschliche Gemeinschaft als Grundlage für Freundschaft
Überhaupt ist es so, dass wir auf Menschen angewiesen sind. Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Ohne Gemeinschaft könnte keiner von uns leben.
Wir haben unsere Sprache nicht selbst entwickelt, sondern von anderen gelernt, mit denen wir in enger Gemeinschaft gelebt haben – zumeist unsere Eltern. Unsere Autos haben wir nicht selbst gebaut, sondern von anderen gekauft, die sie hergestellt haben.
Heute Morgen haben die meisten von euch ihr Frühstück nicht selbst gemacht. Stattdessen haben andere nette junge Menschen das Frühstück vorbereitet, damit ihr etwas zu essen bekommt.
Wir sind auf andere Menschen angewiesen – ganz allgemein und insbesondere auf Menschen, die uns näher kennen. Manche sehnen sich in ihrem Leben danach, endlich jemanden zu haben, mit dem sie offen und vorbehaltlos sprechen können. Jemanden, vor dem sie keine Maske tragen müssen, weil dieser Mensch sie annimmt, selbst wenn es ihnen mal schlecht geht oder wenn er ihre Fehler kennt oder sie ihn darauf aufmerksam machen.
Wir brauchen Freunde, um Korrektur zu erfahren, um Hilfe zu bekommen, um von ihnen zu lernen und um herausgefordert zu werden. Wir brauchen Freunde, die Anteil nehmen an dem, wie es uns ergeht, die einfach einmal zuhören.
Wir brauchen Freunde, um gemeinsame Projekte umzusetzen. Beispielsweise beim Umzug in der letzten oder vorletzten Woche gab es viel zu tun. Ich war froh über Freunde, die auch ganz praktisch mit angefasst haben. Viele Dinge hätte ich alleine nicht machen können.
Ich erinnere mich zum Beispiel an meinen Schreibtisch – so ein richtig massives, dickes Ding, das man nicht auseinanderschrauben kann und das sehr schwer ist. Ohne Freunde hätte ich ihn gar nicht transportieren können. Bei solchen ganz praktischen Dingen sind Freunde wirklich eine große Hilfe, wenn wir jemanden haben, der uns unterstützt.
Freundschaft als Übungsfeld für christliche Tugenden
Freunde sind auch dafür da, dass wir die Eigenschaften, die Gott in uns wecken will, trainieren. In den Briefen des Paulus lesen wir, was für gute Dinge wir tun sollen. Zum Beispiel sollen wir Freude, Frieden, Geduld und Langmut haben.
Aber wie wollt ihr das lernen, wenn ihr niemanden habt, an dem ihr es ausprobieren könnt? Wie wollt ihr Langmut lernen, wenn ihr keinen Menschen habt, mit dem ihr langmütig sein müsst?
Diese guten Eigenschaften, die Gott in unserem Leben prägen möchte, können wir nur erlernen und entwickeln, wenn wir Menschen haben, die uns nahe sind. Nicht nur entfernte Bekannte, sondern Freunde, die uns nahekommen. Manchmal können sie uns vielleicht auch auf die Nerven fallen, aber gerade an ihnen können wir diese Eigenschaften einüben.
Das bedeutet, dass unsere Persönlichkeit sich durch Freundschaften weiterentwickelt. Freunde tragen also entscheidend dazu bei, dass wir wachsen und uns verändern.
Biblische Beispiele und Aussagen zur Freundschaft
Ich möchte nun einige Stellen aus den Sprüchen lesen, die den Aspekt hervorheben, wie gut es ist, Freunde zu haben.
Ich beginne mit Kapitel 18, Vers 24. Dort steht: „Es gibt Allernächste, die bringen ins Verderben. Und es gibt Freunde, die hängen fester als ein Bruder.“ Hier wird gesagt, dass es Leute gibt, mit denen man verwandt ist, zum Beispiel ein Bruder. Aber wenn man einen guten Freund hat, ist die Verbindung oft enger und intensiver als zu Geschwistern. Ich weiß nicht, ob ihr diese Erfahrung schon einmal gemacht habt.
Wir lesen etwas weiter und kommen zu Kapitel 20. Dort steht in Vers 18: „Pläne kommen zum Ziel, wenn man sie recht berät, und Krieg soll man mit Vernunft führen.“ Den Krieg lassen wir hier mal weg, wenn man ihn denn nicht führen will. Aber hier heißt es, dass Pläne gelingen, wenn man sich richtig berät. Und wer berät einen natürlich gut? Derjenige, der mich gut kennt, der meine Pläne versteht – also ein Freund.
Dann lesen wir in Kapitel 27, Vers 6: „Die Schläge des Freundes meinen es gut, aber die Küsse des Hasses sind trügerisch.“ Diesen Vers haben wir schon einmal im Zusammenhang mit Korrektur gelesen. Hier wird betont, dass nicht irgendeine Korrektur gemeint ist, sondern die von einem Freund. Ein Freund ist gut, um Korrektur zu erfahren, denn er kennt uns und weiß, wo es bei uns hapert.
Etwas weiter, in Vers 9, steht: „Das Herz freut sich an Salbe und Räucherwerk, und süß ist der Freund, der wohlgemeinten Rat gibt.“ Hier merken wir wieder, dass die Beratung von Freunden notwendig und wichtig ist. Sie bereichert uns, wir brauchen das.
Wir lesen dann auch noch in Kapitel 27, Vers 10: „Von deinem Freund und deines Vaters Freund lass nicht ab.“ Gleich danach heißt es: „Geh nicht ins Haus deines Bruders, wenn es dir übel geht; ein Nachbar in der Nähe ist besser als ein Bruder, der in der Ferne ist.“ Dann folgt die Ermahnung: „Sei weise, mein Sohn, erfreue dich, man erfreue dein Herz.“
Hier wird deutlich, dass es gut ist, einen Freund zu haben – und einen Freund, der nicht weit entfernt ist. Wenn wir Hilfe brauchen, muss dieser Freund erreichbar sein. Heute können wir sagen, dass wir durch die modernen Kommunikationsmittel auch mit Freunden, die weit entfernt sind, in Kontakt bleiben können. So können wir einem Freund in Papua-Neuguinea eine E-Mail schreiben, die er innerhalb weniger Sekunden abrufen kann. Oder wir rufen ihn per Handy an, wenn uns die Kosten nicht scheuen. Dann kann er für uns beten, und wir können Ermutigung erfahren. Es ist gut, Freunde zu haben, die Anteil an unserem Leben nehmen. Deshalb heißt es auch: Pflege die Freundschaft, lass nicht von Freunden deines Vaters ab, sondern hänge daran fest.
In Kapitel 27 finden wir noch zwei Verse, die ich zu diesem Thema lesen möchte. In Vers 17 heißt es: „Wie ein Messer ein anderes wetzt, so schärft ein Mann das Angesicht seines Freundes.“ Hier sind Freunde gemeint. Der Vers zeigt, dass wir uns aneinander reiben, auch mit Freunden, die uns nahestehen. Durch diese Auseinandersetzung werden wir „scharf“ – im Sinne von geistlicher Reife. Wir schärfen uns gegenseitig, so wie Gott an uns arbeitet. Ohne diese Reibung wären wir stumpf, könnten nichts schneiden und hätten keine Würze. Das geschieht, indem wir mit anderen zusammen sind, besonders mit Freunden.
In Vers 19 lesen wir: „Wie sich im Wasser das Angesicht spiegelt, so spiegelt ein Mensch im Herzen des anderen.“ Das klingt sehr poetisch und schön. Es bedeutet, dass wir uns richtig erkennen können, wenn wir Menschen haben, die uns nahestehen. Sie spiegeln ein Stück von uns wider und zeigen uns, wer wir eigentlich sind. Dafür sind Freunde da – so wie das Wasser, in dem wir uns körperlich spiegeln können.
Warnungen vor falschen Freunden und Kriterien für Freundschaften
Die Sprüche bleiben nicht nur dabei stehen, zu sagen, dass es gut ist, Freunde zu haben, oder uns Kriterien zu nennen, an denen wir erkennen können, wo uns Freunde bereichern. Sie zeigen uns auch, dass nicht alle Menschen als Freunde in Frage kommen. Das ist wahrscheinlich etwas, was jeder von uns schon erlebt hat.
Wenn wir uns in unserer Umgebung umschauen, merken wir oft, dass es Zeit braucht, bis man wirklich sagen kann: Das ist mein Freund. Mir persönlich geht es so. Bei unseren Kindern geht es manchmal ganz schnell. Unsere Tochter ist jetzt im Alter von sieben bis neun Jahren. An einem Abend war sie mit einem Mädchen zusammen, und am nächsten Morgen kam sie schon und sagte: „Das ist meine Freundin.“ So schnell kann das gehen, innerhalb von ein paar Stunden.
Bei meiner Frau dauert es nicht ganz so schnell, aber doch schneller als bei mir. Sie sagt immer, sie braucht Freundinnen. Als wir vor sieben Jahren hierher gezogen sind, hat sie schon nach ein paar Monaten eine Freundin gefunden. Inzwischen sind einige Freundinnen dazugekommen. Sie pflegt diese Verbindungen auch. Sie trifft sich mit ihnen, spricht am Telefon und es gibt einen regen Austausch.
Ich merke aber, und vielleicht ist das typisch für Männer, dass Männer manchmal länger brauchen, um Freunde zu finden. Vielleicht geht es euch nicht so, aber mir zumindest. Als Männer sollten wir uns herausfordern lassen. Auch wir sind keine Einzelkämpfer vor Gott. Für uns ist es keine Ausnahme, dass wir Freunde brauchen.
Dabei gilt es, manchmal aktiv zu suchen. Nicht jeder kommt dafür in Frage. Man muss nicht mit jedem in der Gemeinde oder in der Nachbarschaft befreundet sein. Echte, innige Freundschaft kann man meistens nur mit einigen wenigen Menschen haben. Aber dann ist diese Freundschaft eine echte Bereicherung. Sie kann Trost und Verständnis bieten, wie es sonst kaum möglich ist.
Ein Beispiel für gute Freundschaft, das mir in Erinnerung geblieben ist, ist aus der Zeit, als ich vor etwa fünf Jahren mit Krebs im Krankenhaus lag. Da rief mich ein Freund noch am selben Tag an. Ich wusste gar nicht, wie er das erfahren hatte. Er lebt in der Schweiz, in Zürich, wo ich vorher zehn Jahre gelebt und einige Freunde gefunden hatte.
Er fragte mich, wie es mir geht, und wir beteten zusammen. Noch am selben Tag nahm er sich Urlaub, setzte sich in Zug hin und war am nächsten Morgen bei mir. Er verbrachte ein paar Tage dort, versuchte mich zu trösten und mir zu helfen. Da dachte ich: Das ist Freundschaft. Jemand, der Zeit investiert und dem das wirklich ein Herzensanliegen ist.
Nicht nur mit einem lockeren Wort, vielleicht mal nach einem halben Jahr, wenn alles vorbei ist, mit Sprüchen wie „Wird schon alles besser“ oder „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker“, sondern mit wirklichem Trost und echter Hilfe. Freundschaft zeigt sich eben nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Dafür ist nicht jeder in gleicher Weise geeignet.
In der Bibel, gerade in den Sprüchen, finden wir auch Warnungen vor falschen Freunden. Dort wird erwähnt, wer für Freundschaft möglichst nicht in Frage kommt. Diese Auswahl sollten wir bewusst treffen. Denn wir können auch unter schlechten Einfluss geraten, wenn wir uns die falschen Freunde aussuchen.
Manche Menschen suchen nur unsere Nähe, weil sie sich selbst gern präsentieren wollen. Oder wir suchen jemanden, der uns Beifall klatscht. Aber das ist nicht unbedingt das, was Freundschaft ausmacht.
Warnungen vor schlechten Einflüssen in Freundschaften
Nun, da haben wir zum Ersten: Wir fangen jetzt wieder einmal in Kapitel eins an, schlagen also Sprüche 1 wieder auf. Dort finden wir Vers 10 und Vers 11.
In Vers 10 und 11 wird uns nämlich gesagt: „Mein Sohn, wenn dich die bösen Buben locken, so folge ihnen nicht. Wenn sie sagen: ‚Geh mit uns, wir wollen auf Blut lauern und Unschuldigen nachstellen ohne Grund‘ und so weiter, wir wollen verschlingen, was sie noch alles tun wollen.“ Diese bösen Buben eignen sich nicht als Freunde.
Man könnte jetzt sagen, das ist vielleicht ein abenteuerliches Leben. Als Christ ist das ja langweilig. Aber ich kenne Leute, die leben ein richtig spannendes Leben, und mit denen möchte ich auch mal ein bisschen teilen. Doch hier wird in der Bibel deutlich davon abgeraten, denn meistens ist es so, dass der, der unten steht, den anderen moralisch erst einmal mitzieht.
Da kommst du dann irgendwann auch dazu, so zu denken und so zu handeln. Denk daran: Freunde beeinflussen dich ja auch. Wenn wir enge, intensive Verbindungen haben, sollten das nicht diese bösen Buben sein, also diejenigen, die darauf aus sind, andere zu ärgern oder schlecht zu machen. Das hat einen negativen Einfluss auf uns.
In Kapitel 14, Vers 7, lese ich: „Gehe weg von dem Toren! Denn du lernst nichts von ihm.“ Hier sollte es auch darum gehen, dass wir jemanden aussuchen, von dem wir lernen können. Freundschaft beruht ja auf Gegenseitigkeit. Es muss nicht unbedingt ein besonders Intellektueller sein, aber jemand, von dem wir menschlich und geistlich lernen können – also auf verschiedenen Ebenen.
Ein Tor eignet sich nicht, um Freundschaften zu schließen. In Kapitel 15, Vers 12 wird ein anderer Typ Mensch besprochen, der nicht so gut geeignet ist: der Spötter. „Der Spötter liebt den nicht, der ihn zurechtweist, und geht nicht hin zu den Weisen.“ Mit einem Spötter sollten wir möglichst auch nichts zu tun haben.
Die Toren werden noch häufiger erwähnt. In Kapitel 16, Vers 19 heißt es, dass es auch nicht darauf ankommt, welches Prestige ein Mensch in der Öffentlichkeit hat. Dort werden zwei Typen gegenübergestellt: Es ist besser, niedrig zu sein mit dem Demütigen, als Beute auszuteilen mit dem Hoffärtigen.
Also besser nicht zu Hoffärtigen oder zu Leuten, die viel Besitz haben und Beute austeilen können. Es geht nicht in erster Linie darum, ob mein neuer Freund ein Schwimmbad hat, in dem ich regelmäßig mit ihm schwimmen gehen kann. Besser ist der Demütige, von dem ich wirklich etwas lernen kann und der mich innerlich weiterbringt.
Das ist ein weiteres Kriterium, welche Leute besser nicht als Freunde in Frage kommen. In Kapitel 16, Vers 29 lesen wir noch eine andere Gruppe: „Ein Frevler verlockt seinen Nächsten und führt ihn auf keinen guten Weg.“ Enge Gemeinschaft mit einem Frevler ist also nicht ratsam.
Ein Frevler ist jemand, der die Gebote Gottes überschreitet, der leichtfertig böse Worte sagt und über andere Menschen herzieht. So jemanden sollten wir möglichst nicht als Freund aussuchen.
In Kapitel 17, Vers 4 lesen wir: „Die Bösen hören gerne auf Böses.“ Mit solchen Menschen sollten wir nach Möglichkeit keine Gemeinschaft pflegen, zumindest keine intensive.
In Kapitel 18, Vers 3 heißt es: „Wohin der Frevler kommt, kommt auch Verachtung, und wo Schande ist, da ist Hohn.“ Mit Menschen, die andere verachten, sich über andere lustig machen oder höhnisch sind, sollten wir ebenfalls keine Freundschaften eingehen.
Dass nicht unbedingt der Reiche, sondern derjenige, der sich nach Gott ausrichtet, besser geeignet ist, lesen wir in Kapitel 19, Vers 1: „Ein Armer, der in Unschuld wandelt, ist besser als einer, der Verkehrtes spricht und dabei reich ist.“ Besser ist also jemand, der ehrlich ist und offen seine Meinung sagt, auch wenn er sozial auf einer niedrigeren Stufe steht.
Es kommt nicht darauf an, ob dein Freund Generaldirektor von Daimler-Benz ist, sondern besser, du hast einen Freund, der vielleicht Müllkehrer ist, aber ein echtes innerliches Anliegen für dich und für Gott hat. Besser so als umgekehrt.
Wir merken auch: Nicht umsonst warnt Paulus im Neuen Testament davor, das äußere Ansehen so stark in den Mittelpunkt zu stellen, besonders in der Gemeinde. Vor Gott sind alle gleich, egal welche soziale Stellung sie in der Gesellschaft haben.
Das heißt nicht, dass jemand, der reich ist oder eine hohe Ausbildung oder Stellung hat, generell als Freund schlecht ist. Nein, aber es ist nicht der entscheidende Maßstab, nach dem wir Freunde aussuchen sollten. Das ist die Botschaft der Sprüche: Das Äußere ist nicht entscheidend.
Es wird uns außerdem gesagt, dass der, der einen Toren um Hilfe fragt, nur sich selbst schadet (Kapitel 26, Vers 10). Auch sollen wir keine Gemeinschaft mit Verleumdern haben. Das ist ein interessantes Kriterium: Wer andere verleumdet, ist kein guter Freund.
Wenn jemand zu dir kommt und sagt: „Weißt du schon, was der andere Böses getan und gedacht hat?“, kannst du gleich abhaken. Besser, so jemanden nicht als Freund zu haben. Das ist einsichtig, denn dieser Mensch wird wahrscheinlich dasselbe mit dir tun.
Darüber hinaus verführt er dich dazu, schlecht über andere zu denken und zu sprechen – und das sollen wir Christen gerade nicht tun.
Vor Gemeinschaft mit Dieben wird ebenfalls gewarnt (Kapitel 29, Vers 24). Schließlich lesen wir in Kapitel 29, Vers 27: „Ein unrechter Mensch ist dem Gerechten ein Gräuel, und wer recht wandelt, ist dem Gottlosen ein Gräuel.“
Hier wird gesagt: Wenn du wirklich als Christ überzeugt bist, kannst du mit Leuten, die gottlos leben oder nur halbherzig am Glauben hängen, keine intensive Freundschaft pflegen. Sonst stimmt etwas nicht, denn es müsste dir eigentlich ein Gräuel sein.
Das bedeutet auch, dass intensive Herzensgemeinschaft mit Ungläubigen schwer möglich ist. Natürlich kann man sagen, man hat Freundschaften auf einer oberflächlichen Ebene, um Menschen zu gewinnen. Aber echte, tiefe Freundschaft, die dich wirklich weiterbringt, kannst du mit Ungläubigen nicht haben.
Das ist auch ganz klar. Stell dir vor, du hast eine Ehekrise, und dein ungläubiger Freund sagt: „Na ja, lass dich doch scheiden.“ Warum sollte er das nicht sagen? Er versteht nicht, was du empfindest. Dann bist du frustriert und denkst vielleicht, dass du das wirklich tun sollst. Das ist kein guter Rat.
Menschen können dich nur bis zu einem gewissen Grad verstehen. Du stößt immer an eine Grenze. Vielleicht hast du das schon mal erfahren: Du sprichst mit jemandem, der ungläubig ist, der dich gut versteht, aber wenn du in einer schwierigen Lage bist, merkt er nicht, was du empfindest und denkst.
Echte, tiefe Freundschaft erfordert, dass jemand gläubig ist. Doch gläubig zu sein genügt nicht. Nicht jeder Gläubige kann automatisch unser Freund sein. Es müssen noch andere Kriterien geklärt werden, auf die wir jetzt zu sprechen kommen wollen.
Voraussetzungen und Kriterien für gute Freundschaft
Wir wollen uns die Frage stellen: Was begünstigt eigentlich Freundschaft? Und was sagen die Sprüche dazu? Es gibt Kriterien, an denen man erkennen kann, dass Freundschaft gepflegt wird und etwas bewirkt. Diese Kriterien werden uns in den Sprüchen genannt.
Bevor ich einzelne Verse zitiere, möchte ich einige allgemeine Gedanken dazu äußern. Freundschaft wird sicherlich durch Offenheit und Ehrlichkeit begründet – das haben wir auch gestern schon gehört. Wenn ihr merkt, dass jemand, mit dem ihr zu tun habt, euch immer etwas vormacht oder den perfekten Typen, den perfekten Christen vorspielt, dann wird das auf Dauer nicht gut gehen. Ihr werdet da hineingedrängt, ebenfalls etwas vorzuspielen, und denkt vielleicht, ihr steht schlechter da als der andere. Deshalb muss es Ehrlichkeit und Offenheit geben.
Gerade in der Freundschaft ist es wichtig, aneinander Seelsorge zu üben. Auch einmal Sünde zu bekennen, wie wir im Jakobusbrief Kapitel 5 lesen: „Einer bekenne dem anderen seine Schuld.“ Damit ist nicht unbedingt gemeint, dass jeder nur zum vollamtlichen Seelsorger in der Gemeinde geht. Vielmehr geschieht Seelsorge und Sündenbekenntnis gerade auch untereinander auf gleicher Ebene, von Freund zu Freund, von Freundin zu Freundin. So können wir offen zueinander sein und müssen nichts vorspielen.
Alle Arten der Zuwendung vertiefen Freundschaft. Zuwendung bedeutet einfach, miteinander zu sprechen. Ein Freund, mit dem ich keine Zeit teile, ist kein echter Freund. Ein Freund, mit dem ich nie spreche, kann auch nie wissen, wie es mir geht, wie ich empfinde, wer ich bin. Das heißt: Freundschaft kostet Investition.
Hier merken wir schon, dass es ein äußeres Limit gibt. Wir können gar nicht unendlich viele Freunde haben, weil wir nicht unendlich viel Zeit besitzen. Freundschaft kostet Zeit und Gespräche. Wenn wir immer nur schweigen und einander anschweigen, während wir zusammensitzen, ist das nicht ausreichend. So wie man befreundet und verliebt ist, ist Händchenhalten und in den Sonnenaufgang schauen eine schöne Sache. Man kann sich verliebt in die Augen sehen – das geht eine Zeit lang gut. Aber irgendwann in der Ehe sollte man auch miteinander anfangen zu sprechen.
Genauso ist es in der Freundschaft: Man kann sich immer anschauen und sich verstehen, aber irgendwann muss man auch miteinander sprechen. Gemeinschaft haben und miteinander reden begründet Freundschaft.
Auch Geschenke pflegen Freundschaft, wie wir später noch lesen werden. Dabei sind Geschenke nicht mit Bestechung gemeint, also nicht, dass ich dem anderen etwas gebe, damit er gut über mich redet. Nein, Geschenke drücken einfach eine Verbundenheit aus.
Ich weiß nicht, wie ihr das empfindet, wenn mal ganz unerwartet, außerhalb von Valentinstag, Geburtstag, Weihnachten oder Ostern, jemand mit einem kleinen Geschenk zu euch kommt – etwas, das euch wirklich gefällt. Das ist eine Überraschung, die aufbaut, ermutigt und verbindet.
In der Bibel finden wir an verschiedenen Stellen Freundschaften beschrieben, zum Beispiel zwischen David und Jonathan, eine der bekanntesten Stellen. Sie tauschen Kleidung aus und schenken sich diese als Erinnerung und Zeichen der Verbundenheit. So drückt sich Freundschaft auch in Geschenken aus.
Freundschaft zeigt sich auch in gemeinsamer Zeit, in gemeinsamen Erlebnissen und in der Verfolgung gemeinsamer Ziele. Außerdem drückt man Wertschätzung aus. Freunde sind nicht nur dazu da, sich aneinander zu reiben, wie das scharfe Messer. Nein, Freunde sind auch dazu da, einander aufzubauen.
Wenn es mir schlecht geht, muss ich nicht bis zum nächsten Sonntag warten, um meinen Freund im Gottesdienst zu treffen. Ich kann ihn auch zwischendurch anrufen. Dann können wir am Telefon miteinander beten, uns ermutigen und sagen: „Mach weiter!“ Ein Freund kann mir einen schönen Bibelvers schicken oder ein paar gute Worte, die mich aufbauen. Vielleicht schreibt er mir während der Woche eine Karte mit einem ermutigenden Gruß.
Ich weiß nicht, wie es euch geht. Manchmal ist es so, dass jemand euch am Morgen begegnet und ihr fröhlich zur Arbeit geht. Dann kommt jemand und schnauzt euch an: „Was bist du schon wieder? Was ist das hier für ein schlimmer Tag?“ Plötzlich fühlt ihr euch schlecht, und der Tag startet schlecht. Aber wenn jemand morgens fröhlich zu euch kommt und ehrlich meint: „Super, dass du da bist, ich freue mich!“, dann baut das auf. Es ist nicht ein aufgesetztes Lächeln, das man durchschaut, sondern echte Freude. Das gibt Kraft, um fröhlich in den Tag zu gehen.
Das ist auch etwas, was ein Freund gerade geben soll.
Praktische Hinweise und Zusammenfassung
Um echte Freunde zu finden, müssen wir Gott darum bitten. Ich habe hier aus den Sprüchen ungefähr 60 Punkte gefunden, die uns zeigen, was wir tun können, damit Freundschaft gut gepflegt wird.
Wenn wir für jeden der 60 Verse eine Minute brauchen, dann wären wir ungefähr bis halb zwölf beschäftigt. Das werden wir heute nicht schaffen. Deshalb greife ich hier einfach einzelne Punkte heraus und nenne sie stellvertretend für die ganze Liste der Tipps für gute Freundschaft.
Die Verse aus den Sprüchen geben uns viele Hinweise, und ich werde euch diese Liste noch einmal austeilen. Nicht erst im nächsten Jahr, wenn ihr wiederkommt, sondern noch in diesem Jahr. Die Liste mit den Tipps für Weisheit habe ich schon fertig, ich muss sie nur noch kopieren. Auch von gestern, was die Korrektur angeht, bin ich fast fertig. Ihr werdet dann auch eine vollständige Liste der Verse bekommen, die uns Tipps geben, worauf wir in Gesprächen beziehungsweise in Freundschaften achten sollen.
Wenn wir einmal anfangen, schlagen wir zurück zu Sprüche Kapitel 3. Dort lesen wir in Vers 4 – ich fange schon mal ein bisschen früher an, denn es beginnt schon in Vers 3: „Gnade und Treue sollen dich nicht verlassen, hänge meine Gebote an deinen Hals und schreibe sie auf die Tafel deines Herzens, so wirst du Freundlichkeit und Klugheit erlangen, die Gott und den Menschen gefallen.“
Das heißt, wenn wir allen Menschen gefallen wollen – hier geht es darum, eine gute Beziehung zu haben –, brauchen wir Freundlichkeit und Klugheit. Und diese Freundlichkeit und Klugheit erhalten wir, indem wir uns mit den Geboten Gottes auseinandersetzen und uns von ihnen prägen lassen.
Hier haben wir also zwei Schritte: Wir schauen auf die Gebote. Das Einhalten der Gebote verändert unsere Beziehung zu Gott und gibt uns Klugheit und Freundlichkeit. Das ist wiederum eine gute Voraussetzung für Freundschaft. Freundschaft braucht Freundlichkeit.
In Vers 29 im selben Kapitel lesen wir: „Trachtet nicht nach dem Bösen gegen deinen Nächsten, der arglos bei dir wohnt.“ Das ist eigentlich selbstverständlich, aber auch diese selbstverständlichen Dinge müssen umgesetzt werden. Ich könnte es etwas einfacher übersetzen: Denke nicht böse über deinen Freund, sondern denke Gutes über ihn. Stell dir nicht nur seine Mängel und Fehler vor, sondern trachte auch für ihn nach dem Guten. Bitte für ihn.
Das vertieft eine Beziehung, denn du wirst merken: Freunde sind nicht nur dafür da, dass sie uns etwas Gutes geben. Wenn wir an ihnen interessiert sind, wird auch mehr Interesse an uns bestehen. Vielleicht habt ihr das schon einmal bemerkt: Wenn jemand wirklich etwas Gutes für euch will, wird er euch auch sympathisch. Hier merken wir, dass Freundschaft auf Gegenseitigkeit beruht. Trachte also nicht nur nach etwas Bösem, sondern nach etwas Gutem für deinen Freund – das vertieft die Beziehung.
Nun zu Kapitel 10, wir überspringen einige Verse. Kapitel 10, Vers 11: „Der Mund des Gerechten ist ein Brunnen des Lebens, aber der Gottlose wird in Schande fallen.“ Viele Verse, die ich jetzt nicht alle erwähne, sprechen von Beziehungen und davon, wie wir miteinander reden, wie wir uns ausdrücken und welche Worte wir gebrauchen.
Hier sehen wir einen Aspekt davon: Der gerechte Mund ist ein Brunnen des Lebens. Das heißt, wenn wir gerecht sprechen und uns nach Gott orientieren, ist das wie ein Brunnen des Lebens für den anderen und auch für uns. Wir werden dadurch erfrischt, bekommen Lebensfreude und Lebenskraft, um weiterzumachen und durchzuhalten.
Wir schlagen weiter zu Kapitel 11, Vers 11: „Durch den Segen der Frommen kommt eine Stadt hoch, aber durch den Mund der Gottlosen wird sie niedergerissen.“ Der Fromme baut auf. Das hilft einander, das hilft auch dem anderen.
Eigentlich wollte ich noch einen anderen Vers lesen, der auch gut ist. In Kapitel 10, Vers 12 heißt es: „Hass erregt Streit, aber Liebe deckt alle Sünden zu.“ Das zeigt, dass Freundschaft nicht aus Hass besteht, sondern aus Liebe. Korrektur ist wichtig, aber sie muss unter der Liebe stehen.
In Kapitel 11, Vers 13 lesen wir: „Ein Verleumder verrät, was er heimlich weiß, aber wer getreuen Herzens ist, verbirgt es.“ Wir könnten sagen: Ein guter Freund verrät keine Geheimnisse. Das gilt schon bei kleinen Kindern. Wenn sie ein Geheimnis haben, wollen sie, dass es niemand erfährt.
Wenn man echte Freundschaft hat, sollte man diese Geheimnisse für sich behalten, denn das fördert das Vertrauen. Wenn ich weiß, dass jemand meine Geheimnisse weitererzählt, werde ich ihm nicht erzählen, was mir auf dem Herzen liegt.
Deshalb sollen wir den anderen loben, wenn wir in guter Beziehung stehen, gute Worte haben und auf den anderen hören. Wir sollen ihn nicht schmähen, sondern Frieden miteinander halten. Wir sollten auch versuchen, die Wünsche des anderen zu erfüllen.
In Kapitel 13, Vers 19 wird gesagt, dass wir Geduld haben sollen. In Kapitel 14, Vers 29 lesen wir: „Wer geduldig ist, der ist weise, wer aber ungeduldig ist, der offenbart seine Torheit.“ Auch hier ist Geduld mit dem Freund wichtig.
Sanfte Antworten sind ebenfalls wichtig. In Kapitel 15, Vers 1 heißt es: „Eine linde Antwort stillt den Zorn, aber ein hartes Wort erregt Grimm.“ Korrektur haben wir gestern gehört, aber sie soll mit sanften Worten erfolgen. Wir wollen unseren Freund nicht fertig machen oder uns über ihn erheben, sondern dass er sich so verändert, wie Gott ihn gedacht hat.
Fröhlichkeit ist gut für Beziehungen. In Kapitel 15, Vers 13 steht: „Ein fröhliches Herz tut dem Leib wohl.“ Wir sollten also nicht immer griesgrämig miteinander umgehen, sondern auch Fröhlichkeit mit hineinbringen. Dasselbe gilt für Kapitel 15, Vers 30.
Gute Ratschläge brauchen wir ebenso wie Versöhnung. Wenn wir in Freundschaft sind, müssen wir immer wieder Dinge ausräumen, damit wir nicht im Weg stehen bleiben. Wir sollten offen über Missverständnisse und Fehler sprechen, sie bekennen und auch gegenseitig vergeben.
Ambivalenzen und Warnungen in den Sprüchen
In den Sprüchen, insbesondere in den Kapiteln 17, 18 und 19, habe ich einige Hinweise gefunden, die mir nicht ganz koscher erscheinen. Bereits vorgestern habe ich darauf hingewiesen, dass wir in den Sprüchen manche Aussagen finden, die beschreiben, wie Menschen reagieren. Das bedeutet nicht unbedingt, dass wir so handeln sollen. Vielmehr wird dargestellt, wie Menschen sich verhalten, während uns in anderen Kapiteln der Sprüche gewarnt wird, genau diese Handlungen nicht zu tun.
Es ist klar, dass bestimmte Dinge Freundschaften fördern können, auch wenn sie moralisch nicht erlaubt sind. Ich möchte einige Beispiele nennen.
In Kapitel 17, Vers 8 heißt es: „Bestechung ist wie ein Zauberstein; wem sie gegeben wird, wohin er sich auch wendet, hat er Glück.“ Das bedeutet, wenn du Leute bestichst, freuen sie sich darüber und du bist gern gesehen. Wenn du also mit deinem Koffer voller Geld kommst und es verteilst, werden die Leute dich gerne wiedersehen. Vielleicht ginge es mir auch so, wenn ihr mal vorbeikommt und etwas loswerden wollt – das könnten wir auch tun.
Aber hier wird deutlich gesagt, dass Bestechung zwar Freundschaft bewirkt, diese Freunde jedoch nicht echt sind. Manchmal merkt man das, wie etwa bei Herrn Schneider in Kanada. Er schenkte der CDU an einem großen Tag viel Geld. Nach einigen Jahren war die Freundschaft vorbei, und er klagte gegen sie vor Gericht, um sie fertigzumachen. Freundschaft entsteht hier also nicht wirklich. Es wird gesagt: Wenn du bestichst, bekommst du Freunde, aber das ist nicht der Weg, den wir gehen sollten.
Ein weiterer Punkt findet sich in Vers 9: „Wer Verfehlungen zudeckt, stiftet Freundschaft, wer aber eine Sache aufrührt, macht Freunde uneins.“ Hier habe ich mich gefragt, ob das positiv ist, was wir tun sollen, oder eher ein unlauterer Wettbewerb. Ich habe eher den Eindruck, dass an anderen Stellen deutlich gesagt wird, wir sollen den Finger durchaus auf wunde Punkte legen und Fehler benennen. Es heißt ja auch, wer den Rat gibt, wird später Dank erhalten.
Gestern haben wir gehört: Wer korrigiert, bekommt den Dank desjenigen, den er korrigiert. Hier aber wird das Gegenteil gesagt: Deck einfach alles zu, kümmere dich nicht darum. Wer Verfehlungen zudeckt, hat Freundschaft. Tatsächlich ist es so, dass Menschen gern hören, wenn man ihnen nichts Negatives sagt. Gestern haben wir auch besprochen, dass niemand gern korrigiert wird. Wenn du also nie etwas Böses ansprichst, wirst du mit allen gut auskommen. Wenn du nur sagst: „Du bist in Ordnung“, „Du machst alles richtig“, wirst du dich mit allen gut verstehen.
Ich denke, hier wird eher eine Tatsache beschrieben, wie es ist, aber nicht, wie wir handeln sollen.
In Kapitel 18, Vers 8 steht: „Die Worte des Verleumders sind wie Leckerbissen und gehen einem glatt ein.“ Das bedeutet, Verleumdungen hört man gerne. Man erzählt sich gern, was andere Schlimmes getan haben. Umso mehr man schlechte Dinge über andere berichtet, desto besser steht man selbst dar. Das ist der Sinn dieses Verses.
Diese Worte des Verleumders hört man gerne, und darauf kann Freundschaft aufgebaut werden. Aber an anderen Stellen lesen wir, dass wir nicht verleumden sollen. Gute Freunde verleumden einander nicht. Man soll sich von Verleumdern fernhalten. Obwohl man Verleumdungen gern hört, ist es nicht gut für uns. Deshalb stiftet diese Art von Freundschaft zwar Verbindung, aber wir sollten diesen Weg nicht gehen, um Freundschaften zu erhalten.
In Kapitel 19, Vers 4 heißt es: „Reichtum macht viele Freunde, aber wer arm wird, wird von seinen Freunden verlassen.“ Hier wird festgestellt, wie Menschen tatsächlich leben, aber nicht gesagt, dass wir so leben sollen. Die Sprüche zeigen oft, wie Menschen reagieren, ohne das als Vorbild zu geben.
Zum Beispiel haben wir vorhin gelesen: Suche deine Freunde nicht danach aus, wie reich sie sind. Hier wird nur festgestellt, dass Reichtum viele Freunde bringt. Wenn du zum Beispiel in einer Schulklasse bist, kommen viele gerne zu den Kindern, deren Eltern ein großes Haus, einen Swimmingpool oder einen großen Garten haben. Meine Frau erzählte mir, dass sie in Paris eine Freundin hatte, deren Eltern Unternehmer waren. Diese Freundin hatte oft andere Mädchen zu Besuch und brachte Süßigkeiten mit in die Schule. Andere bekamen dann auch Süßigkeiten ab. So entstehen Freundschaften, aber keine echten, dauerhaften und intensiven Freundschaften.
Deshalb ist das kein Tipp, dem wir folgen sollten.
Im selben Kapitel, Vers 6, steht: „Viele schmeicheln dem Vornehmen, und wer Geschenke gibt, hat Freunde.“ Wer also schmeichelt, hat viele Freunde. Auch das ist kein Ratschlag, sondern eine Feststellung. So ist es, aber als Christen oder als Menschen, die Gott nachfolgen, sollten wir nicht so handeln.
Weiterhin wird in Kapitel 19, Vers 22 gesagt, dass wir gütig sein sollen und gütige Menschen zu Freunden haben sollen. Ich lese das noch einmal: „Ein gütiger Mensch ist der Liebe wert, und ein Armer ist besser als ein Lügner.“ Hier geht es nicht darum, dass Armut besser als Reichtum ist, sondern dass Armut besser als Lüge ist. Es kommt also nicht auf Armut oder Reichtum an.
Ein gütiger Mensch ist der Liebe wert. Wenn wir Liebe geben und eine Beziehung aufbauen wollen, sollten wir gütige Menschen als Freunde wählen.
Wir haben also festgestellt: Bestechung ist falsch, aber Geschenke sind gut, zum Beispiel an Stellen wie 21, Vers 14 und noch an anderen Stellen, die ich gerade nicht finde.
Außerdem sollen wir den anderen zurechtweisen und keine verleumderischen Worte aussprechen. Wir sollen ehrlich zurechtweisen, wie es zum Beispiel in Kapitel 28, Vers 23 steht. Diesen Vers habe ich gestern schon gelesen, aber ich möchte ihn hier noch einmal als positiven Aspekt anführen: „Wer einen Menschen zurechtweist, wird zuletzt Dank haben, mehr als der freundlich tut.“
Das ist ein positiver Hinweis. So sollen wir wirklich handeln: Zurechtweisen, aber in Liebe.
Was Freundschaft zerstört
Ich habe jetzt noch einmal 50 Punkte, was Freundschaft schadet. Wir haben bereits gesehen, was Freundschaft fördert. Nun gibt es einige Stellen in den Sprüchen, die aufzeigen, was Freundschaft schadet. Diese werde ich jetzt noch etwas zusammenfassen.
Also drei Minuten, okay? Ja, drei Minuten – das wird schwierig. Ich muss mal ausrechnen: 50 Punkte, drei Minuten, das sind etwa drei Sekunden pro Punkt. Naja, ich probiere mal, einige Punkte herauszunehmen und andere zusammenzufassen. Die Stellen als Belege könnt ihr gerne nachher nachlesen, ich gebe sie euch ja.
Freundschaft wird behindert durch Eigensucht. Es muss nicht immer alles so sein, wie ich es mir vorstelle. Freundschaft bedeutet auch, einen Teil von mir preiszugeben. Es darf nicht immer so sein, dass der andere tun und sagen muss, was ich gerne will. Bei unseren Kindern beobachte ich das oft: Wenn sie zusammen spielen, sagt die eine Tochter zur anderen: „Jetzt musst du das sagen und jetzt musst du das tun.“ Zusammen spielen funktioniert nur, wenn der andere auch das tut, was ich gerne will. Manche wollen das später auch in der Ehe oder in der Freundschaft so machen: „Jetzt musst du mich loben und jetzt müssen wir das tun.“ Nein, so geht das nicht.
Freundschaft sind ja zwei gleiche Personen, die einander begegnen. Das heißt, ich muss auch ein Stück von mir preisgeben. Eigensucht zerstört Freundschaft.
Mangelnde Einsicht in die eigenen Fehler oder die fehlende Erkenntnis, dass ich überhaupt auf andere angewiesen bin und Freundschaft brauche, zerstören Freundschaft ebenfalls. Wenn ich nur immer denke, der andere ist der Böse und er sollte mir mal seine Sünden bekennen, und dann vergebe ich ihm gnädig, wird das Freundschaft nicht fördern, sondern eher zerstören.
Eine einseitige Zuwendung, bei der immer nur der eine zuhört, Geschenke gibt oder vergibt, zerstört Freundschaft auch. Freundschaft muss auf Gegenseitigkeit beruhen, gerade auch wenn Seelsorge in Freundschaft geübt wird – gegenseitig, nicht nur in einem Gefälle, bei dem der eine oben steht und der andere der arme Sünder ist.
Faulheit finden wir in den Sprüchen als etwas, das Freundschaft zerstört. Der eine ist fleißig und muss immer leihen, geben und helfen, während der andere sich wie eine Tür in der Angel dreht und sich nur bedienen lässt. Das macht Freundschaft kaputt.
Wenn ich keinen Widerspruch ertrage und Freunde nur danach aussuche, dass sie mir zustimmen, zerstört das mit der Zeit Freundschaft.
Freundschaft wird auch zerstört, wenn ich immer nur Angst vor Enttäuschungen habe. Vielleicht denke ich: „Ich erzähle das jetzt nicht, ich gebe nichts preis, weil der andere vielleicht nicht so reagiert, wie ich es mir vorstelle.“ Dahinter steckt mangelnder Mut und Misstrauen gegenüber anderen Menschen. Ich bin doch der Einzige, der weiß, wie es gut geht.
Als Menschen tendieren wir manchmal dazu, auch in der Arbeit so zu denken. Ich habe selbst schon manchmal gemerkt, dass ich am liebsten alles selbst machen würde. Zum Beispiel bei einer Einsatzwoche mit Schülern: Wenn ich mit einem Schüler eine Jugendstunde vorbereite, brauche ich die dreifache Zeit, weil ich alles erklären und durchgehen muss. Wenn ich aber denke, ich mache alles selbst, dann ist es schneller erledigt.
Wenn ich immer nur denke, ich bin der große Held und brauche keine anderen Menschen, entsteht keine Beziehung, keine Freundschaft. Das hilft weder dem anderen noch mir, sondern führt höchstens dazu, dass ich eingebildet werde oder nur groß von mir denke. Das ist nicht gut für jede Art von Beziehung – und auch nicht gut für Freundschaft.
Völlig klar: Wir brauchen auch Freundschaft, um unseren Selbstwert nicht nur in Äußerlichkeiten zu suchen. Das kann Freundschaft zerstören, wenn ich mich immer nur mit dem anderen messen will – was ich habe, was der andere erzählt, was er gemacht hat. Ich höre dann nicht nur zu und nehme Anteil, sondern versuche, das zu übertrumpfen, weil ich meine, dadurch mehr Anerkennung zu bekommen oder die Freundschaft würde sich dadurch vertiefen.
Nun nenne ich nur einige wenige Verse als Beispiele. Zum Beispiel wird gesagt, wir sollen nicht vorbehaltlos für andere bürgen. Das ist finanziell gemeint. Freundschaft kann belastet werden, wenn ich mich zu stark finanziell bei dem anderen engagiere und sich Geschäft, Privat und Freundschaft vermischen. Das kann belastend sein. Darauf weisen die Sprüche an einigen Stellen hin, zum Beispiel in Sprüche 6,1-5.
In Sprüche 6,12-15 finden wir den Hinweis, dass man kein Doppelleben führen soll, weil auch das Freundschaft erschwert und Beziehungen zerstört. Dort heißt es: „Des Gottlosen Lust ist der Schaden zu tun, aber die Wurzel des Gerechten wird Frucht bringen. Der Böse wird gefangen in seinen falschen Worten, aber der Gerechte entgeht der Not. Viel Gutes kommt einem Mann durch die Frucht seines Mundes, und dem Menschen wird vergolten nach den Taten seiner Werke.“ Der Böse wird gefangen in den falschen Worten – das ist Doppelleben. Er sagt etwas und lebt etwas anderes. Das zerstört Beziehungen. Er wird gefangen, das hält auf Dauer nicht.
Häufig sind die Sprüche verschlüsselt und stellen Dinge in Bildern dar, aber das ist gemeint: Er ist nicht ehrlich dabei.
Zur Faulheit, die Mitmenschen schadet, finden wir zum Beispiel in Kapitel 10, Vers 26: „Wie Essig den Zähnen und Rauch den Augen, so tut der Faule den, die ihn senden.“ Wenn du auf jemanden vertraust und dieser ist faul, klappt das auf Dauer nicht. Das zerstört Beziehungen.
Jetzt könnten wir einige Zeit darüber nachdenken, wie es mit dem Essig und den Zähnen und dem Rauch und den Augen gemeint ist. Aber ihr merkt schon, das ist negativ gemeint. Rauch beißt in die Augen, man sieht nicht mehr klar, und Ähnliches ist mit dem Essig gemeint, der die Zähne stumpf macht, sodass man nicht mehr richtig essen kann.
Es gibt noch andere Punkte, die ich nur nenne, ohne die Bibelstellen zu zitieren: Wenn wir immer nur mit Sorgen kommen, zerstört das Beziehungen. Nicht, dass wir keine Sorgen besprechen sollten, aber Freundschaft ist nicht nur, Sorgen miteinander zu teilen.
Unbedachte Worte schaden sowohl mir als auch dem anderen. Übermut tut selten gut – das steht zwar nicht explizit, aber Übermut bringt Streit, wie wir in 13,10 lesen.
Zorn und Intrigen schaden mir und anderen. Eifersucht zerfrisst das Herz und zerstört Beziehungen. Streit sollten wir natürlich vermeiden, denn er zerstört Beziehungen (16,28). Doppeldeutiges Reden (16,30) und das Preisgeben von Geheimnissen zerstören Freundschaft. Ich habe ja vorher gesagt: Geheimnisse sollte man behalten.
Stolz, als Zeichen der Gottlosen, zerstört Beziehungen ebenso. Wer schnell wütend wird, zerstört Beziehungen. Auch der, der dem Alkohol anhängt – dazu gibt es sehr schöne Verse, die die Auswirkungen beschreiben, zum Beispiel Kapitel 23,29-35. Alkohol führt zu Weh, Zank, Streit und zerstört ebenfalls Beziehungen.
Schadenfreude zerstört Beziehungen (Kapitel 24,17). Wenn ich Geschenke verspreche, die ich nicht einhalten kann – oder generell Dinge verspreche, an die ich mich nicht halte – erweise ich mich als unzuverlässig. Das zerstört Beziehungen (Kapitel 25,14).
Wenn ich versuche, bei jemandem, der missmutig oder traurig ist, mit fröhlichen Liedern einfach darüber hinwegzugehen, ist das auch nicht gut für die Freundschaft (Kapitel 25,20). Stellt euch vor, jemand sagt: „Gerade ist mein Vater gestorben.“ Und ihr antwortet: „Ja, freuen wir uns und feiern wir miteinander und singen ein fröhliches Lied.“ Dann merkt ihr wahrscheinlich, dass das die Freundschaft nicht fördert. Die Sprüche sind da sehr realistisch: Fröhlichkeit ist gut, aber wenn jemand traurig oder missmutig ist, sollte man nicht gerade dann mit ihm singen.
Zorn sollte unter Kontrolle bleiben, sonst vernichtet er (Kapitel 25,28). Auch in Beziehungen sollten wir unseren Zorn kontrollieren. Wenn er nach außen bricht, sagen wir Dinge, die eine Beziehung auf Dauer belasten. Das kann manchmal auch in der Ehe so sein: Man erinnert sich plötzlich an Dinge, die vor Jahren gesagt wurden und die sehr verletzt haben. Deshalb ist es besser, den Zorn zu kontrollieren und Dinge nicht auszusprechen, die Beziehungen schaden.
Zänkische Menschen fangen nur Streit an und sind nicht gut für Freundschaft. Hass und Habgier zerstören ebenfalls Beziehungen (28,25). Wer anderen immer nur schmeichelt, stellt ihnen eine Falle – auch das ist nicht gut für Beziehungen. Hochmut ist schlecht (Kapitel 29,23).
Naja, und dabei lassen wir es. Ich könnte euch jetzt noch viele weitere Punkte nennen, aber ich will es dabei belassen. Ich könnte euch zum Schluss noch sagen: Such dir Freunde, denn du brauchst sie. Oder mit einem Slogan, der vielleicht von Nike stammt: „Just do it.“ Auf Deutsch: „Mach es einfach.“ Such dir Freunde, denn sie werden nicht vom Himmel fallen.
Es wird kaum passieren, dass jemand aus heiterem Himmel sagt: „Ich will dein Freund sein.“ Es wäre schön, wenn das passiert, aber meistens beruht Freundschaft auf Gegenseitigkeit. Man nähert sich langsam an, und plötzlich ist man wie von einem Magneten zusammengezogen, und Freundschaft entsteht.
Ihr müsst selbst aktiv werden und daran denken: Egal wie toll wir uns halten, ihr braucht Freunde. Die Bibel sagt es uns.
Freunde sind gut. Ich habe euch die Punkte genannt und gesagt, vor wem ihr euch hüten sollt, wenn ihr Freundschaften schließt. Achtet darauf, nicht jeden erstbesten zu nehmen. Sonst ist der Vertreter an der Haustür da, lächelt euch an und sagt: „Ich bin der Freund von allen, besonders von denen, die diese Staubsaugermarke kaufen.“ Und ihr sagt: „Ja, ich suche schon lange einen Freund. Also kaufe ich den Staubsauger, dann habe ich einen Freund.“ Nein, so natürlich nicht.
Wir haben gesehen, welche Punkte Freundschaft fördern. Denkt daran und lest sie später noch einmal durch. Ich habe euch einige genannt: Zeit miteinander zu teilen, Geschenke, den anderen zu verstehen, auf einer Ebene auch mal Sünde zu bekennen usw. Und jetzt habe ich euch zum Schluss einige Punkte genannt, die Freundschaft zerstören. Meidet sie nach Möglichkeit in einer Beziehung, in einer Freundschaft.
Wir wollen nur noch zusammen aufstehen und miteinander beten.
Vor ein paar Jahren waren wir in der Schweiz in einer christlichen Wohngemeinschaft und wollten uns auf einen Straßeneinsatz vorbereiten. Einer der Jungchristen hatte ein Buch mitgebracht, das möglicherweise einige von euch kennen: den Bestseller von Dale Carnegie „Wie man Freunde gewinnt“. Es ist nichts Christliches, sondern einfach allgemeine Tipps, wie man miteinander umgeht. Manche Tipps sind eher für Manager oder Verkäufer gedacht, zum Beispiel, was man Leuten möglichst nicht sagen sollte, damit sie einen sympathisch finden.
Ich hörte mir einige dieser Ratschläge an und war mit der Zeit immer mehr genervt. Ich dachte: Nein, das gibt es doch nicht. Ich muss doch echt sein, ich muss ehrlich sein. Ich kann den Leuten doch nicht irgendetwas vorspielen, damit sie mich toll finden oder damit sie hinterher auf das Evangelium hereinfallen oder nicht hereinfallen.