Wir sind heute gedanklich mit dem Herrn Jesus weiter im Markus-Evangelium unterwegs. Heute kommen wir nach Kapernaum. Jesus ist ja im etwa vierzig Kilometer entfernten Nazareth groß geworden. Dort hat er seine Kindheit und Jugend verbracht.
Als er mit seinem öffentlichen Dienst beginnt, wird Kapernaum sehr schnell seine Wahlheimat. Deshalb wird Kapernaum in den Evangelien manchmal auch als seine Stadt bezeichnet. Es war die Stadt, zu der der Herr Jesus immer wieder zurückkehrte, wenn er auf Predigtreisen unterwegs war oder nach Jerusalem gereist ist und wieder nach Galiläa zurückkehrte.
Da in der Regel eine neue Synagoge immer auf den Fundamenten einer alten Synagoge gebaut wird, können wir davon ausgehen, dass der Herr Jesus genau an dem Platz war, den wir auf dem Bild sehen. Die Synagoge, die dort zu sehen ist, wurde zwar erst im fünften Jahrhundert gebaut, also nicht zur Zeit des Herrn Jesus, aber sie steht auf den Fundamenten einer alten Synagoge.
Das heißt, wenn wir heute Morgen nach Kapernaum kommen und diese Geschichte hören, können wir genau sagen, wo diese Geschichte stattgefunden hat.
In Kapernaum hat der Herr Jesus wahrscheinlich auch Petrus und Andreas getroffen. Auch wenn diese beiden Brüder, so lesen wir es im Johannesevangelium 1, ursprünglich aus Bethsaida kamen, liegt Bethsaida nicht weit von Kapernaum entfernt.
Markus lässt uns in dem Text, den wir gleich lesen werden, einen ganzen Tag im Leben des Herrn Jesus miterleben. Wenn man alle Evangelien durchliest und versucht, die verschiedenen Ereignisse auf verschiedene Tage aufzuteilen, kommt man auf etwa 52 Tage, die mehr oder weniger vollständig aus dem Leben des Herrn Jesus berichtet sind.
Das, was wir gleich lesen werden, ist ein vollständiger Tag im Leben des Herrn Jesus. In dem Text wird auch die Heilung der Schwiegermutter des Petrus erwähnt. Darauf möchte ich aber nicht näher eingehen, weil wir bei Markus später noch weitere Krankenheilungen miterleben werden. Dort werden wir uns noch intensiver mit Krankenheilungen beschäftigen.
Eines möchte ich dennoch zum Schwiegermuttertext sagen: Schon beim oberflächlichen Lesen dieses Textes fällt auf, dass der erste Papst nach der Lehre der katholischen Kirche, also Petrus, nach dem Bericht des Markus hier verheiratet war.
Man erkennt daran, dass die Lehre, Priester und Päpste dürften nicht heiraten, sich ganz sicher nicht mit der Bibel begründen lässt, sondern auf anderen Dogmen beruht.
Aber jetzt hören wir den Bericht im Originalton. Wir sind heute Morgen in Kapernaum. Ich lese aus Markus 1, ab Vers 21 bis Vers 39, also eine etwas größere Passage. Ihr seht dort auch die entsprechenden Umrundungen der Worte. Das sind die verschiedenen Zeiten an diesem einen Tag, wann was passiert ist.
Sie gehen nach Kapernaum hinein, und sogleich ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Die Menschen erstaunten sehr über seine Lehre, denn er lehrte wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.
Sogleich war in ihrer Synagoge ein Mensch mit einem unreinen Geist. Er schrie auf und sagte: „Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich kenne dich, wer du bist: der Heilige Gottes!“ Jesus bedrohte ihn und sprach: „Verstumme und fahre von ihm aus!“
Der unreine Geist zerrte ihn, und er rief mit lauter Stimme. Dann fuhr der Geist von ihm aus. Alle entsetzten sich, sodass sie sich untereinander befragten und sagten: „Was ist dies? Eine neue Lehre mit Vollmacht! Den unreinen Geistern gebietet er, und sie gehorchen ihm.“
Die Kunde von ihm ging sogleich überall in die ganze Umgegend Galiläas hinaus.
Sobald sie aus der Synagoge hinausgingen, kamen sie mit Jakobus und Johannes in das Haus Simons und Andreas. Die Schwiegermutter Simons aber lag fieberkrank da. Sofort sagten sie Jesus von ihr, und er trat hinzu, ergriff ihre Hand und richtete sie auf. Das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen.
Als es Abend geworden war und die Sonne unterging, brachten alle Leidenden und Besessenen zu ihm. Die ganze Stadt war an der Tür versammelt. Jesus heilte viele, die an mancherlei Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Er ließ die Dämonen nicht reden, weil sie ihn kannten.
Frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand Jesus auf, ging hinaus und an einen einsamen Ort, um dort zu beten. Simon und die, die mit ihm waren, eilten ihm nach. Sie fanden ihn und sagten: „Alle suchen dich!“ Er antwortete ihnen: „Lasst uns anderswo in die benachbarten Marktflecken gehen, damit ich auch dort predige. Denn dazu bin ich ausgegangen.“
So ging er und predigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und trieb die Dämonen aus.
Stell dir vor, du hättest diesen Tag damals in Kapernaum miterlebt. Ich bin mir sicher, du hättest ihn nie mehr vergessen, denn an diesem Tag war buchstäblich der Teufel los. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass Jesus stärker ist als jede dämonische Macht.
Genau deshalb habe ich diese Predigt mit dem Satz überschrieben: Der Teufel ist los, doch Gott ist groß. Der Schwerpunkt liegt auf dem zweiten Teil des Satzes: Der Teufel ist los, doch Gott ist groß.
Der Teufel ist ja nicht allgegenwärtig, das heißt, er kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Vielleicht war er hier in Kapernaum gar nicht persönlich anwesend, aber seine Dämonen waren da. Sie stehen unter seinem Befehl. Deshalb kann man zu Recht sagen: Hier in Kapernaum war der Teufel los.
Ihr habt gemerkt, in Vers 21 sind wir in der Synagoge zur Zeit der Lesung und der Lehre, also wahrscheinlich am Vormittag. In Vers 29 sind wir dann vermutlich gegen Mittag.
Wenn so die ersten Lesungen zu Ende sind, erleben wir in Petrus' Haus in Vers 32 den Abend in Kapernaum. So haben wir einen ganzen Tag in Kapernaum vor uns.
Aber fangen wir mal beim Morgen an. Jesus kommt also mit seinen vier Jüngern am Sabbat in die Synagoge nach Kapernaum, und er lehrt dort. Wir wissen aus dem Lukasevangelium, dass es seine Gewohnheit war – so steht es dort wörtlich –, am Sabbat in die Synagoge zu gehen.
Es ist wichtig, dass ich gute Gewohnheiten habe, die mich weiterbringen, egal ob ich Lust dazu habe oder nicht. Deshalb ist es gut, es mir auch zur Gewohnheit zu machen, in den Gottesdienst zu gehen, um Gottes Wort zu hören und um andere Christen zu treffen. Nicht, weil ich nie etwas anderes vorhätte, sondern weil Gott es will und weil ein Gottesdienst mir helfen soll, Gott besser kennenzulernen und zu seiner Ehre zu leben.
Die Leute, die an jenem Morgen in Kapernaum dabei waren, als Jesus lehrte, merkten: „Mensch, der Mann da vorne, der predigt doch ganz anders als unsere Schriftgelehrten.“ Sie erstaunten – so haben wir gelesen – über seine Lehre. Das Wort, das hier mit „Erstaunen“ übersetzt wird, heißt eigentlich: „Ich verliere fast die Fassung, also noch nicht ganz, aber fast.“ Das heißt, sie waren ergriffen von dem, was Jesus hier gesagt hat.
Die Leute sagen hier, die Worte, die Jesus spricht, sind Worte mit Vollmacht. Und deswegen können wir fragen: Was waren das für Worte? Was ist das Besondere? Was ist der Unterschied zwischen einer Rede und einer Rede mit Vollmacht?
Die Jünger, die auf dem Weg nach Emmaus waren, sagten über die Worte des Herrn Jesus: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er uns die Schrift öffnete?“ Das ist eine Umschreibung für Vollmacht. Wenn jemand vollmächtig Gottes Wort sagt, dann wird es mein Herz berühren. Es wird ein Feuer der Leidenschaft in meinem Leben auslösen, und dieses Feuer wird dann auch Dinge verbrennen, zu denen Gott Nein sagt.
In Ephesus zum Beispiel ist das buchstäblich passiert. In Apostelgeschichte 19 lesen wir, dass die Leute, die gläubig geworden waren, kamen, ihre Taten bekannten und gestanden. Dann lesen wir, dass zahlreiche von denen, die Zauberei getrieben hatten – so wird es dort übersetzt – die Bücher zusammentrugen und sie vor allen verbrannten. Sie berechneten ihren Wert. Man beachte die Reihenfolge: Sie haben es erst verbrannt und dann den Wert berechnet. Sie kamen dann auf fünfzigtausend Silbertrachmen.
Das heißt, die Epheser hatten durch die Predigt des Paulus verstanden, dass Gott die Magie, die wir betreiben, hasst. Diese vollmächtigen Worte des Paulus bewirkten, dass die Epheser umgerechnet 4,5 Millionen Euro in Feuer aufgehen ließen. Das hat es in ihrem Leben bewirkt, weil in ihrem Herzen ein Feuer für Jesus zu brennen begann.
Worte der Vollmacht, die der Herr Jesus ja hier in Kapernaum spricht, erleben wir auch in der Pfingstpredigt von Petrus. In Apostelgeschichte 2 lesen wir: „Als sie diese Predigt hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und zu den anderen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Brüder?“ Petrus sagt ihnen dann: „Tut Buße.“
Also Worte der Vollmacht werden in meinem Leben eine Reaktion auslösen. In Johannes 13 sagt der Herr Jesus: „Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut.“ Worte der Vollmacht bewirken nicht nur Wissen – das auch –, sondern vor allem Tun. Und nicht nur äußeres Tun, sondern ein Tun, das motiviert wird von meiner Liebe zu Jesus. Ich tue es nicht nur irgendwie, sondern aus Liebe zu ihm.
Ich glaube, wir kennen das: Ich habe ein seelsorgerliches Problem, ich frage jemanden zu meinem Problem oder ich sitze in einer Verkündigung und plötzlich merke ich, ich stehe vor Gott. Der, der jetzt etwas zu mir sagt, tritt völlig in den Hintergrund, weil ich merke: Hier erreichen Worte mein Herz. Mir ist klar: Hier redet Gott mit mir. Das sind vollmächtige Worte.
Das erleben die Leute in Kapernaum an diesem Sonntagmorgen. Und deswegen kommen Worte mit Vollmacht immer aus dem Wort Gottes, und sie führen auch immer zu Gott. Das heißt nicht, dass es unbedingt immer Bibelverse sein müssen. Aber was gesagt wird, wurzelt im Wort Gottes. Vollmächtige Worte sind nicht meine Worte, vollmächtige Worte sind immer Gottes Worte.
Ich sage nur das weiter, was Gott einer bestimmten Person oder einer bestimmten Gruppe aufs Herz legt. Sie werden immer Jesus in den Mittelpunkt rücken. Er ist die Mitte der Schrift, er ist das Ziel der Zeit, Jesus ist der Mittelpunkt der Anbetung in der Ewigkeit. Wir haben dieses Lied gesungen: „Du bist würdig“ – das kommt ja aus der Offenbarung.
Wenn du Menschen ermutigen willst, dann wirst du nicht weit kommen, wenn du sie schiebst. Das kannst du gerne machen, viel Freude dabei, du wirst gewisse Teilerfolge haben. Aber du wirst schnell merken: Dein ganzes Reden wird über die Länge gesehen Worte der Ohnmacht sein.
Wenn du Menschen ermutigen willst, dann zeig ihnen Jesus. Das ist das Prinzip des Neuen Testaments. Das sind Worte, die Vollmacht haben. Zeig ihnen, der Herr Jesus will jetzt deine Hilfe sein. Zeig ihnen: Du, deine Situation ist schwierig, aber auch der Herr Jesus hat in einer ähnlichen Situation sein Recht aufgegeben.
Zeig ihnen: Natürlich ist es klar, du willst dich da durchsetzen, aber hast du schon auf Jesus geschaut? Er war nicht der Pascha, er war der Diener. Zeig ihnen, zeig ihnen, zeig ihnen Jesus. Das sind Worte der Vollmacht.
Und weißt du, wenn ich denke, ich will Worte der Vollmacht sprechen, um gut rüberzukommen, dann ist meine Motivation von vornherein schon falsch. Mein Gebet darf doch sein: Jesus, lass mich von dir reden, um dich groß zu machen. Wenn das mein Anliegen ist, dann wird Gott es schenken, dass ich Dinge auch in Worten der Vollmacht sagen kann.
Denn es ist – ich sage es noch einmal – ja nicht meine Vollmacht, es ist nicht meine Autorität, sondern die Autorität legt Gott selbst in diese Worte hinein. Und er macht das nur, wenn es um Jesus geht. Es macht Gott doch nicht, wenn es um mich geht.
Deshalb waren die Worte des Herrn Jesus auch so anders. Den Schriftgelehrten – das war ja der Vergleich hier in diesem Text – ging es nur darum, den Leuten irgendwelche Regeln aufzulegen, und es ging ihnen im Grunde genommen um sich selbst. Das war der Punkt.
Aber dem Herrn Jesus ging es darum, seinen Zuhörern zu zeigen, wie es in einem Lied ausgedrückt wird: Was könnte Gott aus deinem Leben machen, wenn du ihn nur Herr sein ließest, ganz und gar?
Gott möchte, dass ich jeden Tag mehr über seine Gnade staune und mich über ihn freue.
Aber auch wenn ich mit Gott und in seinem Licht lebe, bin ich in dieser Welt immer wieder mit Finsternis konfrontiert. Das liegt daran, dass die Bibel sagt, Satan sei der Gott dieser Welt. Sie erklärt, dass er den Ungläubigen den Sinn verblendet hat, sodass sie das helle Licht des Evangeliums nicht sehen.
Diese Finsternis berührt mich meist durch die Einstellung der Menschen, mit denen ich zu tun habe. Ich merke, ihr Lebensstil steht im starken Gegensatz zu dem, was Gott in seinem Wort sagt. Gleichzeitig spüre ich auch in meinem eigenen Herzen eine gewisse Offenheit oder Faszination für die Finsternis dieser Welt – im weitesten Sinne.
Ich merke, dass meine sündige Natur von der Dunkelheit dieser Welt und der Sünde magnetisch angezogen wird. Diese Kraft spüre ich deutlich. Es gibt aber auch Situationen, in denen ich der Finsternis buchstäblich begegne. Situationen, in denen ich merke, dass ich es mit einer unsichtbaren Welt zu tun habe.
So ist es hier in Kapernaum. Es war die Antrittspredigt des Herrn Jesus. Das wünscht man eigentlich keinem Prediger, der seine erste Predigt hält, dass er an der Kanzel zittert und jemand dazwischen schreit. Wenn du so etwas schon einmal erlebt hast, weißt du, dass das, was Markus hier beschreibt, eine sehr realistische Darstellung ist, wie es aussieht, wenn ich einem Dämon begegne.
Ich gehe davon aus, dass dieser Mann völlig unauffällig in seiner Reihe in der Synagoge saß. Er war nicht in der Satanskirche, sondern in einem frommen Umfeld. Hier steht, der Mann hatte einen unreinen Geist. Damit kann man eigentlich jeden dämonischen Geist beschreiben, denn ein Geist, der mit dem reinen Gott nichts zu tun haben will, ist ein unreiner Geist.
Trotzdem fällt auf, dass es bei der Anbetung Satans sehr oft auch um sexuelle Unreinheit geht. Wir lesen das ein paar Kapitel weiter bei Lukas, zum Beispiel in Lukas 8, wo der besessene Gerasener keine Kleider anhatte. Als Jesus ihn befreit, ist eines der ersten Dinge, die er tut, dass er sich Kleider anzieht.
Hier in Kapernaum war der Mann wahrscheinlich angezogen, davon gehe ich aus, wenn er in der Synagoge saß. Aber jetzt schreit der Geist Jesus an. Vielleicht ist es euch aufgefallen: Der Geist redet manchmal vom Ich und manchmal vom Wir. Das heißt, er spricht manchmal als Sprecher der anderen und manchmal von sich selbst.
Wenn ein Geist aus einer Person spricht, so wie wir es hier lesen, kann es sein, dass diese Person plötzlich mit einer ganz anderen Stimme redet. Es kann sein, dass zum Beispiel eine Frau mit einer Bassstimme spricht, die überhaupt nicht zu ihr passt. Du merkst plötzlich, da redet jemand anders – das ist nicht diese Person.
Das finde ich an diesem Text auch faszinierend: Da war ein Mensch, Gott sei Dank ein Mensch. Aber das, was hier eigentlich redet, sind die Mächte in diesem Menschen.
In der Psychiatrie spricht man auch von dissoziativen Identitätsstörungen. Das heißt, verschiedene Persönlichkeiten wohnen in einem Menschen und reden aus ihm heraus. Diese Persönlichkeiten sind komplett anders, haben unterschiedliche Namen und Stimmen.
Ich bin zurückhaltend zu sagen, dass das immer dämonisch ist. Ich halte es zumindest für möglich, dass so eine Persönlichkeitsstörung auch entstehen kann, wenn man sich gedanklich schützen will – vor allem vor fortgesetztem Missbrauch.
Aber wenn ich dann von einer Psychologin höre, dass sie erlebt hat, wie sich bei einem Menschen die Augenfarbe verändert hat, als so ein Geist aus ihm sprach, erinnert mich das stark an die Situation hier in Kapernaum.
Seit dem Sündenfall gibt es eine unsichtbare, jenseitige Welt. Wenn du Situationen erlebst wie hier in Kapernaum, ist diese Welt zum Greifen nahe. Das steht dann nicht nur irgendwo geschrieben, sondern du bist plötzlich mit dieser Welt konfrontiert.
Gott sagt in 5. Mose 18: „Nimm niemals, niemals Kontakt mit dieser Welt auf.“ Unsere russlanddeutschen Geschwister würden sagen: „Nimm niemals nicht Kontakt auf.“ Wenn Gott das sagt, muss es möglich sein, keinen Kontakt mit dieser Welt zu haben.
Das haben wir schon bei den Ephesern gesehen. Sie hatten Bücher, die für sie wie ein Navi in diese unsichtbare Welt hinein waren. Sie erlebten die Kräfte dieser Welt und konnten sie auch für sich nutzbar machen.
Es beginnt oft ganz unscheinbar und wird dann immer heftiger. Vielleicht lasse ich mir ein Horoskop stellen, lasse mir die Hand lesen oder nehme an einer Sitzung teil, in der es um Tischerücken geht. Solche Situationen führen langsam dazu, dass ich mit diesen Mächten in Kontakt komme.
Jemand erzählte mir einmal, er sei in einen Raum gegangen, in dem noch das Ouija-Brett lag, das in so einer Sitzung benutzt wurde. Dann habe er einen Schlag bekommen, so stark, dass er sofort den Raum verlassen musste.
Aber es war niemand in dem Raum. Offensichtlich war niemand drin. Trotzdem war der Schlag echt.
Es ist das Streben nach übersinnlicher Erfahrung und die konkreten Schritte, die ich gehe, die mich in die Arme dieser dämonischen Mächte treiben – wie diesen Mann hier in Kapernaum.
Übrigens, wenn ich mich auf diese Dinge eingelassen habe, ist es sehr wichtig, dass ich das in der Seelsorge zur Sprache bringe, es benenne und sage: Jesus, ich will damit nichts mehr zu tun haben.
Die Frage wird immer wieder gestellt: Warum ist das wichtig? Ich weiß doch, Jesus hat mir alle meine Sünden vergeben, auch diese Sünden, als ich zu ihm gekommen bin. Ja, das stimmt. Jesus hat mir alle meine Schuld vergeben.
Aber wenn ich mich diesen Mächten anvertraut habe, dann wollte ich Hilfe von ihnen. Deshalb werden Sünden gerade im Alten Testament im okkulten Bereich von Gottes Seite her mit Ehebruch verglichen. Ich setze mein ganzes Vertrauen auf eine dämonische Macht. Ich bin ganz nah bei dieser Macht. Und ich setze nicht mein Vertrauen auf den Gott, der mich gemacht hat.
Das ist so, als wenn ich eine Beziehung eingehe, aber davor schon viele andere Beziehungen hatte. Wenn ich meinen jetzigen Partner dann heirate, bin ich verheiratet – jawohl – und das gilt, egal, was der Partner von meinen vorherigen Beziehungen weiß oder nicht. Aber in der Regel werden meine verschwiegenden Beziehungen das tiefe Verhältnis zu meinem Ehepartner trüben.
Wenn ich diese alten Beziehungen aufräume, kann mein Verhältnis zu meinem Ehepartner viel tiefer werden. So ist es auch mit Gott. Vergebung ist da, ja, zum Glück. Aber wenn ich erkenne, wie tief ich mich gegen Gott mit meiner Abgötterei versündigt habe, wird es mir wichtig sein, es zur Sprache zu bringen und nicht länger unter der Decke zu halten.
Ich will mit Gott meinen Weg gehen und nicht auf meiner Lebenskommode die Bilder derer ausstellen, mit denen ich vorher irgendwelche Beziehungen hatte. Das passt nicht zusammen.
Wenn Dinge in meinem Leben sind, die mit Magie zu tun haben, ist es wichtig, dass ich diese Dinge wegwerfe – am besten verbrenne. Ich habe schon erlebt, dass Leute Dinge weggeworfen und sie dann wieder aus dem Müll geholt haben, weil sie innerlich nicht davon loskamen.
Zu diesen Dingen gehören zum Beispiel Bücher oder Filme, die mich zur Magie anleiten. Dazu gehört natürlich ein Bierbrett, dazu gehören auch afrikanische Masken, die für Magie benutzt worden sind. Andere Dinge haben nicht direkt mit Magie zu tun, machen mich aber offen dafür.
Ich denke an das Horoskop, ich denke an dieses Nazar-Amulett, auch das türkische Auge genannt, das man in jeder Dönerbude sieht. Das kann ich mir nicht als Schmuck irgendwo an die Hand pinnen oder irgendwo anders hin. Es hat eine ganz andere Bedeutung.
Du musst aber keine Jagd auf diese Dinge machen und krampfhaft überlegen: Gibt es doch irgendwelche Sachen in meinem Leben, wo ich mein Vertrauen auf irgendwelche Mächte lenken wollte? Lass dir von Gott zeigen, was nicht zu ihm passt.
Ich weiß noch, als ich auf meinem Bürostuhl saß und betete und sagte: Herr, super, dass es bei mir in der Wohnung nichts in diese Richtung gibt. Kaum hatte ich das gesagt, fiel mein Blick auf einen Dreamcatcher, den mir jemand mal geschenkt hatte. Das sind so Reifen mit Federn, die – so glauben die Indianer – schlechte Träume von mir fernhalten sollen.
Ich dachte: Okay. Als ich das Teil dann in den Müll geworfen hatte, habe ich mir noch einmal bewusst gemacht: Herr, ich will meine Wand nicht mit Dingen schmücken, die mich einladen, Erfahrungen zu machen mit einer unsichtbaren Welt, die mit dir nichts zu tun hat.
In diesem Text wird deutlich, dass Dämonen Angst haben. Sie fürchten, dass Jesus sie in den Abgrund schickt, wo sie auf ihr Gericht warten müssen. Dort verlieren sie ihre Macht, die sie bisher über Menschen und Tiere ausüben konnten.
Das sehen wir auch in der Bibel. Es sind nicht nur Menschen, die von diesen Mächten beherrscht werden, sondern auch Tiere. Denkt an die Herde Schweine, die sich selbstmörderisch in den See Genezareth stürzte – das waren besessene Tiere.
Unser Text zeigt, dass dies ein großes Problem in Galiläa war, und vielleicht nicht nur dort. Wenn wir gedanklich an den Abend dieses Tages gehen, sehen wir in Vers 32, dass viele Menschen zu Jesus gebracht werden, die von Dämonen beherrscht sind. Natürlich geschah dies erst am Abend, weil am Sabbat Heilungen verboten waren. Am Abend begann dann der nächste Tag.
Unser Abschnitt endet in Vers 39 mit den Worten, dass Jesus Dämonen in ganz Galiläa austrieb. Es waren ähnliche Szenen, doch nur eine wird hier berichtet. Auch wenn der Teufel los ist und war, dürfen wir nie vergessen: Gott ist groß. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen halten.
Vielleicht noch eine Anmerkung: Sei vorsichtig, zu schnell überall Dämonen zu sehen. Es gibt die Lehre, dass hinter Hochmut oder Geiz der Geist des Hochmuts oder des Geizes steckt, den man austreiben müsse. Wenn man das tue, müsse man diese Dinge nicht mehr leben. Das ist jedoch nicht biblisch.
Heiligung ist ein Weg, kein punktuelles Ereignis. Die Frucht des Geistes – in diesem Fall Demut und Großzügigkeit – entsteht in einem Prozess. Sie entsteht nicht durch eine angebliche Austreibung dämonischer Mächte.
Die meisten von euch werden solche Begegnungen, wie wir sie hier gelesen haben, wahrscheinlich nicht haben. Ihr habt dabei auch nichts verpasst. Aber ich habe etwas verpasst, wenn ich aus Markus 1 nicht lerne: Der Teufel ist los, doch Gott ist größer.
Dieser Text macht uns deutlich: Jesus ist stärker als jede dämonische Macht – auch in deinem Leben. Ich finde zum Beispiel 1. Johannes 4,4 sehr kraftvoll: „Der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist.“ Oder die Zusage in 1. Johannes 3,8: „Der Sohn Gottes ist erschienen, damit er die Werke des Teufels vernichte“ – auch die Werke des Teufels in meinem Leben.
Dieser Satz gibt mir enorm viel Hoffnung: Was die Sünde kaputtgemacht hat, will Jesus wieder heil machen. Der Teufel und seine Dämonen sind besiegte Feinde. Das muss ich immer vor Augen haben. Für sie ist der Krieg schon lange verloren, auch wenn sie noch das eine oder andere Rückzugsgefecht gewinnen.
Deshalb lass dir vom Teufel keine Angst machen, auch wenn er dir geisterbare Gefühle vermitteln möchte. Jesus ist immer noch größer. Es ist auch nicht meine Aufgabe, mich intensiv mit Dämonen zu beschäftigen.
Die Bibel sagt, dass manche Dämonen erst gehen, wenn man längere Zeit gefastet und gebetet hat, um Befreiung zu erlangen. Warum das so ist, kann ich euch nicht sagen. Aber eines weiß ich: Egal ob das jetzt oder später geschieht – die Schlacht ist auf Golgatha geschlagen.
Ich gehöre dem Stärkeren!
Wir haben es gesungen in diesem alten Lied, und das war sehr bewusst. Ich habe mich gefragt, warum sie so ein altes Lied singen. Aber mach dir mal bewusst, was da steht: Jesus ist gekommen, der starke Erlöser bricht dem gewappneten Starken ins Haus. Fühlst du den Stärkeren? Satan, du Böser, Jesus ist gekommen, der starke Erlöser.
Wenn ich in einer Situation bin wie dieser Mann in Kapernaum, dann sind diese Worte sehr gewichtige Worte, die der Liederdichter hier in meinem Leben spricht. Natürlich, wenn ich mit diesen Mächten konfrontiert bin, wie ich sie hier gelesen habe, dann geht das schon unter die Haut.
Aber ich muss mit diesen Mächten nicht kämpfen. Ich sollte nicht einmal mit ihnen sprechen. Du kannst erleben, dass sie mit dir diskutieren wollen. Ich persönlich bin sogar zurückhaltend, diesen Mächten zu gebieten, auch wenn Jesus das hier macht und andere Brüder das ebenfalls tun. Mir ist bei dieser Thematik ganz wichtig: Mein Ansprechpartner ist Jesus. Er ist mein Ansprechpartner, und an ihm will ich mich festhalten.
Wir haben hier in diesem Text auch gelesen, dass Jesus nicht einmal Werbung von den Dämonen will. Er sagt: „Hey, ihr sollt nichts sagen, das brauche ich nicht.“ Deshalb lässt er die Geister in Vers 34 gar nicht reden. Die Bibel lehrt keine theatralische Bekämpfung von Dämonen. Das haben schon die Söhne des Gärtners in der Apostelgeschichte versucht – du kannst das gerne nachlesen. Es ist ihnen nicht gut bekommen, so viel kann ich dazu nur sagen.
Weil Jesus Sieger ist, darf ich ganz unspektakulär zu ihm beten und sagen: „Herr Jesus, du bist der Sieger, befreie diese Person von den Mächten, die über sie herrschen.“ Das gilt genauso für Dinge, die auch mich beherrschen wollen. Da darf ich auch beten: „Herr Jesus, du bist der Sieger. Daran halte ich mich fest, dass du deinen Sieg in meinem Leben sichtbar machst.“
Jesus hat viele Dämonen ausgetrieben, das haben wir in diesem Text gelesen. Aber das war nicht der Mittelpunkt seines Dienstes – das dürfen wir nicht vertauschen. Sein Schwerpunkt lag nicht bei „Der Teufel ist los“, sondern bei „Gott ist groß“.
Zu seinen Jüngern wird Jesus dann in Lukas 10 sagen: „Freut euch nicht darüber, dass euch die Dämonen untertan sind.“ Als die Jünger zurückkamen und sagten: „Wow, wir haben was erlebt!“, sagt Jesus zu ihnen: „Wisst ihr, was wirklich wichtig ist? Dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Das ist entscheidend. Und darum geht es. Das könnt ihr predigen.
Für Jesus ist es am Sonntagmorgen in Vers 35 wichtig, sich Zeit zu nehmen, um mit seinem Vater im Himmel zu reden. Das ist auch mein Privileg. Ich darf mit diesem großen Gott sprechen, der die Geschichte dieser Welt bestimmt und sie zu ihrem Ziel führt. Ich darf genauso wie der Herr Jesus zu diesem Gottvater sprechen.
Gerade wenn der Blick für eine unsichtbare, böse Welt so präsent ist, dass der Teufel los ist, wie hier in Kapernaum, dann ist es wichtig, Zeit mit Gott zu verbringen. So mache ich mir bewusst: Gott ist immer noch größer.
Ich habe einmal einen Mann kennengelernt, der von seiner Missionsgesellschaft beauftragt war, in verschiedene Missionsgebiete zu fahren und genau diese okkulten Phänomene zu erforschen. Das ist natürlich ein spannender Job. Bei diesem Mann fiel mir seine Begeisterung für Jesus auf. Ich glaube, ohne dieses Gegengewicht hätte er diese Aufgabe gar nicht wahrnehmen können.
Sie hatten da wirklich den Richtigen ausgesucht. Wenn er allein durch die Tür kam, hat man sofort gemerkt: Die Freude an Jesus ging ihm voraus. Und das ist der Schwerpunkt, den ich aus diesem Text mitnehme: Gott ist groß.
Bertha Isselmann hat einmal gesagt: „Jesus und ich, wir zwei, wir sind immer die stärkste Partei.“ Dabei kommt es natürlich auf Jesus an und nicht auf Bertha Isselmann, dass sie sagt, wir zwei seien wichtig. Sie hat sich bewusst gemacht: Wer steht hier eigentlich an meiner Seite?
Lass dir nicht das Privileg nehmen, dass der Herr Jesus lebt und dir die Zeit mit Gott schenken will. Lass dich nicht von der Hektik des Tages jagen! Es gibt Lebensphasen, da ist es schwierig, sich zu konzentrieren. Aber es kommt auch nicht darauf an, dass ich in solchen Phasen stundenlang still mit Jesus verbringe.
Es ist jedoch gut, sich zu überlegen: Was kann ich sonst streichen? Oder ist es möglich, vielleicht ein bisschen früher aufzustehen, so wie Jesus es hier macht? Damit meine wertvolle Zeit mit Gott nicht einfach verloren geht.
Gott wartet auf dich. Er will mit dir reden. Du hast mit ihm einen starken Verbündeten, der dir helfen will, wirklich Zeit für ihn zu finden. Rede mit Gott darüber. Sage ihm: „Ja, ich habe irgendwie keine Zeit“, und bitte ihn, dir zu helfen, Zeitfenster einzurichten – Terminslots, Time Blocking für Gott, wie man heute sagt. Neben der ständigen Gebetshandy-Flat, mit der du mit dem Himmel verbunden bleiben darfst.
Zeit mit Gott ist nicht nur einseitig, das merken wir hier auch. Es ist nicht so, dass ich nur bete und nichts passiert. Der Herr Jesus betet hier, und er weiß, was sein weiterer Auftrag ist.
Es wäre ja naheliegend gewesen, in Kapernaum zu bleiben. Dort gab es ja Leute, die ihn suchten. Die Jünger suchten ihn, alle Leute suchten ihn. Aber Jesus sagt: „Nein, mein Schwerpunkt ist, den anderen Dörfern in Galiläa zu predigen und ihnen das Evangelium zu sagen.“
Auch hier fällt wieder auf: Für ihn stand die Verkündigung ganz klar im Mittelpunkt. Er wollte Gott groß machen und nicht irgendwelche spektakulären Ereignisse. Denn es ist die Verkündigung, die mein Denken über Gott verändert und die Gott in meinem Denken größer macht, nicht kleiner.
Spektakuläre Ereignisse geben dir nur eine Ahnung davon, dass es eine unsichtbare Welt gibt. Das weißt du aber auch, wenn du in die Bibel schaust.
Die Verkündigung war hier auf jeden Fall sein Schwerpunkt. Und die Verkündigung zeigt mir meine Ohnmacht, wenn ich sie höre. Aber sie zeigt mir auch Gottes Allmacht.
Diese Allmacht haben wir heute Morgen ganz praktisch erlebt, an diesem Sabbat in Kapernaum. Wir haben gemerkt: Es gibt Dämonen. Wir waren mittags nur bei der Schwiegermutter des Petrus vorbeigegangen. Aber abends haben wir gesehen: Ich muss keine Angst vor diesen Dämonen haben, denn Gott ist stärker. Er ist groß.
Das ist die Botschaft, die ich aus Markus 1 auch in die kommende Woche mitnehmen möchte: Der Teufel ist los, doch Gott ist groß. Amen!
Wir machen es wie üblich: Ihr bleibt auf eurem Platz oder, wenn ihr zu Hause seid, dort, wo ihr sitzt. Gebt Gott einfach Antwort auf das, was euch an dieser Predigt wichtig geworden ist. Dann schalten wir uns wieder zu.