Ein erschöpfter Priester und ein Mann nach der Arbeit
Herr Präsident, liebe Freunde, Pater Thomas ist schon durch den Seitenausgang gegangen. Ihr dürft euch also nicht wundern, wenn er den Gottesdienst heute etwas früher verlässt. Er hat heute früh bereits zwei Gottesdienste gehalten, ist dann 300 Kilometer hierher gefahren und muss nun im Dunkeln wieder 300 Kilometer zurückfahren, bis er zu Hause ist. Da versteht ihr sicher, dass es für ihn wichtig ist, eine halbe Stunde früher aufzubrechen.
Wenn er nach Hause kommt, weiß er wirklich, was er an diesem Tag geleistet hat. Stellt euch vor, ein Mann kommt von der Arbeit nach Hause. Ich sage bewusst „von der Arbeit“. Es soll ja neuerdings durchsichtige Bämmenbüchsen geben, damit bestimmte Bevölkerungskreise wissen, ob sie von der Arbeit kommen oder zur Arbeit gehen.
Unser Mann, von dem ich heute erzählen möchte, kommt von der Arbeit. Er hat keinen Gammelposten, wie ihn Heinz Kahlo in einem Gedicht beschrieben hat. Das Gedicht lautet folgendermaßen: „Ich lebe schon lange im Osten und habe einen Gutposten. Zwar fände ich den Posten am besten, läge der Osten im Westen, doch läge der Westen im Osten, dann hätte ich nicht diesen Posten.“
Der Mann, von dem ich spreche, hat nicht nur einen Achtstundentag hinter sich, er hat wirklich hart gearbeitet. Danach hat er noch eine Betriebsversammlung zum Thema „Unsere Hauptaufgabe“ besucht. Diese bestand darin, die Hauptaufgabe zu verwirklichen: Senkung der Ausgaben und Aufgabe aller Nebenaufgaben zur Erfüllung der Hauptaufgabe.
Anschließend musste er noch etwa eine halbe Stunde am Getränkestützpunkt anstehen, um zehn Flaschen Bernerskühler Pils zu bekommen. Als er all das erledigt hat, kommt er nach Hause – und ist fertig. Feierabend.
Er wirft die Werkzeugtasche in die Ecke, setzt sich selbst in den Sessel, freut sich auf den Fernsehabend mit Pamela und sagt zu Helga, seiner Frau, folgendes: „Heute Abend tue ich keinen Schritt mehr.“
Unerwartete Bewegung und die Begegnung mit Jesus
Kaum hat er es gesagt, rennt er schon ans Fenster und steckt seinen Kopf hinaus, um herauszufinden, warum die Leute alle draußen auf der Straße entlangrennen und die halbe Stadt in Richtung Marktplatz auf den Beinen ist.
Als er es herausgefunden hat, ruft er noch seiner Helga zu: „Helga Maus, stell das Bier und die Buletten in den Kühlschrank, ich muss noch mal weg.“ Und schon ist er fort. Aber nicht wie die Massen in Richtung Marktplatz, sondern er rennt in die entgegengesetzte Richtung.
Zuerst geht er zu einem Kumpel, den weckt er auf und sagt: „Komm mal mit, ich brauch dich.“ Die beiden gehen dann zu einem anderen Freund, so sind es schon drei. Anschließend holen sie noch einen vierten Freund ab. Die vier gehen nun in ein Stadtviertel am Rande der Stadt, dort, wo die Bretterbuden und Wellblechhütten stehen – wo die Armen wohnen, die Ausgestoßenen und die, die man Assis nennt.
Dort liegt einer auf der Matte, bei dem schon lange nichts mehr läuft. Er kann seit Jahren nicht mehr gehen, ist gelähmt, hat Gicht und ist lahm.
Die vier Freunde sagen zu ihm: „Du hör mal zu, Jesus ist wieder in der Stadt. Was hältst du davon, wenn wir dich zu ihm bringen? Vielleicht kann er dir helfen.“ Der Kranke hat nichts dagegen. Also packen die vier ihn auf seine Matratze und tragen ihn zu Jesus.
Falls du schon einmal bei einer Rotkreuz-Übung mitgemacht hast und dich daran erinnerst, weißt du, dass so ein Mensch auf der Bahre unglaublich schwer ist. Mit jedem Meter wiegt er gefühlt ein Kilogramm mehr, und die Arme werden immer länger.
Aber sie haben ihn nicht nur um die nächste Ecke zum Krankenwagen getragen, sondern quer durch die halbe Stadt, bis sie bei dem Haus ankamen, in dem Jesus war. Das war eine ganz schöne Leistung.
Das kostete Kraft, Zeit, den Verzicht auf den Feierabend, auf das Abendbrot, auf die Begegnung mit Pamela. Aber aus Liebe zu ihrem Kumpel war ihnen das alles egal. Sie verzichteten auf alles, Hauptsache, ihr Freund kam zu Jesus.
Die Herausforderung, Jesus zu erreichen
Die Schwierigkeit bestand nur darin, den Kranken zu Jesus zu bringen. Vor dem Haus, in dem Jesus war, drängte sich eine Traube von Menschen an allen Türen und Fenstern. Die Leute hingen förmlich daran und spitzten die Ohren. Die Menge wollte die vier Männer mit der Matratze nicht durchlassen.
Nun weiß man, dass Liebe erfinderisch macht. Die vier Männer sagten sich: Wenn es unten nicht klappt, versuchen wir es eben von oben. Sie beschlossen, den Kranken auf dem Luftweg zu Jesus zu bringen – also stiegen sie aufs Dach.
Gesagt, getan. Und jetzt kam es zu einer Gottesdienststörung, wie sie vorher und nachher vermutlich kein Prediger wieder erlebt hat.
Ich selbst habe schon einige Gottesdienststörungen erlebt. Da haben Betrunkene dazwischen geschrien, und der Pfarrer hat einmal eine öffentliche Erklärung gegen mich verlesen. Das Größte, was ich erlebt habe, war, als bei einer Trauung eine Eule durch die Kirche flog. Das war ein unglaublich feierlicher Anblick, wie die Eule zwischen den Säulen hin und her schwebte. Meine Predigt war natürlich völlig abgemeldet, weil die ganze Trauungsgesellschaft nur dem Flug der Eule folgte.
Aber das, was Jesus hier erlebt, das habe ich noch nicht erlebt: Man deckte ihm nämlich das Dach ab.
Ihr müsst wissen, dass die Häuser in Palästina damals flach waren. Sie hatten flache Dächer, die zudem leicht gebaut waren. Zwischen den Balken befanden sich Zweige und Lehm. Es war also kein Problem, dort ein Viereck auszustechen.
Jesus predigt und die Dachöffnung
Und nun stellt euch vor: Jesus ist in einem Haus, nehmen wir an, mitten im Wohnzimmer, und predigt. Das Hauptthema von Jesus war seit jeher das Reich Gottes. Ich stelle mir vor, dass er auch in Kapernaum, wo die Geschichte spielt, genau über dieses Thema gesprochen hat. Im Markus-Evangelium, Kapitel 2, lesen wir, dass er in Kapernaum über das Reich Gottes sprach.
Ich stelle mir also vor, wie er im Wohnzimmer steht, die Arme ausgebreitet, und sagt: „Leute, ich sage euch, das Reich Gottes ist zu euch gekommen.“ Auf dem Dachboden geht es laut zu. Die ersten schauen schon nach oben. Jesus hebt die Arme hoch und sagt: „Erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung naht.“ Die Gemeinde schaut nach oben.
Jesus hat die Augen geschlossen und merkt gar nicht, wie alle nach oben starren. Plötzlich gibt es ein Krachen, und der Putz rieselt von der Decke. Die erste Platte wird herausgehoben, und die Gemeinde schaut interessiert immer höher. Jesus predigt weiter und sagt: „Freunde, der Himmel steht offen über euch.“ Während er spricht, wird die erste Platte entfernt. Man sieht den blauen Himmel, und Schwalben fliegen hindurch.
Nun ist Jesus mit seiner Predigt fertig. Er ist am Ende und spricht den Segen: „Der Herr segne euch und lasse sein Angesicht über euch leuchten.“ In diesem Moment schaut das bärtige Gesicht eines Dachdeckers durch die Öffnung. Im nächsten Augenblick wird eine Matratze nach unten abgeseilt, und der Gelähmte schwebt rücklings in die geöffneten Arme Jesu.
Reaktionen und theologische Prüfungen
Da entfährt einem der Oberlandeskirchenräte, der vorne in der ersten Reihe sitzt, der Ausruf: „So geht das nicht!“ Dies sagen sie meistens, wenn etwas Besonderes losgeht, besonders wenn es besonders gut läuft.
In Jerusalem, dem Sitz der Kirchenleitung, waren nämlich Hinweise aus der Bevölkerung eingetroffen. Man hatte gesagt: Es läuft so ein Wanderprediger herum, ein gewisser Jesus. Und wo immer er auftritt, strömen die Massen zu ihm. Er predigt stets vor vollen Häusern.
Sowas beunruhigt nicht nur die weltliche, sondern auch die kirchliche Behörde. Also schickt man eine theologische Prüfungskommission nach Kapernaum, um Lehre und Wandel dieses Wanderpredigers zu überprüfen. Diese Kommission sitzt natürlich als offizielle Beobachter und Aufseher vorne in der ersten Reihe.
Natürlich haben auch die anderen Beobachter geschickt, aber die sind zurückhaltender, zumindest beim Sitzen. Sie machen von ihrer Aufsichtstätigkeit nicht so ein Aufsehen wie die von der Kirchenleitung. Letzteren ist es immer gerade darauf angelegt, gesehen zu werden.
Und jetzt lässt sich also einer von denen auch noch mit dem Ausruf hören: „So geht das nicht!“ Das gehört sich ja auch wirklich nicht. Ich meine, das ist ja eine Sachbeschädigung. Einer muss jetzt das kaputte Dach bezahlen.
Aber um ihren Freund zu Jesus hinzubringen, nehmen sie den Vorwurf des Dachschadens auf sich. Sie übernehmen die Deckung der Unkosten.
Die Kosten der Nachfolge und der Glaube der Freunde
Und ich frage dich jetzt: Wenn du ein Christ bist, was hat es dich bisher gekostet, einen anderen Menschen zu Jesus zu bringen? Viele von euch schaffen es ja nicht einmal, den anderen wenigstens hierher einzuladen, geschweige denn, ihn hierher mitzunehmen.
Ihr kommt hier geschlossen im Pulk eurer jungen Gemeinde an. Ihr „tschernobylisiert“ mich hier – das heißt, ihr strahlt mich an und fühlt euch wohl. Aber ihr habt vergessen, den anderen mitzubringen, der Jesus so dringend nötig hat.
Natürlich kostet es Überwindung, andere Menschen anzusprechen und einzuladen. Es kostet Nerven, wenn einem der Vogel gezeigt wird, weil man für die Kirche wirbt. Es kostet Zeit, andere Menschen abzuholen, vor allem, wenn es zum Beispiel ein Behinderter ist, bei dem man erst mit dem Auto hinfahren muss. Das kostet auch noch Spritgeld und so weiter.
Natürlich muss jemand das Dach bezahlen. Aber ich möchte wissen: Wer soll das machen, wenn du es nicht tust? So vielen Menschen könnte geholfen werden, wenn sie nur erst einmal in Kontakt mit Jesus gebracht würden.
Milliarden Menschen leben auf dieser Erde und wissen nichts von Jesus, weil die Christen zu faul sind zur Mission und zur Evangelisation. Zigtausende Menschen leben in unserer Stadt und in den Städten und Dörfern, wo du herkommst, und wissen nichts von Jesus – weil die Christen zu faul sind, es ihnen zu sagen, und keine Lust haben, sich nach dem Feierabend noch eine besondere Beschäftigung aufzubürden.
Jedes Argument, das wir gegen ein zusätzliches Engagement vorbringen könnten, hätten die Männer damals auch vorbringen können. Sie haben sich ihren Feierabend auch anders vorgestellt, und sie haben sich ihren Feierabend redlich verdient. Sie hatten es nicht nötig, sich noch eine Feierabendbeschäftigung zu suchen.
Aber sie gründeten ihre fromme Feierabendbrigade und gingen los, weil es ihnen darauf ankam, diese Menschen mit Jesus in Kontakt zu bringen. Sie wollten ihren Kumpel zu Jesus bringen.
Jesus sieht den Glauben und handelt
Und als Jesus ihren Glauben sah, da hat er gehandelt. Im Markus-Evangelium, Kapitel 2, Vers 5, heißt es: „Als nun Jesus ihren Glauben sah...“ Wir sagen oft, man könne Glauben nicht sehen, weil es eine Haltung der Seele oder etwas Innerliches sei. Doch das stimmt nicht. Man kann Glauben sehen. Jesus hat den Glauben dieser Menschen gesehen.
Diese vier Männer glaubten zusammen mit dem Kranken, dass es sich lohnt, zu Jesus zu gehen und dass sich bei Jesus etwas verändern lässt. Wenn sie das nicht geglaubt hätten, hätten sie auch zu Hause bleiben können. Sie hätten gemeinsam vor dem Fernseher sitzen können. Doch sie haben gemeinsam angepackt, weil sie glaubten, dass es sich lohnt und dass sich etwas tut, wenn man Jesus aufsucht.
Das waren keine frommen Leute, die nur in Versammlungen sitzen. Sie sind draußen herumgelaufen und haben Jesus aktiv unterstützt. Sie wollten wirklich etwas bei ihm erreichen. Viele Christen wollen ebenfalls etwas bei Jesus bewirken. Doch oft beten sie nur ein- oder zweimal, und wenn es nicht sofort klappt, geben sie auf.
Diese vier Männer hier jedoch gaben nicht auf. Sie machten weiter, bohrten weiter und setzten alles daran, bis sie bei Jesus Gehör fanden. Das ist Glaube. So nennt Jesus Glauben.
Diese vier Gesunden glaubten zusammen mit dem Kranken, dass Jesus etwas tun wird. Es war sozusagen eine Gebetsgemeinschaft auf acht Beinen und einer Matratze. Jedes Fürbittgebet ist für einen anderen Menschen eine konkrete Hilfe. Jede Gebetsgemeinschaft ist für einen anderen Menschen ein Segen. Jeder echte Glaube schenkt einem anderen Menschen Hoffnung.
Wenn man an Jesus glaubt, gibt man dadurch einem anderen Menschen Hoffnung. Um uns herum gibt es viele Menschen, die gelähmt sind – gelähmt von Resignation. Sie kommen nicht mehr voran. Für solche Menschen können Menschen wie du Hoffnung sein.
Hoffnung für eine resignierte Generation
Ich war gerade auf einer Jugendwoche, bei der auch viele Erwachsene dabei waren. Einige von ihnen haben mit mir gesprochen und erzählt, wie resigniert, lustlos und kraftlos viele aus der Generation der über 50-Jährigen sind. Sie sind bitter enttäuscht, weil die neuen sozialpolitischen Maßnahmen an ihrer Generation einfach vorbeigegangen sind. Die Jüngeren bekommen alles, die Älteren hingegen nichts. Sie dürfen nur bis zur Rente arbeiten, die Rente kommt nicht früher, und sie wird auch nicht höher.
Ich bin auf eine große Verständnislosigkeit und viel Bitterkeit gestoßen.
Dann habe ich etwas Schönes erlebt: Genau diese gleichen älteren Menschen haben zu mir gesagt, dass sie hier in dieser Kirche junge Menschen sehen, die nicht randalieren, nicht saufen, keinen Krach machen und nichts kaputt machen. Das gibt ihnen Hoffnung, dass es solche Jugendlichen gibt.
Diese Jugendlichen hören nicht nur still zu, sondern sie stehen auch auf, kommen nach vorne, entscheiden sich öffentlich für Jesus, bekennen sich zu ihm und bekehren sich. Das macht ihnen Hoffnung.
Verstehst du: Dein Glaube bedeutet für andere Menschen Hoffnung, und deine Tat, die du für Jesus tust, ist für alle anderen eine Rettung.
Die überraschende Botschaft Jesu und die Reaktion der Theologen
Als Jesus den Glauben der Männer sah, sprach er zu dem Gelähmten: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ Das war eine echte Überraschung. Die Männer hatten mit einer Heilung gerechnet, doch plötzlich ging es um die Vergebung der Sünden.
Ringsum herrschte betretene Stimmung, besonders bei den Theologen. Die waren entsetzt. Sie machten nicht nur lange Gesichter, sondern auch finstere. Einstimmig sagten sie: „So geht das nicht!“ Man muss diesen Theologen zugestehen, dass sie verstanden haben, worum es wirklich geht. Sie kennen die Bibel genau und wissen: Sündenvergebung kann nur Gott allein zusprechen, nicht ein Mensch. Wenn Jesus sagt: „Dir sind deine Sünden vergeben“, dann behauptet er damit, Gott selbst zu sein. Für die Theologen ist das eine Gotteslästerung. Deshalb lehnen sie es ab.
Jesus sieht den Männern aus Jerusalem an der Nasenspitze an, was sie denken. Daraufhin spricht er sie direkt an und fragt: „Was denkt ihr in euren Köpfen? Was ist leichter zu sagen: ‚Deine Sünden sind dir vergeben‘ oder ‚Steh auf, nimm dein Bett und geh heim‘?“
Er wartet die Antwort gar nicht ab, weil klar ist, was jeder denkt – damals wie heute. Natürlich sagt jeder: Es ist leichter zu sagen, „Deine Sünden sind dir vergeben“, denn das kann man nicht überprüfen. Schwerer ist es zu sagen: „Steh auf, nimm dein Bett und geh heim“, weil man das kontrollieren kann. Wenn der Gelähmte nicht aufsteht, wäre Jesus der Blamierte. So denken die Leute.
Jesus denkt anders. Für ihn geht es nicht darum, was schwer oder leicht ist, sondern um das, was wichtig ist. Was ist wichtiger: Sündenvergebung oder Gesundheit? Die meisten Menschen, auch viele Christen, sagen: Hauptsache gesund! Jesus sagt: Hauptsache Sündenvergebung!
Das heißt nicht, dass Jesus Gesundheit für unwichtig hält – ganz im Gegenteil. Er kümmert sich mehr um die Gesundheit dieses kranken Menschen als alle anderen. Mehr als die Theologen, die glauben, Krankheit sei eine Strafe für Sünde und damit erledigt. Mehr als die Ärzte, die bis heute keine Heilung für Gicht finden. Mehr als die Stadtverwaltung, die den Mann einfach am Stadtrand abgesetzt hat. Und mehr als der Kranke selbst, der sich schon aufgegeben hatte.
Natürlich weiß Jesus, wie wichtig Gesundheit für diesen Mann ist. Deshalb macht er ihn gesund. Er richtet seine Knochen wieder auf, damit er stehen kann. Aber er heilt ihn erst, nachdem er ihm die Sünden vergeben hat. Gesund sein ohne gerettet zu sein, das ist noch nicht das Gelbe vom Ei. Das ist, als säße ein Betrunkener in einem Boot, das ein Loch hat und bald sinkt.
Jeder noch so gesunde Mensch muss eines Tages sterben, auch der, dem hier die Knochen wiederhergestellt wurden. Und auch du, alle Müsli-Esser, Karma-Anhänger, Brambacher-Sprudel-Trinker und Gesundheitsfanatiker müssen eines Tages gehen. Du kannst so gesund leben, wie du willst.
Wenn dir dein regelmäßiger Stuhlgang wichtiger ist als der regelmäßige Kirchgang, dann fährst du in die Hölle. Das Problem deiner Gesundheit ist mit dem Tod erledigt. Aber das Problem deiner Sünde ist mit dem Tod nicht erledigt. Im Gegenteil: Die Sünde wird dann erst richtig zum Problem.
Wenn du in dieser Welt durch die Sünde von Gott getrennt warst, wirst du auch in der zukünftigen Welt von Gott getrennt sein. Von Gott getrennt zu sein, bedeutet laut Bibel die Hölle.
Deshalb sagt Jesus: Lieber mit einem Auge in den Himmel als mit zwei Augen in die Hölle. Im Markus-Evangelium Kapitel 9 heißt es: Es ist besser, als Krüppel ins Leben einzugehen, als mit zwei Händen in die Hölle, in das ewige Feuer, zu fahren.
Ein Zeugnis vom Rollstuhlfahrer und die Priorität der Vergebung
Ich kenne einen Mann, der seit vielen Jahren, ja seit Jahrzehnten, im Rollstuhl lebt. Er war einmal genauso gesund wie du. Er konnte laufen, rennen, Fußball spielen und alles. Doch eines Tages war es vorbei – ab da saß er im Rollstuhl.
Dieser Mann hat einmal zu mir gesagt: Lieber krank im Rollstuhl sitzen mit Jesus, als gesund draußen herumlaufen ohne Jesus.
Er hatte verstanden, dass ein geheiltes Gewissen besser ist als geheilte Knochen und dass der Friede mit Gott wichtiger ist als körperliche Gesundheit. Genau das wollte Jesus an diesem Mann demonstrieren. Außerdem wusste Jesus, dass Krankheit weder von Gott geschaffen noch gewollt ist. Krankheit ist vielmehr eine Folge des Sündenfalls, die durch die Sünde in die Welt gekommen ist.
Deshalb gibt Jesus zuerst die Vergebung der Sünden und dann die Gesundheit.
Ich lese euch noch einmal aus Markus Kapitel 2 vor:
Was ist leichter: zu dem Gelähmten zu sagen, dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen, steh auf, nimm dein Bett und geh heim?
Aber damit ihr wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden auf Erden zu vergeben, sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett und geh heim!
Und er stand auf, nahm sein Bett und ging hinaus. Das geschah vor allen Augen, sodass sich alle entsetzten, Gott priesen und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen!
Die Bedeutung der Heilung und die Macht Jesu
Es ist verständlich, dass die Leute völlig aus dem Häuschen sind, wenn sie so etwas beobachten. Zuerst steigt der Mann auf der Matratze durch die Dachluke ins Haus. Nur wenige Minuten später kommt er unten mit der Matratze unter dem Arm zur Haustür herausmarschiert.
Das ist natürlich sensationell. Aber hier geht es nicht um eine Sensation, sondern um eine Person. Es geht nicht um den Geheilten, es geht nicht um die Heilung, sondern um den Heiland – um die Person von Jesus.
Jesus sagt: „Damit ihr wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden auf Erden zu vergeben.“ Das ist der Schwerpunkt und der Mittelpunkt dieser Geschichte.
Wir sollen alle wissen, dass Jesus die Macht hat, Sünden zu vergeben. Ein Menschenleben muss nicht so weitergehen, wie es jahrelang oder jahrzehntelang verlaufen ist. Lasten, die auf einem Menschenleben liegen, kann Jesus wegnehmen – er, der Sohn Gottes.
Das sollen wir alle wissen: dass er das kann und dass er der Sohn Gottes ist.
Die Entscheidung für Jesus
Und jetzt geht es um die Frage, ob du bereit bist, das anzuerkennen. Bist du bereit, Jesus als den Sohn Gottes anzuerkennen und anzunehmen – als deinen Retter und Heiland, der deine Sünde aus deinem Leben wegnehmen will?
Es geht hier um Jesus. Wo Jesus redet oder wo von ihm gesprochen wird, geht es immer um ihn. Und um die Entscheidung für oder gegen ihn geht es heute Abend hier in dieser Kirche in Karl-Marx-Stadt genauso wie damals in dem Wohnzimmer in Kapernaum.
In der Bibel wird erzählt, dass Jesus mehrmals in Kapernaum gewesen ist. Bevor er den Gelähmten heilte, war er oft dort. Doch die Leute dort, mit wenigen Ausnahmen, glaubten nicht an ihn. Später sagte Jesus einmal: „Du Kapernaum wirst in die Hölle gestoßen.“ Sie hatten mehrfach die Möglichkeit zur Entscheidung, doch sie haben sie nicht wahrgenommen. Sie haben sich gegen Jesus entschieden.
Wie oft hast du schon die Möglichkeit zur Entscheidung gehabt? Und wie hast du dich entschieden? Hast du dich überhaupt entschieden? Oder hast du dich schweigend aus der Kirche herausgedrückt? Auch Schweigen ist in diesem Fall ein Nein.
Du hast den Ruf von Jesus schon mehrmals gehört, aber du hast ihn nicht mit einem deutlichen Ja beantwortet. Dann tu es heute, dann tu es jetzt. Gib Jesus heute dein Leben und sag dein Ja zu ihm, bevor er aufhört, dich zu rufen.
Die letzte Chance und der Aufruf zum Glauben
In Kapernaum hat Jesus es mehrmals versucht. Er ist mehrmals dorthin gegangen, hat den Leuten gepredigt und nicht nur das: Er hat sogar vor ihren Augen Wunder getan. Ich habe heute davon erzählt, aber es hat nichts genützt. Das Wunder ist kein Beweis für Jesus, sondern es fordert von uns genauso viel Glauben wie auch das Wort von Jesus.
Die Menschen dort haben ihm trotz der Wunder und trotz der Predigt nicht geglaubt. Deshalb ist Jesus weitergegangen, und die Chance für Kapernaum war vorbei. Das abschließende Urteil von Jesus über diese Stadt lautet: Du wirst in die Hölle gestoßen.
Man kann nicht damit rechnen, dass Jesus dich ein Leben lang ruft. Du musst vielmehr damit rechnen, dass er eines Tages damit aufhört, wenn du nicht auf ihn hörst. Heute Abend hat er jedenfalls nicht mit dem Rufen aufgehört, sondern er ruft dich jetzt.
Du hast heute Abend die Möglichkeit, dich zu entscheiden. Wenn der Mann damals nicht zu Jesus gekommen wäre, wäre er nicht gesund geworden. Ganz egal, ob du heute Abend aus eigener Überzeugung hier bist oder ob dich jemand hierher gebracht hat. Ob du zum xten Mal hier bist oder zum ersten Mal – das spielt keine Rolle.
Ich bitte dich: Wenn du deine Sünde loswerden und Frieden mit Gott haben möchtest, dann komm und gib ihm heute dein Leben. Komm heißt, dass du dort, wo du jetzt sitzt, in deinem Herzen zu ihm betest und sagst: Jesus, ich komme jetzt. Ich lasse mich jetzt in deine Arme fallen. Nimm mich und vergib mir meine Schuld.
So beginnt das neue Leben mit Jesus. Wenn du jetzt noch ein bisschen Zeit hast, bleib gerne noch hier. Sprich jemanden an, der den orangen Punkt trägt, oder komm zu uns. Wir haben Zeit für dich und wollen dir gerne helfen, diesen Schritt zu tun.
Heute Abend hast du die Entscheidungsmöglichkeit. Also greif zu!