Für viele unter uns ist dieser Tag heute ein schwerer Tag. Doch der Tod darf bei Christen nicht die Macht haben, die uns an diesem Tag bestimmt. Stattdessen ist es Jesus, der Herr, der diese Macht besitzt. Er will unter uns sein, und in seinem Namen beginnen wir auch diesen Gottesdienst.
Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben sowie ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht.
Wir freuen uns, dass heute Frau Weiß und Frau Rieker miteinander musizieren. Deshalb wollte ich, dass wir auch schon beim Eingangsvorspiel darauf hören können: Flöte und Orgel, Adagio und Allegro aus der Sonate E-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach.
Beginn mit Musik und Lobpreis
Den. Den. K. K. Den. Den. Hallo. Hallo. Den. Hallo. Ohh. Um. Den.
Und nun wollen wir miteinander singen: Brich herein, süßer Schein, seliger Ewigkeit, 576. Wir singen alle vier Verse von 576.
Ein. Was? Was? Hey. Hallo. UA.
Wir wollen beten.
Herr Jesus Christus, Du weißt, wie viele unter uns traurig und gebeugt sind an diesem Tag. Und wie schwer es uns oft wird, wenn wir an unserem Leib auch spüren, wie die Schatten des Todes schon in unser Leben hineinfallen.
Du kannst uns allein Trost geben, ewigen Trost, Zuversicht, die nicht wankt, und Gewissheit, dass wir bei Dir geborgen sind.
So möchten wir Dich jetzt bitten, dass Du uns heute Morgen Dein Wort auslegst und uns Deinen Trost recht groß machst. Nimm von uns alle Gleichgültigkeit weg, alle Oberflächlichkeit, mit der wir oft auch die Zeichen des Todes wegwischen und vergessen wollen.
Hilf uns, dass wir bereit sind, wenn Du uns rufst und wenn unsere Stunde kommt.
Und so wollen wir Dir danken, auch für diesen Tag, dass es ein Tag ist im Licht Deiner Ewigkeit, ein Tag in Deiner Königsherrschaft. Dass Du uns Leben in Fülle gibst, unbegrenzt, und dass Du den Tod entmachtet hast, auch da, wo er sich oft vor uns, in unseren Gedanken und in unseren Ängsten, so wild gebärdet.
Gib uns heute Deinen Frieden, und wir wollen in der Stille Dir jetzt all das bringen, was uns bekümmert und belastet.
Wir beten in der Stille.
Da können wir Dir nur danken, dass uns niemand und nichts aus Deiner Hand reißen kann.
Armin.
Wir hören jetzt noch einmal von Frau Weiss und Frau Rieker ein Musikstück. Es ist das Adagio aus der Sonate E-Dur von Johann Sebastian Bach.
Einen Moment, warten Sie noch. Warten Sie noch, vorne ist viel Platz. Kommen Sie gerade vor.
V. Den. Den. Hallo. In. Im.
Die Hoffnung der Offenbarung und die Gemeinschaft der Gläubigen
Ich lese aus Offenbarung 7,9-17. Es gibt ja Aussagen in der Bibel, in denen eindeutig gesagt wird, dass die, die im Glauben an Jesus sterben, jetzt bei Jesus sind, in seiner Herrlichkeit. Zum Beispiel: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ und andere Schriftstellen. Auch diese Schau von Johannes zeigt, wie vor uns nur eine dunkle Mauer ist, die wir mit unseren Gedanken und unserem Blick nicht durchdringen können.
Und doch steht jetzt die Schar der vollendeten Gemeinde vor dem Thron Gottes und betet ihn an. Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen. Und sie riefen mit großer Stimme: „Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserem Gott, und bei dem Lamm.“
Dieses Wort vom Lamm meint immer das Bild für den gekreuzigten Christus mit der Dornenkrone, der das Opfer für die Sünden der Menschen brachte. Alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die vier Gestalten. Viele fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: „Amen! Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Einer der Ältesten fing an und sprach zu mir: „Wer sind die, die mit den weißen Kleidern angetan sind? Und woher sind sie gekommen?“ Und ich sprach zu ihm: „Mein Herr, du weißt es.“ Er antwortete mir: „Diese sind es, die gekommen sind aus der großen Trübsal. Sie haben ihre Kleider gewaschen und hell gemacht im Blut des Lammes. Darum stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel.
Wer auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten. Es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze, denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers. Und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.“
Dann singen wir das Lied von Philipp Friedrich Hiller: „Wir warten da in O Gottes Sohn.“ Wir singen alle vier Verse 1, 2, 3.
O die… Oh… K… Ahh, hallo. Ahh, mir ein… Nein.
Gottes Zusage in Jesaja 43: Schutz und Begleitung
Immer wieder, wenn man – so wie ich – am Sterbebett steht, erlebt man, wie gerade dieses Wort eine besondere Bedeutung gewinnt. Die grauenhafte Macht des Todes spricht so stark zu uns und auch zu denen, die sterben. Deshalb möchte ich heute über diesen Abschnitt zu Ihnen predigen: Jesaja 43, Verse 1 bis 5.
Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht! Denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, damit dich die Ströme nicht ersäufen. Und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland.
Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner Statt. Ja, mein Gott hat für Israel die anderen Völker mit ihrer großen Kultur einfach beiseitegelegt, weil seine Erwählung allein Israel herausgriff. Doch genauso ist es jetzt bei uns, wo die ganze Liebe Gottes uns aufgeschlossen ist.
Weil du in meinen Augen so wertgeschätzt und herrlich bist und weil ich dich lieb habe, gebe ich Menschen an deiner Statt und Völker für dein Leben. So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir.
Die Notwendigkeit eines festen Halt im Angesicht des Todes
Siegfried Kettling hat ein Buch geschrieben, in dem er für Nichttheologen theologische Themen behandelt. Das Buch trägt den Titel Du gibst mich nicht dem Tod preis und beschäftigt sich sehr gründlich mit der Frage des Todes.
Das Buch ist vielleicht gerade deshalb so wichtig und packend, weil er darin erzählt, wie sein 19-jähriger Sohn Matthias vor kurzem tödlich verunglückt ist. Er hat in dieses Buch auch die Worte aufgenommen, die seine Frau und er bei einer Trauerversammlung an die vielen jungen Leute richteten, die dort saßen.
Ich möchte Ihnen das einfach erzählen, weil mich selbst sehr berührt hat, wie der Vater zu den jungen Leuten spricht: „Etwas Festes braucht der Mensch.“ Die Polizei von Bordeaux hat den Eltern den Sturzhelm des Motorradfahrers ausgehändigt. Und er sagt den jungen Leuten: „Er war so, wie der Prospekt verheißen hat. Absolut sicher. Nur vorne war etwas zerbrochen, durch das man hindurchsehen konnte. Er war intakt, gut gefüttert, bruch- und reißfest. Aber das Leben konnte er nicht sichern.“
Er fügte hinzu: „Ihr braucht etwas ganz Gewisses, das viel fester ist als der Sturzhelm eines Motorradfahrers.“ „Wir haben oft in euren Nachtgesprächen gesagt“, so sagt Siegfried Kettling zu den jungen Leuten, „dass eure Freundschaft in der Clique so dick hält. Aber ihr werdet erleben, wie der Tod alles zerreißt.“
„Etwas Festeres braucht der Mensch, aber es muss fester sein als die Freundschaftsbande eurer Clique. Man sagt, was die Welt alles anbieten kann – kugelfest, wasserfest, hitzefest und feuerfest – das hält im Tod nicht. Nur eines fällt: dass Jesus da ist, der mich trägt und hält. Etwas Festes braucht der Mensch.“
Darüber möchte ich heute Morgen auch zu Ihnen sprechen.
Die bedrückende Realität des Todes und die menschliche Angst
Die Angst lastet schwer auf uns. Das ist mein erster Punkt.
Der Tod trifft uns immer wieder plötzlich, besonders wenn er in der Familie oder im näheren Umfeld eintritt. Dann empfinden wir es wie einen Schock. Warum? Weil wir, auch als Christen, die grausame Gegenwart und Realität des Todes oft verdrängen. Und wenn er dann plötzlich da ist – selbst wenn man lange auf ihn gewartet hat, etwa in einem Leidenslager – bleibt es doch unbegreiflich.
Was geschieht jetzt? Da liegt jemand, mit dem wir gerade noch gesprochen haben. Die Menschen gehen durch die Straßen der Stadt, Autos hupen, Leute gehen ins Büro oder kaufen ein. Doch das erscheint uns wie eine Scheinwelt des Lebens. Denn das passt nicht zusammen mit der grauenhaften Macht des Todes.
Darum sind wir oft so trostlos. Was sollen wir vor dem Tod sagen? Was kann diese schreckliche, grauenhafte Realität wegdrücken? Wir spüren, dass Worte ohnehin wenig bedeuten. Das klingt vielleicht verharmlosend, doch oft sind auch die Angehörigen tief verwundet.
Ich erlebe es so, wie Sie sagen: Der Arzt hat es mir so grob mitgeteilt. Doch der Arzt war gar nicht grob – die Sache selbst ist so grob. Und wenn man dann die äußeren Dinge regeln muss, etwa bei den Ämtern, dann sind diese zwar höflich, aber auch unbarmherzig. Wir sind so verwundet und können diese schwere Last kaum tragen.
Kein Mensch kann das Sterben wirklich begreifen. Wir werden nie damit fertig. Wenn ein Säugling geboren wird und in seinem Wägelchen liegt, trägt dieses kleine Kind schon die Zeichen des Todes in sich. Es ist ein Leben zum Sterben. Man könnte sagen, wie wehmütig und schrecklich das ist.
Der Tod als unüberwindbare Mauer und die bunte Fassade
Wir haben in den letzten Wochen viel von der Berliner Mauer gesehen. Die Berliner Mauer – aus allen Richtungen und von allen Seiten. Es war ja eine Todesmauer, das vergessen wir heute oft viel zu leicht.
Eine Mauer, vor der sich die Menschen fürchteten, eine Grenze, an der geschossen wurde. Wer versuchte, den Todesstreifen zu überwinden, kam dabei ums Leben. Es waren die bellenden Hunde oder die schießenden Wachposten, die diese Grenze bewachten.
Doch die Westberliner haben auf der anderen Seite etwas ganz Originelles gemacht: Sie haben die Mauer bemalt. Poppig und bunt war das, mit vielen farbigen Klecksen. Sie kennen diese verrückten Bilder, die dort an die Mauer gemalt wurden. Das war makaber, vielleicht ist es oft auch so, dass wir dem Tod auf diese Weise eine spöttische Bemerkung nachrufen können. Manchmal sagen wir das sogar ganz witzig.
Es gibt ja Worte, die man an dieser Stelle gar nicht in den Mund nehmen kann. Doch in der Vesperpause oder bei lockeren Gesprächen kommen sie über die Lippen. So kann man das Sterben auch salopp ausdrücken. Und dann kann man alles so anmalen und sagen: Dann ist es nicht mehr so schlimm.
Natürlich gibt es auch kluge Bücher, die uns die Angst vor dem Sterben nehmen wollen. Sie sagen, der Tod sei gar nicht so schlimm. Manche berichten sogar von Glücksgefühlen beim Sterben. Doch diese Erfahrungen widersprechen oft der vielfachen Erfahrung, die wir machen, wenn wir Angehörige sterben sehen.
Diese Bücher erzählen von wenigen Erlebnissen, bei denen Menschen, etwa bei einer Reanimation, offenbar Glücksgefühle gehabt hätten und ungern in diese Welt zurückgekehrt seien. Doch diese Menschen haben den Tod noch nicht wirklich gespürt. Sie waren noch vor der Todesmauer – dort, wo sie nur mit grellen Farben angemalt war.
Für mich bleibt der Tod, wie die Bibel sagt, der letzte Feind, der überwunden wird. Weil ich fürs Leben geschaffen bin, ist der Tod mit seinem Zerstören des Lebens mir so fremd, so unfassbar, so unerklärlich, so unbegreiflich. Ich werde damit nicht fertig.
Er ist eine Todesmauer. Er ist eine Todesmauer.
Und der Trost liegt darin, wenn Gott sagt: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst.
Die Erlösung durch Jesus Christus als einzige Hoffnung
Wir kennen das: Wenn heute Terroristen Geiseln nehmen, stellen sie ihre Forderungen. Oft endet eine Geiselnahme tödlich.
Nur Jesus Christus kann uns wirklich freikaufen und erlösen. Der Tod hat ein Recht auf uns alle, denn wir sind vor Gott schuldig. Wir leben in Gottesferne, was ein Zeichen der gefallenen Welt ist. Wir sind nicht im Frieden mit Gott, und wir müssen alle sterben – die Klügsten, die Liebsten und die Nettesten.
Wir alle sind vor Gott Schuldner und werden vor sein Gericht gestellt. Darum ist das so schwer zu ertragen. Der Trost liegt nur darin: „Ich habe dich erlöst.“ Haben Sie für Ihr Leben angenommen, dass Jesus Christus Sie von der Todesmacht freigekauft hat?
Wirklich, der Tod muss nicht mehr als Rächer kommen, weil Sie Vergebung empfangen haben und Ihre Schulden gebüßt sind. Der Tod kommt nicht mehr als Zerstörer, als Rächer oder als Henker Ihres Lebens. Stattdessen dürfen Sie heimgehen zu Gott, weil Jesus Sie erlöst hat.
Das ist der Mittelpunkt des Glaubens: Fürchte dich nicht, sondern vertraue darauf.
Persönliche Erfahrungen mit dem Tod und der Erlösung
Siegfried Kettling beschreibt das in seinem Buch eindrücklich. In der Nacht um 09:30 Uhr erhielten sie die Nachricht, dass der Sohn Matthias verunglückt sei. So wie das oft geschieht, wussten sie wahrscheinlich gar nicht, ob er tot oder lebendig war.
Sie setzten sich einfach in einen Zug, doch sie konnten kein französisches Geld mehr tauschen. Der erste Zugschaffner nahm das deutsche Geld beim Nachlesen an. In Frankreich wurde es jedoch schwieriger. Sie hatten nicht bedacht, dass sie am Nordbahnhof in Paris ankommen würden. Von dort mussten sie zum Hauptbahnhof gelangen.
Es war nachts, und viele Menschen fuhren nach Bordeaux. In der U-Bahn gibt es diese Schranken, die die Leute zurückhalten, wenn sie keine Karte vorzeigen können. Sie hatten keine Fahrkarte, nur fremdes Geld, mit dem man nicht bezahlen konnte. So standen sie vor einem Problem.
Dann zahlte ihnen jemand die Freikarte. Ein Beamter kam, denn es gibt auch noch Menschen, die in der Not helfen. So konnten sie hindurchgehen. Siegfried Kettling erklärt das seinen Freunden aus der Clique und sagt: So ist das, wenn ihr durch diese Todesschranken gehen wollt. Dann wollt ihr vielleicht euer Geld hinlegen und sagen: „Ich war doch ein braver Mensch, ein guter Mensch, habe immer ordentlich gelebt und gearbeitet.“ Aber die Schranken lassen euch nicht durch.
Es gibt nur ein Ticket, das euch hindurchlässt. Dieses Ticket bekommt man nur gratis. Man kann es nicht kaufen. Der Durchgang durch den Tod kann euch nur die Vergebung Jesu ermöglichen. Er will euch dieses Geschenk machen, damit ihr ganz frei hindurchgehen könnt durch das Grauen des Todes.
Und da plötzlich hat der Tod seine Macht verloren. Fürchte dich nicht. Fürchte dich nicht.
Die Realität von Leid und Trauer im Glaubensleben
Aber jetzt noch etwas Zweites. Es sind sehr schwere Wege. Ich möchte das einfach noch hinzufügen, weil sonst gesagt wird: Du kennst nicht mein Leiden. Trauernde sind auch Christen. Sie weinen auch. Auch Jahre nach dem Abschiednehmen, denn diese Wunde – wenn es wirklich ein Verlust der Liebe war – heilt ja nie mehr, solange wir leben.
Wir haben ja vorhin gehört, dass Gott erst die Tränen abwischt. Auf Erden schafft das niemand. Also sagen wir, es ist sehr, sehr schwer. Immer wieder fällt mir auch beim Begleiten am Krankenbett auf, wie lang der Weg sein kann. Oft dauert er viele Wochen und Monate länger, als man je gefürchtet hat.
Der Weg ist oft so unendlich lang, und das Sterben ist doch so schwer – auch bei Christen. Ich sage das, weil ich gerade gesagt habe: Fürchte dich nicht. Aber das ist nicht so gemeint, dass alle Leiden weggenommen werden. Überhaupt ist es ein Missverständnis zu glauben, Christen müssten nicht leiden, sondern es sei ihnen verheißen, dass sie durch Wasser gehen.
Offenbar kommt es vor, dass wir hindurch müssen. Die Fluten schlagen über unserem Kopf zusammen. Doch Gott sagt: „Ich will bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen.“ Und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen. Die Flamme soll dich nicht versengen.
Das betrifft Trauernde, aber auch uns im Blick auf all die Tiefen der Krankheit, die man durchleidet. Und dann verspricht Jesus, dass er uns auf diesem Weg ganz festhält und nicht loslässt.
Das ist ein Geheimnis. Von außen verstehen wir das nicht. Wir sehen nur die schrecklichen Folgen der Krankheit.
Der Trost des inneren Friedens trotz äußerem Leiden
Und das funktioniert genau so, wie ich es ihnen am Bußtag erzählt habe – mit genau diesen Worten. So schrieb es Helmut James Graf von Moltke 24 Stunden vor seiner Hinrichtung im Jahr 1945 in Berlin: „Ich bin so voller Frieden und voller Glück. Das muss für dich wie verrückt klingen“, schreibt er seiner Frau.
Gott kann diesen inneren Frieden schenken und die Herzen ruhig machen, auch wenn äußerlich viel Leiden und Not herrscht. Diese Zusage gibt Jesus hier. Es ist ganz entscheidend wichtig, dass wir uns auch im Sterben nicht an dieses vergehende Leben klammern. Denn wir müssen hindurchgehen.
Dieses irdische Leben kann so nicht in die Ewigkeit eingehen. Das ist das Wichtige, was auch wir immer wieder lernen müssen. Oft kommen wir aus der Begeisterung heraus, wie groß unser Leben ist und wie treu wir Gott dienen. Paulus sagt einmal, dass das Verwesliche nicht die Unverwüstlichkeit haben kann. Dieses Irdische kann das Himmlische nicht tragen.
In diesem Prozess des Sterbens erlebe ich immer wieder, wenn ich dabei sein muss – und auch im langen Leidenslager –, dass Gott unsere ganze menschliche Größe und Würde durchstreicht. Vor Gott sind wir ehrlose, würdelose Menschen mit viel Schuld und vielen Nöten. Das wird uns immer wieder bewusst.
Dann können wir sagen: Ja, Herr, jetzt wird gesät das Verwesliche und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Unehre und wird auferstehen in Herrlichkeit und Größe. Er wird unser Leben von Grund auf verwandeln.
Gerade im Prozess des Sterbens dürfen wir nicht sagen: „Ach, nur noch ...“ und „Jetzt habe ich nur noch so viel Kraft.“ Wir sind schon mittendrin – und das ein Leben lang –, dass wir zubereitet werden auf die Herrlichkeit, das neue Leben.
Und gerade dann, wenn Gott uns das Alte abstreift – den „Leib der Erniedrigung“, wie Paulus es nennt –, mit all seinen Fehlern, Mängeln, Schwächen und Anfälligkeiten, dann dürfen wir uns freuen, dass wir auf den neuen Leib zugehen. Der Herr wird uns diesen geben, wenn wir hindurchgehen durch das Todestuch.
Als gläubige Christen brauchen wir den Tod nicht zu fürchten. Wir können uns immer wieder die Worte Christi zurufen lassen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ So können wir dem Tod entgegensehen und sagen: „Es geschehe dein Wille. Es kommt aus deiner lieben Hand, du hast es für mich zugemessen, und du weißt, was für mich richtig ist. Du kennst auch die Stunde und den Zeitpunkt. Dein Plan liegt schon fertig und bereit.“
Hoffnung auf die Verwandlung und das ewige Leben
Wir haben gestern den 250. Geburtstag von Philipp Matthäus Hahn gefeiert. Dieser große Entdecker und technische Genie starb bereits im Alter von 50 Jahren. Er hatte sich gewünscht, in einem weißen Sarg bestattet zu werden – nach der Herrnhuter Sitte. Nicht in Trauer, sondern in Weiß, als Zeichen der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die vor uns liegt. Das steht in seiner Biografie.
Als er am Sarg eines seiner Kinder stand – sicherlich das Schwerste, was Eltern zugemutet wird – betete er für die Umstehenden den 93. Psalm. Dieser Psalm war einer der wichtigsten für Philipp Matthäus Hahn. Er drückt aus, dass das Königreich Christi, verborgen, bereits jetzt in dieser Welt begonnen hat – das große, unendliche Königreich Jesu.
Dann las er vor dem Kindersegen vor: „Herr, Dein Thron steht ewig und ist fest. Die Wasserwogen im Meer brausen und sind mächtig, doch Herr ist noch größer in der Höhe.“ Das ist der Grund, warum wir dem Tod nicht einmal mehr die Referenz erweisen wollen. Bei unseren Begräbnissen wollen wir uns nicht einmal respektvoll vor dem Tod verneigen, sondern sagen: Jetzt ist Jesus da.
Auch in den Sterbebetten wollen wir nicht all die Spuren des Todes und die Trauer so ernst nehmen. Wir wissen, dass die Königsherrschaft Jesu den Tod zerbrochen hat. Der Tod hat keine Gewalt mehr über die, die in Christus sind. Sie sind geborgen bei ihm.
Die Verheißung der Herrlichkeit und die neue Schöpfung
Jetzt noch etwas Letztes: Gott hat viel mit uns vor. Weil du so bist, bist du geachtet. In meinen Augen musst du auch herrlich sein. Das war zuerst für Israel gesprochen, aber noch viel mehr ist dieses Wort, das dort in Jesaja 43 steht, erfüllt.
Doch Jesus, du musst herrlich sein. Jedes Jahr an Ostern hören wir wieder diese Berichte, wie Jesus den Grabstein wegwirft, der vor seinem Grab liegt. Dann tritt er heraus, kommt unter die ängstlichen Jünger, richtet sie auf und sagt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“
Es fällt auf, dass unter den ersten Christen der Totenkult gar nicht verbreitet war. Sie haben sich kaum viele Worte darüber gemacht. Es gibt kaum eine Geschichte vom Sterben. Es war ihnen gar nicht wichtig, denn sie haben so viel mit Jesus, dem Lebendigen, jetzt erlebt.
Doch es steht auch so klar da, dass Jesus das Ziel hat, uns in sein Bild zu verwandeln. Es wird ein Leib sein, der ganz von der Lichtfülle Gottes durchdrungen ist. Ein neuer Leib, neues Leben. Ich darf hindurchgehen zu ihm und dort den Lobgesang anstimmen vor dem Thron Gottes.
Mit unseren Begriffen können wir diese neue Schönheit gar nicht fassen. Aber es heißt, wir werden ins Bild Christi verwandelt – in das, was der Auferstandene hat.
So wie er unter die Jünger trat, hatte er noch die Gestalt des alten irdischen Leibes Jesu mit den Wundmalen. Und doch trägt er schon den vollendeten neuen Leib.
Ich freue mich auf den Tag, an dem wir unseren alten, kranken, schwachen Leib ablegen und der Herr uns einen neuen Leib geben wird.
Mit dem Tod ist die Verhüllung des Königreiches Jesu aufgehoben. Wir dürfen schauen, was wir hier nur im Glauben, in Umrissen und ganz schwach erahnen konnten. Wir dürfen Jesus sehen, wie er ist.
Leben in der Hoffnung auf das kommende Reich Gottes
Wenn das so ist, dann müssen wir immer wieder sagen: Das passt nicht in unsere Zeit.
Wir leben gegenwärtig in Umwälzungen, von denen wir den Eindruck haben, dass wir sie kaum in ihren Ausmaßen erfassen können. Brechen die alten Gegensätze dieser Welt zwischen Ost und West, zwischen den Systemen Sozialismus und Kapitalismus? Vielleicht geht unsere Welt auf eine Periode zu, in der die Menschen ihre Armeen abschaffen und jeder sich in sozialer Gerechtigkeit liebt.
Und dennoch sehne ich mich nach der neuen Welt, nach dem neuen Himmel und nach der neuen Erde Gottes. Ich bin nur Gast auf Erden, und es macht mir nichts mehr aus, wenn andere zu mir sagen, ich sei weltfremd.
Ich will meine Pflicht hier erfüllen und treu dienen, solange mich Gott hier braucht. Ich will aber die Tage auf der Erde nicht zählen und vor allem nicht im Selbstmitleid sagen: „Ach, jetzt habe ich nur noch so lange zu leben.“ So wie es manchmal Schwerkranke ganz falsch tun. Wie viele Dinge, Herr, jeder Tag soll das Angel der kommenden Herrlichkeit sein.
Ich will mich heute schon freuen auf das, was du uns schenken willst.
Abschied und Ermutigung im Glauben
In den letzten Tagen hat Gott unseren Bruder Fritz Grünzweig heimgerufen. Er hat uns noch in den Passionstagen im großen Saal gedient und auch oft hier von der Kanzel den Sonntagsgottesdienst gehalten. Es war ihm wichtig, dass Christen die Zeichen der Zeit erkennen.
Alle seine Bücher, die er geschrieben hat – bis zu seiner großen Offenbarungsauslegung – zeigen, wie wichtig es ihm immer wieder war, dass die Gemeinde sich rüstet auf das kommende Königreich Jesu hin.
Jetzt möchte ich Sie auch in Ihrer Trauer bitten, nicht an dem hängen zu bleiben, was Sie bekümmert. In der Biografie von Fritz Grünzweig steht, wie er schwer verletzt in Estland lag und die Freunde nicht einmal mehr fünf Pfennige um sein Leben gegeben haben. Er sagt, er habe gar nicht gemerkt, wie schlimm die Lage um ihn war.
In dieser Zeit gingen ihm nur die schönsten Glaubenslieder durch den Kopf. Obwohl er äußerlich ganz schwach war, konnte er immer nur singen: „Möge der Herr schenken, dass wir auch so hinübergehen dürfen – vom Glauben zum Schauen – heim zum Herrn.“
Armin, dann singen wir das Lied „Bei Dir, Jesu will ich bleiben“, Nummer 279, die drei letzten Verse 4, 5 und 6. Anschließend wollen wir lesen.
Ah, so. Was nun? Beten?
Gebet um Trost und Führung im Alltag
Du, unser Todesüberwinder, Heiland Jesus Christus. Es wird uns nicht so leichtfallen, wie wir es gerade gesungen haben. Oft sind wir bedrückt und von Angst geplagt, weil wir belastet sind – auch von all den Zeichen des Todes.
Du musst uns das feste und gewisse Herz geben, lieber Herr. Und nicht nur für unsere Todesstunde wollen wir beten. Das hast du alles schon geordnet, und wir dürfen es in deine Hand legen und auch hier sprechen: Dein Wille geschehe.
Wir wollen aber auch für heute bitten, dass wir uns nicht in den vergänglichen Dingen dieser Welt verlieren. Dass uns das Kleine klein und das Große groß erscheint. Du musst bestimmen, was heute in der Tagesordnung unseres Lebens Vorrang hat und wichtig ist.
Bewahre uns davor, dass wir uns immer wieder verlieren – auch in Utopien dieser Welt. Wir leben in einer Welt, die unter dem Gericht des Todes steht. Die einzige Hoffnung haben wir in dir.
Wie gerne würden wir das auch anderen weitergeben. Gibst du uns dafür das Geschick? Das wäre es mit unseren Worten, vielen sagen zu können, dass dies unser Gebiet ist. Viele gehen in diesen Tagen durch diese enge Pforte hindurch und finden das Leben heute – das Leben, das du heute schon gibst, das Leben in deiner Königsherrschaft.
Darum bitten wir dich jetzt auch für all die Trauernden, für die Schwerkranken und für die Sterbenden. Dass du ihnen begegnest und dein Wort sie bekräftigt, damit sie glauben können und dann fröhlich heimgehen können – mit dir, heim zu dir.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Gemeinsames Singen und Erinnerung an vergangene Gottesdienste
Wir wollen noch einmal Platz nehmen und miteinander singen. Vom Lied 121 singen wir den dritten Vers: „Gloria sei dir gesungen“. Dieser Liedvers hat in unserer Gemeinde immer eine besondere Bedeutung.
Als die alte Kirche noch stand, war wenige Tage bevor eine Bombe diese alte Kirche, die unten an der Ecke war, völlig zerstörte, hier ein Trauergottesdienst für die Söhne von Pfarrer Scheible. Er war mein Vorvorgänger, der in der Ludwig-Hofacker-Gemeinde gedient hat. Der Vater war noch bei dem sterbenden Sohn in Russland und kam dann zurück. Das war das letzte, was in dieser alten Kirche erklungen ist.
Das ist für mich immer ein schönes Bild. Auch wenn die Zerstörung in unserer Welt immer weitergeht, wollen wir am Lobpreis Gottes festhalten und das Gloria rühmen. Deshalb dieser Vers 3. Ich... Hallo.
Einladung zu weiteren Veranstaltungen und Gemeindeaktivitäten
Jetzt möchte ich nochmals zu den Bibeltagen in der Stiftskirche einladen. Pastor Johannes Hansen, Leiter des Volksmissionarischen Amtes in Westfalen, spricht am Dienstagabend. Er wird an den drei Tagen Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils ein Thema behandeln.
Am Dienstag werde ich mit dem Thema „Sterben“ abschließen. Am Mittwoch geht es dann um „Leben“, und am Donnerstag werde ich mich mit dem Thema „Ich selbst“ befassen.
Es gibt keine Einladungszettel mehr. Das ist gut, denn so können Sie die Einladung besser mündlich weitergeben. Kommen Sie zu diesen Abenden, denn sie sind auch für uns eine wichtige Hilfe, um wieder klare Linien zu sehen.
Am nächsten Samstag um 18:00 Uhr findet unsere große Adventsfeier in der Kirche statt. Dort werden die Kerzen brennen, und es wird etwas ganz Wunderschönes an der Seite geben, wie wir die Adventszeit mit den Chören beginnen. Es wird Vieles geboten: Adventslieder, Worte und ein Anspiel.
Diese Feier am Vorabend ist uns immer wichtiger geworden. Ich möchte Sie herzlich dazu einladen und freue mich, wenn Sie auch andere Bekannte mitbringen. Es ist immer schön, wenn wir Menschen aus unserer Nachbarschaft mitnehmen.
Die Feier ist am Samstag um 18:00 Uhr. Sie brauchen keinen Zettel, denn im Notizzettel stehen alle weiteren Veranstaltungen. Dort finden Sie auch eine Übersicht über die Gottesdienste bis Januar.
Vielleicht steht es auch im Notizzettel, aber ich sage es noch einmal mündlich: Am ersten Advent gehen wir nach dem ersten Gottesdienst noch in die Gemeinde, an zwei oder drei Plätze. Dabei sind Sie gemeint, nicht wir. Ich muss während des zweiten Gottesdienstes noch predigen.
Währenddessen singen Sie und die Posaunenbläser spielen Adventslieder. Viele Menschen ärgern sich oft über die vielen parkenden Autos. Wir laden sie mit den Adventsliedern ein und machen darauf aufmerksam, dass schon am Morgen im großen Hof hinten bei uns noch 20 Minuten Zeit sind, um mitzugehen.
Bitte planen Sie das mit ein, damit Sie nicht eilig nach Hause müssen. Vielen Dank an alle, die diesen Dienst hier unten bei uns übernehmen. Ich sage das schon vorher, damit Sie es berücksichtigen können.
Verabschiedung und Segen
Heute Abend trifft sich die Mannschaft um 19:00 Uhr bei mir. Wir verabschieden Sybille Johnson, geborene Glücklich.
Sie ist gerade im Gottesdienst und deshalb noch nicht im Schwarzwald. Dennoch denken wir daran, dass sie morgen wieder nach Japan zurückfliegt. Dort hat sie über drei Monate lang ihre sterbende Mutter begleitet.
Wir denken auch an ihren Dienst, wenn sie aus der Spitzenburgstraße 1 hinaus in die Welt geht. Japan ist eine enorme Großmacht. Das gesamte Bankenwesen der Welt gehört fast schon den Japanern. Auch in der Technik sind sie sehr fortschrittlich.
Doch sie haben keine Ewigkeit zur Öffnung. Auf einem Dienstwagen, auf dem ein junges Ehepaar sitzt, baut sie Gemeinde auf – und das nur mit wenigen Menschen. Denn Jesus ist ihr wichtig.
Ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie mit Ihren Gaben beim Opfer heute diesen Dienst mittragen und auch im Gebet an diese Missionare denken.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.