Einführung und Gebet zur Vorbereitung auf das Wort Gottes
Wir haben gerade den Predigttext gelesen, und ich denke, uns allen ist klar: Dieser Predigttext, der ja an sich schon eine Predigt vor allem ist, hat es in sich.
Zu Beginn möchte ich für uns beten, dass Gott uns bereit macht, wirklich dieses harte, aber auch liebevolle Wort zu hören. Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, danke, dass du ein Gott bist, der spricht. Du sprichst Worte, die uns oft ermutigen, die uns den Weg weisen und die uns froh und dankbar machen.
Aber als liebender Gott sprichst du manchmal auch Worte, um uns zu warnen und zu ermahnen. Ich möchte dich bitten, dass du uns genau so hören lässt – als Menschen, die wissen, dass du ein Gott bist, der uns liebt und der diese Worte durch Johannes zu unserem Besten gesprochen hat.
Deine Worte der Warnung sind Ausdruck deiner Liebe, deine Worte der Ermahnung sind Ausdruck deiner Liebe. Mach uns bereit, dein Wort zu hören. Gib uns die Demut, dein Wort an uns heranzulassen und es aufzunehmen.
So wirke du durch deinen Geist in der Verkündigung deines Wortes. Amen.
Überblick über den Predigttext und die Gliederung
Lukas 3, die Verse 1 bis 20, haben wir gerade gehört. Sie finden den Text in Ihren Bibeln, wie bereits erwähnt, auf Seite 70 im hinteren Teil oder auch auf dem neuen Gottesdienstblatt auf der Vorderseite.
Wenn Sie in dieses Blatt hineinschauen, sehen Sie, dass dort relativ viel Platz ist. Das hat einen ganz einfachen Grund: Wir möchten Ihnen die Gelegenheit geben, Predigtnotizen zu machen. Wir merken, dass manche Leute das immer wieder selbst tun und Notizen mitbringen.
Hier haben Sie den Vorteil, dass die Predigtstruktur gleich mit abgedruckt ist. So wissen Sie auch schon: Die Predigt hat heute vier Teile.
Der erste Teil ist der Auftrag des Johannes in den Versen 1 bis 6. Der zweite Teil ist der Aufruf des Johannes, die Verse 7 bis 14. Dann folgt die Ankündigung des Johannes, die Verse 15 bis 18. Zum Schluss kommt die Antwort auf Johannes, die Verse 19 und 20.
Genau diese vier Teile möchte ich mit Ihnen im Predigttext betrachten. Ich hoffe, man kann sich das auch merken, wenn man kein Blatt bekommen hat. Natürlich können Sie später noch eins mitnehmen.
Merken Sie sich einfach: Immer ein Wort mit A – Auftrag des Johannes, Aufruf des Johannes, Ankündigung des Johannes und Antwort auf Johannes.
Ich hoffe, dass wir verstehen, was sein Auftrag ist, dass wir dann seinen Aufruf und seine Ankündigung hören und dass wir in rechter Weise auf dieses Wort antworten.
Historischer Kontext und der Auftrag des Johannes (Verse 1–6)
Nun betrachten wir zuerst die Verse 1 bis 6, den Auftrag des Johannes. In den ersten knapp zwei Versen lesen wir vom historischen Kontext, in den hinein dieser Auftrag an Johannes gegeben wird.
Lukas schreibt als Historiker. Und als guter Historiker will er, dass wir verstehen: Das ist nicht irgendetwas, das vielleicht nur in den Gedanken und Herzen von Menschen geschehen ist. Nein, das ist in Raum und Zeit geschehen, das ist reale Geschichte – eine Geschichte, die eine Bedeutung für uns hat.
So macht er dieses Ereignis der Beauftragung des Johannes fest. Es geschah im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war, Herodes Landesfürst von Galiläa, sein Bruder Landesfürst von Iturea und der Landschaft Drachonitis, und Lysanias Landesfürst von Abilene. Hannas und Kaiphas waren hohe Priester.
Also genau in dieser Zeit geschah etwas. Es ist hilfreich, sich klarzumachen, was für eine Zeit das gewesen ist. Wir haben hier lauter Namen gehört, und der eine oder andere wird sagen: „Oh, die klingen ja zumindest teilweise relativ bekannt.“ Pontius Pilatus ist relativ bekannt und hat es sogar ins Glaubensbekenntnis geschafft. Herodes – das waren die Machthaber, die Jesus letztendlich umgebracht haben. Sie sind auch aus der Geschichtsschreibung bekannt als wirklich böse, gewalttätige Machthaber.
Und dann natürlich die Hohenpriester Hannas und Kaiphas. Kaiphas war eigentlich der Hohepriester in der damaligen Zeit. Hannas war sein Schwiegervater und einer seiner Vorgänger. Er hatte offensichtlich noch so viel Macht, dass er quasi als Co-Hoherpriester genannt wird. Es gab ja eigentlich nur einen Hohenpriester, hier werden aber beide genannt.
Uns muss klar sein: Das waren finstere Zeiten. Die politischen Machthaber waren korrupt, gewalttätig und böse. Die religiösen Eliten ebenfalls böse. Und in diese finstere Zeit hinein ergeht nun ein Auftrag an Johannes.
Wie es hier weiter heißt: „Da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste.“ Johannes kommt in der Bibel häufiger vor. Wir haben ja zum Beispiel das Johannesevangelium. Deswegen wird hier definiert, welcher Johannes gemeint ist: Es ist der Sohn des Zacharias, also nicht der Evangeliumsschreiber, nicht der Apostel Johannes, sondern der Sohn des Zacharias.
Wer das Lukasevangelium schon bis zu dieser Stelle gelesen hat, der weiß, dass Zacharias und Elisabeth ganz am Anfang des Lukasevangeliums als ein sehr frommes, altes Ehepaar vorgestellt werden. Sie waren Priester und konnten keine Kinder bekommen. Dann erschien Zacharias im Tempel der Engel Gabriel und kündigte an, dass sie einen Sohn bekommen würden. Gott würde das Wunder tun, und Elisabeth würde schwanger werden. Dieses Kind sollten sie Johannes nennen.
Im Fortgang von Kapitel 1 hatten wir gesehen, dass auch einer anderen Frau ein wundersames Kind verheißen wurde, nämlich Maria, die durch den Heiligen Geist schwanger werden sollte und Jesus zur Welt bringen würde. Dann sehen wir, wie Maria zu Elisabeth, der Frau des Zacharias, geht. Dort sehen wir das erste Mal Johannes in Aktion – vor seiner Geburt.
Ganz interessante Szene: Es heißt über ihn, dass er von der Empfängnis an voll Heiligen Geistes war. Das drückt sich darin aus, dass Maria mit dem gerade frisch empfangenen Jesus – den man wahrscheinlich noch gar nicht sehen konnte – zu Elisabeth kommt. Da hüpft der Embryo Johannes im Mutterleib vor Freude, weil der Heiland im Bauch der anderen kommt.
Der Prophetendienst des Johannes beginnt also schon vor seiner Geburt. Am Ende von Kapitel 1 heißt es über Johannes nach seiner Geburt: „Das Kindlein wuchs und wurde stark im Geist.“ Er war in der Wüste, bis zu dem Tag, an dem er vor das Volk Israel treten sollte. Das heißt, er wurde in die Wüste gestellt und wartete dort bis zu dem Tag, an dem er vor das Volk Israel treten sollte.
Jetzt ist der Tag gekommen: Das Wort Gottes geschah zu ihm. Er bekommt einen Auftrag, den Marschbefehl. Diese Worte „Da geschah das Wort Gottes zu“ finden wir eigentlich nur bei der Beauftragung von Propheten im Alten Testament. Wir finden sie bei Jesaja, wir finden sie bei Jeremia. Es ist eine prophetengleiche, eine prophetische Beauftragung Gottes, mit der er nun gesandt wird.
So kommt das Wort zu ihm in der Wüste, und dann beginnt sein Dienst. Wir lesen konkret, worin seine Beauftragung bestand, ab Vers 3:
„Und er kam in die Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Wie geschrieben steht im Buch der Reden des Propheten Jesaja: Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige eben. Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden. Was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ein ebener Weg werden. Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen.“ (Lukas 3,1-6)
Die Bedeutung der Buße und der Auftrag des Johannes als Prediger
Es ist ganz interessant, hier zu sehen, wie Johannes beschrieben wird. Wie nennen wir diesen Johannes typischerweise? Johannes der Täufer. Aber eigentlich wäre es richtiger, ihn Johannes den Prediger zu nennen, nicht wahr? Denn sein Auftrag, den er ausführt, ist das Predigen. Er predigt die Taufe der Buße. Und dann heißt es weiter: Es ist die Stimme eines Predigers, Johannes, der Prediger.
Er predigt Buße. Buße ist so ein typisch frommes Wort, das alle schon mal gehört haben. Aber was es genau bedeutet, ist nicht immer ganz klar und manchmal auch ein bisschen verwirrend. Martin Luther hat das theologisch gut erfasst, sprachlich aber eher schlecht. Denn in den meisten Bibelübersetzungen, die von Luther geprägt sind, heißt es immer, wenn Buße vorkommt: „Tu Buße!“ Das klingt ein bisschen so, als sei Buße vor allem eine Aktivität.
Das hat dazu geführt, und dagegen hat Luther eigentlich angepredigt, dass Buße entweder etwas ist wie die Beichte, also das Bekennen der Sünden, worauf man eine Absolution erhält und dann ist alles wieder gut. Aber wirkliche Buße ist nicht nur ein Bekenntnis der Sünde. Buße ist auch nicht das, was oft sprachlich damit verbunden wird, nämlich büßen zu müssen, also eine Strafe für etwas Falsches zu erhalten.
Nein, das Wort Buße bedeutet im ursprünglichen Sinne eigentlich ein Umdenken, ein Neudenken, ein Umkehren. Aus diesem Denken heraus entsteht eine Umkehr – weg von den Dingen, die falsch sind und als falsch erkannt werden. Man denkt um und sagt: Bisher dachte ich, das wäre okay. Jetzt erkenne ich, das ist falsch. Ich denke um und sage, das sollte ich lieber nicht mehr tun. Deswegen tue ich jetzt das, und man kehrt um.
Das ist es, was Johannes predigt. Nun ist klar: Pontius Pilatus, Herodes, Hannas und Kaiphas brauchten das, denn sie waren böse. Johannes sagt ihnen: Ihr müsst umdenken, ihr müsst euch ändern, ihr müsst umkehren. Aber er predigt das nicht nur ihnen, sondern allen Menschen. Denn letztendlich brauchen alle Menschen das. Kein Mensch lebt immer so, wie er sollte. Wir alle tun, denken und sagen immer wieder Dinge, die falsch sind – vor allem Dinge, die Gott nicht gefallen, dem Gott, der uns geschaffen hat, damit wir ihn mit ungeteiltem Herzen anbeten, für ihn leben, auf ihn hören und tun, was er sagt.
Wir brauchen diese Umkehr, dieses Umdenken von unserem egoistischen, selbstzentrierten Leben, in dem wir selbst entscheiden, was gut und richtig ist, und dabei oft das tun, was eigentlich nicht wirklich gut und richtig ist. Johannes ruft die Menschen zur Umkehr. Und dann sollen sie als Ausdruck dieser Umkehr, dieses Umdenkens, dieser Buße getauft werden.
Das ist die Taufe, um die es hier geht. Sie stellt wirklich etwas dar, das in einem Menschen geschehen ist. Die Taufe des Johannes war also für Menschen gedacht, die sichtbar und öffentlich eingestehen wollten, dass sie auf falschen Wegen waren. Die offen bekannten: Ich bin beschmutzt mit Sünde, und das muss abgewaschen werden. Symbolisch als Ausdruck davon, dass sie das brauchen, gehen sie ins Wasser und lassen sich taufen.
Das Wasser allein bewirkt aber nichts. Es ist nur eine Vorbereitung, damit später Sünde vergeben werden kann. Denn Johannes predigt nicht als derjenige, der die endgültigen Antworten hat, sondern als ein Vorbereiter, ein Wegbereiter. Das heißt, die Buße ist, wie es hier in dieser bildhaften Sprache, die von Jesaja übernommen wurde, dargestellt wird, das Wegräumen von den Dingen, die uns letztendlich von dem kommenden Heiland trennen.
Das sehen wir hier im Text: Da sind Täler, die uns trennen von dem kommenden Heil, da sind Berge und Hügel, die uns trennen, da sind krumme Wege, die uns trennen. Johannes predigt, so wie es Jesajas Verheißung sagt, und fordert: Die Täler müssen aufgefüllt werden, die Berge müssen weggeräumt werden.
Das heißt: Die Abgründe, die Niederungen der Sünde, müssen zugeschüttet werden. Die Sündenberge müssen abgetragen werden. Das, was krumm ist in deinem Leben, muss gerade werden. Denn wenn wir uns so Gott zuwenden, dann ist der Weg bereit für den kommenden Heiland.
Das ist der Aufruf des Johannes. Seine Taufe löst das Problem nicht, sondern bereitet die Lösung vor. Die Buße ist der notwendige erste Schritt. Und so gilt dieser Ruf des Johannes auch uns heute noch: Welche Abgründe von Sünde trennen dich von Gott? Welche Sündenberge hast du aufgehäuft?
Hör den Ruf zur Buße, erkenne deine Schuld, wende dich davon ab, denke um, kehre um und ebne so den Weg für den Herrn, der kommt, um Sünden zu vergeben und uns mit dem heiligen Gott zu versöhnen. Bereite dem Herrn einen Weg, indem du deine Schuld abträgst, wegbringst, dich davon abwendest und dich ihm wieder zuwendest.
Der ernste Aufruf und die Ermahnung des Johannes (Verse 7–14)
Nur zu Johannes kamen offenbar viele Menschen. Sie kamen, um ihn zu hören und sich taufen zu lassen. Jetzt hätte Johannes jubeln können. Er hätte sagen können: „Jetzt schreibe ich mal einen Missionsbrief: Liebe Geschwister, meine Predigten sind von Gott gesegnet, Menschenmassen strömen herbei und lassen sich taufen – Halleluja!“
Doch stattdessen folgt bei Johannes ein ganz ernster Aufruf. Er ermahnt die Menschen, besonders jene, die kommen, um ihn zu hören und getauft zu werden. In den Versen 7 bis 14 lesen wir von seinem Aufruf. Dabei hören wir zuerst in den Versen 7 bis 9 einen allgemeinen und sehr bedrohlich klingenden Aufruf. Ich lese die Verse 7 bis 9 vor:
„Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße und nehmt euch nicht vorzusagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch, Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt an den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“
Das ist ja mal eine Predigt, oder? Johannes spricht seine Gemeinde nicht mit Worten wie „liebe Gemeinde“ an, sondern ganz unvermittelt: „Ihr Schlangenbrut, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?“ Johannes hätte keine Karriere im diplomatischen Dienst gemacht. Und doch ist er Botschafter geworden – ein Botschafter Gottes.
Er weiß nämlich, dass viele derer, die zu ihm kommen, um getauft zu werden, nicht wirklich Buße erlebt haben, nicht wirklich umgedacht sind, nicht wirklich umgekehrt sind. Da waren offenbar viele Menschen, die dachten, dass die Taufe an sich etwas bewirkt. „Wenn wir ihn nur dazu kriegen, uns zu taufen, sagen wir halt schnell: Ja, ihr habt da auch was falsch gemacht, tut mir leid, jetzt bitte die Taufe – und dann ist alles gut, die Sünde ist weg.“ Das gibt es bis heute.
Aber die Taufe bewirkt gar nichts. Die Taufe wird niemanden retten, sagt Johannes hier. Seine Taufe nicht und übrigens auch nicht die Taufe im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die wird niemanden alleine retten vor dem kommenden gerechten Zorn. Und das ist der Zorn Gottes.
Mit dem Gedanken tun sich manche Menschen schwer, dass der liebe Gott auch ein Gott des Zorns ist. Doch eigentlich sollten wir uns damit nicht so schwer tun. Denn wenn wir verstehen, wie Menschen sich diesem Gott, diesem heiligen Gott, diesem vollkommen guten Gott, diesem liebenden Vater gegenüber verhalten, dann können wir uns schnell hineindenken und sagen: Das kann er nicht einfach nonchalant abtun.
Ich hatte heute früh eine gewisse Auseinandersetzung mit meiner jüngeren Tochter – sprecht sie später bitte nicht darauf an. Da war ein Verhalten, das ich so nicht tolerieren konnte, und ich habe ihr das auch deutlich gesagt. Dabei habe ich gemerkt, da war in mir etwas los. Nun ist bei mir Sünde, ohne jede Frage. Bei mir ist Sünde im ganzen Denken und Handeln. Aber auch ein liebender Gott kann Sünde nicht einfach hinnehmen. Kann es nicht tolerieren, wenn Menschen ihm ins Gesicht sagen: „Ach, was du sagst, ich weiß es besser, ich habe dich gemacht. Ich bin der heilige, der allmächtige, der allwissende, der ewige Gott, und wer bist denn du? Und du widersprichst mir. Ich sage, ich möchte, dass ihr so lebt, in liebevoller Gemeinschaft, lebt zu meiner Ehre.“ Und die Menschen sagen: „Ich will weder liebevolle Gemeinschaft mit anderen Menschen, also ich suche mir ein paar aus, mit denen schon, aber die anderen können mich mal. Und du, patsch, dich gibt’s ja gar nicht.“
Ihr Lieben, ich glaube, uns ist klar, wie wir Gott behandeln. Was wäre das für ein Gott? Oder denk an radikale Sünde: Wenn du in der Zeitung mal wieder liest, dass jemand brutal Kinder missbraucht hat – gerade ging durch die Medien, dass Eltern in Kalifornien dreizehn Kinder über viele Jahre eingesperrt und misshandelt haben – schreit da nicht etwas in uns: Das muss gestraft werden?
Wir wollen keinen Gott, der nonchalant sagt: „Ach na ja, nein.“ Wir haben zu Recht das innere Anliegen, das Denken, die Gewissheit, dass ein heiliger Gott so etwas nicht einfach tolerieren kann.
Johannes sagt den Menschen: „Hier schaut, nur weil ihr jetzt ein bisschen Wasser über euch schüttet, glaubt ihr wirklich, dass ihr dem Zorn Gottes damit entgehen werdet?“ Zugleich müssen wir klar sehen: Das, was Johannes hier tut, ist nicht Ausdruck von Gerichtsworten oder Verdammnis, so wie wir manchmal, wenn wir zornig werden, ein Urteil verkünden. Nein, es ist Ausdruck der großen Geduld und Barmherzigkeit Gottes.
Denn Gott verdammt hier nicht, sondern er mahnt, warnt und ruft: „Täuscht euch nicht! Täuscht euch nicht! Glaubt nicht, dass ihr so einfach okay seid. Glaubt nicht, dass deine Taufe oder irgendein Übergabegebet dich retten wird vor dem kommenden Zorn Gottes. Bilde dir nicht ein, dass deine Gemeindemitgliedschaft oder dass du jeden Sonntag regelmäßig im Gottesdienst bist, dich retten würde vor dem kommenden Zorn Gottes.“
Um das deutlich zu sagen: Das sind alles gute Dinge, aber sie allein retten nicht.
So ermahnt Johannes die Menschen, die zu ihm kommen, und sagt ihnen: „Schaut auch auf eure Abstammung, verlasst euch nicht darauf. Sagt nicht: ‚Wir sind Kinder Abrahams, uns gelten die Verheißungen.‘“ Johannes sagt: „Nein, Gott beruft seine Kinder, wo er will, meinetwegen aus Steinen und aus Heiden. Kinder Abrahams sind alle, die die Verheißung wirklich ererben. Und das zeigt sich daran, dass sie wahrhaft Buße tun, sich wirklich Gott zuwenden und anfangen, mit ihm zu leben.“
Das heißt auch: Ein frommes Elternhaus oder ein frommer Ehepartner hilft uns nicht. Johannes erklärt, wie wir bereit werden für den Heiland, wie wir wirklich gerettet werden, bewahrt werden vom gerechten Zorn Gottes: nämlich nur durch wahre Umkehr – ein vom Herzen kommendes Abwenden von dem, was falsch ist, und Hinwenden zu Gott.
Das ist viel mehr, als nur zu bereuen, dass ich mal etwas getan habe. Ich höre immer wieder, wie Menschen auf einmal eine gewisse Sünde bereuen, aber nicht, weil sie wirklich umdenken und sagen: „Das ist wirklich falsch und das will ich nicht mehr“, sondern weil sie die Konsequenzen bereuen. Kennen wir das nicht auch? Manche Dinge mache ich nicht mehr, weil ich die Konsequenzen fürchte.
Ein Beispiel: Wenn ich eine Radarfalle sehe, denke ich kurzfristig um und bremse ab. Das ist kein wirkliches Umdenken, keine echte Verhaltensänderung, sondern nur die Scheu vor den Konsequenzen. Sobald ich vorbei bin, gebe ich wieder Gas. Es ist gut, dass ihr lacht – das zeigt mir, ihr kennt das.
Johannes sagt: Nein, wirkliches Umdenken, echte Buße bringt Frucht. Das meinte er mit „rechtschaffene Früchte der Buße“. Der Herr kennt unsere Herzen und weiß, wo wirklich Buße stattgefunden hat.
Übrigens: Die Taufe, die Johannes praktiziert, und vor allem die, die Jesus später praktizierte – eine noch umfassendere, bedeutendere Taufe –, ist ein Schritt des Gehorsams. Denn in der Taufe sagen wir: „Ja, ich erkenne meine Sünde an“, und bekennen das öffentlich.
Wenn du noch nicht getauft bist, auf das Bekenntnis deines Glaubens hin, dann ist das vielleicht für dich dran. Du hast vielleicht schon gelesen: Am 25. Februar ist eine Taufe. Sprich gern mit mir, dann können wir darüber reden.
Nur das allein ist es nicht. Johannes sagt: Täuscht euch nicht! Er warnt und sagt: „Bringt wirkliche rechtschaffene Früchte der Buße! Denn wenn ihr keine Frucht bringt, wird der Baum irgendwann abgehauen.“
Manche, die diese Warnung hören – und ich hoffe und bete, dass wir sie auch persönlich hören –, fragen jetzt konkret: „Was heißt das jetzt? Was sollen wir tun?“ Ab Vers 10 lesen wir:
„Die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn tun? Er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer zu essen hat, tue ebenso. Es kamen auch die Zöllner, um sich taufen zu lassen. Zöllner – das waren damals ganz böse Menschen, Geldeintreiber, die mit der Besatzungsmacht zusammenarbeiteten – und sie fragten auch: Meister, was sollen wir tun? Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist. Da fragten ihn auch die Soldaten: Was sollen wir tun? Er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und lasst euch genügen an eurem Soll.“
So drei mehr oder weniger identische Fragen: einmal ganz allgemein die Menge, dann die Zöllner und dann Soldaten. Johannes spricht diese Gruppen direkt an und sagt:
Zur Menge: Seid großzügig, teilt mit denen in Not. Anders gesagt: Die Umkehr, zu der er aufruft, ist ein Weg vom Geiz. Seid nicht geizig, hortet nicht, was ihr habt. Schaut, wo Not ist, und gebt ab. Das heißt nicht, alles aufgeben, kein Aufruf zum Kommunismus. Es heißt aber: Teilt, gebt ab, seid nicht geizig, seid großzügig.
Zu den Zöllnern sagt er: Seid weg von der Gier, vom immer mehr haben wollen. Lernt Bescheidenheit. Das ist Buße, Umdenken. Vertraut Gott, gebt euch, was ihr braucht. Ihr müsst niemanden ausbeuten, das ist Sünde und falsch. Lasst euch mit dem Genügen, was vorgeschrieben ist.
Den Soldaten sagt er: Kehrt um vom bösen Machtmissbrauch. Missbraucht eure Stellung nicht, beutet andere nicht aus, seid gerecht und genügsam.
Johannes hätte sicherlich noch zwanzig andere Gruppen beschreiben können und noch mehr Dinge sagen. Aber er weiß genau, wo er den Finger in die Wunde legen muss: Geiz, Gier, Machtmissbrauch.
Was denkst du, wozu Johannes dich rufen würde? Das ist keine Frage, die ich dir jetzt beantworte. Denk mal darüber nach. Lass die Frage nicht los: Was ist der Punkt, den Johannes in deinem Leben ansprechen würde?
Das ist eine wichtige Frage. Schau mich nicht so fragend an, ich kann sie dir nicht beantworten. Es geht um dein Seelenheil. Ich hoffe, dir ist das klar.
Johannes ermahnt hier, dass der Zorn Gottes kommt, dass die Axt an die Wurzel des Baumes gelegt ist. Wo brauchst du ein Umdenken? Wo solltest du umkehren?
Stell dir vor, hier in München sind die Themen, die Johannes nennt, vielleicht gar nicht so weit weg von uns: Geiz, Gier – eine materielle, reiche Stadt. Aber vielleicht sagst du: „Ich kenne ja niemanden, der kein Hemd hat.“
Dann mach dir einen praktischen Vorschlag, nur für den Fall, dass dich das gerade anspricht. Weil ich von einer konkreten Not weiß, darf ich das vielleicht einfach mal so sagen:
Wir haben eine Flüchtlingsgruppe in der Gemeinde – viele junge Leute, die sich teilweise die Fahrtkosten, um sonntags hier zu sein, gar nicht leisten können. Ihre Ressourcen sind sehr begrenzt, und es ist nach unserer Gesetzgebung nicht vorgesehen, dass Flüchtlinge sonntagmorgens in den Zug steigen, um zum Gottesdienst zu kommen. Das hat niemand bedacht.
Aber wir können helfen. Manche brauchen praktische Hilfe, vielleicht mal bei einem Gerichtsverfahren dabei sein, ihnen zur Seite stehen. Ich habe das mal gemacht, das war für mich eine total bereichernde Erfahrung. Und was für eine Freude, als ich später hörte, dass jemand tatsächlich anerkannt wurde, mit seiner ganzen Familie.
Vielleicht ist das ein Weg, wie du großzügig sein kannst, mit dem, was du hast – materiell oder mit Zeit. Wenn du dich in dem konkreten Fall angesprochen fühlst, kannst du gerne auf Tom Giebel, Yuri Aranchabal oder Jonathan Case zugehen. Ihr kennt sie vielleicht. Ich glaube, Tom feiert heute seinen fünfzigsten Geburtstag, stimmt das? Herzlichen Glückwunsch, Tom, und danke, dass du an deinem Geburtstag hier in der Gemeinde bist und wahrscheinlich nachher wieder Dienst bei unseren Flüchtlingen hast.
Das wäre ein konkreter Weg. Aber ich möchte deutlich sagen: Das ist natürlich auch nicht der Weg, um mit Gott im Reinen zu sein. Solche Aktionen können Zeichen wahrer Buße sein, aber reiner Aktionismus ist keine Buße.
Daher der allgemeinere Aufruf: Prüfe dein Herz, erkenne deine Schuld, bitte Gott vielleicht darum, dir zu zeigen, wo du Umkehr brauchst. Wende dich ab und bring gute Frucht – das ist der Aufruf des Johannes.
Das bringt uns zum dritten Punkt: die Ankündigung des Johannes in den Versen 15 bis 18. Johannes belässt es nicht nur bei dem Aufruf. Sein Auftrag war ja, Menschen vorzubereiten, den Weg zu bereiten für den Herrn, der kommen sollte.
So folgt nun die zwingend notwendige Ankündigung des Johannes, der noch einmal sagt: Jede Buße allein wird dich nicht retten. Höre die Ankündigung des Johannes, Verse 15 bis 18:
„Als aber das Volk voll Erwartung war und alle in ihren Herzen von Johannes dachten, ob er vielleicht der Christus wäre, antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber einer, der ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse. Der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. In seiner Hand ist die Wortschaufel, und er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln. Die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen. Mit vielem anderen mehr ermahnte er das Volk und verkündigte ihm das Heil.“
Den Menschen damals war klar: Buße allein reicht nicht. Sich vom Falschen abzuwenden, umzudenken, anders zu leben – auch aus Überzeugung – reicht nicht. Das ist die notwendige Voraussetzung für das Kommen des Herrn, aber es reicht nicht.
Denn das Abwenden von Sünden allein löst unser Problem nicht. Wenn ich mal nicht aufgepasst habe und geblitzt worden bin, kann ich dem Verkehrsrichter nicht erklären: „Ich habe jetzt umgedacht, ich fahre künftig nur noch so, wie die Geschwindigkeitsbeschränkung sagt.“ Und übrigens, das habe ich seitdem auch gemacht.
Das ist ja sehr beeindruckend, Herr Lohmann. Geben Sie mir mal Ihren Führerschein, wir reden in einer gewissen Zeit nochmal darüber. Strafe muss trotzdem sein, weil die Sünde nicht weg ist, die Schuld bleibt.
Das war genau das Problem der Menschen damals. Sie wussten: Abwenden allein reicht nicht. Sie brauchen einen Heiland, einen Retter, der sie befreit von der Schuld. Und sie wussten genau: So einer war angekündigt worden. Der Christus, der Messias, sollte kommen, um das Volk wirklich zu retten.
Jetzt hören sie Johannes und denken vielleicht: „Vielleicht ist er es.“ Vielleicht wird Johannes sogar direkt gefragt: „Bist du der Christus?“
Für einen Moment muss die Versuchung für Johannes groß gewesen sein. „Ja, es könnte schon sein.“ Aber Johannes war nicht wie manche Prediger, die immer gleich alles für sich in Anspruch nehmen. Johannes war ganz demütig.
Er sagte: „Ne, schaut, was ich hier mache, das ist Vorbereiten, ein bisschen mit Wasser spielen, ich gebe euch eine Botschaft weiter. Aber der, der kommt, ist so viel stärker, so viel größer, dem kann ich nicht mal die Schuhe auf- oder zubinden. Er ist so hoch erhaben.“
Johannes weiß, er braucht ihn selbst. Er ist nicht der Christus. Er tauft eine vorbereitende Taufe. Aber der Christus wird kommen. Und er wird tun, was notwendig ist, damit Menschen mit Sünde mit dem heiligen Gott versöhnt werden können.
Dazu wurde Gott selbst Mensch, Jesus Christus, ist dazu gekommen. Er würde selbst getauft werden und dann taufen.
Es ist interessant, darüber nachzudenken: Hier steht nur, dass er dann selbst taufen wird. Aber es ist vielleicht hilfreich, darüber nachzudenken, dass Jesus von Johannes getauft wird. Jesus kommt und wird getauft, um sich mit den Menschen voll zu identifizieren. Er identifiziert sich mit den Sündern.
Das ist eigentlich nicht nötig. Er braucht keine Buße, kein Umdenken, keine Veränderung in seinem Leben. Er war immer gerecht, immer gehorsam. Aber er identifiziert sich mit uns Sündern.
Das ist seine erste Taufe im Leben. Er hat noch eine zweite. Ich weiß nicht, ob euch das klar ist: Lange nach seiner Wassertaufe sagt Jesus seinen Jüngern: „Oh, wie ist mir bange vor der Taufe, die ich erfahren werde, die ich erleiden werde.“
Was meint er damit? Das, was wir in der Taufe heute zum Ausdruck bringen: Wir identifizieren uns mit ihm, so wie er sich in der Wassertaufe mit uns identifiziert hat. Wir werden uns mit ihm identifizieren, wenn wir uns taufen lassen, denn wir werden getauft in seinen Tod hinein und in seine Auferstehung.
Die Taufe, von der Jesus spricht, die zweite, die er erfahren wird, ist sein Gekreuzigtwerden, sein Sterben und dann Auferstehen. Davor ist ihm bange, denn er weiß, was am Kreuz auf ihn zukommt.
Dort wird der Zorn Gottes über alles Ungerechte über ihm ausgegossen. Das heißt: Wenn du dich mit ihm identifizierst, wenn du zu ihm gehörst, hat er Gottes Zorn über deine Sünde auf sich genommen, sodass du den Zorn Gottes nicht mehr fürchten musst, weil er für dich gelitten hat.
Das war notwendig für die Menschen. Buße allein reicht nicht. Der Zorn Gottes muss getilgt werden.
Jesus ist gekommen, hat das für jeden getan, der sich ihm zuwendet, der sich abwendet, der in wahrer Buße von allem Falschen umdenkt, Jesus, den Christus, den menschgewordenen Gott erkennt und ihm nachfolgt.
Dann tauft Jesus mit dem Heiligen Geist. Diese Taufe praktizieren wir nicht, weil es nicht unsere Aufgabe ist. Diese Taufe praktiziert Jesus bis heute.
Jeder, der sich im Glauben ihm zuwendet, wird mit dem Heiligen Geist getauft. Das heißt: Im Moment, in dem du Jesus Christus als deinen Retter und Herrn annimmst, gibt Jesus dir seinen Geist.
Ich hoffe, du verstehst das: Die Taufe im Heiligen Geist ist einfach die Bekehrung, das Annehmen von Jesus, das Beschenktwerden mit seinem Geist. Und das tut etwas in uns.
Denn der Geist verändert uns innerlich. Er befähigt uns jetzt zu wahrer und dauerhafter Buße. Der Geist überführt uns von Sünde mehr, als wir es aus eigener Kraft je könnten.
Er befähigt uns – er ist eine Kraft aus der Höhe – immer mehr im Gehorsam zu leben. Der Geist erinnert uns immer wieder und macht uns aufmerksam, wenn wir auf falschen Wegen sind.
Der Geist hilft uns wahrhaft, in der Buße zu leben. Das ist eine viel bessere Taufe als nur die mit Wasser, bei der man etwas zum Ausdruck bringt. Das Wasser allein hat keine Kraft, es ist nur Ausdruck einer Herzenshaltung.
Aber die Taufe im Geist hat Kraft, sie bewirkt etwas in dir. Das wird Jesus tun, das hat Jesus getan für jeden, der sich im Glauben ihm zuwendet.
Und dann bringt er auch das Feuer – das Feuer des Gerichts –, das in den Kindern Gottes alles Unreine mehr und mehr wegbrennen wird. Andererseits wird es als Gericht kommen über alle, die sich ihm nicht wirklich zuwenden.
So trennt Jesus messerscharf – ich hoffe, das sehen wir: Es gibt keinen Graubereich, keinen Halbchristen. Spreu und Weizen – die einen ins unauslöschliche Feuer, die anderen zum Heil.
Wir alle wissen: Dieser Jesus ist gekommen, dieser Christus ist gekommen, und eines Tages wird er wiederkommen und richten. Er wird die Herzen beurteilen, und das Leben wird Zeugnis geben von dem, was im Herzen ist.
Johannes weiß das und wird so, getrieben von der Liebe Gottes, das Volk ermahnen und ihm das Heil verkündigen.
Das bringt uns schließlich zu den Versen 19 und 20, wo wir die Antwort auf den Ruf und die Ankündigung des Johannes lesen:
„Der Landesfürst Herodes aber, der von Johannes zu Recht gewiesen wurde wegen der Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen allem Bösen, das er getan hatte, fügte noch dies hinzu: Er warf Johannes ins Gefängnis.“
Herodes zeigt uns eine mögliche Antwort auf den Ruf zur Buße. Viele Menschen ärgern sich über die Worte des Johannes. Vielleicht ärgerst du dich gerade über diese Predigt, in der ich nur weitergebe, was Johannes gesagt hat.
Herr, schenke Umkehr in den Herzen!
Johannes tut das, was Menschen immer wieder tun, wenn sie mit ihrer eigenen Sündhaftigkeit konfrontiert werden. Herodes tut das, was Menschen immer wieder tun, wenn sie konfrontiert werden: Er lässt diese Stimme verstummen.
Viele Menschen heute tun das auf andere Weise. Manchmal ist es das eigene Gewissen, das betäubt werden will, weil es uns immer wieder zeigt, dass etwas nicht stimmt. Oder es sind andere Menschen, denen man aus dem Weg gehen muss, denen man aggressiv widersteht.
Lieber Christ, wenn du ein treuer Nachfolger des Herrn Jesus Christus bist, wenn du treu das Evangelium weitersagst, wenn du, getrieben von der Liebe Gottes, Menschen ermahnst, warnst und zur Umkehr rufst, dann hast du das wahrscheinlich auch schon erlebt.
Manche Menschen antworten auf solche Botschaften aggressiv. Und doch dürfen wir nicht schweigen.
Der Tag des Gerichts kommt, der Zorn Gottes wird ausgeschüttet werden.
Daher möchte ich dich ermutigen: Vielleicht genau an diesem Punkt heute Buße zu tun, umzukehren und neu zu denken.
Wenn du angefangen hast, die Menschen mehr zu fürchten als Gott, wenn du ein größeres Verlangen hast, bei den Menschen angenommen und anerkannt zu sein, als den Wohlwollen Gottes zu finden, dann lass dich zur Umkehr rufen.
Folge dem Herrn treu nach, verkündige die gute Nachricht, ermahne Menschen und verkündige ihnen das Heil.
Gott will, dass alle Menschen diese Botschaft hören und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Er möchte nicht, dass irgendeiner verloren geht, sondern dass alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und gerettet werden.
Deshalb möchte ich die Predigt mit diesem letzten Hinweis schließen:
Wenn du heute hier bist und bisher vielleicht nur ein bisschen Christsein gespielt oder probiert hast, aber noch nicht wirklich komplett umgedacht hast, dein Leben noch nicht komplett abgewandt von allem Falschen, wenn es Bereiche gibt, wo du sagst: „Hier will ich nicht Buße tun“, dann lass dich ermahnen!
Lass dir das Heil verkündigen. Wenn du erkennst, dass noch so viel Egoismus, Selbstzentriertheit, Geiz und Gier in dir sind, und da darf Gott nicht ran, dann hör den Ruf, denk um, wende dich dem Herrn zu.
Hör den Aufruf des Johannes, hör den Aufruf an diesem Sonntagmorgen und komm zu Jesus und folge ihm nach.
Ich bete:
Himmlischer Vater, das ist ein hartes Wort, das wir heute gehört haben, aber es ist ein Wort, gesprochen aus Liebe zu den Menschen.
Es wäre ein gutes Recht gewesen zu schweigen und einfach eines Tages zu kommen und zu richten.
Aber du warnst, ermahnst, rufst und ringst um unsere Herzen.
So bete ich, Herr, dass du an meinem und an unser aller Herzen wirkst, dass wir erkennen: Buße brauchen wir einmal und immer wieder.
Herr, wirke durch deinen Geist an den Herzen deiner Kinder, dass wir dich wieder mit ungeteiltem Herzen lieben und dir dienen.
Ich bete auch, dass du an denen wirkst, die noch nicht wirklich deine Kinder sind, dass sie erkennen, wie sehr sie dich brauchen.
Dass sie zu Jesus fliehen und bei ihm Rettung und wahres Leben finden.
Tu das zum Lobpreis deiner herrlichen Gnade. Amen.
Die Ankündigung des kommenden Heilandes (Verse 15–18)
Das bringt uns zum dritten Punkt: die Ankündigung des Johannes in den Versen 15 bis 18. Wir lesen hier, dass Johannes es nicht bei einem einfachen Aufruf belässt. Sein Auftrag war es, Menschen vorzubereiten und den Weg für den Herrn zu bereiten, der kommen sollte.
So folgt nun die zwingend notwendige Ankündigung des Johannes, der noch einmal betont: „Allein Buße wird dich nicht retten.“ Hören wir die Ankündigung des Johannes in den Versen 15 bis 18:
„Als aber das Volk voll Erwartung war und alle in ihren Herzen über Johannes dachten, ob er vielleicht der Christus wäre, antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber einer, der ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse. Der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. In seiner Hand ist die Wortschaufel, und er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“
Mit vielem anderen mehr ermahnte er das Volk und verkündigte ihm das Heil.
Den Menschen damals war klar: Buße allein reicht nicht. Sich von dem Falschen abzuwenden, umzudenken und nun anders zu leben – auch aus Überzeugung – reicht nicht aus. Ja, das ist die notwendige Voraussetzung für das Kommen des Herrn, aber es reicht nicht. Denn das Abwenden von Sünden allein löst unser Problem nicht.
Wenn ich zum Beispiel nicht aufgepasst habe und geblitzt worden bin, kann ich dem Verkehrsrichter doch nicht erklären: „Ich habe jetzt umgedacht. Ich habe mir vorgenommen, in Zukunft wirklich nur noch so zu fahren, wie die Geschwindigkeitsbeschränkung es sagt. Übrigens habe ich das seitdem auch gemacht.“ Das ist ja sehr beeindruckend, Herr Lohmann. Geben Sie mir mal Ihren Führerschein, wir reden in einer gewissen Zeit mal wieder darüber. Die Strafe muss trotzdem noch sein, denn die Sünde ist ja nicht weg, die Schuld bleibt bestehen.
Das war genau das Problem der Menschen. Sie wussten: Abwenden allein reicht nicht. Sie brauchen einen Heiland, einen Retter, der sie von der Schuld befreit. Und sie wussten genau, dass so einer angekündigt worden war – der Christus, der Messias, der kommen sollte, um das Volk wirklich zu retten.
Jetzt hören sie Johannes und seinen Ruf und denken: Vielleicht ist er das? Vielleicht ist er der Christus? Und dann hört Johannes wahrscheinlich davon, vielleicht wird er sogar direkt gefragt: „Bist du der Christus?“
Ich habe für einen Moment gedacht: Die Versuchung für Johannes muss ja relativ groß gewesen sein. Ja, es könnte schon sein. Aber Johannes war nicht so wie manche Prediger, die immer gleich alles für sich in Anspruch nehmen. Johannes war ganz demütig. Er sagte: „Schaut, was ich hier mache. Das ist Vorbereiten, das ist ein bisschen mit Wasser spielen, ich gebe euch eine Botschaft weiter. Aber der, der kommt, ist so viel stärker, so viel größer. Dem kann ich nicht mal die Schuhe auf- und zumachen. Der ist so hoch erhaben.“
Johannes weiß, dass er selbst diesen Christus braucht. Er ist nicht der Christus. Er tauft eine vorbereitende Taufe. Aber der Christus wird kommen. Und er wird das tun, was notwendig ist, damit Menschen, die Sünde in ihrem Leben haben, mit dem heiligen Gott versöhnt werden können.
Ja, dazu wurde Gott selbst Mensch, Jesus Christus. Dazu ist er gekommen. Und er wird selbst getauft werden und dann taufen.
Es ist interessant, darüber nachzudenken: Hier steht nur, dass er dann selbst taufen wird. Aber es ist vielleicht hilfreich, genauer hinzuschauen. Das Allernächste, was wir lesen – nächste Woche wird Jonathan Oliviera darüber predigen – ist, dass Jesus von Johannes getauft wird. Jesus kommt und wird getauft.
Er tut das, um sich mit uns Menschen voll zu identifizieren. Er identifiziert sich mit den Sündern. Das ist eigentlich nicht nötig, denn er braucht keine Buße, kein Umdenken und keine Veränderung in seinem Leben. Er war immer gerecht, immer gehorsam. Aber er identifiziert sich mit Sündern wie uns.
Das ist die erste Taufe im Leben von Jesus. Er hat noch eine zweite. Ich weiß nicht, ob euch das klar ist: Lange nach seiner Wassertaufe sagt Jesus seinen Jüngern: „Oh, wie ist mir bange vor der Taufe, die ich erfahren werde, die ich erleiden werde.“
Was er damit meint, ist das, was wir in der Taufe heute wirklich zum Ausdruck bringen: Wir identifizieren uns mit ihm, so wie er sich in der Wassertaufe mit uns identifiziert hat. Wir werden uns mit ihm identifizieren, wenn wir uns taufen lassen, denn wir werden getauft in seinen Tod hinein und in seine Auferstehung.
Die Taufe, von der Jesus spricht – die zweite, die er erfahren wird – ist sein Gekreuzigtwerden, sein Sterben und dann seine Auferstehung. Und davor ist ihm bange, denn er weiß, was ihm dort am Kreuz geschehen wird. Dort wird nämlich der Zorn Gottes über alles Ungerechte über ihn ausgegossen.
Das bedeutet: Wenn du dich mit ihm identifizierst, wenn du zu ihm gehörst, dann hat er Gottes Zorn über deine Sünde dort auf sich genommen. So brauchst du den Zorn Gottes nicht mehr zu fürchten, weil er für dich gelitten hat.
Das ist das, was für die Menschen notwendig war: Buße allein reicht nicht. Der Zorn Gottes muss getilgt werden. Jesus ist gekommen und hat das getan für jeden, der sich ihm zuwendet, der sich abwendet, der in wahrer Buße von allem Falschen umdenkt und Jesus, den Christus, den menschgewordenen Gott, erkennt und ihm nachfolgt.
Dann hat Jesus mit dem Heiligen Geist getauft. Diese Taufe praktizieren wir nicht, weil es nicht unsere Aufgabe ist. Diese Taufe praktiziert Jesus bis heute. Jeder, der sich ihm im Glauben zuwendet, wird mit dem Heiligen Geist getauft.
Das heißt: In dem Moment, in dem du Jesus Christus als deinen Retter und Herrn annimmst, gibt Jesus dir seinen Geist. Ich hoffe, du verstehst das. Die Taufe im Heiligen Geist ist einfach die Bekehrung, das Angenommenwerden von Jesus, und das Beschenktwerden mit seinem Geist. Und das tut etwas in uns.
Denn der Geist verändert uns innerlich. Er befähigt uns jetzt zu wahrer und dauerhafter Buße. Der Geist überführt uns von Sünde mehr, als wir es aus eigener Kraft je könnten. Er befähigt uns – er ist eine Kraft aus der Höhe –, immer mehr im Gehorsam zu leben.
Der Geist wird uns immer wieder daran erinnern und aufmerksam machen, wo wir auf falschen Wegen sind. Er hilft uns wahrhaft, in der Buße zu leben.
Das ist eine viel bessere Taufe als die mit Wasser, bei der man nur etwas zum Ausdruck bringt. Das Wasser allein hat natürlich keine Kraft, es ist nur Ausdruck einer Herzenshaltung. Aber die Taufe im Geist hat Kraft, sie bewirkt etwas in dir.
Das wird Jesus tun, das hat Jesus getan für jeden, der sich ihm im Glauben zuwendet. Und dann bringt er auch das Feuer – das Feuer des Gerichts –, das in den Kindern Gottes alles Unreine mehr und mehr wegbrennen wird. Andererseits wird es aber auch als Gericht kommen über alle, die sich ihm nicht wirklich zuwenden.
So trennt Jesus messerscharf. Ich hoffe, das sehen wir: Es gibt keinen Graubereich, keinen Halbchristen. Spreu und Weizen – die einen ins unauslöschliche Feuer, die anderen zum Heil.
Wir alle wissen: Dieser Jesus ist gekommen, dieser Christus ist gekommen, und eines Tages wird er wiederkommen. Dann wird er richten. Er wird die Herzen beurteilen, und das Leben wird Zeugnis geben von dem, was im Herzen ist.
Johannes weiß das. So, getrieben von der Liebe Gottes, ermahnt er das Volk und verkündigt ihm das Heil.
Die Antwort auf den Ruf des Johannes und die Reaktion der Machthaber (Verse 19–20)
Das bringt uns schließlich zu den Versen 19 und 20. Dort lesen wir von der Antwort auf den Aufruf und die Ankündigung des Johannes. Es heißt: Der Landesfürst Herodes, der von Johannes zu Recht wegen Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen allem Bösen, das er getan hatte, gewiesen wurde, fügte noch dies hinzu: Er warf Johannes ins Gefängnis.
Herodes zeigt uns eine mögliche Antwort auf den Ruf zur Buße. Viele Menschen ärgern sich über die Worte des Johannes. Vielleicht ärgerst du dich gerade über diese Predigt, in der ich einfach nur das weitergebe, was Johannes gesagt hat. Herr, schenke Umkehr in den Herzen!
Johannes tut das, was Menschen immer wieder tun, wenn sie mit ihrer eigenen Sündhaftigkeit konfrontiert werden. Herodes, meine ich, tut das, was Menschen immer wieder tun, wenn sie konfrontiert werden: Er lässt diese Stimme verstummen. Viele Menschen heute tun das auf andere Weise auch.
Manchmal ist es das eigene Gewissen, das irgendwie betäubt werden will, weil es uns immer wieder zeigt, dass etwas nicht stimmt. Oder es sind andere Menschen, denen man irgendwie aus dem Weg gehen muss, die man abkanzeln oder ihnen aggressiv widerstehen muss.
Lieber Christ, wenn du ein treuer Nachfolger des Herrn Jesus Christus bist, wenn du treu das Evangelium anderen Menschen weitersagst, wenn du, getrieben von der Liebe Gottes, Menschen ermahnst, warnst und zur Umkehr rufst, dann hast du das wahrscheinlich auch schon erlebt: Manche Menschen antworten auf solche Botschaften aggressiv.
Und doch dürfen wir nicht schweigen. Der Tag des Gerichts kommt, der Zorn Gottes wird ausgeschüttet werden. Deshalb möchte ich dich ermutigen, vielleicht genau an diesem Punkt heute Buße zu tun, umzukehren und neu zu denken.
Wenn du angefangen hast, die Menschen mehr zu fürchten als Gott, wenn du dahin gekommen bist, dass du ein größeres Verlangen hast, bei den Menschen angenommen und anerkannt zu sein, nicht komisch dazustehen, als den Wohlwollen Gottes zu finden, dann lass dich zur Umkehr rufen.
Folge dem Herrn treu nach und verkündige die gute Nachricht. Ermahne Menschen und verkündige ihnen das Heil! Denn Gott will, dass alle Menschen diese Botschaft hören und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Er möchte nicht, dass irgendeiner verloren gehe, sondern dass alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und gerettet werden.
Deswegen möchte ich die Predigt auch mit diesem letzten Hinweis schließen: Wenn du heute hier bist und bisher vielleicht nur ein bisschen Christsein gespielt hast, vielleicht auch ein bisschen probiert hast, Christ zu sein, aber noch nicht wirklich komplett umgedacht hast, dein Leben noch nicht vollständig abgewandt von allem Falschen in deinem Leben hast, wenn es Bereiche gibt, in denen du sagst: Hier will ich nicht Buße tun, dann lass dich ermahnen!
Lass dir das Heil verkündigen! Wenn du erkennst, hier ist noch so viel Egoismus und Selbstzentriertheit, Geiz und Gier, und da darf Gott nicht ran, dann hör den Ruf, denk um, wende dich dem Herrn zu.
Hör den Aufruf des Johannes und den Aufruf an diesem Sonntagmorgen und komm zu Jesus und folge ihm nach.
Schlussgebet um Umkehr und Gottes Wirken
Ich bete: Himmlischer Vater, das ist ein hartes Wort, das wir heute gehört haben. Doch es ist ein Wort, das aus Liebe zu den Menschen gesprochen ist. Es wäre dein gutes Recht gewesen, zu schweigen und einfach eines Tages zu kommen und zu richten.
Aber du warnst, ermahnst, rufst und ringst um unsere Herzen. So bete ich, Herr, dass du an meinem und an unser aller Herzen wirkst. Lass uns erkennen, dass Buße etwas ist, das wir einmal und immer wieder brauchen.
Herr, wirke du durch deinen Geist an den Herzen deiner Kinder, damit wir dich wieder mit ungeteiltem Herzen lieben und dir dienen. Ich bete auch, dass du an denen wirkst, die noch nicht wirklich deine Kinder sind. Lass sie erkennen, wie sehr sie dich brauchen.
Mögen sie zu Jesus fliehen und bei ihm Rettung und wahres Leben finden. Tu das zum Lobpreis deiner herrlichen Gnade. Amen.