Es gibt nur wenige Themen, vor denen ich wirklich Angst habe. Dabei kann ich ein Stück weit nachvollziehen, wie Jeremia und andere Propheten sich gefühlt haben müssen. Sie mussten Dinge predigen, die am Ende dazu führten, dass man sie steinigen wollte oder sie tatsächlich steinigte. Manche wurden in Gruben geworfen. Im schlimmsten Fall, so sagt es der Mythos bei Jesaja, wurde sogar ein Baum so eingeklemmt und in der Mitte durchgesägt.
Trotzdem gibt es immer wieder Themen, die einem auf dem Herzen liegen. Man schiebt sie zunächst vor sich her, dann noch ein bisschen weiter. Zuvor hält man lieber eine Predigt, die mehr Spaß macht, und schiebt das eigentliche Thema weiter hinaus. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem man sagt: Wenn ich das jetzt noch weiter aufschiebe, wäre das einfach Ungehorsam.
Heute gibt es eine solche Predigt. Eine Predigt, die mir überhaupt keinen Spaß macht. Ich mag sie nicht halten, aber ich werde sie halten.
Persönliche Herausforderung und Motivation zur Predigt
Am 15. Februar im Jahr 2000 habe ich eine Bibelstunde gehalten – also vor fünf Jahren. Der Titel dieser Bibelstunde lautete „Die geistliche Verantwortung der Väter“. Wer sie hören möchte: Sie ist in der Kassettothek, Nummer 217, verfügbar.
Damals war meine Sorge folgende: Aus verschiedenen Berichten wusste ich, dass unsere nächste Generation, unsere Kinder, mit relativ wenig Bibelwissen aufwachsen. Das Verhalten der Gemeindekinder war meiner Meinung nach sogar oft schlimmer als das der Kinder von außerhalb. Die Sprache der Gemeindekinder war unter aller Würde. In der Welt sagt man dazu „Sau“, ich sage einfach nur „unter aller Kanone“.
Ich dachte, es wäre gut, den Vätern in einer Bibelstunde zu zeigen, was sie tun sollen, um ihre Kinder geistlich zu erziehen und sie zu ermutigen.
Heute Morgen möchte ich bekennen, dass meine Mission gescheitert ist. Im Gespräch mit Teenagern oder wenn ich ein wenig mitbekomme, was so läuft, muss ich feststellen, dass die wenigsten Väter für ihre Kinder geistliche Autoritäten sind. Die wenigsten Väter sind für ihre Kinder Vorbilder. Ein großer Teil taugt vielleicht gar nicht als Vorbild.
Das macht mich traurig. Es macht mich traurig zu sehen, dass das, was Kinder ihren Vätern und dem geistlichen Leben ihrer Väter entgegenbringen, oft geprägt ist von Desinteresse, von Achselzucken und in einigen Fällen sogar von Mitleid.
Vision und Zielsetzung der Predigt
Meine Vision, warum ich heute Morgen hier predige, ist folgende: Ich möchte zwei Dinge aufzeigen. Zum einen, was biblisch gesehen einen Mann ausmacht. Zum anderen, welche Verantwortung ein Vater trägt. Denn ich möchte diese Vision nicht aufgeben.
Ich habe eine Vision. Tatsächlich bin ich ein Visionär. Ihr könnt mich fünf Jahre lang ärgern, und ich werde trotzdem weiterhin darüber predigen. Ich werde darüber sprechen, was Väter tun können. Die Mütter dürfen sich dabei gerne ein bisschen mit eingeschlossen fühlen, aber heute geht es vor allem um die Väter.
Ich werde auch biblisch belegen, dass es die Aufgabe der Väter ist, ihre Kinder in Tat und Wort auf Gott hin zu erziehen. Wenn sich jetzt die Teenager alle zurücklehnen und sagen: „Wunderbar, endlich sagt er es ihnen mal“, dann habe ich auch für euch eine Botschaft.
Diese Botschaft ist mir genauso wichtig wie die für die Väter. Ich möchte euch bitten, eure Väter nicht zu verachten. Ich meine das ganz ernst. Ich möchte, dass die Teenager, die jetzt denken: „Wow, stimmt, mein Vater ist für mich auch nicht das größte geistliche Vorbild in meinem Leben“, verstehen, dass es eigentlich die Norm sein sollte, nicht schlecht über die eigenen Eltern zu denken.
Was ich mir wünsche, ist, dass ihr für eure Väter betet. Dass ihr ihnen dankt für das viele Gute, das ihr von ihnen bekommen habt. Gleichzeitig wünsche ich mir für euch, dass ihr über den geistlichen Horizont eurer Väter hinauswachst.
Definition von Männlichkeit und geistlicher Verantwortung
Der Titel meiner Predigt lautet: „Die geistliche Verantwortung der Väter – noch einmal von vorne“.
Bevor ich mich dem engeren Thema der geistlichen Verantwortung in der Kindererziehung widme, möchte ich zunächst betrachten, was die Bibel eigentlich unter einem Mann versteht. Dabei bete ich, dass alle unverheirateten jungen Mädchen jetzt wirklich genau zuhören. Vielleicht hören die Jungs jetzt nicht zu, weil sie denken: „Das möchte ich sowieso nicht hören.“ Aber trotzdem möchte ich euch bitten: Hört zu!
Und wenn ihr euch jemals in jemanden verliebt, überprüft ihn an diesen drei Kriterien. Es sind nur drei Kriterien, an denen ihr euch orientieren könnt, okay? Wenn er diese drei Kriterien nicht erfüllt, dann schickt ihn zum Mond, macht irgendetwas mit ihm – aber heiratet ihn nicht, okay?
Also, was macht einen Mann laut der Bibel aus? Es ist eigentlich nicht kompliziert, man muss nur ein wenig nachdenken. Die Bibel beschreibt einen Mann als Leiter, Versorger und Beschützer. Das sind drei Eigenschaften, die einen Mann wesensmäßig auszeichnen: Er leitet, er versorgt und er beschützt. Das macht den Mann aus.
Damit möchte ich Folgendes sagen: Egal, ob du verheiratet bist, in einer Jugendgruppe mitarbeitest, in der Gemeinde oder am Arbeitsplatz tätig bist – du als Mann hast von Gott die geistliche Verantwortung erhalten, zu leiten, zu versorgen und zu beschützen.
Wir werden diese drei Eigenschaften nun genauer betrachten. Das ist die falsche Folie – die andere bitte – und uns anschauen, was das für die Familie bedeutet.
Die Berufung des Mannes in der Familie
Die erste Folie zeigt den Mann, seine Berufung. Ich kann mir das für alle Bereiche anschauen, habe aber den Bereich Familie herausgenommen.
Ihr seht hier die Begriffe Leitung, Versorgung und Schutz. Wenn du ein Mann bist oder ein Mann werden möchtest, wirst du dich mit der Tatsache auseinandersetzen müssen, dass dies deine von Gott gegebene Berufung ist.
Leitung als zentrale Aufgabe
Was macht Leitung aus? Ich habe versucht, im Blick auf die Familie verschiedene Punkte zusammenzutragen.
Erstens: Als Mann und Vater präge ich die Ziele meiner Familie. Ich weiß, was ich will. Ich habe Ziele – Ziele für meine Familie und Ziele in der Kindererziehung. Diese Ziele habe ich mir auch aufgeschrieben. Sie sind nicht nur eine vage Idee oder Fiktion, sondern konkret festgehalten. Ich erinnere mich noch gut daran, wie Bärbel und ich angefangen haben, als die Kinder klein waren, eine Liste anzulegen. Wir haben uns gefragt: Was wollen wir, dass unsere Kinder einmal werden? Welche Charakterzüge möchten wir gerne in ihnen sehen? Was sagt die Bibel darüber, wie ein Mensch sein soll und wohin man ihn erziehen soll?
Wenn ich mir das heute vor Augen führe, wie das damals war, dann war das natürlich eine lustige Sache. Man sitzt da und schreibt auf: „Ich möchte, dass meine Kinder fleißig werden“, während sie gerade erst laufen können. Aber zwei, drei Jahre später wird das ernst. Ich rate wirklich dazu: Schreibt euch solche Ziele auf und redet als Ehepaar regelmäßig darüber, welche Ziele ihr habt und wo ihr steht. Vergleicht das mit der Realität und überlegt, was das nächste Ziel ist, das ihr mit eurem Kind erreichen möchtet.
Wenn zum Beispiel auf eurer Liste „Fleiß“ steht oder „Eigenständigkeit“, dann müsst ihr irgendwann anfangen, euren Kindern das auch beizubringen. Vielleicht ist es nur, dass ihr ihnen morgens beim Frühstück eine kleine Aufgabe übertragt, wie den Tisch zu decken. Aber es ist eure Verantwortung, die Bibel aufzuschlagen und zu schauen, wie Gott sich Menschen vorstellt. Dann erzieht ihr eure Kinder entsprechend. Gleichzeitig solltet ihr euren gesunden Menschenverstand einschalten und die Welt begreifen, in der wir leben. Überlegt, was eure Kinder darüber hinaus noch brauchen.
Ich habe mir zum Beispiel aufgeschrieben: Meine Kinder werden Englisch lernen. Warum? Weil wir in einer Welt leben, in der Englisch gebraucht wird. Ich weiß nicht, was ihr euch für eure Kinder aufgeschrieben habt. Aber irgendetwas sollte da stehen, wenn ihr Leiter seid. Ihr prägt die Ziele in eurer Familie. Ihr macht das nicht alleine, aber ihr wisst als Leiter, wohin die Reise gehen soll.
In Sprüche 22,6 heißt es: „Erziehe den Knaben seinem Weg gemäß, er wird nicht davon weichen, auch wenn er älter wird.“ Diese Aussage hat eine doppelte Bedeutung: „Erziehe den Knaben“ gilt natürlich auch für Mädchen. Es heißt außerdem: „Erziehe das Kind seinem Weg gemäß.“ Das bedeutet, dass man sich wirklich Gedanken machen soll, wie das Kind individuell ist.
Wir haben generelle Ziele, die für alle Kinder gelten, aber wir haben auch individuelle Ziele. Bei jedem einzelnen Kind muss ich genau hinschauen und ihm die Zuwendung und Förderung geben, die es persönlich für seinen Charakter braucht.
Wichtig ist: Wir sind Startrampen. Wenn ihr Raketen seht, die an einer Startrampe stehen, dann hat die Startrampe die Funktion, den Start in die richtige Richtung zu lenken. So fällt die Rakete nicht ins Meer, sondern fliegt nach oben. Das ist unsere Aufgabe: Startrampe für die geistliche Entwicklung unserer Kinder zu sein.
Zusammenfassend: Als Leiter präge ich die Ziele der Familie.
Vorbildfunktion des Leiters
Der zweite Punkt lautet: Ein Leiter geht als Vorbild voran. Man sagt, wenn du lebst, was du redest, wird man dir zuhören.
Als Vater hast du Autorität, weil du Vater bist. Doch nur durch dein Leben gewinnst du den Respekt deiner Kinder, sodass sie dir zuhören. So sagt der Herr Jesus einmal: Kann etwa ein Blinder einen Blinden leiten? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Die Antwort lautet: Ja.
Du kannst kein Leiter sein, wenn du nicht als Vorbild eine gewisse geistliche Qualität besitzt. Wenn du kein Beter bist, wirst du deine Familie nicht dazu bringen, zu beten. Wenn du deine Bibel nicht wirklich liebst, nicht darin liest und nicht über das Gelesene nachdenkst, wirst du es nicht schaffen, dass in deiner Familie eine Liebe zum Wort Gottes entsteht.
Wenn du es bist, der die Gebetstunde, die Gottesdienste oder andere wichtige Dinge versäumt oder bei jeder Gelegenheit eine Ausrede findet, wenn du das Gebot der Gastfreundschaft missachtest, wenn du Probleme hast, um Vergebung zu bitten, oder bei Arbeitskollegen und zu Hause schlecht redest, dann darfst du dich nicht wundern, wenn auch deine Kinder dir in deinen Sünden folgen.
Du bist Vorbild. Du erziehst deine Kinder dazu. Dazu werde ich später noch etwas sagen.
Disziplin und Mut als Eigenschaften des Leiters
Selbstdisziplin und Mut gehören ebenfalls dazu, wenn man Leiter sein möchte.
Es geht nicht nur darum, Ziele zu haben, sie aufzuschreiben oder darüber zu sprechen, sondern vor allem darum, diese Ziele auch tatsächlich zu erreichen.
Manch einem bringe ich meine Definition von Mann nahe: Wisst ihr, was ein Mann ist? Ein Mann ist jemand, der tut, was getan werden muss – egal, ob er Angst hat, müde ist oder keine Lust verspürt. Er tut es einfach.
Dazu gehört Disziplin, oft auch Mut und Beharrlichkeit. Wenn du ein Leiter sein möchtest, sind das Eigenschaften, die du unbedingt erwerben musst. An ihnen führt kein Weg vorbei.
Selbstführung als Voraussetzung für Leitung
Und ein letzter Punkt: Um leiten zu können, muss ich mich selbst leiten lassen. Ein guter Leiter ist jemand, der sich führen lässt und der Unterordnung unter Gottes Wort gelernt hat.
Leitung kann nur gelingen, wenn du ein Mann Gottes bist, der Gottes Wort liest – nicht nur liest, sondern es liebt und darüber nachdenkt. Du liest es, denkst darüber nach, liest es erneut und denkst noch einmal darüber nach. Ich kenne in der gesamten Bibel nur eine einzige Sache, von der der Erfolg eines Lebens abhängig gemacht wird. Eine einzige Sache, bei der immer wieder steht: Wenn du das tust, wirst du Erfolg haben.
Wir schlagen auf bei Josua Kapitel 1, Vers 8: „Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, nach alledem zu handeln, was darin geschrieben ist. Denn dann wirst du auf deinen Wegen zum Ziel gelangen, und dann wirst du Erfolg haben.“ Also: lesen, nachsinnen, Erfolg haben.
Wir springen weiter zu Psalm 1, Vers 1-3: „Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz nachdenkt Tag und Nacht. Er ist wie ein Baum gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Laub nicht verwelkt; alles, was er tut, gelingt ihm.“ Lesen, Nachsinnen, Erfolg.
Andere Stellen, die das unterstreichen, möchte ich kurz skizzieren. Zum Beispiel heißt es in Kolosser 3, Vers 16: „Das Wort des Christus wohne reichlich in euch“ – als eine Aufforderung.
Oder im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung, im Sendschreiben an die Gemeinde Philadelphia, die besonders gut wegkommt: Offenbarung 3, Vers 8. Ich lese das mal vor: „Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben.“ Das ist Erfolg. „Ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann, denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ Du hast mein Wort bewahrt.
Es ist so banal, es ist so unglaublich banal: Entweder wird die Bibel dich von der Sünde abhalten, oder die Sünde hält dich von der Bibel ab. Ich kann dir keinen anderen Rat geben als: Viel in der Bibel lesen, viel über die Bibel nachdenken, viel auswendig lernen. Immer wieder das Wort Gottes in deinen Kopf aufnehmen, immer wieder, wie eine Kuh wiederkäuen, über das Wort Gottes nachdenken.
Es gibt keinen anderen Rat in der Bibel für Väter als: Viel in der Bibel lesen. Ich verspreche dir, wenn du es nicht tust, wird dein Leben ein Misserfolg sein. Das mag vielleicht finanziell nicht der Fall sein, aber geistlich gesehen wird dein Leben ein Misserfolg sein, wenn du es nicht tust.
Und das ist die Realität. Wenn du sagst: Ich glaube das nicht, dann fordere ich dich heraus. Ich bin bereit, mich bei dir für diese Predigt zu entschuldigen. Ich bin bereit, mit dir einen Test zu machen, wenn du sagst: Das glaube ich nicht.
Nimm den ersten Petrusbrief, fünf Kapitel, etwa viereinhalb Seiten, nicht wirklich lang. Lies ihn morgens, mittags und abends – dreimal am Tag – einen Monat lang. Lies immer denselben Brief. Nimm ein Stück Papier, leg es in deine Bibel und schreib auf, was dir auffällt.
Das, was du entdeckt hast, das besprichst du entweder mit mir, mit deinem Ehepartner, mit deinen Kindern oder mit deinen Freunden – egal mit wem. Nutze die Zeit, über das, was dir wichtig geworden ist, vielleicht auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule nachzudenken.
Wenn du nach einem Monat, in dem du jeden Tag dreimal den ersten Petrusbrief gelesen hast, wirklich keine intellektuelle Herausforderung spürst – die meisten von euch lesen mehr im Tagesspiegel, als in diesem Text steht, wenn sie morgens die Zeitung lesen – wenn du nach einem Monat nicht davon überzeugt bist, dass es dein Leben wirklich revolutioniert, so tief in das Wort Gottes einzutauchen, wenn du dann nicht begeisterter bist von dem, was dieses Wort dir zu sagen hat, dann werde ich mich bei dir entschuldigen für diese Predigt.
Versorgung als zweite Säule der Männlichkeit
Erstens: Männer sind Leiter. Zweitens: Der Bereich Versorgung. Wir sind für die Versorgung unserer Familien verantwortlich.
Eigentlich müssten wir jetzt Epheser 5, ab Vers 21, Vers für Vers betrachten. Ich bete und hoffe, dass jeder Mann, der hier ist, diese Verse regelmäßig durchdenkt. Sie sind grundlegend für die Liebe zu den Frauen, für die Liebe zu den Kindern und für ein hingegebenes geistliches Leben.
Ich werde das jedoch nicht tun. Stattdessen sage ich ganz allgemein: Unsere Verantwortung als Väter und Männer ist es, die Versorgung sicherzustellen – so wie es hier heißt. Wir sind verantwortlich für die geistlichen Bedürfnisse unserer Familie.
Als Vater und Ehemann trägst du die Verantwortung für die geistliche Entwicklung deiner Frau und deiner Kinder. Diese Verantwortung kannst du nicht abgeben. Es gibt keine Möglichkeit, da irgendwie herauszukommen. Du trägst sie vor Gott.
Einmal wird Gott dich persönlich fragen: „Sag mal, wie war das damals in der Stillzeit, als die stille Zeit deiner Frau zusammengebrochen ist? Warum bist du nicht an ihre Seite gesprungen und hast ihr geholfen? Wie war das mit deinen Kindern? Warum hast du das einfach so laufen lassen? Warum hast du dir mehr Gedanken über den Billardabend gemacht als über die Erziehung deiner Kinder? Warum war immer Zeit für dies und das, aber für wirklich wichtige Dinge fehlte sie?“
Wir tragen die geistliche Verantwortung. Ich gebe zu, die Bibel sagt uns nicht genau, wie wir das geistliche Leben als Väter in der Familie organisieren sollen. Es gibt keine festen Anweisungen, denn dein Leben ist anders als mein Leben.
Ich lese mit meiner Frau nie gemeinsam in der Bibel. Ein einziges Mal haben wir das zu Beginn unserer Ehe versucht – es war ein Fiasko. Wir haben einmal versucht, gemeinsam stille Zeit zu machen, aber ich habe es nie wieder getan.
Ich muss es aber auch nicht, wenn meine Frau allein in der Bibel liest. Es reicht, wenn ich sehe, dass sie es tut und dass sie geistlich wächst.
Mit meinen Kindern lese ich dagegen in der Bibel. Da kann ich nicht sagen, ich lese mit Frauen prinzipiell nicht in der Bibel. Mit meinen Töchtern ist es gerade umgekehrt: Ich genieße es, morgens eine halbe Stunde zum Bibellesen und zum Nachdenken über Gottes Wort zu haben.
Wie du es organisierst, ist mir persönlich völlig egal. Aber organisiere es, denn du trägst die Verantwortung. Ob du es morgens, abends, mitternachts oder mittags machst, ist mir völlig egal. Aber du hast die Verantwortung für deine Familie.
Die Frage, die ich dir stellen möchte, ist: Ist deine Familie geistlich satt? Ist deine Frau geistlich satt? Sind deine Kinder geistlich satt? Oder ist es vielleicht so, dass schon die ersten Mangelerkrankungen sichtbar werden?
Denn dann gibt es oft nur eine Art „McDonald’s-geistliche Versorgung“ – ohne Spurenelemente, ohne Vitamine, viel zu viel weißes Mehl.
Verantwortung für seelische und körperliche Bedürfnisse
Zweiter Punkt
Wir sind verantwortlich für die seelischen und körperlichen Bedürfnisse der Familie. Ich möchte es einmal so ausdrücken: Leben ist mehr als Bibellesen – nicht, dass er mich falsch versteht. Als Väter und Ehemänner sind wir verantwortlich für gute Kommunikation in der Ehe. Ebenso sind wir verantwortlich für einen herzlichen, auch körperbetonten Umgang.
Wir sind diejenigen, die dafür sorgen müssen, dass es nicht zu wenig Streicheleinheiten gibt. Wir sind auch diejenigen, die dafür sorgen müssen, dass die Zeit zum Zuhören nicht zu kurz kommt. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass Sexualität gelingt. An dieser Stelle müssen wir uns wirklich investieren.
Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass das eine schwierige Sache ist, die ich hier anspreche, denn sie kostet dich etwas. Es kostet dich das Wertvollste, was du hast: dein Leben. Entweder bist du bereit, dein Leben in deine Familie zu investieren und bewusst zu sagen: Ich stelle mich an zweite Stelle – mit meinen Hobbys, meinem Bedürfnis nach Ruhe und überhaupt mit meinem ganzen Leben. Ich will meiner Familie dienen und dafür sorgen, dass sie das bekommt, was sie braucht.
Oder du tust es nicht – und dann wird es Mängel in deiner Familie geben. Du wirst deine Zeit anders einteilen müssen, als du es gerne möchtest. Wisst ihr, Kinder lassen sich nicht mit einem Terminkalender steuern. Es mag zwar regelmäßige Termine geben, bei denen du sagst: Das will ich immer haben – ein gemeinsames Mittagessen, ein Abendessen, eine stille Zeit oder einen Familienabend. Das ist toll. Aber ich verspreche dir, es wird Momente geben, in denen deine Kinder zu dir kommen, wenn du überhaupt keine Zeit hast. Dann merkst du: Jetzt wollen sie reden. Und du als Vater bist dafür verantwortlich, zuzuhören und Zeit zu haben – auch wenn es dir gerade gar nicht passt.
Meine Kinder leiden heute ein bisschen, weil ich sie ja immer wieder zitieren werde. Es gibt bei ihnen bestimmte Verhaltensweisen. Wenn sie kommen, weiß ich: „Jürgen, jetzt kannst du alles beiseitelegen, jetzt wollen sie reden.“ Solche Momente, in denen Kinder wirklich offen sind und aus tiefstem Herzen mit ihrem Vater sprechen möchten, sind selten.
Es ist deine Verantwortung, diese Momente zu erkennen, aufzugreifen und sinnvoll zu füllen. Du musst nicht nur eine Atmosphäre schaffen, in der solche Kommunikation möglich ist, sondern auch dafür sorgen, dass in der Familie bewusst Zeit zum Reden, Zuhören, Planen und Träumen vorhanden ist. Du als Vater gibst den Rahmen und die Qualität vor.
Das ist nicht die Aufgabe der Mütter. Ich möchte das noch einmal betonen: Es ist deine Aufgabe. Ich weiß, dass das Herzlichkeit und Angenehme oft von den Müttern in diese Aufgabe eingebracht wird. Preis den Herrn, dass wir dafür nicht auch noch verantwortlich sind. Aber du bist verantwortlich dafür, dass es diese Dinge gibt.
Im zweiten Fall bist du für alles verantwortlich, weil du die Versorgung deiner Familie im seelischen und körperlichen Bereich sicherstellen musst. Du bist auch verantwortlich – das möchte ich nur kurz ansprechen – für die finanziellen Bedürfnisse der Familie. Du musst nicht alles Geld verdienen. Die Frau aus Sprüche 31 arbeitet mit und gar nicht zu knapp. Aber du bist dafür verantwortlich, dass es reicht und für den Lebensstil, den ihr führt.
Du musst überlegen: Wie wollen wir als Familie leben? Das ist dein Job.
Ein letzter Punkt – ach nein, meine Sorge wollte ich noch ansprechen. Meine Sorge ist, dass wir in der Gemeinde oder in den Familien, wenn es um die finanzielle Versorgung geht, eine „2+“ bekommen würden. Uns geht es ziemlich gut.
Bei der körperlichen und seelischen Versorgung würde ich uns eher eine „3 bis 4“ geben. Und im Bereich der geistlichen Versorgung noch „ausreichend bis mangelhaft“. Das ist meine Meinung. Ihr könnt mich dafür steinigen, aber so sehe ich es halt.
Schutz als dritte Säule der Männlichkeit
Schutz, letzter Punkt. Ein Vater ist dafür verantwortlich, seine Familie zu beschützen – und zwar sowohl vor anderen Menschen als auch vor dem, was aus der Gesellschaft auf die Familie einwirkt.
Familie ist wie ein U-Boot. Stellt euch diese klassischen U-Boot-Filme vor, in denen oben der U-Boot-Jäger ist. Man taucht immer tiefer, und irgendwann fliegen Schraubenteile heraus, Nieten lösen sich, und Wasser strömt ein. Oft sehe ich die Familie wie ein U-Boot unter Druck. Außen herum ist etwas, das unbedingt eindringen will und das Leben im Inneren ersticken möchte.
Als Vater muss ich ständig überlegen. Ich spüre diesen Druck von außen und frage mich, wie viel von dem, was mich umgibt – wie viel Welt, wie viel Konformität, also Gleichsein – noch richtig ist. Ich muss mir bewusst machen: Tut es meiner Frau gut, wenn sie den Quelle-Katalog durchblättert oder Soap-Operas schaut? Ist das Plakat einer Schauspielerin im Kinderzimmer meines Sohnes wirklich angebracht? Wie ist das mit Harry Potter – schadet das der Seele oder nicht? Wie steht es um Mangas, Computerspiele, welche Filme sind gefährlich?
Es gibt unzählige Dinge, bei denen ich merke, dass sie auf mich einwirken. Und überall steckt meine Familie mittendrin. Tatsächlich habe ich die Aufgabe, all diese Einflüsse immer im Blick zu behalten. Ich soll die Freunde meiner Kinder kennen, damit sie nicht in schlechte Kreise geraten. Ich muss mir die Frage stellen, wie viel Konsum ich zulasse – Fragen über Fragen.
Ich stehe mittendrin an der Grenze zwischen dem, was draußen ist und hineindringen will, um das Leben meiner Kinder zu ersticken oder zu vergiften, und dem, was drinnen ist – einem Leben, das ich bewahren und fördern möchte. Ich hoffe, dass wir diese Funktion haben, wie beim U-Boot die Stahlhülle: dass wir da stehen und uns genau überlegen, was hereindarf und was nicht.
Die Bedeutung des Glaubens für den Schutz der Familie
Was brauchen wir dafür? Wir brauchen Glauben. Das ist absolut wichtig.
Wir haben die Verheißung, dass unser Glaube die Welt mit ihrem Denken überwindet. Wenn es diese Verheißung nicht gäbe, würde ich an dieser Stelle verzweifeln. Aber das muss nicht sein. Unser Glaube darf die Welt überwinden – dein Glaube, dein Nachdenken über Gott.
Das, was Gott dir an geistlichen Gedanken schenkt, ist in der Lage, dir dabei zu helfen, das, was kommt, zu prüfen. So kannst du das Gute behalten und das Böse wirklich draußen lassen. Du wirst immer wieder unterscheiden können, mitten hindurchzugehen und dabei deine Familie zu beschützen.
Unser Glaube, unser Nachdenken und unser Wissen über Gott sind es, die die Welt überwinden – nichts anderes.
Du als Vater brauchst einen starken Glauben. Du brauchst heute vielleicht mehr geistliches Know-how als vor zwanzig oder dreißig Jahren, um da noch irgendwie durchzublicken. Du brauchst wirklich Nähe zu deinen Kindern, um zu verstehen, was gerade aktuell ist, wo die Probleme liegen und was gerade dran ist.
Ich kann dir das nicht abnehmen, denn es ist deine geistliche Verantwortung.
Als Vater beschützt du deine Familie natürlich nicht nur vor anderen Menschen beziehungsweise vor den schädlichen Einflüssen der Gesellschaft, sondern auch vor Sünde.
Schutz vor Sünde in der Familie
Sünde in der Familie
Es ist deine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Sünde in der Familie geahndet wird. Du musst verhindern, dass Sünde um sich greift, dass faule Kinder faul bleiben und böse Kinder böse bleiben. Es ist wichtig, dass das gegenseitige Verletzen und die verletzenden Sprüche aufhören. Manches muss im Keim erstickt werden, sonst wird es deine Familie zerstören.
Diese Verantwortung liegt bei dir als Vater. Wenn du sagst, du bist doch gar nicht so oft zu Hause, dann ist das dein Problem, wie du es organisierst. Die Verantwortung bleibt trotzdem bei dir.
Ich möchte dir noch etwas sagen: Wenn du Sünde ignorierst, werte ich das als Desinteresse und Herzlosigkeit. Ich wünsche mir, dass meine Kinder und meine Frau später einmal über mich sagen können: „Wir waren Jürgen wirklich wichtig, er lag uns am Herzen. Er hat sich dafür eingesetzt, er wollte, dass die Familie gelingt.“
Und ich wünsche mir, dass eure Kinder und Frauen irgendwann auch so über euch sprechen – ohne einen bitteren Unterton.
Zusammenfassung der Aufgaben des Mannes
Leitung, Versorgung und Schutz – das sind die Aufgaben des Mannes. Möchtest du ein Mann werden? Ich spreche jetzt besonders zu den Jüngeren: Wollt ihr wirklich Männer sein? Das sind die Ziele. Diese Ziele sind absolut entscheidend.
Wenn ihr euch diese Eigenschaften nicht antrainiert – und ich betone bewusst „trainiert“, denn die Bibel sagt, dass man das üben muss – werdet ihr niemals Männer werden. Vielleicht bekommt ihr Muskeln, vielleicht werdet ihr sonnengebräunt durch die Gemeinde stolzieren, aber ihr seid eines nicht: Männer.
Und für die Frauen gilt das Umgekehrte: Lasst euch niemals von Muskeln und Sonnenbräune täuschen. Wenn jemand nicht die Selbstdisziplin aufbringt, regelmäßig seine stille Zeit zu haben, heiratet ihn bloß nicht. Ihr würdet euch damit ins Unglück stürzen. Er wird es nicht schaffen, eure Familie zu führen, geschweige denn eure Kinder zu erziehen.
Wenn jemand nicht in der Lage ist, sich um eure Bedürfnisse zu kümmern, heiratet ihn bitte nicht. Wenn er euch nicht beschützt, sondern lächerlich macht, dann heiratet ihn nicht. Seid nüchtern und geht diese Dinge sorgfältig durch.
Eine liebe Schwester hat einmal gesagt: Es gibt etwas Schlimmeres, als keinen Mann zu haben – nämlich den falschen Mann. Und sie hat Recht. Mit dem falschen Mann 40 oder 50 Jahre verheiratet zu sein, ist viel schlimmer, als keinen Mann zu haben. Morgens aufzuwachen, sich umzudrehen und zu wissen, dass es ein Fehler war – das ist ein echtes Problem.
Morgens aufzuwachen und alleine zu sein, ist nur schlimm. Also, du willst ein Mann werden? Nimm das an. Du suchst einen Mann? Such dir so einen.
Die Verantwortung der Väter in der Kindererziehung
Ein zweiter Punkt
Den zweiten Punkt habe ich mit einem Bibelvers überschrieben, und jetzt geht es richtig um die Kindererziehung. Der Bibelvers findet sich in Epheser 6, Vers 4, der Standardvers für die Erziehung von Kindern durch Väter. Da heißt es nämlich – ich lese ihn mal vor:
Epheser 6,4: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“
Wichtig ist, dass hier explizit „Väter“ steht. Redet euch nicht heraus, dass damit auch die Eltern allgemein gemeint sind – das sind sie nicht. Denn zwei Verse vorher steht das Wort für „Eltern“, und hier engt Paulus die Blickrichtung extra noch einmal ein. Erziehung ist nicht Müttersache, Erziehung ist Vätersache.
Also, wer glaubt, Erziehung sei Sache der Mütter, liegt falsch – ganz falsch. Null Punkte dafür! „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und der Mahnung des Herrn.“ Natürlich dürfen die Mütter mitmachen, das ist nicht der Punkt. Sie sollen mitmachen und werden gebraucht, aber trotzdem liegt die Erziehungsverantwortung zu 100 Prozent beim Mann.
Jetzt ist die Kindererziehung so ein ganz langwieriges Geschäft, und die Frage ist: Wie kann ich das bewältigen? Ja, 16, 18, 20 Jahre an so einem Kind herumzudoktern, ist schon eine ganz schön lange Zeit. Das schafft man überhaupt nur, wenn man so eine Aufgabe herunterbricht auf kleinere, sinnvolle Einheiten. Das will ich gleich machen.
Bevor ich das mache, also bevor wir die Folie sehen, will ich noch eine Bemerkung machen: Es ist nie zu spät. Wenn du heute mitkriegst, dass du versagt hast, diesen Maßstab nicht gesehen hast, an der Stelle irgendwie nicht gerecht geworden bist, dann bete, bekenne dein Versagen, bitte Gott, dass er dir Gnade zur Buße schenkt – und mach es ab heute einfach anders!
Und jetzt schauen wir uns die Folie an. Also, ich habe den Erziehungsauftrag der Väter einfach mal auf drei Punkte heruntergebrochen. Es heißt: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und der Mahnung des Herrn.“
Da oben bei dem Pfeil seht ihr ungefähr eine Altersangabe. Das ist einfach nur so eine Idee, wie man es einteilen kann. Wichtig ist, dass wir begreifen: Wir können den Erziehungsauftrag letztlich auf drei Ziele reduzieren.
Erstes Erziehungsziel: Gehorsam
Das erste Ziel, das am Anfang steht, wenn die Kinder klein sind, heißt schlicht und ergreifend Gehorsam. Das ist das, was sich hinter dem Begriff Zucht in Epheser 6,4 verbirgt. Kinder müssen lernen, gehorsam zu sein.
In den Sprüchen heißt es an einer Stelle: "Haftet Narrheit am Herzen des Knaben, die Rute der Zucht entfernt sie davon." Es ist deine Verantwortung, die Narrheit, den Unsinn, der so in einem Kind steckt, tatsächlich in Grenzen zu weisen.
Bei den ältesten Kriterien – und ich denke, ihr wisst, dass der Ausdruck "älteste Kriterien" für das steht, was einen reifen Christen charakterisiert – steht explizit, dass ein Vater kein Schläger sein darf, nicht jähzornig sein soll und dass er nur dann seiner Familie gut vorsteht, wenn er die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält. Das heißt, unsere Mittel, die wir anwenden, um Disziplin in unserer Familie zu haben, müssen angemessen sein. Es braucht nicht einfach nur Konsequenz, sondern auch Sensibilität.
Trotzdem gilt: Unsere Kinder müssen es lernen, gehorsam zu sein, als erstes Ziel. Und ich sage euch auch warum. Denn ungehorsame Kinder sind ein Fluch, gehorsame Kinder hingegen sind ein Segen.
Ungehorsame Kinder sind schlicht und ergreifend ein Fluch. Sie sind Leute, mit denen niemand etwas zu tun haben will. Sie sind so eine Art Bolzenschussapparat für die Nerven meiner Frau. Ständig kommt sie abends nach Hause, völlig erschöpft, und sagt: "Warum? Die Kinder waren wieder so schlimm."
Woran liegt das? Weil sie nicht hören. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist: Wenn ungehorsame Kinder ihre Narrheit ausleben, sind am Ende die Kinder die Leidtragenden.
Ich meine damit gar nicht so sehr, dass das Kind dann auf die Straße rennt und überfahren wird, weil es nie gehört hat auf seine Mutter, die schreit: "Halt, bleib stehen!" und es hört nicht und rennt einfach weiter. Das kann zwar passieren, aber das meine ich nicht.
Was ich eigentlich meine, ist, dass ungehorsame Kinder deshalb die Leidtragenden sind, weil sie mit Sünde leben müssen, weil sie Sünde erleiden müssen. Dummheit und Narrheit prägen ihr Leben, ihre Beziehungen und die Art und Weise, wie man mit ihnen umgeht. Und das alles nur, weil ich als Vater nicht bereit war, rechtzeitig die Machtkämpfe zu gewinnen.
Jeder, der Kinder erzogen hat, weiß, es gibt immer mal wieder Machtkämpfe. Da hat das Kind seinen eigenen Willen und sagt: "Nein, ich esse das jetzt nicht" oder "Ich will da jetzt nicht hin" oder "Nein, ich rein nicht." Und in dem Moment bist du als Vater (und du als Mutter natürlich auch) gefragt: Bin ich bereit, da, wo es hart auf hart kommt, wirklich den Gehorsam einzufordern und den Machtkampf zu gewinnen, auch wenn es unangenehm ist?
Das erste Erziehungsziel ist Gehorsam. Und ich kann nur raten: Mach dir Mühe an dieser Stelle. So wie es für Kinder selbstverständlich ist, dass sie gute Manieren am Tisch haben und lernen müssen, wie sie es selbstverständlich lernen müssen, Erwachsene beim Gespräch nicht zu unterbrechen, genauso müssen sie Gehorsam lernen.
Der erste Schritt ist ein Stückchen Fundament – ein Fundament auch für eine funktionierende Familie. Es lebt sich viel leichter und entspannter.
Und übrigens eröffnet es für eure Kinder ein weites Spektrum an Möglichkeiten. Wenn meine Kinder nicht gehorsam gelernt hätten, wenn ich mich nicht auf sie wirklich verlassen könnte, hätte ich vieles mit ihnen nicht gemacht. Viele Möglichkeiten wären für sie von vornherein verschlossen geblieben.
Zweites Erziehungsziel: Wissen
Zweiter Punkt
Das zweite Erziehungsziel, wenn das erste Gehorsam heißt, ist Wissen. Ich denke, etwa ab dem Schulalter, wenn die Kinder anfangen zu lesen, ist es deine Verantwortung als Vater, ihnen das Wort Gottes beizubringen.
Was ich damit meine: Du solltest konsequent, fortlaufend und geplant mit deinen Kindern über die Bibel sprechen. Das ist nicht Aufgabe der Jungschar und auch nicht Aufgabe der Jugend, sondern deine Aufgabe als Vater.
Lass uns mal lesen: 5. Mose 6,6-7.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein. Das ist das Erste: Die Väter oder die Israeliten bekommen den Auftrag, das Wort Gottes in ihr eigenes Herz aufzunehmen. Das ist es, was ich vorhin meinte, wenn ich sagte, du musst ein Mann Gottes und ein Mann des Wortes sein.
Das Zweite ist dann: Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen. Du sollst davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt, wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich hinlegst und wenn du aufstehst. Das Wort Gottes soll in deinem Herzen sein, und du hast die Aufgabe, es ins Herz deiner Kinder hineinzubringen.
Ich möchte dir die Frage stellen, ob du diese Aufgabe wirklich wahrnimmst und erkennst.
Lass mich dir eine Sache sagen, die eigentlich alles klarmachen müsste: Wir haben ein ganzes Buch in der Bibel mit 31 Kapiteln, das Buch der Sprüche. Dessen einzige Funktion besteht darin, eine Art Handbuch für die Belehrung von Kindern zu sein.
Warum begreifen wir nicht unsere geistliche Verantwortung? Du kannst das Buch der Sprüche nicht lesen, ohne auf Sätze zu stoßen wie: „Mein Sohn, meine Weisung vergiss nicht.“ Hier ist ein Vater dabei, seinen Sohn geistlich zu unterweisen, weil er begriffen hat, dass dies das Größte ist, was er seinem Kind mitgeben kann.
Natürlich werde ich meinem Kind auch Wissen in Chemie mitgeben. Ich werde meinem Kind auch philosophische Grundkenntnisse vermitteln und erklären, was der Unterschied ist, zum Beispiel zwischen Kant und Hegel. Aber das ist sekundär.
Hier im Buch der Sprüche – 31 Kapitel – geht es darum, den Charakter meiner Kinder zu prägen. Ein ganzes Buch der Bibel ist für Väter geschrieben, um mit ihren Kindern zu reden. Und was tun wir damit?
Deine Aufgabe als Vater besteht darin, das Wort Gottes in das Herz deiner Kinder hineinzubringen. Ich weiß nicht, wie du das machen willst. Ich kann dir nur sagen, dass ich persönlich bisher nur eine einzige Methode sinnvoll kennengelernt habe.
Diese Methode heißt: Setz dich hin, schreib dir eine Liste mit Themen auf, die du mit deinen Kindern besprechen willst. Sei nicht erschrocken, wenn die Liste hundert Punkte hat, denn es gibt viel zu besprechen. Wir lassen sie in eine grausame, komplexe Welt hinaus. Es gibt viele Punkte.
Dann suchst du dir zu jedem dieser Themen gute Bibelstellen heraus, lernst sie mit deinen Kindern auswendig und sprichst sie mit ihnen durch.
Wenn du eine bessere Idee hast, wie du das Wort Gottes in die Herzen deiner Kinder hineinbringst, tu es! Du musst nicht diese Methode wählen, mit dem Auswendiglernen. Aber wenn du keine andere Methode hast, dann würde ich dir vorschlagen, dass du sie ausprobierst.
Drittes Erziehungsziel: Jüngerschaft und Glaubensleben
Ein drittes Erziehungsziel, das eigentlich kein Erziehungsziel ist. Ich habe hier geschrieben, dass sich im Allgemeinen Kinder, die eine solche Erziehung genießen, bekehren. Davon bin ich wirklich überzeugt.
Ein Kind, das authentisches, hingegebenes Christsein bei seinen Eltern erlebt, das früh eine Gewissensprägung erfährt und dadurch begreift, was böse und gut, was schlecht und was recht ist, wird sich ein eigenes Bild vom Evangelium machen können. Es wird wahrscheinlich irgendwann in aller Regel zum Glauben finden. Ausnahmen gibt es, das will ich jetzt nicht sagen, aber im Allgemeinen werden sich Kinder dann bekehren.
Dann kommt etwas, bei dem wir eigentlich den Bereich der Erziehung verlassen. Ich habe geschrieben, der dritte Bereich dreht sich so ab der Teenie-Zeit um die Frage: Wie lebt man mit Gott? Es geht um Jüngerschaft.
Jüngerschaft ist das, was jemand bekommt, der sich bekehrt hat. Es geht darum, einzuüben, wie man die Bibel liest, wie man betet, wie man in der Gemeinde mitarbeitet. Es geht um Taufe und um Brotbrechen.
Und soll ich euch was sagen? Ich mag Eis mit Sahne. Das ist die Sahne, das ist das Schmankerl, das ist das, wo ich sage: Die ganze Mühe der Erziehung, die Jahre, das sich Hinsetzen und morgens auch zum Teil auf die eigene stille Zeit Verzichtens, um mit den Kindern zu lesen und dranzubleiben, das Nachdenken, die Sorgen – all das wird mit einem Mal belohnt.
Für mich ist das, was ich im Moment selbst genießen darf, wirklich eine Belohnung. Wenn ich mit meinen zwei Töchtern morgen Abend wieder in die Gebetstunde gehe, muss ich meine Töchter nicht zwingen, herzukommen. Es ist ein Familiending, das wir machen, weil wir alle vier Christen sind. Als Christen gehen wir in die Gebetstunde und beten dann.
Ich gebe gerne zu: Ich gehe mit stolz geschwellter Brust durch die Tür und genieße den Moment. Denn es gibt kaum etwas, das mich mehr anrührt, als mit meinen Kindern Gott anzubeten. Das ist ein Stückchen Vorgeschmack auf den Himmel.
Ich bete viel für meine Kinder, dass sie weiter wachsen. Aber ich genieße diesen frischen, kleinen, jungen Glauben. Ich genieße ihn als Vater. Und ich genieße es, wenn ich mit Kathrin über ein Buch diskutiere, ein geistliches Buch. Das letzte, das sie gelesen hat, war „Wahre Jüngerschaft“ von Bill Macdonald.
Ich sehe einfach, wie ihr Denken sich an dieser Stelle formt, wie es geprägt wird, wie sie sich mit geistlichen Themen auf einer halb intellektuellen Ebene auseinandersetzt. Da merke ich, da rattert es innen drin, da entwickelt sich langsam etwas – lange nicht fertig, aber da geht etwas vorwärts. Da geht mein Herz auf.
Oder wenn ich Tabea erlebe, wie sie sich bemüht, Leute in die Jugend einzuladen. Seit Monaten, wenn nicht Jahren, betet sie treu für einzelne Leute. Gerade heute Morgen, als wir als Familie vor dem Gottesdienst gebetet haben, habe ich wieder gedacht: Wow, da hat eine 15-Jährige über anhaltendes Gebet wirklich etwas verstanden.
Und ich frage mich, wie viele Leute das schon verstanden haben. Das ist noch klein, das ist noch nicht reif, aber da geht etwas voran. Ich stehe als Vater da und denke mir: Wow, wie schön!
Ich wünsche mir, dass viele von euch jeden Tag so etwas erleben dürfen wie ich. Ich danke und bete jeden Tag für meine Kinder. Ich danke für das, was ich erleben darf, für eine Frucht, die aufgeht, die ich mir nicht ausgesucht habe.
Wer meine Kindheit kennt, weiß, die war nicht doll. Aber hier ist ein Wort Gottes, das Wort Gottes. Und hier sind ein paar simple Ratschläge drin. Ich kann nur sagen: Ich habe sie umgesetzt, und ich genieße im Moment das Resultat. Ich wünsche mir, dass es noch mehr gibt, die das tun.
Beispiel aus der Kirchengeschichte als Ermutigung
Zum Schluss möchte ich eine Geschichte erzählen. Richard Baxter war ein englischer Prediger aus dem siebzehnten Jahrhundert. Als junger Mann wurde er in eine neue Gemeinde versetzt, die fast nur aus wohlhabenden Gemeindegliedern bestand.
Er kam dort an und stellte relativ schnell fest, dass es in der Gemeinde eher kalt zuging. Man kam nicht richtig miteinander klar. Er war enttäuscht, denn er hatte viele Gedanken dazu, was man neu machen müsste. Doch er merkte, dass es in der Gemeinde eher kühl war. Von Erweckung keine Rede.
Er überlegte, was er tun könnte, um die Gemeinde zu retten und aufzurichten. Er sagte sich, es gibt nur eine Möglichkeit: Er muss in den Familien den Glauben wieder anfachen. Wenn der Glaube in den Familien wieder brennt und lebendig ist, wird das wie ein Feuer auf die Gemeinde überspringen.
Drei Jahre lang besuchte er jede einzelne Familie. Er sprach mit den Eltern und den Kindern und half ihnen, etwas aufzubauen, das er einen Familienaltar nannte. Heute würden wir diesen Begriff nicht mehr verwenden. Was verbirgt sich dahinter? Eine regelmäßige Zeit der Bibellese, des Gebets und des täglichen Zusammenseins der ganzen Familie.
Nach drei Jahren hatte er sein Ziel erreicht. Der Erfolg seiner Mission war überwältigend. Diese Gemeinde wurde in ganz England zu einer Vorzeige- und Vorbildgemeinde. Der lebendige Glaube der Familien wurde zur Grundlage und zum Ausgangspunkt einer Erweckung in der Gegend.
Ich habe diese Geschichte gelesen, und es fiel mir nicht schwer, sie zu glauben. Am Anfang hatte ich gesagt, meine Mission sei gescheitert. Die von Richard Baxter jedoch hat funktioniert. Deshalb gebe ich auch nicht auf.
Im Jahr 2010, in fünf Jahren, will ich mich daran erinnern und wieder über die geistliche Verantwortung der Väter predigen. Mein Wunsch ist, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben und eine neue Generation von Vätern heranwächst, die bereit ist, diese Verantwortung wirklich zu tragen.
Ich bete, dass Gott uns allen Gnade zur Buße schenkt – mir eingeschlossen –, damit wir gute Väter werden und gute Väter bleiben.
