
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Mein Name ist Thomas Powileit, und mir gegenüber sitzt Dani. Hallo!
Ja, herzlich willkommen, Dani.
Ja, wir denken heute gemeinsam über Seelsorge nach – und zwar über eine ganz bestimmte Art von Seelsorge. Normalerweise, wenn ich über Seelsorge nachdenke, denke ich vor allem an Erwachsene und an Gespräche mit Erwachsenen. Kinder, mit denen du ja auch zusammenarbeitest, fallen mir dabei meistens nicht ein.
Dabei wäre es gut, gerade bei Seelsorge auch Kinder im Blick zu haben. Die Frage ist: Warum ist Seelsorge für Kinder wichtig? Wie können wir seelsorgerlich mit Kindern sprechen? Und was sollten wir dabei unbedingt vermeiden?
Über diese Fragen möchte ich mit dir sprechen. Du bist als Kind in unserer Gemeinde groß geworden und arbeitest jetzt mit einer Organisation zusammen, die auch andere Gemeinden im Dienst an Kindern unterstützt. Dabei ist Seelsorge mit Kindern natürlich ein großes Thema.
Deshalb zunächst die Frage an dich: Warum ist es wichtig, Kinder auch seelsorgerlich im Blick zu haben?
Ganz einfach: Kinder sind Menschen. Das klingt zwar sehr salopp, aber ich meine es ernst. Das vergessen wir manchmal. Kinder haben auch Probleme und Nöte. Manchmal gehen sie anders damit um als Erwachsene. Für Erwachsene ist es vielleicht leichter, sich Hilfe zu suchen. Als Kind hat man manchmal das Gefühl, man steht ganz allein da.
Viele Kinder kommen gar nicht auf die Idee, dass sie um Hilfe bitten oder ihre Probleme erzählen können. Das hängt oft auch davon ab, wie das in der Familie gehandhabt wird. Manche Kinder denken einfach, sie müssen da alleine durch.
Ich finde das sehr schade, und es tut mir immer weh, wenn ich daran denke. Gerade Kinder brauchen eigentlich noch mehr unsere Hilfe als Erwachsene. Sie haben viele Fragen und oft Dinge, die aus unserer Sicht vielleicht nicht so wichtig erscheinen, für sie aber ein echtes Problem sind.
Wie motivierst du Kinder, mit dir zu sprechen?
Ich kann nicht einfach sagen: „Erzählt mir eure Probleme“ oder „Gebt mir Bescheid, wenn ihr ein Problem habt, dann dürft ihr gerne mit mir reden.“ Was ich jedoch merke, ist, dass Beziehung das A und O ist. Wenn die Kinder dich kennen und wissen, dass du Zeit für sie hast, dann öffnen sie sich eher.
Neulich hatte ich einen Jungen, der in der Arbeit eine Fünf geschrieben hatte, obwohl er gelernt hatte. Er hat mir das erzählt und dann gesagt: „Weißt du, Daniel, jetzt habe ich es erzählt, und jetzt geht es mir besser.“ Das war kein typisches Seelsorgegespräch, wie man es vielleicht erwarten würde. Aber es hat ihm einfach geholfen, das auszusprechen und ermutigt zu werden. Ich habe ihm gesagt: „Ja, das ist zwar schade, aber nicht schlimm. Du wirst wieder Arbeiten schreiben, und in zehn Jahren wird diese Fünf nicht mehr wichtig sein.“ Das hat ihm in dem Moment geholfen.
Wichtig ist einfach, dass ich da bin. Ich erzähle den Kindern auch manchmal von mir. Natürlich nicht von all meinen Problemen – die armen Kinder! Aber ich zeige ihnen, dass auch ich Schwierigkeiten und Nöte habe. Und ich biete immer wieder an: Wenn etwas ist, dann kannst du gerne zu mir kommen.
Auf unseren Freizeiten sage ich oft: „Ich setze mich hier hin, und wenn du etwas hast, das du mir erzählen möchtest oder worüber du reden willst, dann komm einfach.“ Manchmal kommen sie dann wirklich, manchmal schnappen sie dich am Ärmel und sagen: „Ich muss dir jetzt etwas erzählen.“ Aber manchmal kommen sie auch nicht von selbst darauf. Dann helfen solche Angebote, dass sie wissen, dass sie einen Ansprechpartner haben.
Und kommen dann auch welche zu dir? Ja, sie kommen immer wieder. Manchmal erzählen sie etwas ganz Banales, manchmal aber auch Dinge, bei denen wir uns wirklich hinsetzen und beten oder in die Bibel schauen. Was sagt Gottes Wort dazu? Das ist ganz querbeet.
Das finde ich richtig toll, denn du legst damit auch gewisse Gleise, wenn sie zu dir kommen und mit dir reden. Das hört ja nicht auf, wenn sie Teenager sind oder Erwachsene werden. Wenn Erwachsene dann sagen, „Ja, Seelsorge, es ist schon so schlimm mit mir“ oder so in der Richtung, dann ist das ganz natürlich. Wir nennen das oft auch gar nicht Seelsorge. Dann sage ich: „Jetzt kommt wieder Dani in die Seelsorge.“ Einfach: Ihr könnt mit mir reden, ihr könnt mir etwas erzählen, ihr könnt auch erzählen, was euch freut. Und das machen sie oft ganz natürlich.
Wir versuchen auch in unseren Programmen, zum Beispiel im Kindergottesdienst oder in anderen Angeboten, Zeit einzuplanen, in der Austausch möglich ist. Ein guter Programmpunkt für Austausch ist immer das Essen. Dabei hat man Zeit. Manche Kinder kommen auch etwas früher, dann bin ich früher da und richte alles her, damit sie diese Zeit nutzen können.
Ein Kind kam immer eine halbe Stunde früher und hat mir wirklich beide Ohren abgequatscht. Aber das macht nichts, ich habe ja zwei Ohren dafür. Es sind auch nicht immer nur Probleme, es sind manchmal ganz normale Dinge, die beschäftigen. Aber es ist schön, wenn man einfach darüber reden kann.
Hast du ein paar Beispiele, was Kinder beschäftigt? Vielleicht eher banale Dinge, aber auch Situationen, bei denen man merkt, dass sie schon tief treffen. Ich fange mit den schweren Momenten an.
Ich saß einmal in einem Zelt, und ein Mädchen kam zu mir. Sie war in den Jahren davor nie gekommen, aber ich kannte sie gut. Ich wusste, dass es ihrer Mutter nicht gut ging. Dieses Mal kam sie zu mir und sagte: „Dani, ich hatte eine Mama, jetzt habe ich keine mehr.“
In dem Moment muss man einfach schlucken, weil man weiß, dass die Mutter gestorben ist. Es war ihr so wichtig, mir das innerhalb von zehn Minuten zu sagen. Sie war erst sechs Jahre alt und wusste nicht, wie sie es anders formulieren sollte.
Mitten im Programm habe ich gesagt: „Ja, das tut mir echt leid.“ Danach haben wir noch ein bisschen darüber gesprochen. Aber ich fand, das war so ein Moment, in dem ich einfach da stand und schlucken musste. Man merkt, wie viel Not schon in einem sechsjährigen Mädchen steckt, das mit Verlust, Trauer und all diesen Dingen umgehen muss.
Daneben gibt es auch ganz banale Sachen, wie „Mein Bruder hat mich geärgert und ich bin sauer“ oder „Mein Lehrer hat mich genervt“. Oder auf der Freizeit: „Ich will aber mit dem ins Zimmer.“ Das ist auch eine Art von Problem, bei dem man helfen kann.
Was würdest du sagen, was ist wichtig für ein gutes Gespräch? Ich merke, es ist einfach eine Beziehung. Man redet miteinander, weil man zusammensteht und Zeit miteinander verbringt. Trotzdem gibt es vielleicht Situationen, in denen du sagst, das ist mir wichtig – zum Beispiel, wenn ich mit Kindern rede oder wenn schwere Themen zur Sprache kommen.
Mir ist es ganz wichtig geworden, zuzuhören und auch mal nachzufragen. Wenn ein Kind sagt: „Der Tag war blöd, heute ist alles doof“, frage ich nach: Warum ist heute alles blöd? Woran kannst du das festmachen? Warum war gestern nicht blöd? Das ist eine typische Reaktion, manchmal heißt es einfach nur „Heute ist alles doof“. Aber ein bisschen nachzuhören, das ist wichtig. Manchmal geht es auch darum, wo man mit seiner Angst bleibt. Das spürt man oft.
Was mir außerdem wichtig ist, ist die Beziehung und auch, Zeit zu haben. Ich habe gelernt, ruhig zu bleiben und nicht auf alles eine Antwort zu haben. Die habe ich nämlich oft nicht. Kinder merken sehr schnell, wenn man sich etwas aus den Fingern saugt. Deshalb sage ich oft: „Ich weiß es auch nicht.“ Wenn es um etwas geht, das mit der Mama zu tun hat, sage ich zum Beispiel: „Ich habe auch gebetet, aber ich weiß es auch nicht.“ Einfach nicht vorschnell eine Antwort geben oder ganz schnell einen Rat wissen, sondern erst mal selbst überlegen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist für mich, wenn ein Kind zu mir kommt und sagt: „Ich möchte dir was erzählen, aber bitte erzähl es niemandem weiter.“ Dieses Versprechen kann ich nicht geben. Manchmal müsste ich es brechen – Gott sei Dank sehr selten. Ich sage dann: „Ich höre dir zu, und du weißt, ich bin keine Tratschtante. Aber wenn ich dich schützen muss, dann mache ich das für dich, nicht für mich.“ Ich sage keinem Kind: „Ich verspreche dir, ich sage es niemandem.“ Das ist ein ganz wichtiger Punkt, weil dadurch Vertrauen zerstört wird.
Auch wenn etwas ganz Freudiges passiert, zum Beispiel wenn ein Kind eine Entscheidung getroffen hat und mit Jesus leben möchte, dann sprechen wir gemeinsam darüber. Wir schauen zusammen in der Bibel nach und beten. Ich laufe dann nicht einfach los, um es weiterzuerzählen – auch wenn die Mama meine Freundin ist. Ich frage das Kind: „Möchtest du es deiner Mama sagen, oder soll ich es ihr sagen?“ Manche Kinder sagen: „Ich sage es selbst“, andere sagen: „Wir warten noch ein bisschen.“ Das ist auch völlig okay.
Dieses Vertrauen ist mir sehr wichtig. Es darf nicht ausgenutzt oder gebrochen werden. Natürlich ist es gut gemeint, aber Dinge, die mir erzählt werden, erzähle ich nicht brühwarm weiter. Manchmal ist es auch schwierig, wenn Eltern in meinem Alter mich fragen: „Wie ist das?“ Dann sage ich: „Das erzähle ich jetzt nicht weiter. Du darfst deine Tochter oder deinen Sohn selbst fragen.“ Aber was sie mir erzählen, bleibt bei mir.
Wenn ich bis hierher noch einmal zusammenfasse: Du gibst ihnen die Möglichkeit, zu reden. Wahrscheinlich gehst du auch auf ein Kind zu, wenn du merkst, dass es bedrückt ist. Vielleicht fragst du sie dann auch gezielt nach. Das Wesentliche, was du tust, ist zuzuhören und nachzufragen, oder? So können sie selbst Dinge sagen.
Außerdem können sie formulieren, was sie stört. Denn manchmal denkt man, dass sie von etwas Bestimmtem gestört sind, obwohl es eigentlich etwas ganz anderes ist. Obwohl es das gleiche Problem betrifft, ist das manchmal auch ein bisschen spannend. Aber ja, so könnte man es zusammenfassen.
Du hast auch gesagt, dass du dann wahrscheinlich nicht bei jedem Problem, aber bei manchen Dingen ganz bewusst dafür betest, oder? Manchmal betet ihr auch zusammen. Manche Kinder trauen sich nicht, sich zum Beten zu öffnen. Gerade mit dem Mädchen hast du gesagt: „Weißt du, jetzt beten wir auch, dass Gott dich tröstet.“ Du hast ihr erklärt, dass sie jedes Mal, wenn sie traurig ist, Gott sagen kann, dass sie traurig ist. Er hält das aus, sie darf ihm das sagen.
Das war für sie etwas ganz Besonderes, weil sie nicht in eine Gemeinde geht. Ich bin gespannt, sie wiederzusehen. Aber ich fand es so schön, dass sie das sagen musste. Ich habe schon gemerkt, dass sie etwas sagen wollte, aber das hätte ich jetzt nicht gedacht.
Ich weiß, du sprichst manchmal von Tür-und-Angel-Gesprächen und dass diese auch sehr wichtig für die Seelsorge sind. Vielleicht möchtest du einmal erklären, was du genau darunter verstehst?
Tür-und-Angel-Gespräche sind nicht solche, bei denen ich sage: „Ich setze mich hin, habe Zeit, und ihr dürft kommen.“ Natürlich gibt es auch diese Situationen. Aber Tür-und-Angel-Gespräche sind eher solche, die ganz spontan entstehen. Zum Beispiel am Sonntagmorgen: „Hallo, wie geht’s dir? Geht’s dir gut? Passt alles?“ Einfach ganz normale Fragen, bei denen man die andere Person im Blick behält.
Oder der Junge, der sagt: „Ja, ich hatte eine Fünf, aber ich habe es dir erzählt, jetzt geht es mir besser.“ Das sind typische Tür-und-Angel-Gespräche. Oder wenn jemand sagt: „Meine Oma ist krank, wir müssen sie besuchen“ oder „Ich muss jetzt lernen, weil ich morgen eine Mathearbeit habe.“
Das sind Situationen, in denen ich dann sage: „Ich bete für dich“ oder „Ich wünsche dir alles Gute.“ Und dazu gehört auch die Nachfrage: „Wie war die Mathearbeit? Wie ist es gelaufen?“ Oder: „Du hattest Angst vor dem Schullandheim, wie war es denn?“ Solche Gespräche zeigen, was eine Beziehung ausmacht.
Ich nenne das Tür-und-Angel-Gespräche, weil es kurze, spontane Momente sind, in denen jemand einfach sagen kann: „Ich bin traurig“ oder „Ich bin müde“ oder Ähnliches. Genau solche Gespräche gehören für mich dazu.
Es hört sich wirklich so an, als wärst du der Ansprechpartner für die Kinder. Das ist ja sehr wichtig. Ich fand es auch wichtig, dass wir gesagt haben, wir müssen den Begriff Seelsorge nicht zu hoch hängen.
Natürlich kann es auch zu einem klassischen Seelsorgegespräch werden. Wenn man merkt, dass jemand erst mal einfach mit seinen Anliegen zu dir oder zu anderen Mitarbeitern kommen kann. Dabei geht es um Dinge, die einen beschäftigen, aber auch um Themen, die im Blick auf Gott wichtig sind.
Erlebst du es auch immer wieder, dass Kinder über geistliche Dinge nachdenken und dass sie davon beschäftigt sind? Ein großer Punkt ist oft Angst. Zum Beispiel Angst davor, wenn eine Freundin umzieht oder in der Schule oder im Kindergarten. Angst ist also ein wichtiges Thema.
Was macht man dann? Kann man da beten? Wie betet man in solchen Situationen? Das ist ein großes Thema. Natürlich muss man manchmal auch Dinge ansprechen.
Wir hatten letztens eine Aktion, bei der wir mit Lego unterwegs waren. Irgendwie habe ich beim nächsten Treffen gemerkt, dass bei einer Familie etwas nicht stimmt. Die Kinder konnten mir nicht in die Augen schauen, irgendetwas passte nicht. Später kam dann auch heraus, was los war: Sie hatten einiges erlebt, was sie belastete. Das hatte ich fast schon vermutet, aber auf die Lego-Dinge wäre ich gar nicht gekommen.
Wir haben das dann geklärt. Die Kinder saßen da und es war für sie sehr schlimm, weil sie eigentlich nicht so handeln wollten, es aber doch getan hatten. Sie hatten das gut organisiert, aber es war eine schwierige Sache.
Das war total schön, weil wir gerade über Ostern gesprochen hatten. Ich hatte die Ostergeschichte anhand einer Missionsgeschichte erzählt. So konnte ich sagen: „Das ist Ostern, deshalb kam Jesus.“
Dann haben sie sich bei mir entschuldigt und wir haben das gemeinsam vor Gott gebracht. Es war ein großer Unterschied, wie sie mich danach verabschiedet haben und wie sie mir jetzt wieder begegnen können.
Solche Dinge gehören ja auch dazu, zum Beispiel wenn es um Streit geht oder um Dinge, die sie belasten. Wenn Sünde sie drückt, erlebe ich immer wieder, dass sie davon erzählen. Dann beten wir zusammen, schauen auch in die Bibel und sagen: „Schau, dir ist vergeben.“
Natürlich gibt es auch das klassische Gespräch, wenn sie ihr Leben Jesus anvertrauen wollen. Das ist dann total schön. Manche machen das alleine, aber viele trauen sich auch und sagen: „Machen wir es zusammen.“ Das ist echt klasse.
Ja, das sind viele Möglichkeiten eines Seelsorgegesprächs. Es gibt aber auch Grenzen, bei denen man sich fragt: Wann sollte man jemanden weiterverweisen oder wann sagt man, dass man nicht weiter nachfragen möchte?
Was ich sehr gut finde, ist, dass man nicht alleine da steht. Zum Beispiel haben wir in unserer Organisation jemanden, der für den Kinderschutz zuständig ist. Wenn man merkt, dass es in eine Richtung geht, in der immer wieder Dinge auffallen, haben wir verschiedene Schulungen erhalten, wie wir darauf reagieren können. Dann kann man sich beraten lassen: Wo kann ich mir Hilfe suchen? Ist es eine Situation, bei der ich sage, ich weiß es nicht? Dann hole ich mir Unterstützung. Ich kann das auch mit der betroffenen Person besprechen und je nachdem überlegen, welche Schritte eingeleitet werden müssen oder ob keine Schritte nötig sind.
Es gibt Grenzen, die mich übersteigen, also Situationen, bei denen ich sage: Damit kenne ich mich nicht aus. Gerade in der Gemeinde ist es gut, dann zu den Ältesten zu gehen und jemanden mit ins Boot zu holen. Wichtig ist, dass ich nicht alles alleine tragen muss oder kann.
Das sind Grenzen, bei denen ich denke, dass ich auch mal empfehle, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bei einer Mutter habe ich zum Beispiel gesagt: Mir ist es ganz wichtig, dass ihr euch auch professionelle Hilfe holt, weil ich Dinge sehe, die das Normale einfach übersteigen. Wenn ich sage, wir reden, wir beten, aber sie braucht professionelle Unterstützung, dann ist das eine Grenze, bei der ich mir bewusst bin, dass ich das nicht leisten kann. Und da darf ich ehrlich sein.
Eine große Grenze ist auch das Versprechen: „Ich werde es nicht weiter sagen.“ Interessanterweise dachte ich am Anfang, wenn Kinder zu mir kommen und ich sage: „Du weißt, ich werde es nicht weitertratschen“, dann sei das für die Kinder in Ordnung. Erstaunlicherweise ist das so. Ich hätte es nicht gedacht. Wenn man ihnen gut erklärt, warum man handeln muss – nämlich zum Schutz der Kinder –, dann verstehen sie das. Es geht nicht darum, dass ich es für mich tue, sondern um sie.
Das ist ein sehr wichtiger Gedanke. Ein wichtiger Punkt, der leider in der heutigen Zeit immer mehr Bedeutung gewinnt. Doch ich glaube daran.
Gibt es sonst noch Dinge, die dir bei diesem Thema wichtig sind – seelsorgerlich mit Kindern zu sprechen? Das war ja schon eine ganze Menge, eine ganze Fülle an Gedanken.
Ich meine, das Meiste haben wir schon gesagt: wirklich Beziehung leben, ein offenes Ohr haben und die Kinder ermutigen. Ganz wichtig ist auch, dass man es einem Kind leicht macht, wenn es zu einem kommt und mit einem spricht. Es hilft, das Kind anzulächeln – die normalen Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Man sollte das Kind ermutigen und nicht verurteilen.
Es war ja klar, dass du das sagst, sondern einfach das Kind im Blick zu haben und auch gemeinsam zu beten. Was mir noch einfällt, ist, dem Kind zu sagen, dass man versteht, wie es sich fühlt. Zum Beispiel: „Du hast diese Frage gestellt oder dieses Problem, und das enttäuscht mich zutiefst.“ Aber damit ist es dann auch genug. Darum geht es ja auch nicht.
Wenn wir uns vorstellen, dass ein Kind kommt, dann geht es nicht darum, dass es uns enttäuscht. Vielmehr wollen wir, dass ihm geholfen wird. Und ich finde es ganz süß, wenn sie kommen und sagen: „Dani, ich habe keine Lust, Bibel zu lesen.“ Dann sage ich: „Weißt du, mir geht es manchmal auch so.“ Da muss man ehrlich sein, denn nicht jeder Morgen oder Abend ist gleich. Man ist manchmal müde. Aber dann kann man sagen: „Schau, jetzt können wir gemeinsam beten.“ Und das ist für sie, denke ich, ein ganz, ganz wichtiger Punkt.
Das gilt übrigens auch für Erwachsene: Man sollte solche „No-Go“-Formulierungen vermeiden. Denn darum geht es ja nicht, dass sie uns enttäuschen. Auch beim Thema Stehlen ging es darum, dass die Kinder Hemmungen hatten, es zuzugeben. Sie wollten es ja eigentlich nicht machen, fanden es aber trotzdem doof. Wichtig ist, dass man das gemeinsam wieder in Ordnung bringt. Und wenn man sagt: „Ich vergebe euch gern“, dann ist das für die Kinder oft ein entscheidender Moment. Ich glaube, diese Erfahrung war sehr wichtig für sie.
Auch den Eltern kann man sagen, dass es Sinn macht, diese Dinge ins Herz zu legen. Für die Eltern war es manchmal fast noch schlimmer als für die Kinder. Genau. Ich erinnere mich auch daran, wie ich zu meinem Freund gehen musste, der mit meinem Vater zusammen war, und sagen musste: „Ich habe dir das geklaut.“ Das war nicht gerade ein vergnügungssteuerpflichtiger Moment. Ich erinnere mich bis heute daran.
Positiv ist aber, dass ich die Situation trotz allem positiv in Erinnerung habe. Ich weiß, dass es mir in dem Moment nicht gut ging, aber danach ging es mir besser. Die Situation hat sich verändert, und inzwischen kommen die Kinder wieder fröhlich zu mir. Sie können mir wieder in die Augen schauen. Das ist doch schön. Wirklich schön.
Du hast vorhin gesagt, es gab ein Kind, bei dem man festgestellt hat, dass es professionelle Hilfe benötigt. Das ist im Grunde der Punkt, an dem man merkt, dass sich etwas im Verhalten oder im Denken ändern muss.
Als Gemeinde müssen wir dennoch darauf achten, dass wir dranbleiben. Das sind zwei verschiedene Bereiche, auf denen wir arbeiten.
Leider handelt es sich bei dem Kind nicht um eines, das zur Gemeinde gehört. Wir haben zwar auch Gruppen, in denen Kinder von außen kommen. Die Mutter des Kindes hatte anfangs Schwierigkeiten, das zu verstehen. Ich habe es ihr erklärt. Es ist immer schwierig, das weiß ich, aber letztlich war sie mir dankbar.
Ich sage so etwas nicht immer sofort. Manchmal ist es gut, eine Beziehung zu den Eltern zu haben. In diesem Fall war es mir aber besonders wichtig. Dem Kind konnte über einen längeren Zeitraum geholfen werden. Es dauert noch etwas, aber das ist in Ordnung.
Schön, ich glaube, das war jetzt sehr motivierend, besonders im Hinblick auf die Seelsorge an Kindern.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Ich denke, ihr konntet viele Impulse mitnehmen, wie ihr seelsorgerlich mit Kindern sprechen könnt.
Manchmal gibt es ja auch Unsicherheiten auf Seiten der Erwachsenen. Ich glaube, Dani, das konntest du ein Stück weit nehmen.
Wenn ihr sonst Fragen habt, über die wir sprechen sollten, oder Anmerkungen zum Podcast, dann schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und Mut, auf Kinder zuzugehen und eine Beziehung zu ihnen zu wagen.