Jesus benutzte Metaphern, um das Evangelium darzustellen. Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Machbar, dem Podcast für Alltagsmissionare.
Das Evangelium der Bibel ist einfach – so einfach, dass jedes Kind es verstehen kann. Gleichzeitig ist das Evangelium vielschichtig, tiefgehend und facettenreich. Ein ganzes Menschenleben reicht nicht aus, um es vollständig zu durchdringen.
In der letzten Folge haben wir darüber gesprochen, was das Evangelium ausmacht. Dabei ging es auch darum, wie wir es angemessen kommunizieren. In diesem Zusammenhang fiel auch das Wort Metapher.
Metaphern können das Verständnis des Evangeliums erleichtern. Heute betrachten wir solche Metaphern, die Jesus verwendet hat, um das Evangelium zu erklären.
Ich bin Jochen und möchte mit euch über zwei Metaphern aus dem Johannes-Evangelium nachdenken.
Zunächst einmal: Was ist überhaupt eine Metapher? Wenn man in Wörterbüchern nachschlägt, liest man etwa: Eine Metapher ist eine Sprachfigur, die aus einem Wort oder selten aus einer kleinen Wortgruppe besteht. Wird ein Wort als Metapher benutzt, überträgt man es als Bild aus seinem ursprünglichen Bedeutungszusammenhang in einen neuen.
Vereinfacht gesagt vergleicht eine Metapher etwas, das man kennt, mit etwas, das man nicht kennt. Oft ist das Bekannte etwas Konkretes, während das Unbekannte abstrakt ist und schwer zu fassen. Man stellt also zwei Dinge nebeneinander, indem man ein Wort aus seinem eigentlichen, wörtlichen Sinn herausnimmt und in einen anderen Zusammenhang stellt, um etwas über das andere Ding zu erfahren.
Das dient der Veranschaulichung. Es hilft uns, mit unseren Gefühlen, unserem Verstand und unserem ganzen Sein besser zu verstehen, was eigentlich gemeint ist.
Wir benutzen ständig Metaphern, oft ohne es bewusst wahrzunehmen. Christian und ich sprechen zum Beispiel manchmal vom „Weg der kleinen Schritte“ in der Evangelisation. Damit meinen wir nicht wörtlich, dass man mit jemandem spazieren geht, der noch nicht Christ ist, und darauf achtet, die Füße nicht zu weit nach vorne zu setzen, sondern immer eng beieinander zu halten. Natürlich nicht.
Hier bedeutet „kleine Schritte“ eine Prozessfolge in der Kommunikation oder Verständigung über das Evangelium. Diese verläuft langsam, allmählich, Schritt für Schritt – kleinschrittig, wie wir auch sagen – und ist somit weder zu schnell noch zu unverständlich für den, der das mitmacht.
Man muss auch sagen, dass der Gebrauch von Metaphern nicht immer eindeutig ist. An manchen Stellen kann man sich fragen, ob etwas wörtlich oder bildlich gemeint ist, also als Metapher. Wenn ich zum Beispiel sage: „Oh, ich habe den Schlüssel gefunden“, könnte ich tatsächlich einen metallischen Gegenstand meinen, mit dem man Türen öffnet oder schließt.
Ich könnte aber auch meinen, dass ich gerade eine Bibelstelle verstanden habe. Dann ist „Ich habe den Schlüssel gefunden“ einfach ein Ausdruck dafür, dass mir nun eine Verständnistür geöffnet wurde.
Nicht nur unsere Alltagssprache ist voller Metaphern, sondern auch die Bibel. Dabei stellt sich manchmal die Frage, ob eine Bibelstelle bildlich oder wörtlich gemeint ist. Das ist nicht immer leicht zu beantworten. Meist hilft der Zusammenhang: Man kann daraus schließen, dass es gar nicht wörtlich gemeint sein kann, sondern bildlich, weil es wörtlich keinen Sinn ergibt.
Wenn die Bibel und auch wir Metaphern benutzen, hat das den Vorteil, etwas zu erklären, was sonst ziemlich kompliziert wäre. Durch den einfachen, bildhaften Gebrauch werden viele Assoziationen geweckt, die das Verständnis erleichtern.
Es ist daher kein Wunder, dass unser Herr Jesus Christus das Evangelium oft mit Metaphern erklärt hat. Manchmal erklärt er Aspekte des Evangeliums mit kleinen Geschichten, die wir Gleichnisse nennen. Diese finden wir vor allem im Matthäus- und Lukas-Evangelium.
Manchmal hat er es aber auch auf ein Wort sozusagen zusammengedampft, das eine ganze Botschaft enthält. Das ist dann eine Metapher. Diese finden wir vor allem im Johannes-Evangelium, zum Beispiel in den sieben bekannten „Ich-bin“-Worten.
Im Griechischen heißt das Ego Eimi. Diese Worte drücken mit einem einzigen Wort aus, wer Jesus eigentlich ist, indem er sich mit einer Metapher erklärt.
Der Vollständigkeit halber nenne ich hier noch einmal die sieben bekannten „Ich bin“-Worte Jesu, die ihr sicher kennt.
Ich bin das Brot des Lebens (Johannes 6,35).
Ich bin das Licht der Welt (Johannes 8,12).
Ich bin die Tür – zweimal erwähnt in Johannes 10.
Ich bin der gute Hirte (Johannes 10).
Ich bin die Auferstehung und das Leben (Johannes 11).
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14).
Ich bin der wahre Weinstock (Johannes 15,1).
Diese sind nicht die einzigen Metaphern, die unser Herr im Johannesevangelium verwendet, aber sie sind die berühmten „Ich bin“-Worte, auf die jeweils eine Metapher folgt.
Das Evangelium ist die gute Botschaft von Jesus und zugleich die gute Botschaft über Jesus. Es ist personifiziert in Jesus Christus selbst. Deshalb lässt sich das Evangelium gut mit Metaphern erklären, besonders wenn wir eine Metapher benutzen, die Jesus selbst für sich verwendet hat.
Wir können also von Jesu Gebrauch der Metaphern lernen, wie wir das Evangelium kommunizieren können – auch im Alltag, als Alltagsmissionare.
Ja, und ich möchte zwei Aspekte aufgreifen, das habe ich schon gesagt. Die erste ist, dass Jesus vom Licht spricht, was wir eben schon behandelt haben.
Diese Metapher „Jesus ist Licht“ wird im Johannes-Evangelium bereits verwendet, bevor Jesus selbst zu Wort kommt – nämlich durch Johannes, den Evangelisten. Er sagt in Kapitel 1: „In Gott war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht überwunden“ (Johannes 1,4-5).
Dann finden wir in Johannes 8,12 das berühmte Wort: „Wiederum nun redete Jesus zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
In Johannes 12,46 heißt es: „Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt.“
Denken wir ein wenig über diese Metapher nach: Was wird damit ausgedrückt? Was meinte Jesus, als er sagte: „Ich bin Licht“? Das ist nicht wörtlich gemeint, sondern ein Bild, das sich uns erschließt. Ein Bild wofür eigentlich? Wovon ist Licht ein Bild?
Licht ist substanzlos, man kann es nicht greifen. Aber es ist ganz offensichtlich da, es ist real und erfahrbar. Ich erlebe sofort den Unterschied zwischen Anwesenheit und Abwesenheit von Licht, wenn ich in der Dunkelheit bin.
Ganz prägnant sagt es 1. Johannes 1,5: „Gott ist Licht.“ Also ist Licht ein Bild für Gott. Wenn wir also das Evangelium erklären wollen und darauf zu sprechen kommen, wer Gott ist und wer Jesus eigentlich ist, dann hilft diese Metapher weiter.
Wir könnten sagen: Jesus ist Licht, Gott ist Licht – so wird es auch in der Bibel bezeichnet. Das bedeutet, du kannst ihn nicht sehen, aber weil du ihn nicht siehst, ist er dennoch da. Denn weil er da ist, siehst du überhaupt.
Das Licht ist transzendent, es ist nicht für dich greifbar. Du kannst es nicht streicheln, anfassen oder sonst etwas damit machen. Aber es ist auch immanent, es ist überall da. Du kannst es nicht auslöschen, du kannst in den Schatten gehen, in die Finsternis fliehen, aber Licht bleibt Licht.
Je näher du dem Licht kommst, desto weniger wirst du sehen. Ins hellste Licht kannst du nicht hineinschauen. So ist Gott auch: Er ist überall und doch nicht greifbar für dich. Du kannst dich ihm körperlich nähern, und doch ist er dir ganz nah.
Jesus ist Licht – ein wunderbares Bild, oder? Jesus ist Licht, das heißt auch, er kommt von Gott. Licht geht unserer Beobachtung nach von einer Quelle aus.
Wir haben künstliche Lichtquellen, wie Lampen, Scheinwerfer und so weiter. Aber wir kennen auch natürliche Lichtquellen: die Sonne, unsere große Lichtquelle, und überhaupt alle Himmelskörper, alle Sterne.
Die Bibel macht ganz am Anfang eine bemerkenswerte Aussage: „Am Anfang war Gott.“ Und dann heißt es in Vers 3: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war.“
Letztendlich stellen wir Menschen bei jedem Phänomen die Frage: Wo kommt das her? Was ist die Kausalkette? Können wir die Ursachen dieser Sache zurückverfolgen? Wie hat das alles angefangen?
Und immer weiter können wir fragen: Und das kommt wovon? Und das kommt wovon? Wir können die Kette immer weiter zurückführen, aber irgendwann muss es doch einen Schluss geben – oder besser gesagt einen Anfang, von dem alles ausgeht.
Gott macht uns hier am Licht beispielhaft deutlich, dass er der Anfang aller Dinge ist. „Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ Was war die Ursache des Lichtes? Gott. Was ist die Ursache von Gott? Nichts. Gott ist die Ursache von allem.
Jakobus sagt in Jakobus 1,17: „Gott ist der Vater der Lichter, er ist der Ursprung, er ist die Quelle des Lichts.“
Im Buch Hiob heißt es schon in Kapitel 38, Vers 19: „Wo ist der Weg zur Wohnung des Lichts? Welches ist der Weg zu dem Ort, wo das Licht verteilt ist?“ Ja, wo ist der Ursprung dieses Lichts, dieses Phänomens, das wir nicht so richtig erklären können?
Wenn wir das Evangelium erklären wollen, kommen wir darauf zu sprechen, woher Jesus kommt und wer er eigentlich ist. Er kommt von Gott und ist die Ursache von allem, er ist der Anfang.
Alles lässt sich auf ihn zurückführen, aber nicht weiter als bis zu ihm. Jesus ist wie das Licht: Er kommt von oben, er durchdringt alles Alltägliche. Und doch ist sein Ursprung nicht weiter zurückzuverfolgen, als dass er von Gott kommt.
Nun, bei Licht denken wir natürlich auch daran, dass Licht Lebensspender ist, nicht wahr?
Das natürliche Sonnenlicht macht die Photosynthese auf unserem Planeten möglich. Ohne die Photosynthese der Pflanzen hätten wir keinen Sauerstoff und könnten nicht leben.
Licht steht für Leben oder für Lebensspendendes. Licht ist lebensnotwendig, und das gilt genauso für Jesus.
Jesus ist Licht, er ist die Ursache, warum wir leben. Wir könnten ohne Licht gar nicht leben, es ist nicht vorstellbar. Und so können wir auch nicht wirklich leben, also so leben, wie Gott es gemeint hat, ohne Jesus.
Jesus ist das Licht. Das heißt, Leben ohne ihn ist undenkbar. Das sagt er auch mit dieser Metapher, wenn er sagt: „Ich bin das Licht.“
Und damit sind Licht und Leben natürlich miteinander verwoben. Diese beiden Metaphern hatten wir schon am Anfang in Kapitel 1 des Johannes-Evangeliums gelesen. Wir kennen das auch aus Johannes 14,6, wo der Herr sich nennt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Oft wird in der Bibel auch Licht als Gegenpol zu Dunkelheit und Finsternis gebraucht. Und auch das ist eine Bedeutung von Licht: dass es unvereinbar ist mit Finsternis, mit Dunkelheit.
Wenn Jesus also sagt: „Ich bin das Licht“, dann können wir auch empfinden, dass Jesus und Sünde, Jesus und Irrlehre, Irreführung oder Täuschung nicht vermischbar sind.
Jesus ist rein und nicht ein bisschen dunkel – das geht nicht bei Licht. Licht ist Licht, Dunkelheit ist Dunkelheit.
Jesus ist unvereinbar mit manchen Dingen und Vorstellungen, mit Erklärungen und Theorien, die wir machen. Jesus ist Licht, Punkt.
Das Licht steht auch für Klarheit, für Orientierung, für Wahrheit und Echtes.
Sehr viele Bibelstellen machen das deutlich und benutzen diese Metapher in diesem Sinne.
Hiob 29,3 sagt: „Seine Lampe leuchtete über meinem Haupt, und durch sein Licht wandelte ich durch die Finsternis.“
Wir kennen viele Psalmen, die das ähnlich ausdrücken: Licht für meinen Fuß, damit ich in der richtigen Weise wandle.
Und das finden wir auch ganz wortwörtlich bei Paulus, der vor den Toren Damaskus plötzlich ein Licht vor sich sah, von einem Licht umstrahlt wurde. Wir wissen, dass ihm dort Jesus begegnete.
Jesus ist Licht. Und auch in diesem Sinn ist er Licht, als er Paulus eine neue Orientierung gab, ihm Klarheit über seinen vergangenen falschen Weg und den zukünftig richtigen Weg gab, den er einschlagen sollte.
Er machte ihm klar, was die Wahrheit ist – nicht die Wahrheit der Pharisäer, sondern die Wahrheit, die Jesus verkündigt hat.
Er gab ihm Klarheit über das echte Evangelium und die falsche Frömmigkeit und Selbstgerechtigkeit eines Pharisäers.
Also: Jesus ist das Licht. Und wir können sagen, das Evangelium können wir damit erklären, dass es wirklich Orientierung und Klarheit in den Fragen bringt, die uns sonst nicht so klar sind, wenn wir dieses Licht nicht haben, wenn wir Jesus nicht haben.
Das Licht steht auch für das Heilige, das sehen wir immer wieder im Alten Testament.
Wenn Gott beschrieben wird in seiner Heiligkeit – in Hesekiel, in Jesaja – dann ist immer von Lichterscheinung die Rede, von Glanz, von Licht.
Oft finden wir dies, und vielleicht ist 1. Timotheus 6,16 eine Stelle, die uns da einfällt. Dort wird von Gott geredet als dem, der „Allein unsterblich ist und der ein unzugängliches Licht bewohnt.“
In Kolosser 1,12 wird uns für die Zukunft in Aussicht gestellt, als unser sicheres Erbe: „Wir danken dem Vater, der euch fähig gemacht hat zum Anteil am Erbe der heiligen Lichter.“
Also bei Gott zu sein heißt, in der heiligen Atmosphäre zu sein, in die die Heiligen gehören. Und das heißt, im Licht zu sein.
Jesus ist Licht – das heißt auch, er ist heilig, er ist ohne Sünde.
Er ist Mensch geworden, aber er ist nicht in dem Sinne menschlich, wie wir das verstehen – als verdorben, fehlerhaft, falsch, unecht, sündig.
Jesus ist Licht, das heißt, er ist heilig.
Ja, so könnten wir noch viel, viel mehr über diese Metapher Licht sagen. Euch wird bestimmt noch einiges dazu einfallen.
Benutzt sie, wenn ihr das Evangelium verkündet: Jesus ist Licht, er gibt dir Klarheit, er gibt dir Orientierung.
Jesus ist eigentlich die Ursache und eigentlich auch das Ziel deines Lebens. Eigentlich kannst du gar nicht ohne Jesus leben.
Jesus ist wie Gott, er ist da, aber nicht greifbar.
Jesus ist der Ursprung von allen Dingen, so wie Licht letztlich auf Jesus zurückgeht.
Ein Bild möchte ich noch vom Licht erwähnen, das Paulus benutzt in 2. Korinther 4,6. Das ist vielleicht eine gute Zusammenführung einiger Aspekte, die wir jetzt genannt haben.
Dort heißt es: „Denn der Gott, der gesagt hat: ‚Das Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten‘, der hat in unsere Herzen geleuchtet, um uns das Licht der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi zu geben.“
Das ist die Annahme des Evangeliums. Also Lichtwirkung und Wirkung des Evangeliums stellt Paulus hier in einem Bild nebeneinander und sagt, das ist das eine wie das andere.
Es ist derselbe Gott, der beides wirkt: der Licht in diese Schöpfung gebracht hat und Licht in unsere Herzen gebracht hat, indem wir erkennen konnten, wer Jesus Christus ist.
Jemand hat gesagt, hier ist die Verbindung zwischen der Schöpfung und der Neuen Schöpfung, zwischen dem Alten und dem Neuen Testament, zwischen der physischen Realität des Lichtes und dem geistigen Symbol dafür, der Metapher Licht.
Ich schließe mit einem Zitat aus dem Dictionary of Biblical Imagery. Dort heißt es, ein Überblick über die Lichtmetaphern in der Bibel veranschaulicht, dass sich die Grundzüge des biblischen Glaubens und die Gefühle, die er hervorruft, nachzeichnen lassen.
Das Licht in seinen verschiedenen Bedeutungen steht im Mittelpunkt so zentraler biblischer Themen wie Schöpfung, Vorhersehung, Gericht, Erlösung und Heiligung.
Es verkörpert einen Großteil der theologischen Lehre der Bibel über Gott.
Eine einzige Metapher – Licht – und sie drückt so viel aus. So vieles kann man damit veranschaulichen.
Gut, wenn wir über diese Metapher nachdenken – als Alltagsmissionar.
Noch eine zweite Metapher, die uns als Beispiel helfen kann, um die Frage zu beantworten, wie der Geist Gottes eigentlich wirkt.
Zum Evangelium gehört, den Menschen zu sagen, wie sie das Leben aus Gott empfangen können. Wenn wir die menschliche Perspektive betonen, sprechen wir davon, dass sie eine Entscheidung treffen müssen. Sie müssen glauben, sich bedingungslos Jesus Christus anvertrauen, ihn zu ihrem persönlichen Herrn und Retter machen, radikal umkehren und auf das Wirken Gottes antworten. Sie sollen auf sein Wort mit einem Ja reagieren und die angebotene Gnadenhand ergreifen.
Wenn wir das jedoch aus der Perspektive Gottes betrachten, sprechen wir von der Wiedergeburt. Dabei reden wir nicht von Bekehrung, sondern nennen es Wiedergeburt oder besser gesagt die Geburt von Neuem beziehungsweise die Geburt von oben (Johannes 3). In diesem Bild wird deutlich, dass nicht wir, sondern Gott der eigentliche Handelnde ist. Niemand hat über seine eigene Geburt entschieden.
Die Frage ist also: Wenn Gott handelt, wer oder was ist es? Es ist der Geist Gottes. Der Geist Gottes bewirkt die Neugeburt, die Geburt von oben. Viele Menschen fragen sich nun neugierig, wie das genau geschieht und wie man das erklären kann.
In Johannes 3 finden wir diese Frage, die auch Nikodemus stellt. Jesus benutzt wieder eine Metapher, um es ihm zu erklären. Er vergleicht den Heiligen Geist und sein Wirken mit dem Wirken des Windes. Der Wind ist etwas Konkretes, das man kennt, und steht hier für etwas, das man nicht so gut kennt und nicht genau erklären kann: den Geist.
Interessanterweise ist das im Griechischen nicht einmal ein anderes Wort. Pneuma heißt im Griechischen sowohl Geist als auch Luft oder Wind. Dennoch ist es eine Metapher, denn Jesus verwendet hier eindeutig das Wort Pneuma im Sinne von Wind. Das wird deutlich, wenn wir den Zusammenhang lesen.
Bei dieser Metapher haben wir einen Vorteil: Unser Herr Jesus erklärt sie selbst. Er sagt, inwiefern Geist und Wind als Metaphern nebeneinanderstehen können. Geist ist das Abstrakte, der Wind etwas Konkretes, das auch Nikodemus kennt.
Ich zitiere aus Johannes 3,8: „Der Wind weht, wo er will, und ihr hört sein Rauschen, aber ihr wisst nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.“
Denken wir über dieses Bild vom Wind nach. Der Wind ist souverän. Du hörst den Wind, aber er hört nicht auf dich. Einmal, als der Wind tobte, fragten die Jünger: „Wer ist denn dieser? Das kann ja kein Mensch machen.“ Das war, als Jesus dem Wind befahl, still zu sein.
Das können wir nicht tun, aber wir wissen dennoch, dass der Wind wirkt und tut, was er will. Du nimmst seine Wirkung sehr wohl wahr. Die Jünger im Boot wussten, dass der Wind die Wellen aufpeitscht und dass sie deswegen, wenn es so weitergeht, bald sterben müssten auf dem See. Aber du kannst es dir nicht genau erklären.
Auch wenn wir physikalische Zusammenhänge von Luftbewegungen kennen, wissen wir letztlich nicht genau, wie die Winde wehen. Sonst könnten wir das Wetter über Jahre voraussagen. Es scheint ein göttliches Geheimnis zu geben bezüglich der Rolle des Heiligen Geistes bei der Wiedergeburt.
Das macht Jesus deutlich, indem er sagt: Der Heilige Geist ist wie der Wind. Der Geist ist Gott, und Gott ist souverän. So erscheint es uns Menschen, wenn wir über Wind nachdenken: Er scheint souverän zu sein.
Du weißt zwar nicht, wie er wirkt, aber sehr wohl kannst du seine Wirkung ablesen. Du hörst das Blätterrauschen, du siehst die Wellen hochgehen. So ist es auch mit der Wirkung des Heiligen Geistes. Du kannst nicht genau erklären, wie er in einem Menschen wirkt. Du kannst nicht jeden einzelnen Schritt nachvollziehen oder in dein Schema pressen.
Aber du merkst irgendwann sehr wohl: Hier hat der Heilige Geist gewirkt. Eine schöne Metapher, die etwas erklärt, was letztlich für uns unerklärlich bleibt. Gleichzeitig macht sie in diesem Bild deutlich, wo die Grenzen unseres Verständnisses sind und was uns offenbart worden ist.
Was können wir aus den Metaphern lernen, die Jesus verwendet hat? Es gibt viele davon, und sie sind nur ein Teil seiner bildhaften Sprache. Zunächst einmal ist Jesus sehr bemüht, dass die Menschen das Evangelium verstehen. Es ist ihm ein echtes Anliegen, deshalb benutzt er auch Metaphern.
Wenn wir besser verstanden werden wollen, sind Metaphern ein gutes Stilmittel, das wir einsetzen sollten. Natürlich sind die Metaphern der Bibel dafür da, dass wir sie übernehmen und gebrauchen. Vielleicht können wir auch eigene Metaphern aus unserer Zeit verwenden. Dabei sollten wir jedoch immer darauf achten, die Metaphern richtig anzuwenden. Denn sie können auch missverständlich sein: Ist das jetzt wörtlich gemeint oder bildlich? Wie man so sagt, können Bilder auch schief hängen – das gilt auch für Metaphern.
Ein bekanntes Beispiel aus der Politik: „Letztes Jahr standen wir vor einem großen, tiefen Abgrund.“ Das Bild ist klar: Der Abgrund steht für eine Krise, die auf uns zukommt. Dann folgt der Satz: „Dieses Jahr werden wir einen Schritt nach vorne machen.“ Bleibt man in diesem Bild, stürzt man damit ab. Das war kein gutes Bild, es „hing schief“.
Deshalb sollten wir darauf achten, die biblischen Bilder und Metaphern Jesu gut zu kennen und richtig zu nutzen, damit sie „gerade hängen“.
Danke für heute fürs Zuhören. Danke auch, wenn du uns mit deinen Fragen und Anregungen unterstützt, damit wir sie aufnehmen können. Du kannst sie schreiben an machbar@holkebach.org.
In der nächsten Folge wird wieder Christian hier sein. Ich sage Tschüss, bis dann!